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Mathys, A. (2010). Landschafts- und Projektvisualisierung: technische Möglichkeiten und sinnvolle Anwendung. In Eidgenössische Forschungsanstalt WSL (Ed.), Forum für Wissen: Vol. 2010. Landschaftsqualität. Konzepte, Indikatoren und Datengrundlagen (pp. 5

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Academic year: 2022

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Landschafts- und Projektvisualisierung:

Technische Möglichkeiten und sinnvolle Anwendung

Alexander Mathys, dipl. Arch. ETH

Mathys Partner Visualisierung, Technopark Zürich, CH-8005 Zürich alexander.mathys@visualisierung.ch

Realitätsnahe Visualisierungen von Projekten, welche unseren Lebensraum in Zukunft prägen sollen, begegnen uns fast täglich in den Medien. Veränderungen von Landschaft und Siedlungsraum werden auf eine Art dargestellt, welche offen- bar einen Blick in die Zukunft erlaubt und somit dem Betrachtenden auch eine Meinung in der Gegenwart ermöglicht. Was vordergründig als einfach fassbares und wahres Bild erscheint, ist jedoch ein komplexes Medium, welches durch Ziel- definitionen, Technikwahl, Massstäblichkeit, Perspektive, Detaillierungsgrad und andere Faktoren entstanden ist. Aus diesem Grund ist eine nähere Betrachtung dieser Faktoren für Bild-Besteller, Bild-Ersteller und Bild-Konsumenten relevant.

1 Bemerkungen zu den technischen Möglichkeiten in der 3D-Visualisierung Eine Beschreibung der heute zur Ver- fügung stehenden technischen Mög- lichkeiten krankt am nicht unwesent- lichen Umstand, dass diese Bestan- desaufnahme schon in Kürze keine Relevanz mehr haben wird. Aus diesem Grunde ist eine solche Arbeit auch gar nicht notwendig. Es genügt durchaus, die wesentlichen Aspekte der heutigen Technologie herauszustreichen, die da lauten:

– Es ist «alles» aus technischer Sicht darstellbar. Was erdacht werden kann, kann auch dargestellt werden.

– Die Abbildgenauigkeit in virtuellen Welten erreicht diejenige der realen Umwelt.

Die technischen Aspekte von 3D-Pro- jektkommunikation werden in der Pra- xis vielmehr von folgenden Faktoren bestimmt:

– Relevanter Kostenrahmen – Darstellungsart und -weise, Bild-

sprache und daraus sich ergebende Technikwahl

– Datenquellen, Datenkonversionen und Datahandling/-organisation

– Datengrundlagen zu Verbreitung und Austausch, auch im Hinblick auf die vermehrt zum Einsatz kom- menden 3D-Daten im Wettbewerbs- wesen (Abb. 1)

So lässt sich für die technische Seite festhalten, dass potenziell alles mög- lich ist, aber dass es weder eine einzige sinnvolle Technik noch einen einzigen sinnvollen Workflow in der Projekt-

bearbeitung gibt, sondern dass diese Überlegungen einer präzisen Hinter- fragung der visuellen Kommunikati- onsaufgabe unterzuordnen sind.

2 Beispiele von Landschafts- und Projektvisuali sierungen aus der Praxis

Zur vertieften Diskussion werden im Folgenden vier Projekte kurz porträ- tiert und zu zusätzlichen Erläuterun- gen herangezogen.

2.1 Beispiel A: Leutschenpark Zürich Nord

Auftraggeber: Grün Stadt Zürich Zieldefinition: Erarbeitung von Ein- zelbildern und eines Animationsfilmes zur allgemeinen Projektinformation im Vorfeld einer Kreditabstimmung (Abb. 2).

Abb. 1. 3D-Modell, welches den Teilnehmern des Wettbewerbes «Gestaltung Pfingstweid- park» als Arbeitsinstrument abgegeben wurde.

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Was sind die Kommunikationsziele der jeweiligen Projektvisualisierungen?

Bei diesem Projekt steht die technische Erklärung des geplanten Ausbaus und die Art der Realisierung als Kommu- nikationsziel fest. Ein weiteres Kom- munikationsziel bildet die Darstellung der Veränderung in der Landschaft, mit einem besonderen Augenmerk auf den zusätzlich überfluteten Flächen bei Wasserhöchststand.

Welches ist die relevante Zielgruppe?

Die Zielgruppe für dieses Projekt ist zweigeteilt: Einerseits geht es um die Orientierung der «Allgemeinheit», das heisst, im konkreten Fall haben Vertre- terInnen der Presse nach entsprechen- dem Bildmaterial nachgefragt. Ande- rerseits gibt es eine Gruppe von Fach- leuten, welche die neuen Flutflächen vor allem am Westende des Sees genau unter die Lupe nehmen wollen.

Wie gross ist die Erlebnisrelevanz, welche mit den gewählten Mitteln erreicht wird?

Hier offenbart sich eine krasse Irrele- vanz innerhalb der gestellten Aufga- be und deren Resultat: Der Zielgrup- penteil der Allgemeinheit erhält keine relevante visuelle Erlebnisinformation.

Dies aus dem einfachen Grund, dass Bereich des Immobilienmarketings ist

das Einfliessen von Wissen um psycho- logische Wirkungen von Bildaufbau und -elementen, von Blickpunktwahl und Tonwertkorrekturen in die Bilder verständlich und ebenso wenig stos- send wie die Tatsache, dass es auf die- sen Bildern kaum je regnet. Hingegen kann die Anwendung dieses Wissens in politisch relevanten Bildern zur Auf- oder Abwertung von dargestellten Ver- änderungen schnell in den Bereich des Unlauteren kippen, auch wenn keine Manipulation von räumlich-geome- trischen Faktoren vorliegt. Die Dar- stellungen für den Leutschenpark in Zürich Nord wurden strikte untersucht auf mögliche nicht-neutrale Aussagen oder Darstellungen. Das Endprodukt und seine Anwendung in der Öffent- lichkeit haben unseres Erachtens äus- serst erfolgreich bestanden.

2.2 Beispiel B: Erhöhung Staudamm Göschener Alpsee

Auftraggeber: Kraftwerk Göschenen AG

Zieldefinition: Aufzeigen der Auswir- kungen einer geplanten Dammerhö- hung auf die umliegende Landschaft (Abb. 3 und 4).

Was sind die Kommunikationsziele der jeweiligen Projektvisualisierungen?

Das Siegerprojekt des Wettbewerbes zur Gestaltung des Leutschenparks in Zürich Nord sollte mit der Absicht einer neutralen Projektinformation dargestellt werden. In Auftrag gegeben wurden die Visualisierungen von der öffentlichen Hand, welche ausdrück- lich auf eine unparteiische Bearbei- tung hinarbeitete. Die Absicht im Vor- feld der Kreditabstimmung zur Reali- sierung des Projektes war durch diese Neutralitätsabsicht geprägt.

Welches ist die relevante Zielgruppe?

Zielgruppe für die erarbeiteten Dar- stellungen waren in erster Linie die BügerInnen der Stadt Zürich, welche über den Projektkredit an der Urne zu bestimmen hatten. Als Ausgabemedi- en wurden Einzelbilder des geplanten Parks erarbeitet sowie ein Animations- film. Die Medienkanäle zur Verbrei- tung der Visualisierungen beinhalteten Zeitungen, Website der Stadt Zürich, Fernsehanstalten, direkte Präsentatio- nen vor diversen interessierten Grup- pen.

Wie gross ist die Erlebnisrelevanz, welche mit den gewählten Mitteln erreicht wird?

Die gewählte Darstellungsperspekti- ve ist diejenige zukünftiger Parkbesu- cher. Zugleich wurde auch eine Nacht- darstellung mit erarbeitet – ein nicht unwesentlicher Aspekt in der Gestal- tung öffentlicher Parkanlagen. Aussa- gekraft und Relevanz für die Zielgrup- pe ist demnach als sehr hoch einzu- schätzen.

Sind die eingesetzten Kommunika- tionsmittel zielführend?

Im vorliegenden Fall kann dies absolut bejaht werden. Generell kann gesagt werden, dass der Einsatz von Visua- lisierungen zur Information im Rah- men von Sachabstimmungen eine neue Qualität aufweisen kann und letztlich einem Demokratiezuwachs gleich- kommt.

Wie steht es um die Lauterkeit der Projektdarstellung?

Die Frage nach der Lauterkeit von 3D-Visualisierungen ist verbunden mit der Zielsetzung, welche der Erstellung der Bilder zugrunde gelegen hat. Im

Abb. 2. Ausschnitte aus dem Animationsfilm «Leutschenpark».

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die dargestellten Maximalfüllstände für die Erscheinung in der jahreszeit- lich zugänglichen Periode des Gebie- tes nicht relevant sind. Mehrheitlich werden Teilfüllstände angetroffen wer- den, welche sich in der Landschaft ganz anders ausnehmen als die nur äusserst kurzfristig vorhandenen Maximalfüll- stände. Anzumerken bleibt, dass in jedem Fall das maximale Überflutungs- gebiet das ganze Jahr hindurch bar fast jeglicher Flora erscheint. Die Fokus- sierung auf die maximalen Überflu- tungsflächen hat mit diesem Blankput- zen einerseits zu tun, andererseits ist hier natürlich vor allem die Zielgrup- pe der Fachleute angesprochen, wel- che sich für eine allfällige Gefährdung von hochalpinen Mooren interessieren.

Insgesamt lässt sich sagen, dass hier ein Fall vorliegt, bei dem die erarbeiteten Visualisierungen eine geringe Rele- vanz für das effektive Erlebnis in der Natur darstellen, sondern vor allem die Extreme der zu erwartenden Auswir- kungen aufzeichnen.

Sind die eingesetzten Kommunika- tionsmittel zielführend?

Für dieses Projekt hat der Einsatz von Visualisierungen der geplanten Ver- änderungen einen beschränkt zielfüh- renden Einfluss. Einerseits kann eine erklärende, technische Darstellung des geplanten Projektes sehr zufrieden- stellend zur allgemeinen Verständlich- keit beitragen, andererseits entziehen sich die politischen Diskussionen um schutzwürdige Landschaftsgebiete und Kleinflächen den eingesetzten Kom- munikationsmitteln. Hier beschränkt sich die 3D-Visualisierung zu Recht auf die Aufgabe, die sensiblen Gebie- te auszuzeichnen und festzulegen, ohne irgendeiner Beurteilung Vorschub zu leisten. Auf diesem Gebiet werden Beurteilungen ins Feld geführt, welche in der politischen Auseinandersetzung sich von visuellen Darstellungen gelöst haben.

Wie steht es um die Lauterkeit der Projektdarstellung?

Hier wurden sämtliche Simulationen eines möglichen zukünftigen Zustan- des auf der Basis von absolut konkre- ten Zahlen und Fakten dargestellt. Der Raum für emotionsbildende Elemente ist hier kaum gegeben. Im Vordergrund stehen die konkreten Auswirkungen

auf der Basis der aktuellen Daten des Bundesamtes für Landestopographie, das heisst, in diesem Fall steht die Lau- terkeit ausser jeden Zweifels.

2.3 Beispiel C: Ersatz Kernkraftwerk Mühleberg

Auftraggeber: BKW AG

Zieldefinition: Allgemeine Projektdar- stellungen zur generellen Informa tion und als Zusatz zum Rahmenbewilli- gungsgesuch zuhanden des Bundes (Abb. 5 und 6).

Was sind die Kommunikationsziele der jeweiligen Projektvisualisierungen?

Im Zentrum der Kommunikationszie- le steht klar die Aufgabe, die Änderung vor Ort genau aufzuzeigen. Standorte für die Fotomontagen sind begangene Wege der nahen Umgebung. Wichtig in diesem Zusammenhang war auch die Darstellung der Einbettung der Anla- ge in die Topografie; eine Situation, welche den Standort Mühleberg von anderen Standorten unterscheidet. Ein letztes wichtiges Augenmerk wurde auf den vorgeschlagenen Einsatz neu- er Technik gerichtet, welche keine weit sichtbare Dampffahne erzeugen würde.

Abb. 3. Überlagert: erweitertes Überflutungsgebiet durch die geplante Dammerhöhung.

Abb. 4. Ansicht des heutigen und zukünftig möglichen maximalen Füllstandes des Stausees.

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sehenen neuartigen Kühltechnik plau- sibel dargestellt werden.

Wie steht es um die Lauterkeit der Projektdarstellung?

Die Frage der Lauterkeit der zum Ein- satz gelangenden visuellen Kommuni- kationselemente stellt sich in diesem Umfeld in aller Härte. Das heisst, die Präzision der räumlich-geometrischen Fakten der dargestellten Objekte müs- sen ausserhalb jeden Zweifels sein. Für heiklere Bildelemente, wie zum Bei- spiel die Darstellung der Dichte der noch zu erwartenden Dampfschwaden mit der neuen Kühltechnik, werden Referenzbilder von schon realisierten Anlagen herangezogen.

sächlich ist in diesen Bildern die zu erwartende veränderte Umwelt präzise und korrekt dargestellt. Die Relevanz wird weiter gefestigt durch die Tatsa- che, dass die Standpunkte der Visua- lisierungen effektiv aufsuchbare Orte der nahen Umgebung darstellen. Als Vergleichs- und Massstäblichkeitsob- jekt kommt zugleich das bestehende Kraftwerk bildlich zur Geltung.

Sind die eingesetzten Kommunika- tionsmittel zielführend?

Die eingesetzen Mittel sind eindeutig und direkt zielführend. Die allgemei- ne Information ist präzise und erlaubt einen einfachen, verbindlichen Blick in eine mögliche Zukunft. Zusätzlich kann der mögliche Einsatz der vorge- Welches ist die relevante Zielgruppe?

Hier bestehen schwerpunktmässig zwei Zielgruppen: Einerseits geht es um eine Orientierung im Rahmen einer allgemeinen politischen Sensibilität dem Thema Kernenergie, dessen Status quo und möglichen Ausbau szenarien gegenüber, welche breiteste Bevölke- rungskreise interessieren. Andererseits wurden die erarbeiteten Visualisierun- gen im Zuge des Rahmenbewilligungs- gesuches den Behörden mit unterbrei- tet.

Wie gross ist die Erlebnisrelevanz, welche mit den gewählten Mitteln erreicht wird?

Die Erlebnisrelevanz der erarbeiteten Fotomontagen ist äusserst hoch. Tat-

Abb. 5. Neu geplantes Ersatzkraftwerk Mühleberg. Im Hintergrund rechts ist die heutige Anlage sichtbar, welche bestehen bleiben würde.

Abb. 6. Seitliche Ansicht der geplanten Neuanlage. Als Vergleich zur vorgeschlagenen Technik werden die Masse eines konventionellen Kühlturms gezeigt.

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Projekte in einem optimalen Licht erscheinen sollen – dies ganz in der Tradition einer jahrhundertealten Tou- rismuswerbung.

3 Zusammenfassung relevanter Erfahrungen in der Anwendung von 3D-Visualisierungen 1) Technische Machbarkeit und die Faszination der technischen Möglich- keiten müssen inhaltlichen Fragestel- lungen und der Definition von Kom- munikationszielen weichen. Noch immer werden zu viele Simulationen zukünftiger Lebensräume zu wenig präzise, zu wenig aussagekräftig und schlüssig definiert und bearbeitet. Der Einsatz des mächtigen Mittels der visu- ellen Zukunftssimulation verlangt nach einem professionellen und präzisen Vorgehen.

2) Kaum beachtet ist das Problem- feld der Bestellerkompetenz bezüglich 3D-Visualisierungen. Fachleute aus Forschung und Praxis übersehen zu oft die dünne Kenntnisbasis von potenziel- len Interessenten an 3D-Visualisierun- gen. Hier ist eine vertiefte Informati- on, insbesondere von potenziell invol- vierten Stellen der öffentlichen Hand, liche Register der psychologischen

Bildwirkung gezogen, um ein maximal ansprechendes Bild des Projektes zu zeigen, ohne in den Bereich des Unlau- teren abzudriften.

Sind die eingesetzten Kommunika- tionsmittel zielführend?

Der Einsatz der Visualisierungsmittel ist gemessen an der Aufgabendefiniti- on sicher gut zielführend. Sehr schwie- rig zu beurteilen ist hingegen der Ein- satz der Mittel im Bereich der Schöp- fung eines neuen Brands, Hypes oder Mythos Andermatt. Hier ist die Zau- bermaschine der virtuellen Realität an die vorhandene Topografie, die Flo- ra, das Klima, die Sonneneinstrahlung, usw. gebunden. Das heisst, die zugrun- de liegenden, vorgefundenen Umstän- de können nicht geändert, aber optimal dargestellt werden.

Wie steht es um die Lauterkeit der Projektdarstellung?

Hier bilden die Datengrundlagen der bestehenden und der geplanten Bau- ten und auch Erdbewegungen die Basis sämtlicher Darstellungen. Wichtig in diesem Fall ist, dass Topografie, Beson- nung, mögliche Flora nicht geschönt werden. Alle dargestellten Szenerien müssen so möglich sein. Aus der Auf- gabenstellung ergibt sich der Umstand, dass die gesamte Umgebung und die 2.4 Beispiel D: Andermatt Swissalps

– neuer Tourismus-Resort Auftraggeber: Andermatt Swissalps AG

Zieldefinition: Erstellung aller projek- tierten Resortteile in Form einer inter- aktiv begehbaren Umgebung (Abb. 7).

Was sind die Kommunikationsziele der jeweiligen Projektvisualisierungen?

Das Aufzeigen einer Vision steht hier im Vordergrund: Andermatt soll das neue Zentrum in der Schweizer Alpen- welt werden. Kommuniziert wird mar- ketingrelevant: etwas Einmaliges in Form von authentischer Alpenwelt wird den Interessenten angeboten.

Ziel ist, den Interessenten ein Juwel von Ursprünglichkeit anbieten zu kön- nen. Die positiven Charakteristika der Alpenwelt werden sowohl für den Sommer als auch für den Winter darge- legt.

Welches ist die relevante Zielgruppe?

Hier bestehen sehr präzise Zielgrup- penprofile. Es ist damit zu rechnen, dass ein Grossteil der zum Verkauf stehenden Wohneinheiten an auslän- dische Investoren und/oder Selbstnut- zer gehen wird. Demzufolge ist die ent- sprechende Marketingaktivität sowohl online wie auch im Showroom in Zürich multilingual gehalten: Deutsch, Englisch und Italienisch sind die momentanen Präsentationssprachen.

Die allgemein verständliche «optische Sprache» erhält in dieser Konstellation ein besonders grosses Gewicht.

Wie gross ist die Erlebnisrelevanz, welche mit den gewählten Mitteln erreicht wird?

Die Erlebnisrelevanz ist hier differen- ziert zu beurteilen. Dies ist im Umstand begründet, dass es sich hierbei um ein ausgesprochenes Marketinginstru- ment handelt, welches die dargestellten Veränderungen des entsprechenden Lebensraumes definiert. Die Erlebnis- relevanz ist einerseits sehr hoch, indem in den Darstellungen ein Einblick in die effektiven zukünftigen räumlichen Verhältnisse vermittelt werden will.

Dies beinhaltet insbesondere auch die Vermittlung der angestrebten Atmo- sphäre des Ortes. Insofern ist die ange- strebte Erlebnisrelevanz äusserst hoch.

Auf der anderen Seite werden sämt-

Abb. 7. Screenshots aus der interaktiven Anwendung auf der Website www.andermatt-swis- salps.ch inklusive verknüpfter Sales-Tool Datenbank.

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ein heilsames und überfälliges Erwa- chen der Lehre, welche sich auch heute zum Teil noch schwertut mit Marktent- wicklungen Schritt zu halten. Auf der anderen Seite hat die rein praktische Anwendung der Applikation Google Earth wiederum einen weitreichenden Einfluss auf die Wahrnehmung unse- rer Umwelt. Positiv ist sicher zu ver- merken, dass dieses Werkzeug es dem Benutzer erlaubt, ein Gefühl für Dis- tanzen und Massstäblichkeiten zu ent- wickeln. Daneben entstehen auch auf der Basis von Google Earth verschie- dene thematisch differenzierte geo- grafische Informationssysteme, welche mit einem absolut optimalen Kosten- Nutzen-Verhältnis realisiert werden können. Trotzdem bleibt das System in seiner Massstäblichkeit auf der Über- sichtsebene fixiert, auch wenn zum Bei- spiel urbane Umgebungen vollständig mit 3D-Gebäudevolumen ergänzt wor- den sind. Das heisst mit anderen Wor- ten, die Erlebnisrelevanz von Google Earth auf dieser Ebene ist miserabel.

Dies gilt es, trotz aller verständlichen anhaltenden Begeisterung für das Tool, nicht zu vergessen.

Alle Bilder: Mathys Partner Visualisie- rung, Technopark Zürich

wenn «Schutz und Rettung» in der Stadt Zürich am liebsten alle Innen- räume von Betrieben, welche kritische Substanzen verarbeiten, als virtuelles Modell während eines Löscheinsatzes visuell zur Verfügung hätten, so ist dies absolut nachvollziehbar. Solcherart präzise formulierte Bedürfnisse sind jedoch heute noch die Ausnahme. Viel öfter stehen wir vor dem Problem, eine

«unscharfe» Projektidee zu visualisie- ren, ohne die Betrachteraufmerksam- keit auf unwichtige Details zu richten, viel mehr die gestalterische Idee klä- rend zu zeigen und gleichzeitig den Rahmen des Unverbindlich-Skizzen- haften zu vermitteln. Eine solche Auf- gabe lässt sich schlecht in einem LOD- bestimmten Rahmen lösen.

5) Der Google-Effekt: Fort- und Rück- schritt. Die Einführung von Google Earth hat ohne jeden Zweifel die leh- rende, akademische Welt mit der rea - len Ökonomie auf eine äusserst har- te, aber im Effekt auch durchaus erfri- schende Weise mit ihrem simplen, unaufgeregten, offenen und sofort wirksamen Datenformat konfrontiert, welches viele Lehrinstitute über den Wert ihrer eigenen diesbezüglichen Arbeiten und die Macht der Ökonomie nachdenken liess. Dies, denke ich, war unabdingbar. Im Zentrum steht dabei

die Darlegung von sinnvollen und erprobten Projektabläufen mit allen damit verbundenen Fragen und Ent- scheidungsprozessen.

3) Der Wahrnehmungsirrtum: Es besteht eine kaum infrage gestellte Vorstellung unter Fachleuten, dass ein generelles Gefälle in der Vorstellungs- fähigkeit zwischen Laien und Fachleu- ten vorherrschend ist. Dies äusserst sich Mal über Mal in der Feststellung, dass man sich «als Fachleute sehr wohl das Projekt räumlich genau vorstellen»

könne, wo hingegen die zu erstellenden 3D-Visualisierungen dies den Laien erst ermöglichen würden. Die Erfah- rung lehrt uns hier eine interessan- te Präzisierung: Die Laienkompeten- zen, einerseits komplexere Plandaten zu lesen, werden von den Fachleuten immens unterschätzt. Auf der ande- ren Seite zeigt die konkrete Erfahrung, dass 3D-Visualisierungen den Projekt- verfassern neue Sichtweisen und Anre- gungen eröffnen, mit welchen sie nicht gerechnet haben. Oftmals werden Pro- jekte nach der Vorlage von Visualisie- rungen von den Verfassern überarbei- tet, ohne dass dies vorgesehen gewesen wäre.

4) Zur Perspektive und Massstäblich- keit: Es scheint unter Marketingfach- leuten eine einigermassen einfach gestrickte Meinung vorzuherrschen, deren Credo auf Visualisierungen bezogen hier lautet: je realistischer, desto besser. Eigentlich wäre die Zeit solch vereinfachender Statements schon lange abgelaufen. Wesentliches Charakteristikum von computergene- rierten Visualisierungen ist jedoch zum Beispiel die Möglichkeit, eine zukünf- tige Erlebnisperspektive einzunehmen, das heisst, geplante Veränderungen aus dem Blickwinkel eines zukünftigen Besuchers zu sehen. Diese Sichtweise unterscheidet sich grundsätzlich von derjenigen eines physischen Modelles, welches wir als Adlerperspektive oder mehr historisch relevant auch als Feld- herrenperspektive bezeichnen. Ebenso erleben wir die fortlaufende Krux der LODs: der Level of Details. Auch die- ser Kategorisierung liegt letztlich eine unreflektierte Maxime in der Form «je realistischer, desto besser» zugrunde.

In der Konkretisierung, zum Beispiel

Abstract

Visualizing landscapes and projects: technical possibilities and sensible applications

The media confront us on a daily basis with 3D visualizations of possible future changes to our environment. However, we seldom understand what processes are involved in selecting particular technical tools for visualization, let alone what the effects such visualizations may have on the people watching them. These tools have been all too quickly adopted by marketing people and project developers, who are unlikely to have much idea of their likely impact on viewers. To ensure future visualizations can be used as valuable tools for conveying designers’ ideas, several factors need to be addressed. The most important of these are: the kind of visual language used in the visualization, the points of view taken in particular scenes, the degree of realism of the visualization, the corresponding reactions of viewers, and the medial environment in which the visualizations are used. Special consideration needs to be given to issues related to the manipulation of images and to ethical guidelines for using these tools.

Keywords: 3D visualization, landscapes, urban development, decision making, visual communication

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