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Archiv "Von den Tricks, der Fristenlösung so nahe wie möglich zu kommen: Schlußwort" (04.09.1980)

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Aufsätze • Notizen

Schwangerschaftsabbruch

kann man obendrein nur als einen für manche Ärzte typischen Omnipo- tenzwahn deuten.

Zitate, Literatur:

(1) Burgdörfer, Friedrich: Volk ohne Ju- gend, Berlin 1933, 3. erw. Aufl. 1935;

(2) Hitler, Adolf: Mein Kampf (1925), Mün- chen 1940;

(3) Murray, Florence, H. M.: Die Frauen im deutschen Faschismus, in: Das Argu- ment, hrsg. von W. F. Haug und C. Müller

— Wirth, 5. Jhrg. 1963, Heft 1, 3. veränder- te Aufl. Juni 1969 (Nr. 24);

(4) Georg, Sabine: Die Frau in der Fa- milienpolitik des Nationalsozialismus, Staatsexamensarbeit TU Hannover 1979

Renate Bodek

Dr. med. Ulrich Krieger Windecker Straße 41 6369 Nidderau 1

Schlußwort

Wenn man in der Luft so zerrissen wird, wie es mir in den Leserbriefen ergeht, so ist das sicher kein sehr angenehmes Gefühl. Wenn ich dann noch unter Zeitdruck stehe, da ich jetzt auf Urlaub gehen will, auf dem die Wunden heilen könnten, die mir die Kollegen teils mit dem Florett, teils mit einem handfesten Knüppel versetzt haben, so kann nur das Wort des Generals helfen; „Es gibt keine verzweifelten Situationen, sondern nur verzweifelte Men- schen!" Der General hat's ihnen an- getan.

Der Hohn der Kritiker entspricht ge- nau unserer Zeit, die den Tapferen haßt, den Schwächling feiert und dem Verbrecher Sanatorien baut.

Das Bild, das die Leserbriefe bieten, ist aber nicht die Wirklichkeit. Ich habe auf meinen Artikel 38 Zuschrif- ten bekommen, davon 32 zustim- mend, zum großen Teil sogar begei- stert. Diesen Kollegen danke ich von Herzen. Sie geben mir den Mut, die- sen guten Kampf weiter zu führen.

Allerdings wäre es gut gewesen, sie hätten ihre Zustimmung auch an die Schriftleitung gesandt. Dann wären hier nicht nur Ablehnungen erschie-

nen. Sechs waren gegen mich, dar- unter zwei in beleidigender Form.

Ich wurde zum „Nazi" gestempelt und die Ärztekammer aufgefordert, mich zu maßregeln. Der Zensor kommt wieder! Ich habe gelächelt.

Aber eigentlich ist es traurig. Wenn man heute in seinem ärztlichen Han- deln auch an Volk und Vaterland denkt, dann ist man ein „Nazi". Was ist das für eine geistige Verkümme- rung auch in unserem Stand!

Die (Mehrzahl der hier veröffentlich- ten Leserbriefe, die Red.) nennen mich wenigstens nur „mittelalter- lich" oder „patriarchalisch". Das er- trag ich mit Würde, weil ich weiß, daß im Alten vieles Gute war, das man behüten sollte, daß aber auch das Neue manches bringt, dem man begeistert zustimmen kann. Aber da- zu gehört nicht die legalisierte Ab- treibung. Sie ist und bleibt eine be- wußte Tötung schutz- und hilflosen menschlichen Lebens. An dieser Grundtatsache gehen die Kollegen völlig vorbei. Der Staat hat nach Grundgesetz und Bundesverfas- sungsgericht die Pflicht, dieses Le- ben zu schützen. Aber seine Organe winden und drehen sich, um sich dieser Pflicht zu entziehen. Die Mit- tel, welche die Beratungsstellen brauchen, um bei sozialen und wirt- schaftlichen Nöten zu helfen und da- mit die Schwangerschaft zu erhal- ten, werden von manchen Gemein- den gestrichen. Dafür werden, da viele Krankenhäuser nur mit Wider- willen die unärztliche Tätigkeit der Abtreibungen übernehmen, Spezial- häuser gebaut, wo sie fabrikmäßig durchgeführt werden.

Die Kollegen begründen dieses Han- deln mit „Humanität". Sie brauchen einem alten Landarzt nicht die Hu- manität zu empfehlen. Sie ist für je- den von uns selbstverständlich.

Aber sie kann entarten, wie Patriotis- mus zu Chauvinismus und überstei- gerte Religiosität zu Intoleranz ent- arten kann. Dann wird Humanität le- bensfeindlich und ein Deckmantel für den Egoismus. Sie können doch nicht behaupten, daß bei 60 Prozent oder mehr der Abtreibungen nach

„sozialer Indikation" die Humanität erforderlich wäre. Es ist eher ein hilf-

loses Nachgeben unberechtigter Wünsche, also auch wieder unärztli- ches Handeln. „Die Abtreibung ist eine gesellschaftliche Realität", sagt einer der Kritiker. Auch Diebstahl und Terrorismus sind gesellschaftli- che Realitäten. Aber das ist doch keine Begründung, daß wir sie bil- ligen!

Einer der Kollegen bringt wieder das alte Argument von der Übervölke- rung der Erde. Die Tatsache ist rich- tig. Aber was hat das mit uns zu tun, die wir auf der untersten Stufe der Skala der Geburtenzahlen aller Na- tionen stehen? Professor Kirchner hat recht: durch die Dezimierung unseres Volkes wird kein einziger Inder oder Pakistani vor dem Hunger bewahrt.

Auch die alte Mär vom unerwünsch- ten und ungeliebten Kind erscheint wieder. Sind wir Ärzte denn blind?

Sehen wir denn nicht, wenn wir wirklich mit unseren Kranken in ech- tem inneren Kontakt stehen, daß die Wirklichkeit ganz anders entschei- det? Müssen wir denn, wenn einmal eine Psychopathin diese Fehlreak- tion zeigt, eine Einzelerscheinung verallgemeinern?

Und dann noch ein ernstes Wort, meine Herren Kritiker. Sie fassen die ungewollte Schwangerschaft als ei- ne Art unverdienten Schicksals auf.

Ist das nicht eine Entwürdigung der menschlichen Entscheidungsfrei- heit? Hier wird über eine unwider- legbare Schuld hinweggeredet. Die Verantwortung sollte nicht nur der Zukunft des geborenen Kindes gel- ten, sondern auch am Tag der Zeu- gung wirksam sein!

Im Grunde genommen fehlt der mo- dernen Gesellschaft eins: die Liebe zum Kind. Hier gilt es für den, der den einzelnen irrenden Menschen, aber auch sein Volk liebt, dagegen anzukämpfen mit allen Mitteln, die zu Gebote stehen, und zwar geisti- ger, seelischer und auch materieller Art.

Dr. med. Robert Luft Platenstraße 47 8520 Erlangen

2124 Heft 36 vom 4. September 1980 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

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