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EINFÜHRUNG IN DIE GERMANISTISCHE LINGUISTIK

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Academic year: 2022

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(1)

1 KONSTANTIN

PRESLAVSKY UNIVERSITY S H U M E N

Ш У М Е Н С К И У Н И В Е Р С И Т Е Т

“ Е П И С К О П К О Н С Т А Н Т И Н П Р Е С Л А В С К И ”

SEVGINAR DINCHEROVA

EINFÜHRUNG

IN DIE GERMANISTISCHE LINGUISTIK

Schumen

2021

(2)

2

Sevginar Dincherova

EINFÜHRUNG IN DIE GERMANISTISCHE LINMGUISTIK

Учебно помагало по дисциплина УВОД В ГЕРМАНИСТИЧНАТА ЛИНГВИСТИКА

Рецензент

доц. д-р Антоанета Димитрова

Университетско издателство „Епископ Константин Преславски“

Шумен 2021 г.

ISBN 978-619-201-517-6

(3)

3

Einführung in die germanistische Linguistik Inhaltsverzeichnis

VORWORT 4

THEMA 1. Was ist Linguistik? Die Sprachauffassung von Ferdinand de Saussure.

Linguistische Teildisziplinen 5

ÜBUNGSTEIL 7

THEMA 2. Karl Bühlers Organon-Modell: die drei Funktionen

des sprachlichen Zeichens. Sekundäre Funktionen der Sprache 9

ÜBUNGSTEIL 11

THEMA 3. Phonetik und Phonologie – Gegenstand und Grundbegriffe 13

ÜBUNGSTEIL 14

THEMA 4. Wortbildungslehre – Gegenstand und Grundbegriffe 17

ÜBUNGSTEIL 21

THEMA 5. Lexikologie und Phraseologie – Gegenstand und Grundbegriffe 28

ÜBUNGSTEIL 33

THEMA 6. Morphologie – Gegenstand und Grundbegriffe 41

ÜBUNGSTEIL 45

THEMA 7. Syntax – Gegenstand und Grundbegriffe 46

ÜBUNGSTEIL 49

THEMA 8. Textlinguistik – Gegenstand und Grundbegriffe 50

ÜBUNGSTEIL 52

ANHANG 53

Test 1 53

Test 2 55

LITERATURVERZEICHNIS 57

(4)

4 VORWORT

Die Einführung in die germanistische Linguistik informiert über den Untersuchungsgegenstand und über die Grundbegriffe der linguistischen Teildisziplinen, die dann in den einzelnen Semestern im Laufe des Studiums der Fachrichtung Angewandte Germanistik auf dem Lehrplan stehen: „Wortbildung, Lexikolgie und Phraseologie“;

„Morphologie und Syntax“ und „Textlinguistik und Stilistik“.1

Es sei darauf hinzuweisen, dass Phonetik und Phonologie nicht auf dem Lehrplan der Studienrichtung stehen und nur in der Einführung behandelt sind.

Nach dem theoretischen Teil folgt der Übungsteil zwecks Festigung und Vertiefung der erworbenen Kenntnisse.

Am Ende des theoretischen Teils jedes Themas steht als Aufgabe zur Gruppenarbeit die Zusammenstellung der jeweiligen deutschen GRUNDBEGRIFFE mit deren bulgarischen Entsprechungen. Dieses zweisprachige Glossar sollte am Ende des Übungsteiles durch weitere Termini erweitert werden, so dass die Studierenden zum Schluss der Veranstaltungen über ein vollständiges Fachwörterbuch mit den Grundbegriffen der betreffenden linguistischen Teildisziplinen verfügen können.

1 Für die Disziplin „Textlinguistik und Stilistik“ stehen den Studierenden schon die Lehrwerke TEXT (2020) und STIL (2020) von Antoaneta Dimitrova zur Verfügung und ich arbeite z.Z. an den Lehrwerken für die anderen zwei Disziplinen („Wortbildung, Lexikolgie und Phraseologie“ und „Morphologie und Syntax“) – S. D.

(5)

5 THEMA 1. Was ist Linguistik? Die Sprachauffassung von Ferdinand de Saussure.

Linguistische Teildisziplinen

Was ist Linguistik

Die Linguistik bzw. Sprachwissenschaft ist die Wissenschaft, die sich einerseits allgemein mit der Erforschung und wissenschaftlichen Beschreibung der menschlichen Sprache und andererseits mit natürlichen Einzelsprachen beschäftigt.

Die Linguistik beschreibt das Netzwerk natürlicher Einzelsprachen hinsichtlich deren historischer Entwicklung, Struktur und Funktionen. Denn die Menschen sprechen ja nicht nur um zu sprechen, sondern auch um eine Intention durchzusetzen, um ihre Kommunikationspartner von etwas zu überzeugen, über etwas zu informieren, sie zum Handeln zu veranlassen etc. (vgl. Spillmann 2000).

Die Linguistik nimmt entsprechend der zentralen Bedeutung der Sprache eine zentrale Stellung innerhalb der Humanwissenschaften ein.

Die Sprachauffassung von Ferdinand de Saussure

Von den vielen Versuchen, den Gegenstand der Sprachwissenschaft näher zu bestimmen, ist nachfolgend die Sprachauffassung von Ferdinand de Saussure kurz erläutert worden. Sein Einfluß ist v.a. auf seinem Werk Grundfragen der Allgemeinen Sprachwissenschaft (fr. Cours de linguistique générale) zurückzuführen.2

In Saussures System umfasst der Oberbegriff langage die Termini langue (Sprachsystem bzw.

Sprache) und faculté de langage (Sprachfähigkeit).

Der Begriff langage als etwas Potentielles steht dem parole (das Sprechen) als individuellem Akt gegenüber. Das Sprechen setzt einerseits die Kenntnis des Sprachsystems und andererseits die gattungsspezifische Sprachfähigkeit voraus.

Das Sprachsystem (langue) ist einerseits als ein abstraktes überindividuelles System von Zeichen anzusehen, d.h. als der gemeinsame Besitz einer Sprachgemeinschaft. Es ist gesellschaftlich bedingt und vom einzelnen Individuum unabhängig.

Andererseits ist die Sprache das Produkt der individuellen Sprachfähigkeit.

Nach de Saussure ist es die Aufgabe der Linguistik im engeren Sinne, die Sprache als langue in ihrer inneren Struktur zu untersuchen.

2 Dieses Werk wurde 1916 erst nach seinem Tode mithilfe Vorlesungsniederschriften einiger seiner Schüler veröffentlicht, deshalb ist es nicht ganz klar, ob es die Ansichten de Saussures authentisch wiedergibt.

(6)

6 Diese Konzeption wurde im Rahmen des linguistischen Strukturalismus fruchtbar (vgl.

Schmidt 1976).

Linguistische Teildisziplinen

Die Systemlinguistik gliedert sich in folgende Teildisziplinen: Phonetik und Phonologie;

Morphologie und Wortbildung; Lexikologie und Lexikographie, Phraseologie und Parömiologie; Syntax; Textgrammatik.

Die Ebenen des Sprachsystems mit den jeweiligen sprachlichen Einheiten und die entsprechenden linguistischen Disziplinen sind tabellarisch wie folgt dargestellt:

Sprachebenen Sprachliche Einheiten Linguistische Disziplinen Lautebene Laute (akustische und

artikulatorische Einheiten)

Phonetik

Phonemebene Phoneme

(bedeutungsdifferenzierende Einheiten)

Phonologie

Morphemebene Formbildende Morpheme Wortbildungsmorpheme

Morphologie Wortbildungslehre Wortebene Wörter bzw. Lexeme

Feste Wortverbindungen bzw.

Phraseme (Fraseme) und Parömien

Lexikologie

Phraseologie und Parömiologie

Satzebene Sätze Syntax

Textebene Texte Textlinguistik

*

GRUPPENARBEIT: GRUNDBEGRIFFE (Thema 1 – Glossar)

(7)

7 ÜBUNGSTEIL

AUFGABE 1.

Es gibt auch andere linguistische Disziplinen wie Semantik, Stilistik, Psycholinguistik, Soziolinguistik und kognitive Linguistik (vgl. Helbig1983).

Suchen Sie aus deutschen und/oder bulgarischen linguistischen Nachschlagewerken Informationen über den Untersuchungsgegenstand der oben genannten Disziplinen heraus.

AUFGABE 2.

Welche weiteren linguistischen Teildisziplinen sind in der darunter stehenden Tabelle genannt?

Teildisziplinen der Linguistik

PRAKTISCHE SPRACHPROBLEME TEILDISZIPLINEN DER LINGUISTIK

Erforschung der Grammatik natürlicher Sprachen als Grundlagenwissenschaft

Erstellung von Grammatiktheorien

Richtiger Sprachgebrauch

Probleme des Verstehens aufgrund des Sonderwortschatzes von spezifischen Wörtern (Archaismen, Dialektismen, Soziolektismen), komplexen Sätzen etc.

Systemlinguistik

Phonetik und Phonologie

Wortbildungslehre

Lexikologie – Phraseologie – Parömiologie

Morphologie

Syntax

Textlinguistik

Stilistik

Erfolgreiches Lernen und Lehren von Muttersprache und Fremdsprachen

Angemessenes Übersetzen

Maschinelle Verarbeitung von Sprache

Angewandte Linguistik

Sprachdidaktik

Kontrastive Linguistik

Übersetzungstheorie (Translatologie)

Computerlinguistik

Probleme beim Spracherwerb des Kindes

Begriffsentwicklung beim Kinde Zusammenhang von Sprache und Denken/Kognition

Sprachstörungen

Psycholinguistik

Pädolinguistik

Interdisziplinäre Beziehung zu der kognitiven Linguistik

Patholinguistik

Kommunikationsbarrieren durch jegliche Art von Gruppensprachen

Das Problem der Sprachnorm in soziologischer Sicht

Soziolinguistik

Dialektologie/Mundartlehre

Fach- und Sondersprachen

(8)

8

Missverständnisse durch falsche Einschätzung von Form und Intention

Manipulation durch Sprache

Pragmatik/ Pragmalinguistik

Sprechakttheorie

Forschung der Sprachwirkung (Propaganda-, Werbesprache)

Verstehen alter Formen und Texte

Entwicklung der Standardsprache

Entwicklung der Gegenwartssprache

Historiolinguistik

Sprachgeschichte

Prinzipien des Sprachwandels

AUFGABE 3.

Übersetzen Sie folgende Auszüge aus dem Deutschen ins Bulgarische:

1) Wissenschaft ist das gesamte Wissen über einen Gegenstand. Der Gegenstand der Sprachwissenschaft ist die Sprache. (vgl. Gross 1990: 5 f.)

2) Die Begriffe Sprachwissenschaft und Linguistik werden meist synonym gebraucht.

Der Terminus Linguistik wird aber auch i.S. von „moderne Linguistik“ gebraucht und Sprachwissenschaft wird i.S. von „traditionelle Sprachwissenschaft“ gebraucht.

3) Linguistik ist ein Fremdwort, d.h. ein internationaler Terminus, den man auch im Ausland versteht. Andererseits ist der deutsche Begriff Sprachwissenschaft für den Laien durchsichtiger.

SCHLUSSAUFGABE

GRUPPENARBEIT: Ergänzen Sie die Grundbegriffe im Glossar zum Thema 1.

(9)

9 THEMA 2. Karl Bühlers Organon-Modell: die drei Funktionen des sprachlichen Zeichens

Sprache und Kultur gehören aufs Engste zusammen: Die Kultur ist an die Überlieferung bestimmter Zivilisationsformen gebunden. Die Fortführung der Traditionen von einer Generation auf die nächste Generation ist nur mittels des sprachlichen Zeichensystems möglich.

Die Sprache als System von Zeichen

Eine Sprache ist als ein System von Zeichen aufzufassen. Diese Zeichen müssen aber nach ganz bestimmten Regeln miteinander verknüpft werden. So können wir z. B. im Deutschen nicht sagen: *Der Copmuter bellt, denn Bedeutungen von Copmuter und bellen vertragen sich nicht miteinander und ihre Verknüpfung ergibt keinen Sinn.

Karl Bühlers Organon-Modell: die drei Funktionen des sprachlichen Zeichens In „Kratylos“ von Platon werden das Wort und die Sprache als Organon (Werkzeug) bezeichnet. Mit Hilfe dieses „Werkzeugs“ teilt eine Person den anderen etwas über die Dinge mit. Das diente Bühler als Grundlage für sein Organon-Modell3.

Karl Bühlers ORGANON-MODELL4

Bühlers Organon-Modell wurde von Sprachwissenschaftlern aufgenommen und weiterentwickelt. Dennoch ist sein Modell bis heute grundlegend für die Analyse von Kommunikationssituationen.

Die Sprache hat nach Karl Bühlers ORGANONMODELL folgende Hauptfunktionen:

3 Vgl. https://www.studienkreis.de/deutsch/organonmodell-karl-buehler/#was-ist-das-organon-modellnbsp;

https://de.wikipedia.org/wiki/Organon-Modell.

4 Von Quiethoo - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=24927203.

(10)

10 1. Darstellungsfunktion (referentielle Funktion) – das sprachliche Zeichen ist ein Symbol für das Objekt. Die reine Information, die der Sender mitteilen will, steht hier im Vordergrund.

2. Appellfunktion (appellative Funktion) – das sprachliche Zeichen ist ein Signal für den Empfänger. Es soll bei ihm eine Reaktion auslösen und ihn zu etwas auffordern.

3. Ausdrucksfunktion (expressive Funktion) – das sprachliche Zeichen ist ein Symptom für den Sender. Er vermittelt durch die Sprache seine Meinung oder seine Gefühle.

*

GRUPPENARBEIT: GRUNDBEGRIFFE (Thema 2 – Glossar)

(11)

11 ÜBUNGSTEIL

AUFGABE 1.

Nennen Sie die Elemente des Organon-Modells von Karl Bühler.

AUFGABE 2.

Präsentieren Sie das Kommunikationsmodell von Roman Jakobson (Quelle:

https://de.wikipedia.org/wiki/Roman_Ossipowitsch_Jakobson).

AUFGABE 3.

Nennen Sie anhand der Tabelle die Gemeinsamkeiten und die Unterschiede zwischen den Sprachfunktionen nach Bühlers Organon-Modell und nach Jakobsons Kommunikationsmodell:

Quelle: Wikipedia.de

AUFGABE 3.

Übersetzen Sie folgende Auszüge:

a) aus dem Deutschen ins Bulgarische

1) Sprache ist ein Mittel zur Kommunikation. Sprache benutzt dazu Zeichen, die nach bestimmten Regeln kombiniert werden können.

2) Entscheidend für die Kommunikation ist die Bedeutung der Spracheinheiten. Sie hängt vom Kontext ab, in dem die sprachlichen Einheiten gebraucht werden.

b) aus dem Bulgarischen ins Deutsche

3) Комуникативна функция на езика: способността на езика да служи като основно средство за общуване между членовете на дадена общност. (Добрева 2004: 20)

(12)

12 4) Мисловна функция: става въпрос […] за извършване на мисленето в езикова форма. Мисловната функция понякога се определя и като познавателна, когнитивна (лат. cognitio ‘познание’) (Добрева 2004: 22 и сл.)

SCHLUSSAUFGABE

GRUPPENARBEIT: Ergänzen Sie die Grundbegriffe im Glossar zum Thema 2.

(13)

13 THEMA 3. Phonetik und Phonologie – Gegenstand und Grundbegriffe

Die Phonetik ist eine Natirwissenschaft auf der Grundlage von Anatomie, Physiologie und Physik (Akustik). Ihre Aufgabe ist die materielle Analyse sprachlicher Laute.

Die Phonetik hat 3 Teilgebiete wegen der 3 Größen der Kommunikation: „der Sprecher, der Text, der Hörer“ (vgl. Bünting 1971: 54 ff):

I. SPRECHER → Artikulatorische Phonetik – sie beschreibt die Produktion der Laute nach Artikulationsort und -art.

II. TEXT → Akustische Phonetik – sie beschreibt mit Hilfe von Messgeräten die Laute nach ihren physikalischen Eigenschaften: Dauer, Frequenz, Intensität.

Die akustische Phonetik wird auch instrumentelle Phonetik genannt.

III. HÖRER → Auditive Phonetik – sie beschreibt die Rezeption sprachlicher Zeichen durch das Ohr und durch das Gehirn.

Erkenntnisse der auditiven Phonetik werden in der Neuropsychologie und in der Hals-Nasen- Ohren-Kunde bei der Therapie von Hörgeschädigten durch Hörprothesen angewendet.

Die Phonologie bzw. Phonemik/ Phonematik) ist eine rein linguistische Wissenschaft. Ihre Aufgabe ist die funktionelle Analyse sprachlicher Laute.

Die Bezeichnung Phonologie wird in zwei Bedeutungen verwendet, einmal als Synonym für Lautlehre insgesamt, einmal für die Teildisziplin, die sich mit der „Funktion von Lauten in den sprachlichen Systemen“ beschäftigt. (vgl. Ramers 2015: 71 f.)

Das Phonem ist die kleinste sprachliche Einheit mit bedeutungsunterscheidender Funktion.

Die konkrete Realisierung eines Phonems beim Sprechen heißt Phon. Es verhält sich zum Phonem wie der Sprachgebrauch zum Sprachsystem.

Die Methode zur Ermittlung eines Phonems ist der Kommutationstest (die Austauschprobe), z.B.: kalt – schallt; kalt – kühlt; kalt – Kalb

Die Variante eines Phonems, die NICHT bedeutungsverändernd ist, heißt Allophon, z.B. ch in: ich und in Dach.

*

GRUPPENARBEIT: GRUNDBEGRIFFE (Thema 3 – Glossar)

(14)

14 ÜBUNGSTEIL

AUFGABE 1. (s. auch Schlussaufgabe)

Mit Artikulationsort bezeichnet man die Stelle, an der ein Laut im Rachen oder in der Mundhöhle produziert wird.

Übersetzen Sie ins Bulgarische die auf dem Bild stehenden Bezeichnungen der Artikulationsorte:

Artikulationsorte

AUFGABE 2. (s. auch Schlussaufgabe)

Finden Sie die bulgarischen Entsprechungen für die markierten Termini:

a) Für die deutsche Sprache sind vor allem folgende Artikulationsorte relevant:

bilabial (Lautbildung von Ober- und Unterlippen) – z.B. [b]

labiodental (Lautbildung von Unterlippe und oberen Schneidezähnen) – z. B. [f]

dental (Lautbildung von Zungenspitze und oberen Schneidezähnen) – z. B. [t]

alveolar (Lautbildung von Zunge und Gaumenrand, an der Grenze zu den oberen Schneidezähnen) – z. B. [s]

palatal (Lautbildung von Zunge und Palatum/harter Gaumen) – z. B. [ch] in ich

velar (Lautbildung von Zunge und weicher Gaumen) –z. B. [k]

uvular (Lautbildung von Zunge und Zäpfchen) – z. B.[r]

pharyngeal bzw. glottal (Lautbildung im Rachenraum) – z. B. [h]

b) Mit der Artikulationsart bezeichnet man die Art und Weise, wie ein Laut produziert wird.

(15)

15

 Die Stimmlippen des Kehlkopfs schwingen beim Durchgang der Luft – produziert werden stimmhafte Laute wie die Vokale a, e, i, o, u oder die Konsonanten b, n, m, r.

 Die Stimmlippen des Kehlkopfs schwingen beim Durchgang der Luft NICHT – produziert werden stimmlose Laute wie die Konsonanten s, p, t.

 Luftschwingungen in der Mundhöhle bzw. Nasenhöhle und weiteren Resonanzräumen – produziert werden Laute unterschiedlicher Qualität.

AUFGABE 3. (s. auch Schlussaufgabe)

Beim Durchgang der Luft OHNE Hindernis entstehen Vokale. Beim Durchgang der Luft MIT Hindernis – Verengung bzw. Verschluss des Luftstromes in der Mundhöhle oder im Rachen – entstehen Konsonanten.

Finden Sie die bulgarischen Entsprechungen für die markierten Termini

:

Die Konsonanten können hinsichtlich ihrer Artikulationsart in folgende Subgruppen unterteilt werden:

1) Nasale, z. B. [m], [n].

2) Laterale, z. B. [l].

3) Vibranten bzw. Intermittierende, z. B. [r].

Laterale und Vibranten werden auch als Liquide zusammengefasst.

4) Spiranten bzw. Frikative, z. B. ein Reibelaut [f, s, v].

5) Plosive, z. B. [p, t, g].

6) Affrikaten, z. B. [ts] in dem Wort Zeit oder [pf] in Pfahl.

Artikulationsort und Artikulationsart stellen ein Koordinatensystem dar, in das die Laute eingeordnet werden können, z. B.5:

 [v] stellt das phonetische Zeichen für den stimmhaften labiodentalen Frikativlaut dar, der im Deutschen als w geschrieben wird wie in dem Wort Wasser;

 [x] ist das phonetische Zeichen für den velaren Frikativlaut wie in Ach und Suchen;

 [k] ist das phonetische Zeichen für zwei verschiedene Laute:

→ palatales k in Keller, Kind, klein

→ velares k in Kalb, Kuh, Kohl

 [z] ist das phonetisches Zeichen für das stimmhafte s in Sonne und leise.

5 Die phonetische Transkription ist nach den Regeln des Internationalen Phonetischen Alphabets.

(16)

16 AUFGABE 4. Един звук е фонема, ако чрез добавянето му се получи морфема или дума с друго значение, например: до → дом; нем. Bau → Baum

Nennen Sie weitere bulgarische und deutsche Beispiele!

AUFGABE 5.

Един звук е фонема, ако чрез замяната на една фонема с него се получи морфема или дума с друго значение, например: бос → бор; нем. Land → Rand → Sand.

Nennen Sie weitere bulgarische und deutsche Beispiele!

SCHLUSSAUFGABE(s. auch Aufgaben 1, 2, 3)

GRUPPENARBEIT: Ergänzen Sie die Grundbegriffe im Glossar zum Thema 3.

(17)

17 THEMA 4. Wortbildungslehre – Gegenstand und Grundbegriffe

Die Wortbildung ist die wichtigste Quelle für die Erweiterung des Wortschatzes durch neue Benennungen. Sie ergeben sich aus dem Bedürfnis nach Schließung einer Benennungslücke – bei der Bezeichnung eines neuen Gegenstandes oder einer neuen Einsicht, Verhaltensweise usw., z. B.:

 mit der Komponente Atom-: Atomkraftwerk, Atomspaltung, Atompilz;

 mit der Komponente Umwelt-: Umweltschutz, Umweltverschmutzung (vgl. Spillmann 200: 94 ff.).

Die Variation vorhandener Benennungen erklärt sich:

1. durch das Bestreben nach Verdeutlichung: Schöne → Schönheit;

2. durch das Bestreben nach Sprachökonomie: Fernsehapparat → Fernseher;

3. durch das Bestreben nach Ausdrucksverstärkung: stockdunkel, mäuschenstill;

4. durch das Bestreben nach Ausdrucksvariation: schülerhaft ↔ schülermäßig.

Die Wortbildungslehre beschäftigt sich mit Wortbildungsarten (WBA), bzw. Arten der Bildung von Wörtern, und mit Wortbildungskonstruktionen (WBK), die dabei entstehen.

Wir unterscheiden die folgenden WBA im Deutschen (vgl. Spillmann 2000: 94 ff.):

I. WBA KOMPOSITION bzw. ZUSAMMENSETZUNG.

Bei der WBA Komposition entsteht die WBK Kompositum bzw. Zusammensetzung6 als eine Morphemkonstruktion aus freien Morphemen (FM),

z.B. fort + fahren → fortfahren; hoch + Haus → Hochhaus Formel: FM + FM

Die Wortart des Kompositums wird in der Regel durch die zweite Komponente bestimmt, z.B.: das Hoch-haus ist Substantiv und haushoch ist Adjektiv; die Klarsicht ist Substantiv und sichtklar ist Adjektiv.

Das Genus des Kompositums wird in der Regel acu durch die zweite Komponente bestimmt, z.B.: der Haus-eingang, die Haus-tür, das Haus-dach.

6 Das Wort Zusammensetzung wird in den beiden Fällen mit seinen zwei Bedeutungen gebraucht, und zwar als Prozessbezeichnung synonym für Komposition und als Produktbezeichnung synonym für Kompositum.

(18)

18 Die Verbindung der Bestandteile des Kompositums erfolgt OHNE Fugenelement (her- kommen, Hoch-schule, dunkel-blau) oder DURCH Fugenelement. Wir unterscheiden die folgenden Fugenelemente:

-(e)s- Beispiele: Arbeit-s-zimmer, Liebe-s-brief, Freund-es-kreis;

-(e)n- Beispiele: Familie-n-haus, Frau-en-zeitung;

-e- Beispiele: Schwein-e-fleisch, Bad-e-zimmer

-er- Beispiele: Kind-er-zimmer, Kleid-er-schrank

II. WBA DERIVATION bzw. ABLEITUNG

Bei der WBA Derivation entsteht die WBK Derivat(um) bzw. Ableitung.

Wir unterscheiden zwei Unterarten der Derivation:

II. a) EXPLIZITE DERIVATION

WBA Präfigierung Formel: GM + FM

Bei der WBA Präfigierung entsteht die WBK Präfixwort als eine Morphemkonstruktion aus einem WB-Präfix als gebundenem Morphem (GM) und einem freien Morphem (FM) oder einer Morphemkonstruktion als Basis, z. B. un-gern;

WBA Suffigierung Formel: FM + GM

Bei der WBA Suffigierung entsteht die WBK Suffixwort als eine Morphemkonstruktion aus einem freien Morphem (FM) oder einer Morphemkonstruktion als Basis und einem WB- Suffix als gebundenem Morphem (GM), z.B. arbeits-los; sand-ig; Schön-heit; Les-er.

Bei Suffixoiden handelt es sich um die zweite Komponente in Komposita, die reihenbildend vorkommt und in hohem Maße desemantisiert ist. Solche Suffixoide sind z.B.:

-los BEISPIELE: mühe-los; schlaf-los; sorglos

-leer BEISPIELE: menschen-leer; gedanken-leer; inhalts-leer

-voll BEISPIELE: liebe-voll; humorvoll; rätselvoll

-werk BEISPIELE: Laub-werk; Spielwerk; Buschwerk

-zeug BEISPIELE: Schreib-zeug; Spiel-zeug; Feuer-zeug

Die Basis im Suffixwort kann auch eine Wortgruppe sein, dann spricht man von Zusammenbildung, z.B.:

Gesetzgeb-ung (Basis: Gesetz geben);

(19)

19

Wichtigtu-er (Basis: wichtig tun);

Dickhäut-er (Basis: dicke Haut);

vielseit-ig (Basis: viele Seiten);

dreifenstr-ig (Basis: drei Fenster) II. b) IMPLIZITE DERIVATION

Bei der impliziten Derivation haben wir es mit Transposition in eine andere Wortart zu tun vor. Es handelt sich dabei v. a. um deverbative Substantive. Wir unterscheiden 2 Unterarten:

 implizite Derivation OHNE lautliche Wortänderung (Konversion), z.B. lernen → das Lernen; besuchen → der Besuch; dunkel→ das Dunkel; grün → das Grün; die Angst → angst (Mir ist angst); der Schmuck → schmuck (ein schmucker Bursche).

Grundsätzlich kann im Deutschen jedes Wort substantiviert werden, ohne dass wir jedesmal die Bezeichnung Konversion anwenden, z.B.: ein vertrauliches Du; ein Auf und Ab; sein ständiges Wenn.

 implizite Derivation DURCH lautliche Wortänderung, z.B. brechen → der Bruch

Die WBK-ANALYSE Wir unterscheiden zwei Arten von WBK-Analyse:

Lineare Analyse der WBK, z.B.: Erwartungen → Er/wart/ung/en

 Hierarchische Gliederung der WBK bzw. Analyse nach unmittelbaren Konstituenten – es ist die sogenannte UK-Analyse,

z.B. Erwartungen → Erwartung Erwartung

erwarten -ung

er- warten

Zu den Unterschieden zwischen WB-Präfixen und WB-Suffixen

Die Unterschiede zwischen WB-Präfix und WB-Suffix lassen sich wie folgt zusammenfassen (vgl. Spillmann 2000: 94 ff.).

(20)

20 1. WB-Suffixe können die Wortart der Suffixwörter verändern, z.B.: lesen (Verb) → Les-er (Substantiv); lesen (Verb) → les-bar (Adjektiv); schön (Adjektiv) → Schön- heit (Substantiv).

Dagegen können WB-Präfixe die Wortart der Präfixwörter NICHT verändern, z.B.:

lesen (Verb) → vor-lesen (Verb); durch-lesen, ab-lesen; un-lesbar.

2. WB-Suffixe sind für Substantive, Adjektive und Verben verschieden und Homonymie begegnet nur selten.

Dagegen werden viele WB-Präfixe bei Substantiven, Adjektiven und sogar bei Verben identisch verwendet, z.B. über- (Über-mensch; über-klug; über-fordern); miss- (Miss- erfolg; miss-liebig; miss-handeln)

3. WB-Suffixe haben normalerweise keinen Hauptakzent.

Dagegen sind bei den WB-Präfixen zwei Gruppen zu unterscheiden: betonte Präfixe (Un-recht; ur-alt, ab-geben) und unbetonte Präfixe (ver-geben; ent-decken).

*

GRUPPENARBEIT: GRUNDBEGRIFFE (Thema 4 – Glossar)

(21)

21 ÜBUNGSTEIL

AUFGABE 1.

Bestimmen Sie die folgenden WBK:

Nr. BEISPIEL Nr. BEISPIEL Nr. BEISPIEL

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

die Schönheit die Handtasche stockdunkel das Essen prächtig

der Kühlschrank die Bücherei

8 9.

10.

11.

12.

13.

14.

der Trieb die Lauferei das Laufen der Lauf

das Schlafzimmer die Waschmaschine die Liege

15.

16.

17.

18.

19.

20.

21

der Griff unleserlich die Hoffnung die Überraschung das Sommersemester die Zärtlichkeit das Stachelschwein

AUIFGABE 2.

Suchen Sie die bulgarischen Entsprechungen der unten stehenden deutschen fachsprachlichen Wörter und Ausdrücke.

Fachsprachliche Einwortbenennungen und Mehrwortbenennungen Fachsprachliche Einwortbenennungen existieren als (vgl. Göpferich 1998: 177 ff.):

Simplizia (Stammwörter), z.B. Schalter; Taster; Griff

Komposita (zusammengesetzte Wörter), z.B. Schraubstock; Rolltreppe; Fahrstuhl

Derivate (abgeleitete Wörter), z.B. Zähigkeit; Umzäunung

Eine Mehrwortbenennung, auch Mehrwortterminus genannt, ist eine Benennung durch mindestens zwei getrennt geschriebene Wörter. Diese bilden eine syntaktische Einheit. Die jeweiligen Einzelwörter können wiederum Komposita sein.

Beispiele für Mehrwortbenennungen sind: Gaußsche Glockenkurve (Göpferich 1998: 177 ff.);

abgesetzter Linsensenkkopf; nackte Elektrode; Scheibe mit Vierkantloch; Aufstecksechskant mit Griff (Möhn 1986: 111)7.

(Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Benennung, verkürzt.)

7 Möhn (1986: 126 ff) bietet eine umfangreiche Typologie der deutschen fachsprachlichen Einwort- und Mehrwortbenennungen mit zahlreichen Beispielen.

(22)

22 AUFGABE 3. Ein interessantes Phänomen in der Wortbildung ist die Kontamination bzw.

Wortkreuzung – es handelt sich um Wörter mit einem gleichen Bestandteil, die zu einer neuen Wortkonstruktion zusammengezogen werden,

z. B. Gebäude + Baulichkeiten → Gebäulichkeiten

(Quelle: https://universal_lexikon.de-academic.com/8601/Kontamination).

Welche sind die Wörter, die in den folgenden Beispielen spielerisch zusammengezogen sind?

1) Giftzahtarzt = ……….. + ………..

2) Stinktierschutzverein = ……….. + ………..

3) Hasenherzspezialist = ……….. + ………..

4) Narkosewort = ……….. + ………..

5) Diebstahlindustrie = ……….. + ………..

6) Wespennestwärme = ……….. + ………..

7) Postraubritter = ……….. + ………..

8) Sexbombenangriff = ……….. + ………..

9) Pechvogelkäfig = ……….. + ………..

10) Blitzschlagzeug = ……….. + ………..

11) Telegrammatik = ……….. + ………..

12) Unterweltanschauung = ……….. + ………..

13) Übermorgenrot = ……….. + ………..

14) Nährkorbball = ……….. + ………..

15) Judaslohnsteuer = ……….. + ………..

(Quelle: Kurt Kusenberg. Kombi-Wörter bilden. In: Ulrich 1992: 152 f.)

AUFGABE 4 (bezüglich der Lexikographie).

Nennen Sie verschiedene ein-und zweichsprachige Wörterbücher.

AUFGABE 5 (bezüglich der Lexikographie).

Machen Sie sich mit dem Rückläufigen Wörterbuch bekannt. Präsentieren Sie Komposita mit einer von Ihnen gewählten 2. Konstituente, z.B. –treiben auf Seite 342).

(23)

23 I. Rückläufiges Wörterbuch (Mater 1965: 342)

(24)

24 II. Rückläufiges Wörterbuch (Mater 1965: 343)

(25)

25 III. Rückläufiges Wörterbuch (Mater 1965: 690)

(26)

26 IV. Rückläufiges Wörterbuch (Mater 1965: 690)

(27)

27 AUFGABE 6. Zählen Sie die Methoden der Benennungsbildung in den Fachsprachen auf.

In den Fachsprachen spielt die Wortneubildung fast keine Rolle. Dagegen gibt es verschiedene Methoden der Benennungsbildung (vgl. Arntz et al. 2004: 114 ff.):

1. Terminologisierung: Ein vorhandenes Wort der Allgemeinsprache erhält in einer Fachsprache (oder mehreren) eine ganz bestimmte Bedeutung.

Zur Terminologisierung zählt auch die Metonymie, wenn beispielsweise die Werkstoffbezeichnung zur Bezeichnung des Behälters wird (Glas) oder wenn Personennamen zur Bezeichnung physikalischer Begriffe benutzt werden (Volt; Hertz).

2. Komposition bzw. Aneinanderreihung in Wortgruppen: So entstehen Komposita als Einwortbenennungen bzw. Mehrwortbenennungen.

3. Derivation: Ein Stammwort wird mit (mindestens) einem WB-Präfix oder WB-Suffix verbunden, z.B. verbinden →Ver-bind-ung; prüfen → Prüf-er

4. Konversion: Der Wechsel von einer Wortart in eine andere, beispielsweise vom Infinitiv zum Substantiv (pflügen → das Pflügen).

5. Wortkürzung: Abkürzungen entstehen, wenn Benennungen nicht voll ausgeschrieben werden.

Ein Initialwort (Akronym) kann als Sprechkürzung (z.B. Laser) wie ein Wort ausgesprochen werden, oder als Buchstabierkürzung (z.B. LKW) vorliegen.

Ein Silbenwort (auch Silbenkurzwort) ist die Abkürzung der Grundform eines Kompositums zu einem neuen Lexem, z.B. Kripo für Kriminalpolizei. (vgl. Weinrich 2003: 929)

6. Entlehnung und Lehnübersetzung:

Die Entlehnung als die unveränderte bzw. weitgehend unveränderte Übernahme aus einer anderen Sprache spielt v. a. in Naturwissenschaft und Technik eine große Rolle.

Im Deutschen gilt in den letzten Jahrzehnten insbesondere das Englische als Ausgangssprache für Entlehnungen.

Bei der Lehnübersetzung werden die einzelnen Elemente übersetzt und die Struktur der Benennung bleibt bestehen, z.B. engl. machine aided translation → dt.

maschinengestützte Übersetzung. (vgl. Arntz et al. 2004: 114 ff.) (Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Benennung, verkürzt)

SCHLUSSAUFGABE

GRUPPENARBEIT: Ergänzen Sie die Grundbegriffe im Glossar zum Thema 4.

(28)

28 THEMA 5. Lexikologie und Phraseologie – Gegenstand und Grundbegriffe8

I. LEXIKOLOGIE

Die Lexikologie beschäftigt sich in erster Linie mit dem Wort als Element des Sprachsystems.

Das Wort ist ein komplexes Zeichen mit Bezeichnungs- und Bedeutungsfunktion. Es wird definiert als die kleinste selbstständige sprachliche Einheit aus Lautform (Formativ) und Bedeutung.

Asymetrie der Form-Bedeutung-Zuordnung:

Polysemie, Homonymie, Synonymie, Antonymie

In der natürlichen Sprache sind die Form-Bedeutung-Beziehungen asymmetrisch.

(1) Polysemie und Homonymie

B1

F → B2

B3

Die Asymmetrie der Wortbedeutung kann sich auf eine Lautform (F) mit mehreren Bedeutungen (B) beziehen, d.h. dem gleichen Formativ werden verschiedene Sememe zugeordnet.

Wir unterscheiden dabei die Polysemie von der Homonymie.

Wir sprechen von Polysemie (Mehrdeutigkeit), wenn einer Lautform mehrere Bedeutungen (Seme) entsprechen, z.B.:

der Läufer:

1. ‘Kurz-, Langstreckenläufer’;

2. ‘Schachfigur’;

3. ‘Vogel’;

4. ‘rotierender Teil elektrischer Maschinen’: Läufer und Ständer;

5. ‘langer, schmaler Teppich’; 6. ‘lange, schmale Zierdecke’ – Tischläufer usw.

Die Ursachen für die Polysemie sind mit der diachronen Veränderung der Sprache verbunden.

Die meisten Wörter einer natürlichen Sprache sind mehrdeutig (polysem). In der Rede wird eine der Bedeutungen aktualisiert. Wir sprechen dann von Monosem ieru ng.

Zur Abgrenzung der Polysemie von der Homonymie gilt das folgende semantische Kriterium:

Die Sememe eines polysemen Wortes bilden durch ihre gemeinsamen semantischen Merkmale (Seme) eine semantische Einheit, z.B.:

8 Quellen: Vorlesungen von Dimova (2005); Vorlesungen und Seminarübungen von Dimitrova (2018).

(29)

29 der Träger:

1. ‘ein Mensch, der etwas trägt’ – der Kohlenträger;

2. ‘ein Gegenstand, der etwas trägt’ – der Hosenträger Das gemeinsame Sem ist ‘tragen’.

die Jugend:

1. ‘junge Menschen’;

2. ‘Jugendalter’;

3. ‘junges Aussehen’.

Alle Bedeutungen enthalten das gemeinsame Sem ‘jung’.

Wenn solche gemeinsamen Seme fehlen, sprechen wir von Homonymie, z.B.:

Das Wort die Bank (Bänke, Pl.) bedeutet ‘Möbel (zum Sitzen)’;

das Wort die Bank (Banken, Pl.) bedeutet ‘Institution zur Geldaufbewahrung’

Diese zwei Wörter haben kein gemeinsames Sem und deshalb auch keine semantische Beziehung zueinander.

Unter synchronen Gesichtspunkten bezeichnen wir als Homonyme Wörter mit dem gleichen Formativ (d.h. mit der gleichen Lautform) und mit völlig unterschiedlicher Bedeutung.

Die Homonyme zählen zu unterschiedlichen Wortarten (z.B. das Verb essen und der Name der Stadt Essen) und besitzen unterschiedliche morphologische Merkmale (z.B.

grammatisches Geschlecht: der Leiter ↔ die Leiter; Pluralform: die Bank – die Bänke ↔ die Banken).

(2) Synonymie

F1

B → F2

F3

Die Asymmetrie der Wortbedeutung kann auch in umgekehrter Richtung sein.

Dann kann sich auf mehrere Lautformen (F) eine Bedeutung (B) beziehen.

So nennen wir einen jungen Menschen Junge (stilistisch neutral), Knabe (veraltet), Bube (mundartlich).

Die verschiedenen Bezeichnungen mit derselben Bedeutung nennen wir Synonyme.

Die Synonyme können einander ersetzen. Es gibt aber in der Regel keine totale Synonymie.

(30)

30 Diese Wörter unterscheiden sich durch:

 die zeitliche Zugehögigkeit (veraltet oder Modewort);

 die regionale Zugehörigkeit (nord-, mittel- oder süddeutsch);

 die stilistische Markierung (gehoben, umgangssprachlich, vulgär usw.).

(3 ) Antonymie

Während die Synonyme Wörter mit gleicher oder ähnlicher Bedeutung sind, sind Antonyme Wörter mit entgegengesetzter Bedeutung. Diese Erscheinung nennen wir Antonymie.

Die Antonyme können verschiedene Wortstämme haben (z.B. alt jung). Sie können aber auch den gleichen Wortstamm haben, dann werden sie mit Hilfe von WB-Präfixen oder WB- Suffixen gebildet, z.B. schön ↔ un-schön; menschen-voll ↔ menschen-leer.

II. PHRASEOLOGIE

Die Phraseologie beschäftigt sich mit den festen Wortverbindungen bzw. Phraseologismen.9 Neben dem Terminus Phraseologismus werden als Synonyme die Termini Phrasem (oder auch Frasem), Phraseolexem, Wortgruppenlexem, phraseologische Wortverbindung, (idiomatische) Redewendung und Idiom gebraucht.

Polylexikalität, Stabilität, Idiomatizität der Phraseologismen

Die 3 Haupteigenschaften der Phraseologismen sind Polylexi kalität, Stabilität, Idiomatizität. Sie dienen als Hauptkriteri en zur Beschreibung der Phraseologismen.

1) Polyl exikali tät: ein Phraseologismus muss mindestens zwei Lexeme enthalten.

2) Stabilität – wir unterscheiden formale Stabilität, lexikalische Stabilität und semantische Stabilität der Phraseologismen.

Formale Stabilität eines Phraseologismus ist die Eigenschaft der einzelnen Komponenten, nicht umstellbar zu sein, z.B. Hab und Gut → *Gut und Hab.

Lexikalische Stabilität eines Phraseologismus ist die Eigenschaft der einzelnen Komponenten, nicht austauschbar zu sein, z.B. wie Katz und Maus → *wie Katz und Ratte.

9 Schon hier sei Folgendes erwähnt: Neben den festen Wortverbindungen gibt es auch freie Wortverbindungen gebraucht. Mit den Funktionen der freien Wortverbindungen im Satz beschäftigt sich die Syntax (s. THEMA 7).

(31)

31 Semantische Stabilität eines Phraseologismus bezieht sich auf seine phraseologische Bedeutung, d.h. er als ganzer trägt die Bedeutung bzw. ist Bedeutungsträger. Dagegen sind bei der freien (wörtlichen) Bedeutung die einzelnen Komponenten Bedeutungsträger, z.B. die Luft ist rein im folgenden Witz:

„Du Vati, heute war wieder der Mann vom Umweltschutz bei uns.“

„Vom Umweltschutz?“

„Ja, er fragt Mutti jedes Mal, ob die Luft rein ist“ (Petersson 2007: 6).

3) Idiomatizität – es handelt sich darum, dass die einzelnen Komponenten ihre freie Bedeutung zugunsten einer neuen Bedeutung aufgeben.

Hinsichtlich der graduell abgestuften Umdeutung unterscheiden wir 3 Untergruppen der Phraseologismen:

a) Voll-Idiome – der Ausdruck als ganzer ist umgedeutet, z.B. jmdm einen Korb geben;

b) Teil-Idiome – nur einzelne Komponenten sind umgedeutet, andere bleiben in ihrer wörtlichen Bedeutung, z.B. blinder Passagier;

c) Nicht-Idiome oder Kollokationen – die Komponenten werden nicht umgedeutet, z.B.

Zähne putzen.

Hinsichtlich der Erklärbarkeit der Bedeutung ohne historisches Wissen unterscheiden wir wiederum 3 Untergruppen der Phraseologismen:

a) nicht idiomatische Kollokationen – das sind Redewendungen, die ohne historisches Wissen erklärbar sind;

b) Teilidiome;

c) vollidiomatische Idiome – das sind Redewendungen, die ohne historisches Wissen nicht mehr erklärbar sind, z.B. jmm. einen Bärendienst erweisen.

Weitere Eigenschaften der Phraseologismen sind: Bildhaftigkeit, Lexikalität, Unschärfe (Sprache) und Expressivität.

Kommunikative Phraseologismen (komPhras)

Bei den kommunikativen Phraseologismen handelt es sich um situationsgebundene und nicht situationsgebundene Routineformeln.

a) Situationsgebundene Routineformeln – solche sind:

Grussformel (s. ÜBUNGSTEIL);

Anrede (Euer Exzellenz);

Glückwunsch / Dank (mir fehlen die Worte);

Eingangsformel (Im Namen des Volkes);

(32)

32 b) Nicht situationsgebundene Routineformeln – solche sind:

Floskel (… sag ich mal…);

Anweisung (Rück endlich mit der Sprache raus!);

Slogan (Lasst Blumen sprechen!);

Eidesform (Ich schwöre im Namen…);

liturgische Formel (Der Herr sei mit Euch!);

magische Formel (Abrakadabra;

Fluch (Kruziwuzi);

onymische Phraseologismen (der Ferne Osten)

Spezielle Klassen von Phraseologismen Dazu gehören:

geflügeltes Wort: Die Sprache ist das Haus des Seins (Martin Heidegger)

Zwillingsformel: Hab und Gut

Phraseoschablone (Modellbildung): es ist zum Verrücktwerden; salopp (фам.) es ist zum Mäusemelken ‘es ist zum Verzweifeln’

Somatismus (Phraseologismus mit Bezeichnung für Körperteil, -organ, -flüssigkeit):

das Herz auf der Zunge tragen

symbolhafte Kalenderdaten: der 11. September (für die Geschehnisse am 11.

September 2001 in New York); der 1. September 1939 (für den Beginn des Zweiten Weltkrieges).

*

GRUPPENARBEIT: GRUNDBEGRIFFE (Thema 5 – Glossar)

(33)

33 ÜBUNGSTEIL

LEXIKOLOGIE

AUFGABE 1. Versuchen Sie, die folgenden Begriffsbestimmungen der Lexikologie ins Bulgarische zu übersetzen:

A. Die Lexikologie […] ist die Wissenschaft von den lexikalischen Zeichen: von Basis- und Wortbildungsmorphemen, Lexemen (Wörtern und festen Wortverbindungen) und dem Wortschatz. Sie untersucht und beschreibt das Inventar lexikalischer Zeichen, insbesondere die lexikalischen Bedeutungen, die Bildung und die Funktionen der Wörter, Struktur, Aufbau und Wesenszüge des lexikalischen Teilsystems der Sprache.

(Schippan 1984: 11)

B. Auf die Frage „Was ist Lexikologie?“ läßt sich die vorläufige Antwort geben: „Die Lexikologie ist die Theorie des Lexikons“. Damit ist zugleich eine zweite Frage verbunden, nämlich „Was ist das Lexikon?“ Das Wort Lexikon verwenden wir in zweierlei Bedeutungen, ebenso wie z. B. das Wort Grammatik:

1. Das Lexikon ist der Wortschatz einer Sprache, also eine Komponente unserer Sprachfähigkeit.

2. Das Lexikon ist ein Wörterbuch zu einer Sprache, also ein Werk, das in systematischer Weise Auskunft über Wörter der Sprache gibt.

Für die Lexikologie ist nur die erste Bedeutung wesentlich […] (Schwarze/Wunderlich 1985: 8)

C. Die Lexikologie ist die sprachwissenschaftliche Disziplin, die den Wortschatz einer Sprache – hier speziell der deutschen Sprache – und seine Entwicklung betrachtet.

(Kühn 1994: 1)

AUFGABE 2. Erraten Sie die Homonyme!

a) der Schimmel, Pl. Schimmel ↔ der Schimmel, keine Pluralform; b) die Mutter, Pl. Mütter

↔ die Mutter, Pl. Muttern; c) das Schloss, Pl. Schlösser; d) der Ring, Pl. Ringe.

1. Meist bin ich rund, viereckig nur mit dem Sport im Bund

2. Schütz ich vor Dieben, bin ich klein, doch groß – wollen Reiche in mir sein.

3. In jedem Falle bin ich weiß – als Pferd oder auf verdorbener Speis.

4. Ein Mensch, der mir sehr nahesteht oder – man kann an eine Schraube drehen.

(Quelle: Bohn/Schreiter 1989: 57 f.)

(34)

34 PHRASEOLOGIE

AUFGABE ALS EINSTIEG INS THEMA. Fassen Sie die wichtigsten Informationen über die Entwicklung der Phraseologie zusammen!

Die wichtigen Vorbedingungen für die Theorie der Phraseologie schufen die russischen Linguisten in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Einen bedeutenden Beitrag für die weitere Entwicklung hatte das Werk des französischen Sprachwissenschaftlers Charles Bally

„Traité de stylistique française“ (1909), dessen Anregungen später in den 40er Jahren der sowjetische Forscher Viktor V. Vinogradov gründlich verarbeitete. Gerade mit seiner Tätigkeit hängt die Entstehung der sowjetischen Phraseologie als eigene linguistische Disziplin zusammen. (vgl. Fleischer 1997: 4-5) Einen großen Aufschwung erlebte in der Sowjetunion diese Disziplin seit der zweiten Hälfte der 50er Jahre, in denen viele Publikationen dieser Thematik gewidmet wurden.

Die Situation in Deutschland war ganz unterschiedlich. Die größere Aufmerksamkeit für die Phraseologieforschung begann erst um die Wende der 60er und der 70er Jahre, wobei die erste Gesamtdarstellung der deutschen Phraseologie die russische Germanistin Irina Černyševa im Jahre 1970 vorlegte. (vgl. Fleischer 1997: f.)

Seitdem sind viele wissenschafliche Publikationen über die deutsche Phraseologie von verschiedenen Forschern (z.B. Harald Burger, Dmitrij Dobrovol’skij, Wolfgang Fleischer, Christine Palm, Annelies Buhofer, Ambros Sialm usw.) erschienen. Es wurden eigenständige Teildisziplinen herausgebildet, wie die kontrastive Phraseologie und die Phraseographie (vgl.

Römer/Matzke 2003: 149).

Das Interesse an phraseologischen Problemen bleibt auch in der Gegenwart groß. Im Jahre 1999 wurde die „Europäische Gesellschaft für Phraseologie/ European Society of Phraseology/ Société Européenne de Phraséologie“ gegründet, die an die Tradition der Europhras-Tagungen und deren Vorläufer anknüpft10. Zu ihren Zielen gehört nicht nur die Veranstaltung und Informierung von Tagungen, sondern auch der Informationsaustausch über die wissenschaftlichen Aktivitäten in europäischen Ländern, die Förderung der internationalen Zusammenarbeit und die Unterstützung der wissenschaftlichen Projekte auf dem Gebiet der Phraseologie. Seit der Gründung dieser Gesellschaft haben folgende Tagungen stattgefunden: Uppsala/ Schweden (2000), Loccum/ Deutschland (2002), Basel/

Schweiz (2004) und Veszprém/ Ungarn (2006). Die nächste EUROPHRAS-Tagung ist auf Mitte August 2008 in Helsinki/ Finnland geplant. (vgl. http://www.europhras.org/)

10 Die erste Fachtagung zur Phraseologie fand im Jahre 1981 in Mannheim in Deutschland statt.

(35)

35 AUFGABE 1.11

Lesen Sie die Erklärung der Bedeutungen der Phraseologismen auf den Bildern.

Nennen Sie entsprechende bulgarische Phraseologismen.

Bild 1. Bild 2.

Bild 3. Bild 4.

Bild 5 Bild 6.

11 Quelle für die Aufgaben 1-5: Dimitrova 2018.

(36)

36 AUFGABE 2.

.

Nennen Sie entsprechende bulgarische

Sprichwörter zu den deutschen

Parömien auf den Bildern.

(37)

37 AUFGABE 3.

(38)

38 AUFGABE 4.

Ordnen Sie die Sprichwörter ihren modernen Definitionen zu.

a) Liebe macht blind.

b) Wer anderen eine Grube gräbt, fällt selbst hinein.

c) Wie die Alten sungen, so zwitschern auch die Jungen

d) Ende gut, alles gut.

e) Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm.

f) Es ist nicht alles Gold, was glänzt.

g) Neue Besen kehren gut.

1. Der Modus, wie Veteranen sich akustisch äußern, gilt auch für die junge Generation

2. Rundes Obst im Singular folgt der Erdanziehungskraft in angemessener Diytanz von einem massiven Rundholz.

3. Amouröse Emotionen führen zu extremen Störungen der visuellen Potenzen.

4. Soeben erworbene Reinigungsgeräte erfüllen ihre Aufgaben in hoher Qualität.

5. Wenn einer zum Schaden anderer vertikale Vertiefungen in der Erde anlegt, wird er sich mit einer an Sicherheit grenzenden Wahrscheinlichkeit dort selbst plazieren.

6. Nicht unbedingt handelt es sich um ein hochwertiges Edelmetall, wenn etwas die Lichtstrahlen intensiv reflektiert.

7. Bei positivem Finale fällt die Gesamtbilanz positiv aus.

(Quelle: Bohn/Schreiter 1989)

AUFGABE 5.

Lesen Sie die Beispiele zu den verschiedenen Arten von kommunikative Phraseologismen.

GRUßFORMELN (in der gesprochenen Sprache, zum Teil regional) I. Am ganzen Tag (ganztägig):

o Wie steht's? / Wie gehts, wie stehts? (eine in der Umgangssprache häufig gebrauchte Redewendung zur Begrüßung)

o Hallo! – Varianten: Hallole, Halloele, Hallöchen, Halli-hallo-hallöle (umgangssprachlich, regional)

o Grüß Gott! – eine in Bayern, Baden, Schwaben und Österreich genutzte Begrüßung

o Servus! – Begrüßungsformel in Schwaben; Begrüßungs- und Abschiedsformel in Altbayern12 und Österreich

o Guten! – umgangssprachlicher Ausdruck; Plattdeutsch (moselfränkisch): Gouden)

12 Altbayern umfasst die drei bayerischen Regionen Ober-, Niederbayern und Oberpfalz sowie einige kleinere angrenzende Regionen.

(39)

39

o Moin – regionaler Ganztagesgruß, teilweise auch Abschiedsgruß, in einigen Regionen nur Morgengruß. Varianten eibweisen sind Mojn, Moins, Meun usw.

o Grüezi / Grüezi miteinand' / Grüessech (mitenang) – schweizerische Begrüßung II. Grußformeln morgens

o Guten Morgen! frz. Bonjour, monsieur!

III. Grußformeln mittags

o Gesegnete Mahlzeit! / Mahlzeit! / Guten Appetit!

IV. Grußformeln mittags und nachmittags

o Guten Tag! / Tach! / Tag!

V. Grußformeln abends

o Guten Abend! / ’n Abend! (Kurzform von Guten Abend).

VI. Soziolektale Grußformeln (auch mit Heil, deutsche Übersetzung von Salve!)

o Sprache der Bergsteiger: Berg Heil!

o Sprache der Skifahrer: Ski Heil!

o Sprache der Fischer: Petri Heil! – Der Grüßende wünscht dem Gegrüßten den Fangerfolg des Fischers Petrus, wie er in der Bibel erzählt wird (Lukas 5,1-11; Johannes 21,1-14). Man antwortet ebenfalls mit Petri Heil! Nur im Fall eines Fangerfolgs antwortet man mit Petri Dank.

o Sprache der Jäger: Waidmanns Heil! – Lied Waidmannsheil (1880) von Oskar von Riesenthal; Horrido! / Halali! – der Ruf Horrido! lautete ursprünglich Ho’ Rüd’ Ho’, also: Hoch, Rüde, hoch!

Das Halali ist sowohl ein verbaler Gruß aus der Jägersprache als auch ein traditionelles Tonsignal bei dem Ende einer Jagd.

o Sprache der Flieger: Holm- und Rippenbruch! / Hals- und Beinbruch!

o Sprache der Ruderer: Skull- und Dollenbruch! ()

o Sprache der Bergleute: Glück auf! – Der Gruß entstand im sächsischen Erzgebirge gegen Ende des 16. Jahrhunderts. Der Bergmannsgruß stand in dem alten Bergmannslied Glück Auf, der Steiger kommt (vor 1700).

o Glück ab! – das ist heute der offizielle Gruß der Fallschirm-springer und der offizielle Schlachtruf der Luftlande-Truppen der der Bundeswehr.

o Sprache der Schiedsrichter: Gut Pfiff!

o Sprache der Skatspieler: Guts Blatt!

o Sprache der Sportler: Gut Sport! / Sport frei! (DDR/ heute noch weit verbreitet in Ostdeutschland)

(40)

40

o Sprache der Taucher: Gut Luft! / Gut Nass!

*

o Heil Hitler! Sieg Heil! – belastet, sowie außerhalb enger Grenzen in Deutschland und Österreich eine Straftat

VII. Fremdsprachliche

o Salve! – der lateinische Gruß salve bzw. salvete (Plural) bedeutet wörtlich ‘sei gesund’

bzw. ‘seid gesund’.

o Aloha! Aloha ist ein Wort der hawaiischen Sprache. Es bedeutet ‘Liebe’,

‘Nächstenliebe’, ‘Mitgefühl’, ‘Freundlichkeit’ oder ‘Sympathie’, aber auch ‘Liebling’

oder ‘Liebhaber’. Es wird in Hawai‘i als Grußformel beim Kommen und Gehen verwendet. Das Wort hat mittlerweile in den gesamten USA und auch in Europa als Gruß Verwendung gefunden.

o Salü! Salut! (französische Formel zur Begrüßung und Verabschiedung; auch in der Deutschschweiz, im Saarland und in Südbaden weitverbreitet: sali!)

o Ahoi! / Hoi (Schweiz/Liechtenstein)

o Ciao (ital.) – Varianten: tschou, tschau, tschiau, ciau)

o Salaam! (arab.), hebr. Schalom! ‘Friede (sei mit dir)!’

VIII. Schriftlich

o zu Beginn: Sehr geehrte Damen und Herren; Sehr geehrter Herr Direktor; Liebe(r)…;

Hallo

o zum Ende: Mit freundlichen Grüßen / Hochachtungsvoll / Viele Grüße / Liebe Grüße Bei E-Mails, im Chat und bei SMS werden zum Grüßen Emoticons gebraucht.

SCHLUSSAUFGABE

GRUPPENARBEIT: Ergänzen Sie die Grundbegriffe im Glossar zum Thema 5.

(41)

41 THEMA 6. Morphologie – Gegenstand und Grundbegriffe13

Die Morphologie (Morphematik, Morphemik) bzw. Formlehre – von altgriechisch morphé

‘Form’ und lógos ‘Wort; Lehre; Vernunft’ – ist ein Teilbereich der Grammatik.

Sie beschäftigt sich mit den Formbildungsmorphemen.

Im Unterschied zu den Wortbildungsmorphemen (WB-Morpheme bzw. WB-Affixe, s.

THEMA 4) dienen die Formbildungsmorpheme (FB-Morpheme) bzw. Flexionen zur Bildung von verschiedenen Wortformen der flektierbaren Wortarten.

Die Wortarten

Unter Wortart (WA) bzw. Wortklasse verstehen wir „eine Menge von Wörtern einer Sprache mit bestimmten gemeinsamen Merkmalen“.

Die gemeinsamen Merkmale der flektierbaren Wortarten sind ihre grammatischen Kategorien. Die Gesamtheit der grammatischen Kategorien, die für eine WA typisch sind, gilt NUR für den Kern dieser WA. Die Peripherie einer WA ist nicht so vollständig.

So ist nicht jedes Substantiv pluralfähig (z.B. Milch, Obst, Gold); nicht jedes Verb hat Formen in allen 3 Personen (z.B. es schneit ↔ *ich schneie) nicht jedes Adjektiv ist komparierbar (z.B. blau ↔ *blauer).

Klassifizierung der Wortarten Die WA werden nach 3 Kriterien klassifiziert und zwar:

1. nach dem semantischen Kriterium – s. ÜBUNGSTEIL, Aufgabe 1;

2. nach dem morphologischen Kriterium – es handelt sich um flektierbare und unflektierbare Wortarten (s. darunter das Schema von Flämig);

3. nach dem syntaktischen Kriterium – es handelt sich vor allem um die syntaktische Funktion der Wörter im Satz (s. darunter das Schema von Flämig und THEMA 7).

Heterogene und homogene WA-Klassifikationen

Nach der Anwendung der Kriterien unterscheiden wir heterogene und homogene WA- Klassifikationen.

Bei der heterogenen WA-Klassifikation werden alle drei Kriterien angewandt.

Bei der homogenen WA-Klassifikation wird nur ein Kriterium angewandt.

WA-Klassifikation der traditionellen Grammatik

13 Quellen: Fleischer u.a. 2001; Helbig/Buscha 2013; Dimitrova 2018.

(42)

42 Die Klassifikation der traditionellen Grammatik ist heterogen, weil alle drei Kriterien angewandt werden. Sie umfasst 10 WA: Verb, Substantiv, Adjektiv, Adverb, Numerale, Pronomen, Artikel, Präposition, Konjunktion, Interjektion.

Walter Flämigs WA-Klassifikation

Die WA-Klassifikation von Walter Flämig ist auch als heterogen zu bestimmen, denn es sind das morphologische und das syntaktische Kriterium angewandt.

WORT

flektierbar nicht flektierbar

konjugierbar nicht mit Satzwert ohne Satzwert

VERB konjugierbar MODALWORT

/deklinierbar/

artikel- nicht artikel- mit Satzglied (SG-)/ ohne SG-/

fähig fähig Gliedteilwert GT-Wert

SUBSTANTIV ADVERB

komparier- nicht Fügteil nicht Fügteil

bar komparierbar PARTIKEL

ADJEKTIV PRONOMEN

mit Kasus- ohne Kasus- forderung forderung

PRÄPOSITION KONJUNKTION

Zahl der traditionellen WA – 2 Tendenzen In der Sprachwissenschaft gibt es 2 Tendenzen:

I. Die Tendenz zur Erweiterung der Zahl der traditionellen WA

Ein Beispiel für die Tendenz zur Erweiterung der Zahl der WA ist die Klassifikation von Vladimir Admoni. Sie umfasst die 10 WA der traditionellen Grammatik und noch 3 WA: das Modalwort, die Negation und die Partikel.

II. Die Tendenz zur Reduzierung der Zahl der traditionellen WA

Ein Beispiel für die Tendenz zur Reduzierung der Zahl der WA ist die Klassifikation von Ernst Otto. Sie umfasst 4 WA: Verb, Substantiv, Adjektiv und Relationswörter.

*

Die grammatischen Kategorien des Verbs, des Substantivs und des Adjektivs Das VERB. Die grammatischen Kategorien des Verbs

Das Verb ist eine zentrale WA im Deutschen. Das Verb gehört zu den flektierbaren WA

(43)

43 zusammen mit Substantiv, Adjektiv und Pronomen. Im Unterschied zu diesen WA ist das Verb konjugierbar.

Das deutsche Verb besitzt 5 grammatische Kategorien. Das sind: das Tempus, der Modus, das Genus, die Person, der Numerus. Tempus, Modus und Genus sind primäre Kategorien;

Person und Numerus sind sekundäre Kategorien.

Das Tempus

Das deutsche Verb hat 6 Tempora. Das sind: das Präsens, das Präteritum, das Perfekt, das Plusquamperfekt, das Futur I, das Futur II.

Der Modus

Das deutsche Verb hat 3 Modi. Das sind: der Indikativ, der Konjunktiv, der Imperativ.

Der Indikativ und der Konjunktiv haben Formen in allen 6 Tempora.

Der Imperativ hat nur wenige Formen.

Das Genus

Das deutsche Verb hat 2 Genera. Das sind: das Aktiv und das Passiv. Bei dem Passiv unterscheiden wir das Vorgangspassiv und das Zustandspassiv.

Das Vorgangspassiv wird mit dem Hilfsverb WERDEN und mit dem PARTIZIP II gebildet, z.B. Die Tür wird geöffnet.

Vp = werden + Part.II

Das Zustandspassiv wird mit dem Hilfsverb SEIN und mit dem PARTIZIP II gebildet, z.B. Die Tür ist geöffnet.

Zp = sein + Part.II

Das SUBSTANTIV. Die grammatischen Kategorien des Substantivs

Das Substantiv wird auch das Nomen (Pl. Nomina), deutsch auch Hauptwort, Dingwort, Gegenstandwort oder Namenwort genannt.

Das deutsche Substantiv wird groß (d.h. mit großem Anfangsbuchstaben) geschrieben.

Wir unterscheiden beim Substantiv:

3 grammatische Genera: das Maskulinum (maskulin, Pl. Maskulina), das Neutrum (neutral, Pl. Neutra), das Femininum (feminin, Pl. Feminina);

2 Numeri: der Singular, der Plural;

4 Kasus: der Nominativ, der Akkusativ, der Dativ und der Genitiv.

Das deutsche Substantiv besitzt die grammatische Kategorie Dekl in ation. Das ist die Veränderung des Kasus und des Numerus.

(44)

44 Das ADJEKTIV. Die grammatischen Kategorien des Adjektivs

Das Adjektiv wird auch das Eigenschaftswort, das Beiwort und in der Grundschule auch das Wiewort (Frage: Wie ist etwas?) genannt.

Das deutsche Adjektiv besitzt 2 grammatische Kategorien: die Adjektivdeklination und die Komparation.

Die Adjektivdeklination Bei der Adjektivdeklination werden 3 Typen unterschieden:

1) die Deklination mit dem bestimmten Artikel;

2) die Deklination mit dem unbestimmten Artikel;

3) die Deklination mit dem Nullartikel (bzw. ohne Artikel).

Die Komparation

Die Komparation drückt verschiedene Stufen einer Eigenschaft aus.

Wir unterscheiden 3 Komparationsstufen. Das sind:

1) der Positiv (z.B. schön, lang, kalt, gut) – er drückt die Gleichheit der verglichenen Objekte aus, z.B.: Der Junge ist so groß wie sein Bruder.

2) der Komparativ (z.B. schönER, lÄngER, kÄltER, BESSER) – er drückt die Ungleichheit zweier miteinander verglichener Objekte aus, z.B.: Er ist schlechter als sein Bruder.

3) der Superlativ (z.B. schönST, lÄngST, kÄltEST, BEST) – er drückt die Höchststufe der Eigenschaft beim Vergleich von mehr als zwei miteinander verglichenen Größen aus, z.B.: Dieser Tag war am kältesten von allen Februartagen; Das war der kälteste Wintertag.

*

GRUPPENARBEIT: GRUNDBEGRIFFE (Thema 6 – Glossar)

(45)

45 ÜBUNGSTEIL

AUFGABE:

Lesen Sie die Informationen über das semantische Kriterium und nennen Sie die bulgarischen Entsprechungen der unterstrichenen deutschen Benennungen.

Nach dem semantischen Kriterium wird z.B. die WA der Numeralien mit der Bedeutung

‘Zahl’ abgesondert. Zu dieser WA gehören:

 Substantive (z.B. die Eins, ein Viertel);

 Kardinalzahlen (z.B. drei Romane);

 Ordinalzahlen (z.B. der erste Roman);

 Indefinitpronomen (z.B. einige, mehrere, viele) usw.

Nach dem semantischen Kriterium wird auch die WA der Negation mit der Bedeutung

‘Verneinung’ abgesondert. Zu dieser WA gehören:

 Adverbien (z.B. niemals, nirgends);

 Pronomina (z.B. kein, niemand);

 die Konjunktion weder – noch.

SCHLUSSAUFGABE

GRUPPENARBEIT: Ergänzen Sie die Grundbegriffe im Glossar zum Thema 6.

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Kehlkopf: Vertiefung der artikulatorischen und phonatorischen Funktionen Demo: Electroglottographie Artikulation (Zunge, Velum, Lippen): Variabilität in der gesprochenen.

Vanessa Laura Däscher Thushara Nahulan... zum