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(1)Die palmyrenischen Inschriften mit Beiträgen aus dem liandschriftlichen Naclilasse von S

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(1)

Die palmyrenischen Inschriften

mit Beiträgen aus dem liandschriftlichen Naclilasse von

S. F. F. Beer, weil. Professor in Leipzig, erklärt von

Dr. M. A. Lery.

Vorwort

Bei einem Besuche der Universitäts-Bibliothek zu Leipzig im

Juli 1860 machte mich Herr Professor Fleischer auf den handschrift¬

lichen Nachlass des um die Paläographie so sehr verdienten E F.

F. Beer, den die genannte Bibliothek besitzt, aufmerksam, und äusserte

den Wunsch von den umfangreichen Schriften seines verstorbenen

Freundes, unter denen sich gewiss noch manches Brauchbare für die

heutige Wissenschaft befände, dass Eine oder das Andere an's Licht

treten zu sehen. Ich theilte nach flüchtigem Einblick in die mit

grosser Sorgfalt von seinen Freunden gesammelten literarischen Ue¬

herreste des grossen Gelehrten ebenfalls diesen Wunsch und glaubte

unter diesen die „Palmyren a" als diejenigen bezeichen zu können,

deren Herausgabe noch immer zeitgemäss wäre. Es war mir daher

nur erwünscht, als mir von Herru Professor Fleischer im Namen

des Vorstandes der deutschen morgl. Gesellschaft der ehrende Auf¬

trag geworden, diesen Theil des Beer'schen Nachlasses für die Zeit¬

schrift der erwähnten Gesellschaft zu bearbeiten. Weun ich mich

nun auch seit längerer Zeit mit den palmyrenischen Inschriften be¬

fasst und eiue Erklärung aller bisher bekannt gewordenen heraus¬

zugeben beabsichtigt hatte, so trat ich gerne vor einem so bewähr¬

ten Meister zurück, zufrieden eiu kleines Scherflein zu seinem Ehren¬

denkmal beizusteuern. — Leider jedoch war der Nachlass Beer's in

diesem Zweige der Paläographie, wie ich mich bei genauerer Durch¬

sicht seiner „Palrayrena" überzeugte, von sehr geringem Umfange,

ausser einer einzigen vollständig erklärten Inschrift sind nur ein¬

zelne Notizen über die übrigen vorhanden; dennoch schien mir das

Untemehmen eine vollständige Revision und Sammlung der bisher

bekannt gewordenen Inschriften zu veranstalten kein unnützes, einer¬

seits weil die Bemerkungen Beer's noch immer sehr werthvoll sind

und bekannt gemacht zu werden verdienen, anderseits weil es den

Lesern dieser Zeitschrift erwünscht sein d Irfte, das weithin zerstreute

(2)

66 Levy , flie palmyreuischen hischriß,e,n.

Material hier gesammelt und mit einem kurzen Commentar begleitet

zn tinden. Ks sinil nun bereits fast vier Decennien verflossen, seit-

d((m Kichliorn i?n Jahre IKü7 eine ausführliche Erklärung sämmt¬

licher palmyrenischen Inschriften gegeben, ohne dass etwas Erkleck¬

liches für diese ersten und ällesten Denkmäler der syrischen Lite¬

ratur geschehen wäre, wiewohl hier nocb sehr Viel zn thun war').

Keiner wäre aber wohl mehr zu einer gründlichen Uearbeitung der¬

selben befähigt gewesen, als der verewigte Beer, und doch scheint

seine Bescheidenheit, oder anderweitige Ursachen ihn an der Voll¬

endung des Werkes, zu dem er so gründliche Vorarbeiten gemaclit

hatte, abgehalten zu haben. Ohne Zweifel aber sind diese noch voi'

dem Jahre 18U7, ehe Eichhorn's Schrift erschienen ist , gemaclit

worden, deun nirgends wird diese genannt, oder auf dieselbe Kück¬

sicht genommen, wiewohl ihm nichts Wesentliches in diesem Zweige

der Literatur entgangen ist. Auch muss er in späterer Zeit nieht

wieder Hand an die Vollendung gelegt haben, da sonst aus seinen

gründlichen Studien über die nabatäischen Inschriften der Sinaibalb¬

insel irgend eine Notiz iu seine Untersuchungen über die Denk¬

mäler von Palmyra, die uicht ohne Beziehung zu jenen stehen, über¬

gegangen wäre. Seine mit Nahrungssorgen kämpfende Existenz erklärt

es indessen zur Genüge, wie sowohl diese Untersuchung, wie so manche andere, zu der er die ersten vorbereitenden Schritte gethan, unvoll¬

endet geblieben ist. Dessen jedoch können die Leser dieser Blät¬

ter sich versichert halteu, dass ich mit der grössten (jewissenhaftig- keit das von Beer Gebotene benutzt und als sein Eigenthum kenntlich

gemacht habe. Die Genugthuung mit einem so redlichen Forscher

zusammengetroffen zu sein, war mir Lohn genug für meine früheren

Untersuchungen über diesen Gegeiistaud, und habe ich ihm gerne

und neidlos in solchen Fälleu die Priorität eingeräumt.

Breslau Dec. 1862.

1) Die Worte Beer's, die sicii auf einem kleinen Zettel vorfinden, sind zum Tlieil aucli heute noch am Orte: „Ich habe mich auch der palmyrenischen luscbr. angenommen, mit Ausnahme einiger Bemerkungen von Kopp über die HI. Inschrift hat die Krklärung seit Georgi's unglücklichem Versuche im Jahre 1782 geruht. Sind denn die prächtigsten Ruinen der Erde nicht werth, dass man ihre Denkmale der vaterländischen Sprache und Schrift vollständig zu er¬

klären sich bemüht, oder ist etwa eine solche Erklärung erfolgt, das wäre gut, aber nicht gut, wenn Viele es glaubten."

(3)

Le.vy , die, palmyreiüschen Inschriften. 67

KrklHrune: clor yiiilmyrenischen Inschriften.

Klie wir an die Erlilärung selbst gehen, sei zum bessern Ver¬

ständniss in kurzen Woi ten ') die (iesohichto der Denkiniiler nnd

dner Kntzifferung erwähnt. In den Werken älterer Zeiten und in

denen früherer Reisenden, welche Palmyra besucht haben, wie Ben¬

jamin von Tndela fll7;(), Deila V.alle (1616 und 162r)), Tavernier (16:t8', die englischen Kaufleute l.anoy und (ioodyear (1678) ist noch keine Abbildung palmyrenischer Deukmäler und Inschriften -/u tinden,

überhaupt nicht von ihnen die Hede; William Halifax (1678) war

der erste, welcher die vielen Hmi(lert(^ von aufrechtstehenden Säulen und prachtvollen Bauwerke mit ihren Inschriften in der weiten Ebene

mitten in der Wüste, l'eberreste des einst so berühmten Palmyra,

zu bewundern und zu beschreiben (iclegenheit. fand und auch zu

der wuhrhaft wissenschaftli('hen Exjiedition des ItitttT Dawkins und

des Architekten Wood (17;')!) VeranliissunK gab. Die Frucht dieser

Keise ist das treffliche Welk: Tlic ruins of l'alinyra, London 17r)3, (las treue ZeichnungCMi der KuiiKMi, weniger genane Cojiien der pal-

myieni.sclien Inschriften mittheilte. Doch reichten diese mit Hülfe

der griechischen lleischriften hin, dass zu gleicher Zeit John Swinton (in den l'hilosophiciii Transactions 17;')4) und Barthelemy (Memoires

lie racadeinie des inseriptions T. 11 I7r)4 nnd daraus besonders ab¬

ided iiickt : Reflexions snr rAlpliabet .... dont on se servait .autrefois il l'almyre. I'uris IT'il) mit (iiilclv ein piilmyrenisch^-s .Miiliiibet her¬

zustellen und einzelne Insi hriften nnter den 1.4 von Wood abge¬

zeichneten genügend zn entziffi^m vernuichten, währeml die .Abzeich¬

nungen von Halifax der Art warten, dass sich \erschiedeue (iclehrte

NcrKcbcns sie. zu eiiträthsiOn bemüht hatten SpAter erschienen iimh

in guter Abbildung (minder treue waren schon 1616 duich (iruter

nnd niH.'t durch Spon (Tsclii(Mien) mit sehr \cnnifjliickten Erklärungen, die in Rom autlx^walirten zwei Insclnilten dnrcli (ieorfji, I!om 1782, und 182.') in trefflicher Copie iinii filückliclier Krkläruiif; von Lanci,

wie wir spater noch näher angeben werden. Nachdem noch Kopji

in si^inein bekannten Werke: „lül dei- und Sehri ften" (lid. II,

1821) manche riclitige HeinerkniiK übor das palmyrenische Alphabet '') nnd über die in ilieser Schrift abgefassten Inschriften gegeben h.atte,

1; Wir gelten liier mir das /.iiiii \'erstiih(lnisK des Koli^eiideii Nothwendige;

eine HiisfUhrliehe Anf/iililiuiR der eiiiseliliijfendt^ii l.iterHtiir lindet sieh t'iir die H'itere Zeit hei Hartmnnii: Ulnl' (lerh. Tyehsen oder Wanderungen dureh die mannigfaltigsten (iehiete der hihi, asiat. Literatur II. 2. S. 227 fg. . für jine Zeit und die innern IJntersuehun);en hei Kitter: Krdkunde. XVH, 2.

S. 14.'!.') fg. und in der noi-li weiter unten zu nennenden Schrift von Lajard.

2) His /.II Kopp's Werk reieht aneh nur die sehr ausführliche Aufzählung' dc i Liti riiliir iiher die palm. Iiischr. in Ueer's .Vaehlass.

(4)

68 Levy, die palmyrenischen Inschriflen.

erschien die umfassende Sehrift von Eichhorn (als besonderer Ab¬

druck aus den „commcntatione,s soc. lit. (iott."): Marmora Palmyrena

explicata, Gottingae 1827. Wenn wir auch den rühmlichen Fleiss

in der Arbeit Eichhorn's und manche nützliche historische Unter¬

suchung anerkennen müssen, so hat sie doch die f^ntzifferung selten wesentlich gefördert und würde Heer, der, wie gesagt, dieselbe nicht

mehr benutzt hatte, nicht von sonderlichem Nutzen gewesen sein ').

Sehr scbätzenswertbe Ueiträge zur Aufli(!llung unserer Denkmäler

verdanken wir aus neuerer Zeit (185.5) Herrn de Vogüe in deu

weiter unten angeführten Abhandlungen, und wie die jüngsten Nach¬

richten über seine und des bekannten Nuniismatikers und Archäo¬

logen Waddington's Helsen nach dem Hauran lauten, dürften auch

die Denkmäler I'almyra's ihrer Aufmerksamkeit nicht entgangen sein.

f^ndlicb haben wir noeh ein jiaar Worte über die beifolgenden

Tafeln zu sagen. Die ältem i;t Inschriften sind nach den in sehr

wenigen Abzügen auf 2 'i'afein im Uecr'.schen Nachlasse vorgefundenen *) angefertigt, die ersten rlrei hatte B((er aus (/handler's ('opie'), die

übrigen mit Ausnahme von No. IV und V, welche auf den erwähnten

zwei Tafeln noch nicht copirt waren, nach Wood's Zeichnung, zwei

derselben No. VI und XIII in etwas vergrössertcm Maassstabe.

Die römisch - palmyrenischen sind , wie wir später noch erwähnen

werden, nach der Copie Lanci's. Diesen Abbildungen haben wir

zu grösserer Vollständigkeit auch die nenen Funde de Vogü6's

hinzugefügt.

1) Die sonst so würtlivoUen ErläutcruiiKon zu den Inschriften von Palmyra vou Ritter (Erdkunde XVII, 2. S. 1544 f%.j haben desshalb so manche unzu¬

verlässige Angaben , well sic sicb so oft auf Eichhorn's falsche Entzifferungen stutzen.

2; lieer liattr- nämlich zu einer umfassenden semitischen Paläographie ^ele Vorarbeiten gemacht, die nach einer vom Prof. Seyffarth vorgefundenen Notiz, fünfzehn lithographirte Tafeln erläutern sollten. Zehn Tafeln waren bereits angefertigt. No. I - V geben Monumente der aramüiscb ägyptischen Schriftgat¬

tung (das Denkmal von Carpentras nebst Alphabet, bereits der ersten Schrift Beer's: ,,inscrippt. et papyri etc." beigeg.-ben) , die Papyru.sfragmentc , die bLt auf zwei unbedeutende, inzwischen von flesenius in s. Mem. ling. Phoen. heraus¬

gegeben und erläutert sind ; Taf. VI u. XII enthalten die erwähnten palmyr.

Insehr., Taf. Vll — IX verschiedene Alphabete, die nach Verlauf so vieler Jahre fiir die heutige Wissenschaft unbrauchbar sind.

Wir haben die einzelnen Inschriften nach der Ordnung, wie sie Beer nach Swinton gegeben , beibebalten ; weil sie einmal in der Oelehrtenwelt nach jener Reihenfolge bekannt sind , obgleich , wie sich zeigen wird , nur der Zufall die¬

selbe eingegeben , und nicht die chronologische Folge oder ein anderer Ge¬

sichtspunkt, etwa nach Maassgabc des Inhalts, da'iei obgewaltet hat.

3) Aus dem Prachtwerk: Marmora Oxoniensia, Ix>udon 1763, die Buch¬

staben haben die Hälfte ihrer natürlichen Grösse.

(5)

Levy^ flie piilmyreniHchen Inschriften. m

I. (S. Taf. I, UO. 1.) Eini' .Altaiinsclirifl.

[njoa) "j'-iaV nti[qJ nt* Vi'" NJ:byb

qV^jn vN3iDb[y]

■■yEnpN «"^■'0 rao n(Tja

nb D-i[-]

nj'pn n3«j

Die griechische Beiselnift auf dein ,\Itare lautet naeh Chandler's Cojiie (vgl. C. 1. (i. no. A'^Oo):

jjiYmcmKAL ,

HHKOiinOyJYH

\TlIIA'lTua()KAJ AJ.IiliilN.-ICnJU

.iMinroyzHNOHi OYTOYJKOJI.^fn LYJJMi:MJCAi\i:

f-JHKL'i\ I:T() Y CJM 0

AYJYA./JOYhJ

(1. ll. nach Franz' Uniscliriit la. a O.): /It) inpiOTto y.cu [ijm-xoM 'lov().lU^) /lvü(l'ihu.^) (yl)vTi7lieTOO^ u xal 'A).UtfU)VUg yll[}.]l-

?,u/nti TOV Zr/Vüßiov TOV 'Axonuov tii^afievoy äviifr/Xtv. I'.TOvg

S'll^ , JvÖvvaiov ~xS.

In dem Nachlasse Beer's tindet sieh iiber die ganze Inschrift nichts weiter als die Notiz :

„NT'örb'yN Aikü.a^uiTov. Der Aramäer (setzt) i für c, er

nimmt es überhaupt nieht so genau mit den harten Buchstaben. In

der Vlll n. IX tindet sich Ncaai^N = v/pp'aiTifr?/»'."

Ks scheint demnacb als wenn Beer den letzten Buclistaben

Z. 3 als b liest und das folgende zu NT<a ergänzt, so dass er

AihkafiuTOV herausbringt. Es gehört aber offenbar tou nicht zu

diesem Worte, sondern ist Genit., wie aueh Kranz liest. Wir glau¬

ben aber auch die Lesart des 'i'extes Aiuü.ocfju, nur ('inendirt

'AaÜMUti , beibehalten zu müssen und zu Anfang der Zeile 4

eine andere Krgänzung zu suchen, da die zurückgebliebenen Spuren

NT'S unmöglich zulassen. Wir finden nämlich eine Namensform

AAJA//Mt'IC in der Inschrift bei Vogüe (Bulletin arelieologiiiue

Avril 1855), welche nahezu die unsrige '.Au<i'/.äfA.u ist, und dem palmyrcnischen tk'>st< ganz und gar entspricht, denn das ftg in 'AaiXdfitig ist Endung (vgl. C. I. Gr. ad No. 44i:i \>. 20.j), und so möchte man eher die Inschrift C. I. Gr. No. 447'J /LIIAAJMKIIS

1) Uiese Ansieht haben wir schon in dieser Ztschr. Xll, 213. Anui. aus- Kesjiiochen und ist dieselbe auch von Kenan ( nouvelles considerations s. w.

unt. p. 34) gebilligt worden.

Hd XVIII. ti

(6)

70 IjKvy, die, palmi/renisehen Inschriften.

(Accus.) nach den unsrigen in ylJIAAMElN emendiren, statt

umgel{ehrt unsere naeh dieser , wie Franz es tlmtOhnehin ist die

Abschrift von Wood in No. 4479 nicht sicher, da Seiler und Bernard

(s. C. I. Gr. a. a. 0.) AAIAAMEN haben. Die Spuren aber

Z. 4 des palmyrenischen Textes fiihren nach unserer Ueberzeugung

auf Nl'n , wenigstens wissen wir für den ersten Buehstaben keinen

palmyrenischen, der besser zu denselben passt, als ein Chet, so wie

für den dritten ein ■■. Das Wort NTn aber bedeutet „nobilis,

i n g e n u u s ", wie es noch an zwei andern Orten unserer Inschriften

vorkommt, s. weiter unten zu No. X. Das 'ycTpN hat schon Kopp

nach unserer Ansicht richtig als Gentilitium, etwa „aus Acopas in

Persien stammend", erkannt. — Die Hypothese Eichhorn's unsern

Alaplionus mit dem bei Lampridius (Alex. Severus, c. 68) ge¬

nannten A 1 p h e n u s zu identificiren und den Altar von diesem Be¬

gleiter des Kaisers, bei dessen Zuge (233 n. Chr.) gegen die Perser

errichten zu lassen, um das Heil für ihn zu erflehn, hat schon rait

Recht Franz ira C. I. Gr. a. a. 0. verworfen. Ohnehin würde doch

jene Veranlassung in der Inschr. erwähnt sein, wie dies sonst doch

der Fall ist, wofür weiter unten noch Beispiele angeführt werden

sollen.

Noch wollen wir auf das seltsam gestaltete Jod in der Z. 2

hinweisen, das höchst wahrscheinlich nicht ganz genau abgezeichnet

ist, der untere Theil ist gewiss nicht zum Buchstaben gehörig, und

mag scholl ursprünglich vom Steinmetzen fälschlicli gemacht wor¬

den sein.

Der palmyrenische Text ist daher zu übersetzen:

„Es dankt dem, dessen Namen ewiglich gelobt sei, Julius Au¬

relius Alaphona, Sohn Aailira's, der edle'Acopaer. Im Monat Te¬

beth, am 24 ten Tage (desselben), im Jahre 544 (233 n. Chr.)"

Es sei ein für alle mal hier beraerkt, dass sämmtliche palmyrenische Datirungen nach der seleucidischen Aera sind.

n (Taf. I, No. II)

Mwn-ii Nao Nobsb nac T<'nab

[b]» laba -la bianar ia ivna Nim

['jTion nva •»mn« ntti "»ni-n

■ Jlr'pn n:ia

1) de Vogüe a. a. O. p. 38 hat eine Etymologie des Wortes Zenobius aus dem Semitischen Aailamis versuclit, =Dby ^'fl oder Dbs n;M , ohne sich zn vergegenwärtigen, dass unsere Inschrift dies Wort durch Ob^SN wiedergiebt.

Im Sinne unserer Inschriften scbeint Zenobios und Zenobia als fremder , nicht semitischer Name betrachtet worden zu sein , da er nie in das Palmyrenische aufgenommen worden, wenn er auch in den griechischen Beischriften vorhanden war. Dies bemerkte schon Beer. Im Thalmud von Babylon und Jerusalem wird der Name Zenobia tt5^33T geschrieben. S. auch weiter unten im Re¬

gister s. v. Zr]v6ßwt. .

(7)

Leey , die palmyrenischen Inschriflen. 71

„Dem, dessen Namen ewiglich gepriesen sei, dem guten und

barmherzigen gelobte Marion, Sohn Sabdibul's, Sohnes Malchu's, für

sein Heil und das seiner Brüder, im Monat Tischri des Jahres 533", (222 n. Chr.)

Die Inschrift bietet weiter keine Schwierigkeit und findet sich

nichts über sie bei Beer. Der Name, den wir aus paläographi-

sehen Gründen Mariun gelesen, ist sonst als bT» na d. i. Mar(ius)

Jul(ius) angesehen worden. Allein ein b wie in :t> ist höchst auf¬

fallend bei einer so correcten Copie , die sonst das b ganz regelrecht

giebt. Als Schluss-Nun findet sich das genannte Zeicheu in ähn¬

licher Weise in No. 1. 1st nun der Name pno ein griechischer

{MaQioJv, ein bekannter Ringer, Pausan. 5, 21, 10), oder eiu pal¬

myrenischer? Ueer hat in dem palmyrenischen Namensverzeichnisse

(s. weiter unten) iriJ3 und verweist auf uns. Inschr., er scheint

also der letztern Ansicht zu sein, die wir auch theilen, da ]t eine

gut aramäische Endung und 'io ein bekannter Name im Aramäischen

ist vgl. Assemani bibl. or. I, 327, und sehr häufig im Talmud und

bei den Gaonim. Der Name bimaT *) kommt nur hier vor, während

isbn noch in den nächsten zwei folgenden und noch sonst in den

von Nabathäern bewohnten Gegenden häufig anzutreffen ist, (Vgl.

die Münzlegende des nabathäischen Königs Malchu, in unserer Ab¬

handlung in dieser Zeitschrift XIV, 373, und Journal of the Ame¬

rican or. soc. V, 183, No. 4, dazu Renan: sur quelques noms arabes

(besond. Abdruck aus dem Bulletin archeologiqus 1856) p. 4 und

Blau in d. Ztsehr. XV, 437 fg.) Häufiger ist in den palmyrenisch-

griechischen Inschr. MdUxog (C. I. Gr. No. 4478. 4500. 4504

und 4505). — Dass das Wort "«mnM fälschlich für -»ninN steht,

braucht wohl nicht erst erwähnt zu werden.

III (Taf. I No. III)

Auf einer Säule im grossen Sonnentempel*).

o"a) nsio bibN ni'*

[n3]i Nnbyi r;:T N3Mn ....

T>3ti «5>?ajb laipi na[y]

«o2 13 basn' i3 isbo ■'33

[|]o "«T b3i3y 13 Nipnn "»n . . . »au;b maa "<33 nno

... n by pi3N n''3 nb«

Llilnin« '""m ^nn-'n lirraai

Diese Inschrift allein findet sich bei Beer vollständig erklärt

und wir geben seinen Wortlaut unverkürzt, bis auf eine sehr aus-

1) Für andere Zusammensetzungen mit 13T in Eigennamen s. die folgende Inschr. u. no. IV. Für unser :m3T, vgl. 2:aßStßrjXos bei Polybius V, 79,8.

2) S. Ritter a. a. O. S. 1547.

Ü*

(8)

72 Lein/, die palmyrenischen Inschriften.

führliche Erklärung des Wortes «san, die doeh am p]nde auf das

hinauskommt, was bereits Eichhorn (a. a. 0. p. 8) und Gesenius

(im Thesaurus s. v. und in den Mon. ling. l'hoen. p. 170) darüber

festgestellt haben. Der heutige Leser wird daher gerne darauf ver¬

zichten, was vor über 30 Jahren über diesen Gegenstand vorgetragen

worden, da unterdessen durch so viele aufgefundene Denkmäler nnd

Bibelerklärungen vollständige Klarheit über die Bedeutung von nmn

Jierrscht. Dagegen ist der übrige Theil der J]rklärung Beer's noch

heute werthvoll. Dieselbe lautet:

„Der Anfang der Inschrift ist deutlich: „Im Monat Elul im Jahr".

Die nun folgenden Zahlen bis an den Bruch des Steins gelten 300,

wie die bisherigen Erklärer geben. Diese Zahl besteht nämlich aus

dem dreimal wiederholten Zeichen der Eins, welche durch das da¬

rauf folgende Zeicluai der Zehn nach dem palmyrenischen, aus den

übrigen Inschriften hinlänglich bekannten Zahlensystem zu Hunderten

erhoben werden, also 300; diesen folgt das dreimal wiederholte

Zeichen der zwanzig, zusammen 360; hiermit seheint die Zahlbe-

slimmung abgeschlossen. Am Ende der ersten und am Anfange der

zweiten Zeile ist so viel Raum an der Oberfläche des Steins ver¬

letzt, als an beiden Orten ein Buchstabe einnimmt, hierauf folgen

die beiden Buchstaben ^y, diesen der nicht zu bezweifelnde Text:

'ui nn Nnbyi nsi «san. Setze man nnn in die vorhergehende

Lücke, was man wolle, es ist nicht möglich, eineu Sinn in diese

Stelle zu bringen, und der sprachliche Zusammenhang, so wie die

Analogie anderer Inschriften lässt sogar behaupten, dass zwischen

der Zeitbestimmung und den Worten : „haben diesen Altar und diese

Statue errichtet und geweiht N. N." nichts .stehen könne, also die

Jahrzahl sich unmittelbar an das Wort azUn ansehliessen müsse.

Betraclitet man nun den letzten jener beiden Buchstaben etwas ge¬

nauer, so erkennt man ihn bald an seiner Kleinheit und schiefen

Lage, durch welche er sich von dem Sain dieser Inschriften unter¬

scheidet, für das Zahlzeichen der Eins, und mit dieser Bemerkung

ist die richtige Erklärung der Stelle sogleich aufgeschlossen. Das

vorhergehende Ain ist nuu das Zeichen der Fünf, welches in den

palmyrenischen Inschriften überall die (iestalt dieses Buchstaben hat.

Am Anfang der zweiten Zeile stand das Zeichen der Zebn, des¬

sen vorderster Theil noch sichtbar ist, so dass kein anderer palniyie-

nisclier Scbriftzug mit solcher Leichtigkeit in diese Lücke passt.

Der am Ende der ersten Zeile weggebrochene Zug kann nun nichts

anders sein, als das vierte Zeichen der Zwanzig. Demnach ist die

Zeitbestimmung der Inschrift 396

1) Auch wir Imbcn die zwei Zeichen zu Anfang der 2tcn Zeile stets als Zahlzeichen 6 betrachtet und glaubten vorher OV wie in der ersten Inschrift suppliren zu können ; jedoch die Krgänzung, welche Ueer versucht, scheint uns den Vorzug zu verdienen, weil einerseits die Spur eher auf ein Zahlzeichen 10 hiuweist, anderseits auch die Angabe des Tages vor der des Jahres einen Platz hätte findeu müssen. L.

(9)

Levy, (He palmyrenUchen Inschriflen. 73

Die unmittelbar folgendeu Worte nsn — 'an („diese Sonuensäule und diesen Altar") hat Swinton richtig gelesen und Kopp angemim-

men, ebenso dieser die darauf folgeuden mas haben gemacht

und dargebracht. In den Wörtern n^an laaab nimmt Kopp, ver¬

führt durch tcao und das vorhergehende la-ip , das Lamed als Da¬

tivzeichen und übersetzt: der Sonne und dem Sabid. Allein 1) müsste

daim T'aibi Nicaiub dastehen, wenigstens dürfte das Lamed im

zweiten Wort« in keinem Falle fehlen; 2) ist der Gott, welchem

das Denkmal errichtet wird, nach Kopp's eigner Erklärung weiter

unten in der Inschrift genannt, nur erkannte ihn Kopp nicht voll¬

ständig. Wie sehr aber auch das Lomad in »aiob, im Zusammen¬

hange betrachtet, die Präposition zu sein scheinen mag, kann man doch

sicher sein, dass ©aab nichts als ein Eigenname ist, wie schon

Swinton sah. Die unmittelbar folgenden Worte isba "«sa Söhne

des Malchu weisen auch auf zwei oder mehrere vorausgegangene

Eigennamen hin. Warum sollten die Brüder, die Söhne des Malchu

ihre Namen unterdrückt habeu — was anf andern von Brüdern errich¬

teten Denkmälern nicht der Fall ist — zumal sie ihre Genealogie

bis in's 4te Glied hinaufführen? Daher halte ich die beiden frag¬

lichen Wörter unbedenklich für zwei durch ^ verbundene Eigen¬

namen, als welche sie sich hinreichend erweisen lassen. Der erstere

tcaajb, zusammengesetzt aus b und »a» ist zwar etwas von auf¬

fallender Form, doch findet man ihn noch in einer andern palmy¬

renischen Inschrift, wo er freilich ebenfalls von den meisten verkannt worden ist. In der ersten der zu Kom befindlichen palmyrenischen

Inschriften steht nämlich der Name: Jarhi, Sohn des Haliphi, Sohn

des Jarhi, Sohn des Lischmasch-Schaadu ; nur Lanci, der beste Er¬

klärer dieser Inschrift, erkannte hier den Eigennamen tcaioV, den

er uSatÖl; ausspricht, ohne jedoch nnserer Inschrift zu gedenken.

Vgl. zu u;aa)'r den Namen bsb 4 Mos. 3, 24 und Lazarus in der

Peschito' geschrieben.

Der Name des andern Bruders Tat ist nnvollständig. Obgleich

n-iat sehr wohl ein Eigenname sein kann (vgl. die hebräischen Na¬

men ') .Tjar fem. 2 Kön. 23, 36 im Chetib, iiat masc. 1 Kön. 4, 5

geschenkt, wofür der Aramäer Tat sagen würde), so muss man

doch annehmen, dass ein fünfter Buchstabe dieses Worts weggelassen

ist, wenn man bedenkt 1) dass die Buchstaben auf diesem Steine,

vorzüglich am Ende der Zeilen, bis an und in den Rand gehen,

2) dass die Worte Tan luaob sichtbar zusammengedrängt sind,

während nach dem Dolath Raum für einen ziemlich breiten Buch¬

staben verbleibt, 3) dass die Dawkin-Wood'sche Zeichnung das Fehlen durch einen Punkt nach dem Dolath anzeigt. Bei Wiederherstellung des zerstörten Buchstaben kommt uns eine der griechischen Inschrif¬

ten von Palmyra zu Hülfe : lovhov AvQTjhov ZeflaiSav Moxifwv

1) Vgl. weiter nnten ca Inschr. IV. . 6

(10)

74 Levy , (Ue palmyrenischen Inschriften.

tov ZtßaiSov — fängt die 10. griech. an. Der hier zweimal vor¬

kommende Zebeidas kann palmyrenisch nicbt anders als ttTiat wer¬

den, Z ist T und et ist und die Endung eeg entspricht der pal¬

myrenischen Endung n wie in «biat ZaßStXag in der 9. griech.

und der enisprechenden 4. palmyrenischen, NJ-'B':? AlacpMvag in

der 8. griech. und entsprechend der 1. palmyr.

um "la bayT« ia isba der erste und dritte dieser Namen

kommen in andem Inschriften öfter vor, jener ist griechisch MaX^og,

dieser Niaa oder Nearj. Sieht man sich für die Aussprache des

zweiten in den Eigennamen griechischer Inschriften um, so bietet

sich der Name IccQißwltovg in der 21. griech. („Afigioafiaov tov

Ictgißwlevg") dar. Man darf sich aber dadurch nicht mit Swinton

täuschen lassen, dieser Name ist offenbar abgeleitet von dem Namen

des Mondgottes lagißolog oder lagißwkog, welcher, wie die 4.

palmyr. und entsprechende 9. griech. Insch. zeigt, palmyrenisch iiani""

geschrieben wurde. Eine ganz andere Etymologie hat der Name

bayT", welcher ohne Zweifel bay'")^ oder bas""*!"; zu punktiren ist

und also griechisch ItQtiaßakog oäer IaQEi^i{Xog auszusprechen

war; die Bedeutung ist jedoch dunkel.

Hierauf f(^gt Nipna „welcher genannt wird", das Wort

Mipnö ist sehr verkannt worden, obgleich leicht zu lesen, es steht

auch in der VI. palmyr. „Julius Aurelius Baga, welcher genannt wird

Seleucus", die Art des Doppelnamens ist aber in beiden verschieden,

in der letzteren ist der eine Name ein ausländischer (fremder), in

der ersteren ein palmyrenischer. Das ia desselben lässt eine dop¬

pelte Auffassung zu, entweder nimmt man Bar-Abed-Be! schlechtweg

als einen Eigennamen, wie Bar-Melech, oder Nascha's Vater hiess

Abd-Bel und Nascha erhielt oder gab sich von ihm den Namen Bar-

Abed-Bel, Sohn des Abed-Bel, wie dies bei den Arabern gewöhnlich

war. Letztere Auffassung ist wohl die wahrscheinlichere, da ' schon

Abed-Bel ein zusammengesetzter und abgeschlossener (vollendeter)

Name ist, und die Doppelnamigkeit sich so ara leichtesten erklärt.

Der Umstand, dass so viele syrische Namen mit ^3 beginnen, lässt

vermuthen, dass die Gewohnheit sich nach seinem Vater zu nennen,

deu Syrern fi-üherer Zeit eigentlich nicht fremd gewesen sei, später

vergass man die Entstehung solcher Namen und bediente sich ihrer

schlechtweg.

Die folgenden Worte niaa ■'33 nnu . . a ■"! sind ungewisser

Auslegung. Das Relativum kann sich entweder auf den zuletzt ge¬

nannten Nascha, oder zurück auf den Verfasser der Inschrift be¬

ziehen. Im ersteren Falle würden diese Worte eine kurze Erwäh-

1) Vgl. tn'b^Vl'O = Sseiias in der lljten griech. und der ihr entsprechen¬

den 6ten palmyr. Inschrift; Mo)«««^o{ = d^pa in der Igten griech.; Maxfei- vos in der 23sten griech. =]'"1pa ; Bnoeix"S in der 21sten griech. =«3^3.

(Bemerkenswerth ist für die Uebertragung der palmyrenischen Wörter ins Grie¬

chische, dass vorherrschend die itazistische Aussprache gebraucht wird. L.)

(11)

Levy , die palmyrenischen Inschriften.. 75

nung einer Denlcwürdigkeit aus dem Leben Nasclia's zu seiner

näheren Bezeichnung enthalten ; da ich eine solche nicht darin fand,

wende ich mich zu dem andern Falle. Hier können diese Worte

eutweder die Würde, welche die beiden Brüder bekleideten, oder

die Angabe ihres Geburtsortes enthalten; ich glaubte das letztere

zu finden, ergänzte daher [j]« und nehme mJO ''33 nno für einen

Ortsnamen, worin wohl nichts Gezwungenes oder Ungewöhnliches

ist. Einer Reihe von Namen mit dazwischen stehenden 73 oder 13

folgt häufig ein Gentilitium, mit der Endung •"-r-, diese kann nicht

statt haben, wenn der vollständige Ortsname aus mehreren Wörtern

besteht, dann ist p nöthig. Aus diesem Grunde nahm ich keinen

Anstand, hier ]a zu lesen und „gebürtig aus Phehad-Bne-Migrath"

zu übersetzten. Jedoch kann diese Auffassung nur auf Wahrschein¬

lichkeit Anspruch machen, da sich vielleicht durch eine andere Er¬

gänzung des . . a eine noch passendere Erklärung dieser Worte er¬

giebt. nno kann auch -ino , ebenso maa auch maa gelesen werden.

Hält man letzteres nach dem vorhergehenden •'33 für einen Eigen¬

namen, so kann man dabei an Magodates denken, welcher Statt¬

halter in Syrien und Feldherr des armenischen Königs Tigranes um

150 Jahre vor Errichtung dieser Inschrift war i).

Jetzt endlich erfährt man welchem Gotte der Altar gewidmet

ist ini3» n^3 nb« ... tDatab „dem Schamsch..., dem Gotte

des Hauses ihres Vaters". Dass in den Buchstaben ... ioa\I3

der Name eines Gottes enthalten sein müsse, zeigen die drei un¬

mittelbar darauf folgenden ganz unzweideutigen Worte. Die Ergän¬

zung desselben scheint mir keine Schwierigkeit zu haben. Da den

Namen der palmyrenischen Götter (Aglibol, Malachbel, Zivg-

Bt]l) sämmtlich bi3 oder b3 zugesetzt sind, so ist ohne Zweifel

b3tt)ail) oder bi3i25Bic Schamschibel oder Schamschibol zu lesen:

Sonnengott (vgl. besonders b')3nT' Jaribol: Mondgott, in der

4. palmyr. und 9. griech. Insch.). Aus dieser Analogie kann man

vermuthen, dass Schamsch bei den Paimyrenern in ähnlichem Ansehn,

wie die genannten Götter, namentlich Jaribol stand, und dass nur

zufälligerweise sein Name nicht auch auf andem Denkmalen vor¬

kommt. Kennen wir doch den Aglibol auch nur aus der ersten

röm. palmyr. Inschr.^); hier erscheint Schamsch nur als Familien¬

gott. Ueber den Ausdruck „der Gott des Hauses ih^es Vaters",

der unwillkührlich an melirere Stellen der Genesis erinnert, lässt

sich wohl weiter nichts sagen, als dass wahrscheinlich ein Haupt

dieser Familie einst unter Anrufung des Schamsch aus einer Noth

1) Bei der Annahme von niaa könnte man an den alten Namen des

Nahr-Beirut, der nach Plinius Magoras hiess, denken, s. Ritter's Erdk. XVII, 1.

S. 461. Wir möchten auch noch die Vermuthung aussprechen es sei zu lesen:

maa ^331 [l]nD [l3]a ^1 „den man als Statthalter der Bne Migrath gesetzt hat" (l3a Pael v. HSa) , wenn HB für HtlB oder ?nE stehen könnte. L.

2) Jetzt auch noch durch andere Monumente s. weiter unten. h.

(12)

76 Levy , die palmyrenigcken Insrhri/teii.

gerettet worden ist, wesshalb diese Familie diesen vorzugsweise als

ihren Gott verehrt habe

Zn punktiren wäre dieser Name jedenfalls bi3ii;0TI3 oder biaippo;

ich habe jedoch ein Petocho naeh dem ersten Schin ausgesprochen, weil die gleichzeitige griechische Aussprache das loois durch 2ttfU5

giebt. In einer von Burckhardt (Reisen, deutsche Uebers. 1 Tbl.

S. 184) in Syrien copirten Inschrift findet sich der Name 2c<fiaEog,

neben andem semitischen Eigennamen, der schwerlich ejn anderer

als ■'iBOiü ist. Ebenso steht in der 21. griech. Inschrift aus YaX-

myta, AfjiQUSttfiGog, dessen Etymologie kaum besser als durch ©oiDiniS

„Sonnenlamm" gegeben werden dürfte^). Und selbst das ]ittJaiB

im A. T. mit Chirek punktirt geben die LXX durch Sa^ijjoiv. —

In ]!Ttaj< pater eorum ist die Orthographie auffällig-, man

erwartet jimaN, das Waw ist wohl eher durch Nachlässigkeit des

Eingrabenden, als durch die Freiheit der Scription ausgefallen; doch

lässt sich auf diesen Umstand ein Zweifel an der Richtigkeil der

Worttheilung und somit auch der Uebersetzung nicht gründen; für

jene bürgt das nun ünale, für diese der enge und sprachrichtige

Zusammenhang. — Nach bS sind 2 oder 3 völlig gleichgültige Buch¬

staben ausgefallen, die Formel ist nämlich N^n bs propter salutem.

Die fehlenden Buchstaben bilden entweder einen Anhang zu b", wie

das Syrische oft »-»sl für ^li., im Rabbinischen ■'nfia, ■'"inb

für a und b , im Hebräischen 103 für 5 steht, oder ein Substantiv

im stat. constr. wie ban (ü^c donum divinum quasi a t.ooij

et }oi^ s) propter donum divinum salutis. — Das Uebrige ist be¬

reits richtig gelesen".

Nach dieser Erklärung Beer's wäre demnach die Inschrift zu

übersetzen .-

„Im Monat Elul des Jahres 396 (85 n. Chr) haben diese

Statue und diesen Altar gemacht und geweiht Lischmasch und Zehi^a

die Söhne Molchu's, Sohnes Jeriahel's, Sohnes Nasa's, genannt Sohn

1) Nach uoserer Ansicht heisst limaM ni3 nbt< ,,der väterliche

Gott" wie die Götter basbm bl3bJS IIATPS201 0EOI genannt werden

nnd ebenso in der nenerdings zu Rom gefundenen Inschr. , s. diese Zeitschr.

XV, 8. 620. Anm. 1 u. weiter unten zu no. XVIII, 3. Wir dächten auch vor rrbN in unserer vorliegenden Inschr. genüge ein b (am Ende der 6ten Zeile) zu suppliren , weil tSQ IC allein schon den Sonnengott bedeutet , s. weiter

unten. L.

2) Die Etymologie möchte eher nach Analogie von |j~*ftJi „Mann des Kais" zu fassen sein, Verehrer der Sonne vgl. Osiander in dieser Ztschr.

VU, 465 u. Blau das. XV, 442. L.

3) Die Ergänzung von b3n:=domun ist schwerlich zu billigen, die an¬

geführte Stelle für diese Bedeutung im Syrischen ist aus Castellus in Michaelis Wb. , nnd man weiss, was man von solchen Bedeutungen, die nicht durch eine Stelle belegt sind , zu halten hat. L.

(13)

Levy, die palmyrenischen Inschriften. 11

Abdbel's, der von Plieeliad-bne Migrat, dein Schamsch , dem

väterlichen Gotte, zu ihrem Heile und dem ilirer Brüder und Kinder."

Vergleicht mau mit dieser Erklärung und Uebersetzung die

von Eichhorn, welche, wie schon erwähnt Beer uicht vorlag, so kann

man keinen Augenblick zweifelhaft sein, dass in den meisten schwie¬

rigen Punkten dieser das Richtige getroifen hat. Eichhorn übersetzt :

„Mense Septembri anni 360 (Seleucidarum, Christi 49). Specta-

bileni (= ts) haue columnam et aram hanc fecerunt et obtulerunt Soli

et donarunt (T'an - TTiaTi) ülii Molchu, qui filius erat Jaribeli et

nepos Nasae, Bar Ebedbel cognominati, qui ex devotione exstruxit Soli magnificum donum ](i)n-i3N rra nr« ffiOiab maa ■'53 nno [i]a ■<i) etc.

IV (Taf. I No. IV)

isVa ->3 iDba 13 Nbnat ü^hii» cVt' pbn

■«T Nn''in-'7a3 N'':bp oao-iDO Nnn ""t üraz

imNi N->io ©ain -icp OTnoosb« NnbN

N-irab n-ND yn«-' ist N3iaa\n oirDD("'i)p VN''aiö T'N-'aia i'nt-i "(om piif 3"i Nin "«t N'>-i3y jat

biant" nb nnO ma boa n'inbsuj npoy "i3ti

nnip D-inn nid "t cbv ciNi NnbN

ns'pn nj'a nip'b onaii nV\3 nb na'pN -"t

Diesem palmyrenischen Texte steht eine griechische Inschrift zur Seite, die wir nach dem C. I. Gr. No. 4483 in Minuskeln wiedergeben:

'H ßovh/ y.ai 6 Si^fiog InvXlov jivorjXiov Zr/v6ßiöv,

TOV xai ZaßS/kav dig ^) MaXyov tov Naoaovuov,

aTQUTrjyijaavTa iv iniäi/f/icf i^€ov 'ylls^dvd()ov xai V7ir]QET7'iaavTC( nrcfjovaia öiijvexel ' fovTi.)Mov KQUintivov TOV i)yr/(!afitvov xal rnig iniSiif-iijadaaig

ovr/^iX?.aTi-[oj](Hv, äyoQavofiTjOavTU TS xal ovx

6ki[y]wv cccpsidt'jaavTa x()7/fidTu)v xal xaXäg nokuTSvadfievov, (•jg 8m tavra ftaQTVQrj&rjvai vno ß-eov 'lagißcokov

xal vno lovXiov I <Di.kinnov] rov t^ox^oTaTov

hndo^ov rov isoov ngaiTiagiov xal ri^g nargtSog,

TOV rpMnaTQiv rti-firjg X'^Q^'"- ^Tovg Srf.

Trotz dieser griechischeu Beischrift bietet der palmyrenische Text vielfache Schwierigkeiten, hauptsächlich weil wir nur die Wood'-

sche Abschrift besitzen, die offenbar nicht von vielfachen Fehlern

frei ist. Von Beer liegen uns einzelne Notizen vor, die wir bei der

Erklärung beibringen werden ; aus den Schwankungen die seine Ver¬

suche sich den Sinn zum Verständniss zu bringen zeigen, geht zur

Genüge hervor, dass er selbst auf vollstäudige Klarheit Verzicht ge¬

leistet, und auch wir müssen uns an vielen Stellen mit Vermuthungen begnügen.

Das erste Wort pbn, mit welchem viele palmyrenische Inschriften beginnen, scheint richtig von Eichhorn in der Bedeutung „statua"

1) Vgl. Addenda p. 1173 und no. 4352 p. 1163.

G •

(14)

78 Levy, die pcUniyrenischen Inschriften.

gefasst worden zu sein: „sive a laevigando (oili»), sive a formando (CftJLi-') dicta fuerit, sive simpliciter conferatur Arab. Niili* forma

exterior, effigies, quae statua exprimitur-, unde Hebraeis pVti

est idolum statua repraesentatum (Jes. 57, 6)." Wenn nun auch

diese Bibelstelle noch anders erklärt wird und die Bedeutung sta¬

tua für dieses Wort sich sonst nicht im Aramäischen nachweisen

lässt, so scheint doch sors, portio, wie dies Wort früher erklärt

wurde, in unsere Stelle nicht zu passen. Auf dem kürzlich von mir

veröffentlichten palmyrenischen Denkmal (s. diese Zeitschr. XV,

S. G21 fg.) scheint pbn in gleicher Bedeutung sich zu finden. —-

Geweiht ist die Statue nach dem griechischen Texte dem Julius

Aurelius Zenobios, der auch Zabdilu genannt wird, in dem palmy¬

renischen aber ist der Name Zenobios fortgelassen. Wenn nun auch

dieser rait 6 xai = Zabdila genannt wird, so hat man sich wohl

zu hüten beide Namen in der Bedeutung entsprechend zu halten.

Ueber die Etymolo.sie von Zenobius haben wir in der I. Inschr. ge¬

sprochen, «Hat ist = *JUt vXjj vgl. oben Inschr. III zu «T3T *)-

— Der Strategos (Prätor) Julius Aurelius (die Vornamen sind ge¬

wiss von dem römischen Kaiser jener Zeit angenomraen) verwaltete

sein Amt zur Zeit als Alexander Severus Krieg gegen die Perser

nnd. Rntilius Crispus das Heer führte ; diese seine Amtsführung,

atQarriYTi<savTa des Griechischen, wird durch das palmyrenische

«■'jbp OJD-itJO NIM '<T gegeben. Gegen die Lesung von Swinton

(auch Eichhorn liest ebenso): N'-rbpr aontsON m 't bemerkt Beer

rait Recht: „das N prostheticum (in aoiBDN) kann auch fehlen

und die griechische Endung beibehalten werden, wie uii*.^^*^}.^

aTQUTTjlaTTig , sonst sagt der Syrer gewöhiilich }s^*^}.frffi] für

<7TQatt]yog; JfjVpb Jtaioo« würde auch wohl heissen: „weil er

gegen die Colonie zu Felde zog". — Die Lesart des Textes

'p 'fc -n . j*n'nn''»3 in Nnvrr'aa zu ändern, wie Eichhorn thut, ist

unbedenklich.

Sehr viele Schwierigkeiten raachen die folgenden Worte, die

Eiehhoni und Swinton gelesen: n tntti «ns »Qxl; letzterer über¬

setzt: et rainister juxta sufflcientiara et perennitatera (i. e. dignus et perpetuus legatus) Rutilii etc."; ersterer „et minister (adiutor)

1) Zu den oben Inschr. III von Beer angeführten hebr. Namen vom Stamme T3T sind nocb manche andere hinzuzufügen, ebenso auch viele mit demselben

zusammengesetzte, wie IJTV, 13TbN, 13^05. In gleicher Weise sind die

nabathäischeu Namen in griechischen Inschriften in Anranitis uud der Umgegend, wie: ZößtHos ZfßtiSn-, Zäßifioi, ZäßSnt, ZnßSoi, ZnßSi/.oi zu erwähnen.

Vgl. Itenan : nouvelles considerations sur le caractere general des peuples semi¬

tiques ctc. (bes Abdruck aus d. Journ. asiat. 1859) p. 28. Derselbe: sur quelques noms arabes qui figurent dans les inseriptions de l'Auranitide, besond.

Abzug aus dem Bulletin archeol. franfais 1856, p. 6. Vgl. Blau in dieser Ztschr. XV, 437 fg.

(15)

Lev>i , die pcdmtfreninchen Inschriften. 79

idoueus et exercitatus Rutilii etc." und fügt zur Erklärung hinzu:

„iö73\u enim est is , qui ministrum se praebet alicui in negotiis,

veluti in judiciis judici , adeoque qui quid juris sit in qualibet caussa suppeditat; n-i*id vero •'•is et «""is sufficiens, idoneus, denique

iriN pro |n'N (extrusa ad spatium lucrandum consonante is dicitur,

qui fluxus est perennis in suo genere (a them, in''p erenni s f u it, auct. N formativo) , adeoque exercitatissimus iu respondendo de jure."

Beer scheint zu keiner entschiedenen Ansicht über diese Stelle gekommen zu sein; zu «''nD ttniZsi et minister juxta sulficientiam bemerkt er: „ist auf einer Ehrentafel ein etwas geringer Ausdruck"

und fährt dann fort: „ich möchte lesen: (?) -iIDNI (?) N-no ttiUBäi

„und diente als Oberster und . . . ." dann folgen noch andere Con¬

jecturen, die er jedoch selbst verwirft. An einer andern Stelle

heisst es: jjn nik- tittttäi „und diente, als fortdauernd hier war

'i I •■-1: - ..y- ; ^

etc." NW pro Nifii ]3n, hic, hoc loco".

Da nun leider der Text nicht ganz zuverlässig ist und dtts

Griechische : xat vnrjQtTTjaavra etc. keine genügende Hülfe bietet,

so wagen wir keine bestimmte Meinung auszusprechen, vermuthen

aber, dass mit «■'io (diese Lesung scheint uns die beste) eine be¬

stimmte Amtsperson in Palmyra Bezeichnet sei, wie eine ähnliche

NÖ3J-1N (vgl. die Inschr. No. VIII) als Lokalbehörde bezeichnet

wird. Die Ableitung von einer seraitischen Wurzel hält nicht schwer,

da die Verwandtschaft mit iip auf der Hand liegt. Vielleicht aber

ist eine Spur solches Amtes auf Münzen Vabalathus' zu suchen, dereu

Legenden bis jetzt ebenfalls unerklärt geblieben. Man findet näm¬

lich vou dem genannten Herrscher Münzen zu Alexandria geschlagen, welche Langlois ') folgendermassen beschreibt:

AYT. CPSIIAC OYABAAAAQOCHNOY Y.

tete radiee et lauree de Vaballath ä droite, avec le paludaraen-

tum sur l'epaule. Dans le cbamp: L /J

Rev. A. K. A. AOM. AYPHAIANOC CEB. Tete lauree

d'Aur61ien ä droite, avec le jialudameutum. Dans le champ: L A.

Mit dem fraglichen CPSllAC wechselt auch CPIAC ab, und

kann dieses Wort möglicherweise unser N'<id sein. Das darauf in

unserer palrayreuischcu Inschrift folgende ihni ist mir ebenso wenig

klar wie Beer; ob es Würdenamen, wie k^iO oder was sonst, weiss

ich nicht anzugeben.

Eben so viele Schwierigkeit machen die auf die Worte oi3"'CD''[np]

«:iai"n (= KQtxsndvov tov ijyiiactftivov) folgenden , die verschie¬

dene Deutung erfahren haben, je naclidem man die einzelnen Buch¬

staben gelesen und zu Wörtern verbunden hat. Swinton und Eich¬

horn haben beide N'S^'iV ]''NDb"< ini-i01 und übersetzen, ersterer

1) Numismatique des Arabes avant l'islamismc p. 112. Es heisst das.:

,,les mots VPillAC ou CPIAC n'ont jamais ite expliques jusqu'ii present d'aucnne maniire satisfaisante".

(16)

80 i.evy ^ die palmyrenischen Inschriften.

„et chiliadum amaudatanim in judicem (i. e. judex sive quaestor,)", letzterer: „et axis (praeses) edoctorum ad judices (ad judicia liabenda, i. e. jureconsultorum)." Aber ebensowohl die Lesung, wie die Deu¬

tung ist zu verwerfen, da jene falsch (im Texte steht in den bei¬

den ersteu Wörtern ein n statt eines :) und diese unaramäisch,

gekünstelt und wenig dem Griechischen (xai tatg knLÖrifJiriadGaiq

ov^MaTtojaiv) entsprechend sind i). Beer scheiut unter den

mannichfachen Versuchen zu lesen sich für n^NO i;nN.i_ idi

»-'Z^ih entschieden zu haben ; er liest demnach im 5. Buchstaben ein

7.

3 statt eiues b und nimmt n"'NB = Ajj.£> decor. Da nichts weiter bemerkt wird, so scheint er die Stelle aufgefasst zu haben: „als kam der Schmuck oder die Zierde der Legionen", in Bezug auf die v e x i 11 a ,

während man sonst diese vex ill a auch als De fächern ent (vgl.

unser deutsches „Fähnlein") auffassen kann. Wir müssen einst¬

weilen rait dieser Erklärung, die jedenfalls besser, als die von den

früher genannten Auslegern ist, uns begnügen, bis eiue bessere sich

finden sollte.

Mit dieser Ankunft der Trupjien muss dann das Folgeude zu¬

sammenhängen, das die Verdienste des Julius Aurelius weiter auf¬

zählt. Auch dies hat bei Swinton und Eichhorn, welche t3t

yt<^iV> TN-iauj pNin: 2) om mm aiNi mbx^aoa lesen, eine ganz

ungenügende Erklärung gefunden. Eichborn übersetzt: „Dona is

fecit (contulit) de peculio suo, adeoque auxit summam,

clemensque fuit donis multis, permultis;" eine Ueber¬

setzung die auch durch die Erklärung: „lar notione dou andi, baO,

vel ex Palmyrenismo saejiius obvio, btt'^iO peculii, antt in Aphel

augendi, Qtv summae, on cl e m enter s e ex h i ben di , ms sive

N13 d 0 n i 1 a r g i nicht verständlicher wird. Man sieht wohl, dass eine derartige Erklärung mit Noth und Mühe und durch fortwährenden Beirath des Wörterbuches gemacht worden, .ohne einen erträglichen

Sinn zu erzielen. Uns wenigstens ist eine solche aramäische

Sfirache ganz und gar unverständlich. — Von Beer finden sich auch

hier nur einige abgerissene Notizen. An einer Stelle wird bemerkt :

.,lin. 5 nyooavouv/ffavTct de (soll heissen rf), daher ist das 1. Wort

rait 3T anfangend, nicht nar sondern 73T, Stammwort em e re, Peal

vender e, yzt venditio, »rai emtio; an einer andern : Nin]

(?) Sj'NTi "lom piia 31 und dazu (neben andern versuchten

aber verworfenen Lesarten) platea, forum, ynTi (statt ci\nti)

1) „Addison,'' benioikt Kittor ( n. n. O. .S. 15Ü2), ,,der die grieehischn In¬

schrift copirt mittlieilt, gie ht von Kiitiliiis Crispinits eine (von Eichliorn) ab¬

weichende Stclhing als Bcfehlsliahcr der Kciterci an , welcher der Vertheilung der Kornvorräthe an das Volk vorstand, also verschieden von der früheren Auslegung als Vorstand des Handelsgerichtes." Gewiss richtiger, vgl. weiter unten.

2) Weder 3 (statt s), noch 1 (statt t) ist in diesem Worte im Texte zu linden.

(17)

I^'y , (lie palmyrenischen Inschriften. 81

l^yi Unglücksfälle (s. (iesenius zu Jes. 24, 16) Schaden, Ver¬

derben". Wir können aueh hier wieder in manchen Stücken Beer

zustimmen, wir schlagen vor die f). Zeile zu lesen:

rN"'a"o i'N-'aa i'Nn Tom pvi; ai Nin in N'iay ]aT

„er kaufte Getreide, da er Marktaufselier (Aedilis) war, uud gar

\ieler Noth •) abhalf". An der Schreibart N-'ias, hier defectiv ge¬

schrieben, fr um eilt um statt s-nay wird man bei der Ungenauig¬

keit der Coj)ie keinen Anstoss nehmen^), so wie auch, dass wir

■in statt n lesen. So stimmt das Palmyrenische auch im (ianzen

mit dem (iriechischen : ayooavoftynavTcc re xui oiix oXiyiav xai

cecftiöi/auvra xQij/n-ctTW}' , nur dass das Palmyrenische etwas mehr specialisirt. -

In der Zeile 6 haben die Worte naeh dem Beginn der Zeile,

dem Griechischen xal xakoög KokirtvadfAtvov entsprechend, bis zu

den Worten 'ji niD tao keine Schwierigkeiten und sind sie von

allen Auslegern richtig erklärt worden, während jener Anfaug \er-

schiedeii aufgefasst wird. Swinton und Eichhorn lesen beide ian

n:n:3 i:;m dj»; ersterer übersetzt: „et praeclare rem egit

secundum dona (sive plena manu)"; letzterer: „et guber-

nav it (coloniam) una cum principe (summo magistratu)

pro ratione donorum (1 i b e ral i tati ej u s c o nv eni enter)".

Swinton fa.sst nrnJD in der Bedeutung „ secundum dona" und

Eichhorn = colonia auf ^) , ausserdem fügt dieser noch hinzu,

(lass \2;n-i = tt3Ni sei, wie Galiläer und Samaritaner sprechen könn¬

ten. — Bei Beer findet sich: „nipD stände für NipO (vielleicht

- (*■

tindet sich auf dem Steine selbst n), das genommen = (Ji..ia.flj

gub e rn ac u 1 u m. Ferner werden im-xctXüg verschiedene Bedeu¬

tungen im Aramäischen gesucht, niNat:, n'N'T'DU}, nrnbrio intel¬

ligenter". Das nipo nun ^Nip'o und dies = dem (uur durch

Nov. 149 im Lex. syriac. von Michaelis-Castellus belegt) lj».o.a)

sei, ist uns nicht sebr walirscheinlich, dagegen nehmen wirn:nbDffl,

wie Beer das unverständliche rcnrrm- sehr plücklicb emendirt. von

ihm an, da uns von den früher angeführten Auslegern nichts Brauch¬

bares vorgebracht worden und leseu die Zeile: n:tibaÜ3 npDy laii

et egit negotium suum prudenter, ganz jiassend zu dem Griechischen

XUI xuXJjg nuf.iTtvadftevov. Das Wort npoy sciieint uus aber

1) Bei der Uiigonauigkoit der Copie ist auch wohl 'U3 CIN ]n1 ']Dm

„und verhinderte gar grosse grosse Noth-- zu lesen, zumal da die Stelle vor dem D schadhaft ist. Das fJN, t)1N zu Verstärkung eines Adj. oder Adv.

ist nicht selten im Aramäischen.

2) Von Beer findet sich eine aligerissene Bemerkung jiQlj^ proventus, ann ona, wahrscheinlich hat aueh er wSaS in diesem Sinne genommen.

3) nJnJS = colonia ist uns ganz unbekannt, nmn müsste denn dies

)A*QJ.3 ) NrHi;:3 nehmen , was freilich hiiehst willkürlich wäre

(18)

82 Lecy , (He paJmyrenüchen -Inschriften.

sicherlich in den Buchstahen 5 — 8 Z. G des palmyr. Textes zu

stecken, wir ändern '%J~J\n ; pD3» aher — negotium ist hinläng¬

lich im Chaldäischen bekannt.

Das nun folgende o'bT qsi Nnb«t biam"» nb nnO ms btso

„wie es ihm der Gott Jarchibol und auch Julius (Philippus ')) be¬

zeugt", ganz entsprechend dem Griechischen : ,, lög Sw ravza ft-cc(}-

rvQi]&ävTa vno &eov 'laQvßaiXov xai imo 'lovXiov " ist

ohne Schwierigkeit und konnte auch von keinem früheren Ausleger

verfehlt werden, doch hat Eichhorn und nach ihm noch Andere den

Namen des Gottes falsch gelesen und übersetzt. Es steht deutlich

im Texte biani"' und nicht brani', daher nicht Jerachbaal

sondern Jerachbol oder Jarchibol, wie in der in Rom auf¬

bewahrten Inschrift biabas (Aglibol) uud in der zweiten (s. obeu)

bianat zu lesen ist. Auf die Bedeutung des biam' kommen wir

später zurück — Der Schluss der Zeile ist ebenfalls sehr leicht

und doch von den mehrfach genannten Erklärem verkannt worden,

indem sie lesen: «nia a"T3li «io ■'T „aequales ejus et alti dignitate",

ohgleich deutlich zu lesen ist und von Beer so notirt ist: e»io n

«nip D'nn „qui cupide amavit urbem (suara)". «10 ist das syr.

loi» expetiit, desideravit, cupidus fuit. Es ist mit "«n

auch zugleich der Grund angegeben, wesshalb dem Zenobius von

dem Gotte Jarhibul und Julius Philipp das Zeugniss gegeben wurde,

„da er eifrig die Vaterstadt liebte".

Das Jahr der Errichtung 554 (243 n. Chr.) in letzter Zeile ist

dasjenige, in welchem Jahre auch Philipp (Arabs) Praefectus Prae-

torio geworden (s. Corp. Insc. Gr. a. a. 0).

Die ganze Inschrift .ist demnach zu übersetzen : „Denkstein des

Julius Aurelius Sabdila, Sohnes Malchu, Sohnes Malchu, Sohnes Na-

sum, welcher war Strateg der Colonie bei der Ankunft des gött¬

lichen Kaisers Alexander; er bediente als Beamter und Rnti¬

lius Crispus, den Präfecten, und als die Abtheilung der Legionen

kam, kaufte er Getreide, da er Marktaufseher war, und verhinderte

gar sehr die Theurung und führte sein Amt mit Klugheit, wie dies

ihm der Gott Jarchibol und Julius (Philippus) bezeugte, dass er

1) Dass in der Lücke (PI/illlllOT fehle, hahen schon Bernhard und Smith (a. a. O. p. 24 u. 61) hemerkt: „haud quidem mirandam, si parricidae istius, qui hoc ipso anno , Apriano et Pepo Coss. , a Gordiane Praefectus Prae- torio creabatur, nomen proprium Philippus e monumentis deletum fuerit." Vgl.

auch Ritter a. a. O. S. 1552.

2) Die Licatur von ia ist ganz so wie in letzter Zeile in «bia, ein sa könnte gar nicht in solcher Weise verbunden werden. Auch Beer hat richtig biani^ gelesen.

3) Der Gott '[aftßmi.ot findet sich auch auf einer andem palm.-griechi- schen Inschrift, vgl. C. I. Gr. no. 4502. In dieser wird berichtet, dass N. N.

demselben einen Altar errichtet hat. Ein N. pr. InfißioXevt (s. a. a. O.

no. 4481 u. 4.%0) ist natürlich von dem Oöttemamen gebildet.

(19)

Levy, die palmyreraschen Inschriflen. 83

eifrig die Stadt liebte, wesshalb ihm der Rath und das Volk (den

Denkstein) zu seiner Ehre errichtete, im Jahre 554."

V. (Taf. 1 no. V).

An einer grossen Säulenhalle:

-13 ]v(n) ovoaBO •'t nsn »pbn

ujTt Nvr» «p''Ubp:o n:n»

o-'b'mN nb o^pet ■'"i -noin

«nbo ""yn «j^bo «iin -q oii^bo m-a nip-'b N"ina ■"i NJi'ab ai

. jo'pn n:« "»nen

Die palmyrenische Inschr ist von einer griechischen (s. C. I.

Gr no. 4491 u. 4492 bei Wood no. XI) begleitet, die aber sehr

verstümmelt ist. Wir müssen sie in der ursprünglichen Gestalt

wiedergeben, weil die Umschrift von Franz, wie wir sehen werden,

nicht genügt. Der Text gründet sich auf Wood's Copie:

CEnriMlONAIPANHISO JAINAeOYTOAAMHPO TATONCYNKAHTIKON

'es NSiN

AYPHAI PH AI

OJSiPOY CTPATlSi

THCJEr KHCTON

riATPSiN. . TEIMHCKAIEYXÄ

PICTI A CXAPINETO YCPS^

Franz ohne irgend Rücksicht auf die palmyr. Inschr. zu nehmen

umschreibt das Griechische also:

2s7iTi'fiiov Alodvi/V OSaivd&ov rov lafiTtgotaTov ßvvxltj-

Tixov ii liSitov SanajvMV Avgi]Xi[og — Av]() . 'H[k]ioS(6(fOV

atQaTuorrjg Aep'fewvoff] xr)g , tov nc(T(}<av[a] Ttifiilg

xcti tv^dQUixlag Erovg y^r-

Wir werden später, wenn wir die Erklärung der palm. Inschr, die

wiederum durch die griechische Licht erhält, versucht haben, zu

dieser zurückkehren. Wir finden bei Beer einige wenige aber zum

Theil recht werthvolle Bemerkungen. Es heisst dort:

„Das Nom. propr. zu Anfang der 3ten Zeile muss palm. 'snsibD

sein. — «ina •'t «jvab Legion, welche den Nachtrapp

deckte, oder welche die Anieregarde bildete, «ma wäre sonach

Substantiv: das Hinterste, Letzte, nämlich: der Armee und

«onp das Vorderste, Erste, die Avantgarde. — «nbc ''»1

PriuioSuQOV vgl. Paatog in der XX. griech. (Nom. viell. Paanjg

«ayi)r - t' Name des Gottes -»yi."• •'

Mit Benutzung dieser Bemerkungen werden wir nun im Ein¬

zelnen die palmyr. Inschr erklären und nach dieser die griechische

zu ergänzen haben. In der ersten Zeile ist die Form des « in dera

(20)

84 Levy, tlie, palmyrenischen Tintchriften .

]-!"'« hiiclist auffallend'); ohne das griechische .//i()«i'7/i/ würde

man ohne Zweifel p'ri lesen. Merkwürdigerweise finden wir bei

demselben Namen in einer andern von einer griechischen Inschrift

begleiteten iialmyrenischen dieselbe Erscheinung. In der weiter

unten noch zu besprechenden Inschrift (Bulletin archeologique, 185,0.

S. 35) tindet sich der Name yiiQccvriS ebenfalls durch ein palniy-

renisches Wort wiedergegeben, dessen erster Buchstabe auch niclit

wie N aussieht. Das ist Herrn Vogüe, der diese Inschrift zuersl

bekannt gemacht hat, auch nicht entgangen, doch bequemt er sich

zur Lesung ITN, auf die Autorität von Swinton sich stützend. Es

lässt sich indessen noch ein anderer Ausweg finden, wenn man den

Namen -fiir, liest, man thut so den Formen der ßuchstaben keinen

Zwang an und genügt auch dem griechischen Aifjdviig. Wir wer¬

den noch später ein Wort nth kennen lernen, das gleicher Her¬

kunft wie liin ist ^). Uebrigens glauben wir auch, dass auf unserer

Inschr. ein Cheth gestanden habe, weil wir in den ältern Cojiien

derselben ein Zeichen finden, das ganz der Cheth-Form gleicht.

Unter den wenigen palmyr. Inschriften, welche in das früher ge¬

nannte Werk von Bernard und Smith aufgenommeu sind, befindet

sich auch unsere Inschrift, freilicb in sehr --chlechter .Miscbiift,

doch lässt sich noch soviel erkennen, dass dus fragliche Zeichen

keinem n , das gerade stets ziemlich treu wiedergegeben wird , son¬

dern einem n ähnlich ist. Eben dieselbe Erscheinung zeigt sich

auch in der Abschrift von Hyde, der wie oben angeführt worden,

aus den Papieren von Halifax einige palm. Inschr. mittheilt und

unter diesen auch die unsrige. Die einzelnen Zeifchen sind hier

viel treuer gezeichnet, doch herrscht eine heillose Verwirrung in der

Stellung der Wörter; der Anfang der Zeilen je etwa 4—5 Zeichen

ist nämlich fortgelassen, und das fehlende inmitten der Zeilen nach¬

getragen; auch hier ist Z. 1 das Wort iTn ziemlich deutlich zu

lesen, das Cheth hat ganz die Form, wie in dem Worte Nnbo.

,Aus diesen Gründen nehmen wir keinen Anstand das griechische

.Aigdvijg durch ]T'n wiederzugeben ^).

Die folgenden zwei Zeilen lesen sich ohne Schwierigkeit, denn

dass tü-i für wi stehen kann (wie schon Eichhorn bemerkt hat),

ist nicht weiter auffallend. Dagegen ist der erste Name in Z. 4

nicht ganz deutlich; Beer liest ibn, wie oben bemerkt, "'JUibc; dem Anschein nach sielit diese Lesart der Copie Wood's am ähnlichsten, wenn sich man das erste i für ■> verschrieben denkt; doch scheint uns 0i3''iD hier richtiger , da einerseits dieser Name zu dem voran-

1) Kopp a. a. O. S. 264 hat schon daran Anstoss genommen.

2) Anch Beer scheint ]Tn gelesen zu hahen, weil in eiuem Verzeichniss der Namen in deu griechiscb-palmyrenischen Inschriften , das er sich angelegt (s. weiter unten), Aifävrjt durch ]Tn neben ]TN wiedergegeben wird.

3) Der Name fügt sich auch ganz gut in den Stammbaum Odenath's, s.

zu no. XrV, weiter unten.

(21)

Leoy, die palmyreniecTien Intchriften. 85

gehenden Aurelius (D'bnt<) und dem nachfolgenden Marius («i"ia)

besser passt, anderseits derselbe auch ganz deutlich in der Copie

von Halifax (bei Hyde) in der Mitte der 3. Z. steht. Das Griechi¬

sche giebt hier keinen Aufschluss, weil gerade aa der betreffenden

Stelle eine grosse Liicke ist. Dagegen thut die Inschrift in dem

Worte PHAIOJSiPOY einen recht wesentlichen Dienst, um das

palmyrenische snrc herzustellen. Die Copie bei Wood und

noch mehr die von Halifax bei Hyde und selbst die bei Bernard

und Smith begünstigen ganz und gar diese Lesung nnd fallen da¬

durch alle Combinationen bei Franz, der auch hier der palmyr.

Beischrift keine Rechnung getragen, zusammen. Für das von ihm

vennuthete 'H[l]i6S(OQog ist kein sicherer Anhalt, weder im Grie¬

chischen, noch Palmyrenischen zu ünden. Offenbar ist mit ^91

durch den Zusatz nr\bt (ein Ausdruck der nicht selten im Aramäi¬

schen = cultor ist), sowie durch das griechische PHAIOJSIPOY

ein Göttemame, mit dem das obengenannte ba»^1^ zusammenhängen

mag, bezeicimet, wie dies richtig Beer vermuthet hat. Er giebt

jedoch nichts Näheres über denselben an, und auch wir wissen

zur Zeit keinen semitischen Gott, mit welchem wir unser in

Verbindung bringen sollen. Nahe genug liegt 'Pia , 'Peitj die syri¬

sche Aphrodite, doch scheint es immerhin gewagt diese Göttin hier¬

her zu ziehen, so sehr auch der Verehrer nnsemitische Namen

führt »).

In der fünften Zeile macht nur noch das Wort Mina Schwie¬

rigkeit, das als nähere Bezeichnung der Legion entweder (von

Swinton) =^parthica, oder (von Eichhorn) =Bitherensis

(von der durch den Aufstand von Ben-Kosiba oder Bar-Cochba be¬

kannten Bergfestung Bethar so benannt), oder endlich (von Beer)

= Nachtrapp (s. oben) aufgefasst wird. Eine vierte Ansicht hat

Hartmann aufgestellt; «ira 'i sollte die zweite Legion bezeich¬

nen, wogegen Kopp schon manches erinnert hat (s. a. a. 0. S. 264),

und gegen welche Ansicht vorzüglich das »n spricht, man erwartet

doch «ina «ii^ab. Auch die andern Erklärungen lassen manche

Einwürfe zu und scheint uns wegen der im griechischen Texte übrig

gebliebenen Sylbe xijg «ma =;ra(>t9-i.x^e noch am meisten für sich

zu haben. Sonst hätte man vielleicht «ira fttr «inNa *) ähnlich

1) Anf das N. pr. 'Puaiot in der XXsten palm.-griech. Insehr. vgl. C. I.

Gr. no. 4482 hat bereits Beer hingewiesen. Ohne Unterstützung des Griechi¬

schen hätten wir jedoch nicht gewagt ein «nbD^**1 statt 'yl«nbB im Semi¬

tischen für stattluift zu halten. Nähme man an, dass 'Sl allein im grjech.

Texte durch 'PriatöStopos wiedergegeben sei, so liesse sich «ObO mit miles übersetzen, nnd «31^3b ai als Apposition nehmen „Krieger, Oberster der

Legion".

2) Das H findet sich auch sonst im Aramäischen elidirt; bekanntlich ist nna „nach" sus inwa entstiuiden nnd Isoo aus la\o s. Geiger in dieser Zeitschr. XV, S. 415.

Bd. XVIU. 7

(22)

86 Levy, die palmyrenischen Inschriften.

der Inschrift bei Vogll6 (a. a. 0. p. 36 u. weiter unten), in der

ein Zaßßaioe 6 kv&dSe arQarrjXaTris vorlcommt, nehmen dür¬

fen. Dass aber für das an Itein entsprechendes Wort im Griechi¬

schen steht, da sicli nur arQaxiMrrjs key- findet, kann man, wenn

es anders unumgänglich nöthig ist, durch ein passendes Beiwort vor

OTQaTiwTTjg ausgleichen.

Die griechische Inschrift lässt sich daher mit Hülfe des ±-ai-

myrenischen nach den vorhergehenden Bemerkungen etwa so her¬

stellen :

CETITIMION AIFANHN 0-

JAINAeOY TON AAMUPO-

TATON CYNKAHTIKON

EZioylüTttTOV 7iakuvgfrjv)SlN

AYPilAI{og (l>ihvog) PHAL

OJSIPOY (xQUTiffTov) CTPATlSi-

THC AETiswvog naQ&i)KHC TON

HATPSiNiov t)EIMHC KAI EYXA-

PICTIAC XAPIN ETOYC F30

Das Palmyrenische übersetzen wir:

„Dies ist die Denksäule des Septimius Airanus, Sohnes Odenath's,

des berühmten Senators nnd des Fürsten von Palmyra, welche ihm

Aurelius Philinus, Sohn Marius Philina, Raiodoros, Anfülirer der

parthischen Legion, zu seiner Ehre errichten liess im Monat Tischri, des Jabres 563."

VI (Taf. i no. VI)

An einem Säulenschaft einer Säulenhalle:

ö''Vii« o^bvb oimi Nbia

na Dipibo N-ipnn -»t Maa

nt«v wa» »V'm«j irts n't»

Mbiab nai nmatsnooMa pnt

naw »nen nn^a nnp'b ian ptir

lö'pn

Die griechische Beischrift (bei Wood no. XII, s. C. I. Gr.

no. 4484) ist arg verstümmelt, doch noch zimi grössten Theil durch

die palmyrenische herstellbar, wie wir später versuchen werden.

Freilich musste diese erst zum Verständniss gebracht werden, was

durch Swinton und Eichhorn *) keineswegs geschehen ist Ihre Er¬

klämngen lassen wir daher ganz ausser Acht nnd beschäftigen uns

ura so lieber mit Beer's Bemerkungen, die wiederum im Ganzen

das Richtige getroffen.

Wir finden hier zur zweiten Zeile:

„Mlpnö "»n «aa Julius Aurelius (Bada oder) Baga. Dies letztere

ist aram. Name; dass Jul. Anr. zwei (lat. oder) griechische Vor-

1) Beide Oelehrts haben gana gleich gelegen, beide haben die zwei ersten Worte der dritten ond fllnften Zeile nicht herauszubringen Termocht.

(23)

Levy , die palmyretäechen Intchriften. 87

nainen hat, kömmt in den palmyr. Inschriften einige Male vor.

Dasselbe verräth auch in der griechischen Inschrift der Ausdruck

6 xal." — An einer andern Stelle des Mannscripts heisst es : „dass

der Name Seleucus, obgleich ein syrischer Name('r'), doch nicht als

ein einheimischer betrachtet wurde, sieht man daraus, dass er in

der griechischen Endung geschrieben wird : oipibo. Ebenso dürfte

nicht der Name HQtaSrjq als ein einheimischer behandelt werden,

oiTin wie im syr. N. T. Aber Vorodes wird als ein palmyreni¬

scher T-n geschrieben. Der Name Ztjvoßwg wird insofern als

ein fremder betrachtet, als er in den zwei palmyrenischen Texten,

in deren griechischer Uebersetzung er vorkommt, übergangen oder

durch einen palmyrenischen ersetzt wird."

Zeile 3. iDiai loa» '•I „welcher ihnen vortreffliche Dienste ge¬

leistet hatte als Feldherr." ..Aio* commisit, perpetravit,

effectum praestitit, dedit*).

Z. 5. iai priT „zehntausend Geldstücke". i3"i = NSsi

beide chaldäisch = /iv(>ms zehntausend.

Nach diesen Bemerkungen wird die Umschrift in hebr. Buch¬

staben, wie wir sie zu Anfang vorgenommen haben, keinen Anstoss

finden. Die zwei ersten Zeilen sind leicht verständlich. Der Narae

«33 wird von Beer als ein aramäischer betrachtet, Bdyag kommt

auch als paphlagonischer Narae bei Strabo XII, 3. 553 und Bäyrjs

in den inseript. Bospor. (s. Pape«WB.) vor. Aus dera Seraitischen

lässt sich allerdings auch, wenn auch nicht ohne Zwang, das Wort

erklären , vgl. auch die unten folg. Inschr. no. XI , wo wir 'ai an¬

treffen, doch lassen wir die Etymologie dahingestellt; jedenfalls

scheint der Name von den Paimyrenern nicht als ganz heimisch

betrachtet worden zu sein, da man ihn durch einen andem noch

näher bezeichnete. Die Doppelnamen ttbiMU) iT'Ty iT'Ty *) sind in

unsern Inschriften nicht selten, in der XIV. gr .-palra. Brikaxaßoq

Jgaa («ein 3p5b3), in XXII Mahxov Neaa (tnv» Iba), das.

TOV Küifut TOV knixaXovfiivov Jßaßov («aip, nts), in XXIII:

Mavvog 6 xal Me^aßßav etc. An unserer Stelle sind gar drei

Namen, vielleicht dass «b'«« iT'T» Tf»Ts = sei: '« iPW 13 im»

wie Di»3 i3ba i3 isbö (s. oben). Der Name Nb-'M» ist =bi«tb

1) Ue.J)er das Wort, welches wir IIB lesen (s. weiter unten), folgen bei Beer sehr viele Conjecturen : IjS^ pretiosum esse. Aphel Part. 1)3^0 pretiosum.

j*ö emit, iaa res pretiosa. l'l™ honorare. I'^HO honorans. l'nn honoratns.

' ' , ,

m"in gloria. ( ioi^ dos. lim rabb. donum , munus. ^00 honorare,

•Z^en^ dans, dator. '^'tS Esth. u. Targ. honor. S'ii; attulit Es scheint als wenn alle diese Vermuthungen ihm selbst nicht genügt hStten.

2) Ueber diesen Namen vgL noch weiter imten zu XVIII, 3.

(24)

88 Levy, .die palmyrenischen Inschriflen.

Saul, auch im Thalmud ist jener Name nicht selten*). — In vier¬

ter Zeile lesen wir das vorletzte Wort l-na, 2tes Part Aphel von

"115 „und es wurde gelobt (oder gespendet) vom Rathe 10000 Susin zu seiner Ehre", was ganz natürlich und leicht ist.

Durch die palmyr. Inschr. ist man nun auch im Stande die

verstümmelte griechische so ziemlich zu ergänzen. Sie würde nun¬

mehr mit Benutzung von Franz' Ergänzungen so lauten:

(Hßoylri xai 6 Öijfwg I)0YJ1()N

{AvgtjXiov Bayuv tov xai) CEjIEY-

KON (ACiCov AaCov) CEElyfA(C)

JY {XannQ)SlC

CrPATir/yyaavta tog) MAPTY-

PHH[H]N{at xai (fao)rElMHC-

AMEN{ov rij xJPATICTH

BOY AH (Soaxfidg) MYPIAC

TEIM HC ENEKEN ETOYC

^ YnEPBEPETAISl

Das Palmyrenische ist zn übersetzen:

„Senat und Volk dem Julius Aurelius Baga, genannt

Seleukus , Sohn des Azizus Azizus Seeila ; weil er ihnen

treffliche Dienste während seiner Verwaltung geleistet, hat

der Rath zehntausend Sus (Drachmen) zu seiner Ehre

gespendet. Im Monat Tischri des Jahres 566 (255 n. Ch.J."

VII (Taf. I no. VII).

An der grossen Säulenhalle:

ein« D'tv n njT npbn

«nTiB ai 'ias «ba ia nbab«

nip'b oam ubia nb ra^pj» i

no'o ia ^aa «ni'io po« 'i

oopr ra«

Auch bei dieser Inschrift ist der begleitende griechische Text sehr

verstümmelt (vgl. Wood no. 13 n. C. I. Gr. no. 4486), doch

lässt er sich durch das Palmyrenische wiederherstellen, in fol¬

gender Weise *):

HBO YA[HKAIOAHMOCI] 0 YAION

A YPHAIO[NCAAMAA]A OON

MAAH[CEBPAIONA]PXEMnOPON ANAKOMIC[ANTATHN]CYNOAIAN

nPOIKAESlAISlNTEIMHCXAPIN

ETOYC eWi

1) Statt unserer Namensform SeeiXas bietet eine Inschr. aus dem Hauran Saitkai. s. Blau a. a. O. in dieser Zeitschr. XV, 441, der dies Wort ans dem Arabiscben abzuleiten sich bemilht.

2) Auch hier hat Franz (a. a. O.) nicht das Palmyrenische genügend be¬

nutzen können, sonst wire die Wiederherstellung voUstündiger ausgefallen.

(25)

Levy, die palmyrenischen Inschriften. 89

d. h. 'H ßovX[r) xai 6 Srjjujag 'I]ovliov AvgijXtolv ^alfUtX^a-

^■ov Malrj[g 'Eßgatov ä]oxi/ino()ov ävttxofii(T[avTa rrfv]

axrvoSiav jiQoixa ISiwv, TSi/xrjg ^ctQiv. "Erovg &fp

Die palmyrenische Inschrift bietet keine Schwierigkeit, auch

Eichhorn hat dieselbe schon richtig gelesen, bis auf die letzten

drei Worte Z. 4, welche er mit Swinton no"" ]ja nsa liest. Beer

9 T

hat nnr angemerkt : „nD3 ]a „i^ ISiojv", I^n gratis. " Der

oben angeführte Text ist von mir bereits früher so gegeben wor¬

den — Unter den vorkommenden Namen ist rbab-jj als naba-

thäisch beachtenswerth, ohne die Endung rb *) kommt der H&me

häufig auf den nabathäischen Inschriften mit der Endung n vor.

Ueber den Karawanenhandel in Palmyra vgl. Heeren, commercia

urbis Palmyrae, p. 15 (Separatabdruck; ma Ritter: Erdk. XVII,

2. S. 1555.

Die palm. Inschr. übersetzen wir:

„Dies ist die Denksäule des Julius Aurelius Salmalath, Sohnes

Male, des Hebräers*), Karawanenführers, welche zu seiner Ehre

der Rath und das Volk errichtet, weil er die Karawanen unent¬

geltlich auf seine Kosten geleitet hat. Im Jahre 569 (2ö7n.Ch.)"

VIII (Taf. I no. VIII) An der grossen Säulenhalle:

NoncD« oiBDoip oraocD

©"•bT" D'p« «oaj-(«i «i:pT tt^opi OipCT N-I"" DTaODO O'bllN

Die griechische Beischrift (Wood no. XVI, C. I. Gr no. 4499) ist

fast ganz vollständig erhalten, daher ihre Anführung in Minuskeln

hier genügt:

2tnT[lfiKiv] OvQtöSrjv rov xgctnarov knirgonov 2f.-

ßanrov öovx7iv[d]Qiov xal ägyankTtjv 'lovXiog [A]vgirikiog

^enrlfivog 'läSijg ijinixog ^enriftiov 'AXtl^[tt]vSgov tov

'HgutSov {a\n6 argatwv , tov (f lkov xal ngoßtätrjv tu-

fi^g livexev. 'Etovg ^»y-, fitjvel Aav&tx^.

Der palmyrenische Text ist ohne Schwierigkeit zu lesen, und von

den früheren Erklärern auch so, wie oben angegeben, aufgefasst

worden. Bei Beer findet sich nichts zu unserer, wie auch zur fol¬

genden Inschrift bemerkt. Ein Wort jedoch bedarf noch der Er¬

läuterung, es ist dies NOanN, das durch dgyankti]g im Griechi¬

schen wiedergegeben wird. Wir finden es auch in der folgenden

Inschr., die ebenfalls von einer griechischen begleitet wird, woselbst

1) S. Jahrbach fUr die Geschichte der Juden II Leipzig 1861, S. 265 fg.

2) S. Renan nouvelles consid. a. a. O. p. 30.

3) Beer im Namensverzcichniss (s. weiter unten) führt aus unserer Inschr.

einen Namen '139 an, er muss also wohl hier nieht 'HS gelesen haben.

7

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