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Archiv "Erste Auswertung der Diabetiker-DMP: Viele Fragen sind noch offen" (27.07.2007)

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Deutsches ÄrzteblattJg. 104Heft 3027. Juli 2007 A2103

P O L I T I K

S

age noch einer, Ärzte seien nicht fleißig. Würde man ihre zehn Millionen Dokumentationsbö- gen ausdrucken und übereinander- stapeln, die allein der AOK-Bundes- verband Wissenschaftlern für eine erste Auswertung der Disease-Ma- nagement-Programme (DMP) über- lassen hat, dann ergäbe sich die stolze Höhe von fast einem Kilo- meter. Theoretisch ließe sich damit ein Bauwerk wie das Brandenbur- ger Tor fast 40-mal gen Himmel stapeln.

Ganz im Gegensatz dazu wachsen die Erfolge mit den DMP noch nicht in den Himmel. Denn dass sich der Gesundheitszustand derjenigen Ver- sicherten verbessert, die in ein Chro- nikerprogramm eingeschrieben sind,

lässt sich noch nicht belegen. Das hat eine Fachtagung des AOK-Bundes- verbands gezeigt, bei der Ende Juni erste Ergebnisse der wissenschaftli- chen Begleitforschung zu DMP vor- gestellt wurden.

Dafür hat ein Konsortium von in- fas, Prognos und dem Wissenschaft- lichen Institut der Ärzte Deutsch- lands Daten aus 17 DMP der All- gemeinen Ortskrankenkassen für Typ-II-Diabetiker zusammengeführt und ausgewertet. Eingeflossen sind Angaben zu rund 1,25 Millionen Versicherten. Zwar lassen sich ge- wisse Verbesserungen der Blut- zuckerwerte und des Blutdrucks bei den Versicherten nachweisen, die seit Längerem eingeschrieben sind.

Auch der Anteil der Raucher ging zurück.

Doch die Ergebnisse sind ver- zerrt, weil viele der ursprünglich eingeschriebenen Patienten nach drei bis vier Jahren nicht mehr am Programm teilnehmen. Schrieben sich beispielsweise im zweiten Halbjahr 2003 noch rund 213 000 AOK-Versicherte in ein Diabetes- DMP ein, so schrumpfte diese Ko- horte bis zum zweiten Halbjahr 2006 auf ungefähr 95 000 Versi- cherte. Doch wie sich gerade bei denjenigen, die durchhalten, die Zielwerte im Vergleich zum Anfang verändert haben, darüber gibt es kei- ne Aussagen.

Dr. med. Bernhard Egger, Leiter des Stabsbereichs Medizin im AOK-Bundesverband, verwies dar- auf, dass die Evaluation bestimm-

ten Vorgaben des Bundesversiche- rungsamts zu folgen hat: „Den Be- weis, dass die DMP der besseren Versorgung dienen, kann diese Eva- luation nicht leisten, schon weil die Kontrollgruppe fehlt.“

Der AOK-Bundesverband hat aber weitere eigene Forschungsar- beiten in Auftrag gegeben, so bei Prof. Dr. med. Joachim Szecsenyi, Leiter der Abteilung Allgemeinme- dizin und Versorgungsforschung am Universitätsklinikum Heidelberg.

Er analysiert derzeit im Rahmen ei- ner Studie, ob und worin sich die Versorgung von Patienten in opti- mal umgesetzten DMP, in Routine- DMP und außerhalb von DMP un- terscheidet.

Erfahrungen mit den Diabetes- DMP im Bereich der Kassenärztli-

chen Vereinigungen Nordrhein und Westfalen-Lippe steuerte Gerhard Brenner vom Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (ZI) bei.

Allein in Nordrhein hatten sich bis zum ersten Quartal 2007 mehr als 300 000 Versicherte in ein Diabetes- DMP eingeschrieben. Das ZI über- prüft und verarbeitet die Daten, pseudonymisiert sie für die externe Evaluation, schickt aber auch Feed- back-Berichte an beteiligte Praxen, stellt Qualitätszirkeln Auswertun- gen zur Verfügung und versucht im Austausch mit den Ärzten, Verbes- serungspotenzial in der Patienten- versorgung auszuloten.

Nach Brenners Darstellung ha- ben die beteiligten Ärzte die weit- aus meisten der vereinbarten Ziele erreicht. Ob Blutzuckerwerte, Blut- druckeinstellung, empfohlene Me- dikation – hier stimmten die Er- gebnisse. Eine kleine Abweichung gab es bei der Augenarzt-Überwei- sung: Statt mindestens 80 Prozent der Patienten einen Besuch vorzu- schlagen, wurden nur 73 Prozent darauf hingewiesen. Auffälliger:

Zur Fußambulanz sollten verein- barungsgemäß 65 Prozent der Pa- tienten überwiesen werden, doch tatsächlich waren es nur 17 Prozent.

Das ZI will nun ergründen, warum manche Ärzte zwar einen auffäl- ligen Fußbefund dokumentiert ha- ben, aber keine Überweisung zur Fußambulanz ausstellten.

Brenner schließt aus der bishe- rigen Arbeit des Instituts, dass man sich nicht damit begnügen dürfe, Daten zu evaluieren und Feedback- Berichte an die Ärzte zu ver- schicken. Wichtig sei der intensive, praxisnahe Austausch mit Ärzten.n Sabine Rieser

ERSTE AUSWERTUNG DER DIABETIKER-DMP

Viele Fragen sind noch offen

Bundesweit sind mehr als drei Millionen Menschen in Chronikerprogrammen eingeschrieben, darunter rund zwei Millionen Diabetiker.

Doch handfeste Belege, dass dies ihre Gesundheit verbessert, fehlen noch.

Den Beweis, dass die DMP der besseren Versorgung dienen, kann diese Evaluation nicht leisten, schon weil die Kontrollgruppe fehlt.

Dr. med. Bernhard Egger

Referate der Veranstaltung unter:

www.aerzteblatt.de/plus3007

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