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Kleine Mitteilungen.
Zur Etymologie von Gaza. — S. 452 stellt A. Pischer
die Gründe zusammen, warum Ttty Gaza mit -y stark, fest kaum
zusammenhängen könne. Auch Seybold erklärte diese Ableitung
für „sicher falsch" (ZDPV. 27, 207), nachdem er schon in ZfAss.
1896, 392 darauf hingewiesen, daß auch im Arabischen der Name
mit ^, nicht ^ geschrieben werde. Eine starke Stütze hätte ^,
wenn Kddvrcg bei Herodot 2,159; 3, 5 wirklich Gaza wäre. Gesenius-
Buhl (14. Aufl.) führt dies Kdövrig ohne weiteres als mit Gaza
identisch an. Man vgl. über diese Frage: Krall (Sitz.-Ber. der
Wiener Akad. 1888, 160); Präsek, Forschungen zur Geschichte des
Altertums II, 1898. Clermont-Ganneau hält KäSvrig für Djerabis.
In den Onomastiea sacra (ed. Lagarde) wird Gaza nur 57, 30
nicht mit fortitudo (eius) erklärt; hier liest man gazophylacium
sive fortitudo eius. Sonst bemerkt Hieronymus ausdrücklich 6, 27 :
22, 18 sciendum quod apud Hebraeos non habeat in principio litte¬
ram consonantem , verum incipiat a vocali ain et dicatur Aza,
wobei die Charakterisierung von ain als Vokal beachtet werden mag.
Dies Aza hat Hieronymus 22, 18 für Dt. 2, 23. In der griechischen
Bibel hat nur die hexaplarische Einschaltung in II Reg. (Sam.) 6, 6. 8
A^^ce, Lucian Ofa. Die griechischen Onomastiea bieten 182, 100
Fu^a naQOLnog, was sich wohl durch Ausfall einiger Worte erklärt ;
189, 90 ißxvg uvvTjg rj iaxvog ael Ttlovtog. In letzterer Erklärung
verstehe ich ael nicht, nlomog ist wie gazophylacium des Hiero¬
nymus zu erklären. Letztere Etymologie verbreitete sich im Mittel¬
alter, sodaß z. B. Felix Fabri in seiner Abhandlung de civitate
Ulmensi p. 6 erklärt, Gaza heiße so, weil dort Cambyses verborgene Schätze hatte. Natürlich ist diese Deutung nur auf abendländischem
Boden möglicb. Merkwürdig, daß die Verwechslung von A^arog
(— Asdod) mit Gaza bei Stephanos von Byzanz bezw. Uranios
(s. 0. S. 344) sich auch in der syrischen Übersetzung von 1 Macc.
4, 15 findet (s. P. Smith, Thes. 2850, ohne Hervorhebung, daß
"A^corog sonst nicht = Gaza), nicht aber an den folgenden Stellen
des Buchs, wo A^coxog noch vorkommt. Die Herkunft des Namens
muß also einstweilen noch dahingestellt bleiben; am wahrschein¬
lichsten ist mir aber immer noch die gewöhnliche Deutung.
Eb. Nestle.
Kleine Mitteilungen. 719
Zu den hebräischen Vokalzeichen. — In dem Artikel
Punctuation der Jewish Encyclopaedia (Bd. X, 1905, S. 270) teilt
Bacher die 6 Vokalzeichen des babylonischen Systems in 3 Gruppen
von je 2 Zeichen: kamez " und patah ^ ; holem ' und schurek ' ;
zere " und chirek . Diese seien offenbar , apparently" von den
8 Vokalbuchstaben N, T, entlehnt. Denn die Zeichen der ersten
Gruppe seien Abkürzungen des t< ; die der zweiten stammen vom
1 ; die der dritten vom i . Pür andere Erklärungen dieser Zeichen
verweist Bacher auf Praetorius , ZDMG. 53,181—196; Mar¬
goliouth, Proc. Soc. Bibl. Arcb. 15, 165fF.; Friedländer,
Monatsschrift 1894, 315. Mir ist unbegreiflich, warum Bacher nicht
anerkennt, daß " aus y abgeleitet ist; siehe Praetorius a. a. 0. 193.
Zu den in der Form selbst liegenden Gründen will ich nur noch
auf die Tatsache aufmerksam machen , daß ja schon die Griechen,
als sie das semitische Alphabet übernahmen, y als Vokal bebandelten,
daß Hieronymus das y ausdrücklich „Vokal" nennt (Onomastiea
sacra passim, z. B. sub voce Gaza 22, 18 sciendum quod apud
Hebraeos non habeat in principio literam consonantem , verum in¬
cipiat a vocali ain); daß die Syrer das aus y entstandene grie¬
chische 0 ihrerseits wieder als Vokalzeichen herübernahmen; und
Beeinflussung des hebräischen Vokalisationssystems durch das syrische,
zunächst allerdings dureh das der östlichen Syrer, nimmt doch auch
Bacher an.^)
Da ebenso das He n von den Griechen als Vokal behandelt
wurde und von Josephus unter den Buchstaben des Tetragrammaton
ausdrücklich als Vokal bezeichnet wird, legt sich auch für das
babylonische " die Frage nahe , ob es nicht , statt wie von Bacher
als Verdoppelung des = als Abkürzung des n anzusehen
sei. Wenn so, trifft das vielleicht auch auf das tiberiensische Zeichen
zu und modifiziert etwas die Auffassung, die ich im Anschluß an
die gewöhnliche Darstellung im Jahrgang 1892 S. 412 vertrat. Da
ich die Literatur von Margoliouth und Friedländer nicbt
zur Hand habe, begnüge ich mich mit dieser Frage über die Her¬
kunft des Sere-Zeichens aus He. -p^ jjpcfip
1) Daß Kahle (ZatW. 21, 1901, 304)'' ebensowenig aus y wie ^ aus f{ hervorgehen läßt, sondern aus einem Strich mit Punkt darüber ( ) und darunter ("), also ähnlich wie ^ _ aus Patah -|- Holem, sei zur Ergänzung von Uacher's A'erweisen noch angefiilirt. (Ebenda ist in der Verweisung auf Kautzsch in der letzten Zeile 36 statt 30 zu lesen.)
720 Kleine Mitteilungen.
Ci c. f o£
KjiksA^ Jot, — Br. Meißner hat mich mit Bezug auf
meine Bemerkungen zu dieser Wunschformel oben S. 455 brieflich
darauf hingewiesen , daß nach der Nihäia s. v. oüLi» dafür auch
o o E &E
die von mir verworfene Lesart \JilsA»i Jol überliefert worden sei.
Die Stelle (die übrigens, mit einigen kleinen Abweichungen, Lisän
XI, ("vv, Mitte und Täg VI, ("("a, unten wiederkehrt und nach dem
Täg auch von Lane s. v. oLLp» berücksichtigt worden ist) lautet:
tUJ!, oLsJL i^j^ ^s^^i vjf^ ^ (AJLi- e*jLX*.
o£j 3 0>
L»!} vJiJL*>.!j >«JyJ! UÜ3- lXsj juixLaj' >--Jj.üt ö^Ü»! * ;_;LiüLs
^^J^_Jt^ OiJ^t |_5->JU-ci tLiit. Sie beweist aber natürlich nur, daß
ü o £ ^ _ o o S ^
v_ÄjLp>! (dessen Eindringen an Stelle von (..aJLc»! hinter dem synonymen oE
Jo! ja nicht weiter auffallen kann) ein sehr alter Fehler sein
muß. Daß es sicher nur ein Fehler ist, ergibt sicb, ganz abgesehen
von den a. a. 0. von mir namhaft gemachten Parallelen, schon aus
o (j £ o£
der Erwägung, daß der Wunsch oiiii-!^ Jo! „nutze und trage
(dein neues Gewand) ab* in Wirklichkeit ein recht zweifelhafter
OüE cE
Wunsch ist 1), Während die Wendung i_iJLp»!^ Jo! „trage (dein Gewand)
ab und ersetze (es dann) durch ein neues' einen geschmackvollen
und hübsch pointierten Gedanken zum Ausdruck bringt. Die Nihäyx
(und ebenso Lisän und Täg) beschließen denn auch den zitierten
j - cE
Passus mit der Bemerkung xj-^bi! „und diese Aussprache (d. h.
die mit v_i) ist die passendere'.^) ^ Pischer
1) Der höchstens in der Auffussung: „lebe noch lange genug, um es ab¬
tragen zu können' einen befriedigenden Sinn ergibt. Die Nihäia deutet des- o o £
halb allem Anschein nach 0>-ll^!j B.la „und schneide (dann von neuem) aus' (;cjüj^, aber offenbar ganz vrillkUrlich.
2) Ich benutze diese Gelegenbeit um zwei Versehen richtig zu stellen, die meine „Redakteurglossen* in Heft II enthalten. 8. 443, Z. 2 ist, worauf mich die Herren De Goeje und Goldziher aufmerksam machten , e!^! für E^!
zu lesen. S. 453, Z. 9 will De Goeje das allerdings verkehrte vi^naJlt. durch
, c J '
>.i>.Aic ersetzen; uoch einfacher ist es wohl die ganze Stelle zu lesen:
" 'i:
.1^^ sLl wJLij
5 3
721
Verzeichnis der im letzten Vierteljahr bei der
Redaktion eingegangenen Druckschriften.
(Mit Ausschluss der bereits in diesem Hefte angezeigten Werke. Die Redaktion behält sich die Besprechung der eingegangenen Schriften vor. Anerbieten der Herren Kollegen, das eine oder andre wichtigere Werk eingehend besprechen zu wollen, werden mit Dank akzeptiert. Die mit * bezeichneten Werke sind
bereits vergeben.)
*Willielm Gesenius' hebräisches und aramäisches Handwörterbu.?b über das Alte Testament in Verbindung mit H. Zimmern bearbeitet von Frants Buhl.
14. Aufl. Leipzig, F. C. W. Vogel, 1905. Mk. 18.
*Si&}ers, Eduard - Metrische Studien. II. Die hebräische Genesis. 1. Teil:
Texte. 2. Teil: Zur Quellenscbeidung und Textkritik. [Abhdigg. der phil.- histor. Kl. d. K. S. Ges. d. W., Bd. XXIII, I. IL] Leipzig, B. G. Teubner, 1904. 1905. Mk. 5,60 -j- 8,20.
Bacher, Wilhelm - Die exegetische Terminologie der jüdischen Traditions¬
literatur. Zweiter (Schluß -) Teil. Die bibel- und traditionsexegetische Terminologie der Amoräer. Leipzig, J. C. Hinrichs, 1905. Mk. 11.
Schtvarz, A. - Der Mischneh Thorah, ein System der mosaisch-talmudischen Gesetzeslehre. [In: XU. Jahresbericht der israel.-theol. Lehranstalt in Wien für das Schuljahr 1904/1905.] Wien, Verlag d. israel.-theol. Lehranstalt, 1905.
"l^ISH lyTÖ Die neuhebräische Dichterschule der spanisch-arabischen Epoche.
Ausgewählte Texte mit Einleitung, Anmerkungen und Wörterverzeichnis herausgegeben von H. Brody und K. Albrecht. Leipzig, J. C. Hinrichs, 1905. Mk. 5,80, geb. 6,80.
Steinschneider, Moritz - Die Geschichtsliteratur der Juden in Druckwerken und Handschriften. I. Abteilung : Bibliographie der hebräischen Schriften.
Frankfurt a. M., J. Kaufifmann, 1905. Mk. 6.
Ein Apparatus criticus zur Pesitto zum Propheten Jesaia heraus¬
gegeben von G, Diettrich. [Beihefte zur Zeitschr. f. d. alttest. Wissen¬
schaft. VIII.] Gießen, Alfred Töpelmann, 1905. Mk. 10.
Hobeika, J., avec la collaboration de Pierre Hobeika — Rituel des offices et ceremonies en usage dans l'Eglise Syro-Maronite . . , l^''« partie ; Les ordinations chez les Maronites. Imprimerie Al-Ijtihad [3Abd5 1905]. [Arabisch.]
Rituale Armenorum being the Administration of the Sacraments and the
Breviary Rites of the Armenian Church together with the Greek Rites of Baptism and Epiphany edited from the oldest Mss. by F. C. Cony¬
beare. And the East Syrian Epiphany Rites translated by A. .1.
Maclean. Oxford, Clarendon Press, 1905. 21 sh. net.