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Eidgenössische Forschungsanstalt WSL (Ed.). (2010). Landschaftsqualität. Konzepte, Indikatoren und Datengrundlagen. Forum für Wissen: Vol. 2010. Forum für Wissen 2010. WSL Birmensdorf: Eidgenössische Forschungsanstalt WSL.

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Landschaftsqualität

Konzepte, Indikatoren und Datengrundlagen

Eidgenössische Forschungsanstalt WSL CH-8903 Birmensdorf

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Landschaftsqualität

Konzepte, Indikatoren und Datengrundlagen

Eidgenössische Forschungsanstalt WSL CH-8903 Birmensdorf

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Forum für Wissen ist eine Veranstaltung, die von der Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL durchgeführt wird. Aktuelle Themen aus den Arbeitsgebieten der Forschungsanstalt werden vorgestellt und diskutiert. Ne- ben Referenten aus der WSL können auswärtige Fachleute beigezogen werden.

Gleichzeitig zu jeder Veranstaltung «Forum für Wissen» erscheint eine auf das Thema bezogene Publikation.

Verantwortlich für die Herausgabe Prof. Dr. James Kirchner, Direktor WSL

Wir danken folgenden Personen, welche sich als Reviewer zur Verfügung stellten, für die kritische Durchsicht der Beiträge und die hilfreichen Kommentare: Janine Bolliger, Matthias Bürgi, Barbara Degenhardt, Manuela Di Giulio, Felix Kienast, Peter Longatti, Josef Senn, Silvia Tobias, Otto Wildi und Ulrike Wissen.

Managing Editor Ruth Landolt

Herstellung des Tagungsbandes Sandra Gurzeler

Druck Sihldruck AG Zitierung

Eidgenössische Forschungsanstalt WSL (Hrsg.) 2010: Landschaftsqualität.

Konzepte, Indikatoren und Datengrundlagen. Forum für Wissen 2010: 67 S.

ISSN 1021-2256

Bezugsadresse WSL Shop Zürcherstrasse 111 CH-8903 Birmensdorf http://www.wsl.ch/eshop/

© Eidgenössische Forschungsanstalt WSL Birmensdorf 2010

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Vorwort

Kleinräumig strukturierte Landschaften wie sie die Schweiz über weite Flächen bietet, sind wichtige Ressourcen für alle. Landschaften können verschiedene Funktionen einnehmen, je nachdem, ob es sich um Alltagslandschaften, touristisch attraktive Landschaften, oder Landschaften handelt, die besonderen Umweltan- liegen wie zum Beispiel der Biodiversität dienen. Die verschiedenen Funktionen einer Landschaft können eine wichtige Grundlage im Landschaftsmanagement sein, um Synergien oder mögliche Konflikte aufzuzeigen. Diese Multifunktiona- lität neutral zu erfassen und daraus die Qualität einer Landschaft abzuleiten, zu beschreiben und unter heutigen und sich ändernden Umweltbedingungen zu er- halten oder gar zu verbessern, sind daher zentral. Die entsprechende Umsetzung ist jedoch nach wie vor eine grosse Herausforderung für beide, Wissenschaft und Praxis. Was ist unser Verständnis von Landschaftsqualität? Wie lässt sich Land- schaftsqualität messen? Welche wissenschaftlichen Konzepte liegen dem Thema Landschaftsqualität zugrunde? Welche Datengrundlagen werden gebraucht? Die- se Fragen werden im Rahmen des Forums für Wissen 2010 im Dialog zwischen Praxis und Wissenschaft erarbeitet.

Dieser Tagungsband umfasst Beiträge, die im Rahmen des Forums für Wissen 2010 zum Thema Landschaftsqualität – Konzepte, Indikatoren und Datengrund- lage erarbeitet wurden. Anhand ausgewählter Beispiele wird das Thema Land- schaftsqualität aus landschaftsökologischer, sozialwissenschaftlicher Sicht und aus Sicht von Umsetzung und Planung diskutiert. Exponenten aus Wissenschaft und Praxis zeigen, welche Rolle die Qualität der Landschaft zum Beispiel für die Gesundheit spielt oder welche Kleinstrukturen für die Erfassung der Alltagsland- schaftserfassung wichtig sein können. Neben konkreten Ergebnissen kantonaler und nationaler Landschaftsbeobachtungsprojekten werden ausserdem methodi- sche Themen diskutiert wie zum Beispiel der Einsatz virtueller Landschaften in der Planung.

Wir möchten uns bei folgenden Personen herzlich bedanken, ohne deren Hilfe diese Tagung nicht hätte zustande kommen können:

Leitungsteam: Matthias Bürgi, Anna Hersperger, Rolf Holderegger, Marcel Hun- ziker, Felix Kienast, Silvia Tobias

Tagungsorganisation und Tagungssekretariat: Susanne Raschle, Sandra Gurzeler, Ruth Landolt, Peter Longatti

Birmensdorf, im November 2010 Janine Bolliger, Tagungsleitung James Kirchner, Direktor WSL

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Vorwort

Inhalt Seite

Vorwort 3

Landschaftsdienstleistungen: ein taugliches Konzept für Forschung 7 und Praxis?

Felix Kienast

Landschaftsbeobachtung Schweiz (LABES): Konzept für ein langfristiges 13 Monitoring

Gilbert Thélin und Ueli Roth

Die möblierte Landschaft: Bänke, Schilder, Robidogs und weiteres mehr 25 in der periurbanen Alltagslandschaft

Anna M. Hersperger, Dominik Langhamer und Thomas Dalang

Die Bedeutungen der Landschaft für den Menschen: objektive Eigenschaft 33 der Landschaft oder individuelle Wahrnehmung des Menschen?

Marcel Hunziker

Die Bedeutung der Landschaft für die menschliche Gesundheit – 43 Ergebnisse neuster Untersuchungen der WSL

Nicole Bauer und Dörte Martens

Landschafts- und Projektvisualisierung: Technische Möglichkeiten 53 und sinnvolle Anwendung

Alexander Mathys

Virtuelle Landschaften zur partizipativen Planung der Landschafts - 59 entwicklung – Einsatz und Nutzen von 3D Landschaftsvisualisierungen

in Planungsworkshops

Ulrike Wissen Hayek und Adrienne Grêt-Regamey

Forum Früherkennung Biodiversität und Landschaft 67 Matthias Stremlow

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Landschaftsdienstleistungen: ein taugliches Konzept für Forschung und Praxis?

Felix Kienast

WSL Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft, Zürcherstrasse 111, CH-8903 Birmensdorf felix.kienast@wsl.ch

Beflügelt durch die breite Anwendung des Konzepts der Ökosystemdienstleistun- gen («Ecosystem Goods and Services») in der Nachhaltigkeitsdebatte, setzt sich das vergleichbare Konzept der Landschaftsdienstleistungen in der Landschaftsfor- schung und -praxis immer mehr durch. Die beiden sehr ähnlichen – und in meinem Referat vereinfachend als identisch betrachteten – Konzepte bestechen durch den fachübergreifenden Ansatz und die Systematik, mit der die Dienstleistungen er- fasst werden. Diese konzeptionellen Stärken sind für die Landschafts- und Raum- planung eine grosse Hilfe. Es gibt aber auch kritische Stimmen, die den Konzepten die Praxistauglichkeit absprechen und zum Beispiel davor warnen, dass die für die Operationalisierung benötigten, quantitativen Modelle und die Monetarisierun- gen auf methodisch wackeligen Füssen stehen.

1 Einleitung

Umwelt- und Planungswissenschaften ringen seit Jahrzehnten mit dem Begriff Landschaft. Populär ausgedrückt ist Landschaft ein Stück Land, welches das Auge auf einmal wahrnehmen kann (Kienast et al. 2007). Aber Land- schaft ist mehr als nur ein visueller Ein- druck: gemäss Haber (2002) stammt Landschaft vom altgermanisch «lant- scaf» ab, «scaf» entwickelte sich zu eng- lisch «shape» und deutsch «schaffen».

Somit ist Landschaft das vom Men- schen gestaltete Land. Landschaft als visuellerlebbare Dimension war über Jahrhunderte keine bewusst gestalte- te «Dienstleistung», sondern ein Bei- produkt der im Vordergrund stehen- den Versorgung mit Nahrungsmitteln, einer heute auch als «pro visional good»

bezeichneten Ökosystemdienstleistung (bucHecKer et al. 2003; MA 2005). Die bewusst gestaltete und später auch tou- ristisch vermarktete Landschaft hatte ihren Anfang in der Aufklärung (Ide- al des englischen Landschaftsgartens), kulminierte in den Parkgestaltungen der Grossstädte des 19. Jahrhunderts (Central Park in New York) und ist heute ein fester Bestandteil der Land- schafts- und Raumplanung.

Die Landschafts- und Raumplanung der 1970er und 1980er Jahre wies der

Landschaft verschiedene (potenziel- le) Funktionen zu, die meist kartogra- phisch festgehalten wurden. Damit war die Landschafts- und Raumplanung ei- gentlich bereits sehr nahe am Konzept der Landschaftsdienstleistungen, auch wenn sie die landschaftsspezifischen Funktionen noch nicht als Dienstleis- tungen benannte. Erst das Konzept der Ökosystemdienstleistung, das sich nach 1990 mehr und mehr durchsetzte, ebne- te dem Konzept der Landschaftsdienst- leistungen den Weg.

2 Die Konzepte der Öko- system- und Landschafts- dienstleistungen

Die Promotoren des Konzepts der Ökosystemdienstleistungen der 1990er Jahre (Robert Costanza, Charles Per- rings, Gretchen Daily) griffen wichtige, in den 1960er Jahren formulierte The- sen der Umwelt- und Ressourcenöko- nomie wieder auf (turner et al. 1994).

Diese forderten, dass die in der reinen neoklassischen Ökonomie nicht mone- tarisierten Naturwerte als handelba- re Güter in den Wirtschaftskreislauf einfliessen sollten. Konsequenterweise waren die in den 1990er Jahren publi- zierten Studien dominiert durch Arbei-

ten, welche den Nutzen der Ökosyste- me für den Menschen klassifizierten, quantifizierten und monetarisierten (costanza et al. 1997; Grêt-reGamey

und Kytzia 2007; Gomez-baGGetHun

et al. 2010). Das Millenium Ecosys- tem Assessment (MA 2005) war dann der durchschlagende Erfolg des Kon- zeptes. Unterstützt durch die interna- tionalen Organisationen wurden viel beachtete Berichte verfasst, wie die Ökosystemdienstleistungen zu klassi- fizieren und in Nachhaltigkeitsbewer- tungen einzubeziehen seien. Die kon- krete Umsetzung des Konzeptes in die Praxis, welche sowohl die Monetari- sierung als auch die räumlich explizite Analyse der potenziellen und aktuell genutzten Dienstleistungen umfassen, haben sich aber als sehr zeitaufwändige und anspruchsvolle Arbeiten heraus- gestellt. So sind auch heute noch vie- le praktische Probleme ungelöst, zum Beispiel: «Wie berechnet man Ökosys- temdienstleistungen flächendeckend?»

(Kienast et al. 2009); «Wie extrapo- liert man bestehende Bewertungen von einem Ökosystem zum anderen?»

(troy und Wilson 2006) oder «Wie sieht eine Ökosystemdienstleistungs- Buchhaltung konkret aus?»

Ab 2005 erschienen mehrere Ar- beiten, welche in Analogie zu den Ökosystemdienstleistungen Land- schaftsdienstleistungen propagierten (burKHard et al. 2009; temorsHuizen

und opdam 2009). Das Konzept fand und findet Eingang in die Landschafts- planungspraxis der Schweiz und welt- weit (clemens 2001; Ecoplan 2009;

Webressource 1, 2, 3). Auch in der Dis- kussion über die Weiterentwicklung des schweizerischen Direktzahlungssys- tems für die Landwirtschaft finden die Landschaftsleistungen einen promi- nenten Platz (ricHner Kalt 2010).

Obwohl einige Autoren Ökosys- temdienstleistungen und Landschafts- dienstleistungen als zwei unterschied-

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4 Relevanz einiger

Forschungs- und Anwen- dungsdefizite aus eigener Sicht

Defizit 1: Die momentane Erfassung der Landschaftsleistungen ist sehr statisch («equilibrium framework») und ver- nachlässigt sowohl die geschichtliche als auch die zukünftige Entwicklung (Kli- maänderung, Landnutzung). Zudem sind Landschafts- und Ökosystement- wicklungen unter sich verändernden Bedingungen kaum prognostizierbar und die Übertragbarkeit von Resultaten vom einen zum anderen Ökosystem ist extrem schwierig. Deshalb ist das Kon- zept der Ökosystemdienstleistungen in eine Sackgasse geraten (Defizit 1).

Die Kritik, die Erfassung der Ökosys- tem- und Landschaftsleistungen sei sta- tisch, trifft weniger für die Forschung, als vielmehr für die Planung zu. Letzte- re ist in dem Dilemma, Landschaftsleis- tungen aus rechtlichen Gründen an ein und demselben Ort und für lange Zeit- räume anzubieten oder zu erhalten, obwohl sich die Rahmenbedingungen laufend verändern. Deshalb sind dyna- mischen Landschaftsleistungen räum- lich und zeitlich enge Grenzen gesetzt.

Bevölkerungs- und Naherholungs- druck, Urbanisierung, Klimaänderung usw. werden uns zwingen, uns von stati- schen Schutz- und Planungskonzepten zu verabschieden. bürGi et al. (2010) zeigen am Beispiel des Limpachtals sehr eindrücklich, wie Landschaftsleis- tungen historisch gesehen je nach Wirt- schaftslage oder technischen Gegeben- heiten genutzt und gar forciert werden, oder aber auch wieder ungenutzt brach liegen. Es ist ein eindrückliches Bei- spiel dafür, wie man über historische Analysen zu einem Katalog von poten- ziellen Landschaftsleistungen eines Gebietes kommen kann.

Die Kritik an der Prognostizierbar- keit von Ökosystementwicklungen ist grundsätzlicher Art und zielt darauf ab, alles was mit prognostischen Risiken verknüpft ist, als wenig vertrauenser- weckend darzustellen. Dabei wird ver- gessen, dass es heute möglich ist, die prognostischen Risiken bei Ökosys- tem- und Landschaftsmodellen ziem- lich genau abzuschätzen (siehe z. B.

Wildi und orlóci 2007 oder GHosH

Ferner wird bemängelt, dass

die Methodik der Erfassung der gegen- seitigen Beeinflussung der Ökosys- temdienstleistungen (trade-offs) kaum entwickelt sei (Haines-younG and potscHin 2009; Kienast et al. 2009;

Willemen et al. 2008; bolliGer und Kienast (eingereicht) (Defizit 2).

Einige Autoren (z. B. le maitreet al.

2007) erwähnen, dass

Landschaftsdienstleistungen im Bereich der sozialen, ästhetischen und gesund- heitlichen Werte in vielen Landschafts- evaluationen und Planungen unterver- treten seien (Defizit 3).

noorGaard (2010) bemerkt,

dass heute – wegen des Nachhaltigkeits- booms und der breiten Anwendung des Konzeptes der Ökosystemdienstleistun- gen – viele kleine, nachhaltige Projekte entstünden. Wegen fehlender nationaler/

internationaler Koordination sei unbe- kannt, ob das unkoordinierte Neben- einander von vielen kleinen Projekten Nachhaltigkeit auf kontinentaler und globaler Ebene bewirke (Defizit 4).

Noorgaards massivste Kritik ist aber, dass die Monetarisierung der Ökosys- temdienstleistungen auf einer nicht- nachhaltigen Wirtschaftsauffassung basiere und deshalb ein ungeeignetes Mittel zur Bewertung des Nutzens sei, den die Menschheit von den Ökosyste- men beziehe (Defizit 5).

In eine ähnliche Richtung zielt die Kri- tik, dass

die Methoden zur Erfassung der Han- delbarkeit von Ökosystemdienstleistun- gen unausgereift seien und es an partizi- pativen Ansätzen zur Umsetzung fehle (Defizit 6).

Eher technischer Art ist die Kritik, Dass sich räumlich explizite Analysen von Landschaftsdienstleistungen über grosse Räume kaum bewerkstelligen liessen mangels georeferenzierter Daten (Defizit 7).

liche Konzepte sehen (temorsHuizen

und opdam 2009), so haben sie m.E.

doch so viele Gemeinsamkeiten, dass ich in meinem Exposé die Konzepte als Einheit betrachte. Der grösste Unter- schied liegt vermutlich in der betrachte- ten Skala. Ökosystemdienstleistungen umfassen alle Skalen vom m2 bis zum Kontinent, während die Landschafts- dienstleistungen auf mittlere Skalen beschränkt sind (Bezirk, Region).

3 Forschungs- und Anwen- dungsdefizite des Konzepts der Ökosystem- bzw. Land- schaftsdienstleistungen Trotz breiter Anwendung der Kon- zepte der Ökosystem- und Land- schaftsdienstleistungen sind auch kri- tische Stimmen zu den gegenwärtigen Forschungs- und Anwendungstrends zu hören (eGoH et al. 2008; nielsen

und müller2009; seppelt et al. 2009;

noorGaard 2010). Einerseits werden Defizite in der Monetarisierung bzw.

der Verhandelbarkeit von Ökosys- temleistungen identifiziert, anderseits bemängeln die Kritiker die Methoden zur Modellierung bzw. Abschätzung der gegenseitigen Beeinflussung von Landschafts- und Ökosystemleistun- gen.

Aktuelle Zusammenstellungen von Forschungs- und Anwendungsdefizi- ten im Konzept der Ökosystemdienst- leistungen finden sich in bolliGer und Kienast (eingereicht) und noorGaard

(2010). Im vorliegenden Artikel nehme ich einige dieser Kritikpunkte auf und versuche, ihre Relevanz abzuschätzen.

Es wird z. B. von noorGaard (2010) bemängelt, dass

die momentane Erfassung der Land- schaftsleistungen sehr statisch sei («equi- librium framework») und sowohl die geschichtliche als auch die zukünftige Entwicklung (Klimaänderung, Land- nutzung) vernachlässige. Zudem seien Landschafts- und Ökosystementwick- lungen unter sich verändernden Bedin- gungen kaum prognostizierbar und die Übertragbarkeit von Resultaten vom einen zum anderen Ökosystem sei ext- rem schwierig. Deshalb sei das Konzept der Ökosystemdienstleistungen in eine Sackgasse geraten (Defizit 1).

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und Wildi 2007). Die Kritik trifft hun- dertprozentig zu für Modellresultate ohne statistische Vertrauensangaben sowie für Modellanwendungen, welche ohne Validierung Modellresultate vom einen zum anderen Ökosystem über- tragen. Ein Konzept als gescheitert zu erklären, nur weil Ökosystementwick- lungen schwierig prognostizierbar sind, scheint mir voreilig zu sein.

Defizit 2: Die Methodik der Erfassung der gegenseitigen Beeinflussung der Ökosystemdienstleistungen (trade-offs) ist kaum entwickelt.

Dieses Forschungsdefizit ist tatsächlich riesig und es ist nicht absehbar, wann entsprechende Methoden zur Verfü- gung stehen werden. Es ist denkbar, dass die Technik der Multikriterien- analyse (siehe z. B. roHde et al. 2006) so weiter entwickelt werden kann, dass unterschiedliche Landschaftsleistun- gen in einem Gebiet nicht nur verschie- den gewichtet werden können, sondern dass ihre tatsächlichen Wechselwirkun- gen («trade-offs») simuliert werden können.

Defizit 3: Landschaftsdienstleistungen im Bereich der sozialen, ästhetischen und gesundheitlichen Werte sind in vie- len Landschaftsevaluationen und Pla- nungen untervertreten.

Diese Untervertretung basiert zumin- dest teilweise auf der ungenügen- den Verfügbarkeit georeferenzierter Daten zu sozialen, ästhetischen und gesundheitlichen Landschaftsdienst- leistungen. GIS-Daten sind auch heu- te noch weitgehend naturwissenschaft- lich dominiert. Auch die nachweislich schwierige ökonomische Bewertung der sozialen, ästhetischen und gesund- heitlichen Landschaftsdienstleistun- gen, für welche kein real existierender Markt besteht, erschwert den Einbezug der sozialen und ästhetischen Leistun- gen in Landschaftsevaluationen (de

Groot2006; troy und Wilson 2006).

Die Kritik trifft keinesfalls auf die Kon- zeption moderner Landschaftsevalu- ationen Europas oder der Schweiz zu, welche soziale, ästhetische und gesund- heitliche Werte miteinschliessen. Im Landschaftsbeobachtungsprogramm LABES des Bundes haben z. B. rund ein Viertel aller Landschaftsindikato-

ren eine gesellschaftlich-ästhetische Komponente (Tabelle 1; Indikatoren Nr. 18, 21, 23, 24, 25, 26, 27, 28, 29, 30) und auch auf europäischer Ebene ist dieser Trend zu verzeichnen. Auch das englische Landschaftsbeobachtungs- programm (countryside-quality-counts, http://countryside-quality-counts.org.

uk/) weist eine Vielzahl von Land- schaftsleistungen aus dem gesellschaft- lichen Bereich auf.

Im Bereich der räumlich expliziten Modellierung von Naherholungspo- tenzialen hat die WSL in den letzten Jahren beachtliche Fortschritte erzielt (deGenHardt et al. 2010). Es ist gelun- gen, für einige Gemeinden allgemein gültige Präferenzen für Naherholung zu erfassen und das Naherholungspo- tenzial zu kartieren. Mit finanzieller Hilfe des BAFU wird eine gesamt- schweizerische Erhebung durchge- führt.

Defizit 4: Heute entstehen – wegen des Nachhaltigkeitsbooms und der breiten Anwendung des Konzeptes der Öko- systemdienstleistungen – viele kleine, nachhaltige Projekte. Wegen fehlender nationaler/internationaler Koordinati- on ist unbekannt, ob das unkoordinierte Nebeneinander von vielen kleinen Pro- jekten Nachhaltigkeit auf kontinentaler und globaler Ebene bewirkten.

Die Kritik an den vielen nachhaltig, aber unkoordiniert wirtschaftenden Regionen ist tatsächlich bedenkens- wert. Leider wird das Thema der Ska- lenabhängigkeit von nachhaltigen Pro- jekten in der Nachhaltigkeitsdebat- te kaum angegangen. Etwas anders in der Landschaftsforschung: Skalenbe- trachtungen existieren (z. B. liscHKe

et al. 2007), sie sind aber weniger von der Nachhaltigkeitsdebatte geprägt, als vielmehr von der Optimierungsfra- ge, also z. B. «Wie viele Naturschutzge- biete, Moorlandschaften oder Trocken- wiesen sind in einem grösseren Raum nötig, um einen bestimmten Artenpool zu erhalten?». Hier gibt es vielver- sprechende Optimierungsansätze, die auch monetäre Optimierungen mitein- schliessen. Ein neueres Beispiel für die Schweiz geben bolliGer et al. (einge- reicht) für das Inventar der Trocken- wiesen- und -weiden. Basierend auf einem mathematischen Optimierungs- algorithmus (MARXAN) kommen die

Autoren zum Schluss, dass 136 TWW- spezifische Rote-Liste-Pflanzen theore- tisch mit rund 20 Prozent der Flächen und 15 bis 20 Prozent der heute benö- tigten Kosten erhalten werden könn- ten.

Defizit 5: Die Monetarisierung der Öko- systemdienstleistungen basiert auf einer nicht-nachhaltigen Wirtschaftsauffas- sung und ist deshalb ein ungeeignetes Mittel zur Bewertung des Nutzens, den die Menschheit von den Ökosystemen bezieht.

Die Diskussion des Defizits 5 würde den Rahmen dieses Einführungsrefe- rates sprengen, deshalb wird hier nicht darauf eingegangen.

Defizit 6: Die Methoden zur Erfassung der Handelbarkeit von Ökosystem- dienstleistungen sind unausgereift und es fehlt an partizipativen Ansätzen zur Umsetzung.

Ähnlich wie Defizit 5 sprengt die- se pauschale Kritik den Rahmen des Referates. Es ist gewiss so, dass es erst ansatzweise Methoden gibt, mit denen sich Ökosystemdienstleistungen han- deln lassen. Dieses allgemeine Defizit reicht aber m.E. nicht aus, um das Kon- zept der Ökosystemdienstleistungen als Ganzes in Frage zu stellen. Was die partizipativen Methoden anbelangt, ist festzustellen, dass diese in der Land- schaftsplanung vieler Industrieländer hoch entwickelt sind und heute inte- grierte Bestandteile jedes LEKs und auch anderer Landschaftsschutzbe- strebungen inkl. Flussrevitalisierungs- programmen sind (bucHecKer et al.

2003; JunKer et al. 2008). Ihre Stärke ist es, die verschiedenen Ansprüche der Akteure an die Landschaft zu erfassen und Konsenslösungen zu entwickeln.

Die partizipativen Methoden sollten also mit wenig Aufwand für die Ver- handlungen von Ökosystemleistungen angepasst werden können.

Defizit 7: Räumlich explizite Analysen von Landschaftsdienstleistungen über grosse Räume lassen sich kaum bewerk- stelligen mangels georeferenzierter Daten.

Dieses Defizit ist beträchtlich und es braucht grosse Anstrengungen bezüg-

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Tab. 1. Übersicht über die im Rahmen der Landschaftsbeobachtung Schweiz (LABES) bearbeiteten (Serie 1) bzw. noch vorgesehenen Indikatoren (Serie 2), gruppiert nach den Themenbereichen gemäss Grundlagenbericht «Landschaft 2020» des BAFU (Quelle: BAFU im Druck).

Themenbereich Nr. Indikatoren Serie

Quantitativer und qualitativer

Bodenerhalt 1 Veränderung der Waldfläche 1

2 Veränderung der Landwirtschaftsfläche 1

3 Bodenverbrauch für Bauten 1

4 Bodenverbrauch für Infrastrukturanlagen 1

5 Bodenverbrauch für Intensivkulturen 2

7 Bodenversiegelung 1

8a Gebäudebestand ausserhalb der Bauzonen 1

9 Landschaftszerschneidung 1

18a Gebäudeflächen ausserhalb Bauzonen 1

36 Landschaftszersiedelung 1

Nutzungsvielfalt der Lebens- und Erlebnisräume

1a Veränderung der Waldrandlängen 2

2a Nutzungsvielfalt der Landwirtschaftsfläche 1

11 Ökomorphologie der Gewässer 1

19 Entwicklung ökologisch wertvoller Landschaftselemente 1

20 Abstand zu zentralen Dienstleistungen 2

31a Gewässeranteil frei begehbar 2

31b Nicht dauernd bewohnte Wohnungen 2

32 Anlagefreie Gebiete 2

32a Stille Erholungsgebiete 2

35 Erschliessung mit Fuss- und Wanderwegen 2

Ausgleichsräume für Natur und Kultur

15 Fläche der naturüberlassenen Gebiete 1

16 Anteil ökologischer Ausgleichsflächen 1

17a Sömmerungsweiden 1

17b Extensiv genutzte Waldflächen 1

Landschaft als Heimat 14 Lichtemissionen 1

18 Besondere regionaltypische Bewirtschaftungsformen 2

21 Landschaftsqualität im Wohnumfeld 2

23 Identifikation und Heimatgefühl 2

24 Landschaftsbild 2

25 Landschaftsidentität (Eigenart und Ablesbarkeit der natur- und

kulturgeschichtlichen Identität einer Landschaft) 2

26 Vielfalt 2

27 Mysteriosität 2

28 Lesbarkeit 2

29 Faszination 2

30 Authentizität 2

Landschaftserhaltung als Bundesaufgabe

6 Landschafts- und Naturschutzgebiete 1

6a Naturpärke 2

33 Öffentliche Gelder für Schutz 1

34 Öffentliche Gelder für ökologischen Lastenausgleich 1

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explizite Aussagen über Landschafts- dienstleistungen grösserer geographi- scher Räume machen zu können. Ein Beispiel auf europäischer Ebene lie- fern Kienast et al. (2009), welche ver- suchen, Ökosystemdienstleistungen für Europa auf der Basis der Landnutzung und verschiedenster anderer Parame- ter zu kartieren.

Fazit: Trotz einiger berechtigter Kritik- punkte am Konzept der Ökosystem- dienstleistungen und grösserer For- schungsdefizite ist das Konzept tauglich für die Landschaftsplanung. Es kann als Weiterentwicklung des Konzeptes der multifunktionalen Landschaft angese- hen werden (brandt und VeJre 2004).

Die konzeptionell starken Punkte sind die Systematik, mit der die Dienstleis- tungen erfasst werden und der fach- übergreifend, holistische Ansatz. Gera- de für die Landschaft, welche in Politik und Planung departementsübergrei- fend angegangen werden muss, ist das Konzept daher gut geeignet. Auch wenn viele Monetarisierungsmethoden noch in den Kinderschuhen stecken und die räumlich-dynamische Analyse von Landschaftsdienstleistungen gera- de erst angelaufen ist, wäre es zu früh, das Konzept nun wieder aufzugeben.

Im Gegenteil, innovative Arbeiten sind jetzt gefragt zu Themen wie Nachhal- tigkeitsbilanz von Kleinprojekten im nationalen und internationalen Kon- text oder grossräumige Analysen zu potenziellen und tatsächlich genutz- ten Landschaftsdienstleistungen. Äus- serst wichtig wird es auch sein, Metho- den zur Analyse der Wechselwirkun- gen von Landschaftsdienstleistungen zu entwickeln. Ferner muss die Praxis zusammen mit der Forschung Wege fin- den, die aus der statischen Betrachtung der Landschaftsdienstleistungen weg- führen.

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Abstract

Landscape services: a feasible concept for research and practical implementation?

In the last decade, the concept of ecosystem goods and services has become a widely adopted assessment framework in research and practice. Recently, se veral authors have advocated spatially explicit service assessments at the landscape scale and promoted the concept of landscape services. As a result, the latter is in- creasingly being adopted by designers of landscape and spatial planning concepts.

As the ecosystem service and the landscape service concepts are so closely related, I treat them as identical in my presentation. Despite being used widely, both concepts are criticized for not being able to deliver proper monetizing methods and for lacking knowledge transfer. In my presentation I provide a short overview of the current state of the debate and discuss deficits and pitfalls of the concepts. I conclude that certain points that meet with criticizm in the debates are indeed justly criticized and need improvement. The conceptual strengths of the two approaches however, e.g. the interdisciplinary character and the stringently systematic character of service assessment, are important components of up-front landscape and spatial planning efforts.

Keywords: ecosystem goods and services, landscape services, spatial planning, landscape protection, spatially explicit modelling, georeferenced data, landscape indicators, scale dependency, monetizing methods

(15)

Landschaftsbeobachtung Schweiz (LABES):

Konzept für ein langfristiges Monitoring

Gilbert Thélin1 und Ueli Roth2

1 Hangweg 21, CH-3098 Köniz

2 Sigmaplan AG, Thunstrasse 91, CH-3006 Bern thegil@bluewin.ch, uroth@sigmaplan.ch

Landschaften sind das Resultat des Zusammenspiels von Natur und menschlicher Nutzung, Tradition und Kultur. Charakteristisch für Landschaften ist ihr ständi­

ger Wandel. Dieser wird im Rahmen des Landschaftsbeobachtungsprogramms LABES (2007–2013) anhand von 39 Indikatoren verfolgt, die folgende Themen­

bereiche abdecken: Finanzen; Flächennutzung; Habitat; Landschaftsästhetik; Luft, Lärm und Licht; Struktur; Wasser; Wohnqualität und Identität. Das Projekt LABES ist das Produkt aus einem dreissigjährigen Prozess in welchem ältere, neuere und neuste Erhebungsmethoden nebeneinander Platz finden.

1 Einleitung

Landschaften bilden räumlich die gelebte und erlebte Umwelt des Men- schen, welche ihm als Individuum sowie der Gesellschaft die Erfüllung physischer und psychischer Bedürf- nisse ermöglicht. Landschaften haben dabei als Ressource unterschiedliche Funktionen. Sie sind Lebensraum für Menschen, Tiere und Pflanzen, viel- fältiger Erholungs- und Identifikati- onsraum sowie räumlicher Ausdruck des kulturellen Erbes. Zudem leisten sie einen Beitrag zur Wertschöpfung.

Landschaften entwickeln sich aufgrund von Prozessen wie geologischer Dyna- mik, Bodenentwicklung, Klima, Was- ser, Luft, Licht, Fauna- und Floraverän- derungen im Zusammenspiel mit der menschlichen Nutzung und Gestaltung.

Landschaften wandeln sich laufend.

In den letzten Jahrzehnten haben die veränderten technischen, wirtschaft- lichen und sozialen Bedingungen zu einem anhaltenden Druck auf die natürlichen Lebensgrundlagen geführt.

Landschaften verlieren vielerorts ihre natürlichen und kulturellen Qualitäten.

Die bedeutendsten Einflüsse dafür sind die Ausdehnung der Siedlungs-, Pro- duktions- und Verkehrsflächen sowie die Intensivierung der Nutzung insbe- sondere in der Landwirtschaft.

Mit diesem Landschaftsverständnis hat das Bundesamt für Umwelt (BAFU) das Landschaftsmonitoring Schweiz (LABES) unter Beizug von Exper- ten konzipiert und 2010 Resultate zur 1. Serie mit 18 von 39 Indikatoren prä- sentiert (Tab. 1).

2 Hintergrund

2.1 Landschaft unter Druck

Angefangen hat das nationale Land- schaftsmonitoring bereits vor etwa dreissig Jahren. Unter dem Titel «Land- schaft unter Druck» haben das Bun- desamt für Raumentwicklung (ARE) und das BAFU die Entwicklung der Landschaftsqualität anhand ausge- wählter Landschaftselementen verfolgt (ARE und BUWAL 1991). Alle sechs Jahre wird ein jedes Kartenblatt der Landeskarte 1:25 000 durch ein neues ersetzt. Die Veränderungen zwischen dem alten und dem neuen Kartenblatt wurden ursprünglich bei der Eidg.

Landestopographie (heute Swisstopo) auf sogenannten Feldkartons farbig dargestellt. Die Idee von «Landschaft unter Druck» war, in einem Stichpro- benverfahren landesweit 256 Flächen-

ausschnitte à 12 km2 zu bestimmen, darin die in den Feldkartons festgehal- tenen Landschaftsveränderungen visu- ell zu erfassen, zu digitalisieren und hochzurechnen. Bis heute gibt es vier Beobachtungsperioden: 1972–1983, 1978–1989, 1984–1995 und 1989–2003.

In den definierten Stichprobenflächen (Abb. 1) wurden die Veränderungen anhand von Signaturen erfasst und auf Teilräume (Landschaftsräumen, Kan- tonsgruppen) sowie die ganze Schweiz hochgerechnet. Dabei wurden folgen- de Schlüsselmerkmale erfasst:

– Kleinstrukturen – Wald

– Fliessgewässer

– Stillgewässer und Feuchtgebiete – Geländeformen extensiv genutzte

oder brachgelegte Flächen – Nutzungsmuster der Land- und

Forstwirtschaft

– Verkehrsanlagen und Infrastruktur Ausgewertet wurde aus Gründen der Stichprobengrösse nach sechs Kan- tonsgruppen und nach den vier Land- schaftsräumen: Hochalpen, Bergge- biet, Mittellland und Agglomerationen (ARE und BUWAL 1991). Diese Sig- naturenauswertung ergänzte die Areal- statistik welche stichprobenartig Hekt- aren einer Nutzung zuspricht und dann mittels Hochrechnung Flächenhafte Nutzungen in der Schweiz erhebt (BFS 2005). Bei der 3. Fortschreibung (Perio- de 1989–2003) gab es einen Methoden- wechsel: die Landschaftsveränderun- gen wurden direkt aus digitalen Vek- tordaten von Swisstopo erfasst (ARE und BAFU 2007). Damit konnte die sehr zeitaufwändige, manuelle Karten- interpretation zugunsten eines schnel- len, skalierbaren, leicht zu validieren- den und nachvollziehbaren GIS-Aus- wertungsprozesses ersetzt werden.

(16)

tet (bertiller et al. 2007). Um den Grad der Landschaftszerschneidung zu messen wird die Messgrösse «effekti- ve Maschenweite» verwendet (JaeGer

2000). Sie drückt die Wahrscheinlich- keit aus, dass zwei zufällig gewählte Beispiel erste Erfahrungen mit solchen

GIS-basierten Methoden beim Thema Landschaftszerschneidung gemacht.

Das Forschungsprojekt «Landschafts- zerschneidung Schweiz» wurde vom BAFU mitfinanziert und mit beglei- 2.2 Leitbild Landschaft 2020 –

konzeptioneller Hintergrund zu LABES

Im Leitbild Landschaft 2020 hat das BAFU zusammen mit Experten aus den Kantonen und der Wissenschaft Ziele für eine nachhaltige Landschaft- entwicklung formuliert und gleichzei- tig ein Set mit Kriterien und Indikato- ren für die Überprüfung der Zielerrei- chung entwickelt (BUWAL 2003). Die Absicht war dabei – ausgehend von der Landschaftdefinition – die Landschaft so umfassend wie möglich abzubilden.

Ein besonderes Augenmerk wurde dabei auch auf die Berücksichtigung der qualitativen Elemente, wie zum Beispiel Naturnähe von Fliessgewäs- sern, Landschaftsbild, Wohlbefinden in der Wohnumgebung, Schönheit, Eigen- art und Ablesbarkeit der natur- und kulturgeschichtlichen Identität gerich- tet (stremloW et al. 2003). Gleichzeitig stehen heute gegenüber dem rudimen- tären Ansatz von «Landschaft unter Druck» mit dem vorliegen digitaler Landeskarten ganz neue GIS-basierte Auswertungsmöglichkeiten zur Verfü- gung. Neben der 3. Fortschreibung von

Landschaft unter Druck wurden zum Abb. 1. Die Stichprobenflächen von «Landschaft unter Druck».

Abb. 2. Beispiele: Kartenauswertung der Beobachtungsperiode 1989–2003.

Hochalpen Berggebiet Mittelland Agglomerationen Stichprobe

(17)

Punkte in einer ausgewählten Gebiets- einheiten verbunden sind, das heisst, nicht durch Barrieren wie Verkehrswe- ge oder Siedlungen getrennt sind.

3 LABES – Konzept und Indikatoren

Im Rahmen der Arbeiten des BAFU für die Nationale Umweltbeobachtung Schweiz (NUS) wurde zusammen mit kantonalen Vertretern für den Bereich

«Landschaft» der Indikatorenvor- schlag aus Landschaft 2020 angepasst, angereichert und die zu verifizieren- den Aussagen festgelegt. Im Rahmen einer Forschungszusammenarbeit zwi- schen BAFU und WSL wurden 39 Indi- katoren hinsichtlich einer Operationa- lisierung und Parametrisierung über- prüft, detailliert und komplettiert. Die Indikatoren sind neun Themen zuge- ordnet: Erholung; Finanzen; Flächen- nutzung; Habitat; Landschaftsästhetik;

Luft, Lärm und Licht; Struktur; Wasser;

Wohnqualität und Identität. Ausser- dem sind die Indikatoren auf das vom BAFU bevorzugte DPSIR Modell abgestimmt: D) Driving forces; P) Pres- sure; S) State; I) Impact; R) Responses;

S) State. Die entsprechende Zuord- nung ist im Appendix 1 aufgelistet. Je nach Verfügbarkeit der Daten umfas- sen die einzelnen Indikatoren unter- schiedliche Beobachtungszeiträume.

Zu jedem Indikator besteht eine detaillierte Beschreibung mit Angaben zu den Messgrössen, den Datengrund- lagen, Forschungsbedarf, Erhebungs- bedarf und weiterführender Literatur (Kienast 2006). Insbesondere wurde auch die Frage der Überwachung regi- onstypischer Landschaftsqualitäten, also des Landschaftscharakters, mit einbezogen. Das daraus resultierende Indikatorenset wurde anschliessend mit den NUS Indikatoren und Aussa- gen verknüpft und abgeändert (Tab. 1).

Das Indikatorenset entspricht den fol- genden inhaltlichen Kriterien:

– Repräsentatives Bild der Land- schaft

– Aufteilung der Indikatoren auf möglichst viele landschaftsrelevante Themen

– Keine ähnlichen und redundanten Indikatoren

– Veränderungen der Umwelt und der menschlichen Aktivitäten wir- ken sich auf den Indikator aus – Wissenschaftlich fundiert

– Eindeutige Interpretation möglich

4 LABES – Die Module

Die 39 Indikatoren sind bezüglich Datenverfügbarkeit, Verlässlichkeit der Aussage oder Operationalität sehr unterschiedlich. Einige Indikatoren können direkt aus anderen Monito- ringaktivitäten übernommen werden, während für andere ein erheblicher Erhebungs- bzw. Forschungsaufwand geleistet werden muss. Die Indikatoren

Abb. 3. Wodurch wird die Landschaft beeinflusst, und wie wirken sich Veränderungen aus? Das DPSIR Modell angewendet auf Landschaft (Quelle: BAFU 2010).

zum Beispiel

– Bevölkerungsentwicklung – Wohnflächenbedarf

– Mobilität, Verkehrsentwicklung – Tourismus

Kräfte

D

zum Beispiel

– Massnahmen zur Qualitätssicherung – Berücksichtigung der Anliegen N+L bei Bauten und Anlagen

– Schaffung Landschafts- und Natur- schutzgebiete sowie Naturpärke

Massnahmen

R

zum Beispiel – Monotonisierung

– Landschaftsqualität im Wohnumfeld – Rückgang traditioneller

Bewirtschaftungsformen

Auswirkungen

I

zum Beispiel

– Veränderungen landschaftlicher Kleinstrukturen

– Landschaftszerschneidungen – Landschaftszersiedelung

Zustand

S

zum Beispiel

– Nutzungsintensivierungen – Flächenverbrauch Siedlung – Flächenverbrauch Infrastruktur – Lichtemissionen

Belastungen

P

Was verursacht Probleme in der Landschaft?

Wie wird auf die Veränderungen in der Landschaft reagiert?

Wie wirken sich die Veränderungen (u.a. auf Mensch und Tier)

in der Landschaft aus?

Wodurch wird die Landschaft belastet?

Was passiert in der Landschaft?

Wirkung?

Wirkung?

Wirkung?

(18)

wurden deshalb in vier Erhebungsmo- dule eingeteilt (Tab. 2).

Die erste Serie mit 18 LABES Indi- katoren wurde bis Mitte 2010 ausge- wertet und mit dem Zustandsbericht Landschaft des BAFU veröffentlicht (BAFU 2010). Die Auswertung und Veröffentlichung der zweiten Serie ist für 2013 vorgesehen.

5 LABES – Resultate

Rund die Hälfte der in Tabelle 1 auf- geführten Indikatoren ist ausgewertet und im eben erschienenen Zustands- bericht des BAFU publiziert (BAFU 2010). Im Folgenden werden beispiel- haft einige Ergebnisse vorgestellt.

5.1 Beispiel aus Modul A:

Landschafts- und Naturschutz- gebiete

(Modulbearbeitung: «Die Geographen Schwick+Spichtig», Zürich)

Als Qualitätsziel des Leitbildes Land- schaft 2020 des BAFU soll es in der Schweiz genügend grossflächige Schutzgebiete haben, in denen die Natur Vorrang hat. Nicht ersetzba- re Landschaftselemente und Lebens- räume sollen erhalten bleiben und geschützte Biotope zur Erhaltung der Artenvielfalt sollen untereinander ver- netzt sein. Diesen Zielen wurde seit den 1980er Jahren vermehrt Rechung getragen, entsprechend liegt der Flä- chenanteil der nationalen Schutzgebie- te heute bei rund 23 Prozent der Lan- desfläche und der Grossteil davon ist untereinander vernetzt. Gleichzeitig wird auch die Vernetzung der übrigen Landschaft, beispielsweise im Rahmen der ökologischen Ausgleichsflächen in der Landwirtschaft, vorangetrieben.

Indikator 6 beschreibt die Verände- rung der Fläche der Landschafts- und Naturschutzgebiete von nationaler Bedeutung. Hierzu wurden einbezo- gen: der Schweizerische Nationalpark und die bestehenden Bundesinventa- re: das BLN-Inventar, das Aueninven- tar, das Bundesinventar der Hoch- und Übergangsmoore sowie diejenigen der Flachmoore und der Moorlandschaf- ten, die Amphibienlaichgebiete, die eidgenössischen Jagdbanngebiete und Tab. 1. Die definitiven LABES Indikatoren und ihre Zuordnung zu den Themenbereichen

des NUS.

Themenbereich Nr. Indikatoren Modul Serie

Quantitativer- und qualitativer Bodenerhalt

1 Veränderung der Waldfläche B 1

2 Veränderung der Landwirtschaftsfläche A 1

3 Flächenverbrauch für Bauten B 1

4 Flächenverbrauch für Infrastrukturanlagen B 2 5 Flächenverbrauch für Intensivkulturen A/CL 2

7 Bodenversiegelung A/CL 1

8 Gebäudebestand ausserhalb der Bauzonen A 2

8a Gebäudeflächen ausserhalb Bauzonen A 1

9 Landschaftszerschneidung A 1

36 Landschaftszersiedelung A 1

Nutzungsviel- falt der Lebens- und Erlebnis- räume

1a Veränderung der Waldrandlängen B 2

2a Nutzungsvielfalt der Landwirtschaftsfläche A 1

11 Ökomorphologie der Gewässer A 1

19 Entwicklung ökologisch wertvoller Landschaftsele-

mente B 1

20 Abstand zu zentralen Dienstleistungen CL 2

31a Gewässeranteil frei begehbar CL 2

31b Nicht dauernd bewohnte Wohnungen CL/CS 2

32 Anlagefreie Gebiete CL/CS 2

32a Stille Erholungsgebiete CL/CS 2

35 Erschliessung mit Fuss- und Wanderwegen B 2 Ausgleichsräu-

me für Natur und Kultur

15 Fläche der naturüberlassenen Gebiete A 1

16 Ökologische Ausgleichsflächen A 1

17a Sömmerungsweiden A 1

17b extensiv genutzte Waldflächen A/CS 1

Landschaft als Heimat

14 Lichtemissionen CL 1

18 Besondere regionaltypische Bewirtschaftungsformen CL 2 21 Landschaftsqualität im Wohnumfeld (objektiv und

subjektiv)

A/CS 2

23 Identifikation und Heimatgefühl CS 2

24 Landschaftsbild CS 2

25 Landschaftsidentität (Eigenart und Ablesbarkeit der natur- und kulturgeschichtlichen Identität einer Landschaft)

CS 2

26 Vielfalt B 2

27 Mysteriosität CS 2

28 Lesbarkeit CS 2

29 Faszination CS 2

30 Authentizität CS 2

6 Landschafts- und Naturschutzgebiete A 1 Landschafts-

erhaltung als Bundesaufgabe

6a Naturpärke A 2

33 Öffentliche Gelder für Schutz A 1

34 Öffentliche Gelder für ökologischen Lastenausgleich A 1

(19)

einmal gezählt. Rund 1800 km2 Schutz- gebietsfläche von nationaler Bedeu- tung (etwa 19 %) liegen in mehreren Schutzkategorien.

Das Ausscheiden von Landschafts- und Naturschutzgebieten hat für den Erhalt natürlicher, seltener oder bedrohter Lebensräume eine zentrale Bedeutung und ist eine der Vorausset- zungen für den Erhalt und die Förde- rung der landschaftlichen Vielfalt der Schweiz. Eine Erweiterung der Schutz- gebietsfläche fördert deshalb in aller Regel die landschaftliche Vielfalt und ist positiv zu werten.

Die Daten wurden – soweit vorlie- gend – auch für die biogeografischen Regionen ausgewertet (Abb. 6).

reren Bundesinventaren vorkommen.

Zum Beispiel werden Flächen, die im Auen- und Flachmoorinventar eben- so wie in der Wasser- und Zugvogel- reservate-Verordnung erscheinen, nur das Inventar der Wasser- und Zugvo-

gelreservate von internationaler und nationaler Bedeutung.

Bisher kannte man die Flächen der Gebiete pro Inventar, nicht aber, welchen Anteil der Landesfläche sie umfassen und wie sie sich veränder- ten. Im Rahmen von LABES hat das BAFU die entsprechenden Daten erst- mals rückwirkend erhoben.

Die Inventare stellen zentral greif- bare Daten bereit, erfassen jedoch nur einen Teil als wertvoll klassifizierte Lebensräume in der Schweiz. Weitere wertvolle Lebensräume wie beispiels- weise Seen, Flachwasserzonen, Wälder oder Biotope von regionaler Bedeu- tung fehlen im Indikator mangels ver- gleichbarer einheitlicher Daten. Die Trockenstandorte sind aus verschiede- nen Gründen (noch) nicht berücksich- tigt worden (fehlende Unterlagen zum Zeitpunkt der Erhebung, keine zeitli- che Entwicklung, teilweise sehr klein- räumige Vorkommen). Ebenso feh- len kantonale und kommunale Land- schafts- und Naturschutzgebiete.

Anfangs 2010 lagen rund 23 Pro- zent der Landesfläche in einem oder mehreren nationalen Schutzgebieten (Abb. 4). Die Fläche dieser Schutz- gebiete nimmt zu oder ab, wenn ihre rechtlich festgelegten Perimeter geän- dert werden.

Dieser Indikator dokumentiert nicht, wie sich die natürliche Umwelt ver- ändert, sondern wie Gesellschaft und Politik mit Natur und Landschaft umgehen und welchen Schutz sie ihr angedeihen lassen.

Die Gesamtfläche aller Schweizer Schutzgebiete (Abb. 4) ist kleiner als die Summe der Flächen der einzelnen Schutzgebietskategorien (Abb. 5), weil sich verschiedene Schutzgebiete über- lagern, d.h. dieselben Gebiete in meh- Tab. 2. LABES Module.

Modul A Daten momentan vorhanden, Forschungs- und Erhebungsbedarf durch andere Projekte abgedeckt, geringer bis mittlere Aufbereitungsaufwand fürs Landschaftsmonitoring, wenig Forschungsbedarf

Modul B Daten aus dem bisherigen Projekt Landschaft unter Druck, welches im Blick auf Vector25 neu konzipiert wird; aus einem Stichprobenansatz wird eine Vollerhebung.

Modul CL Daten nur teilweise vorhanden; müssen aus unterschiedlichen Datensätzen bereitgestellt oder modelliert werden; grosser landschaftsökologischer For- schungsbedarf

Modul CS Daten meist nicht vorhanden, grosser sozialwissenschaftlicher Forschungs- bedarf

25

20

15

10

5

0

1960 1970 1980 1990 2000 2010

[in % der Landesfläche]

Abb. 4. Entwicklung der Fläche aller Natur- und Landschaftsgebiete von nationaler Bedeu- tung in der Schweiz (Angaben in Prozent der Landesfläche).

20 18 16 14 12 10 8 6 4 2 0

1960 1970 1980 1990 2000 2010

[in % der Landesfläche]

Abb. 5. Entwicklung der Fläche der einzelnen Inventarkategorien (Angaben in Prozent der Landesfläche).

(20)

mend auch durch Wohn- und Indust- riebauten Ge wässer in unserer Land- schaft verschwinden. Im Mittelland und in der Nordost- und Nordwest- schweiz wurden gegenüber der 1. und 2. Beo bachtungsperiode in der 3. und 4.

Beobach tungsperiode weniger Bäche eingedolt. In der Westschweiz hinge- gen ist eine Zunahme an eingedolten Bächen zu beobachten.

Demgegenüber setzt sich der Trend zu neuen offenen Bachläufen fort, indem deutlich mehr Bäche neu hin- zukommen als verschwin den. Neue Bachläufe können durch eine offene Meteorentwässerung/Versickerung und Bachof fenlegung im Rahmen des öko- logischen Sied lungsbaus oder durch vermutlich hochwasser bedingte Bach- verlegungen erfolgen. Zuge nommen hat die Zahl der neuen Bachläufe im Mitteland, in den Agglomerationen und in allen Kantonsgruppen.

Im Berggebiet wird sowohl eine hohe Anzahl von neuen aber auch von ver- schwundenen Bachläu fen festgestellt.

Zum Teil ist dies auf die natürli che Dyna- mik zurückzuführen, wenn nach Hoch- wasserereignissen neue Gewässer- läufe entstehen. Neue Gewässerläufe sind aber auch im Berggebiet oberhalb der Baumgrenze fest zustellen, indem bestehende, zeitweise wasser führende Gewässeroberläufe aufgrund der Wit- terung bei der Befliegung oder höhe- rer Schmelzwasseranteile mehr Wasser führen und daher auf der Landeskarte nach oben verlängert wurden.

schaft unter Druck, Fortschreibung (1994), 2. Fortschreibung (2001) und 3.

Fortschreibung (2007).

Die Ergebnisse können am Bei- spiel der offenen Bachläufe illustriert werden (Abb. 7). Auch in der letz- ten erfassten Beobachtungsperiode wurden in der Schweiz immer noch Bachläufe eingedolt und zwar etwa im gleichen Umfang wie in den vorhe- rigen Beobachtungsperioden. Beispie- le zeigen, dass im Landwirtschaftsland durch den Ausbau der Erschliessung, durch die Aufgabe von nicht mehr genutzten Mühlekanä len und nicht mehr gewässerten Wiesen oder zuneh- 5.2 Beispiel aus Modul B: «Entwick-

lung ökologisch wertvoller Landschaftselemente»

(Modulbearbeitung: Sigmaplan AG, Bern)

Die Erfassung der Indikatoren im Modul B basiert auf den in der Lan- deskarte LK25 der swisstopo ausge- wiesenen Änderungen der entspre- chenden Signaturen. Da diese Daten in den ersten Beobachtungsperio- den des Projektes «Landschaft unter Druck» noch nicht elektronisch ver- fügbar waren, wurden diese auf der Basis eines repräsentativen Stichpro- bennetzes von je 12 km2 über die ganze Schweiz hochgerechnet und die jährli- chen Veränderungsraten in der jeweili- gen Beobachtungsperiode ermittelt. In Zukunft wird hier mit dem Instrument TLM Topographisches Landschaftsmo- dell eine flächendeckende Auswertung möglich sein.

Die zeitliche Überschneidung der Auswertun gen ergibt sich aus der Nach- führungsmethode für die Landeskarte:

Die einzelnen Kartenblätter werden alle sechs Jahre nachgeführt, wobei je des Jahr ein Teil der Schweiz anhand von neu en Luftbildern bearbeitet wird. Die Methodik und Ergebnisse der Beob- achtungsperiode 1972–1983 sind ausführ- lich dargelegt und erläu tert in Landschaft unter Druck (1991). Die Ergebnis- se der 2. und 3. Beobachtungspe riode sind dargestellt in den Berichten Land-

Abb. 6. Verteilung der nationalen Schutzgebiete (ohne BLN-Gebiete und Moorlandschaf- ten) auf die biogeographischen Regionen.

200 150 100 50 0 –50 –100 –150

[in km]

1972–83 1978–89 1983–95 1989–2003

Abb. 7. Veränderung der offenen Bachläufe zwischen 1972 und 2003 (Angaben in Kilome- tern pro Jahr). Durchschnittliche jährliche Längenveränderung (blaue Säulen = Zunahme, violette Säulen = Eindolungen, blaue Linie = Saldo), Quelle: LK25, Vector25, swisstopo.

1 Jura 3 Alpennordflanke 5 Östliche Zentralalpen 2 Mittelland 4 Westliche Zentralalpen 6 Alpensüdseite

Referenzen

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