men, „die noch nicht in den Lehrbüchern stehen“, in den Unterricht bringen. Bioethik war so ein Themenkomplex, den er Schülerinnen und Schülern der Sekundarstufe I anhand der Huntington Dis- ease näher brachte. Bei der Bundesgartenschau war Kreuz mit einem Bionik-Workshop präsent, der lebensnah der Natur abgeschaute Techni- ken, wie beispielsweise den Lotus-Effekt, veranschaulich- te. Nun leitet Jürgen Kreuz Oberstufen-Workshops zum Thema Genetik. Wenn er un- terrichtet, sind seine Schüler anhand eines fiktiven Krimi- nalfalls dem Täter auf der Spur. Sie bestimmen mehre- re DNA-Proben und ermit- teln so wissenschaftlich den
„Täter“.
Mucksmäuschenstill ist es im Bioraum. Konzentriertes Arbeiten. Die Schüler müs- sen winzige DNA-Mengen, die sie vorher mithilfe von Restriktionsenzymen zer- schnitten und eingefärbt ha- ben, in das Gelkissen geben.
„Stützt euch auf und lehnt die Pipette an den Zeigefinger eurer anderen Hand“, sagt Kreuz. Denn: „Es ist ganz normal, wenn man beim er- sten Mal ein bisschen zittert.“
Bei den Jugendlichen kommt die praktische Arbeit gut an: „Man hört so oft vom genetischen Fingerabdruck, da möchte man auch wissen, wie er funktioniert“, sagt eine Schülerin. Natürlich weiß Kreuz um die Problematik, Themen auf spannende, spie-
lerische Weise in den Unter- richt zu bringen, die ge- rade auch gesellschaftspoli- tisch heiß diskutiert werden.
„Die Schüler erleben die posi- tive Relevanz, sie sehen den Nutzen dieser Technik und der Arbeit, die sie geleistet ha- ben“, sagt er. Kritische Fragen nach einer Abwägung zwi- schen Nutzen und Gefahr ei- ner inflationären Anwendung, zum Beispiel der Gentech- nik, kommen selten. Der 34- Jährige versteht es auch nicht als seine Aufgabe, mit den Schülern in einen politischen Diskurs zu treten. Seine prak- tische Arbeit sieht er als Er- gänzung und eingebettet in den theoretischen Unterricht, der die Schüler grundsätzlich in die Lage versetzen soll, sich eine eigene Meinung zu bilden.
Dennoch steht er immer wieder auch in der Kritik. Bei seinem Workshop zur Bio- ethik wurde ihm vorgewor- fen, mit dem Beispiel Hun- tingtonscher Krankheit wür- de er den Worst Case im Klassenzimmer inszenieren.
Kinder könnten es nicht aus- halten, im Rollenspiel Wucht und Konsequenz der Erkran- kung zu tragen. Doch auch hier wiegelt Kreuz ab. Wer zulasse, dass Schüler in der Medienwelt mit schlimmsten Sachen zugeschüttet werden, dürfe sie in der realen Welt nicht über die Maßen behü- ten. Wichtig seien allerdings Fingerspitzengefühl und Wach- samkeit der Lehrkräfte. Die Schule von außen bereichern möchte Kreuz, indem er dort
ansetzt, wo die Lehrer auf- hören müssen. Doch hier ist eine engagierte Bildungspoli- tik gefragt, die Schulleiter nicht nur zu Verwaltern des Mangels stempelt, sondern mit den Mitteln ausstattet, die eine Kooperation ermög- licht. Andrea Schneider V A R I A
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A208 Deutsches ÄrzteblattJg. 101Heft 423. Januar 2004
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