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Miscellen.
Von Th. MSldek«.
I.
Einiges Uber aramäische Namen der Thierkreisbilder.
Schon Land hat in den Anecd. syr. I Prol. 32 eine Aufzäh¬
lung der syrischen Zodiacalnamen , angeblich nach der Schule des
Bardesanes fcuaj |jtQ\»j jopö«,, gegeben. Dies ist
eine Notiz unter einer Abhandlung von Sergius von Res'aina, welche
jetzt Sachau mit jener in den Inedita syriaca hat abdrucken lassen.
Auch in der Abhandlung selbst kommen die einzelnen Namen alle
mebrmals vor. Der neue Abdruck beriebtigt einen Fehler, indem
hier nämlich der „Widder" nicht ^o.. Jv2d/ , sondern ^or»-1 J;»/
heisst. Das zweite Wort ist jedenfalls der zum Zeichen des Wid¬
ders gehörende Monat Nisän. Man kann nun annehmen, dass eigent¬
lich ^rir>-1 « J;»/ oder ^nn-1 ;>0(' zu schreiben wäre oder aber, dass
der Schreiber anfänglicb hinter jeden Namen den entsprechenden
Monat setzen wollte (wie ähnlich in mandäischen Büchern der Mo¬
natsname mit dem des dazu gehörigen Bildes verbunden wird), aber
das nur beim ersten ausführte. Jedenfalls gehört nicbt eigent¬
lich zu dem Namen, wie das Bild denn in der Abhandlung selbst
immer bloss J;»/ heisst. Sonst stimmen beide Zeugen überein.
Wir geben im Folgenden diese Naraen mit den Varianten bei Bar¬
hebraeus, Carmina ed. Lengerke III und stellen ihnen die raandäi-
schen gegenüber , weicbe wir aus raehreren Stellen des Sidra
rabba (I, 122 ff.; 379) und sehr vielen des Asfar raalwäse
entnehmen. Als aus der Heimath des Gestirndienstes herrührend,
können diese mandäischen Formen eine besondere Beachtung in
Anspruch nehmen.
Aries Taurus
mandäisch Nianr NiiNn
Cancer Gemini
^VL (Barhebr. jijL) h^iOD Oi^iofiD»))
N-iTabia NJNü-iNO (daneben
i<:Nt:'nNJ£) Leo
Virgo j&=^
Ni-IN Nnb^awi»
1 j So einigemal bei Sergius, abei- daneben die gewöhnliche Form.
2 0 *
Notizen und Correspondenzen. 257
syrisch mandäisch
Arcitenens Scorpius Libra
lxs\jüjO ()»W>Barh. jljoax»)
bvoti.
M (Barh. j^)
NapiN Niain N3iNp
Pisces Caper
Amphora NbiNn
Ni-iNa
N313
Zwei Varianten des Barhebraeus beschränken sich auf stärkere
Annäherung an die griechischen Namen : „Zwillinge" für die „Bilder",
„Schütze" für „das grosse Bild", jijas» ist in der Bedeutung von
dem andern Namen nicht verschieden, wie wir gleich sehen werden.
Die syrischen Namen sind bis eben auf den der „Wage" ganz ver¬
ständlich. Die „Spica" statt „Virgo" ist auch sonst bekannt; die
hebräische Reihe bei Epiphanius I haeres. 16, 2 hat allerdings
nbma BtJovXä.
Wie man sieht, stimmt die mandäische Liste fast ganz mit der
syrischen überein. Die kleinen Abweicbungen in der Form sind
in der mandäischen Grammatik zu besprechen. Eine wirkliche Ab¬
weichung haben wir nur beim „Schützen"; bei der „Wage" fehlt das Adjeetiv und ebenso bei den „Zwillingen". Die „Fische" sind
merkwürdigerweise durcb den Singularis ersetzt. NiUin bedeutet
offenbar „Pfeil" (vgl. hebräisch a. a. 0. xtaix niap „Bogen"). Da
das Wort als Singularis masc. gebraucht wird (S. R. I, 124, 0
vgl. dagegen 123, 16, 23; 124, 3), so kann man nicht an die
Aussprache Niain denken, zu welcher das hebräische Disti zunäcbst
veranlassen würde, sondern man rauss Nja in sprechen, welches zu-
u >
sammenzustellen mit und dem äthiopischen has PI. ahsa
(DiUmann Lex. 134) und welches gradezu identisch ist mit dem
von Haug auf der Pehlewi-Inschrift von Hagiabad entdeckten Nian
(Hoshangji Jamaspji, Old Pahlavi-Pazand Glossary S. 52) *). Die
mandäische Benennung der „Wage" erleichtert uns die Erklärung
des syrischen Namens. N:iNp steht nämlich nach einer bei nj, raj,
häufigen Umlautung für qaujä, wie sainä „hässlich" für sanjä.
1) Siehe unten.
2) Auch das syrische .^w^^.«« ol« (Geop. 105, 22) hängt wohl nicht
direet mit hebr. zusammen, da die Wurzel .^i^uu „graben" (wovon
)^Q^ „Furche" Ephr. III, 321 C ; Trans. Mariae 38; Hos. 12, 11 Theod.;
lob 31, 38 Hex. und andre Wörter) dem arab. Jai» also einem hebr. • aan
•ntspricbt. Ob vielleicht -tu» „Antheil" eigentlich ,, Pfeil'- =»4". ist?
Bd. XXV. 17
painä „Abend" für pänjä, saimä „blind" für samjä n. s. w.
Qanjä „das Rohr" ist der „Wagebalken", vollständig j) |on>o< j-ip
Ephr. II, 12 F; Di:tt<72 n:p (vgl. Buxtorf). Der syrische Name
ist ohne Zweifel verstümmelt aus qanjä salmä „die volle, in
richtigem Verhältniss befindliche Wage", vgl. yizh'O ybpn?:, -jbiSTJ
■)73bü3, yizh'^ ') (Levy, Wörterb. 488). Allerdings ist die Zu¬
sammenzichung in jaa^JLiO, woneben selbst das den allgemeinen
Lautgesetzen widerstrebende und wohl entstellte Jy^b ^- o angeführt wird (Sachau, Ined. syr. Vorwort IX ), eine ganz ungewöhnliche, aber
wir haben hier wahrscheinlich einen aus einer andern Mundart ent¬
lehnten, unverstandenen Ausdruck, dessen Entstellung weniger auf¬
fallen kann. Auch will es nicht gelingen, einen grammatischen
Zusammenhang zwischen den beiden Hälften des Wortes ohne An¬
nahme einer Verstümmlung aufzufinden. Dazu kommt endlicb, dass am
angeführten Ort auch J -)r> gradezu als Narae der „Wage" erwähnt wird. Da im Text des Sergius iramer J<o\»- p> ^ einigemal vocalisiert J<n\ «■ <^ ^ geschrieben wird, so ist es möglich, dass diese Form gleichfalls eine der wirklich gebrauchten Entstellungen der ursprüng¬
lichen und daher vom Herausgeber nicht nothwendig durch J^ÖV « i cy
zu ersetzen war. In dem hebräischen Verzeichniss heisst die „Wage", wie zu erwarten , M(at,avri = d'itnu.
n.
Arpad.
Rödiger hat darauf hingewiesen, dass der im A. T. mehrfach
erwähnte Ort isi« (Jes. 10, 9), in kleiner Pausa isiN, das in den
Meräsid als grosses Dorf in der Gegend von 'Azäz "bei Haleb er-
oS
wähnte jLi,! ist (Zusatz zu Gesenius Thes. S. 112). Aus Jäqüt s. v.
können wir sehen, dass dies Dorf noch ira 13ten Jahrhundert be¬
stand. Aber dasselbe existiert noch heute. Denn es ist doch ge¬
wiss identiscb mit dem in Petermann's Reisen II, 1,5 als im
District von 'Azäz belegen genannten Tel E r f ä t. Das t statt d
im Auslaut wird auf Rechnung des Deutschen oder eines Türken
kommen, dessen Sprache der auslautenden Media so ungünstig ist
wie unsre. Ich weiss nicht, ob sich dies Dorf schon auf einer
Karte befindet. Es wäre jedenfalls der Mühe werth, seine Lage
genau festzustellen , denn ohne Zweifel haben wir hier eine einst
bedeutende Stadt; dafür spricht die Aufzählung Jes. 10, 9; 36, 19 =
2 Kön. 18, 34; 37, 13 = 2 Kön. 19, 13. Alle diese Stellen be-
ti-effen die Zeit des Jesaia. Noch Jeremia nennt es (49, 13), aber
1) So schon im Hchr. Ü^blü u. s. w.
Notizen und Correspondenzen. 259
in einem der Orakel gegen fremde Völker, in denen er ältere Vor¬
bilder stark benutzt, so dass seine Worte nicht als sicberes Zeicben
für die damalige Blüthe Arpad's gelten können. Da der Ort später
gar nicht mehr genannt wird, so mnss er stark gesunken sein, viel¬
leicht in Folge des Aufblühens von IJaleb (Beroea), welches im
A. T. nicht vorkommt.
in.
Der arabische Name von Petra.
Quatremere hält es für wahrscheinlich, dass der Name Petra
eine Entstellung aus ^lAj Bedr ist, wie ein von ihm zuerst nach¬
gewiesener Ort des Peträischen Landes beisst (Journ. as. 1835,
30 f.). Allein dieses Bedr liegt (oder lag *)) doch von der Stelle
Petra's viel zu weit, als dass seine Annahme richtig sein könnte.
Nach dem von Quatremere selbst mitgetheilten Berichte Nuwairi's
kommt Sultan Bibars erst nach einer starken Tagereise (wenn nicht
nach zweien; die Ausdrücke S. 33 oben sind nicht deutlich) von
Bedr an den Fuss eines Gebirges, dass er noch zu passieren hat,
um die J^ol^^l d. i. Petra zu erreichen. Dieses Ge¬
birge ist die östliche Wand der 'Araba, auf deren Höhe das angeb¬
licbe Grab Aharon's ist. Ausdrücke wie „ Städte der Israeliten "
fiuden sich bekanntlich im Orient als Namen von bedeutenden Ruinen
mehrfach. Nach Jaqüt's Mustarik 39, 15 liegt nun dies Bedr wel¬
ches in seinem grossen Wörterbuch nicht genannt ist) 43 Parasangen
von 'Abbäsa, das wiederum (Jäq. III, 600, 5) 15 Parasangen von
Qähira entfernt ist; von Qähira nach Bedr sind es also 58 Parasangen.
Dagegen ist die grade Linie von jeuer Stadt nach Petra — der
Weg ist ziemlich grade — über 50 Meilen lang. Es ergiebt sich
also auch hieraus eine Entfernung von wenigstens 10 Meilen zwischen
Bedr und Petra, und dazu kommt das Gebirge als starkes Hinder¬
niss. Unter diesen Umständen ist nicht daran zu denken, dass
zwischen beiden Namen eine Gemeinschaft bestände. Nun könnte
man aber einwenden, es handle sich nicht so sehr um deu Namen
Bedr wie um den der Gegend nj^O^J! = Petraea. Aber Bedrija
heisst so doch sicher nach Bedr als seinem wichtigsten Punkt, und
es wäre gegen jede Analogie anzunehmen, das ganze Land mit In¬
begriff von Petra bätte erst Bedrija geheissen und dann hätte sich
davon der Name Bedr, Petra an zwei verschiedenen Punkten fixiert.
Dazn ist Bedrija allem Anschein nach nur ein kleines Gebiet.
Aber wir haben auch gar nicht nöthig, lange nach dem wahren
arabischen Namen von Petra zu suchen. Jäqüt hat III, 117, 13
1) Auf der genauesten Karte, die icli benutzen iconnte, der Gencralkarte Aegyptens in dem grossen Lepsius'schen Werke , findet es sich nicht.
17-»
Notizen und Correspondenzen.
w O ^
•r'jfti (»t t^^j-"* l5-*!^ ü*'^ "^""^ genauer im
Mustarik 252, 2 »I^^^Ji JL> ^y, (_^-<^-« q*=^ ^'^^
* ^ t> '
^UÜb siL^viJi JUc!. Wer erkennt hier nicht den Namen sbor;
2 Kön. 14, 7 oder ybü Jes. 16,1? Wädi Müsä heisst ja noch heute
V
das Wädi , in welchem Petra liegt. Sauhek ist (neben Ma'an ) die
nächste Stadt bei Petra, nur wenige Meilen davon. B!./i,Jl ist be¬
kanntlicb das Gebirge Seir, zu dem dies ganze Gebiet gebört. Auch
die Nähe von Jerusalem, die Jäqüt allerdings aus der genaueren
Beschreibung im Mustarik weggelassen hat, ist nicht falsch; wenig¬
stens liegt keine bedeutende Stadt näher. Also gab es hier noch
im Mittelalter eine Burg, die den alten Namen führte, für dessen
Uebersetzung man früher mit Recht allgemein das griechische TZer^a
hielt. Unmöglich wäre es nicht, dass dieser Name noch jetzt an
irgend einer Stelle jenes Wädi haftete
Aoti-Praetoriana von 0. Blan.
Obgleich ich im Vorwort zu meiner ethnographischen Skizze
von Arabien im sechsten Jahrhundert Ztschr. XXIII, S. 559 aus¬
drücklich gesagt hatte :
„Insbesondere schloss der wesentlich geographische Zweck der
Arbeit ein Eingehen auf die historische Kritik der
einschlagenden Thatsachen aus, und begnügt sicb in
dieser Beziehung nur die allgemeinsten Umrisse zu geben" —
so hat sich doch in Ztschr. XXIV, 624—627 eine Stimme gefunden,
die mich in Betreff eines vereinzelten historischen Punktes, den ich
gleich auf der ersten Seite meines Aufsatzes mit ein paar Worten
abmachte, vor das kritische Forum zieht, und mich zu einem öffent¬
lichen Zwiegespräch über Dinge nöthigt, die sich viel besser privatim abmachen liessen.
Je mehr die Ueberschrift: „Ueber die äthiopisch-himjarischen Kriege vou Dr. F. Praetorius" verspricht, desto unbefriedigter lässt der Inhalt der Abhandlung.
Sie wiederholt in Text und Noten lediglich die ohnehin allbe¬
kannte beklagenswertbe Confusion der Quellennachrichten ohne zur
Lösnng der bistorischen Frage auch uur das mindeste beizutragen.
Ich schmeichle mir über die strittigen Punkte noch viel klarer und
freier von Widerspruch zu seiu, als mein Herr Opponent. Indem
ich mich über das , was in meiner Darstellung „ unerklärlich " uud
„unklar" geuannt wird, weiter auslasse und das Licht noch ein
wenig höher hänge , das mir den Weg geklärt hat , kann ich nur