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(1)Die Namen des arabischen Propheten Muhammed und Ahmed

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(1)

Die Namen des arabischen Propheten Muhammed

und Ahmed.

Von

GnstaT Röscb,

evang. Pfarrer in Hermaringen in Württ.

Nach den Traditionen, welche sich um die Wiege des Propheten

des Isläm gesammelt hahen, hat der Grossvater dem neugeborenen

Enkel bei der 'Aqiqah oder Enthaarungsfeier auf einen ihm im

Traum zugekommenen göttlichen Befehl hin den Namen Muhammed

oder aber zur Erhaltung des Andenkens eines im Knabenalter ver¬

storbenen nnd von ihm schmerzhch betrauerten Sohnes dessen

Namen Qotham gegeben, denselben jedoch nachträglich auf die Er¬

zählung der Mutter Aminah hin, der Engel des Herrn habe ihr

im Traum befohlen, das Kind Muhammed zu heissen, durch den

letzteren Namen ersetzt ').

Dichtung und Wahrheit aus dem Leben des Propbeten, urtheilt

man über diese Erzählungen unter der unwillkürlichen Einwirkung

der Traumgesichte des Grossvaters und der Mutter auf den kri¬

tischen Instinkt. Ob aber bloss das Beiwerk der Traumgesichte

Dichtung ist, das ohnedem von einer andern Tradition mit dem

der arabischen Bedeutung des Verbalstammes des Namens Muhammed

entnommenen etymologischen Motiv für die Wahl dieses Namens

ersetzt wird , der Grossvater habe den Festgästen auf ihre Prage,

wamm er für das Kind nicht den Namen eines Familiengliedes ge¬

wählt habe, erwidert: Ich will, dass Gott der Allerhöchste den

im Himmel verherrliche , welchen er auf Erden geschaffen hat ^) ?

Sprenger hat die Vermuthung aufgestellt und Hirscbfeld hat ihm

beigepflichtet (ob anch noch andere Gelehrte, hat der Verfasser

dieser Skizze auf seinem Patmos nicht erfahren), dass schon der

Kem der Ueberliefemng, die apriorische Wahl des Namens Mu-

1) A. Sprenger, Das Leben und die Lehre des Mohammad. Berlin 1861 ff.

Hd. I, S. löö. — L. Krehl, Das Leben des Muhammed. Leipzig 1884, S. 1.

2) Jean Gagnier, La vie de Mahomet etc. Amsterdam 1732. T. I,

p. 83—84.

(2)

Rösch, Die Namen des arab. Propheten Muliammed u. Ahmed. 433

hammed für den Neugeborenen, Dichtung sei, welcher als Wahrheit

die aposteriorische erst von dem Propheten selbst gegenüberstehen dürfte 1).

Eine irrelevante Nebensache ist die Person des Namengebers, mit der der Schreiber dieses die Auseinandersetzung seiner Meinung

über die Sprenger'sche Aufstellung zn beginnen sich erlaubt. Sie

wird durch die Differenz der Tradition in der Bestimmung des

Zeitverhältnisses zwischen dem Tode des Vaters Abd-AUäh und der

Geburt des Sohnes zweifelhaft Neben der Angabe über den Tod

des Vaters in der Premde schon vor der Geburt des Kindes oder

wenigstens wenige Wochen darnach geht nämlich die andere her,

welche den Vater die Geburt seines Sohnes nicht bloss kurze Zeit

in der Premde, sondern etwa zwei Jahre in der Heimath überleben

und die Liebhchkeit des Kindes in einem, aUerdings andererseits

dem Grossvater in den Mund gelegten s), Dankgebet preisen lässt *).

Im letzteren PaUe würde der Vater und nicht der Grossvater dem

Kinde den Namen gewählt und gegeben haben. Sei dem übrigens,

wie ihm woUe, die Hauptfrage ist: ob der Namengeber dem Kinde

überhaupt den Namen Muhammed gegeben haben könne.

Ein rückhaltsloses Ja auf diese Frage wird durch den mit

auderen arabisch-heidnischen Namen im Genetiv stehenden und den

Nominativ Moccfjeöog oder MoufttÖiig voraussetzenden Namen eines

Finanzbearaten OaifionutSov auf einer palmyrenischen Inschrift aus

dem Jahre 114 v. Chr. 5) geboten. Renan und Ernst Osiander

haben diese Inschrift als Beweis gegen Sprenger's Behauptung der

Ungewöhnlichkeit des Namens Muhammed vor dem Isläm gebraucht").

Sprenger hat darauf erwidert, es könne in dem Moafiidov irgend

ein anderes arabisches Wort griechisch eingekleidet sein, wenn aber

wirkhch Muhammed, so sei dadurch bloss die von den muhamme¬

danischeu Gelehrten selbst zusammengetragene Zahl der Mänuer mit

diesem Namen vor dem Auftreten des Propheten um eiuen vermehrt').

Diese Erwiderung ist jedoch insolange nicht triftig, als Sprenger

nicht eiu näher liegendes arabisches Substrat, als Muhammed, für

den Genetiv Moauiöov nachweist. Das von ihm vorgeschlagene Jc4jl/o

ist es uicht, da er dessen Eigenschaft als Eigenname nicht mit Bei¬

spielen belegt hat •*). Aber auch abgesehen von dieser palmyrenischen Inschrift, deren &aifioa/niöov schliesslich auch ebenso gut auf

1) Sprenger a. a. 0. S. 156 — 162. Hartwig Hirscbfeld, Jüdische Ele¬

mente im Korän. Erste Ausgabe: Berlin 1878, S. 70—77.

2) Sprenger S. 138—39. W. Muir, The life of Mahomet and history of Islam to the ora of Hegira. London 1858 — 61. Vol. 1, p. 11. Gagnier p. 84.

3) Sprenger S. 143—44.

4) Ma90udi, Les prairies d'or. Texte et traduction par Barbier de Mey¬

nard et Pavet de Courteille. Paris 1861 etc. T. IV, p. 130—31.

5) Böclih, Corpus Inseript. Graec. 4500.

C) Sprenger S. 581.

7) Ebendaselbst.

8) Ebendaselbst.

3 :>

(3)

,,oS^ü-

die arabische Grundform L\*p-t als auf die zurück¬

gehen kennte, ist die Möglichkeit, dass der Prophet schon als Kind

Muhammed genannt worden ist, durch die vorislamischen Beispiele

dieses Namens bei Sprenger ') und Muir ^) erwiesen.

Dieser Möglichkeit des Kindesnamens Muhammed tritt nun

aber sofort dadurch eine zweite an die Seite, dass alle auf den

Namen des Propheten bezüglichen Traditionen zwischen den Formen

Muhammed und Ahmed schwanken % so namentlich auch die über

den Traum der Mutter Aminah vom Namen des Neugeborenen *).

Beide Namensformen sind zwar bekanntlich nur formell verschieden,

materiell aber identisch, da sie beide Verbaladjektive eines und

desselben Verbums sind und sich von einander nur als Positiv und

Elativ unterscheiden , allein aus dieser engen Verwandtschaft der¬

selben darf keineswegs der Schluss gezogen werden, sie seien blosse, beliebig und zuMlig wechselnde Namenvarianten einer und derselben Person, sondern sie sind vielmehr als spezifisch verschiedene Eigen¬

namen zu betrachten, was Sprenger mit den Namen einer Reihe

von Brüdern beweist, weicbe sammt und sonders von einem Verbum

abgeleitet sind ^). Wie Muhammed , so ist der Name Ahmed aber

auch geschichtlich zulässig, denn es ist wenigstens ein Ahmed

dreissig oder vierzig Jahre vor dem Propheten nachweisbar'*). Wo¬

her hat aber Hirschfeld das Recht , die Möglichkeit für Ahmed in

die Wirklichkeit zu verwandeln und von dem Propheten kurzweg

zu sagen: ,des Propheten eigentlicher und Jugendname ist Ahmad"?')

Eine dritte Möglichkeit für den Kindesnamen des Propheten

erwächst endlich aus der eingangs erwähnten Sage, der Gross vater

habe dem Enkel zuerst den Namen seines verstorbenen Sohnes

Qotham gegeben. Den historischen Klang kann man dieser Tradition

so wenig absprechen, als man deren Zusatz von der nachträglichen

Abänderung dieses Namens in Muhammed auf den Traum der

Mutter hin für geschichtlich nehmen wird.

Welcher von diesen drei möglichen Namen ist nun der wirk¬

liche Kindesname des Propheten gewesen? Wenn Qotham nicht,

gar keiner, lautet die Antwort Sprenger's, denn die Namen Mu¬

hammed und Ahmed soll der Prophet erst nach oder ganz kurz

vor der Flucht nach Medinah angenommen haben, um seine Würde

und Berechtigung als Messias vor den arabischen Juden und Christen zu beweisen "). Liess doch die Beharrlichkeit der Juden von Medinah

1) Sprenger S. 161.

2) Muir p. 16—17, Anm.

3) Sprenger S. 161.

4) Muir p. 16, Anm.

5) Sprenger S. 158, Anm. 2.

6) Sprenger S. 158. Muir p. 16, Anm.

7) Hirsolifeld S. 70, Anm. 2.

8) Sprenger S. 156—157.

i'l

(4)

Rösch, Die Namen des arab. Pro2jlieten Muliammed u. Ahmed. 435

bei der Messiashoffnung der Väter ') und die ebionitische Richtung

der arabischen Christen, welche das wenigstens principielle Zu¬

geständniss der Möglichkeit einer neuen Incarnation des in Mose

■wie in Christo dagewesenen „wahren Propheten' involvirte , den

Versuch der Mühe werth erscheinen, beiden mit einem „Ich bin's'

entgegen zu treten.

Gehen wir auf die von Sprenger hierfür beigebrachten tra¬

ditionellen Belege näher ein, so ist der wichtigste der von dem

Propheten in Medinah erhobene Anspruch, Muhammed, Ahmed,

Kbätim, Häschir, Mähi und 'Aqib zu sein, wie seine ausführlichste

Formulirung heisst ^). Die vier Prädikate nach Muhammed und

Ahmed tragen nun einen so entschieden christologisch-messianischen

Charakter, dass man nicht umhin kann, einen solchen auch für die

Namen Muhammed und Ahmed vorauszusetzen. Kbätim, der Siegel¬

ring, dürfte nämlich ein wenn auch nicht aus dem Wort Jesu im

Ev. Joh. 6, 27: „denselbigen (des Menschen Sohn) hat Gott der

Vater versiegelt' geflossener, so doch in ihm durchscheinender und

gar leicht verständlicher Messiasname sein , den im dritten christ¬

lichen Jahrhundert schon Mäni für sich in Anspruch genommen

hat, wie Kessler *) meint, nm den Abschlnss der fortlaufenden Pro¬

phetie mit seiner Person zu constatiren, und Häschir, der Ver¬

sammler (der Todten am jüngsten Gericht), Mähi, der^Austilger

(der Sünden , wenigstens nach der einen Exegese) und 'Aqib , der

Letzte, lassen sich vollends nur als christologisch-messianische Prä¬

dikate verstehen Sind nun Muhammed und Ahmed ebenfalls

Messiasprädikate, so könnten der Grossvater oder Vater des Propheten¬

kindes nur dann das eine oder andere zu dessen Namen gewählt

haben , wenn sie einer der hervorragenden Familien des Stammes

Qoreisch angehört hätten , so dass sie im Fall ihres Bekenntnisses zum arabischen Monotheismus oder Haniphentum, einem Niederschlag

des im Exil begonnenen und in die Maniehäer, Zahler und Mandäer

ausgelaufenen Synkretismus der jüdischen und christlichen Gnosis

mit dem babylonischen Heidenthum *), dem Beispiel derjenigen

Araber hätten folgen können, von denen die Ueberlieferung erzählt, da die Araber von den Bibelleuten und ihren eigenen (haniphischen)

Wahrsagern gehört hätten, dass ein Prophet unter ihnen aufstehen

würde, welcher den Namen Muhammed führen würde, so hätten

einige Väter ihre Söhne Muhammed genannt in der Hofihung, dass

sie zu dieser Würde auserkoren werden würden '■), allein zu den

1) Qorän 2, 8.S. Sprenger Bd. Ii, S. 524.

2) G. Röscli, Die Jesusmythen des Islam: Theol. Stud. o. Krit. 187G.

S. 417—19.

3) Sprenger Bd. I, S. 156. Muir p. 17, Anm. Ma(;oudi T. IV, p. 120.

4) Konrad Kessler, Mani. Berlin 1889. Bd. I, S. 318, 354—55, 372, 379, 386.

5) Kessler, Bd. I. S. XVII. S. 8, Anm. 3. S. 313.

6) Sprenger S. 161.

(5)

vornehmen hat eben die Famihe des Propheten nicht gehört, was daraus hervorgeht, dass die Mekkaner ein Aergerniss daran nahmen,

dass die götthche Offenbarung einem unbedeutenden Manne anver¬

traut worden sein sollte ^). Also könnte sich der Prophet die

beiden Namen erst selbst beigelegt haben, womit die Angabe Ibn

Sa'ad's trefflich stimmen würde : ,Der Prophet legte sich vor uns

(den Gewährsmännern dieser Tradition) verschiedene Namen bei,"

und die Sage erklärt wäre, der Prophet habe sich einmal auf dem

Markt von Medinah die Anrede mit seiner Kunjah oder seinem

Beinamen Abü-l-Qäsim verbeten und dafür die Anrede mit seinem

Namen verlangt -), wenn die beiden Namen Muhammed und Ahmed

wirklich, wie die andern vier, ursprüngliche Messiasprädikate wären.

Wie können sie das aber sein, wenn der eine dieser materiell

identischen Namen schon fünf Jahrhunderte vor dem Isläm in rein

heidnischen Verhältnissen inschriftlich vorkommt , wenn ferner der

Grossvater und Vater des Propheten keine Monotheisten , sondern

wie alle seine Vorfahren Heiden, also von jüdischen und christlichen

Ideen unberührt, waren, wie eine gegentheilige Tradition eben auch

behauptet '), und man andererseits keinen genügenden Grund hat,

die Möglichkeit ihrer Wahl des Namens Muhammed oder Ahmed

für das Kind zu bestreiten?

Dies führt uns auf die Frage nach der Bedeutung der beiden

Namen.

Die von Muhammed finden wir von dem Propheten selbst in

seiner traditionellen Antithese angegeben : „Sie schmähen mich als

den Gescholtenen und fluchen mir als dem Gescholtenen, und ich

bin der Gepriesene (Muhammed)"*). Der Verbalstamm hmd, von

welchem Muhammed das Part. pass. II ist , hat übrigens allein im

Arabischen, wo er ohnedem nur selten vorkommt, die Bedeutung

des Lobens und Preisens, im Palästinisch-Syrischen hat er die des

Begehrens , was d'Herbelot ^) , den Grafen Boulainvilliers '') uud

Sprenger ") veranlasst hat , dem Namen die Bedeutung „der Er¬

sehnte" unterzulegen. Mau steht jedoch mit Muhammed auf ara¬

bischem Boden , was wohl der dem Verfasser von Eb. Nestle mit¬

getheilte ümstand am sichersten beweist, dass bei syrischen Autoren

der Name einmal auch statt mit Dolath mit Teth vorkommt , eine

unbegreifliche Variante, wenn der Name syrischen ürsprungs wäre.

Ausserdem wäre „der Ersehnte" als Antithese zu „dem Gescholteneu"

nicht pointirt genug. Was ist nuu das Subject zu dem Prädikat

n Qornn 43, 30.

2) Sprenger S. 157.

3) Macjoudi T. III, p. 268.

4) Sprenger S. 157.

0) d'Herbelot, Orientalische Bibliothelt. Deutsche Bearbeitung. Halle 1785fir. Bd. III, S. 440, Sp. 2 — S. 441, Sp. 1.

6) Gagnier T. I, p. XIX.

7) Sprenger S. 159.

(6)

Rösch, Die Namen des arab. Proplieten Muliammed u. Ahmed. 437

„der Gepriesene" ? Nach allen muslimischen Auslegern der Namens¬

träger. Welche Rücksicht könnte aber im heidnischen Alterthum

einen Araber zu dieser anspruchsvollen Namenswahl für seinen Sohn

bewogen haben? Etwa die, ein Omen der Vortrefflicbkeit des

künftigen Mannes zu schafi'en ? Eine Möglichkeit bei vornehmen

Familien, aber nicht bei der des Propheten. Also dürfte sich eine

andere Vermuthung, das Subject zu Muhammed werde nicht sowohl

der Namensträger selbst, als vielmehr ein Gottesname sein, dringend

empfehlen. Als solcher böte sich im Falle des Monotheismus der

Namengeber Alläh an, im Falle ihres Heidentbums aber irgend ein

Götzenname, etwa Hobal, denn vor dessen Bild in der Ka'abah soll

der Grossvater den neugeborenen Enkel dargestellt und für dessen

Geburt gedankt habenDie Unterdrückung des göttlichen Subjects

bei isnädischen Namen passivischer Art wäre der Regel entsprechend.

Von der Elativform Ahmed wird genau dasselbe gelten.

Beide Namensformen, Mubammed wie Ahmed, eigneten sich

nun vermöge ihrer Bedeutungen ,der Gepriesene" und „der höher

oder am höchsten Gepriesene" für den Propheten vortrefflich zu

der Rechtfertigung seines Anspruchs auf die Messiaswürde. Sie

liessen sich von ihm oder seiuen haniphischen, jüdischen und christ¬

lichen Einhelfern ^), deren Eingreifen in die Offenbarungen des

Propheten apriorische Wahrscheinlichkeit hat, als Messiasprädikate in der Bibel finden. Das musste als eine durchschlagende Empfehlung

erscheinen. Der weuigstens den Namen Ahmed Jesu iu den Mnnd

legende Qoränspruch heisst: „'Isä, der Sohn Marjams, sprach: 0 ihr

Kinder Israel, fürwahr ich bin ein Gesandter Gottes zu euch, die

Offenbarung vor mir in der Thorah bestätigend und gute Botschaft

über einen Gesandten bringend , der nach mir kommen wird und

dessen Name Ahmed istDie auf beide Namen Bezug nehmende

Tradition des Ibn 'Abbäs aber lautet bei Sprenger: „Der Prophet

sagte : mein Name im Qorän ist derselbe wie in der Thorah, näm¬

lich Muhammed, und mein Name im Evangelium ist Ahmed *).*

Beschäftigen wir uns zuerst mit dem Namen Muhammed „in

der Thorah' , d. h. nicht etwa bloss „im Peutateuch' , sonderu „im

Alten Testament' überhaupt, so hat sich Sprenger von Deutsch,

dessen Wegzeiger vermuthlich d'Herbelot geweseu ist , belehren

lassen, seiue alttestamentliche Quelle werde Haggai 2, 7 sein:

D';'iiM~b3 rrian, was die Vulgata übersetzt: et veniet desideratus cunctis gentitlns. Ein feiner Einfall, denn die Deutuug des iai 'n auf den Messias ist die gangbarste geworden *") und die Gemeinsamkeit der 1) Sprenger S. 143—44. Muir p. 15—10, Anm. «oiss nach VAqidi nur von einem Dankgebet vor Gott.

2) Sprenger Bd. II, S. 349—89. G. Rösch, S. 419—20.

3) Qorän 61, G.

4) Sprenger Bd. I, S. 158.

5) d'Herbelot, Orient. Bibl. Bd. III. S. 441, Sp. 1.

6) Hengstenberg, Christologie des Alten Testaments: Zweite Ausgabe.

Berlin 1854 ff. Bd. III, 1. S. 226.

3 ;.; *

(7)

Wurzel hamd für das ärahische und hebräische Wort leugnet selbst¬

verständlich Niemand. Eine Abzweigung von dieser Combination

ist der Versuch Hirschfeld's, sie mit der Heranziehung der Anrede

Daniel's von einem Engel in Dan. 9, 23: MnN ninittn i3, und

10, 11 und 19: nin52n a*'«, zu ersetzen') fer kann sich jedoch

mit dem von Deutsch nicht messen, weil der Prophet im Qorän

sich um Daniel nicht kümmert und also auch kein Epitheton von

ihm entlehnt haben kann. Aber auch die Combination von Deutsch

erweist sich nicht als probehaltig, da, abgesehen davon, dass Mu¬

hammed arabisch uud nicht palästinisch-syrisch ist, also keinen

hebräischen Hintergrund hat, gerade die Septuaginta und die von

ihnen abhängige Peschittho eine Ausnahme von der beliebten Deutung des iai 'n bei Haggai auf den Messias machen, zwei Uebersetzungen,

welche als Provenienzen der beiden commerciellen und religiösen

Verkehrsziele Arabiens , Aegyptens und Syriens , jedenfalls einen

massgebenden Einfluss auf das religiöse Denken der arabischen

Juden und Christeu gehabt haben werden.

Sucht man dagegen einen anderweitigen Beleg für das Vor¬

kommen „des Geprieseneu" iu der Thorah , so tritt einem zunächst

Ps. 118, 26 entgegen: „Gelobt sei, der da kommt im Namen des

Herrn". Eine Stelle, deren frühe Anwendung auf den Messias durch

Matth. 23, 39 und Luc. 13, 35 verbürgt ist: „Ich sage euch: ihr

werdet mich von jetzt an nicht sehen, bis dass ihr sprechen

werdet: gelobt sei, der da kommt in dem Namen des Herm",

und deren Popularität in dem christlichen Syrien , der Bezugs¬

quelle der christlichen Kenntnisse des Propheten, durch die Gruft¬

inschrift gewährleistet ist: Bikoytifievog 6 ig^ouevog iv öv6-

^tccTi xvoiov &eug y.vgioc xal ini(favev t'juiv ^). Auf das

eiiXoyr/fxivog der Septuaginta in der besagten Psalmstelle konnte

der Name Muliammed von den Scbriftgelehrten in der Umgebung

des Propheten immerhin bezogen werden, und die koptisch-memphi-

tische Uebersetzung des Psalters würde durch ibre üebertragung

des Evi.oyrjfiivog mit einem Compositum vou cjuo-y, loben, hierzu

eine Parallele bieten'). Gegen diese Appellation an Ps. 118, 26

kanu man jedoch einwenden , der Prophet oder seiue Einhelfer

würden , wenn sie den Namen Muhammed in eiuer Psalmstelle ge¬

sucht hätten, nicht von einem Vorkommen desselben „in der Thorah",

sondern „in dem Zabür Dawüd" gesprochen habeu, denn so heisst

der Psalter im Qorän ^). Perner, dass die syrische üebersetzung

das hebräische '^^i?- mit die arabische iu allen ihren vor¬

ij Hirschfeld S. 71.

2) W. H. WnddiiigtoL, Inseriptions grecques et latines de la Sjrie. No. 2G61 a.

.31 M. G. Schwartze, Psalterium in dialectum copticae linguae memphiticam translatum. Leipzig 1843. S. 188. La Croze, Le.xicon aeg; ptiaco - latinum.

0.\onii 1775. S. 91.

4) Qonin 4. 17. 21. Sprenger Bd. II, S. 298.

(8)

Rösch, Die Namen des arab. Propheten Muhammed u. Ahmed. 439 0-

handeneu Bearbeitungen mit uS^L/c und die äthiop. mit

also mit „Gesegnet sei" und nicht mit „Gepriesen sei" wiedergeben.

Mögeu aber diese Momente auch noch so schwer gegen Ps. 118, 26

in das Gewicht fallen, die Lobpreisung des Messias „in der Thorah", d. h. im Alten Testament von den fünf Büchern Mosis an, steht fest.

Wenden wir uns der Aufklärung des Namens Ahmed „im

Evangelium" zu, so sind die muslimischen Ausleger in der Beziehung der Qoränstelle üher diesen Namen auf die Verheissung des Paraklets

im Johannesevangelium einig -). Diese Beziehung muss alt sein,

denn sie wird schon Waraqah , dem Vetter Khadigah's , iu den

Mund gelegtDie Verheissung des Paraklets kannten nun die

arabischen Juden und Christen zur Zeit des Propheten, nach der

Anführung von Ev. Job. 15, 23—16, 1 bei Ibn Ishäq (gestorben

151 H = 773—74 n. Chr.) zu urtheilen, noch nicht in einer voll¬

ständigen uud schriftlichen Uebersetzung, sondern nur in einer durch

einen jüdischen Kanal ihnen zugekommenen Tradition, wie Joh.

Gildemeister aus dem weder arabischen , noch syrischen , sondern

chaldäischen Tröster uU.s=U/5 bei Ibu Ishäq gegen Sprenger*) scharf¬

sinnig geschlossen hat ^). Wenn nun jüdischerseits der johanneische Paraklet mit dem chaldäischen N:7:n:7j,T r .. - : ' „unser Tröster", wieder-

gegeben wurde, so konnte das nur darum geschehen, um die Ver¬

heissung zu dem Beweis zu gebrauchen, dass Jesus uicht der wahre

Messias gewesen sei , soudern selbst diesen als einen erst noch zu

erwartenden Gottesboten nach ihm angekündigt habe , denn cn:'3

ist nach Schöttgen einer der vielen jüdischen Messiasnamen ''). Eine

Exegese, bei welcher dann die Person des Paraklets, der Heilige

Geist, entweder ignorirt oder unter dem Schutz von Jes. 57, 16

als in dem Messias verkörpert gedacht wurde '). Das hohe Alter

und normative Ansehen dieser jüdischen Exegese der Verheissung

des Paraklets erhellt daraus, dass auch schon Mäni, und zwar schon nach den Acta dispntationis Archelai, deren nach Kessler aramäisches, nach Nöldeke aber griechisches Original der ersten Hälfte des vierten Jahrhunderts angehört "), zur Rechtfertigung seines messianischen Anspruchs adoptirt und sich den Paraklet genannt hat '■•). Konnte

aber eine jüdische Reflexion über Jesus dem Propheten für seine

1) Psalterium aetliiopice. Basel. A. Dillmann, Lexieon linguae aethiopicae.

Leipzig 18G5. Suh voce.

2) Sprenger Bd. I, S. 158 3) Sprenger S. 127.

4) Ebendaselbst S. 131.

5) Jo. Gildemeister, De evangeliis in Arabicum e simplici syriaca trans¬

latis commentatio academica. Itonn 18G5. S. 30—31, Anm.

6) Christiani Schoettgenii Horae hebraicae et talmudicae. T. II, pag. 18, No. 32.

7) Ebend. pag. 9, No. 7.

8) Kessler Bd. I, 106 — 71. Nöldeke, ZDMG. Jahrg. 1889. .S. 537—38.

9) Kessler S. 119. 318. 354— 5G.

(9)

Zwecke willkommener sein, als diese? Denn nsnrpirte er einmal

die Messiaswürde, so hatte er ja in der jüdischen Deutung des

Paraklets eine treffliche Handhabe für seine Anmassung, und konnte

er sie auf Grund von Ps. 118, 26 im Einzelnen oder auf Grund

der messianischen Weissagungen im Ganzen mit seinem Namen

Muhammed biblisch rechtfertigen, so durfte er als der von seinem

Vorgänger Jesus in der Verheissung des Paraklets angekündigte

künftige höhere Gesandte Gottes ,nach dem Evangelium' sich auch

noch den schon vor ihm, wenu auch selten, gebräuchlichen elativen

Parallelnamen eines Ahmed oder höher als Jesus Gepriesenen an¬

eignen. Hierzu mag ihn die griechische Gelehrsamkeit seiner Lehrer

inspirirt haben, welche den )^,AjD;3 der Peschittho sicher so ge¬

wiss als die späteren Ausleger im Isläm ') in dem profanen ntgi-

xXvTüg statt in dem bibhschen nagaxlr/TOS gesucht haben werden,

um es mit Ahmed auszugleichen , und das schwerlich mit absicht¬

lichem Betrug, sondern eher in naiver Selbsttäuschung, zu der ihnen

die Aussprache des Eta als Jota den Anlass gegeben haben kann.

Der Name Ahmed blieb übrigens stets auf das theoretische

Gebiet beschränkt, davon dass er als Wechselname für Muhammed

in das praktische Leben eingedrungen sei , haben wir nur in dem

eingangs erwähnten Schwanken der Ueberlieferung über den Kindes¬

namen des Propheten zwischen Muhammed und Ahmed eine irre¬

führende Spur, welche nur aus der Vermengung vou Theorie und

Praxis des Propheten erklärlich ist, denn in der nüchternen Wirk¬

lichkeit hiess der Prophet nie anders als Muhammed, der Sohn des

'Abd-AUäh. So wurde er von den heidnischen Qoreischiten genannt,

indem sie seine Anmassung, in dera Friedensinstrument, sich den

Gesandten Gottes nennen zu wollen, zurückwiesen, und zu diesem

Namen bequemte er sich endlich diesen gegenüber selbst , wie die

Tradition erzählt -). Würden die Peinde ihn Muhammed genannt

haben, wenn er sich selbst erst den Juden, Christen und Haniphen

gegenüber diesen Namen gewählt hätte? '0 Mwäput& , ö viog

toi) 'AuTiTuvkäx y heisst er endlich iu dem griechischen Text des

von ihm dem Sinaikloster ausgestellten Sehutzbriefes , also in

einer zeitgenössischen Urkunde.

Also ist Muhammed der Name gewesen , den der Prophet als

Kind , gleichgiltig von wem , empfangen , aber als Manu für den

Zweck der Usurpation der Messiaswürde verwerthet und mit dem

Synonymura Ahmed theoretisch combinirt hat.

1) d'Herbelot S. 441, Sp. 2. Gagnier J. I, p. XX. Sprenger S. 158.

Muir Vol. 1. p. 16; 11, p. 313.

2) Sprenger Bd. II, S. 399 — 400.

3) Michael Eneman, Resa i Orienten 1711—12. Utgifven af K. U. Ny- lander. Upsala (ohne Jahreszahl). Scnare delen Sinai halfön och Palestina. S. 69.

(10)

441

Ueber einige bis jetzt nicht erkannte Mtlnzen aus der

letzten Omeij adenzeit.

Von G. Tan Vloten.

In den grösseren Catalogen arabischer Münzen findet man aus

den Jahren 127— 135 H. eine Gruppe verzeichnet, welche man

wegen ihrer besonderen Inschriften Abu Moslim oder wenigstens

der Abbasidischen Partei zuschreiben zu müssen gemeint hat.

Cf. Tiesenhausen, Monnaies des Khalifes orientaux Petersb 1873,

p. 63 seqq., 281. Stickel, Handbuch zur morgenl. Münzkunde

p. 20, 40. Lavoix, Catalogue des Monn. Musulm. de la Biblioth.

Is^at. p. 132, 489 (Partisans Abbasides). Stanley Laue Poole Cat.

of the Orient, coins of the Brit. Mus. I, 33, IX, 37 (Abu Moslim).

Der von Stanley Lane Poole angefertigte Catalog der Guthrie'scben Sammlung war mir leider nicht zugänglicb.

Es sind von diesen Münzen, so viel mir bekannt, bis jetzt

17 verschiedene publicirt mit folgenden Prägeorten und Jahres¬

zahlen :

Kufa 128, Djaij (Alt-Ispahän) 127, 128. 129, Mähi (wahrsch.

Hamadhän')) 129, HamadhAn 129, Taimara (bei Ispahän) 128, Reij

129, 131, Djordjän 130, Räm Hormoz 128, Istacbr 129, Balch

130, 131, Merw 131, 133, 134.

Allein die erste (Kufa 128) hat die Inschrift .^Jü ^! ^sC^

die anderen führen sämmtlich den au die Aussprüche der Haschimiten erinnernden Qoranvers

^^^flJ! j H^yJ\ xJlc *3ÜL>~I ^ ^Vj

die aus Merw ausserdem noch den Namen Abu Moslim's (w U/«

^JUwo j_^^^t oder ^JLwi ^^j ^^Us»-^.jS O^).

1) So dip Numismatiker, ich weiss nicht aus welchem Grunde. Ob der Name ^^l^ vielleicht aus ^^-jLj^^ (""^ Faqih 114, Istakhri 29, 34, 88) abgekürzt ist?

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