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Zu 'Amrs Mu'allaqa Vers 41.
Von Dr. K. G. Jacob.
Der 41. Vers der Sten Mu'aUaqa in Ai-nold's Ausgabe, bei
Lyall (Caleutta 1894) der 30ste, ist ein besonders instructives Bei¬
spiel dafür, dass uns das Studium des heutigen Beduinenlebens
häufig weiter im Verständniss der altarabischen Dichter fördert als
die Commentare. Zu diesem Verse:
,ünd wir vertheidigen, wann die Zeltstangen des Stammes auf die
Geräthe fallen, diejenigen, welche uns nahe stehen' notirt Tebrizi
zunächst die Variante (jaUs-bil meint , dass in letzterem Falle
(jisLäs-bi! die mit Hausgeräth bepackten Kameele bezeichne und
stellt dann die Behauptung auf: ,Die Zeltstangen fallen auf das
Geräth nm zur Zeit des Aufbruchs.' Aehnlich die anderen Com¬
mentare. Ein Stamm ist nun aber beim Aufbruch, wann die Thiere
zum Theil gesattelt sind, immer kampfbereiter, als wenn er im
Zeltlager der ßuhe pfiegt. Es ist durchaus nicht Beduinenart in
diesem Augenblicke einen Ueberfall zu wagen. Die richtige Er¬
klärung ergiebt sich aus Burckhardt, Bemerkungen über die Be¬
duinen und Wahaby S. 114/5 ohne weiteren Commentar. Daselbst
vrird von den Schammar berichtet: „Wenn sie das Lager unbemerkt
erreichen können, so werfen sie plötzlich die Hauptpfähle des Zeltes
nieder, und während sich die überraschten Bewohner von den Zelt¬
decken zu befreien bemühen , welche auf sie niedergefallen sind,
wird von den Angreifem das Vieh fortgetrieben.'
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Rechtschreibung im Veda.
Von R. Roth.
V. Nachtrag.
Erwähnungen der defectiven Vedaschreibung (siehe
oben 48, 101) sind, glaube ich, aus indischen Grammatiken nocb
nicht ausgehoben worden. Es ist kaum zu zweifeln, dass, wenn
man darnach sucht, sieh etwas einschlägiges finden werde, wenn
auch nicht an der Oberfläche liegend.
Inzwischen glaube ich im Nirukta, dessen Zeugniss für uns
von mehr Belang ist als spätere Grammatiker, gefunden zu haben,
was ich suche. Allerdings in Abweichung von der Auffassung des
Commentators.
Dort heisst es 2,1 in der Aufzählung grammatischer Un¬
regelmässigkeiten, die dem vedischen Erklärer in den Weg kommen:
wrf^ ^^ift *rafTT TT'ftfTr I ^mrf^ fli^rJ^'T'a^
l,ffl es kommt auch vor, dass ein Buchstabe ausfällt, wie bei tatvä yämi, und dass zwei Buchstaben ausfallen wie in trca (für try-rca).
Der indische Herausgeber in der Bibliotheca Indica druckt
zwar, wie ich auch einst gethan habe, «iTlI , giebt aber in der
Note aufrichtig an , dass von seinen fünf Handschriften vier TI^T
schreiben. Und so schreibt die von mir benützte Pariser und ohne
Zweifel alle gute ältere Handschriften. Das ist unter allen Um¬
ständen allein richtig.
Welcher Buchstabe ist nun in dem obigen Sätzchen aus¬
gefallen , wenn es , wohlgemerkt , richtig geschrieben ist ? Hätten
wir nicht den Berather Durga zur Seite , so würden wir heute
ohne jedes Bedenken antworten : es fehlt augenscheinlich ein t vor
tvä. Und das ist eben die defective Schreibung, der
varnalopa.
Aber unser Rathgeber , der über den wirklichen Defect weg¬
sah , nichts von der Regel wusste ,C muss sich anders helfen und
findet scharfsinnig heraus , dass in yämi ein ^ ausgefallen sein
könne und dass das eigentlich yäcämi heissen müsste. Und in