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„Rabattverträge“ der Krankenkassen be rüh

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„Rabattverträge“ der Krankenkassen be rüh­

ren uns nicht, oder?!

Mit jedem neuen Gesetz zur Kosten- dämpfung im Gesundheitswesen in den letzten Jahren wurden Verhand- lungsposition und Einfluss der ge - setzlichen Krankenkassen gestärkt.

Politisch gewollte Konzentrationspro- zesse und Zentralisierungstendenzen der GKV lassen Kosteneinsparungen erwarten, die nicht durch das Heben von Synergien im eigenen Lager, son- dern das Ausspielen neu gewonne- ner Macht bedingt sein werden.

Wie das gehen könnte, haben die gesetzlichen Krankenkassen in den vergangenen Monaten am Beispiel der sogenannten Rabattverträge auf dem Gebiet der Versorgung mit Ge - ne rika demonstriert. Eine Positivliste, die für die Vertragsärzteschaft unter Wahrung der Therapiefreiheit eine Entlastung von Budgetdruck und Re - gressandrohungen gebracht hätte, war in der Vergangenheit angeblich mit dem Kartellrecht und dem freien Wettbewerb der Pharmaunterneh- men nicht vereinbar. Den Kranken- kassen aber wurde unvermittelt die Möglichkeit eingeräumt, aus der gro- ßen Zahl der Anbieter von Generika sich für einen oder mehrere Herstel- ler oder Vertreiber entscheiden zu können. Sie nutzten diese neue Frei- heit und erreichten sicherlich Kondi- tionen, die vorher nicht vorstellbar waren.

(Eine angenehme Folge für uns Ver- tragsärzte hat diese Entwicklung wahrscheinlich dennoch: Da die ver- handelten Preise zwischen Kassen

und Pharmaunternehmen geheim sind, bleiben die individuellen Ver- ordnungskosten für 2007 unscharf, sodass sie kaum als Basis für Richt- größenprüfungen werden dienen können.)

Was passierte aber nun nach Abschluss der Rabattverträge?

Da der Preis die Verhandlungen do - minierte, bekamen teilweise Unter- nehmen den Zuschlag, die bereits nach wenigen Tagen Lieferschwierig- keiten bei Wirkstoffen melden muss- ten, die bekanntermaßen und vor- hersehbar in großen Mengen verord- net werden. Für uns in den Praxen viel spürbarer war aber, dass die Apotheker die Präparate in bisher ungekanntem Ausmaß substituieren mußten. Die Patienten waren und sind dadurch massiv verunsichert und wer kennt nicht den vielfach an uns herangetragenen Wunsch nach Ausschluss der Substitution? Wenn man die Patienten zum Verursacher der Probleme, also zu ihrer Kranken- kasse schickte, so bekamen sie immer die gleiche Antwort, nämlich dass ihr Arzt die Arzneimitteltherapie steuern würde. Was wäre aber wohl gewe- sen, wenn wir Vertragsärzte durch generelle Verhinderung der Substitu- tion der Präparate den Sinn der Rabattverträge konterkariert hätten?

Wer hätte dann die wirtschaftliche Verantwortung für die nicht realisier- ten Einsparungen zugewiesen be - kommen? Man kann es drehen und wenden wie man will: Die konkrete Auseinandersetzung mit dem Patien- ten wurde wieder einmal in unsere Praxen verlagert, die Patienten neh- men zunächst uns als „Einsparer“

wahr.

Nun sind das alles unschöne Begleit- erscheinungen der Kostendämpfungs- maßnahmen der Politik, die den Kas- sen neue Möglichkeiten eröffnen.

Was aber mehr als unschön ist, was einen regelrechten Paradigmenwech- sel darstellt, der als exemplarisch für den künftigen Umgang auch mit der Ärzteschaft gelten kann, ist die Tat- sache, dass „Marktteilnehmer“, hier Pharmaunternehmen, regelrecht vom Markt ausgeschlossen wurden. Wie groß war der Aufschrei bei großen deutschen Generikaherstellern, als

die wesentlichen, umsatzwirksamen Verträge an ihnen vorbei abgeschlos- sen wurden! Ganz plötzlich wurde den gemeinhin bekannten existenti- ellen Bedrohungen eine neue hinzu- gefügt. Betrachtet man nun die Reaktion der Branche, so kann man konstatieren, dass neben den einzel- nen Unternehmen, die teilweise auch rechtliche Schritte einleiteten, sich der Dachverband Pro Generika e.V.

stark engagierte. So konnten wohl die schlimmsten Verwerfungen auf- gefangen und ein Dialog mit Kassen und Politik über die Regelungen in der Zukunft begonnen werden.

Was heißt das also, wenn man diese beobachteten Entwicklungen auf den Umgang der Kostenträger mit anderen „Leistungserbringern“, also auch der Ärzteschaft, übersetzt?

Zunächst muss niemand Illusionen haben: Das Geld wird auch weiter und verstärkt unsere Medizinwelt regieren. Von Bemühungen um eine Verbesserung der Versorgung, um Komfort für Mitglieder der gesetzli- chen Krankenkassen und ihre Be - handler sollte man besser nicht aus- gehen. Misstrauen ist dementspre- chend angebracht, wenn Kassen in Einzelverträgen plötzlich Pauschalen ausloben, die in Verhandlungen mit den Kassenärztlichen Vereinigungen nie zur Diskussion standen. Haben sich alle Ärzte eigentlich schon mal gefragt, ob sie in einer denkbaren Post-KV-Ära noch zu den von den Kassen gewollten Vertragspartnern gehören werden? Ist uns allen bewusst, in welche Abhängigkeiten von den Kassen, viel stärker als bis- her, die schöne neue Vertragsland- schaft führen wird? Haben wir nach einer Aufsplitterung unserer Kräfte noch einen Dachverband, der uns gegen die sich gerade bundesweit aufstellenden Kassen vertreten wird?

Wenn die Ärzteschaft eigene schmerz- liche Erfahrungen vermeiden will, sollte sie aus den Geschehnissen um die Rabattverträge die richtigen Kon- sequenzen ziehen.

Dr. med. Steffen Liebscher Vorsitzender des Verwaltungsausschusses der Sächsischen Ärzteversorgung Vorstandsmitglied

Editorial

240 Ärzteblatt Sachsen 6 / 2008

Dr. med. Steffen Liebscher

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