11 Einfach künstlerisch
Wie fühlst du dich?
Emotionale Selbstporträts zeichnen
Klassen 3 und 4
Ein Beitrag von Viola Weber, Weinstadt
E
ntspannt, wütend, traurig – ganz selbstverständ- lich nehmen wir im Alltag unsere Mitmenschen und ihre Mimik wahr. Manchmal sind wir dann aber überrascht, wie wir selbst auf einem Foto dreinschauen. In dieser Unterrichtseinheit werden die Schüler für eigene Gefühle und Gefühlsausdrü- cke sensibilisiert. Auf einer spannenden Reise durch ihr Gesicht erfahren sie viel Interessantes über ihre Körpersprache und setzen ihre Erfahrungen in grafi- schen Selbstporträts um.Das Wichtigste auf einen Blick
Lerninhalte
• Proportionen nachvollziehen und zeichnerisch anwenden
• Die Kunstwerke des Künstlers Messerschmid kennenlernen und für eigene Gestaltungsvorha- ben nutzen
• Das eigene Gesicht genau betrachten und zeichnen
• Sich selbst inszenieren und Gefühle mimisch darstellen
Kompetenzen
• Kennen und Anwenden grafischer Gestaltungstechniken
• Entwicklung zeichnerischer Konzepte für das Porträtieren und die Darstellung von Emotionen im Gesicht
• Betrachten und Beschreiben eines Kunstwerks
Fächerübergreifender Einsatz
• Deutsch: Personenbeschreibung
• Sachunterricht: Gefühle
Dauer
3 Doppelstunden
Überrascht und wütend
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Was sollten Sie zu diesem Thema wissen?
Die Nase ist kein Strich – Selbstporträts zeichnen
Der ausgeprägte Selbstdarstellungswille der Kinder wird in einen für sie ungewohnten Rahmen gestellt.
Die Aufgabe, ein Selbstporträt mit extremem Gesichtsausdruck zu zeichnen, bedeutet für die Schülerin- nen und Schüler1, etwas Neues und Unbekanntes zu zeichnen. Weil sie aufgefordert sind, genau zu betrachten und abzubilden, können gewohnte schematische Darstellungsweisen überwunden werden. Die Zeichenfähigkeit der Schüler bezüglich ihres eigenen Gesichts wird durch diese Unterrichtsreihe weiterent- wickelt und erneuert. Die Kinder betrachten nicht nur ihr äußeres Erscheinungsbild und die Körpersprache differenziert, sondern schenken auch den eigenen sowie fremden inneren emotionalen Zuständen gezielte Aufmerksamkeit.
Das Zeichnen mit Bleistift ist den Kindern vertraut. So können sie sich voll auf das Darzustellende konzen- trieren.
Wo ist was? – Das Gesicht und seine Proportionen
Verblüffend! – Selbst geübte Zeichner stellen irgendwann überrascht fest, dass die Augen genau in der Mitte des Gesichts liegen.
Außerdem entspricht der Abstand zwischen den Augen einer Augenbreite und variiert kaum. Auch das ist überraschend. Oft hat man den Eindruck, jemand habe eng zusammenliegende bzw. stark auseinan- derliegende Augen. Misst man jedoch den Abstand nach, wird man feststellen, dass dieses Maß relativ allgemeingültig ist. Kinder, aber auch noch viele Erwachsene setzen die Augen intuitiv höher.
Diese Unterrichtseinheit leistet mit den Materialien Das Gesicht M 2 und Hilfslinien M 3 einen wichtigen Beitrag zur Analyse der Proportionen des menschlichen Gesichts. Die Kinder erfahren auch, dass die Ohren auf der Höhe zwischen Augen und Nasenspitze liegen und somit dieselbe Länge wie die Nase haben. Die Nasenspitze liegt ungefähr in der Mitte zwischen Augenbrauen und Kinnunterkante. Lage und Form des Mundes variieren stark. Die Mundbreite beträgt ungefähr 1,5 Augenbreiten. Das ist ein sehr grober Wert, hilft den Schülern aber bei der Konstruktion des eigenen Gesichts.
Weisen Sie die Kinder immer wieder darauf hin, dass sie ihr Gesicht nicht aus dem Gedächtnis zeichnen sollen. Nur wer sich intensiv im Spiegel betrachtet, kann individuelle Charakterzüge bemerken und zeich- nerisch darstellen.
Spieglein, Spieglein … – Hilfen fürs Zeichnen
Entscheiden Sie, ob Sie in dieser Unterrichtseinheit mit Fotos oder Spiegeln arbeiten möchten. Die Spie- gel müssen nicht groß sein, 10 x 15 cm reichen aus. Spiegelkacheln sind meist sehr günstig in großen Möbelhäusern zu bekommen und erfüllen genauso gut ihren Zweck wie Handspiegel. In der Regel kann jedes Kind von zu Hause einen Handspiegel mitbringen. Besonders komfortabel sind Spiegel, die man aufstellen kann.
Wenn Sie vor der Einheit genügend Zeit haben, alle Schüler in mindestens drei unterschiedlichen mimi- schen Ausdrucksweisen zu fotografieren, können Sie diese Fotos auch zum Abzeichnen verwenden oder ggf. zusätzlich als Differenzierungsmöglichkeit einsetzen. Das Abzeichnen vom Spiegelbild ist in der Regel schwieriger, bietet aber auch mehr Lernchancen.
1 Im weiteren Verlauf wird aus Gründen der besseren Lesbarkeit nur „Schüler“ verwendet.
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1. /2 . St un de : Pr opo rt io ne n k en ne nl er ne n – m ei n S el bs tpo rt rä t
PhaseVerlaufHilfenVorbereitung & MaterialEinstieg
Mein Gesicht mit den Händen entdecken Lesen Sie die Erlebnisgeschichte M 1 vor und folgen Sie zusammen mit den Schülern den Anweisungen. Proportionen des Gesichts Legen Sie die selbsterstellte FolieDas Gesicht M 2 mit den ausgeschnitte- nen Gesichtsdetails auf. „Benenne, was du siehst und lege es an die richtige Stelle.“ Die Schüler legen die Augen wahrscheinlich zu hoch. Geben Sie die Hilfslinien M 3 aus und lassen Sie die Schüler die richtigen Positionen der Gesichtsteile begründen, ausmessen und auf der Folie M 2 korrigieren. Lassen Sie die Schüler den Kopf des jeweiligen Sitznachbarn halten. „Euer Kopf ist gar nicht so leicht. Deshalb ist auch der Hals nicht viel schmaler. Er muss das Gewicht schließlich tragen.“
Hinweise Die Schüler können während der Erlebnisgeschichte M 1 auch die Augen schließen.
Erlebnisgeschichte M 1 • selbst- erstellte FolieDas Gesicht M 2 • Hilfslinien M 3
Hauptteil
Gestaltung Selbstporträt „Jetzt habt ihr vieles über euer eigenes Gesicht herausgefunden. Das sollt ihr jetzt in einem Selbstporträt mit dem Bleistift umsetzen.“ Teilen Sie den Schülern die benötigten Materialien und die Gestaltungs- aufgabe M 4 aus. Besprechen Sie diese und klären Sie die Fragen der Schüler. Dann richten die Schüler ihren Arbeitsplatz mit den benötigten Materialien ein und zeichnen sich mithilfe des Spiegels.
Hinweis Klären Sie den Begriff „Selbst- porträt“. Tipp Bringen Sie als Hilfestellung die Hilfslinien M 3 an der Tafel an.
Hilfslinien M 3 • Gestaltungsauf- gabeM 4 Schüler: 1 Handspiegel • 1 Bleistift • 1 Radiergummi • 1 Zeichenpapier, DIN A4
Abschluss
Präsentation/Reflexion Besprechen Sie die Schülerarbeiten auf einem Besprechungstisch. „Was war schwierig? Was hat gut geklappt? Wer hat ganz genau hinge- sehen? Sind alle Teile an der richtigen Stelle? Welches Kind erkennt man am besten? Warum?“
Alternative Breiten Sie die Bilder zur Be- sprechung auf dem Fußboden aus.
Schüler: Arbeitsergebnisse
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Eine Reise durch die Gefühlswelt – Fantasiereise M 5
Stell dir vor, du hast heute Geburtstag. Da gibt es etwas, das du dir so sehr gewünscht hast.
Jetzt steht ein Päckchen auf dem Tisch und du hoffst ganz fest, dass dein Traumgeschenk darin ist. Du bist ganz aufgeregt und reißt das Päckchen auf. JUHUUU! Jetzt gehört es end- lich dir! Du freust dich wahnsinnig und man sieht die Freude in deinem Gesicht. Betrachte dein glückliches Gesicht im Spiegel.
Dein Mund wird vom Lächeln ganz breit. Vielleicht sieht man auch deine Zähne, weil du deinen Mund vor Freude aufreißt. Die Augen werden ganz groß. Die Augenbrauen machen einen richtig runden Bogen und gehen nach oben. Dabei bekommst du kleine Falten an der Stirn. Auch deine Nasenlöcher werden größer. Dein Gesicht öffnet sich buchstäblich für das schöne Geschenk.
Jetzt kommen deine Geburtstagsgäste. Du zeigst ihnen ganz stolz deinen neuen Schatz.
Ein Kind möchte ihn auch mal in die Hand nehmen und da passiert es: Das Kind war etwas ungeschickt und macht dein Geschenk aus Versehen kaputt. So ein Ärger! Jetzt hast du so lange darauf gewartet und nun das! Du bist richtig wütend! Betrachte dein wütendes Gesicht im Spiegel.
Du lässt einen solchen Wutschrei los, dass man deine Zähne sieht. Arrr! Dann presst du deine Lippen vor lauter Wut zusammen, sodass sie sich kräuseln. Vielleicht beißt du auch deine Zähne ganz fest aufeinander und zeigst sie wie ein wütender Hund. Dein Gesicht ist ganz angespannt. Deine Augenbrauen sind zusammengekniffen und bilden eine tiefe Falte über der Nase. Deine Augen werden klein und sind nur noch einen Schlitz weit offen.
Nach einer Weile ist der erste Anflug von Ärger vorbei. Das Kind hat sich entschuldigt und dir gesagt, wie sehr es erschrocken ist. Und du siehst immer noch den Schreck in seinem Gesicht. Versetz dich doch einmal in seine Lage. Wie würdest du aussehen? Betrachte dei- nen erschrockenen Gesichtsausdruck.
Du bist also nicht länger böse. Das kann schließlich jedem einmal passieren und es war ja keine Absicht. Aber traurig bist du trotzdem, dass dein Geburtstagsgeschenk gleich kaputt gegangen ist. So traurig, dass jeder mitfühlen kann, wie es dir gerade geht. Betrachte dein trauriges Gesicht im Spiegel.
Deine Unterlippe ist nach vorne geschoben. Deine Mundwinkel sind nach unten gebogen.
Dein Kinn wird faltig. Deine Augenbrauen sind immer noch zusammengeschoben, sodass sich eine Falte über der Nase bildet. Deine Augen sind klein, vielleicht verdrückst du eine kleine Träne.
Alle Geburtstagsgäste fühlen mit und trösten dich. Das Kind ver- spricht dir, dass es dir dein Geschenk ersetzen wird. Und dann wird es auch ohne Geschenk noch ein wunderbarer Tag. Du hast jede Menge Spaß mit deinen Freunden – alles in deinem Gesicht ist jetzt ganz entspannt.
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Männer mit Mimik – Messerschmid-Memory M 11
© anagoria
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