Die Diskussion um die Ätiopathogenese des sebor- rhoischen Ekzems wurde durch das gehäufte Auftreten dieser Hautkrankheit bei AIDS-Infizierten neu belebt.
Die hohe Prävalenz des Ek- zems bei den immunsuppri- mierten Patienten untermau- ere die Sichtweise, daß ein - opportunistischer - Erreger pathogenetisch die entschei- dende Rolle spielt. Dies er- klärte Dr. med. Helmut Schö- fer, Universitäts-Hautklinik Frankfurt, bei einer Presse- konferenz, die das Phar- maunternehmen Janssen zum Thema „seborrhoisches Ek- zem - Therapie heute" in München veranstaltet hat.
Der Erreger, der seit langem im Verdacht steht, das se- borrhoische Ekzem zu verur- sachen, ist der Hefepilz Pity- rosporum ovale. Die Koloni- sationsdichte des zur norma- len Hautflora gehörenden Keims ist bei Patienten mit seborrhoischem Ekzem er- höht, Pityrosporum macht hier achtzig Prozent aller Oberflächenkeime (gegen- über einem Anteil von fünfzig Prozent bei Gesunden) aus.
Wie Schöfer in München weiter berichtete, tritt das se- borrhoische Ekzem bei HIV- Infizierten meist auf dem Bo- den der erworbenen Immun- schwäche zum ersten Mal auf;
bei Patienten mit bereits vor- bestehendem Ekzem kommt es nach der HIV-Infektion oft zu einer massiven Exazer- bation. Atypisch schwere Verläufe des seborrhoischen Ekzems werden bei HIV-Infi- zierten generell sehr häufig gesehen - atypischerweise dringen die Pityrosporum- Keime bei den Immunsuppri- mierten tief in die Talgdrüsen ein, woraufhin es zu massiven follikulären Entzündungen kommt.
Diagnostisch von Interesse ist die Tatsache, daß sich das seborrhoische Ekzem in ei-
nem relativ hohen Prozent- satz der Fälle bereits im sero- positiven Latenzstadium der HIV-Infektion manifestiert:
Im Krankengut der Universi- täts-Hautklinik Frankfurt war dies bei 17 Prozent der HIV- Infizierten im Latenzstadium der Fall. Zum Vergleich: Die Prävalenz des seborrhoischen Ekzems in der „Normalbevöl- kerung" liegt bei drei bis fünf Prozent. Im weiteren Verlauf der HIV-Infektion nimmt die Prävalenz dann kontinuier- lich zu: So wurde im Stadium des Lymphadenopathie-Syn- droms beim Frankfurter Pa- tientenkollektiv in 21 Prozent der Fälle ein seborrhoisches Ekzem diagnostiziert, im Sta- dium des „AIDS-related com- piex" bei 30 und beim Voll- bild in 40 Prozent der Fälle.
Wie Schöfer betonte, kann das seborrhoische Ekzem der erste klinische Hinweis auf ei- ne HIV-Infektion und Indika- tor für den Übergang von der asymptomatischen in die sym- ptomatische Phase sein, so daß speziell bei AIDS-Risiko- personen im Fall der Neuma- nifestation oder Exazerbation eines seborrhoischen Ekzems eine HIV-Infektion in Be- tracht zu ziehen sei.
Abgesehen von lokalen Kortikosteroiden stellt beim seborrhoischen Ekzem laut Schöfer auch das Antimykoti- kum Ketoconazol (Nizoral®) ein effektives topisches The- rapeutikum dar, wobei im Vergleich zu immunkompe- tenten Probanden bei AIDS- Patienten keine Unterschiede in der Wirksamkeit festge- stellt worden seien. Verwen- det wird eine zweiprozentige Ketoconazol-Creme, für die - ebenso wie für das Ketocon- azol-Shampoo - das Zulas- sungsverfahren für die Indi- kation „seborrhoisches Ek- zem" derzeit noch läuft.
Bei der Fachpressekonfe- renz in München stellte Prof.
Dr. med. Siegfried Nolting,
Universitäts-Hautklinik Mün- ster, eine offene, unter Pra- xisbedingungen durchgeführ- te Studie vor, in der rund 1300 Patienten mit seborrhoi- schem Ekzem mit der Keto- conazol-Creme (zweimal täg- lich angewendet) behandelt worden waren. Die Ergebnis- se: Völlige Symptomfreiheit wurde bezüglich des Juckrei- zes bei 74,3 Prozent der Pa- tienten nach zwei Wochen und bei 91,0 Prozent nach vier Wochen topischer Keto- conazol-Therapie erzielt, die Rötung als weiteres Symptom
Atemwegserkrankungen nehmen zu. Die Möglichkei- ten der medikamentösen Be- handlung sind in den letzten Jahren immer weiter verbes- sert worden, die Mortalitäts- raten sind aber immer noch unverändert hoch.
Pneumologische Experten schließen daraus, daß es not- wendig sei, die Patienten selbst zur optimalen Therapie zu motivieren und noch um- fassender zu informieren. Ei- ne intensivere und kontinu- ierliche Patientenschulung sei notwendig, denn nur durch sein Wissen sei der Patient in der Lage, seine Therapie ei- genverantwortlich mitzutra- gen und durch die Übernah- me von Verantwortung zur notwendigen Therapietreue zu finden. Als hervorragendes Beispiel für den Erfolg dieses Vorgehens dienen die ausge- sprochen guten Erfahrungen mit ausgebildeten Typ-I-Dia- betikern.
Studien des Schulungs- teams der Universitätsklinik Düsseldorf zeigen, daß syste- matisch informierte Asthma- tiker in der Tat weniger schwere und seltenere Anfäl- le von Atemnot haben und sich auch weniger oft und we- niger lange im Krankenhaus aufhalten müssen. Diese posi- tiven Erfahrungen nahm das
war in 28,5 beziehungsweise 67,5 Prozent der Fälle nach zwei beziehungsweise vier Wochen beseitigt und die Schuppung bei 58,1 bezie- hungsweise 86,4 Prozent. Bei 7,4 Prozent der Behandelten traten lokale Nebenwirkun- gen, vor allem Brennen, auf.
Die Akzeptanz der Ketocon- azol-Creme durch die Patien- ten war laut Nolting sehr gut.
Offen bleibt noch, welchen Anteil an der therapeutischen Effizienz neben dem Keto- conazol die Basis-Creme des Präparates hat. vi
Unternehmen Klinge Phar- ma, München, zum Anlaß, unter der wissenschaftlichen Federführung von Prof. Dr.
R. Wettengel und Frau C.
Hens, Bad Lippspringe, ein Patientenseminar „Lebens- rhythmus Atmen" zu entwik- keln und den Ärzten zur Ver- fügung zu stellen. Es ist ein für die Praxis leicht handhab- bares Projekt mit übersichtli- chen Unterlagen.
Das Seminar ist für acht bis zehn Patienten pro Grup- pe gedacht. An drei Abenden sollen in anderthalb bis zwei Stunden die wesentlichen Aspekte der chronischen Bronchitis, des Asthma bron- chiale und Emphysems erar- beitet werden.
Für den Arzt haben Prof.
Wettengel und Frau Hens ei- nen didaktischen Leitfaden entwickelt. Der Patient erhält ein Lernprogramm, zusätzlich ein Tagebuch, in dem er seine Peak-flow-Meßwerte ein- trägt. Peak-flow-Meter, Inha- lationshilfen, Plazebosprays zum Einüben der richtigen Applikationstechnik werden von Klinge zur Verfügung ge- stellt. Das Set kann kostenlos bei Klinge Pharma, Arbeits- gemeinschaft Patientenschu- lung, Postfach 80 10 05, 8000 München 80, angefordert werden. G. Konczalski
Ketoconazol beim seborrhoischen Ekzem
Mykosetheorie durch
hohe Prävalenz bei AIDS erhärtet
Bronchitis, Asthma bronchiale, Emphysem
Atemwegspatienten können
Wissen und Mitarbeit verbessern
A-1578 (116) Dt. Ärztebl. 87, Heft 19, 10. Mai 1990