625
Kleine Mitteilungen.
Postel's sirät = punctum, Süre 1, 5 aus pontem
verderbt. Zu Band 60, 244 und 249 f. — Die Freude an dem
sehr seltenen Druck der ersten in Frankreich erschienenen Gram-
matica arabica des ersten französischen Arabisten, des in späteren
Jahren schwarmgeistigen Guillaume Postel, 1538 (s. a.), hat den 5
gern (auch auf Gebieten, die ihm doch im wesentlichen verschlossen
sind, wie" z. B. dem Arabischen, vgl. DLZ. 1908, 3236) Fragen
stellenden Eb. Nestle veranlaßt in einer Notiz* „Geschichtliches zur
1. Sure" um Auskunft darüber zu ersuchen, warum Postel in
Süre 1, 5 ^«Ä^l _bL>aJI mit punctum rectum übersetzt habe, io
Statt mit einem Blick die „privaten Torheiten* Postel's, wie sie
A. Fischer mit Recht bezeichnet, (mit paraphrastischen Willkürlich¬
keiten und Einschüben) sicher zu erkennen, scheint Nestle dem
fort pauvre arabisant Postel verborgene Weisheit zugetraut zu haben.
Schon Joseph Scaliger mit seinen mäßigen arabischen Kenntnissen 15
hat den Sachverhalt richtig durchschaut, wenn er von dem ihm
befreundeten Postel doch sagen muß: „Imperitiam Arabisrhi potes
änimadvertere ex interpretatione primi capitis Alcorani, quam
Matrem vocant Mussulmanni, quam omnem praeter tria aut quatuor
verba infeliciter reddidit*, s. Pauli Colomesii [Colomieu] Gallia 20
Orientalis sive G aliorum qui linguam Hebraeam vel alias orien tales
excoluerunt vitae , Hagae - Comitis MDCLXV, p. 64 (Gulielmus
Postellus, Barentonius Doleriensis p. 59—64, 61 bi ", 62 bi "). Statt
nun aber mit A. Fischer eine mir etwas ferner zu liegen scheinende
ü)
Verwechslung von _bL«o mit X.£i&i oder von Seiten Postel's 25
anzunehmen , möchte ich doch eher glauben , daß punctum eine
natürlich auf Postel's Rechnung fallende Verschreibung oder ein
ihn immerhin belastender Druckfehler für pontem ist, da ja die
zweite Bedeutung des wie unser „Straße" auch im Arabischen vom
lateinischen strata (Heerstraße) entlehnten Wortes sirät eben die so
Höllen brücke ist , die alle Seelen passieren müssen (nach der
persischen öinvat peretu oder pul) , welche auch beim Weltgericht
vom Tempelberg über das Tal Josaphat (Kidron) zum Ölberg ge¬
spannt werden wird, vgl. alHarlrl's Maqämen (e d. de S acy) 1 30 0,
2 346: jM s>. y g^SÄ & <JiijA iUJJI j Ja\yai\ JaK^j, J5
626 Kleine Mitteilungen.
v_s.AAu.Ji y> tXsA*) SjJiäJ! yA xi! ^Läj ^g-Lc j>jA*^ j
vgl. Freytag, Lane, Hughes' Dictionary of Isläm etc. Es liegt dies
um so näher, als ja gerade vorher von Alläh als dem Weltenherrn
und Gerichtshalter ^yjjJl ^ u5ULo yvib-i v_) ; die Rede war;
auch spricht die islamische Exegese von dieser Bedeutung des sirät
an unserer Stelle, wenn auch die Erklärung des „geraden Wegs"
allgemeiner als „Weg der Wahrheit", als Isläm oder Qorän , be¬
vorzugt wird, vgl. TabarT, Tefsir I, 55 (BaidäwT hat nur «j oLtt
j.^L»KI &Lo oijjL)-
Uber Postel's Grammatica arabica hätte Nestle schon in
Schnurrer's Bibliotheca arabica p. 18, Nr. 38, etwas erfahren. Über
Postel überhaupt vergleiche die Pariser Dissertation von G. Weill,
De Gulielmi Postelli vita et indole 1892. Weill kennt zwar Vogel,
Verzeichniß der Originalausgaben von W. Postel's Schriften (24
Nummern) auf der k. Bibliothek zu Dresden, Serapeum XIV (1853),
363—378, aber nicht desselben „Über Wilh. Postel's Reisen in den
Orient", ebenda S. 49—58. (Über das dort S. 56 nach Chauffepie
in Nouveau Dictionnaire historique et critique [Ergänzung zu Bayle]
III, 221, Note 4 [über Postel S. 215—236] erwähnte, wohl apo¬
kryphe magische Jannae Psalterium ist mir nichts näheres bekannt.)
In La Grande Encyclopedie 27, 435 findet sich von Weill auch
eine kurze biographische Notiz über Postel. Vgl. noch Biographie
Universelle, Paris 1833 (IV.), 2438; Nouvelle Biographie Generale,
Paris 1862, Bd. 40, 879—885; Zedier, Universal - Lexikon 28,
1795—98; Röhricht, Bibliotheca Geographica Palaestinae p. 183,
Nr. 656.
Postel war auch einst Besitzer des aus Spanien stammenden,
von mir herausgegebenen Glossarium Latino-arabicum (— L. Dozy's),
Berol. 1900, w. s. p. VIII. c p Sey bold.
Berichtigung. — llin oben S. 369, u, 3 7 3, 24, 3 7 7 , 4s
und 380, 8 ist = "pbt* lliru „Wir kehren zu dir zurück" zu denken.
— 367, is L nc"_ statt und 389,23 1. Cod. 121 statt Cod. 122.
S. 0 c h s e r.
627
Verzeichnis der im letzten Vierteljahr bei der
Redaktion eingegangenen Druckschriften.
(Mit Ausschluß der bereits in diesem Hefte angezeigten Werke.. Die Redaktion behält sich die Besprechung der eingegangenen Schriften vor; Rücksendungen können nicht erfolgen. Anerbieten der Herren Kollegen, das eine oder andre
wichtigere Werk eingehend besprechen zu wollen, werden mit Dank an¬
genommen. Die mit * bezeichneten Werke sind bereits vergeben.)
*Universit£ Saint-Joseph Beyrouth (Syrie). Melanges de la
Faculte Orientale. III, Fase. II. Paris: P. Geuthner, London: Luzac and Co., Leipzig: Harrassowitz. 1909. S. 481—816 und Bibliographie 1*—121*.
Ravn, O. E. - Om nominernes b0jning i babylonisk-assyrisk (indtil c. 1100).
Avec un resume' en francais. K0benhavn, i komm, hos G. E. C. Gad, 1909. -119S.
Babylonian Legal and Business Documents from the time of the
first dynasty of Babylon chiefly from Nippur. By Arno Poebel. (The Bab. Exped. of the Univ. of Pennsylvania. Ser. A: Cuneiform Texts.
Vol. VI. Part 2.) Philadelphia 1909. XVI, 164 pages, 60 plates of autographed texts and 10 plates of halftone illustrations. 4°.
*L ' Astro 1 ogi e Chald^enne. Le livre intitule cenuma (Anu) tl Bei» publik, transcrit, trad, et comm. par Ch. Virolleaud. Transcription. Sin. Fasc. 5.
Paris, P. Geuthner, 1909. 48 S. 4°.
Wiener, Max - Die Anschauungen der Propheten von der Sittlichkeit. (Schriften d. Lehranstalt f. d. Wiss. d. Judenthums. Bd. I, Heft 3. 4.) Berlin, Mayer & Müller, 1909. VIII, 161 S. 3 M.
Mose ben Maimuris Commentar zur Misch nah. Tractat Makkoth und Tractat Schebuoth in neuer hebr. Ubers, aus d. arab. Urtext mit . . . Anmm. von
Manuel (Manni) Gottlieb. [Hebr.] Hannover 1909. 74 S.
*Inschriften aus Syrien, Mesopotamien und Kleinasien gesammelt
i. J. 1899 von Max Preiherrn von Oppenheim, mit Beiträgen von Max van Berchem, Julius Euting ... I. Arab. Inschriften bearbeitet von Max van Berchem. Mit 2G Abbild, u. 7 Lichtdrucktaf. (Beitr. z. Ass. u. sem.
Sprachw. VII, 1.) Leipzig, Hinrichs, 1909. 156 S.
Iriedlaender , Israel - The Heterodoxies of the Shiites according to Ibn Hazm. Introd., transl. and comment. (SA. aus Journ. Amer. Or. Soc.
Vol. XXVIII u. XXIX.) New Haven 1909. 183 S.
Tanträkhyäyika, die älteste Fassung des Pancatantra. Aus d. Sanskr. übers, mit Einl. u. Anm. von Johannes Hertel. I. Teil: Einleitung. II. Teil:
Übersetzung u. Anmerkungen. Leipzig u. Berlin, B. G. Teubner, 1909.
X, 159 u. 159 S.