• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "Tumoren peripherer Nerven: Ergänzung sinnvoll?" (08.11.2002)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "Tumoren peripherer Nerven: Ergänzung sinnvoll?" (08.11.2002)"

Copied!
2
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

in Zusammenhang mit Amiodaron-Ein- nahme beschriebene Optikusneuropa- thie. Obwohl es sich insgesamt um einen seltenen Befund handeln dürfte (in der Literatur sind etwa zwei Dutzend Fälle beschrieben), kann man doch davon aus- gehen, dass er in aller Regel mit einer gravierenden Einbuße visueller Funk- tionen (Visus und Gesichtsfeld) einher- geht. Obwohl zum gegenwärtigen Zeit- punkt nicht zweifelsfrei entschieden ist, ob die beobachteten Optikusneuropathi- en lediglich auf die Toxizität des Amio- darons und nicht etwa auf die in aller Re- gel bei diesen Patienten zusätzlichen er- heblichen kardiovaskulären Allgemein- erkrankungen bestehenden Risikofak- toren zurückzuführen sind, halten wir es für unverzichtbar, dass spätestens im Fal- le einer subjektiven Visusminderung der Patient unbedingt augenärztlich mit die- ser Fragestellung vorgestellt wird.

Sicherlich wiegt die Schwere der kar- dialen Erkrankung das Risiko dieser eher seltenen Komplikation auf, trotz- dem sollte vor diesem Hintergrund eine Medikation mit Amiodaron bei relati- ver Indikation (zum Beispiel zur Thera- pie von supraventrikulären Tachykardi- en) sehr restriktiv gestellt werden.

Prof. Dr. med. Norbert Pfeiffer Dr. med. Susanne Pitz Augenklinik und Poliklinik 55101 Mainz

Schlusswort

Die Diskussionsbeiträge der Kollegen weisen zu Recht darauf hin, dass neben der häufig beobachteten Amiodaron- Keratopathie als „eher harmlose“ Be- gleiterscheinung einer Amiodaron-Be- handlung auch eine mit Erblindungs- gefahr einhergehende wahrscheinlich Amiodaron-assoziierte Optikusneuro- pathie beschrieben wurde (1, 2). Diese Ergänzungen werden daher von uns dankbar aufgenommen. Für die Anwen- der von Amiodaron ist es wichtig, diese zwar seltene, aber gravierende Neben- wirkung zu kennen und, wie von uns in der Tabelle 1 aufgeführt, bei Visus- verschlechterung unter Amiodaron-Ga- be eine augenärztliche Untersuchung durchführen zu lassen, auch um nach ei- ner Optikusneuropathie zu fahnden.

Beim Nachweis einer derartigen Verän-

derung muss unter Berücksichtigung der alternativen Therapiemöglichkeiten und der ursprünglichen Indikation für die Amiodaron-Behandlung das Medi- kament in aller Regel abgesetzt werden.

Literatur

1. Sreih AF, Schönfeld MH, Marieb MA: Optic neuropathy following amiodarone therapy. Pacing Clin Electro- physiol 1999; 22: 1108–1110.

2. Polak BC, Tutein Nolthenius PA, Rietveld E: Visual im- pairment due to optic neuropathy in 2 patients on amiodarone therapy. Ned Tijdschr Geneeskd 2001;

145: 922–926.

Priv.-Doz. Dr. med. Thorsten Lewalter Medizinische Klinik und Poliklinik II Universitätsklinikum Bonn Sigmund-Freud-Straße 25 53195 Bonn

Ergänzung sinnvoll?

Den Autoren ist für die Publikation ih- rer Arbeit über maligne Nervenschei- dentumoren (MPNST) zu danken, weil sie eine Thematik aufgreifen, die durch Aufklärungsbedarf gekennzeichnet ist, und rasches und adäquates ärztliches Handeln für den Patienten lebensret- tend sein kann. Weil das Problem der MPNST insbesondere für Neurofibro- matose Typ 1 (NF1)-Betroffene beson- dere Relevanz besitzt, wurde kürzlich von einer internationalen Arbeitsgrup- pe eine entsprechende Stellungnahme erarbeitet (1). Daher sollen einige Er- gänzungen der Publikation hinzugefügt werden. MPNST sind der Hauptfaktor

für die reduzierte Lebenserwartung von NF1-Betroffenen, wobei das Risiko, ein MPNST bei NF1 zu entwickeln, neue- ren Arbeiten zu Folge lebenslang bei etwa 10 Prozent liegt.

Klinisch sollte die Diagnose eines MPNST in Betracht gezogen werden, wenn ein Patient Schmerzen entwickelt, die nicht erklärt werden können, die Größe eines Neurofibroms schnell zu- nimmt und/oder sich dessen Beschaf- fenheit ändert. In einem eigenen Kollek- tiv von 38 NF1-Patienten mit einem MPNST steht konstanter Tumorschmerz (71 Prozent) als klinisches Merkmal im Vordergrund. Dem Neurofibrom, das als einzelne, abgrenzbare Läsion lokal auf die Nervenscheide begrenzt auftritt, steht das plexiforme Neurofibrom ge- genüber, das im Ausbreitungsgebiet ei- nes peripheren Nerven auftritt und zahl- reiche Faszikel und Nervenäste involvie- ren kann. Es respektiert keine Wachs- tumsgrenzen und breitet sich netzartig aus. Plexiforme Neurofibrome (PNF) treten bei mehr als 30 Prozent der NF1- Patienten auf und sind damit keineswegs äußerst selten. Der von den Autoren als lokaler Gigantismus beschriebene Wachstumstyp von Tumoren entspricht ebenfalls dem so genannten PNF.

Es gibt bisher keinen Beweis, dass Hautneurofibrome oder oberflächlich lokalisierte plexiforme Neurofibrome malignisieren. PNF im Bereich des Kör- perstamms beziehungsweise invasiv und verdrängend wachsende Tumoren mali- gnisieren häufig. Patienten mit NF1, die in früher Kindheit kutane Neurofibrome aufweisen oder eine diffuse Beteiligung spinaler Nervenwurzeln aufweisen, ha- ben ein erhöhtes Risiko, ein MPNST zu entwickeln. Patienten mit einer Deleti- on des NF1-Genlokus erfüllen nach bis- herigen Beobachtungen diese Eigen- schaften, sodass diese eine Risikogruppe darstellen dürften. In der Tat sind ma- ligne Nervenscheidentumoren schwer aufzudecken, insbesondere weil klini- sche Hinweise auf eine Entartung gleich- zeitig auch Zeichen für aktive gutartige PNF sind. Die Magnetresonanztomogra- phie stützt unseren Erfahrungen nach bei klinischer Verdachtsdiagnose auf- grund der häufig imponierenden inho- mogenen Strukturierung der Raumfor- derungen die Diagnose. Die Positronen- emissionstomographie (FDG-PET) ist M E D I Z I N

Deutsches ÄrzteblattJg. 99Heft 458. November 2002 AA3033

zu dem Beitrag

Tumoren peripherer Nerven

von

Dr. med. Andreas M. Stark Dr. med. Heinz-Hermann Hugo Dr. med. Ralf Buhl

Prof. Dr. med. H.

Maximilian Mehdorn

in Heft 14/2002

DISKUSSION

(2)

nach bisherigen Erfahrungen eine Un- tersuchungsmethode, mit der sich die malignen Transformationen in PNF durch verstärkte Traceranreicherung sehr gut nachweisen lassen. In einer eng- lischen Studie war allerdings die Unter- scheidung zwischen histologisch weniger bösartigen MPNST und gutartigen PNF nicht immer deutlich.

Es ist immer noch nicht geklärt, ob Patienten mit NF1 oder MPNST einen anderen klinischen Verlauf oder ein an- deres Ansprechen auf die Behandlung zeigen als Patienten ohne NF1. Das ak- tuelle Vorgehen bei MPNST sollte wie bei anderen Weichteiltumoren gehand- habt werden. Für den behandelnden Chirurgen und den Patienten muss be- wusst sein, dass nur eine komplette chir- urgische Entfernung mit Sicherheitsab- stand kurativ sein kann. Die Strah- lentherapie führt zu einer lokalen Kon- trolle des Tumors und verzögert das Auftreten eines Rezidivs, hat aber kaum Einfluss auf die Überlebenszeit.

Eine zusätzliche Strahlentherapie sollte bei MPNST nach randscharfer Tumor- entfernung erfolgen. MPNST sprechen schlecht auf eine Chemotherapie an, sehr viel schlechter als beispielsweise ein Synovialsarkom; sie sind aber che- mosensibler als alveoläre Weichteiltu- moren. Das Ansprechen bei Chemothe- rapie liegt bei etwa 25 bis 30 Prozent. Es bestehen gegenteilige Meinungen über den Einsatz der ergänzenden Chemo- therapie. Eine Metaanalyse hat einen deutlichen Vorteil nach 10 Jahren pro- gressionsfreiem Überleben für lokale und sekundäre Rezidive ergeben. Der Gesamtanteil aller Überlebenden ist klein (etwa 4 Prozent und statistisch nicht signifikant). Die Chemotherapie kann dazu benutzt werden, den lokalen Prozess unter Kontrolle zu halten.

Fortschritte in der molekulargeneti- schen und biologischen Forschung ha- ben neue Perspektiven ergeben. Die ge- wonnenen chirurgischen Proben und Zelllinien von NF1-Betroffenen verlie- ren ihre NF1-Genexpression (Neurofi- bromin) und besitzen eine hohe RAS- Aktivität. Studien an gutartigen Neuro- fibromen bei NF1-Patienten haben ebenfalls gezeigt, dass der Verlust der NF1-Genexpression und erhöhte RAS- Aktivität allein nicht ausreichend für ei- ne MPNST-Entwicklung ist und eher zu-

sätzliche genetische Alterationen (p27- Kip 1, p 53 und p 16) verantwortlich für die Entartung sind. Bei der genetisch konditionierten NF1-Maus scheint der Verlust der NF1-Expression zu genü- gen, um plexiforme Neurofibrome aus- zubilden. Aus diesen entwickeln sich später MPNST, wenn p53 inaktiviert ist.

Unsere Fähigkeit, das Tumorver- halten und dessen therapeutisches An- sprechen genauer vorherzusagen, ist von Studien abhängig, die molekulare Veränderungen in Tumoren nachwei- sen. Eine Vielzahl von verschiedenen genetischen Veränderungen wurde für MPNST berichtet. Unklar ist allerdings bisher, welche genetischen Verände- rungen zur Tumorgenese und zur Ma- lignisierung führen.

Literatur

1. Ferner E and Gutmann DH. International Consensus Statement on Malignant Peripheral Nerve Sheath Tumors in Neurofibromatosis 1. Cancer Research 62, 1573–1577, March 1, 2002.

Priv.-Doz. Victor-Felix Mautner Für die Interdisziplinäre MPNST-Arbeitsgruppe Klinikum Nord Hamburg und

Universitätskrankenhaus Hamburg-Eppendorf 22419 Hamburg

Schlusswort

Wir danken Herrn Mautner für seine Ergänzungen zu unserer Publikation.

Dabei werden weitere Details zu der in unserem Artikel erwähnten Subgruppe von Patienten mit malignem peripheren Nervenscheidentumor und bekannter Neurofibromatose Typ I angefügt. In dem von Herrn Mautner zitierten Meeting-Report der internationalen Arbeitsgruppe zum Vorkommen von MPNST bei Neurofibromatosis Typ I wird aufgeführt, dass MPNST in etwa 2 bis 5 Prozent dieser Patientensubgrup- pe auftreten. Bei möglichen Differen- zen in statistischen Querschnitts- und Längsschnitterhebungen kann das Le- benszeitrisiko für einen Neurofibroma- tose-I-Kranken, an einem MPNST zu erkranken, bei bis zu 10 Prozent liegen.

Literatur beim Verfasser

Für die Verfasser:

Dr. med. Andreas M. Stark Klinik für Neurochirurgie Universitätsklinikum Kiel Weimarer Straße 8 24106 Kiel M E D I Z I N

A

A3034 Deutsches ÄrzteblattJg. 99Heft 458. November 2002

In dem Kriminalroman von Sir Arthur Conan Doyle „Der Hund von Basker- ville“ erleidet Charles Baskerville unter extremem psychologischen Stress einen tödlichen Herzinfarkt. Die Autoren gin- gen der Frage nach, ob kardiale Todes- fälle bei Chinesen und Japanern an Un- glückstagen häufiger vorkommen als bei Weißen.

Analysiert wurde die Todesstatistik von 209 908 in den USA lebenden Chi- nesen und Japanern. Deren Daten wur- den mit denen von 47 328 762 weißen Amerikanern verglichen. In dem asiati- schen Kulturkreis werden die Worte Tod und die Zahl vier fast identisch aus- gesprochen. Die vier gilt als Unglücks- zahl; entsprechend gibt es in den Kran- kenhäusern kein 4. Stockwerk oder ein Zimmer 4, auch bei Militärflugzeugen wird diese Zahl bei der Nummerierung ausgelassen. Einige Japaner verreisen

nicht am 4. eines Monats, chinesische und japanische Restaurants vermeiden ebenfalls diese Zahl.

In der Tat fand sich bei der Analyse eine Zunahme kardialer Todesfälle am 4. eines Monats: Tod an chronischem Herzversagen trat um 27 Prozent häufi- ger auf, unter stationären Bedingungen war eine Zunahme um 45 Prozent an diesem Tag zu registrieren.

Die Autoren glauben, dass die er- höhte Todesrate an Unglückstagen die Hypothese stützt, dass psychischer Stress die Rate an kardialen Todesfäl-

len erhöht. w

Phillips DP, Liu GC, Kwok K et al.: The hound of the baskervilles effect: natural experiment of the influence of psychological stress on timing of death. BMJ 2001;

323: 22–29.

Dr. D. P. Phillips, Sociology Department, University of California at San Diego, Ja Jolla, CA, 92093-0533, USA, E-Mail: dphillip@weber.ucsd.edu.

Kardiale Todesfälle durch psychologischen Stress

Referiert

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Für Menschen mit geringen Einkommen muss sich Arbeit wieder mehr lohnen.. Das ist auch

Zugleich bietet die globale Reaktion auf „Corona“ große Chancen, strukturelle Maßnahmen für einen transformativen Wandel voranzutreiben und deren Schubkraft zu

Solange sich der Act nicht umfassend, glaubwürdig und öffentlich von seinen Texten distanziert, fordert der LSVD die Absage aller Konzerte“, so Hannah Lea vom Lesben- und

Selbst wenn der Iran sich zur Es- kalation entscheiden sollte, sind sich die Befürworter eines Militärschlags sicher, dass der Westen iranische Ge- genangriffe abwehren

Keine der deutschen Parteien, auch die CDU/CSU nicht, ist bislang in der Welt angekommen, die sich nach den vergleichsweise sehr ruhigen neunziger Jahren darbietet: eine

Der vom Landesamt für Umwelt empfohlene „differenzierte Winter- dienst“, bei dem in vielen Städten nur noch wichtige Straßen und beson- dere Gefahrenstellen mit Streusalz

Description: Five leading scholars will reconsider the aesthetic, social and cultural significance of visual art in the realm of hypermedia: Rod Coover, University of Chicago;

Wenn es also darum geht, wie künftig Anschläge verhindert werden können, so gilt für Deutschland ebenso wie für Frankreich: Nicht durch strengere.. Gesetze sondern durch