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Archiv "Bayerisches Gesundheitsforum: Steuerung im komplexen System" (07.05.2010)

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A 846 Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 107

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Heft 18

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7. Mai 2010

BAYERISCHES GESUNDHEITSFORUM

Steuerung im komplexen System

Um qualitätsorientierte Vergütung sollte es bei der Veranstaltung in Bamberg gehen. Aber viele Redner hielten sich nicht lange mit dieser Vorgabe auf.

M

anches nimmt man von ei- ner solchen Tagung mit – zum Beispiel dass für Andreas Meusch, Leiter der Landesvertre- tungen der Techniker-Krankenkas- se, der Wettbewerb die einzige Möglichkeit darstellt, steuernd in das Gesundheitssystem einzugrei- fen. „Alle anderen Steuerungssyste- me versagen angesichts der Kom- plexität des Systems.“ Wenn dies nicht gar einem Offenbarungseid ei- nes wichtigen Akteurs in einem der Solidarität verpflichteten Gesund- heitssystem gleichkommt. Kurz zu- vor noch hatte Dr. med. Andreas Hellmann, der Vorsitzende der Ver- treterversammlung der Kassenärzt- lichen Bundesvereinigung (KBV), gefordert: „Qualität muss um der Qualität willen vorangetrieben wer- den.“ Ein Widerspruch, der nicht aufgelöst werden konnte; da halfen auch die schönen Bildprojektionen zu Beginn der Veranstaltung nicht weiter, die wohl – untermalt mit Musik und garniert mit weisen Sprüchen großer Männer von Kon- fuzius („In allen Dingen hängt der Erfolg von den Vorbereitungen ab.“) über Kafka bis Johannes Rau – inspirierend sein sollten.

Um „Pay for Performance. Qua- litätsorientierte Vergütung“ sollte es beim 8. Bayerischen Gesundheits- forum (BGF) am 23. und 24. April in Bamberg gehen. Und ansatzwei- se wurde dieses Versprechen einge- löst, auch wenn man gelegentlich den Eindruck hatte, hier sei es vor allem darum gegangen, möglichst viele „Gesundheits-Promis“ nach Bamberg zu holen und so einen Beitrag zur regionalen Wirtschafts- förderung zu leisten.

Die aus Bamberg stammende Staatssekretärin im Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Gesundheit, Melanie Huml, hielt sich nicht lange mit dem Sachver-

halt „Pay for Performance“ (P4P) auf, sondern brachte unverzüglich das zur Sprache, was ihr und dem Ministerium derzeit besonders am Herzen liegt – nämlich die Sicher- stellung der vertragsärztlichen Ver- sorgung in der Fläche. Dagegen verharrte der Staatssekretär im Bundesgesundheitsministerium, Ste- fan Kapferer (FDP), etwas länger beim Thema der Veranstaltung, auch wenn Aussagen, wie zum Bei- spiel „wenn es ums Geld geht, ist natürlich jeder darauf bedacht, nicht weniger zu bekommen“, nur einen überschaubaren Erkenntnis- gewinn bringen. Allerdings passt diese Feststellung wiederum gut zum eingangs erwähnten Statement über Steuerungsmöglichkeiten in einem komplexen System.

P4P: Annäherungsversuche und strikte Ablehnung

Zumindest verwies Kapferer auf mögliche Fehlallokationen bei P4P hin. So bestehe die Gefahr der Risi- koselektion und der Vernachlässi- gung solcher Vorgänge, die nicht messbar seien. Dem liberalen Cre- do gemäß setzt Kapferer auf mehr Wettbewerb und Transparenz. Der Wettbewerb im Gesundheitswesen sei immer noch unterentwickelt, und „die Transparenz ist nach wie vor steigerungsfähig“. In seinem Ministerium werde man sich weiter mit der strukturierten Darstellung der Qualität befassen.

Der Vorsitzende der KBV-Ver- treterversammlung verwies auf die Vielzahl von Qualitätssicherungs- maßnahmen, die von der Kassen- ärztlichen Vereinigung Bayerns be- reits durchgeführt würden. Diese stellten im Grunde nichts anderes dar als ein P4P-System in dem Sin- ne, dass Vertragsärzte für zahlreiche Leistungen in Diagnostik oder The- rapie nur honoriert würden, wenn

sie eine besondere Qualifikation da- für nachgewiesen hätten. Hellmann sprach die Befürchtung vieler Ärzte an, die den Begriff „Pay for Per - formance“ in erster Linie mit Selek- tion und Kostensenkung in Verbin- dung brächten. Deshalb dürfe P4P nur schrittweise eingeführt werden, damit die Ärzte nicht das Gefühl hätten, es gehe um etwas anderes als Qualität.

Für die stellvertretende Haupt- geschäftsführerin der Bundesärzte- kammer, Dr. med. Regina Klakow- Franck, konzentriert sich hierzulan- de die P4P-Diskussion noch zu sehr auf die Ergebnisqualität. Die hier- zu notwendigen Messverfahren sei- en aufwendig und sehr teuer; der- zeit sei man noch sehr weit davon entfernt, Patientenkarrieren über die Sektorgrenze ambulant/statio- när hinaus verfolgen zu können.

Gerade vor diesem Hintergrund be- urteilt sie die von der KBV entwi- ckelten „Ambulanten Qualitätsindi- katoren und Kennzahlen“ (AQUIK) positiv; hier werde ein Prozessindi- katorenset bereitgestellt, das sich pragmatisch dem Arzt-Patienten- Geschehen annähere, etwa wenn ei- ne bestimmte Durchimpfungsrate bei den Patienten einer Praxis eine qualitätsorientierte Vergütung in Form eines Honorarzuschlags für den Arzt bewirke.

Georg Baum, Hauptgeschäfts- führer der Deutschen Krankenhaus- gesellschaft, hält nichts von „Pay for Performance“ als Steuerungs- element für das gesamte Kranken- hausgeschehen. Was sei das für eine Botschaft an den Patienten, wenn er erfahre, dass für die an ihm erbrach- te Leistung nur 80 Prozent bezahlt werde? „Wer den Standard der Ver- sorgung nicht erbringen kann, der darf eben auf die Dauer kein Ver-

sorger sein.“ ■

Thomas Gerst

P O L I T I K

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