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Archiv "Koronare Herzkrankheit: Ballonkatheter setzt Paclitaxel frei" (22.05.2009)

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A1064 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 106⏐⏐Heft 21⏐⏐22. Mai 2009

P H A R M A

P

ro Jahr unterziehen sich in Deutschland etwa 750 000 Patienten einer diagnostischen Herz- katheteruntersuchung, und in rund 270 000 Fällen kommt es zu einer Koronarintervention wie der perku- tanen transluminalen koronaren An- gioplastie (PTCA). Die hohe Reste- noserate nach erfolgreicher Ballon- dilatation erwies sich als Hauptpro- blem des Verfahrens. „Schon nach vier bis neun Monaten sind 30 bis 50 Prozent der Patienten davon be- troffen“, erklärte Prof. Bruno Schel- ler (Homburg/Saar) in Berlin.

Priv.-Doz. Dr. Martin Unverdor- ben (Rothenburg a. d. Fulda) betonte, dass auch der Einsatz von Stents (ab 1986) in das dilatierte Gefäß zwar die Gefahr von Gefäßwandeinrissen, die durch die vermehrte Zellwucherung induziert sind, und die Restenosie- rungsrate verminderte, aber das ei- gentliche Problem von Restenosen nach wie vor nicht hinreichend be- hob. Es musste also nach weiteren Behandlungsmöglichkeiten geforscht werden. Mit den Drug Eluting Stents (DES), die mit einem antiproliferati- ven Medikament wie Paclitaxel, Si- rolimus oder Vancomycin beschich- tet waren, konnte die Restenosie- rungsrate auf circa 20 Prozent ge- senkt werden.

Jedoch zeigte sich, dass die Wirk- stoffe nur auf circa 15 Prozent der Fläche der behandelten Gefäßwand homogen verteilt war. Es kam häufi- ger zu einem verzögerten oder sogar fehlenden Wachstum der erwünsch- ten schützenden Auskleidung der Gefäßwandinnenschicht durch En- dothel. Bei der Wiederholung einer Stent-Implantation nach Restenosie- rung (Stent-in-stent) traten manch- mal auch chronische Entzündungs- reaktionen auf. Dementsprechend muss der Patient wenigstens über

sechs bis zwölf Monate gerinnungs- hemmende Medikamente erhalten.

Plötzliche späte Stent-Thrombosen sind ebenfalls bekannt.

Prof. Ulrich Speck (Charité Ber- lin) berichtete über die Entwicklung von Ballonkathetern und die mit Scheller gemeinsame Forschungs- arbeit am ersten beschichteten Bal- lonkatheter SeQuent-Please. Die Ballondilatation eines verkalkten und dadurch stenosierten Gefäßes erfolgt unter hohem Druck unter Einbringung eines Kontrastmittels.

Dies führt oft zu einer Verletzung

der Gefäßwand und einer Narben- bildung infolge vermehrten Zell- wachstums, das den Grund zur Res- tenosierung darstellt. Alternativen zum beschichten Stent wie Tablet- ten oder Bestrahlung hatten zu hohe Nebenwirkungen oder führten zu Spätschäden. Bei den Versuchen kristallisierte sich die Erkenntnis heraus, dass das wässrige Kontrast- mittel einen erheblichen Einfluss auf die bessere Abheilungsrate von Wandverletzungen haben könnte.

Durch das Kontrastmittel kam es zu einer hundertprozentig homogenen Aufnahme und Verteilung des gegen die Restenose eingesetzten Medika- ments.

Dies wurde von Speck und Schel- ler ab 2000 experimentell mit medi- kamentenfreisetzenden Ballonkathe- tern (DEB) untersucht. Als Arzneimit- tel wurde Paclitaxel ausgewählt, das eine antiproliferative, antiinflamma- torische und zytostatische Wirkung hat und sich bei den Stents bewährt hatte. Da der Wirkstoff hydrophob ist, wird er aus dem Trägergerüst von Stents nur sehr langsam abgegeben.

In einem wässrigen Kontrastmittel (Iopromid) dagegen löste er sich 20- mal besser und konnte so wirksamer in die Vorgänge der Gefäßwandver- dickung eingreifen – und dies trotz des sehr kurzen Gefäßwandkontakts von 30 bis 60 Sekunden bei der Bal- londilatation. Die Matrix aus Iopro- mid ist biologisch schnell abbaubar und hinterlässt keine Rückstände, sodass die Gefahr von Thrombosen sehr gering ist. Der Einsatz von An- tithrombotika ist nur kurzfristig in- diziert.

Den Herstellern zufolge konnte in klinischen Studien gezeigt werden, dass es beim beschichteten Ballonka- theter trotz kürzester Kontaktzeit nach sechs Monaten bei nur 6,7 Prozent der Patienten zu einer Restenose kam im Gegensatz zu 20,4 Prozent bei Patien- ten mit beschichteten Stents. Auch bei Stenosen in kleineren Gefäßen erge- ben sich nur 5,5 Prozent Restenosen mit dem beschichteten Ballon.

Der beschichtete Ballon kann in restenosierte Gefäßabschnitte einge- setzt werden, unabhängig davon, ob diese zuvor mit Stents behandelt wa- ren oder nicht. Aktuelle Ergebnisse einer Langzeitauswertung der Studie mit 131 Patienten bestätigen in bei- den Konstellationen eine signifikan- te Überlegenheit der Therapie mit Paclitaxel-DEB gegenüber Paclita- xel-DES: Erneute Stenosen im Stent traten bei 16,9 Prozent der Patienten mit DES und 7,0 Prozent der Patien- ten mit DEB auf. Erneute Stenosen im Segment gab es bei 20,3 Prozent der DES- versus 7,0 Prozent der DEB-behandelten Patienten (PEP- CAD II ISR, Angiographic follow- up, Circulation 2009, im Druck). I Dr. phil. Barbara Nickolaus

Launch-Pressekonferenz der Braun Melsungen AG in Berlin: „Freie Bahn für das Herzblut“. Erster medikamentenfreisetzender Ballonkatheter (DEB) mit klinischer Wirksamkeit zugelassen.

KORONARE HERZKRANKHEIT

Ballonkatheter setzt Paclitaxel frei

Damit ließ sich die Rate der Restenosen nach Ballondilatation im ersten halben Jahr deutlich senken.

Paclitaxel wird über eine biologisch abbaubare Matrix in die Gefäßwand abgegeben. Es verbleiben daher keine Fremdkörper im Gefäß.

Abbildung:braun Meldungen AG

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