Zur Fortbildung Aktuelle Medizin
Die spastischen Bronchitiden des Säuglings und des Kleinkindes und das Asthma bronchiale sind eben- falls häufiger geworden (Tabelle 9).
Auch die Zahl der Kinder mit einer schweren Obstipation (Tabelle 9), die zur Klinikeinweisung geführt hat, hat erheblich zugenommen. Die Fre- quenz der Colitis ulcerosa ist in etwa gleich geblieben.
Abschließend sei noch auf die Ver- doppelung der Patientenzahl mit ei- ner Adipositas (Tabelle 9) hingewie- sen. Ein Rechenexempel mag auch hier die sozialmedizinische Bedeu- tung des Krankheitsbildes demon- strieren. Die im Hinblick auf die dro- henden Spätfolgen indizierte Be- handlung, die allerdings nur bei ei- nem Teil der Fälle von einem anhal- tenden Erfolg gekrönt ist, hat die Krankenkassen 1977 ungefähr 100 000 DM gekostet.
Zusammenfassung
Faßt man diese wenigen Beispiele zusammen, läßt sich etwa folgendes konstatieren: Die Möglichkeiten der Intensivpflege haben die Überle- benschancen von Frühgeborenen und Schwerstkranken ansteigen las- sen; Krebs beim Kind ist heute kein zwangsläufiges Todesurteil mehr.
Viele Infektionskrankheiten sind im Klientel einer Klinik seltener gewor- den, andere haben aus nicht eindeu- tigen Gründen eher zugenommen.
Sogenannte Zivilisationskrankhei- ten und psychosomatische Krank- heiten sind häufiger geworden. Die fortschreitende Spezialisierung eini- ger Teilbereiche der Klinik hat zu einer vermehrten Einweisung spe- zieller Krankheitsbilder geführt.
Auch die allgemeinen Umweltbedin- gungen der Kinder im Krankenhaus und damit verknüpft die Arbeitsbe- dingungen des Personals haben sich in den letzten 10 Jahren dra- stisch verändert: Die allerwenigsten Kinder liegen ganztägig im Bett, die Mehrzahl steht nach Abklingen der akuten Symptomatik auf. Früher war ein krankes Kind im allgemeinen auch ein bettlägeriges Kind. Die Be- suchszeit, die den Eltern noch vor
Klinische Pädiatrie
einigen Jahren nur für wenige Stun- den an 2 bis 3 Nachmittagen ge- währt wurde, erstreckt sich heute praktisch ganztägig auf jeden Wo- chentag. Die Mütter sind an der Pfle- ge ihrer kranken Kinder beteiligt, so- weit sie die Zeit dafür aufzubringen vermögen. Während die Frühgebur- tenstation den Eltern früher ver- schlossen blieb, sind sie heute dort genau wie auf der Intensivstation willkommen.
Für das Personal der Klinik haben viele der genannten Veränderungen wie beispielsweise die Zunahme der Patientenzahl, die Intensivierung der Diagnostik, die Einrichtung von In- tensivstationen, die Zunahmen der Sondersprechstunden, die Erweite- rung der Besuchszeiten mit der all- gegenwärtigen Präsenz fragender Eltern trotz sinkender prozentualer Belegung ein Mehr an Arbeit ge- bracht.
Die Tatsache, daß auch heute noch bei der Berechnung des Personalbe- standes Anhaltszahlen, die 1969 er- arbeitet und lediglich an die 40- Stunden-Woche angepaßt worden sind, zugrundegelegt werden, ist mit den geschilderten Veränderungen im klinischen Bereich nicht mehr in Einklang zu bringen. Eine gegen- über 1969 schlechtere prozentuale Belegung der Kliniken darf deswe- gen nicht zu Stellungskürzungen führen. Im Gegenteil! Soll der der- zeitige Qualitätsstand gehalten oder weiter verbessert werden, dann müssen die Personalanhaltszahlen von 1969 entsprechend der fort- schreitenden Entwicklung der letz- ten zehn Jahre weiterentwickelt wer- den. Ein Bedarf an qualifizierter kli- nischer Kinderheilkunde ist auch in Zukunft vorhanden.
Anschrift des Verfassers:
Dr. med. Dr. habil. Günter Mau Universitätskinderklinik Schwanenweg 20 2300 Kiel 1
FÜR SIE GELESEN
Bei Angina-pectoris- Symptomatik
an Motilitätsstörung der Speiseröhre denken
Eine Ballondehnung der Speiseröh- re kann zu solchen Schmerzen füh- ren, daß ein Herzinfarkt vorge- täuscht wird. Auf der anderen Seite sind Funktionsstörungen der Spei- seröhrenperistaltik bei Patienten mit einer koronaren Herzkrankheit keine Seltenheit.
Bei 64 Patienten mit heftigen retro- sternalen Schmerzen wurden er- stens manometrische Untersuchun- gen der Speiseröhre, zweitens ein Koronarangiogramm und drittens ein Belastungselektrokardiogramm durchgeführt.
Bei 52 Patienten ließ sich eine Bela- stungsangina nachweisen, 45 (89 Prozent) von ihnen wiesen ein pa- thologisches Koronarangiogramm und 22 (42 Prozent) Zeichen einer Ösophagusdysfunktion auf.
Bei 12 Patienten traten bei Bela- stung keine oder nur atypische Be- schwerden auf. Unter diesen 12 fan- den sich bei 11 (92 Prozent) Hinwei- se auf eine Ösophag usmotilitätsstö- rung.
Nur 5 (42 Prozent) dieser Patienten hatten eine pathologischen Befund an den Herzkranzgefäßen im Angio- gramm. Aus diesem Grund sollte bei allen Patienten mit retrosternalen Schmerzen zunächst auf jeden Fall ein Belastungs-EKG veranlaßt werden.
Treten hierbei keine typischen Be- schwerden auf, dann liegt wahr- scheinlich eine Ösophagusmotili- tätsstörung als Ursache der geklag- ten Beschwerden vor.
Svensson, 0., Stenport, G., Tibbing, L., Wran- ne, B.: Oesophageal function and coronary an- giogram in patients with disabling chest pain, Acta Med. Scand 204 (1978) 173-178, Depart- ment of Medicine, University Hospital, Linkö- ping, Schweden — Kappeler, A. P., Siegrist, P.
W., Peter, P., Koelz, H., Krejs, G. J., Blum, A. L.:
ösophagusfunktion bei Angina pectoris, Dtsch. med. Wschr. 101 (1976) 1145-1150.