A 1818 Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 106|
Heft 38|
18. September 2009 Fast jeder zweite Beschäftigte gehtoffenbar regelmäßig krank zur Ar- beit. Wie die Bertelsmann-Stiftung in ihrem in Gütersloh veröffentlich- ten „Gesundheitsmonitor 2009“
mitteilte, seien 42 Prozent der ab- hängig und selbstständig Beschäf- tigten nach eigenen Angaben in den vergangenen zwölf Monaten zwei- mal oder öfter krank zu Arbeit ge- gangen. Die Stiftung sprach in die- sem Zusammenhang von „Präsen- tismus“. Zwei Drittel der Befragten gaben an, vor allem aus Pflichtge- fühl zur Arbeit zu gehen und weil sonst ihre Arbeit liegen bleibe.
Alleinstehende seien häufiger von diesem Phänomen betroffen als Paare und Familien, was die Experten mit einer unterschiedlich ausgeprägten Tendenz zur Krank- heitsverleugnung erklärten. Die An- nahme, dass es vor allem Selbst- ständige sind, die krank arbeiten, konnten die Studienautoren aller- dings nicht bestätigen. Im Gegen- GESUNDHEITSMONITOR 2009
Fast jeder Zweite geht krank zur Arbeit
Das neu gewählte Europäische Par- lament (EP) hat seine Arbeit am Pharmapaket aufgenommen. EU- Kommissar Günter Verheugen hatte seinen Vorschlag zur Neufassung der europäischen Arzneimittelge- setzgebung bereits in der letzten Legislaturperiode vorgelegt. Bei der Debatte mit Vertretern des EP- Gesundheitsausschusses in Brüssel äußerte Verheugen den Wunsch, das Gesetzgebungsverfahren so schnell wie möglich abzuschließen.
Unter der amtierenden schwedi- schen Ratspräsidentschaft werden jedoch voraussichtlich nur zwei der drei Rechtssetzungsakte zum Ab- schluss gebracht. Dies betrifft Vor- schriften zur Eindämmung von Arz- neimittelfälschungen sowie zur Phar- makovigilanz. Der umstrittene Vor- schlag zur Informationsfreigabe über verschreibungspflichtige Arz- neimittel wird die EU-Institutionen sicherlich noch länger beschäftigen.
Die SPD-Europaabgeordnete Dag- mar Roth-Behrendt bezeichnete es als „Skandal“, dass die EU-Regie- rungen den Vorschlag bereits totge- schrieben hätten. Der Rat der Ge- sundheitsminister der EU hatte sich vor der Sommerpause mehrheitlich gegen den Vorschlag von Verheu- gen ausgesprochen. „Mitgliedstaa- ten, die den Patienten keine Informa- tionen zu Medikamenten bereitstel- len wollen, sprechen den Bürgerin- nen und Bürgern ihre Mündigkeit ab“, kritisierte Roth-Behrendt. Der CDU-Abgeordnete Dr. med. Peter Liese wies hingegen erneut auf die Schwierigkeit hin, eine klare Grenze zwischen Werbung und Information
zu ziehen. ps
EUROPÄISCHES PARLAMENT
Pharmapaket wird aufgeschnürt
Der Großteil der Patientinnen und Patienten fühlt sich bei niedergelas- senen Ärztinnen und Ärzten gut aufgehoben. Das hat die Brendan- Schmittmann-Stiftung des NAV- Virchow-Bundes im Rahmen des Qualitätsprojekts „Praxisbewertung“
in einer Studie ermittelt. Hierzu be- fragte die Stiftung mehr als 2 300 Patienten niedergelassener Haus-, Fach- und Zahnärzte.
STUDIE
Patienten fühlen sich bei Niedergelassenen gut aufgehoben
Danach bescheinigen rund 90 Prozent der Pa- tienten ihrem Arzt viel Einfühlungsvermögen und Verständnis. Ebenso viele Patienten finden, dass ihr Arzt ihnen aufmerksam zuhöre und ihnen Ver- ständnis entgegenbringe.
Besonders gut schneiden die Hausärzte ab: Hier stimmen mehr als 90 Pro- zent der Aussage „Mein Arzt hat viel Verständnis für mich“ voll und ganz zu (Fach- ärzte: 82,5 Prozent; Zahnärzte: 88,8 Prozent). Ebenfalls gaben rund 90 Prozent an, dass sie durch ihren Arzt Zuspruch und Unterstützung erführen. Auch hier schnitten die Hausärzte mit rund 90 Prozent am besten ab (Fachärzte: 89,9 Prozent;
Zahnärzte: 89,2 Prozent).
Dagegen gelingt es den Medizi- nern meist weniger gut, Interesse an Die Arzt-Patien-
ten-Beziehung in der ambulanten Versorgung ist intakt.
Foto: Barbara Krobath
teil. Der Anteil der Selbstständigen lag mit 52 Prozent deutlich unter dem der abhängig Beschäftigten, bei denen 74 Prozent zu diesem Verhalten neigten.
Laut Gesundheitsmonitor nimmt die Wahrscheinlichkeit eines „ver- nünftigen Umgangs mit Krankhei- ten am Arbeitsplatz mit erhöhter Arbeitsfreude und gutem Betriebs-
klima“ zu. ddp
der Person des Patienten zu vermit- teln. Der Aussage „Mein Arzt hat kein Interesse an mir als Person, son- dern nur an meiner Erkrankung“ wi- dersprechen lediglich rund 60 Pro- zent der Patienten. hil
Aus Pflichtgefühl gehen viele Beschäftigte zur Arbeit, obwohl sie angeschlagen sind.
Foto: vario images