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Archiv "Patientenorientierung: Danke!" (31.01.2014)

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A 178 Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 111

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Heft 5

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31. Januar 2014 Briefe, die die Redaktion per E-Mail errei-

chen, werden aufmerksam gelesen. Sie können jedoch nur veröffentlicht werden, wenn sie ausdrücklich als „Leserbrief“

bezeichnet sind. Voraussetzung ist ferner die vollständige Anschrift des Verfassers (nicht nur die E-Mail-Adresse). Die Re- daktion behält sich ohne weitere Mittei- lung vor, E-Mail-Nachrichten, die als Leserbrief erscheinen sollen, zu kürzen.

E-MAIL

tralen Projekt unter der Federführung der Charité zu bündeln. Damit lässt sich die Aufarbeitung am besten und effizientes- ten unterstützen. So ist auch sicherge- stellt, dass vor der Weitergabe einer Fül- le sensibler Daten und Fakten die erfor- derlichen rechtlichen Anforderungen – insbesondere die Rechte einzelner Pa- tienten – geprüft werden. Herrn Dr. Eri- ces wurde wie anderen Wissenschaftlern empfohlen, Projekte und deren Fragestel- lungen gegebenenfalls über das zentrale Forschungsprojekt an der Charité einzu- bringen . . .

Dr. Reinhard Graser, Herlinde Schneider,

Novartis Pharma GmbH, 90327 Nürnberg

Vergangenheitsbewältigung in Ost und West

Dr. Rainer Erices kommt zu dem Schluss, dass bei der 1987 bis 1988 an der Univer- sität Jena laufenden Phase-III-Studie mit Levoprotilin „Belege für medizinethische Vergehen oder gar einkalkulierte Schädi- gungen von Patienten nicht gefunden wer- den konnten“. Ja, was glaubte der Medi- zinethiker aus Erlangen-Nürnberg eigent- lich zu entdecken?

Auch über andere Textbausteine kann man sich nur wundern. So schrieb er: „Das Medikament war auf dem bundesdeut- schen Markt nicht zugelassen.“ Das war eigentlich nicht erwähnenswert, weil in Phase-III-Studien immer Arzneimittel ge- prüft werden, die noch nicht zugelassen sind.

Auch der Hinweis, dass der damalige Klinikleiter in Jena in den 1980er Jahren über 300 000 DM „Devisen erwirtschaf- tet“ hat, ist eher kurios. Heute bezeichnet man das als „Einwerben von Drittmit- teln“, deren Höhe eine wesentliche Vor -

aussetzung für Berufungen in leitende Positionen ist.

Ganz merkwürdig wird es, wenn Dr. Eri- ces es als „nicht nachvollziehbar“ an- sieht, dass Novartis, Rechtsnachfolger von Ciba-Geigy, „sein Archiv für die Un- tersuchung der Jenaer Levoprotilin-Stu- die nicht geöffnet hat“. Warum sollte sich Novartis nach nur 25 Jahren schon äu- ßern? Wir wissen doch alle, dass in den

„alten“ Bundesländern die Vergangen- heitsbewältigung erst nach etwa 50 Jah- ren einsetzte. Im Übrigen wäre es wis- senschaftlich redlich, wenn Herr Dr. Eri- ces eine Levoprotilin-Studie aufarbeiten würde, die in den 1980er Jahren an einer westdeutschen Nervenklinik gelaufen ist – alles andere diskriminiert nur.

Prof. Dr. med. Frank Meyer, Klinischer Pharmakologe, Mitglied von Ethik-Kommissionen in Sachsen-Anhalt, 39164 Wanzleben-Börde

PATIENTENORIENTIERUNG

Mehr ärztliche Tätigkeit führt zu mehr Morbidi- tät (DÄ 48/2013: „Patientenorientierte Medizin:

Von der Kunst des Weglassens“ von Thomas Kühlein, Tobias Freund und Stefanie Joos).

Hightouch statt Hightech

Der demografische Wandel und der tech- nische Fortschritt zwingen vor allem uns Ärzte zum grundlegenden Umdenken im Umgang mit den immer knapper werden- den Ressourcen – weg vom technokrati- schen Mediziner der Neuzeit hin zum em- pathischen Arzt (scheinbar) früherer Prä- gung.

Vor diesem Hintergrund lassen sich auch alle neuen Herausforderungen des Arzt- seins, wie zum Beispiel EbM, Leitlinien, Gesundheitsökonomie mit aufwendigen Kosten-/Nutzen-Relationen, Qualitätsma- nagement, Ethik usw. in die ideale Arzt- Patientenbeziehung integrieren.

Wir Ärzte sollten unsere Patienten nicht nur „state of the art“ untersuchen und be- handeln, sondern (wieder?) ein Gespür für deren wirkliche, oftmals vielschichtige Bedürfnisse entwickeln, sie tatsächlich ak- tiv in den Behandlungsprozess einbezie- hen und dies auch zulassen. Unsere Pa- tienten werden es uns danken.

Wir bewahren sie damit vor dem oftmals belastenden Räderwerk der modernen Medizinindustrie, ersparen dem System obendrein unnötige Kosten, und sie schenken uns dafür das Wertvollste, was

sie uns bieten können: ihr Vertrauen. Um sich das Vertrauen seiner Patienten zu er- werben und langfristig zu erhalten, braucht es einen moralisch hochstehen- den ärztlichen Wertekodex, den zu entwi- ckeln unsere lebenslange Aufgabe bleibt.

Dieser ärztliche Kodex vereinigt alle oben stehenden Regelwerke, die in Text- form oftmals abstrakt und seltsam blut- leer wirken, in sich, mit allerdings einem entscheidenden Unterschied: Werte wer- den nicht gewählt und können schon gar nicht befohlen werden, sie wachsen von innen heraus.

Dr. med. Horst Riechers, 94036 Passau

Danke!

Genau so ist es, danke! Prof. Kühlein greift endlich die Problematik auf, die un- ser Gesundheitssystem in den Abgrund reißt. Wir sind Ärzte geworden, um Le- benszeit zu verlängern, Leid zu lindern und Erkrankungen vorzubeugen, nicht um 150 verschiedene Diagnosen beim Diabe- tes mellitus zu verschlüsseln.

Dabei können wir so viel. Wir machen Blinde sehend (intraokulare Linsen beim Katarakt), Lahme gehend (Hüft-TEP) und Gequälte schmerzfrei (moderne Morphin- therapie). Mit Sonographie, Endoskopie, CT und MRT schauen wir in das Innere unserer Patienten. So viele Wunschträume der Medizin sind in Erfüllung gegangen.

Da dürfen wir staunen, ein Wunder nach dem anderen.

Leider werden wir Ärzte . . . nach Anzahl und Schwere der gestellten Diagnosen bezahlt. Die Folge ist, dass Patienten mit immer mehr und gravierenderen Diagno- sen „abgestempelt“ werden. Im Internet schreibt mir das Krankenhaus: „Eine Pa- tientenbewegung mit 16 Diagnosen“.

Und das betrifft den „Durchschnittspa- tienten“, nicht den außergewöhnlich Schwerstkranken. Immer öfter werden Patienten zu Untersuchungen in Kliniken und Praxen nachbestellt. Dadurch fehlt die Zeit für wirklich Kranke, für geduldi- ges Zuhören und klärende oder suggestiv heilende Gespräche. Neben der Hilfe zur Gesundung muss es Ziel unseres ärztli- chen Handelns sein, uns möglichst rasch beim Patienten entbehrlich zu machen.

Medizin ist nicht Lebenssinn, sie ist eine Krücke, eine Hilfe. Lebensinhalt müssen Patienten außerhalb des Gesundheitssys- tems finden.

Fortschritt lebt von Visionen. Stellen Sie sich Folgendes vor: Jeder Bürger

B R I E F E

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schreibt sich bei einem Arzt der Grund- betreuung ein. Dieser Arzt erhält eine Kopfpauschale. Sobald sich der Bürger krank fühlt und seinen Arzt als Patient aufsucht, endet die Bezahlung dieser Kopfpauschale. Der Arzt erhält sie erst wieder, wenn der Patient sich gut fühlt und den Arzt nicht mehr benötigt. Die Motivation des Arztes liegt in der schnellen Wiederherstellung von Be- schwerdefreiheit. Dazu braucht er gege- benenfalls die Hilfe der Spezialisten und Kliniken. Der Arzt wird also nicht mehr für Diagnosen und Krankheiten bezahlt, sondern für Wohlbefinden und Gesund- heit! . . .

Dr. Christian Vogler, 99444 Blankenhain

Mehr Schaden als Nutzen

Ein wirklich wichtiger Beitrag im DÄ von übergeordneter Bedeutung. In der Gesamtschau wird sehr klar dargestellt:

Wir haben hervorragende diagnostische und therapeutische Möglichkeiten in un- serem Gesundheitswesen. Die Organisa- tion der Abläufe führt aber dazu, dass in- zwischen möglicherweise mehr gescha- det wird als genutzt. Die Sinnlosigkeit und Schädlichkeit einer unstrukturierten Zuviel-Medizin kann man im ärztlichen Alltag deutlich spüren. Für Patienten ist das weniger durchschaubar, denn es wird ja „alles getan“. Aber das Leiden ver- mehrt sich an Stellen, an denen es ver- meidbar gewesen wäre durch ein intelli- gentes und gut abwägendes Weglassen von Dingen, die man hätte tun können.

Eine einzige Ergänzung zum Beitrag von Kühlein habe ich. Es ist nicht allein die Art der Definition von Krankheit und Ge- sundheit, die diese Fehlentwicklung an- treibt. Der Antreiber im Hintergrund ist die ökonomische Orientierung des Ge- sundheitswesens. Es steht eine wichtige demokratische, gesellschaftliche Ent- scheidung an. Soll das Gesundheitswesen primär der Ökonomie dienen oder in ers- ter Linie den Patienten?

Wilfried Deiß, 57074 Siegen

Ausgezeichnet

Ein ausgezeichneter Artikel – schon unser verehrter Kollege Samuel Shem schrieb ja, jedoch nicht ganz so differenziert, in seinem „House of God“ law 13: The de - livery of good medical care is to do as much nothing as possible.

Dennis Günes, 48161 Münster

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31. Januar 2014 A 179

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