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TECHNISIERUNG

31 5/ 2019 BLICK INS LAND

VON NADJA EL BENNI

W

as wissen wir darüber, wie lange es von der Entwicklung bis zum praktischen Einsatz einer Techno­

logie dauert? Wie viele Betriebe nutzen die neuen digitalen Tech­

nologien bereits heute? Mit wel­

chen digitalen Herausforderungen ist die Landwirtschaft heute kon­

frontiert? Wie sieht die Zukunft unserer landwirtschaftlichen Be­

triebe aus?

Ein halbes Jahrhundert For­

schung Am Beispiel Melkroboter, lassen sich die Schritte der techno­

logischen Entwicklung im Land­

wirtschaftsbereich nachzeichnen.

So begann die Entwicklung von automatischen Melk systemen vor 40 Jahren, nämlich in den 1980er Jahren in England und den Nie­

derlanden, aufbauend auf den vorher stattgefundenen Entwick­

lungen von in der Industrie ein­

gesetzten Robotern, Lasertechno­

logien und den Technologien zur Tieridentifikation. Etwa 20 Jahre später, im Jahr 1992, wurde der erste kommerziell verfügbare Melk roboter in den Niederlanden in Betrieb genommen und Mitte der 90er Jahre folgten Deutsch­

land und Dänemark. Im Jahr 1999 erfolgte der erste Melkroboterein­

bau in Nordamerika, nämlich in Ontario, Kanada und im selben Jahr im August nahm der ers­

te Lely­Melk roboter auch in der Schweiz den Betrieb auf. Vor al­

lem über die letzten 10 Jahre ist der Anteil an Milchbetrieben mit Melkrobotern rapide gestiegen, wobei Dänemark und Schweden an der europäischen Spitze ste­

hen. In Deutschland waren im Jahr 2017 insgesamt 1943 auto­

matische Melksysteme im Einsatz.

Wir beobachten nicht nur eine Zu­

nahme des Technologieeinsatzes, sondern auch rapide technologi­

sche Entwicklungen in der Milch­

produktion. So ist mit dem Lely Orbiter neu eine Direktmilchver­

arbeitungsanlage auf dem Markt, mit der die per Melkroboter ge­

molkene Milch direkt ab Hof für den direkten Verzehr verarbeitet werden kann.

Informationsgebende Tech­

nologien weiterverbreitet als ausführende Technologien Auch im Ackerbau hat die Präzi­

sionslandwirtschaft in den 1980er Jahren begonnen und war zu Be­

ginn der 1990er Jahre mit ersten Technologien auf dem Markt er­

hältlich. Dabei kann zwischen „di­

agnostischen“ und „applikativen“

Technologien unterschieden wer­

den. Erstere liefern sensorbasierte Information z.B. zur Erntequalität, Bodenfeuchte oder auch Ertrags­

karten. Letztere nutzen diese In­

formation und setzen sie in einem Produktionsverfahren um, wie z.B.

die teilflächen­ oder pflanzenspe­

zifische Applikation von Düngern oder Pflanzenschutzmitteln. Heut­

zutage am weitesten verbreitet und in den meisten neuen Trak­

toren bereits beim Kauf integriert, sind GPS­gesteuerte Lenksysteme.

Auch wenn Präzisionstechnolo­

gien im Ackerbau in grossskaligen Landwirtschaftsstrukturen wie in den USA schon viel weiterverbrei­

teter sind als in Europa, werden auch dort ortsspezifisch arbeiten­

de applikative Technologien (zum Beispiel die teilflächenspezifische

Düngerausbringung) bisher sel­

tener als diagnostische Systeme eingesetzt. So zeigten Umfragen bei deutschen Präzisionstechnolo­

gien­nutzenden Landwirten, dass zwar 50–70 Prozent dieser Land­

wirte GPS zur Flächenvermessung nutzten, aber nur jeder fünfte der Befragten teilflächenspezifische Düngungstechnologie.

Für den digitalen Acker­ und Fut­

terbau stehen Lösungen verschie­

dener Anbieter zur Verfügung. Ein Beispiel ist die Plattform Field­

View von The Climate Coporati­

on (Monsanto). Die Plattform gibt den Betriebsleitenden Zugriff auf alle auf dem Betrieb gesammelten Daten, visualisiert diese z. B. in Er­

tragskarten und erlaubt zudem das Vergeben von Aufträgen von z. B.

teilflächenspezifischer Düngung an die Landmaschinen. Auch in der Schweiz arbeiten die barto AG oder auch ADA von IP­Suisse an Plattformlösungen.

Herausforderungen Trotz ei­

ner zunehmenden Digitalisierung landwirtschaftlicher Betriebe und der damit einhergehenden Flut an Daten und Informationen, bleiben viele Synergieeffekte für smarte Lösungen ungenutzt.

Dies hat vielschichtige Gründe.

Zum Beispiel sind derzeit die verschiedenen Technologien und Daten noch ungenügend mitein­

ander verknüpft, um einen ech­

ten Mehrwert aus der Digitali­

sierung zu ziehen. Neben einem flächendeckenden Breitbandnetz müssen Datenplattformen für die Datensammlung und den Daten­

transfer aufgebaut werden, auch um mehrfache Dateneingaben zu vermeiden. Datennutzungsrechte und Datenschutz, die Sicherheit von Mensch und Tier, z. B. Haf­

tungsregelungen beim Einsatz von autonomen Maschinen, müssen rechtlich klar geregelt werden.

Wichtig ist es auch, allen Betriebe gleiche Chancen für die Teilhabe am technologischen Fortschritt zu geben. Dafür müssen neue Bildungs­ und Beratungsangebote entwickelt werden. Die oft teuren Investitionen, die bei der Umstel­

lung auf digitale Technologien auf den Betrieben entstehen, sollten auch seitens der Politik mit geeig­

neten Maßnahmen berücksichtigt werden.

Von Utopie zur Wirklichkeit Die einzelnen Bausteine für ein digitales gesamtbetriebliches Management sind heute bereits vorhanden, die Vernetzung aber noch ungenügend, der Wert der Daten noch nicht ge­

hoben und damit der Mehrwert der Digitalisierung für das Be­

triebsmanagement wenig greifbar.

Das möchte die Swiss Future Farm (www.swissfuturefarm.ch) ändern und übt, testet und zeigt die Chan­

cen und Herausforderungen der Digitalisierung auf einem fast typi­

schen Schweizer Landwirtschafts­

betrieb. Die Forschungsanstalt Agroscope arbeitet dabei daran, den Wert der vielen sensorbasierten Be­

triebs­, Tier­ und Felddaten in einen echten Mehrwert umzuwandeln und Entscheidungsgrundlagen für ein datenbasiertes Betriebsmanage­

ment zu entwickeln. W

Dr. Nadja El Benni, Leiterin Forschungs­

bereich Wettbewerbsfähigkeit und Systembewertung. Eidgenössisches Departement für Wirtschaft, Bildung und Forschung WBF Agroscope, Schweiz

Digitalisierung: Noch viele Fragen offen

Entwicklung Möchte man sich beim Zukunfts­Orakel nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, ist für den Blick in die Zukunft ein Blick in die Vergangenheit und eine Analyse der IST­Situation unumgänglich.

Foto: © agrarfoto.com

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