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Tiergerechte Haltungssysteme für landwirtschaftliche

Nutztiere

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Wissenschaftliche Tagung vorn 23.-25. Oktober 1997 in Tänikon

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Roland Weber (Redaktion)

Tiergerechte Haltungssysteme für landwirtschaftliche Nutztiere

Neuere Entwicklungen und Lösungen

Wissenschaftliche Tagung in Zusammenarbeit

mit der Internationalen Gesellschaft für Nutztierhaltung (IGN) vom 23.-25. Oktober 1997 in Tänikon

1997

Eidg. Forschungsanstalt für Agrarwirtschaft

und Landtechnik, CH-8356 Tänikon TG

(3)

Vorwort

Die Rahmenbedingungen für die Haltung von landwirtschaftlichen Nutztieren haben sich in den letzten 'Jahren stark verändert. Ein wachsender Anteil der KonSurnentinnen, 'und Konsumenten legt Wert daräuf, dass Fleisch, Milch und Eier in Haltungssystemen

produziert werden, welche den Bedürfnissen der Tiere besonders.gerecht werden. In ,der Schweiz Wurden von staatlicher Seite Direktzahlungen für „Besonders tierfreundli-

che Stallhaltungssysteme" (BTS) und für die „Kontrollierte Freilandhaltung" (KF) einge- führt, um die Verbreitung artgemässer Haltungssysteme zu fördern. Landwirte, die einen Um- oder Neubau von Haltungssystemen erwägen, sind auf Informationen an- gewiesen. Sie möchten die Vor- und Nachteile verschiedener Haltungsvarianten ken- nen, urn für ihren Betrieb die richtige Lösung zu. wählen. BesonderS wertvoll für sie sind Erfahrungen, die in der Forschung und. auf Praxisbetrieben mit tiergerechten Haltungssystemen gesammelt wurden.

Vor diesem Hintergrund ist es verdienstvoll, dass die Internationale Gesellschaft für Nütztierheltung (IGN) eine Tagung mit dem Titel „Tiergerechte Haltungssysteme für landwirtschaftliche Nutitiere - Neuere Entwicklungen und Lösungen" organisiert hat.

Es freut uns auch, dass diese Tagung an der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Agrarwirtschaft und Landtechnik in Tänikon (FAT) durchgeführt wird. Sowohl für die Beratung von Landwirten und Stallbaufirmen als auch für unsere eigene Forschungs- tätigkeit ist das Tagungsthema von zentraler Bedeutung. Wir hoffen deshalb, aus den Tagüngsbeiträgen neue Impulse zu erhalten.

Um die an der Tagung vorgestellten Ideen und Erfahrungen einer breiten Öffentlich:

keit zugänglich zu machen, veröffentlichen wir die,Tagungsbeiträge in einem Band der Schriftenreihe unserer Forschungsanstalt. Hierbei' haben wir die Vorträge im Original- text und damit in der fachlichen und inhaltlichen Verantwortung der Autorinnen` und Autoren übernommen.

Schon bald nach der Ausschreibung der Tagung hat es sich abgezeichnet, dass das Tagungsthema auf grosses Interesse stösst und mit zahlreichen Teilnehmerinnen und Teilnehmern zu rechnen ist. Mit Blick auf däs thematisch breit gefächerte Tagungs- programm bin ich ijberzeugt, dass die in die Tagung gesetzten Erwartungen erfüllt werden können. .

• Prof. Dr. Walter Meier, Direktor der FAT -

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Inhalt

Einführung Seite

Tiergerechte Haltungssysteme für landwirtschaftliche Nutztiere 7 Engelhard Boehncke, Universität Gesamthochschule Kassel, Fachgebiet Ökologische

Tierhaltung, Nordbahnhofstraße 1a, D-37213 Witzenhausen

TGI

Praktische Erfahrungen in der Anwendung des Tiergerechtheitsindex

„TGI 35 L" in Österreich 15

Helmut Bartussek, Bundesanstalt für alpenländische Landwirtschaft (BAL), Gumpenstein, A-8952 Irdning

Beurteilung der Tiergerechtheit von Milchviehhaltungssystemen anhand einer

vergleichenden Modellanalyse TGI 35 L/1995 und TGI 200/1994 24 Anion, Th.; Boxberger, J.; Schatz, P.; KummerneCker, C. Institut für,Land-, Umwelt- und

Energietechnik, Universität für Bodenkultur, Peter-Jordan-Str. 82; A-1190 Wien

Schweine

Vergleich von herkömmlichen Trocken- und Breiautömaten soWie dem neuen

Brei:-Nuckel zur Fütterung von Mastschweinen' • 36

Hesse, D.; Institut f. Idw. Bauforschung der FAL, D-38116 Braunschweig Schwarz, P. und Maroske, U., Institut für Landtechnik, D-35390 Giessen Henning, M:; Institut für Tierzucht und Tierverhalten der FAL, D-31535 Neustadt Bünger, B., Institut für Tierzucht und Tierverhalten der FAL, D-23847 Westerau.

Rangordnung bei einer dynamischen Gruppenhaltung tragender Sauen 46 Beate Bünger, Institut für Tierzucht Tierverhalten Mariensee, Institutsteil

Trenthorst, D-23847 Westerau

Beurteilung der Auswirkungen verschiedener Einzel- und Gruppenhaltungssysteme für ferkelführende Sauen auf Management, Produktivität und Tierverhalten 53

Ursula Fritsch, Josef Boxberger,'Institut für Land-, Umwelt- und Energietechnik, Peter Jordan-Straße 82, A-Il90'Wien

Haltung von Mastschweinen auf Sägemehl: Verfahrenstechnisch optimiert,

Umweltverträglichkeit fraglich 64

Robert Kaufmann, Eidgenössische Forschungsanstalt für Agrarwirtschaft und Landtechnik (FAT), CH-8356 Tänikon TG

Die Kompoststallhaltung von Mastschweinen - Schlußfolgerungen aus dem

Vergleich von sieben Systemen 73

Steffen Hoy, Justus-Liebig-Universität Gießen, Institut für Tierzucht und Haustiergenetik, Bismarckstraße 16, D-35390 Gießen

Verfahrenstechnische und betriebswirtchaftliche Beurteilung eines Mast-

schweinestalls mit Tiefstreuhaltung und Querlüftung 84

Günter Hörnig, Hans-Joachim Müller, Institut für Agrartechnik Bornim e.V. (ATB), D-14469 Potsdam

Fritz Venzlaff, Gabriele Kuschy, Lehr- und Versuchsänstalt für Tierzucht und Tierhaltung Ruhlsdorf/Groß Kreutz (LVAT), D-14513 Teltow

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Labelgerechte Mastbucht mit Teilspältenboden für Schweine

Hans Schmid, Nutz- und Zootierethologie,loologisches Institut Universität Zürich, Zürichbergstrasse 211, CH-8044 Zürich

Entwicklung und Erprobung kostengünstiger Techniken zur Beschäftigung , von Schweinen in intensiven Haltungssystemen

Angela Neichel, Jürgen Beck und Thomas Jungbluth, Institut für Agrartechnik, UniverSität.Hohenheim, D210599 Stuttgart

Pferde

Artgerechte Pferdehaltung in Offenlaufställen

. Dr. Georg Wendl, Martin Wagner, Franz Wendling und Stefaii-Böck, Bayerische.

Landesanstalt für Landtechnik, Vöttinger Str. 36, D-85354 Freising=Weihenstephan .

Geflügel

Ethologische Grundlagen für eine artgereöhte Haltung der japanischen Wachtel (Coturnix japonica)

'Imelda Schmid, Universität Bern-, Ethologische Station. Hasli, Wohlenstrasse 50a, CH-3032 Hinte. rkappelen

Beat Wechsler, Bufidesamt für Veterinärwesen, Prüfstelle für Stalleinrichtungen, CH:8356 Tänikon,

Ansätze zur Optimierung von Hühnerausläufen

Marlene Höfner, Detlef W. Fölsch, Universität Gesamthochschule Kässel/WitWhausen (GhK), Fachgebiet für angewandte Nutztierethologie und artgemäße Tierhaltung, Nöfdbahnhofgtr. 1 a, D-37213 Witzenhausen

• Haltungsbedingte Ursachen des Federpickens bei Legeherinen

Beat Wechsler, Bundesamt für Veterinärwesen, Prüfstelle für Stalleinrichtungen, FAT, CH-8356 Tänikon, und -

Beat Huber-Eicher, üniversität Bern;Zoologisches Institut, Abteilung Sozial- und Nuttier ethologie,-EthologisChe Station Hasli, Wohlenstrasse 50ä1 CH-3032 Hinterkappelen

Rindvieh

Aktuelle Entwicklungen in der Kälberhaltung

H2Pirkelmann, Bayerische Landesanstalt für Tierzucht, Grub, D-85586 Poing

Umbäulösungen landwirtschaftlicher Gebäude und. baulicher Anlagen für die • Winterstallhaltung von Mutterkühen

Ulrich Brehme*, Kurt Bendüll, Institut für Agrartechnik Bornini e. V. (ATB),

\ D-14469 Potsdam

Erfahrungen mit Außenklimaställen für Milchvieh

Michael Karter, Roland Nitsche, Bayerische Landesanstalt für Tierzucht Grub,:

D-8p586,Poing

IndividualdistanZbedingter Raumbedarf von Jungrindern zwischen Haltungs- und Tierschutzrelevanz

Christiane Müller, Institut fürTierzucht und Tierverhaiteri (FAL) der Bundesforschungs- anstalt für Landwirtschaft Braunschweig-Völkenrode, Institutsteil Trenthorst/Wulmenau, D-23847 Westerati

146

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173 94

102

110

122^

130

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Ethölogische Grundlagen zum Platzbedarf, iur Gestaltung Lind zum Betrieb von

Laufhöfen bei Kühen im Laufstall >182 •

Helena Krötzl, Eidgenössische Fotschüngsanstalt für Agrarwirtschaft und Landtechnik (FAT), CH-8356 Tänikon

Rudolf Hauser, Prüfstelle für Stalleinrichtungen; FAT; Bundesamt für Veterinärweseii, CH-8356 Tänikon•

Verfütterung von Rundballen im Laufhof - Ethologische und verfahrenstechnische

'Erkenntnisse • 190

Silvia Stumpf und Franz Nydegger, Eidgenössische Forschungsanstaltfür Agrar- . wirtschaft und Landtechnik (FAT), CH-8356,Tänikon

Eingestreute 'Milchviehlaufställe in der Praxis , 198,

Bernhard Hörnirig, Christina Gab, Detlef W. Fölsch, Fachgebiet Angewandte Nutztier- ethologie und Artgemäße Tierhaltung, -Universität Gesamthochschule Kassel (GhK), Nordbahnhofstr. 1 a, 0-37213 Witzenhausen

Tiergerechte Ställsysteme - Merkblätter für die Praxis 207 Michael Götz, Landwirtschaftliche Bauplanung und Betriebsberatung, Säntisstr. 2 a,

CH-9034 Eggersriet; Hansueli Huber, Beratungsstelle des SchweiZer Tierschutz STS, Büelhüslistr. 300, CH-8479.Altikon

Strukturierte und offene Rireiehställä, als Kostensparer 214 Autoren: Animal Consulting, NTHIC AG, Tösstalstr. 345, CH-8496 Steg, Andreas Kurtz,

Christian Gazzärin, Barbara Sulzer

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Tiergerechte Haltungssysteme für landwirtschaftliche Nutztiere

Engelhard Boehncke, Universität Gesamthochschule Kassel, Fachgebiet Ökologische Tierhaltung, Nordbahnhofstraße 1a, D-37213 Witzenhausen

Zum Thema der 13. IGN-Tagung

Die Tagung „Tiergerechte Haltungssysteme für landwirtschaftliche Nutztiere - neuere 'Entwicklungen und Lösungen" hat nidht die Aufgabe das Rad der Tiergerechtheit. neu zu erfinden. Sie kann vielmehr auf jahrzehntelanger ethologischer und verfahren- stechnischer Forschung, bestehenden -Gesetzen und Verordnungen, ethischen Re- geln und einem erheblichen Ausmaß an praktischer Erfahrung aufbauen. Wir dürfen daher vOn einem Grundkonsens darüber ausgehen, daß es hier um die Befriedigung arttypischer Beclürfnisse geht und die Anforderungen an tiergerechte Haltungssyste- me sich aus dem natürlichen Verhalten der jeweiligen Tierart ergeben (SCHWEIZER TIERSCHUTZ, 1992).

Begriffe wie ganzheitliches, vernetztes Denken werden heutzutage gerne • gebraucht.

Das drückt sich auch darin aus, daß man allenthalben von Systemen spricht: Land- nutzungssystemen, Ökosystemen, Agroökosystemen usw. Wenn dahinter wohlbe- gründete Vorstellungen' über Biodiversität, Regelkreise, Nahrungsketten, Selbstre- gulierung und Fehlerfreundliöhkeit, kurz darüber stehen mit welch komplexen Interak- tionen Landwirtschaft es zu tun hat, ist nichts dagegen einzuwenden (ALTIERI et. aL, ' 1996). Das Thema der 13.IGN-Tagung spricht ebenfalls von Systemen, nämlich Hal-

tungssystemen und das ist durchaus angebracht, denn sie müssen nicht nur aus ei- nem Stallgebäude bestehen. Ausläufe und Weiden beispielsweise können dazugehö- ren und die Vielfalt innerhalb des Systems erhöhen.

Manche Menschen stoßen sich daran, wenn von landwirtschaftlichen „Nutztieren" ge- sprochen Wird. Man kann es aber drehen und wenden wie man will, diejenigen Lebe- wesen von denen in den nächsten drei Tagen die Rede sein soli, werden gehalten damit Menschen einen Nutzen davon haben. Aber eben keinen Nutzen um jeden Preis,•vor allem nichfurn. einen Preis, den die betroffenen Nutztiere mit Verhaltensstö- rungen, Krankheiten und chronischem Streß bezahlen müssen (BOEHNCKE, .1995).

Auch darum beschäftigt sich die 13. IGN-Tagung mit tiergerechten HaltungsAystemen.

Selbstverständlich müssen diese'ständig weiterentwickelt werden und ebenso selbst- verständlich wird «es immer wieder neue PrObleme geben, für die nach Lösungen zu suchen ist.

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Zum Programm der Tagung

Da S TagungsprogramM spiegelt die Vielfältigkeit der zu beachtenden Beziehungen zwischen Tiergerechtheit, Haltungssystemen und landwirtschaftlichen Nutztieren wi- der. Es beginnt gleich mit der wichtigen Frage, wie die Tiergerechtheit von Haltungs- systemen vergleichend und nachvollziehbar beurteilt werden :kann. Hierfür gibt es zahlreiche Gründe. Einer davon ist in diesem Jahr auch international wieder intensiv diskutiert worden. Lebensmittel tierischer .Herkunft haben wie andere Lebensmittel nicht nur chemisch, physikalisch und mikrobiologisch meßbare Qüalitätseigenschaf- ten. Sie können, wenn die Tiere von denen sie stammen in tiergerechten Haltungssy- steMen gelebt haben oder noch leben, über zusätzliche ethische QUalitätsmerkrnale verfügen. ES gibt bekanntlich Verbraucherinnen und Verbraucher, die bereit sind eine solche ethische Qualität zu honorieren. Sie müssen sich dann aber auf die Einhaltung der angepriesenen Versprechungen auch verlassen können (BOEHNCKE, 1997 a).

Die nachfolgenden Referate sind nach Tierarten geordnet. Es beginnt mit den Schweinen, über deren Verhalten und Bedürfnisse wir in den letzten Jahrzehnten viel gelernt haben (WECHSLER et al., 1.991). Aus den einzelnen Aspekten, die zur Spra- che kommen werden, lassen sich einige Schlußfolgerungen ziehen. Die Verfahrens- technik der Fütterung wird mit hineingenommen, Fütterungseinrichtungen gehören zum Haltungssysiem. Es ist ja nicht nur von Bedeutung was Schweine zu fressen be- kommen, sondern ebenso wie die Futteraufnahme vor sich geht. In einem Einfüh- rungsreferat muß es erlaubt sein zu träumen. Vielleicht erfahren wir auf einer Tagung in fünf Jahren, •wie man den Bedürfnissen des Schweines als Allesfresser und Fein- schmecker besser gerecht werden kann. Und vielleicht dauert es nür noch 10 Jahre bis Schweine umweltschonend in Möglichst geschlossene Nährstoffkreisläufe einge- fügt werden können. Wie gesagt, ein Traum. Für heute ist es bereits ein Fortschritt, wenn Schweine nicht mehr gezwungen werden, Zwei mal zehn Minuten pro Tag SQ schnell wie möglich zu fressen.

Tierhaltung bleibt ein Kompromiß Zwischen den berechtigten Ansprüchen der Nutztie- re' und den Interessen der Tierhalter (PETERSEN, 1992). Daher wird und muß die Rede immer wieder auf, Management, Produktivität und Betriebswirtschaft kommen.

Aber auch hier Zeichnen Sich Weiterentwicklungen ab. Die neoklassische Ökonomie beherrscht ,das Feld nicht mehr ganz allein. Weltweit wird versucht, in .ökonomische Berechnungen'auch ökologische und sogar ethische Parameter einzubeziehen. Dann ergibt sich die Produktivität einer Sau nicht mehr allein aus dem Futterverbrauch und der Zahl der aufgezogenen Ferkel, sondern auch aus dem Umfang in dem Umwelt verbraucht oder erhalten wurde (t3dEHNCKE, 1997 b).

In der. .Geflügelsektion stoßen wir auf weitere, interessante Gesichtspunkte. Neue ethologische Erkenntnisse machen die im Thema der Tagung angesprochenen Lö- sungen möglich. Die Erforschung 'der Ursachen von Verhältensstörungen kann schlu- ßendlich zu deutlich verbesserten Haltungssystemen führen. Ethologische Grundla-

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gen lassen sich auch an bei uns seltener gehaltenen Tierarten erarbeiten. Sie kom- men der Entfaltung der Ethologie und der betroffenen Tierart zugute. Scheinbar weit auseinanderdriftende Themen wie die Betriebswirtschaft eines 'Mastschweinestalls ' und die artgerechte Wachtelhaltung können zur Lösung von Haltungsproblemen kon-

kret beitragen.

Wie eingangs bereits gesagt, spätestens wenn von Ausläufen die Rede ist wird deut- lich, daß Haltungssysteme sehr komplex sein können. Die zahlreichen Kritiker denken bei Ausläufen auch heute noch an vegetationslose, dicht mit Parasiten und Salmonel- len besiedelte Örtlichkeiten. Es kommt eben wiedereirimat daraufan was man will.

Wenn es um tiergerechte Haltungssysteme geht werden Ethologie, Verfahrenstechnik, Botanik und Tiermedizin, um nur einige zu nennen, gemeinsam nach Lösungen su- chen rnüssen. ba ist hoch viel zu tun. Das kann man jetzt schon ohne große Mühe aus dem Programm ablesen. Ausläufe sind zu optimieren, es geht um den Platzbedarf der Tiere und die Gestaltung vön. Laufhöfen. Ökologische und hygienische Fragen sind zu beantworten. Schließlich und endlich müssen wir uns ernsthaft mit der Vorstel- lung auseinandersetzen, daß wohl nicht alle zur Zeit gehaltenen Nutztiere in Licht, Luft 'Lind Sonne werden hetumlaufen können. Und schon entsteht Gegenwind von einer ganz :anderen Seite. Die von im 'Freien gehaltenen Tieren ausgehenden Emiseionen sind s>chwer. zu kontrollieren, es gibt die Forderung hadh soviel Stallhaltung wie mög- lich. An zeitnahen Herausforderungen besteht offensichtlich kein Mangel.

Das zeigt sich auch an dem Programmteil, der sich den Rindern widmet. So hat sich . die .Mutterkuhhaltung in Deutsdhland und in anderen Ländern in den letzten Jahren beträchtlich ausgeweitet. Vor allem im Osten Deutschlands werden große Mutterkuh- . herden gehalten. An einschlägigen Umbaulösungen besteht aber überall ein großes Interesse. Die Herangehensweise wird sehr unterschiedlich sein, jenachdem ob man es mit einer beengten nordhessisdhen Dorflage dder den größeren Strukturen in dünn' besiedelten Regionen Ostdeutschlands zu ,tun hat, Bei Umbaulösungen gewinnt, Wie ich aus eigener Erfahrung. 'weiß, ein bisher nicht deutlich genanntes Motiv an Bedeu- tung. Kuhställe waren in der guten alten Zeit oftmals überhaupt nicht tiergerecht, Sie

•konnten außerdem nur mit einer hinreichenden Anzahl an Mitarbeitern und Mitarbeite- rinnen betrieben werden. Fehlen die Mittel für einen Neubau, bleiben nur intelligente.

Umbaulösungen um die Tierhaltung nicht aufgeben zu müssen.

Wir kehren zurück zum Anfang dieser kurzen Betrachtung über das Programm der Tagung: die Beurteilung der Tiergerechtheit. Es gibt dafür ethologische, physioldgi- sche und pathologisch-anatomisch ausgerichtete Methoden (RIST, '1987). Die etholo- gische Beurteilung .von Haltungssystemen im, engeren und weiteren Sinne wird in zahlreichen Referaten angesprochen. Auch tierphysiologische Bewertungen kommen zur Sprache. Die dritte Disziplin, Wenn man das so sagen darf, beschäftigt sich Vor allem mit dem Integument und den Gliedmaßen der Nutztiere. Chronisch- degenerative Veränderungen an den Gelenken spielen dabei eine herausragende

Beim Schwein sind sie überwiegend die Folge 'nicht tiergerechter,Zuchtziele.

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Bei Milchkühen ist das wohl anders. Die Tiere geben Milch, bekorpmen Kälber und erscheinen nicht besonders krank. Aber sie sind eben auch nicht gesund. Und das ist das worauf ich hinaus will. Die Tiergesundheftsollte bei der Beurteilung von Halturigs- systemen einen höheren Stellenwert bekommen. Gesundheitsdefinitionen sind allemal , subjektiv und kritikwürdig. Man kann aber mit ihnen arbeiten LIM herauszufinden wie Gesundheit als Kriterium für die Qualität der tierhaltung herangezogen werden ,kann.

Wenn man Tiergesundheit als Wohlbefinden im physisciien, physiologischen und psy- chisdhen Bereich beschreibt, dann sind Milchkühe mit Sprunggelenksschäden auch dann nicht gesund, wenn ihre Leistungen zufriedenstellend bleiben (BCEHNCKE und KRUTZINNA 1996).

Das reichhaltige Programm der 13. IGN-Tagung wird durch den Festvortrag anläßlich der Vergabe des Schweisfurth-Forschungspreises für artgemäße Nutztierhaltung ver- vollständigt. Über die Würde der Kreatur hier auf dieser Tagung und hier in diesem Lande nachzudenken erscheint äußerst angemessen. Des Buch „Würde der Kreatur"

von Gotthard TEUTSCH (1995) hat darauf vorbereitet. Aber so lautet das Thema des Festvortrages nicht. Es folgt die bedeutungsschwere Frage: Metapher oder Verpflich- tung?

wir

müSsen uns leider bei unserer täglichen Arbeit mit einem PrdbleM herum- schlagen, das auf der gleidhen Ebene liegt. Es gibt Leerformeln, die zu wachsender Gereiztheit führen. Dazu gehören Begriffe wie Nachhaltigkeit, Biodiversität, Ganzheit- lichkeit und Mitgeschöpflichkeit. Damit keine Irrtümer aufkommen, sie legen uns samt und sonders Verpflichtungen auf und sind eigentlich gar nicht ernst genug zu nehmen.

Wie aber damit umgegangen wird und zu wie wenigen Konsequenzen sie führen, das bleibt ärgerlich. Die Tagung über Entwicklung und Anwendung tiergerechter Haltungs- systeme ist Ausdruck unserer Verpflichtung, Nutztiere als Kreatureh zu würdigen.

Die Ziele der Tagung

Die bisherigen Anmerkungen zum' Programm enthalten bereits zahlreiche Hinweise auf die Ziele der Tagung. Einige zusätzliche Aspekte erscheinen aber so interessant, daß im folgenden darauf eingegangen werden.sdll. Des Ziel „Gesamtbetriebliche Lö- sungen in der Nutztierhaltung" knüpft an das zuvor erwähnte Konzept des Denkens und Handelns in Systemen an. Das Gegenteil wäre etwa die bodenunabhängige Broilerproduktion, welche wegen vorhandener Arbeitskräfte auf einem'landwirtschaftli- chen Betrieb stattfindet. Die optimale Integration der Nutztierhaltung ,in den Betriebs- kreislauf stellt eine sehr moderne Forderung. der. Tierhaltung ist eben deutlich mehr als die bloße Unterbringung. Gesamtbetriebliche Lösungen müssen heute bei der Fruchtfolge anfangen, die tiergerechte Fütterung berücksichtigen, nicht nur die Tech- nik der Entmistung, sondern auch umweltrelevante Fragen des Umgangs mit Hofdün- ger ,bedenken und letztlich die Vermarktung mit einschließen. Das geschieht gleich- sam automatisch, wenn tiergerechte HaltungsSysteme Teil der Vermärktungsstrategie sind. Selbstverständlich ist die Tagung nicht Fragen der Fruchtfolge und Vermarktung

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gewidmet. Aber die Themen der Referate reichen soweit in die verschiedensten Be- reiche des landwirtschaftlichen Betriebes hinein, daß das Ziel „Gesamtbetriebliche Lösungen" voll und ganz plausibel erscheint.

Über die praktische Umsetzung wissenschaftlicher Ergebnisse, ein weiteres Ziel der Tagung, sind dicke Bücher geschrieben worden. Nicht nur allgemein, söndern gerade auch im Hinblick auf die Landwirtschaft. Es wird in den nächSten drei Tagen viele In- formationen geben, die sehr praxisnah sind und entsprechend weitergegeben werden können. Aber so einfach sind die Beziehungen zwischen Wissenschaft und Praxis nun, doch nicht. Gerade die Ethologie hat dafür eindrucksvolle Beispiele geliefert. Das Ver- halten von Hausschweinen im Freiland zu beobachten mag damals manchen land- wirtschaftlichen Praktikern als eine wissenschaftliche Spielerei erschienen sein. Und doch haben, die Ergebnisse .bis in die heutige Schweinehaltung hineingewirkt. Die Aufklärung der Ursachen von Verhaltensstörungen erscheint streckenweise als reine Grundlagenforschung. Wenn es gelänge dadurch beispielsweise dem Federpicken bei

,Legehennen vörzubeugen, dann hätten diese Forschungsarbeiten eine immense Be- deutung. für die PraXis. Es scheint fast so als gäbe es nichts praktischeres als eine gute Theorie und als könnten andersherüm Theoretiker von der .Praxis viel lernen. So enthält denn auch das Buch „Agriculturel Research Alternatives", von LOCKERETZ und ANDERSON (1993) ein Kapitel darüber was wir von landwirtschaftliclier For- schung erWarten dürfen und ein änderes über den Einfluß der Bauern auf diese For- schung. Wissenschaftlern wird oft geraten, mit beiden Beinen auf der Erde zu bleiben.

Das iAt recht und gut, aber kein Patentrezept. Ohne den Kopf .hin und wieder in den Wolken zu haben können neue Lösungen kaum entstehen.

Das dritte Tagungsziel, über das hier gesprochen werden soil ist die' Beziehung zwi- schen Technik und Haltungssystemen. Ohne Zweifel helfen ,technische Innovationen.

den Tierhaltern ihre Arbeit kräftesparender und effizienter zu verrichten. Aber wo lie- gen die Grenzen? Es gibt Theorien die besagen, daß immer mehr Technik in der Tier- haltung den betreuenden Menschen immer mehr Zeit verschafft uni ihre Tiere zu be- obachten und sich um sie zu kümmern. Aber tun die Mensdhen das? Trägt nicht die zunehmende Technisierung von Haltungssystemen zur Entstehung immer größerer Tierbestände mit immer weniger menscillicher Zuwendung bei? Zweifel an den gren- zenlosen Möglichkeiten der Technisierung von Haltungssystemen sind begründet.

•Dies, vor allem auch wenn man bedenkt, wie wichtig die Mensch-Tier-Beziehung, und nicht die Mensch-Automat-Tierbeziehung! für ,das Herdenmanagement ist (WAIBLINGER, 1996). gs könnte ja sein; daß der Mensch die unmittelbare sinnliche Erfahrung im Umgang mit Tieren braucht um ein guter Betreuer zu bleiben. Derlei Zweifel und Fragen sind kein Apell zur Tierhaltung unserer Großeltern zurückzukeh- ren. Wohl aber herauszufinden wieviel Technik Haltungssysteme vertragen um noch tiergerecht zu bleiben. Genauer gefragt: wieviel Technik verträgt der Mensch um ein Haltungssystem noch tiergerecht betreiben zu können?

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Die Zielgruppen der Tagung

Die 13. ION-Tagung wendet sich an Wissenschaftler, Berater und Studenten. Men- schen, die zu der ersten. Gruppe gehören, halten Referate, diskutieren miteinander und 'mit den anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Sie rnachen ihre For- schungsergebnisse bekannt und Sind gespannt auf die 'Reaktionen des Publikums, Das Gehörte und Gesehene fließt in die eigenen Vorstellungen ein und 'kann zu neuen Innovationen führen. So wird Stein um Stein in das wissenschaftliche Gebäude einge- fügt.

Daß es nicht zu kopflastig wird, dafür sorgen neben anderen die Berater. Sie sind die eigentlichen Multiplikatoren und klopfen die. wissenschaftlichen Referate:auf Machbar- keit und Praktikabilität ab. Manche's wird dankbar begrüßt weil es den eigenen prakti- schen Erfahrungen entspricht, anderes vehement abgelehnt weil es gar 'zu exotisch erscheint. Aber lassen wir uns nicht täuschen. Hier liegt eine wichtige Quelle für neue Anregungen und Lösungsvorschläge. Und schließlich bedarf es für die .Weitergebe neuer praxisrelevanter Innovationen auch einiger nicht minder fundierter theoretischer Erklärungsmöglichkeiten. Die Beratung beklagt nicht selten bestehende Theoriedefizi- te, und ist dankbar für qualifizierte Angebote:

Die dritte Zielgruppe, Studenten und Studentinnen sind das Salz an der Suppe. Ler- nende.wie wir alle, aber noch mehr auf die Zukunft 'ausgerichtet. Zweifellos an innova- tiven und tiergerechten Lösungen interessiert. Mit dem Ablauf wissenschaftlicher Ta- gungen nicht ganz so vertraut, werden sie die Geschehnisse kritisch ,begleiten und gute Referate -zu schätzen wissen. Um einen der wichtigsten Punkte in diesem Zu- sammenhang nicht zu vergessen: je nachdem aus welchem Land man kommt sind tiergerechte Haltungssysteme weithin eher die Ausnahme als die Regel. Die 13. IGN- Tagung soll auch dazu beitragen, diese oft trostlose Situation zu.verbessern. Die Stu- dierenden, die einmal unsere Plätze einnehmen werden, sind aufgerufen daran mitzu- arbeiten. Auch deshalb freuen wir uns daß sie hier sind.

Ausblick

Was dürfen wir vön einersolchen Tagung erwarten? Die Antwort wird Tatsachen und Hoffnungen enthalten. Wir werden interessante Referate über innovative und tierge- rechte Lösungen in der .Nutztierhaltung hören und erfahren, wie in der Schweiz, in Österreich und:Deutschland daran gearbeitet wird., Es wird unterschiedliche Meinun- gen über die Lösunüsvorschläge und hoffentlich intensive Diskussionen geben. Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen werden sich untereinander besser kennenlernen und neue. fachliche Verbindungen anknüpfen. 'Manches von dem was wir erwarten liegt aber auch im Bereich der Hoffnungen. Das betrifft vor allem die Auswirkungen, die eine solche Tagung haben sollte. Eine möglichst starke Beachtung hier in der Schweiz und.über die Grenzen hinaus. Und damit ein Beitrag zur Verbesserung .der Nutztier- haltung im Interesse der Tiere und der, Menschen. Der ilere, weil sie mit dem. leben

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müssen, was wir ihnen bieten und der Menschen, weil die Arbeit mit Tieren .mehr Freude macht, wenn sie sich wohlfühleri.

Zusammenfassung

Das Einführungsfeferat gibt 'eine ÜbersiCht über die Thematik, das Progränlm, die.

Ziele ünd Zielgruppen der 13. IGN-Tagung. Deren Thema wird analysiert und erläu- tert. Die Vielfalt des Tagungsprogramms_wird anhand einiger Beispiele verdeutlicht.

• Von den Tagungszielen .werden gesamtbetriebliche Lösungen, in der'Nutztierhaltung, die praktische Umsetzung von wissenschaftlichen Ergebnissen und die Beziehung zwischen Technik und Tierhaltung näher beleuchtet. Schließlich wird auf die Bedeu- tung der Zielgruppen: Wissenschaftler, Berater und Studenten für das Gelingen der wissenschaftlichen und praktischen Diskussionen eingegangen und beschrieben unter Welchen Bedingungen die Tagung zum Erfolg führen wird.

Rösumö

Exposé mtroductif: Systömes de stabulation respectueux des animaux

L'e5(pos6 introductif präsente une Niue d'ensemble des sujets, du programme, des ob- jectifs et des groupes cibles de I? 13e conförence,de la Sociötö internatiönale pour la 'garde des animaux de ferme. Le theme de cette conference est analyse e,t expliquö.

La diversitä du programme est illuströe ä l'aide de quelques exemples. Quant aLW ob- jectifs de la conference, des solutions pour la garde- de !Detail, S'äppliquant ä l'ensem- IDle de l'exploitation, les rapports entre technologi_e et garde,d'animaux ainsi que l'app- ['cation pratique des rösultats scientifiques sont ölucides en detail. L'expose souligne, en outre, l'importarice que les groupes,Cibles - scientifiques, vulgarisateurs et ötudi- ants - revötent pour la räussite des discussions scientifiques et pratiques. Finalement sont clöcrites les conditions dans lesquelles la conference sera couronnöe de succös.

Summary .

IntroduCtory lecture: Appropriate housing systems for farm animals

The introductory lecture outlines the theme, programme, objevtives, and target groups of • the 13th Conference. ' of the International Society for Livestock Kusbandry:

„Appropriate Housing Systems for Farm Animals - Newer Developments and Soluti- ons" The conference theme is analysed and explained. The diversity.of the program- me is illu\strated by means of a few examples. Concerning th9 conference objectives, solUtions in animal husbandry regarding the total farming system, the practical appli- cation of scientific results, and the relation between technology and animal husbandry

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are elucidated in more detail. Furthermore the significance of the Conference target groups. scientists, consultants, and students for the success of scientific and practical discussions is considered. Finally it is .described under which conditions the confe- , rence is going.to become a real success.

Literatur

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(17)

Praktische Erfahrungen in der Anwendung des Tierge- rechtheitsindex „TGI 35 L" in Österreich

Helmut Bartussek, Bundesanstalt für alpenländische Landwirtschaft (BAL), Gumpenstein, A-8952 Irdning

Das Prinzip des Tiergerechfheitsindex TGI

Der "Tiergerechthditsindex = TGI" (Bartussek, 1985, 1988, 1990, 1991, 1992,- 1995a, b, 1996 ab), ist ein ganzheitliches Beurteilungssystem, das von der Annahme eines "Gesamtbudgets" der Tiere ausgeht. Lebende Systeme besitzen eine Art Puffer-

"fähigkeit, die einen gewissen AusgleiCh zwischen belastenden und entlastenden Fak- toren ermöglicht. Der TGI beurteilt ein Haltungssystem im Sinne dieser Idee, indem er es in fünf Einflußbereichen für das VVohlbefinden der Tiere, 'nämlich "Bewegungs- möglichkeit", "Sozialkontakt", "Bodenbeschaffenheit", "Licht und Luft (Stallklima)" So- Wie "Betreuungsintensität" mit_Punkten bewertet. Je mehr das SYstem den Anforde- rungen der Tiere entspricht, umsomehr Punkte Werden vergeben. Die Punktesumme Ist der TGI-Wert. Der TGI ist individuell und flexibel anwendbar, ermöglicht schnell eine generelle Aussage über die Tiergerechtheit einer Haltung, die Aufdeckung von Schwachstellen irn Haltungssystem, sowie eine Grenzziehung für Markenprodukte.

Mehrere Untersuchungen im Rahmen von Diplomarbeiten haben zur Überprüfung und VVeiterentWicklung des in Österreich breit eingeführten Typs TGI 35 L beigetragen (Sinreich, 1991, Daase, 1992; Lotter, 1993; Gessl, 1994, Feyerlein, 1996, Missoni, 1996, Schatz, 1997, Grossek, 1997). Zur Kennzeichnung des EntWicklungsstandes wird auch die Jahreszahl beigefügt. Die Struktur des letztgültigen TGI 351_11996- Rinder beispielsweise beinhaltet in den fünf Einflußbereichen insgesamt 24 Kriterien, die mit bis zu je maximal 3,0 Punkten und minimal minus 0,5. Punkten bewertet wer- den. Die Punktesumme liegt theoretisch zwi'schen mintjä 9,0 und + 45,5 Punkten (absolutes Maximum = + 36,5), der Punkteumfapg beträgt 54,5 Punkte; der Mittelwert liegt bei +18,25.

Der TGI als ganzheitliches System setzt die Einhaltung von Mindestbedingungen in Detailbereichen voraus. Wird eine oder werden mehrere solcher Mindestbedingungen nicht eingehalten, So kann zwar eine TGI-Zahl erhoben, werden, doch gilt sie bei der Beurteilung nur vorbehaltlich der Beseitigung des Mangels innerhalb einer angemes- senen Frist (TGIN, V = Vorbehalt). Diese Vorbehaltsklausel ist integrierter Bestandteil der Bewertung. Es hat sidh gezeigt, .daß die als Mindestbedingungen vorgeschlage- nen gesetzlichen Bestimmungen allein nicht ausreichen'. An vollständigen Listen wird gearbeitet.

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Tiergerechtheitsindex TGI und Tierschutzrecht in Österreich

Die .fünf Einflußbereiche des TGI-35 wurden ab 1993 im österreichischen Tier- schutzrecht verankert (Bundesländervereinbarungen über "den Schutz von Nutztieren in der Landwirtschaft vom 23.9.1993, in Rechtskräft seit 19.9.1995), wobei Mindest- bedingungen in den fünf Einflußbereichen festgelegt wurden. Bei der Umsetzung der 15a-Vereinbarung in Landesrecht hat das Bundesland Salzburg den TGI als Instru- ment zur Abgrenzung des Betroffenenkreises, dem Anpassungsaufträge per Bescheid vorgeschrieben werden sollen, und Zur Definition eines Mindeststandards fr die In- vestitionsförderung eingeführt (§§ 7, 28 und 31 des Salzburger Nutztierschutzgesetz vom 12.12.1996,- wegen EU-Einspruch noch nicht in Kraft), wobei die konkreten Fest- legüngen durch eine Verordnung noch ausstehen'. Nach .dem Tierschutzvolksbegeh- ren 1996, das von rund 460.000 Wahlberechtigten unterzeichnet wurde, hat die SPÖ (Sozialdemokratische Partei Österreichs) einen Vorschlag für ein Bundestierschutzge- setz vorgelegt, indem der TGI als Instrument sowohl fiir einen Sockeltierschutz als auch zur Definition eines höheren Standards für ein bundeseinheitliches TierSchutz- - sie'el eingeführt werden soil. • Angesichts der derzeitigen politischen Situation in

Österreich ist nicht mit der, Umsetzung dieses Vorschlages zu rechnen.

Tiergerechtheitsindex TGI und biologischer Landbau-

Die österreichischen Vorschriften für BiObetriebe beinhalten auch Bedingungen für die Tierhaltung, während in der EU bisher erst ein Kommissionsvorschlag zQr Diskus- sion steht. Deshalb ist auf diesem Gebiet ein Alleingang Österreichs derzeit noch möglich. Die dafür zuständige Kodexkömmission des Gesundheitsministeriums hat '1995 festgelegt, den Tiergerechtheitsindex TGI-35 L als offizielles Beurteilungssystenn der Tiernaltungen im biologischen Landbau einzuführen.' Bei der Festlegung von Grenzen wurde von dem von Bartussek (1990) vorgeschlagenen Kategorisierungs- schema augegangen:

• bis 15 Punkte: nicht oder kaum tiergerecht

• 16 , 20 Punkte: wenig tiergerecht

• 21 - 24 Punkte: ziemlich tiergerecht (entspricht einer "tierschonenden" Haltung)

• 25 - 28 Punkte: tiergerecht (entspricht einer i'tiergerechten" Haltung),

• mehr als 28 Punkte: sehr tiergerecht (entspricht einer „sehr tiergerechten" .Haltund).

Als Grenzwerte für Bio-Betriebe wurden somit folgende TGI-Punktesummen festge- legt: Mindestens 21 Punkte (tierschonend) für bestehende Stallungen (ca. 55 % des Gesarntpunkteumfanges) und mehr als 24 Punkte (tiergerecht): für Um-"und Neubau- ten (mehr als 60% des Gesamtpunkteumfanges). Seit 1996 werden, alle von der BAL Gumpenstein herausgegebenen: TGI in der letztgültigen Fassung angewendet

(19)

TGI und privatwirtschaftliche Markenerzeugung

Vier maßgebliche Tierschutzorganisationen, die sich einer tiergerechten Nutztierhal- tung im Sinne eines praktizierten Tierschutzes. verpflichtet fühlen, setzen siöti für ein einheitliches Beurteilungs- und Kontrollsystem für die landwirtschaftliche Nutztierhal- .tung auf der Basis des TGI-35-L ein. Es wurde'1995 eine gemeinsame .Kontrollstelle

gegründet, die 1997 um Akkreditierung gemäß EN 45004 angesucht hat. Sie vergibt für tierische Markenprodukte die Wortbildrriarke „tierschufzgeprüft". Die 'Handelskette SPAR (Produktlinie Natur pur) führt im Segment der Boden- und Freilandeier nur Pro- dukte mit dieser Kennzeichnung. Die Kontrollstelle, hat für die Bcidenhaltyng eine Grenze von 21 TGI-Punkten, für. die Freilandhaltung eine von mehr ajs 28 TGI- Punkten (sehr tiergerecht) eingeführt. Damit sind wesentlich höhere Tierschutzstan- dards. definiert als sich bei ausschließlicher Erfüllung der Mindestbedingungen› gemäß 'EU-Eiervermarktüngs-Verordnung für die Kategorien Boden- und Freilandhaltung er-

gäben. An «der Einführung anderer „tierschutzgeprüfter" tierischer Produkte wird g,ear- beitet. Die Akzeptanz der Handelsketten" (auch BILLA, Produktlinie Ja, natürlich) für ein einfaches und für alle Tierarten anwendbares System zur Definition der Tierge- rechtheit von Nutztierhaltungen ist jedenfalls gegeben.

Bisherige Erfahrungen aus der Praxis

Fragebogenerhebung

Es wurde versücht,, das tatsächliche Ausmaß der TGI-Anwendung sowie die

5euei-

lung des TGI durch die mit dem System Arbeitenden zu ermitteln. Dazu wurde allen in Österreich staatlich zugelassenen Firmen zur Kontrolle des Biolandbaues, der Agrär- Markt Austria als halbstaatlicher Behöde, der „Kontrollstelle der Tierschutzorganisa- . tioneh" und dem Verein „Aktiver Tierschutz Steiermärk" je ein Fragebogen zuge- schickt. Alle mit dem TGI arbeitenden 11 Firmen haben ihn ausgefüllt zurückge- schickt. Die quantitätiven Angaben wurden mit dem Programm MS Access deskriptiv ausgewertet.

Ergebnisse

Im Jahre 1996 - das erste Jahr der 'breiten Anwendung - wurden insgesamt 13.065 Betriebe mit dem TGI, beurteilt. Für 1997 sollen weitere '8.200. untersucht werden (teilweise Nachkontrollen), sodaß die Zahl der gegen Ende des Jahres 1997 beurteil- ten Betriebe mehr als 20.000 betragen wird und damit der größte Teil aller Biobetriebe in Österreich bewertet sein werden. 1996 wurden für die TGI-Kontrolltätigkeit 176 Per- sonen eingesetzt; 1997 sollen 152 Personen für die TGI-Kontrollen arbeiten. Der

für

die Erhebung geschätzte Zeitaufwänd wird mit 30 bis 90 Minuten (0 = 43,6 min) für die Ersterhebung .und mit 10 bis 35 Minuten (0 = 22,0 min) für, Naühkontrollen ange- geben. Bei der Ersterhebung müssen nicht nür gewisse Aufmaßarbeiten durchgeführt werden, sondern es ist auch ein Zeitaufwand für Gespräche mit dem Tierhalter nicht zu vermeiden.

(20)

praktische .Einsatzfähigkeit Ei-hObprigsadwand

• Abbildpnaderllergerechtheit Wiederhollarkeit

3-z 2-7 1

Kälber n = 419

,Legehennen Mastschweine n = 655 n = 40.

(

•Der. weitaus größte Anteil an Erhebüng.serbeit (1996: 91,&%)' entfiel: auf die Beurtei- lung von 1,1.971"Tierhltungen''rnit dem TGI-kinder (Milchvieh, 'Mutterkühe,' Jung- und Mastvieh) [1997 4.653'13etriebe]. Im Jahre 1996 [1997] arbeiteten mit dem Kälber-TGI 3 [7] Firmen ; (41,9 11739] Betriebe), mit dem Mastschweine,-TGI nur .2 [3] Firrrien (40 [859] Betriebe)' und mit deft; 1GI4Legehennen kOnnten 3 151 Organisationen .ausrei- chend Erfahrürig sammeln (655, [917] Betriebe

.'Auf die ,Frage „Wie beurteilen Sie den T.GI-35 L in 'Bezug auf 'die praktische Einsatz- fähigkeit, den Erhebungseufwand, die Abbildungsgenauigkeit der Tiergeredhtheit Und die VViederholbarkeit zwischen verschiedenen Kontrollpersonen" sollten die Antworten in Form der österreichischen Schulnotenskä.la gegeben werden (1 = sehr gut, „2 = gut, 3 = befiledigen,d, 4 =genügend, 5 =, net genügend)bzW. mit t) = „.weiß,nicht"beant-;

.ziortet werden. ,üm bei der Beurteilung des TGI,die unterschiedlich großen,'Erferun-:

geil der KOntrollfirMen Zy berücksichtigen'' wurden die im Fragebogen angeführte«

Beurteilundsnoten 19 Firma (zwischen 1 und 5) mit der Anzahl der je ,Firma und Nut- zungsrichtung 1.996 beurteilten Stalleinheiten •gewichtet. Die Säulendiagramme, der Abbildung,1 zeigeri di Durchschnittswerte der Antworten der Kontrollfirmen (n = Ge- samtzahl der Stalleinheitenjel:\lutzundsrichtung 1996).

Abb. 1. Beurteilung des TGI 35L durch 11 Kontrollfirmen, hinsichtlich Ein'Sat±fähigkeit, Ethebungsaufwand; Abbildungsgenauigkeit der Tiergerechtheit undiWiederholbarkeit der Ergebnissem Zwischen verschiedenen Kontrollpersonen (mit der Zahl der je Firma beur- teilten Betriebe getehtee n = Gesamtzahl ‚der Betriebe 1996;,i = sehr gut; 2 gut; 3 = befriedigend; 4 =genügend; 5 = nicht genügend) •

Läßt des; Ergebnis für den TGI-Mastschweine Vorerst außer Betracht (sehr kleine:

Stichprobe, 1996: 40;5ätriebe, 2 Firmen), sty belegt das Ergebnis .eine recht güte Be-

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urteilung der Systeme durch die Praxis. Allein die „Abbildungsgenauigkeit ,der ,Tierge- rechtheit" wird bei den TGI für Rinder und Kälber (und' Mastschweine) relativ schlecht beurteilt (geWichtetes Mittel: befriedigend bisgenügend). Das ergibt Sich daraus, daß zwei der größten Kontrollfirmen, die 1996 zusammen mehr als 50 % der Rinderstal- lungen (und 100 % der MastsChWeineeiriheiten) erhoben haben, bei allen drei TGI für dieses Kriterium die Nöte 4 (genügend) vergeben haben, während die übrigen Firmen bessere Zensuren verteilten. Die relative Unzufriedenheit in Bezug' auf die Abbil- dungsgenauigkeit der, Tiergerechtheit wird beim Rinder-TGI gemäß den Anmerkungen der Befragten u.a. durch die Anpassung des TGI 1996 gegenüber der Version aus 1995 verursacht, wobei Alpung, Weide Und Lärmfreiheit im Stall etwas besser bepunk- tet wurden und damit 'zahlreichen sehr kleinen Bergbauernbetrieben entgegenge- kommen worden war. Der TGI ist ein pragmatisches System und stellt einen kom- promiß zwischen den Gegebenheiten, Bedingungen, Vorstellungen und beschränkten Änderungsmöglichkeiten in der Praxis einerseits und den von den Konträllfirmen ver- tretenen Erwartungen. der Konsumenten andererseits dar. Beim Kälber- und Schwei- ne-TGI ergibt sich die Kritik u.a. aus der Tatsache, daß die MindestzaSI,von 21 Punk- ten für bestehende Stallungen bei guten Stallverhältnissen (vor allem bei vil platz pro, Einzeltier und StroheihsatZ) auch ohne Auslauf erreicht werden kann. Dies entspräche nicht den Erfordernissen des biologischen Landbaues. Hierzu ist allerdings anzumer- ken, daß essentielle Verhaltensbedürfnisse der: Tiere durchaus auch bei ausschließli- cher Stallhaltung' befriedigt werden können, eine tiergerechte Nutztierhaltung somit auch ohne Ausläufe möglich ist und'die Vorschrift von Auslauf für Bioprodukte aus.'der Tierhaltung somit eine Forderung ist, die sich mehr aus dem selbst aufgebauten Image des Biolandbaues ergibt als aus den Erkenntnissen der Ethologie.

Ein weiterer Kritikpunkt, der in den' Fragebogen der oben erwähnten beiden großen ,Kontrollfirmen geäußert wurde und in die relativ schlechte' Beurteilung der

„Abbildungsgenauigkeit der Tiergerechtheit" einfloß, ist die Auffassung, tierschutzge- setzliühe Bestimmungen seien „vielfach" strenger als „die meisten" TGI-Bewertungs- möglichkeiten, bzw. zwischen den Tierschutzgesetzen und dem .TGI bestünden

„WiderSprüChe". Diese Auffassungen beruhen auf Mißverständnissen in der Anwen- dung des Prinzipes der notwendigen Einhaltung von Miridestbedingungen ohne die ein 1G1-Ergebnis nur mit Vorbehalt vergeben werden kann: Bei sachgerechter An- wendung der TGI-Anweisungen dürfte es dieses Problem aus fachlicher Sicht nicht geben, doch bestehen eben mangels einheitlicher Festlegungen Unsicherheiten in der Beurteilung bz*. in der Anwendung gesetzlicher Tierschutznormen bin .Übergangsfri- sten (die in Österreich länderweise unterschiedlich geregelt sein ‚können). Dieses Problem wird dann'beseitigt sein, wenn vollständige Listen von Mindestbedingungen erarbeitet und überall gleich angewendet sein werden. Daran wird gearbeitet und des-, halb ist dies nur eine Frage der Zeit.

Bei der Untersuchung wurde auch nach der Meinung der FirMen in Bezug auf die Wiederholbarkeit der Beurteilungsergebnisse zwischen verschiedenen Kontrollperso- nen und zwischen verschiedenen Kontrollzeitpunkten ,gefragt. Erstere wird durchaus' mit „gut" bewertet (siehe Abb. 1 bei Mastschweinen erüibt die gewichtete Berechnung

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hierfür keinen Wert, da die Firmen, die 1996 Betriebe mit diesem TGI bewertet haben,

•hier 0 = „weiß nicht" angaben und die übrigen Firmen erst für 1997 Kontrollen damit vorhaben). Die Organisationen setzen auch einiges zur Erreichung dieser guten Wie- ,derholbarkeit ein. Im Fragebogen wird nach entsprechenden Aktivitäten gefragt. Die

Antworten decken ein breites. Spektrum von Maßnahmen ab. Sie reichen von der theoretischen und präktischen Einschulung aller KOntrollore durch die selbe Person, über parallele TGI-Erhebungen durch 2 oder gar mehrere Personen mit anschließen- der Besprechung der Unterschiede, Wenn Differenzen auftraten, bis zu monatlich durchgeführten Schulungen, bei denen über etwaige Änderungen informiert und über auftretende ProbleMe in der Praxis diskutiert wird und von den Kontrollorganen vor Ort TGI-Beurteilungen durchgeführt und verglichen werden.

Die in den Fragebögen. angeführten Anregungen 2ur Verbesserung des TGI sollen bei anstehenden Überarbeitungen aufgegriffen werden oder in die fallweise Ergänzung der Anwendüngshandbücher einfließen.

Bei der Erhebung wurde auCh ,nach der prozentuellen Verteilung der Beurteilungser- gebnisse aller 1996 untersuchten Betriebe ,in die verschiedenen Sturen der Tierge- rechtheit gefragt. Die Befragungsergebnisse wurden ebenfalls mit der Zahl der je Ar- me erhobenen Betriebe gewichtet. •

5,5 % der Betriebe erreichten nicht das vorgeschriebene Mindestmaß an 21 TGI- Pünkten (bei wievieleri Betrieben Wegen Nichteinhaltung von Mindestbedingungen ein TGI nur mit Vorbehalt [TGIN] vergeben werden konnte, wurde wegen der noch be-.

stehenden Unsicherheiten bei den Mindeststandard S nicht erhoben). 60,5 %- würden in die Kategorie „tierschonend" (TGI 21 - 24) als Mindesterfordernis für bestehende Stallungen eingereiht. Damit entsprechen genau 2/3 (66 %) aller bis Ende 1996 beur- teilten 13.085 Betriebe (noch) nicht einem Standard, der vom Konsumenteneigentlich erwartet Wird („tiergerechte Haltung") und, dies obwohl - wie oben angedeutet - 1996 der Rinder-TGI geringfügig so Verändert wurde, daß der Mindeststandard leichter er- reicht werden kann. Nur 1/3 der Betriebe (34 %) sind els tiergerecht (TGI' > 24) oder sehr tiergerecht (TGI > 28) eingestuft, als sehr tiergerecht sogar nur 7 °A. Dieses Er- gebnis beleuchtet klar die Situation in der Praxis:'' Im Stallbau und in der Haltungs- technik hinken die Betriebe hinter den Erwartungen riach, ein Umstand, auf den schon seit Jahren aufmerksam gemacht wird und der rasche Verbesserung der Haltungsbe.-:

dingungen erforderlich macht

Zusammenfassung

Der Tiergerechtheitsindex TGI 35 L beurteilt .Haltungssysteme in den .Bereichen Be.

wegungsmöglichkeit Sozialkontakt, Bodenbeschaffenheit, Stallklima (einschließlich Licht und Lärmrund Betreuungsintensität bei .Zuerkennung von mehr öder weniger Punkten. Die Punktesummeri (TGI-Wert) werden in verschiedenen Stufen der Tierge-

-.rechtheit qualifiziert. 'Er Wird Seit 1995. in Österreich auf breiter' Basis eingesetzt.. Die.

Anwendungsgebiete' liegen primär berder. Beurteilung einer -ausreichenden Tierge-

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rechtheit irñ biologischen Landbau und .bei Markenprodukten, die mit dem Tierschutz werben. Weiters wird die Anwendung im Tierschutzrecht diskutiert (im Bundesland Salzburg besteht darüber bereits politische Einigkeit). Der TGI ist ein kompromiss- stiftendes, pragrnatiSphes System,' das nur teilweise wissenschaftlich begründet wer- den kann. und auf -einem Konsens aller Beteiligten beruht. Der Vorteil des Systems liegt in der relativ einfachen, raschen und flexiblen Anwendung in der velfältigen Pra- xis. Mit Hilfe einer Fragebogenuntersu' chung wurden die Erfahrungen der 11 in Öster- reich damit arbeitenden Köntrollfirmen, bzw: deren 176 Mitarbeiter erhoben, die bis 1996 ,über 13.000 Betriebe nach dem TGI beurteilt haben. Eine entsprechende An- wendbarbarkeit und ausreichende Zufriedenheit mit dem Systern könnten belegt ,und Anregungen für die Weiterentwicklung eingeholt werden.

Rösum6

Experiences pratiques dans l'application du "Tiergerechtheitsindex" (TGI 35 L) en Autriche

Le "Tiergerechtheitsinclex" (TGI 35 L) est un indice selon lequel les systämes de sta- bulation peuvent ötre öveluös sous le rapport du bien-ätre des animaux. ll porte sur la libertö de mouement, les contacts sociaux, laqualité du sol, le dlimat de l'etable (y Compris la lumiäre et le bruit) einsi'que les soins donnes aux änimaux, ces domaines ätant cotäs par un nombre plus OU moins elevä de, points. La somme des points (valeur Töl) indique le degrä de bien-ötre des animaux. En Äutriche, le TGI est appli- que sur une large öchelle depuiS 1995. ,Le domaine d'application principal est l'ävälua- tion du bien-ätre des animaux au niveau de l'agricülture biologique et des produits de marque pour lesquels la protection des animaux sert d'argurnent de vente. En outre, on est en train de discuter l'application sur le plan -de la legislation sur' la protection des animaux (dans le Bundesland de Salzbourg, il existe döjä un consensus politique ä ce sujet). Le TGI n'est que pour partie Acientifiquement fondä. II S'agit d'un instru- ment pragmatique qui vise ä trouver des consensus parmi les agriculteurs et les con- sommateurs. L'application relativement simple, rapide et flexible dans les multiples situations de re Oratiq' ue est l'avantage de ce systöme. Jusqu'en 1996, les 176 colla- borateurs de 11 maisons de contröle out ävalue plus de 13'000 exploit'ations ageoles autrichiennes ä. l'aide du TGI. Leurs experiences ont öte relevöes au moyen d'un

• questionnaire. L'enquete a fait ressortir que ce systäme fonctionne bien dans la prati- que et qu'il est susceptible d'ätre develop*.

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Summary

Practical experience in the application of the "Tiergerechtheitsindex" (TGI 35 L) in Austria

Beginning in 1985 an „Animal Needs Index" ANI (German: „Tiergerechtheitsindex"

TGI) has been developed (Bartussek 1991). The holistic approach assesses welfare of animals by considering five important husbandry components: Possibility of move- ment, social contact, condition of the floors, stable climate (including light and noise) and stockmans care. Scoring leads to a sum of points. These ANI valueä represent different ca.tegories of animal welfare. ANI is a pragmatic and only partly scientific sy- stem, baSed on a Consensus of people involved, matching the lärge variety of situati- ons in • practical farming better than a compulsary list of ingle conditions, thüs re- ducing confliöts between farmers situations and consumers expectations. lt is officially used in Austria since 1995, mainly in controlling husbandry systems in organic farming and for proprietary artidles..lt is also discussed in connection with,animal welfare legis- lation. An inquiry into the experiences of 11 Austrian organizations employing 176 perSons in controlling lifestock systems using the ANI showed that until end of 1996 more than 13.000 stables were investigated. The ANI System proved to be well practi- cable and satisfactory> . •

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(25)

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(26)

Beurteilung der Tiergerechtheit von Milchviehhaltungs- systemen anhand einer vergleichenden Modellanalyse TGI 35 L/1995 und TGI 200/1994

Amon, Th.; Boxberger, J.; Schatz, P.; Kumrriernecker, C. Institut für Land-, Umwelt- und Energietechnik, Universität für Bodenkultur, Peter-Jordan-Str. 82, A-1190 Wien

Einleitung und Problemstellung

Flexible Indexsysteme zur Beurteilung der Tiergerechtheit von Haltungssystemen gewinnen zunehmend an Bedeutung.

• Für den Tierschütz werden eindeptige Bewertungskriterien benötigt

• Im Stallbau sind Förderungen zunehmend an tiergerechte Haltungssysteme ge- bunden. •

• Qualitätsnorme-n für die Erzeugung, die Vermarktung und den Konsumentenschutz , werden zünehmend benötigt.

Qualitätssicherungs- und Kontrollsysteme zur Einhaltung und Sicherung der Quali- tätsnormen sind erforderlich.

Ziff Beurteilung der Tiergerechtheit von Milchviehhaltungssystemen werden in der Praxis vorwiegend der TGI 35L/1995 und der TGI 200/1994 .angewendet.

Für das Wohlbefinden der Tiere wichtige Einflußbereiche werden nach einer Punktes- kala bewertet. Die Gesamtpunktegahl ist der TGI-Wert. Die Grundphilösophie der In- dexsysteme beruht auf der Vorstellung, daß Nutztiere ein „Gesamtbudget" zum Aus- gleich positiver und negativerFaktoren der Haltungsbedingungen innerhalb gewisser Grenzen zur Verfügung haben.

In Österreich werden bislang .13.085 Betriebe vorwiegend im ökologischen Landbau (Stand 1,996) von 176 Koritrollpersonen mehrerer autorisierter Kontrollstellen mit dem TGI 35L/1995 bzw. dem TGI 350 996 beurteilt. Die Agrarmarkt AuStria (AMA) über- wacht als übergeordnete Kontröllstelle die Einhaltung und Sicherung der festgelegten QualitätStstandards durch stichprolpnartige, unabhängige Nabhkontrollen.

An Bewertungssysteme für die Tiergerechtheit der Nutztierhaltung werden allgemein folgende Anforderungen gestellt:

1. Den artgemäßen Bedürfnissen der landwirtschaftlichen Nutztiere ist umfassend Rechnung tragen.

2. Bewertungskriterien sollen möglichst eindeutig definiert und sicher bewertbar sein.

3. Gute Praktikabilität und Flexibilität.

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4: Gute Nachvollziehbarkeit und Interpretierbärkeit des 13eurteilungsergebnisses auch durch Dritte.

5. Die Akzeptanz des Bewertungssystem soll beim Landwirt, Konsumenten und den.

Kontrollstellen gleichermäßen gegeben sein.

6. Hohe Erkennungsrate nicht tolerierbarer .Haltungssystemmängel und deren Besei- tigung.

7. Das Bewertungsergebnis muß eindeutig, sicher und wiederholbar sein.

Bei der Anwendung in der Praxis bestehen derzeit offene Fragen. Die Wiederholbar- keit der TGI-Zahl ist bislang' nicht bekannt. In welchem Ausmaß Haltüngssystemfehler von den TGI erkannt werden, ist bislang ebenfalls noch nicht bekannt.

International werden derzeit verschiedene Bewertungsverfahren angewendet. Das wirft die Frage nach der Vergleichbarkeit der TGIZaht verschiedener Beurteilungssy- steme auf.

Zielsetzung

Generelles Ziel ist 'die fortlaufende Weiterentwidklung und Verbesserüng der Tierge- rechtheitsindices., Untersuchungen werden dazu mit zwei Schwerpunktrichtungen durchgeführt:

I Modellänalysen:

Die Sensitivität, objektiv bewertbare Haltungssystemfehler zu erkennen, wurde unter- sücht. Die Analysen wurden anhand eines Vergleiches zwischen dem TGI 35L/1995 'und dem TGI 200/1994 im Kurzstandanbindestall und Liegeboxenlaufstall durchge-

führt.

II Untersuchungen in der Praxis:

.Bislang bereits in erheblichem Umfang in der Praxis vorliegende Erhebungen mit dem TGI 35L1995/1996 werden zu den Einflüssen:

• des Beurteilers

• und der Handhabung

auf die Wiederholbarkeit der TGI-Zahl untersucht. Dazu werden die Indexpunkte ob- jektiver und subjektiver Bewertungskriterien analysiert.

Material und Methode

Modellanalysen .

'Die Modellanalysen wurden in vier Schritten durchgeführt.

(28)

:Erster Schritt:

Für eine artgerechte Milchviehhaltung wurden für die Gruppe der objektiv bewertba- ren, baulidhen. uhd technischen Einflüsse Bewertungskriterien vorgeschlagen, die" für gute oder optimale Haltungsbedingungen essentielle Bedeutung haben. Die Kriterien liegen in jedem Falle über den geltenden, gesetzlichen Mindestbedingungen oder Mindestmaßen. Für artgereChte Haltungsbedingung.en wichtige Funktionskreise bzw.

Einflußbereiche werden unterschieden in:

> Nahrungsaufnahme

> Ruhen

> Bewegung

> Sozialkontakt, Komfort, Ausscheidung und Bodenbeschaffenheit

Einflußkriterien, die subjektiven Charakter haben (LB. Betreuungsintensität) wurden zunächst nicht berücksichtigt.

Zweiter Schritt:

Um vergleichbare Bedingungen zu schaffen, Wurde für den Liegeboxenlaufstall uncli den, Kurzstendanbindestall je ein Referenzstall als Vergleichsmaßstab definiert (Tab.

). Die Referenzställe enthalten alle erforderlichen haltungs- und bautechnisCheri'Vor- eussetzungen für eine besonders tiergerechte Haltung.

Die maximal erreichbare TGI-Zahl stellt den Vergleichsmaßstab dar. Die TGI-Zahl.

wird unter für beide tGlverglekchbären Bedingungen bestimmt;

Tabelle 1. TGI-Zahlen in den Referenzsystemen

Referenzsysteme Ttl 35 L/1995 TGI 200/1'994

Liegeboxenlaufstall 42,5 182

Kurzstandanbindestall 34,0 150

."Dritter Schritt:

In die Referenzsysfeme wurden „ceteris Paribus" gezielt, in der Praxis häufig auftre- tende, haltungstechnische oder bauliche Fehler eingebaut, die für artgerechte Het- tungsbedinguhgen nicht mehr akzeptabel sind und „Schwachstelleh" im Haltungssy- stem darstellen. Die TG 1-Zahl' für den veränderten, vom „Referenzstall" abweichenden

„Modellstall" wurde. erneut bestimmt.

Vierter Schritt:

Ein Vergleich der TGI-Zahlen zwischen „ReferenzStall" und „Modellstall" zeigt, ob der Heltungssystenifehler erkannt worden ist. Wenn ja, mit welchem Gewicht die

(29)

„Schwachstelle” die TGI-Zahl veränderte und ob Unterschiede zwischen dern TGI 5L/

1995 und dem -1-Gi 200/1994 in 'Bezug auf diese Kenngrößen vorliegen.

Untersuchungen in der Praxis

Die Wiederholbarkeitder TGI-Zahl wird durch Analysen vorliegender Erhebungsbögen von Betrieben bestimmt, die zwei oder mehrmals durch verschiedene, voneinander unabhängige Personen mit dem TGI 35 L/1995 kontrolliert wordeh sind. .

Zusätzlich werden von mehreren qualifizierten Kontrolleuren zum selben Zeitpunkt, unabhängig voneinander, in .mehreren Betrieben die,TGI-Zahl erhoben, -sodaß Aussa- gen über die Reproduzierbarkeit der Beurteilungsergebnisse möglich sind. -

Ergebnisse

Die 'Ergebnisse des Vergleichs zwischen den TGI 35 L/1995 und TGI 200/994 sind nach den Einfluß- bzw. Funktionsüereichen: Lokomotionsverhalten, Ausruhverhalten sowie dem Sozial-, Komfort- und Ausscheidungsverhalten und der Bödenbeschaffen- heit gegliedert. In Österreich sind Mindestanforderungen an die Tierhaltung in der, Bundesländervereinbarung Art: 15 a festgelegt. Werden Mindestanforderungen nicht erfüllt, so gilt beim TGI 35 U. 1995 die TGI-Zahl mit Vorbehalt. Der (die)i-laitungsfehler muß (müssen) innerhalb einer angemessenen .Frist behoben werden.

Leomotionsverhalten

Für das Bewegungsverhalten sind neben. Mindestbewegungsflächen insbesondere im strukturierten Liegeboxenlaufstall genügend große Ausweichräume für die Kühe, erfor- derlich, damit Sie einander möglichst ungehindert ausweichen können.

Im LiegeboxenlaufStall sollten Laufgänge deshalb zwischen tiegeboxenreihen minde- stens 2,5 - 3,0 m breit sein. Im 'Freßbereich sollte der Laufgäng Mindestens 3,0 -

3,3 m breit sein. Behornte" Kühe brauchen größere Ausweichräume als enthqrnte Kü- he.

Die Laufgangbreite im Liege- und Freßbereich wird vom TGI 200/1994 direkt berück- sichtigt, während der TGI 35 U1995 diese Einflußgrößen indirekt über die Gesamtbe- wegungsfläche pro GVE bewertet. Die Einhaltung von Mindestbreiten wird durch den TGI mit Vorbehalt (TGIN)_sichergeStellt. beide TGI erkennen zu .schrnale Laufgänge.

Beim mehrreihigen LiegeboxenlaufStail werden soziale Auseinandersetzungen von der Zugänglichkeit des Futterplatzes, der Tränke und des Liegeplatzes wesentlich be- stimmt. Ausreichend breite Durchgänge zwischen allen 10 - 15 Liegeboxen mindern soziale Auseinandersetzungen erheblich. Der TGI 200/1994 erkennt diesen Hältungs- systennfehler nicht

(30)

Tabelle 2. Haltungssystemfehler und Veränderung der TGI-Zahl im Einflußbereich'

„Lokomotionsverhalten"

• Abweichung vom Referenzsystem

[TGI-Punkte]

Haltungs- systemfehler

Sollwert Liegeboxen- laufstall 35L 200 ,

Kurzstand- anbindestall

35L 200 Laufgangbreite im Liegebereich 2,1 m 2,5 - 3,0 M 0 -2

Laufgangbreite im Freßbereich 2,7 m 30 -_3;3 m 0,5.. -3

•Breite der Stichgänge 1,5 m - 2,0 -,2,5 m *) 0 Auslauf/Laufhof

Auslauftage keine mind. 60d/a -5,5 -23 -5,5 -15

Laufhoffläche 5,0 m2/Kuh 7,2 - 15

m2/Kuh

-4,5 -.10

Windschutz am Laufhof fehlt 1) Windschutz • 0 0. 0 0

1) bei exponierter Lage

TGI/V; Nach Bundesländervereinbarung Art 15a) liegt die Mindestanforderung für Laufgangbreiten bei 2,20 m

Das Fehlen eines Auslaufes wird von beiden TGI stark negativ bewertet. Laufhöfe sind insbesPndere bei Anbindehaltung im Winter für das Wohlbefinden 'Lind die Tier- '

» gesundheit von besonderem Wer(. Wenn Mindestflächen unterschritten werden und in windexponierten' Lagen ein Windschutz fehlt, wird der Laufhof von den Kühen fast nicht mehr angenommen. Beide TGI bewerten das Fehlen eines Windschptzes bis-

lang nicht.

AUsruhverhalten

Im Einflußbereich des Ausruhverhaltens Wurden Funktionsmaße der Liegeboxen (Liegeboxenlaufstall) und des Kurzstandes (Anbindehaltung) untersucht.

,

Im LiegelDoxenlaufstall .bewertet der TGI 35 L/1995 den Einflußbereich „Ausruh- verhalten"'durch die Kenngrößen Liegeboxenlänge, Liegeboxenbreite und Position des Nackenriegels. Ein falsch ‚montierter Nasenriegel kann den Aufstehvorgang der.

Kühe .behindern, weil der Kopfschwungraum eingeschränkt ist. Als Haltungssystem- fehler wird dieses Kriterium von keinem der TGI erkannt.

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