Aus Bund und Ländern
Hilfe für Eltern behinderter Kinder
MARBURG. Die Inan- spruchnahme oder der Ver- zicht auf eine vorgeburtliche humangenetische Beratung oder entsprechende Unter- suchung muß die bewußte Entscheidung jeder einzel- nen Frau bleiben. Wird bei der Untersuchung eine Be- hinderung des Kindes oder ein erhöhtes Risiko hierfür festgestellt, darf das nicht au- tomatisch zum Vorschlag führen, abzutreiben. Das for- dert die Bundesvereinigung Lebenshilfe für geistig Be- hinderte in einer Stellung- nahme zum neuen Paragra- phen 218.
Die Vereinigung bittet vor allem Gynäkologen und Hu- mangenetiker, Eltern reali- stisch über das Leben mit ei- nem behinderten Kind zu in- formieren. Der persönliche Kontakt zu Familien mit be- hinderten Kindern sei sehr wichtig. Die Broschüre „Was können wir jetzt tun? – Eine Information für Ärztinnen und Ärzte“ soll Hilfe geben für Gespräche mit Eltern. Sie ist kostenlos erhältlich bei der Bundesvereinigung Le- benshilfe für geistig Behin- derte, Raiffeisenstraße 18, 35043 Marburg, Telefon 0 64 21/4 91-0. AE
Rehabilitation:
Für hohe Qualität
BONN. An Kur- und Re- habilitationsmaßnahmen so- wie an entsprechende Einrich- tungen sollten hohe Anforde- rungen bezüglich der Qualität gestellt werden. Die „Kurbe- dürftigkeit“ der Patienten sollte zudem stärker geprüft werden. So äußerte sich der gesundheitspolitische Spre- cher der SPD-Bundestags- fraktion, Klaus Kirschner, im Gleichklang mit dem Bundes- verband Deutscher Privat- krankenanstalten e.V.
Der Verband meinte zur Kritik der Bundesvereini- gung der Deutschen Arbeit-
geberverbände, es könne nicht angehen, den gesamten finanziellen Aufwand von rund 55 Milliarden DM für die berufliche und medizini- sche Rehabilitation pauschal in Frage zu stellen. Die Kran- kenkassen sollten aber die immer größer werdende Zahl von Modellversuchen in die- sem Bereich aufgeben. Reha- bilitation sollte nur dort an- geboten werden, wo eine strenge Qualitätssicherung gewährleistet ist. HC
Ausgaben für Gesundheit stiegen 1993 langsamer
WIESBADEN. 1993 wur- den in Deutschland rund 440 Milliarden DM für Gesund- heit aufgewendet. Das sind nur 3,1 Prozent mehr als 1992. 1992 waren die Auf- wendungen im Vergleich zum Vorjahr noch um 12,7 Prozent gewachsen.
Die Gesundheit jedes ein- zelnen „kostete“ 1993 nach Auskunft des Statistischen Bundesamtes durchschnitt- lich 5 413 DM. Der Anteil der Gesundheitsausgaben am Bruttosozialprodukt lag bei 10,6 Prozent.
Mehr als die Hälfte des Gesamtbetrages (58,5 Pro- zent) entfielen 1993 auf die medizinische Behandlung.
Die meisten Kosten verur- sachte die stationäre Behand- lung, danach folgen die am- bulante ärztliche und die zahnärztliche Behandlung so- wie die Ausgaben für Arznei- en, Heil- und Hilfsmittel so- wie Zahnersatz.
Auf Leistungen wie Ent- geltfortzahlungen bei Krank- heit oder bei Mutterschaft, Berufs- oder Erwerbsun- fähigkeitsrenten und Reha- Maßnahmen entfielen 27,1 Prozent. Prävention und Be- treuung einschließlich Pflege beanspruchten 7,6 Prozent des Gesamtbetrages.
Finanziert wurden die Ge- sundheitsausgaben zu 47,3 Prozent über die gesetzliche Krankenversicherung. 15,2 Prozent trugen die öffentli- chen und privaten Arbeitge-
ber und 14,2 Prozent die öf- fentlichen Haushalte bei. An den übrigen Aufwendungen beteiligten sich die Träger der Rentenversicherung mit 6,9 Prozent, die private Kran- kenversicherung mit 5,3 Pro- zent und die gesetzliche Un- fallversicherung mit 3,4 Pro- zent. Die privaten Haushalte gaben neben ihren Beiträgen zur Krankenversicherung noch 34 Milliarden DM direkt für Leistungen aus. afp/SG
Ausland
Japan: Regierung hat AIDS-Gefahr
verschwiegen
TOKIO. Bluter-Kranke in Japan sind nicht über das Risiko von HIV-verseuchten Blutkonserven informiert worden. Der japanische Ge- sundheitsminister Nakao Kan gab zu, die Regierung habe dies unterlassen, ob- wohl das Gesundheitsmini- sterium bereits seit den frühen achtziger Jahren ge- wußt habe, daß ein Risiko durch importierte und nicht aufbereitete Blutkonserven bestand. Rund 1 800 Men- schen, die meisten von ihnen Bluter, wurden in Japan
durch verseuchtes Blut mit dem HI-Virus infiziert. afp
Frankreich ändert Verfassung für Sozialreform
VERSAILLES. Gegen den Widerstand zahlreicher Gewerkschaften hat der fran- zösische Kongreß die Verfas- sung geändert, um die Re- form der hochverschuldeten Sozialversicherung zu ermög- lichen. Die Verfassungsände- rung gibt den Abgeordneten des Parlaments das Recht, je- des Jahr im Herbst per Ge- setz den Finanzrahmen für die Sozialversicherung fest- zulegen. Die Kassen werden jedoch weiterhin paritätisch von Arbeitgebern und Ge- werkschaften verwaltet.
Das Defizit der Sozialver- sicherung wird sich bis Ende 1996 schätzungsweise auf rund 75 Milliarden DM belau- fen. Aufgrund der Konjunk- turschwäche wird in diesem Jahr mit einer Neuverschul- dung von 12 Milliarden DM gerechnet. Um den Gewerk- schaften entgegenzukommen, versprach Premierminister Alain Juppé, jedes Jahr eine nationale Gesundheitskonfe- renz abzuhalten. afp A-660 (24) Deutsches Ärzteblatt 93,Heft 11, 15. März 1996
P O L I T I K NACHRICHTEN
„amnesty internatio- nal“ (ai) dokumen- tiert weltweit Men- schenrechtsverlet- zungen und versucht, wenn möglich, den Opfern zu helfen.
1994 hat amnesty Menschenrechtsver- letzungen in mehr als 120 Ländern bean- standet. Mindestens 1000 Menschen sind nach Angaben von ai an den Folgen von Folter und Mißhand- lungen während der Haft gestorben. Wei- tere 1000 Menschen seien nach ihrer Fest- nahme durch Sicher- heitskräfte spurlos verschwunden.