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Archiv "Krebs - ein Industrieprodukt?: Vorwort" (12.11.1982)

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Zur Fortbildnng Aktuelle Medizin Phytopharmaka

nicht ohne weiteres auf den Ein- zelpatienten übertragen werden kann, vielmehr jeweils klinisch er- fahren werden muß. So gut wie immer haben die als Choleretika und Cholekinetika verwandten Präparate auch eine sekretionsför- dernde Wirkung auf Magen und Pankreas. Pflanzliche Cholagoga eignen sich für die Langzeitbe- handlung von Dyskinesien der Gallenwege und der gallenman- gelbedingten Obstipation, ferner zur Langzeitbehandlung neurove- getativ bedingter Funktionsstö- rungen von Leber, Galle, Pankreas und Magen. Auch sind sie wertvoll bei notwendiger Nachbehandlung cholezystektomierter Patienten, wenn andere Organursachen bzw.

Operationsfolgen ausgeschlossen sind. Als alleiniges Mittel zur Be- handlung akuter Gallenkoliken sind Cholagoga ungeeignet, bei akuten Gallenwegserkrankungen sind sie kontraindiziert.

Hinsichtlich der antiarteriesklero- tischen Wirkung des Knoblauchs kommt dem Allicin, H. D. Reuter, Medizinische Universitätsklinik, Köln, eine besondere Bedeutung zu. Allicin vermag offensichtlich, durch eine Reaktion mit Koenzym A regulierend in den Fettsäure- stoffwechsel einzugreifen. Über einen bisher noch unbekannten Mechanismus fördern Allicin und andere Sulfoxide aus dem Knob- lauchöl die Bildung antiatherogen wirksamer "High-density"-Lipo- proteine (HOL) und reduzieren gleichzeitig die Entstehung stark atherogener "Low-density"-Lipo- proteine (LDL). Zusätzlich senken Knoblauchinhaltsstoffe die Se- rumcholesterinspiegel und erhö- hen die fibrinelytische Aktivität des Blutes. Ein wesentlicher Fak- tor der Arterioseentstehung, die Plättchenaggregation, wird eben- falls durch s-haltige Knoblauch- Verbindungen sowie durch das in hoher Konzentration vorkommen- de Adenosin gehemmt.

Prof. Dipi.-Chem. Dr. phil.

Hans D. Reuter

Joseph-Stelzmann-Str. 9 5000 Köln 41

AUSSPRACHE

Krebs - ein Industrieprodukt?

Zu dem Aussprachebeitrag von Professor Dr. phil. Fritz Eiden, Pro- fessor Dr. med. Fritz H. Kemper, Professor Dr. med. Gerhard Lehnert, Professor Dr. med. Dietrich Schmähl, Professor Dr. med. Garlos Thomas, Professor Dr. med. Helmut Valentin-und Professor Dr. med.

Gustav Wagner in Heft 8/1982, Ausgabe AlB, Seite 52 ff.

Vorwort

Es ist ein Anliegen der Redaktion, daß im wissenschaftlichen Teil des DEUTSCHEN ÄRZTEBLATTES von den zahlreichen uns errei- chenden Leserbriefen nur die zum Abdruck kommen, die entweder den Kollegen neue und zusätzli- che Informationen bringen oder wesentliche Unterschiede begrün- det herausstellen. Wie in jeder wis- senschaftlichen Zeitschrift erhält der Autor des Beitrages in jedem Fall Gelegenheit zu einem Schluß- wort.

Im vorliegenden Fall handelt es sich um die Kritik am Buch eines Medizin-Journalisten "Krebswelt- Krankheit als Industrieprodukt".

Die Auseinandersetzung wurde beiderseits mit Schärfe geführt.

Trotzdem möchten wir unseren Lesern den Brief von E. R. Koch und das Schlußwort von sieben Arbeitsmedizinern, Pathologen, Epidemiologen, nicht vorenthal-

ten. Die Redaktion

Stellungnahme

Wer anderen auf die Füße tritt, muß damit rechnen, daß diese das nicht mit Jubelschreien zur Kennt- nis nehmen. So gesehen steckt das eigentliche Motiv der Profes- soren-Schelte in ihrem letzten Ab- satz: Darf ein Nichtmediziner, erst 31jährig überdies, "erfahrene, wis- senschaftlich und klinisch tätige Kollegen" kritisieren?

Natürlich darf er nicht, selbst wenn er sich für seine Kritik fachli- chen Beistand sucht. Und wenn er es dennoch tut, ohne den An- spruch zu erheben, eine wissen-

schaftliehe Arbeit zu verfassen (denn dann wäre er wahrschein- lich Mediziner und nicht Journa- list), muß er auf allerlei Zornesaus- brüche gefaßt sein.

Auch jener im DEUTSCHEN ÄRZ- TEBLATT fällt präzise in diese Ka- tegorie. Argumente werden an den Haaren herbeigezogen, auf das Wesentliche des Buches wird gar nicht erst eingegangen. Einige Vorwürfe ignorieren, daß ich mich mit den angesprochenen Sachver- halten im Detail auseinandersetze, oder kritisieren Behauptungen, die nirgendwo im Buche stehen. Zufall oder Notwendigkeit?

Einige Beispiele:

..".. Todesfälle werden sowohl in absoluten als auch in relativen Zahlen ausgedrückt. Wenn hierzu- lande jährlich 160 000 Menschen an Krebs sterben und dies die weltweit (nach den USA) die größ- te Absolutzahl ist, hat das meines Erachtens mehr als nur akademi- sche Bedeutung. Beklagen wir nicht auch 13 000 Verkehrstote pro Jahr und ebenso viel Suizidfäl- le (ohne einen Bezug zur Bevölke- rungszahl oder gar Verkehrs- dichte)?

Müssen sich nicht unsere (auch absoluten finanziellen) Anstren- gungen wesentlich nach den Ab- solutzahlen orientieren und nicht nach der relativen Häufigkeit?

Schließlich leben bei uns nicht nur die meisten Menschen (und Krebs- kranken) in Europa, sondern auch die meisten Steuerzahler!

Natürlich bedürfen bei der Erfor- schung der Krebsursachen inter-

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nationale Vergleiche einer Be- rücksichtigung der Bevölkerungs- zahlen. Dies steht auch so im Buch. Und sie bedürfen einer Al- tersstandardisierung. Auch dies steht drin und wurde auch berück- sichtigt - allen anderslautenden Äußerungen und Darstellungen zum Trotz.

...,. Es wird behauptet, ich hätte nicht erwähnt, daß ein Anstieg der Krebssterblichkeit nur bei Män- nern erkennbar sei, nicht dagegen bei Frauen. Deren geringfügig rückläufige Mortalitätstendenz passe gewissermaßen nicht in

mein Konzept. ln meinem Buch

heißt es (Seite 50): "Für die Bun-

desrepublik berechnete Rudolf Leutner einen Anstieg von 1%

jährlich (Männer), für Frauen ei- nen leichten Abwärtstrend um 0,5% pro Jahr."

...,. Es wird behauptet, ich hätte geschrieben, die Lebenserwar- tung in hochindustrialisierten Län- dern (mit hohem Krebsrisiko) läge nur rund zwei Jahre höher als in

Entwicklungsländern.

Das ist eine böswillige Unterstel- lung. ln der besagten Tabelle (Sei- te 43) ist klar erkennbar, daß sich dies auf eine Gruppe weniger stark industrialisierter Länder be- zieht. Die Entwicklungsländer ge- hen in diese Betrachtung aus vie- len, in der Kritik genannten Grün- den gar nicht ein und sind nur der Vollständigkeit halber erwähnt.

...,. Es wird behauptet, ich ginge nicht auf die Diskrepanz zwischen ansteigendem Düngemittelkon- sum und sinkender Magenkrebs- rate ein. Auf Seite 127 meines Bu- ches steht die Frage: "Wie ist der seit Jahrzehnten expandierende Düngemittelmarkt mit den seit Jahren sinkenden Magenkrebsra- ten selbst unter den Nitrat-Groß- verbrauchern in Einklang zu brin- gen?" Es folgen vier Erklärungen, die nicht auf meinem Mist ge- wachsen sind und für die wissen- schaftliche Quellen zitiert werden. Sollten sieben Professoren dies überlesen haben?

Schließlich noch eine Anmerkung zur Frage, unter welchen Bedin- gungen das Krankheitsspektrum der Jahrhundertwende mit jenem von heute vergleichbar ist, ob also der Industrialisierung eine ent- scheidende Bedeutung zukommt.

Die Kritiker sprechen gleichsam von einer "optischen Täuschung", sie nennen das "Panoramawan- del" zu den chronischen Krankhei- ten hin. ln diesem Zusammenhang wird stets eine Grafik in meinem Buch moniert, die den drastischen Anstieg der Krebserkrankungen seit 1900 darstellt (Seite 45).

Diese Darstellung ist einer Infor- mationsschrift des Deutschen Krebsforschungszentrums im Auf- trage des Tumorzentrums Heidel- berg/Mannheim entnommen.

Ist also, wenn für Tumorzentren geworben wird, zulässig, was in einer Kritik der Krebsforschung unzulässig ist?

Egmont R. Koch

Schwachhauser Ring 126 2800 Bremen 1

Schlußwort

Die Stellungnahme von Egmont R.

Koch zu unserer Kritik an seinem Buch "Krebs - ein Industriepro- dukt?" ist bemerkenswert dürftig.

Der Autor verteidigt mit keinem Wort seine Generalthese, nämlich daß die Krebserkrankungen in Mitteleuropa weitgehend ein Industrieprodukt seien. Er irrt darüber hinaus, wenn er glaubt, daß er uns mit seinem Buch "auf die Füße getreten" habe.

Jede einzelne Krebserkrankung ist ein zu ernstes Geschehen, als daß zwar neue, aber falsche Thesen ei- nes Publizisten unerwidert veröf- fentlicht werden dürfen. Der Autor hat ein dem Zeitgeist entgegenkom- mendes journalistisch-reiBerisches Mixturn compositum angerichtet, ohne der komplexen Problematik gerecht zu werden. Wir haben uns daher als Ärzte und Wissenschaftler veranlaßt gesehen, exemplarisch auf einige der vielen Unrichtigkeiten aufmerksam zu machen, um das Ge- samtwerk zu charakterisieren.

Zur Fortbildung Aktuelle Medizin Krebs- ein Industrieprodukt?

Die Aufstellung wissenschaftlicher Thesen in der Humanmedizin kann nicht Dilettanten überlassen wer- den, und ein Anspruch auf Kritik sollte nicht auf vorgefaßter ideologi- scher Weltanschaung, sondern auf Sachkompetenz basieren. For- schung ist wissenschaftliche Tätig- keit, soweit sie nicht nur neue, son- dern auch wahre und richtige Er- kenntnisse mit seriösen Methoden anstrebt. Es gibt zahlreiche Medizin- journalisten, die dieses Postulat an- erkennen und danach handeln. Un- sere Auffassungen werden aus- drücklich bestätigt durch das für den US-amerikanischen Senat er- stattete Gutachten der angesehenen britischen Epidemielogen R. Doll und R. Peto "The Gauses of Cancer.

Quantitative Estimates of Avoidable Risks of Cancer in the United States Today" (J. nat. Cancer lnst. 66 (1981) 1193-1308). Die Autoren kommen zu der Schätzung, daß in den USA un- gefähr 4 Prozent aller Krebstodesfäl- le durch berufliche Faktoren verur- sacht sein dürften. Bei dem techni- schen und medizinischen Arbeits- schutz in der Bundesrepublik ist dieser Schätzwert eher niedriger an- zusetzen. Der Krebs ist in Mitteleura- pa keinesfalls überwiegend ein In- dustrieprodukt. Selbstverständlich wird es auch in Zukunft eine wichti- ge Aufgabe für Toxikologie, Arbeits- medizin und Epidemiologie bleiben, auch noch so geringe Risiken nach Möglichkeit zu eliminieren. Ab- schließend möchten wir Jürgen Pon- to zitieren: "Nie zuvor redeten so viele mit so wenig Wissen, aber so weitreichenden Ansprüchen in un- ser aller Leben hinein."

Professor Dr. phil. Eiden (München)

Professor Dr. med. Lehnert (Hamburg)

Professor Dr. med. Thomas (Marburg)

Professor Dr. med. Wagner {Heidelberg)

Professor Dr. med. Kernper (Münster)

Professor Dr. med. Schmähl {Heidelberg)

Professor Dr. med. Valentin {Erlangen)

Ausgabe B DEUTSCHES ARZTEBLATT 79. Jahrgang Heft 45 vom 12. November 1982 51

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