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Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 102⏐⏐Heft 25⏐⏐24. Juni 2005 AA1835
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iele Eltern und Kinder suchen in Zeiten von hoher Arbeits- und wachsender Perspektivlosig- keit nach Möglichkeiten, bei- des zu umgehen. Ein Schul- konzept, nach dem an ver- schiedenen Studienpädagogi- schen Privatschulen in der Nähe von Berlin nach dem Motto „fördern und fordern“unterrichtet wird, möchte Schülern eine solche Mög- lichkeit bieten.
Anfang der Neunzigerjah- re entwickelte Dr. Kristof von Platen gemeinsam mit seiner Ehefrau Dr. Sabine von Pla- ten das so genannte Studien- pädagogische Konzept. Hier-
nach findet der Unterricht nicht wie gewohnt in bunt gemischter Fächerreihenfol- ge statt, sondern im einwöchi- gen Wechsel von sprachlich- geisteswissenschaftlichen und mathematisch-naturwissen- schaftlichen Blöcken. Die Stundeneinheiten umfassen
zudem nicht 45 Minuten, son- dern 100. Dabei wird den Schülern in rund 60 Minuten der Stoff vermittelt, an- schließend sollen sie ihn durch verschiedene Aufga- ben üben und festigen. Es gibt keine Hausaufgaben, dafür werden an jedem Frei-
tag Klausur- und Klassenar- beiten geschrieben oder die Schüler müssen einen münd- lichen Vortrag halten. In den letzten zwei Wochen eines Schuljahres, jeweils zu festen Terminen, werden Abschluss- klausuren geschrieben. „Das System ermöglicht es den Schülern, auf den Punkt zu lernen und sich bereits im Vorfeld auf kommende Prü- fungen einzustellen“, unter- streicht Sabine von Platen die Vorzüge des Konzepts gege- genüber dem Deutschen Ärzteblatt. Die Zensur wird nicht nur auf der Grundlage der Abschlussklausuren ge- geben, sondern auf der
Studienpädagogische Privatschulen
„Fördern und fordern“
Das Unterrichtskonzept zweier Schulen in der
Nähe Berlins setzt auf Freude an der Leistung.
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A1836 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 102⏐⏐Heft 25⏐⏐24. Juni 2005 DÄ: Sie treffen sich mit den
Eltern und dem Kind zusam- men. Nach welchen Kriterien gehen Sie vor, um das Kind und das passende Internat zu- sammenzubringen?
Giersiepen:Es wäre einfach, wenn es nur darum ginge, für das Kind das passende Inter- nat zu suchen. Häufig stellen die Eltern immer auch latent die Frage: Passt mein Kind
überhaupt ins Internat? Oft wird diese Frage vorher nicht gründlich geklärt.
DÄ:Können Sie ein Beispiel nennen?
Giersiepen:Nehmen wir das Beispiel Scheidung. Manche Eltern sehen es als Akt der Fürsorge an, das Kind in einer solchen schwierigen Situation in ein Internat zu schicken. Im besten Fall ist das Kind froh, aus dem ganzen Zirkus her- auszukönnen. Es gibt aber V A R I A
Internatsberatung
„Ich rate auch schon mal ab“
Der evangelische Pfarrer und Familientherapeut Peter Giersiepen will vornehmlich nicht das passende Internat suchen, sondern versteht sich als Coach für diese wichtige Entscheidung.
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Grundlage der über das ganze Jahr erbrachten Lei- stungen. Noch ein weiterer Punkt macht das Studien- pädagogische Konzept ihrer Ansicht nach wettbewerbs- fähig: die regelmäßigen mündlichen Prüfungen.
1999 entschied sich das Ehepaar für den Aufbau der Privatschule Zeuthen-Eich- walde/Internationale Studi- enschule (ISS). Hier können Schüler in zwei bis vier Seme- stern ihr Abitur oder bereits ein „Studienabitur“ , einen Nachweis über die Befähi- gung zum Studium, erlangen.
Wie am Gymnasium soll der Lernprozess durch das Studi- enpädagogische Prinzip ge- strafft werden. Zugleich wird Schülern, die die „Befähigung zur gymnasialen Oberstufe“
an einer anderen Schule nicht erlangt haben, ermöglicht, dennoch ihr Abitur zu ma- chen. „Es hat sich gezeigt, dass man auch aus ,Problem- kindern‘ noch eine Menge rauskitzeln kann“, berichtet Kristof von Platen. Heute
werden rund 370 Schüler an den Privatschulen unterrich- tet, davon etwa 300 am Gym- nasium Villa Elisabeth. Im Oktober letzten Jahres erwei- terten von Platens ihr Ange- bot um eine Internationale Fachhochschule, die IFH Villa Elisabeth. Hier können Stu- dierende nach sechs Seme- stern einen Bachelor-Ab- schluss mit Schwerpunkt Poli- tikwissenschaften oder Wirt- schaftswissenschaften erlan- gen; unterrichtet wird nach dem Studienpädagogischen Prinzip. Die Nähe zu Berlin soll durch regelmäßige Besu- che und durch Gastlektoren genutzt werden. Hierüber sol- len die Studierenden erste Kontakte knüpfen und sich um Praktikumsstellen bemü- hen – alles zugunsten ihres
„Marktwerts“. Martina Merten Kontakt:
Privatschule Zeuthen-Eichwalde, Höhe- re Studienschule, Uhlandallee 28–30, 15732 Eichwalde bei Berlin,Telefon: 0 30/
6 75 52 62, E-Mail: mail@privatschule- eichwalde.de, Internet: www.privatschule- eichwalde.de