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Erfahrungen mit Außenklimaställen für Milchvieh

Im Dokument le all =ens- (Seite 168-175)

Michael Karrer, Roland Nitsche, Bayerische Landesanstalt flir Tierzucht Grub, D-85586 Poing

Die Haltung vön MilchVieh in Außenklima'ställen gewinnt in Bayern zunehmend an Be-deutung. Den Wünschen peitens der Offizialberatung nach einer tiergerechteren Un-terbringung der Milchkühe uhd nach kostengünstigeren Baulösungen stehen die Be-denken vieler Landwirten gegenüber, daß der Außenklimastall zu Einschränkungen in der Arbeitsplatzqualität für den Menschen führt und die Funktionsfähigkeit eines sol-6hen Stalles zudem während der Wintermonate stark eingeschränkt ist. Auch wird \ion den Landwirten befürchtet, daß es zu gesundheitlichen Felgen für das Tier oder zu-mindest zu Leistungseinbrüchen im Winter kommen könnte.

Befragungen, Erhebungen und Messungen auf den Betrieben durch die Bayer. Lan- • desanstalt für Tierzucht in örub sollten dazu beitragen, unberechtigte Bedenken aus-zuräumen, tatsächliche Schwachpunkte aufzuzeigen und Lösungsansätze anzu-bieten (Abb. 1).

Abb. 1: Ergebnis einer Befragung von 50 Betrieben mit Aussenklimaställen in Bayern 1996/97

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Abb. 2: Außentemperatur v. 25..12.96 bis 2.1.97, Unterbechingen

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• Während der Wintermonate 1996197 konnten in Bayern Außentemperaturen nahe -20 °C gemessen werden, örtlich sogar darunter (Abb. 2). Im geschlossenen Stall .liegt die Temperatur um etwa 5 °C höher als die Außentemperatur, im Offenfrontstall ist der Temperaturunterschied geringer. Bei 130 befragten Betrieben wurde von den Landwirten im allgemeinen kein nachteiliger Einfluß auf die Tiergesundheit festge-stellt. Drei Betriebe berichteten von leichten Verletzungen im Klauenbereich bei Ein-zeltieren. Nur ein Betrieb sprach allgemein von Klauenproblemen, ausgelöst aufgrund von Unebenheiten durch gefrorenen Rinderkot. Die Verletzungsgefahr durch Ausrut-schen wurde geringer als sonst eingestuft, da die Tiere langsamer und vorsichtiger gingen..

Außentemperatur

Datum/Uhrzeit

Um' das Verletzungsrisiko zu minimieren, Sollten die Tiere nicht mit frisch ausgeschnit-tenen Klauen auf aufgefrorenen Flächen laufen müssen (ähnlich wie beim Weide-gang). Der Aufbau von Rinderkot auf den Laufflächen kann, falls der Landwirt dies wünscht, verzögert bzw. eingeschränkt werden, wenn die Verkehrswege nicht zu breit angelegt werden (2.2 m zwischen den Liegeboxen sind ausreichend), der Stall bei extremen Minusgraden weitgehend geschlossen wird (Schiebetore, Planen etc) und eine Unterbelegung des Stalles vermieden wird (überzählige Liegeboxen absperren).

Während der überwiegenden Zeit des Jähres bestechen gut durchlüftete Außenkli-maställe mit der hervorragenden Stalluft. Die Landwirte bestätigen die gesundheitsför-dernde Wirkung dieser Haltung für die Tiere. Ein Windschutz im Winter vermeidet,

• daß sich Tiere in den Liegebqxen zurückziehen, zudem steigt daduröh auch die Ar-beitsqualität für den 'Landwirt deutlich. Durch variable Seitenwände ,kann der Einfall von Sonnenlicht im Winter auf Futter und Tiere •gewährleistet werdeh.

•Melktechnik

Ein geschlossener, wärmegedärnmter und beheizbarer Melkstand ist eindeutig eine wichtige Voraussetzung für einen reibungslosen Ablauf beim Melken. Problerne durch eingefrorenes Restwasser waren meist „häusgerhacht" und an einem Tag be- hoben (Entleeren gefährdeter Leitungen, zusätzliches Aufstellen von kleinen Heiza-nonen, temperaturgesteuerten Frostwächtern etc,). Da der Zugang zum Melkstand unbedingt windgeschützt ausgeführt sein sollte, ist der Zugang über einen Laufhof eher problematisch (aufgefrorener Kot, selten, Windschutz). Bei Gruppenmelkständen ist die Temperatursteuerung im Melkstand -einfacher. Ein Spülen der Melkzeuge kurz vor Melkbeginn und eine ausreichend dimensionierte Melkstandheizung helfen die Arbeitsqualität zu beginn des Melkens .zu optimieren. Oft reicht nach einiger Zeit die Körperwärme der Tiere für eine ausreichende Raumtemperatur aus. Geeignete Mittel, die nach dem Melken auf die Zitze aufgetragen werden (z.B. Melkfett), um zu verhin-dern, daß die -Zitzen bei extrem kalten und trockenen Tagen spröde werden, könnten 'sinnvoll sein.

Milchleistung

Ein Rückgang. der Milchleistung wurde nicht generell beobachtet. Wenn, dann be-schränkte er sich an den Tagen mit extremer Kälte auf max. etwa 1 kg pro Tier und

* Jag. Ein Zusammenhang mit dem Zustand der. Laufflächen, der Wasser- und Futter- vers'örgung, wird. eher gesehen als mit der LufttemperatUr. Genaue Vergleichswerte werden: derzeit in Bayern erhoben, lagen aber zu Redaktionssöhluß leider -noch nicht vor. per Rückgang der Trockenmasseaufnahme Wer • nach Beobachtungen Von Landwirten an sehr warmen Tagen etwa doppelt_so hoch wie an extrem kalten Tagen.

Wasserversorgung

Weniger

Weniger die Tränken selbst als vielmehr die Zuleitungen zu den Tränken machten,den Landwirten Probleme. Die Verlegung der Wasserleitungen in 80 qrn Tiefe wär bei eini- • gen Betrieben nicht ausreichend. Evtl. könnte das Verlegen der Wasserleitung ei- nem Leerrohr zusätzlichen Schutz und leichteres Reparieren .ermöglichen. Probleme an den Tränken selbst (angefrorener Ball, eingefrorene Schwimmer etd.) konnten einfach wieder behoben werden. Tränken an der,Außenwand sind stärker frostgefähr-det. Abtropfendes Wasser an den Tränken bzw. versprühtes Waschwaser äus dem,

Melkstand führte bei einigen Betreiben zu glatten Flächen, andere vermieden dies durch kleine Mengen Streusalz. Das Anbieten von angeWärmten Tränkewasser ist bei tiefen Temperaturen vorteilhaft.

Fütterung

Allgemein wurde die Gruridfutteraufnahme bei tiefen Temperaturen von den Lanäwir-ten als geringfügig höher eingeschätzt. Eigene Messungen ergaben eine Futtermehr-aufnahme von etwa 10 %, bei gleithzeitig etwa 10 % besserer Futterverwertung. Die Landwirte sehen einen Vorteil darin, das Futter als Mischung anzubieten. Die Verfütte-rung von Silage mit durchschnittlichen Trockemassegehalten scheint den Tieren auch bei. sehr liefen Temperaturen keine Problem& zu bereiten. Es sollte trotzdem darauf

.geachtet werden, daß die Tiere nicht heißhUngrig auf gefrorenes Futter losgelassen werden. Gefrorene Silage wird naCh-Aussage einiger Betriebe weniger und langsamer gefressen. Größere gefrorene Silagebrocken bleiben liegen. Sinnvoll erscheint es auch, bei extremer Kälte Heu zü. füttern und während der Nacht auf eine Futtervorlage zu verzichten.

.Entmistung

Größere PrObleme machte be einigen Betrieben die Entmistung während extremer Frostphasen. Das jeweilige Ausmaß der Schwierigkeiten war abhängig von den bauli-chen Gegebenheiten am Betrieb:

Spalte. nboden:

Zwischen -8 °C und -15 °C (je nach Windschutz, Belegung etc.) begannen die Spalten zuzufrieren. Bei geschlossenen Außenklimaställen bzw. bei Offenfrontställen, die ihre offene Seite zusätzlich mit einer Plane schützten, blieben stark frequentiere Bereiche der Laufflächen offen. Lediglich zwischen den Liegeboxen und an den Tränken .baute sich der Kot dann, bis max. etwa 25 cm auf. Zu einem Kotaufbau von über 40 crn' kam es bei einem Betri'eb, bei dem die kalte Luft ungebremst über den Spaltenboden strei-chen konnte. Zusätzlich war der Stall auch unterbelegt.

Im Treibmistkänal ist eine Kanaltiefe von 1.25 m bei durchschnittlichen Kanallängen ausreichend (kein Gefälle im Kanal, Staunasenhöhe max. 15 cm). ist der Stall unter-belegt bzw. frisch bezogen und gelangen größere Mengen an Stroh aus den Liegebo-xen in den Kanal, kann es im Einzelfall zu einem stärkeren ,Anwachsen des Kotes irri Kanal kommen. Landwirte hatten aber selbst bei einer Kanaltiefe von nur 70 cm im-mer noch die Möglichkeit den Kanal zu spülen: Des Spülen könnte vereinfacht wer-den, würde bereits während des Bauens an den Stirnseiten der Kanäle, ein Spülan-schluß (Einlaß auf Höhe der Kanalsohle) vorgesehen werden (Abb. 3).

-Größere Unebenheiten wurden von den Landwirten zum Teil mit dem Peel entfernt.

Bei Temperaturen 'über -8 °C begannen die Spalten wieder aufzutauen. Aufgetaute flüssige Bestandteile konnten dannsofort durch die Spälten abfließen.

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—•••••- 22.11.1995

Planbefestigte Flächen mit Schieberänlage:

Die Schieberanlagen kamen ab etwa -10 °C zum 'Stehen. Lagen die Gänge windge-schützt und kamen die Schieber etwa alle 2 Stunden zum Einsatz, liefen sie auch,

• noch bei tieferen Ternperattiren problemlos. Kam es zu einem mehrtägigen Stillstand des Schiebers, mußte mit dem Schlepper mobil entmistet werden. Der abgeschobene gefrorene Kot durfte nicht in den Querkanal gelangen, er mußte entweder direkt in die Gülle'grube.gefördert werden oder auf einer Mistplatte zwischengelagert werden,. Aus-genommen wären die Betriebe, die ihren Querkanal während des Koteinwurfes mit Gülle spülen konnten.

Abb. 3. Güllestandsmessun gen im Jungviehbereich (Betrieb 5)

Laufhöfe:

Einsetzender Eisregen lies die Laufflächen bei manchen Betrieben glatt werden.. Sand und Sägespäne brachten hier Abhilfe. An neuralgiächen Punkten wie dem Ein- bzw.

Austrieb am Melkstand,wurden kleine Mengen Streusalz gestreut.

Akzeptänzdurch die Landwirte:

Landwirte, die sich derzeit zu einem Außenklimasta,11 entscheiden, sind von diesem System überzeugt. Nach Bezug des Stalles ändert sich die Einstellung zum System nicht. Etwas anders sieht es bei den Altenteilern aus.

Hier ist eine größere Skepsis vor dem Bau zu beobachten, die teilweise nadh Bezug des Stalles revidiert wird.

Zusammenfassung

Kursierende Horrormeldungen über katastrophale Zustände in den Betrieben, die ihre Milchkühe in einem Außenklimastall halten, erwiesen sich bis jetzt in allen Fällen als fälsch 'bzw. maßlos übertrieben. Die große' Mehrheit aller Betriebe meisterte die au-ßergewöhnliche Kälte im Winter 1996/97 mit einem .begren2t• höheren Zeitaufwand.

Nach Befragung von* über 130 Betrieben konnte kein Betrieb ermittelt werden, der ein Rind durch die extreme Kälte verloren bzw. extreme Leistungseinbrüche durch • die Kälte beobachtet hätte. Größere Probleme waren meist auf vermeidbare Fehler sei-tens, des Landwirtes zurückzuführen. Fehler in der 'baulichen Ausführung wurden deutlicher sichtbar. Einflüsse auf das Rind, durch die d,ie Haltung in Au'ßenklimastellen überdacht werden müßte, konnten nicht festgestellt werden. Über das .ganze Jahr bietet der richtig konzipierte Außenklimastall den Kühen eine artgeredhte Umwelt, und dem Betreuer der Tiere über den weitaus größten Teil des Jahres bete Arbeitsbedin-gungen. Extreme Winter erfordern beim Außenklimastall einen ,kurzfristig erhöhten Arbeitsaufwand, doch hatten dann auch die Betreiber von Wermställen (offener Melkstand, keine frostsicheren Leitungen etc.) mit Problemen zu kämpfen.

Rösumö

Expöriences faites avec les ötables non isolöes pour bötail laitier

Jusqu'ä prösent, les atrocitös propagees ä propos des conditions catastrophiques regnant dans les exploitations.agricoles oü les vaches laitiöres sont gardöes dans une ötable non isolöe, se sont tot:des avörees fausseä du. trös exagörees. hiver 1996/97, ,la grande majdritö des exploitations sont venues ö:bout du froid exceptionnel aved peu de temps de travail supplömentaire. Selon une enquete effectuöe parmi plus de 130 exploitations, aucun agriculteur n'a perdu un animal, ni notö une chute mar-quee des performances par suite des basses temperatures. De majeurs problemes ötaient gönöralement dus ä des erreurs övitables deg agriculteurs: Les conditions cli-matiques extremes ont fait ressortir certains döfauts de construction, ma's les ani-maux n'ont en öucun cas subi des influences qui obligeraient ä repenser fondamenta-lement l'elevage dans des bätirnents ridn isolös. Une ötable non isolöe bien congue offre aux animaux un milieu conforrhe ä l'espece pendant toute rani-lee et ä l'agricul-tegr des conditions de travail optimales pendant la majeur partie. de l'annee. Les hi-vers rigoureux impliquent de courtes pöriodes de travail supplömentaire, mais les ötables isolees causent alors ögalement certains ,problömes (salle de traite ouverte, conduites non protögöes contre le gel, etc.).

Sum m a ry

Experience: of unihsulated cow houses for dairy cattle

Up to now all the horror störieS about the catastrophic conditions on dairy farms using uninSulated cow houses turned out to be Wrong or strongly exaggerated. In winter 1996/97 the great majority of the farms'needed littl-e-etra working time to manage the extraordinary cold. According to an inquiry carried out amOng more than 130 farms, no farmer had lost an aniMal because of the low temperatures nor observed substantial drops in milk performance. Major problerns were generally due to avoidable mistakes of the farriners. Certain error's of design appeared More clearly, but the animals w&-e not subject to influences calling for a basic reConsideration of tlie, use of uninsulated buildingS. A well designed .uninsulated QQW ho.use procure's the animalss proper envi-ronment duringthe whole year and offers the farmer optimal working ConditionS for the most part of the year: Severe winters imply short speriods of extra work, but they cause problems to the user's of insulated cow hOuSes as well (open milking parlour, pipdlines not protected from .frost,-

Individualdistanzbedingter Raumbedarf von Jungrindern

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