Zur Fortbildung Aktuelle Medizin Prostatakarzi nom
(Alken, C. E.: Früherkennung des Prostatakarzinoms, eine Zwischen- bilanz, DEUTSCHES ÄRZTEBLATT 43 [1976] 571 ff.)
Die vorgeschlagene Langzeitstudie konnte zum damaligen Zeitpunkt nicht realisiert werden, da hierzu ei- ne bundesweite Organisation mit zentraler Steuerung erforderlich ist, verbunden mit einem erheblichen Kostenaufwand.
Beim Bundesministerium für For- schung und Technologie ist ein ge- sundheitspolitisches Forschungs- programm angelaufen mit Schwer- punkt onkologische Therapiekon- trolle, in dem auch das Prostatakar- zinom enthalten ist.
Der Senat der DFG hat eine Be- standsaufnahme der onkologischen Forschung beschlossen. Im Arbeits- programm der Sonderkommission ist auch die klinische Onkologie vor- gesehen.
Der Wissenschaftliche Beirat der Bundesärztekammer hat aufgrund einer Anfrage des Bundesministe- riums für Jugend, Familie und Ge- sundheit einen Arbeitskreis pro- grammiert, der sich mit der Metho- dik und den bisherigen Ergebnissen der verschiedenen Vorsorgeunter- suchungen befassen wird, unter an- deren mit dem Prostatakrebs. Hierzu sollen auch Wissenschaftler aus ver- schiedenen Fachbereichen gehört werden, die Kritik an den bisherigen gesundheitspolitischen Maßnahmen und den medizinisch-wissenschaft- lichen Grundlagen geäußert haben.
Der Gesetzgeber hat mit seinen Vor- sorgeprogrammen gesundheitspoli- tisches Neuland betreten. Wie vom Autor bereits 1976 betont, ist es an- gebracht und dringend notwendig, nach einem übersehbaren Zeitraum die Wertigkeit der beschlossenen Maßnahmen zu überprüfen. Es ist selbstverständlich, daß dabei auch die medizinischen, diagnostischen und therapeutischen Probleme in die Diskussion einbezogen werden.
Dabei geht es vor allem um die Fra- ge, ob sich das Prinzip der Früher- kennung in bevölkerungsweiten
Programmen mit zum Teil unter- schiedlichen diagnostischen Bedin- gungen und einem unzureichenden Teilnahmeverhältnis erfolgreich ver- wirklichen läßt (siehe gegenwärtige Verunsicherung).
Die Beantwortung wird schwierig sein, da vergleichbare große Kollek- tive aus der Zeit vor Anlauf der Vor- sorgeprogramme fehlen. Eine zen- tral gesteuerte Bestandsaufnahme würde es aber möglich machen, in größeren Zeitabständen — 5 bis 10 Jahre — den Stand der Dinge zu überprüfen und Folgerungen daraus zu ziehen. Die Erfassung der einzel- nen Parameter über
EDV
ist dabei unabdingbar.Über allen sachlichen und kritischen Diskussionen sollte als Leitmotiv ein Grundgesetz der Medizin stehen: Al- le Krankheiten können im Frühsta- dium mit mehr Aussicht auf Heilung behandelt werden als im Spätsta- dium. — Dies gilt besonders für den Bereich der Onkologie. Abschlie- ßend eine Randbemerkung: Die rek- tale Untersuchung ist keine Erfin- dung der modernen Urologie, son- dern ist schon 1009 auf einer Mi- niatur des Handbuchs der prakti- schen Medizin „Altassif" des in Spa- nien wirkenden arabischen Arztes Albukasim nachweisbar (siehe DEUTSCHES ÄRZTEBLATT 75 [1978] Heft 16, Außentitel).
Professor Dr. med. Dr. h. c.
Carl Erich Alken
em. Ordinarius für Urologie Leiter der medizinisch-
wissenschaftlichen Redaktion des DEUTSCHEN ÄRZTEBLATTES Haedenkampstraße 5
5000 Köln 41
FÜR SIE GELESEN
Passives
Zigarettenrauchen verstärkt
Angina pectoris
Passives Rauchen, beziehungsweise Inhalieren von Zigarettenrauch kann Angina pectoris auslösen bezie- hungsweise einen akuten Angina- pectoris-Anfall verschlimmern. Eine amerikanische Arbeitsgruppe unter- suchte den Effekt des Passivrau- chens an Patienten mit reproduzier- barer belastungsinduzierter Angina pectoris. Eine ergometrische Unter- suchung wurde einmal in gut gelüf- teten Räumen und im zweiten Unter- suchungsgang in einem Raum durchgeführt, in dem innerhalb von 2 Stunden 15 Zigaretten geraucht wurden. Unter der passiven Rauch- exposition stieg die Ruhepulsfre- quenz, der systolische und diastoli- sche Blutdruck sowie der venöse
Kohlenmonoxid hämoglobingehalt deutlich an. Die symptomlimitierte ergometrische Belastungsintensität war in einem schlecht gelüfteten rauchigen Raum 22 Prozent und in einem nicht gelüfteten rauchigen Raum sogar 38 Prozent geringer ge- genüber den Kontrollbelastungen in einem normal ventilierten Raum. Die Autoren vermuten, daß dieser Effekt durch die Kohlenmonoxid- und Ni- kotinwirkung, aber auch durch wei- tere Inhaltsstoffe des Tabakrauches und durch psychologische Faktoren beeinflußt wird. Die Senkung der be- lastungsinduzierten Angina-pecto- ris-Schwelle muß pathophysiolo- gisch auf eine verminderte myokar- diale 0 2-Zufuhr zurückgeführt wer- den. Es wird angenommen, daß die Zunahme der plötzlichen Herztodes- fälle bei Rauchern mit koronarer Herzerkrankung auf einen herabge- setzten Schwellenwert zum Kam- merflimmern beruht — hervorgerufen durch Nikotin und Kohlenmonoxid während einer episodenhaften, ver- minderten Myokarddurchblutung.
Dem
W. S. Aronow: Effect of passive smoking an angina pectoris, N. Engl. J. Med. 299 (1978) 21-24, Long Beach Veterans Administration Hospital and University of California College of Medicine, Irvine.
706 Heft 11 vom 15. März 1979