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Archiv "Zielvereinbarungsgespräche im Krankenhaus: Sinnvoll investierte Zeit" (05.12.2008)

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W I R T S C H A F T

K

rankenhäuser, die ihre Wett- bewerbsfähigkeit dauerhaft sichern wollen, müssen qualifi- zierte und motivierte Mitarbeiter – also vor allem die Ärztinnen und Ärzte – an sich binden. Deren Leis- tungsfähigkeit und -bereitschaft zu erhalten und zu fördern, wird damit zur zentralen Führungsaufgabe. Ein wesentliches Instrument zur Wahr- nehmung dieser Aufgabe ist das Zielvereinbarungsgespräch. Es ist der „Transmissionsriemen“, mit dem Führungskräfte ihre Ideen und Vorstellungen vermitteln können und gleichzeitig Informationen von ihren Mitarbeitern erhalten.

Mit der Einführung von Zielver- einbarungsgesprächen wird die Zu- sammenarbeit zwischen Führungs- kräften und Mitarbeitern auf eine dialogorientierte Basis gestellt. Die Mitarbeiter werden stärker in das Klinikgeschehen eingebunden, ih- re Eigeninitiative und ihr Verant-

wortungsbewusstsein werden aus- gebaut. Sie kennen die wesentli- chen Ziele ihrer Klinik/Abteilung, wissen, welchen konkreten Beitrag sie zum Erreichen des Gesamtziels leisten und konzentrieren ihre Kräfte auf das Wesentliche.

Zielvereinbarungsgespräche set- zen sich dabei im Wesentlichen aus vier Bausteinen zusammen:

1. die Perspektiven und die Zu- friedenheit am Arbeitsplatz

2. die erreichten und künftigen Ziele

3. Maßnahmen zur Erhaltung und Entwicklung der fachlichen und mentalen Leistungsfähigkeit sowie

4. eine Feedbackrunde (zur grund- sätzlichen Zusammenarbeit von Füh- rungskraft und Mitarbeiter und zum Gespräch).

Um Zielvereinbarungsgespräche als glaubhaftes Führungsinstrument zu etablieren, ist es wichtig, alle Hierarchiestufen einzubinden und

die Gespräche „top-down“ zu füh- ren. Das heißt, die Geschäftsführung spricht mit dem Chefarzt, dieser mit dem Oberarzt, und der führt ein Ge- spräch mit dem Assistenzarzt. Mit jedem Mitarbeiter wird pro Jahr ein Zielvereinbarungsgespräch geführt, im Idealfall gegen Ende des Kalen- derjahrs. Der Termin wird im Vor- feld abgestimmt. Zielvereinbarungs- gespräche – für deren Dauer etwa 90 Minuten störungsfreie Zeit ein- geplant werden sollte – unterschei- den sich deutlich von anderen, infor- mellen Gesprächen.

Nach vier Monaten findet ein Re- view-Gespräch (20 bis 30 Minuten) statt, in dem die Zielerreichung überprüft wird und gegebenenfalls neue Ziele vereinbart werden. Wö- chentlich stattfindende Gesprächs- runden („Jour fixe“, zehn bis 15 Mi- nuten) informieren über Etappen- ziele, eventuelle Hemmnisse oder Erfolge.

A2666 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 105⏐⏐Heft 49⏐⏐5. Dezember 2008

ZIELVEREINBARUNGSGESPRÄCHE IM KRANKENHAUS

Sinnvoll investierte Zeit

Im Krankenhaus wird das Führen durch Zielvereinbarungen mehr und mehr zu einem wesentlichen Steuerungshebel in der Unternehmensentwicklung.

Foto:Vario-Images

Bilanz zu ziehen – darum geht es in Zielvereinbarungs- gesprächen. Sie ersetzen nicht den intensiven Dialog im Klinikalltag.

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Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 105⏐⏐Heft 49⏐⏐5. Dezember 2008 A2667

W I R T S C H A F T

Zielvereinbarungsgespräche wer- den vom disziplinarischen Vorge- setzten geführt. Mit seiner Ge- sprächsvorbereitung und dem siche- ren Umgang mit diesem Führungs- instrument trägt er wesentlich zum Gelingen des Gesprächs bei. Aber auch der Mitarbeiter muss sich vor- bereiten, anderenfalls wird das Ge- spräch abgebrochen und auf einen späteren Termin verschoben.

Selbstverständlich obliegt es der Führungskraft, Ziele vorzugeben und Aufgaben zu übertragen, gleich- zeitig sollte sie die Meinungen und Argumente ihres Gesprächspartners sehr ernst nehmen. Im Umkehr- schluss erfordert dieses partnerschaft- liche Führungsverständnis die Be- reitschaft des Mitarbeiters, durch ei- genverantwortliches Handeln aktiv an der Zielerreichung mitzuwirken.

Die Vereinbarungen werden schriftlich fixiert

Die Basis eines jeden Zielvereinba- rungsgesprächs bilden vorformu- lierte Gesprächsunterlagen. Sie wer- den an die klinikspezifischen Er- fordernisse angepasst und dienen beiden Seiten zur Gesprächsvorbe- reitung, -strukturierung und -doku- mentation. So dient ein Vorberei- tungsbogen einerseits als schriftliche Einladung zum bereits vereinbarten Termin, andererseits beschreibt er aber auch alle Themen und Fragen, die im Gesprächsverlauf erörtert werden. Um dem Mitarbeiter die ausreichende Vorbereitung zu er- möglichen, sollte der Termin spätes- tens eine Woche vor dem Gespräch übermittelt werden. Der Gesprächs- leitfaden umfasst alle Themenberei- che und dient gleichzeitig als Proto- kollbogen. Eine Checkliste für die Führungskraft enthält konkrete Fra- gen zu allen im Gesprächsleitfaden genannten Themenbereichen und erleichtert die flüssige und konzen- trierte Gesprächsführung.

Der Erfolg eines Zielvereinba- rungsgesprächs hängt entscheidend davon ab, ob es gelingt, die Klinik- ziele deutlich und begreifbar zu ma- chen und sie im Aufgabenspektrum des Mitarbeiters konkret zu ver- ankern. Der Mitarbeiter hat die Chance, seine künftigen Ziele mit- zubestimmen, er kennt seinen Ar-

beitsplatz am besten. Die Führungs- kraft hingegen weiß um die über- greifenden Erwartungen an das Auf- gabengebiet und lässt diese erläu- ternd einfließen.

Gesprächseckpunkte und Verein- barungen werden in Abstimmung mit dem Mitarbeiter im Protokoll fest- gehalten – ebenso eventuelle Mei- nungsverschiedenheiten. Am Ende des Gesprächs bringen die Gesprächs- partner mit ihrer Unterschrift die Vollständigkeit und Richtigkeit ihrer Aussagen zum Ausdruck; der Mitar- beiter erhält eine Kopie des Proto- kolls. Dieser dient beiden Ge- sprächspartnern als Arbeitsmittel bei der Verfolgung der abgestimmten Ziele und Aufgaben sowie zur Vor- bereitung auf folgende Gespräche.

Zielvereinbarungsgespräche zie- hen Bilanz, sie ersetzen nicht den intensiven Dialog im Klinikalltag.

Stoßen die Gesprächspartner auf Probleme, steht nicht die Suche

nach einem Schuldigen im Vorder- grund, sondern die Suche nach Lö- sungen. Jedoch lässt sich der Wille zum Konsens nicht verordnen. Sind sich im schlimmsten Fall beide Sei- ten lediglich darin einig, uneinig zu sein, ist möglicherweise die Fort- setzung des Gesprächs zu einem späteren Zeitpunkt hilfreich.

Zielvereinbarungsgespräche ent- falten ihre Wirkung nur, wenn sie während der Einführungsphase mit strukturellem und zeitlichem En- gagement durchgeführt werden – Investitionen, die sich lohnen. Denn, ist dieses Führungsinstrument erst einmal zu einem festen Bestandteil der Klinikkultur geworden, trägt es maßgeblich zur Erhaltung von Ar- beitszufriedenheit und Motivation bei – Faktoren, mit denen gute Leu- te gehalten werden und von denen sich Bewerber angezogen fühlen. n Werner Fleischer Internet: www.ihrcoach.com

Foto:Vario-Images

ERFAHRUNGEN EINES OBERARZTES

Wie können Zielvereinbarungsgespräche in den Klinikalltag integriert werden? Welche Hin- dernisse tauchen auf, und welche Vorteile bie- ten sie? Dr. med. Thomas Stegemann – Ober- arzt in der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Kindes- und Jugend- alters am Universitätsklinikum Hamburg-Ep- pendorf – fasst seine Erfahrungen zusammen:

„Allein aufgrund ihres speziellen Rahmens ha- ben Zielvereinbarungsgespräche einen besonde- ren Stellenwert. Eine Mitarbeiterin brachte es auf den Punkt: ,Das war überraschend – anderthalb Stunden nur für mich.‘ Die Gespräche eignen sich hervorragend, um die fachliche und persönliche Anerkennung zu vermitteln, und gleichzeitig schaf- fen sie eine Atmosphäre, in der konfliktbelastete oder problematische Themen besser angegangen

werden können. Zusätzlich bieten sie Raum für Aspekte, die im Klinikalltag häufig untergehen oder lediglich implizit vorausgesetzt werden, ohne dass ausreichende Transparenz besteht. Selbst Mitar- beiter, die eine kritische Einstellung zu Zielverein- barungsgesprächen hatten, hoben lobend hervor, dass ihnen nun ihr Platz im Räderwerk der Klinik sehr viel klarer geworden sei. Meine anfängliche Skepsis ist inzwischen dem Eindruck sinnvoll in- vestierter Zeit gewichen. Denn Zielvereinbarungs- gespräche schaffen eine Verbindlichkeit beider- seits, auf die man sich später, auch in schwierigen Situationen, berufen kann; zudem sind sie ein wichtiges Planungsinstrument. Um jedoch die Rolle des Gesprächsführers ausfüllen zu können, ist es wichtig, Zielvereinbarungsgespräche aus der Mit- arbeiterperspektive erlebt zu haben.“

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