• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "Lipidsenkung mit Statinen: Titration oder feste Dosis" (04.06.2004)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "Lipidsenkung mit Statinen: Titration oder feste Dosis" (04.06.2004)"

Copied!
3
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

M E D I Z I N R E P O R T

Deutsches ÄrzteblattJg. 101Heft 234. Juni 2004 AA1649

A

uf dem Hintergrund einer über- zeugenden Studienlage stellen HMG-CoA-Reduktasehemmer (Statine) ein effizientes Mittel für die Primär- und Sekundärprävention kar- diovaskulärer Erkrankungen dar. Ak- tuelle Studien zeigen, dass auch Patien- ten mit hohem Risiko und niedrigen Cholesterinwerten von dieser Wirk- stoffgruppe profitieren können. Daher empfehlen nationale und internationale Leitlinien immer mehr die Behandlung von allen Patienten mit manifester koronarer Herzkrankheit mit einem Statin. Bezüglich des praktischen Vor- gehens werden allerdings zwei unter- schiedliche Vorgehensweisen disku- tiert, die Strategie der Dosistitration nach Lipidwerten und die Strategie der festen Dosis.

Strategie der festen Dosis

Nach internationalen Leitlinien sollen zur Therapie von Störungen des Lipid- stoffwechsels Diät, körperliche Bewe- gung und verschiedene Medikamente stufenweise eingesetzt werden, um ei- nen bestimmten Zielwert (zum Beispiel LDL = 100 mg/dl) zu erreichen (1).

Zwar ist in epidemiologischen Studien das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkran- kungen umso geringer, je niedriger der Cholesterinspiegel ist. Wie bei anderen biologischen Größen auch ist ein medi- kamentös erzielter niedriger LDL- Spiegel jedoch nicht zwangsläufig so

„gesund“ wie ein „natürlicher“. Ent- scheidend ist, was die Medikamente für den Patienten erfahrbar bewirken: ver- hütete Herzinfarkte, Schlaganfälle und eine verlängerte Lebensdauer. Die Cholesterinwerte sind hier letztlich nur Surrogatgrößen.

Geht man von dieser Tatsache aus, ergeben sich aus aktuellen Endpunkt-

Studien interessante Konsequenzen für die tägliche Behandlung. Diese Studien haben die Wirksamkeit der Statine für immer breitere Indikationsgebiete nachgewiesen, wobei die Bedeutung der Lipidspiegel vor oder unter Thera- pie zunehmend relativiert wurde.

> Die Verhütung kardiovaskulärer Erkrankungen durch Statine erfolgt un- abhängig vom Sinken des Lipidspiegels beim einzelnen Patienten. In der Heart Protection Study (2), in der die Wirkung von Simvastatin auf ein Hochrisiko- Kollektiv nachgewiesen wurde, nahmen alle Probanden vor der Randomisie- rung für vier bis sechs Wochen Simva- statin (40 mg/d) ein, sodass ihr „Anspre- chen“ auf die Behandlung im Sinne eines LDL-Abfalls bestimmt werden konnte. In der späteren Behandlungs- phase unterschied sich die Gruppe mit deutlichem LDL-Abfall jedoch nicht von der ohne beziehungsweise einem geringen Abfall in Bezug auf die kli- nisch relevanten Endpunkte.

> Die Verhütung kardiovaskulärer Erkrankungen durch Statine erfolgt un- abhängig vom Lipid-Ausgangswert.

Während bei den früheren Studien Pa- tienten mit erhöhten Cholesterin-Wer- ten rekrutiert wurden, legte man bei den folgenden Studien immer niedri- gere Schwellen als Einschlusskrite- rium fest. Bei der ASCOT-LLA-Studie (Anglo-Scandinavian Cardiac Out- comes Trial-Lipid Lowering Arm) galt für die Rekrutierung ausschließlich ei- ne Obergrenze (Gesamtcholesterin = 250 mg/dl) (3). Trotzdem ergaben sich überall vergleichbare Effekte (relative Risikoreduktion). Auch in der skan- dinavischen 4S-Studie (Scandinavian Simvastatin Survival Study) war der Therapie-Effekt unabhängig vom Cho- lesterinspiegel (LDL und Gesamt) (4).

> Die Evidenzlage ist für die Strate- gie der festen Dosis besser als für die Ti-

trierung mit den heute propagierten Zielwerten. Der präventive Effekt (re- lative Risikoreduktion) ist nicht von der gewählten Strategie abhängig.

In keiner der großen Lipidstudien ist konsequent eine Titrierungs-Strategie praktiziert worden, wie sie in aktuellen Leitlinien empfohlen wird. Überwie- gend wurde eine feste Dosis eingesetzt, in einigen Studien erfolgte eine Dosis- anpassung des Statins; lediglich in der CARE-Studie (Cholesterol And Re- current Events) wurde ein zusätzliches Medikament gegeben (Cholestyramin).

In keiner Studie wurde der heute bei KHK empfohlene Zielwert von LDL = 100 mg/dl angestrebt. Unabhän- gig von der eingesetzten Strategie waren die Effekte von der gleichen Größenordnung (5)*.

Belege für die Wirksamkeit von ho- hen Dosierungen von Statinen, zu de- nen man unter der Titrierungsprämisse häufig greifen muss, sind begrenzt. Wir wissen allerdings, dass bei höheren Do- sen der zusätzliche Effekt auf die Lipid- spiegel immer kleiner wird (6). Zwar sind die Statine grundsätzlich sichere Medikamente. Während der Grenznut- zen durch höhere Dosierungen jedoch immer kleiner wird, steigen die Neben- wirkungen linear (7).

> Die vorgegebenen Ziele sind völ- lig unrealistisch. Selbst unter Studien- bedingungen erreicht weniger als die Hälfte der Probanden die heute emp- fohlenen Zielwerte. In der AF-Caps/

TEX-Caps-Studie (Air Force/Texas Coronary Atherosclerosis Prevention) (8) erreichten lediglich 42 Prozent den dort angestrebten Wert von LDL < 110 mg/dl. Noch problematischer ist die Si- tuation in der Routineversorgung. Ent- sprechende Untersuchungen zeigen, dass selbst Hochrisikopatienten mit KHK nur zu 18 Prozent (9) beziehungs- weise 14 Prozent (10) das Ziel von LDL

< 100 mg/dl erreichen.

Erreicht ein Patient mit einem Sta- tin seinen Zielwert nicht, sind die wei- teren Möglichkeiten begrenzt. Lebens- stilbezogene Maßnahmen haben unter den Bedingungen der Praxis nur be-

Lipidsenkung mit Statinen

Titration oder feste Dosis

Für beide Therapie-Strategien gibt es Pro- und

Contra-Argumente, die nachfolgend aufgezeigt werden.

*Aus der Reihe fällt – was die Wirksamkeit angeht – die ALLHAT-LLT-Studie. Grund ist wohl ein „Cross-over“: Zu Studienende nahm mehr als ein Viertel der Teilnehmer in der Kontrollgruppe ein Statin ein.

(2)

M E D I Z I N R E P O R T

A

A1650 Deutsches ÄrzteblattJg. 101Heft 234. Juni 2004

grenzt Erfolg, andere lipidsenkende Medikamente sind schwer zu tolerieren (zum Beispiel Cholestyramin) oder sind in Bezug auf die Langzeiteffekte überhaupt nicht untersucht (zum Bei- spiel Cholesterinaufnahme-Hemmer wie Ezetimib).

> Gesichtspunkte des Qualitätsma- nagements: Die Titrierungs-Strategie ist komplex und aufwendig: Es müssen re- gelmäßig Laborwerte bestimmt werden, und es besteht eine große Zahl von Feh- lermöglichkeiten. Die Strategie der fixen Dosis dagegen ist bestechend einfach: Ei- nem Risikopatienten wird die Behand- lung mit einem Statin (etwa Simvastatin 40 mg) angeboten, ohne dass LDL-Kon- trollen erforderlich wären. Aus der Per- spektive einer modernen Qualitätsförde- rung ist es absurd, einen Standard zu set- zen, der nur von einer Minderheit von Ärzten beziehungsweise Patienten er- reicht werden kann. Dies kann nur zu Gleichgültigkeit oder Frustration führen.

> Höhere Effizienz und Wirtschaft- lichkeit: Modellrechnungen ergeben, dass mit der Strategie der festen Dosis („fire-and-forget“ im Gegensatz zu

„treat-to-target“) bei Hochrisiko-Pa- tienten mit den gleichen finanziellen Mitteln doppelt so viele Gefäß-Ereig- nisse verhindert werden können wie bei der Titrierungs-Strategie (11). Die pharmaökonomische Situation wird sich weiter verbessern, wenn die selbst für Generika noch überhöhten Preise durch bewusstes Verschreiben weiter sinken.

Praktische Pharmakotherapie: Fol- gende in großen Endpunkt-Studien auf ihre Wirksamkeit untersuchten Substanzen stehen in jeweiliger Tages- dosis zur Verfügung: Simvastatin 40 mg, Pravastatin 40 mg, Atorvastatin 10 mg, Lovastatin 40 mg.

Die kürzlich publizierte PROVE- IT-Studie (Pravastatin or Atorvastatin Evaluation and Infection Therapy) (12) kann die Kontroverse „feste Do- sierung oder Titrierung“ nicht lösen.

Hier wurde eine feste Hochdosis (Atorvastatin 80 mg) bei Patienten nach akutem Koronarsyndrom mit ei- ner Kontrollgruppe verglichen, in der Pravastatin auf einen Zielwert von LDL = 125 mg/dl titriert wurde.

Die Überlegenheit der hohen Dosis in Bezug auf ein kombiniertes Zielkri-

terium kommt nur dadurch zustande, dass hier auch Revaskularisationen und Krankenhausaufnahmen berück- sichtigt wurden – höchst problema- tisch, da durch die niedrigeren Lipid- spiegel unter Atorvastatin die Verblin- dung nicht konsequent gegeben war, und damit die Indikationsstellung be- einflusst werden konnte. Die absolute Risikoreduktion für die Kombination von koronarem Tod und Myokardin- farkt dagegen beträgt lediglich 1,1 Pro- zent und ist statistisch nicht mehr signi- fikant. Wenn hier überhaupt ein Mehr- wert für die Hochdosis-Behandlung vorliegt, so ist er minimal und steht in keinem sinnvollen Verhältnis mehr zum Aufwand.

Schlussfolgerung: Insgesamt bewegt sich die Risikofaktoren-Behandlung von einer Korrektur einzelner physiologi- scher Größen zu einem integrierten Be- urteilungskonzept, in dessen Mittel- punkt das globale Risiko steht. Dieses wiederum wird von Alter, Geschlecht, einzelnen Risikofaktoren und kardio- vaskulären Vorerkrankungen bestimmt.

Inzwischen stehen verschiedene Berech- nungshilfen zur Verfügung, die eine Be- stimmung des Globalrisikos für Ge- fäßkrankheiten im Einzelfall erlauben

(13, 14). Die präventive Wirkung von Sta- tinen ist mit guten klinischen Studien do- kumentiert wie nur wenige andere thera- peutische Maßnahmen. Die Strategie der festen Dosis nimmt diese Erkenntnisse auf und stellt sicher, dass möglichst viele Menschen davon profitieren.

Prof. Dr. med. Norbert Donner-Banzhoff Dr. med. Uwe Popert

Anschrift für die Verfasser:

Prof. Dr. med. Norbert Donner-Banzhoff, MHSc Abteilung für Allgemeinmedizin,

Rehabilitative und Präventive Medizin Philipps-Universität Marburg Robert-Koch-Straße 5, 35033 Marburg E-Mail: norbert@med.uni-marburg.de

Strategie der Titration

Für Patienten mit stabiler koronarer Herzerkrankung sollte nach den Emp- fehlungen der kardiologischen Fachge- sellschaften ein LDL-Cholesterin 100 mg/dl angestrebt werden (23–26). Hier- für liegen folgende Gründe vor: Epide- miologische Untersuchungen bei Patien- ten mit koronarer Herzkrankheit (KHK) oder ohne KHK zeigen, dass erhöhte Cholesterin-Konzentrationen mit einem erhöhten kardiovaskulären Risiko verbunden sind. Be- sonders eindrücklich wird dies bei Patienten mit fami- liärer Hypercholesterinämie deutlich (25, 27).

Allerdings verläuft die Beziehung zwischen Chole- sterin und vaskulärem Risi- ko nicht linear. Der Anstieg des kardiovaskulären Risi- kos wird ab einer Gesamt- cholesterin-Konzentration von etwa 200 mg/dl steiler.

Dagegen sind LDL-Cho- lesterinwerte < 100 mg mit einem geringeren Abfall des KHK-Risikos assoziiert (28–31). Aus diesem Zu- sammenhang leitet sich das von deutschen und interna- tionalen Leitlinien überein- stimmend empfohlene Prin- zip der Lipid-Zielwerte ab (23–25, 32).

Risikoreduktion durch Cholesterinsenkung: LDL- Um die Strategie der Titration im Rahmen der Statin-The-

rapie zu verfolgen, müssen regelmäßige Laborkontrollen erfolgen. Darauf kann bei der Festdosis verzichtet werden.

Foto:Bayer

(3)

Cholesterin ist kausal an der Pathoge- nese der Arteriosklerose beteiligt. Viele gefäßschädigende Wirkungen der Hy- percholesterinämie konnten auf mole- kularer Ebene aufgeklärt werden.

LDL-Cholesterin ist nicht nur ein Surrogat-Parameter für ein vaskuläres Risiko, sondern ist direkt gefäßtoxisch.

Entsprechend belegen große Studien eine kontinuierliche Verminderung kar- diovaskulärer Ereignisse durch Chole- sterinreduktion (30, 33–37). Dafür ste- hen verschiedene nichtpharmakologi- sche und pharmakologische Maßnah- men zur Verfügung (25, 38, 39).

Die Bedeutung einer kalkulierten LDL-Senkung wurde zum Beispiel in der Post-Coronary-Artery-Graft(Post- CABG-)-Studie untersucht. Hierbei er- folgte die Randomisierung von 1 300 Patienten nach einer koronaren By- pass-Operation auf zwei Titrations- Strategien. Patienten, deren LDL auf Werte < 100 mg/dl gesenkt wurden, wie- sen im Vergleich zu Patienten, deren LDL nur auf 132–136 mg/dl reduziert wurde, eine signifikante Reduktion vas- kulärer Ereignisse auf (40–43).

In der PROVE-IT Studie wurden mehr als 4 000 Patienten mit akutem Koronarsyndrom prospektiv mit 40 mg Pravastatin (Standard-Therapie) oder 80 mg Atorvastatin (intensive Thera- pie) behandelt (36). Der mittlere LDL- Spiegel der Patienten unter Standard- Therapie betrug 95 mg/dl, die intensive Behandlung führte zu einer mittleren Senkung des LDL auf 62 mg/dl. Die in- tensivere Therapie führte im Vergleich zur Standardbehandlung zu einer Ver- minderung des kombinierten Endpunk- tes aus Tod, Herzinfarkt, Krankenhaus- aufnahme wegen instabiler Angina pec- toris, Revakularisierung oder Schlagan- fall um 16 Prozent (22,4 versus 26,3 Pro- zent). Weitere Studien testen den Ef- fekt von unterschiedlich intensiven Sta- tindosen.

Probleme einer festen Dosis: Bei der Strategie einer festen Dosierung ohne Festlegung von LDL-Zielwerten wür- de Patienten mit hohen Ausgangswer- ten der protektive Effekt einer weite- ren LDL-Senkung vorenthalten. Men- schen mit familiärer Hyperlipidämie würden ohne Lipidbestimmung sträf- lich unterversorgt. Die Strategie einer festen Dosis lässt weiterhin offen, wel-

che Dosen der verschiedenen Statin- Präparate eingesetzt werden sollen.

Wichtiger jedoch: die Ausrichtung an der Cholesterinsenkung als Therapie- konzept ermöglicht eine individuelle Auswahl der lipidsenkenden Interven- tion unter Berücksichtigung von Wirk- samkeit, unerwünschten Arzneimittel- wirkungen und -interaktionen sowie ei- ne sinnvolle Kombination verschiede- ner Maßnahmen (wie Diät und Statin, Statin und Cholesterinaufnahmehem- mer). Daher sind die Bestimmung der Serumlipide und die Definition von Zielwerten als Basis für eine Lipidthe- rapie notwendig.

Pharmakotherapie: Alle Leitlinien empfehlen bei unzureichender Chole- sterinsenkung durch Lebensstilände- rung Statine als Medikamente der er- sten Wahl aufgrund der überlegenen Datenlage zu Morbidität und Morta- lität im Vergleich zu anderen lipid- senkenden Pharmaka (30, 33–35, 37).

Tierversuche zeigen, dass Statine zu- sätzlich zu der Cholesterinsenkung günstige lipidunabhängige Effekte be- sitzen (44). Diese Befunde unterstützen die Empfehlungen, Statine als Lipid- senker der ersten Wahl einzusetzen.

Die „pleiotropen Effekte“ der Statine sind dosisabhängig. Da sie genau wie die Hemmung der Cholesterinbildung durch die Hemmung der Mevalonat- Synthese, den primären Angriffspunkt der Statine, vermittelt werden, ist eine stärkere Lipidsenkung auch mit einer vermehrten „pleiotropen“ Wirkung as- soziiert.

Relative Risikoreduktion ist nicht gleich absolute Risikoreduktion. Die absolute Risikoreduktion durch Statine oder die so genannte „Number needed to treat“ (NNT) muss von der relativen Risikoreduktion unterschieden wer- den. Aktuelle Studien, wie zum Beispiel die Heart Protection Study, zeigen, dass die relative Risikoreduktion im Rah- men der Sekundärprävention unabhän- gig vom Ausgangscholesterin ist (30).

Die absolute Risikoreduktion durch Statine und NNT ist jedoch vom globa- len vaskulären Risiko eines Patienten abhängig, welches wesentlich durch die Lipide mitbestimmt wird. Um einen Herzinfarkt oder kardiovaskulären Tod in 15 Jahren zu verhindern, beträgt zum Beipiel bei einem 10-Jahres-Herzin-

farkt-Risiko von zehn Prozent die NNT 21 – im Vergleich zu einer NNT von sieben bei einem Globalrisiko von 30 Prozent (25, 45).

Dieser Tatsache wird durch die nach Risiko abgestuften Zielwerte der aktu- ellen Leitlinien Rechnung getragen (23–25): Es gilt ein LDL-Zielwert von 160 mg/dl für Menschen ohne vaskuläre Risikofaktoren, bei Vorliegen von zwei oder mehr Risiken (entsprechend ei- nem Globalrisiko > 10 Prozent) ist der Zielwert 130 mg/dl und bei hohem Risi- ko, zum Beispiel Patienten mit KHK oder Diabetes beträgt das LDL-Ziel 100 mg/dl. Diese Zielwerte sind praxi- serprobt und didaktisch eingängig. Dar- über hinaus konnte gezeigt werden, dass auch Patienten mit hohem Global- risiko und LDL-Ausgangswerten < 100 mg/dl von einer Behandlung mit Stati- nen profitieren (30, 37).

Die PROVE-IT Studie weist darauf hin, dass besondere Risikopatienten, wie beispielsweise Menschen mit aku- tem Koronarsyndrom, von einer noch aggressiveren Lipidsenkung profitieren können (36). Diese Befunde erzwingen jedoch nicht notwendigerweise ein wei- teres Herabsetzen des LDL-Zielwertes in der Primärprävention und für die große Zahl der Patienten mit stabiler koronarer Herzkrankheit.

Schlussfolgerung: Es besteht eine di- rekte Assoziation von LDL-Choleste- rin und vaskulärem Risiko. Eine Be- stimmung des Lipidprofils ist daher die Voraussetzung für eine rationale The- rapie. Die Wirksamkeit einer Statinthe- rapie ist abhängig von dem Lipidprofil und dem individuellen globalen vas- kulären Risiko des Patienten. Die ak- tuellen Leitlinien kondensieren diese Prinzipien auf den praxistauglichen LDL-Zielwert von 100 mg/dl für Pati- enten mit erhöhtem vaskulären Risiko, wie zum Beispiel stabile KHK oder Diabetes mellitus. Dr. med. Ulrich Laufs

Anschrift des Verfassers:

Dr. med. Ulrich Laufs

Klinik und Poliklinik Innere Medizin III Universitätskliniken des Saarlandes 66424 Homburg

E-Mail: ulrich@laufs.com M E D I Z I N R E P O R T

Deutsches ÄrzteblattJg. 101Heft 234. Juni 2004 AA1651

Das Literaturverzeichnis im Internet: www.aerzteblatt.de/

lit2304 – dort auch die Langfassungen des Beitrags unter www.aerzteblatt.de/plus2304

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Bei  Auftreten  von  schweren,  anhaltenden,  manchmal  blutig-schleimigen  Durchfällen  und  krampfartigen  Bauchschmerzen  während  oder  nach  der Behandlung  mit 

Allerdings sei das Risiko einer invasiven Koro- nardiagnostik bei Patienten mit instabiler Angina nicht abschließend geklärt, und die Suche nach nicht invasiven Parametern,

Es zeichnet sich ab, daß auch andere Tumorentitäten mit Irinotecan erfolgreich bekämpft werden

Schulen bei denen die Schülertransporte infolge vereisten Strassen, geschlossenen Strassen durch Schneeverwehungen und Schneebrettern, Lawinengefahr und Steinschlag, für

Auch eine Desinformation durch die Medien sollte nicht unterschätzt werden, zum Beispiel in „Mein Kind“ (10/96): Homöopathie hilft bei Übelkeit auf Reisen, Appetitlosig-

Amlodipin/Valsartan/HCT AL wird nicht zur Anwendung bei stillenden Müttern empfohlen; Ihr Arzt kann eine andere Behandlung für Sie wählen, wenn Sie stillen wollen, vor allem,

Der Senat stimmt entsprechend der Vorlage der Senatorin für Klimaschutz, Umwelt, Mobilität, Stadtentwicklung und Wohnungsbau vom 21.01.2021 einer mündlichen Antwort auf die

Abweichungen des einzelnen Grund- stücks in den wertbestimmenden Eigenschaften – wie Verkehrsanbindung, Hof- und Ortsnähe, Form, Größe, Erschließungssituation,