64 DIE PTA IN DER APOTHEKE | Mai 2014 | www.pta-aktuell.de
A
kne ist eine der häufigsten Haut- erkrankungen.Etwa achtzig bis neunzig Prozent der Jugendli- chen leiden mehr oder weniger stark unter Mitessern, Pickeln und Entzündungen im Gesicht und auf dem Rücken. Drei-
ßig Prozent von ihnen haben schwere Verläufe, die eine ärzt- liche Therapie erfordern. Zum Glück verschwindet sie meist spontan nach Austritt aus der Pubertät. Nur wenige Erwach- sene leiden unter Akne (Akne tarda).
Formen Gekennzeichnet ist Akne durch eine Entzün- dung der Talgdrüsen. Die Er- krankung manifestiert sich hauptsächlich an den Körper- regionen, die große Talgdrüsen besitzen, also vor allem im Ge- sicht und am Rücken. Dort er- scheint die Haut großporig und
glänzend. Die Akne vulgaris ist die häufigste endogene Form und wird in verschiedene Sta- dien eingeteilt: die nicht-ent- zündliche Komedonen-Akne, die papulopustulöse Form als Mischung aus Komedonen und entzündlichen Pusteln und die Akne nodosa, die durch
Nicht nur ein
Teenie-Problem
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PRAXIS AKNE
Eine gute Beratung
zur Behandlung und
Pflege der fettigen Haut
hilft den Betroffenen
und schärft das pharma-
zeutische Profil von
Apotheker und PTA.
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DIE PTA IN DER APOTHEKE | Mai 2014 | www.pta-aktuell.de
große gerötete und entzündete Knoten charakterisiert ist - die schwerste Ausprägungsform.
Neben der Akne vulgaris gibt es die seltene Akne conglobata und die Akne fulminans, die von starken Entzündungen be- gleitet wird.
Zu viel Talg Für das Aus- brechen der Akne werden verschiedene Faktoren verant- wortlich gemacht: genetische Disposition, Hormone, bakteri- elle Besiedlung der Follikel und eine erhöhte Verhornungsnei- gung. Liegt neben einer erhöh- ten Talgproduktion zusätzlich eine Verhornungsstörung der Haarfollikel vor, kann der überschüssige Talg nicht mehr nach außen abgegeben werden und vergrößert so die Follikel.
Es bildet sich ein Hornpfropf – im Volksmund Mitesser ge- nannt. Komedonen können
„weiß“ und geschlossenen oder
„schwarz“ und offen sein. Bei einem offenen Komedo wei- tet sich die Talgdrüsenöffnung und der mit Melanin beladene Komedo kann fachmännisch durch Herausdrücken entfernt werden. Bei einem geschlosse- nen bleibt die Talgdrüsenöff- nung klein, der Komedo wächst kontinuierlich bis der Hautfol- likel unter entzündlichen Pro- zessen aufbricht.
Reinigung und Pflege Ziel sollte sein, die übermäßige Talgproduktion zu reduzieren, die Verhornungen zu entfernen und entzündlichen Prozessen entgegenzuwirken. Mit sanften Peelings werden Mitesser ge- öffnet und abgestorbene Haut- schuppen entfernt. Täglich sollte die Haut mit Gesichtsto- nika oder einer Reinigungs- lotion gereinigt werden. Gut geeignet sind milde Syndets mit einem sauren pH-Wert (5,5).
Zur Tagespflege können PTA und Apotheker eine leichte
O/W-Emulsion empfehlen, die Feuchtigkeit spendet. Um kleine Hautunreinheiten abzu- decken, gibt es getönte Pflege- produkte.
Lokal oder systemisch Bei leichter bis mäßiger Komedo- nenakne wird ausschließlich topisch behandelt, auf Reini- gung und Pflege gesetzt und die
manuelle Reinigung durch die Kosmetikerin empfohlen.
Zu den keratolytischen Wirk- stoffen zählen Salicylsäure, Retinoide, Azelainsäure und Benzoylperoxid. Letzteres wird als Creme oder Gel auf die betroffenen Hautstellen aufge- tragen. Dort entstehen durch metabolische Spaltung Benzoe- säure und atomarer Sauerstoff.
Der Sauerstoff wirkt antibakte- riell und hemmt die durch Bak- terien ausgelöste Lipolyse des Talgs zu Glycerin und freien Fettsäuren. Der Wirkstoff ist stark bleichend.
Azelainsäure wirkt desinfizie- rend im Talgdrüsenfollikel, re- guliert die Verhornungsstörung und wirkt antikomedogen.
Erythromycin, Clindamycin und Tetracycline sind lokal angewendete Antibiotika, die antibakteriell auf Propioniba- kterien in Papeln oder Pusteln wirken. Tetracycline, besonders Minocyclin, werden auch syste- misch bei stärkeren Verläufen angewendet.
Neu ist ein topisches Kombi- nationsmittel aus Tretinoin und Clindamycin. Die Fix- kombination soll die gestörte Verhornung normalisieren, die Propionibakterien reduzieren und antiinflammatorisch wir- ken. Vorteilhaft ist, dass durch die keratolytische und antiko- medogene Wirkung von Tre- tinoin das Antibiotikum tiefer zum Follikel gelangen und dort antibakteriell wirken kann.
Retinoide, die natürlichen und synthetischen Derivate von Vitamin A, haben mehrere
Angriffspunkte gegen Akne:
Die Hornzellen innerhalb des Follikels verkleben nicht mehr und oberflächliche Hautzellen werden besser abgeschilfert.
Dadurch kann der Talg besser abfließen. Die Neubildung von Komedonen wird verhindert und die Talgdrüsen schrump- fen. Zu den Retinoiden gehören Tretinoin, Isotretinoin, Acitre-
tin und Adapalen, ein Retinoid der dritten Generation. Tre- tinoin und Vitamin-A-Säure, werden heute wegen starker lokaler Nebenwirkungen kaum noch angewendet. Unter der Therapie kommt es zunächst zu einer Verschlimmerung des Hautzustands mit Rötung, Juckreiz und Austrocknung der Haut. Isotretinoin und Acitretin haben ein günsti- geres Nebenwirkungsspek- trum. Besonders bei schwe- ren Akneformen und starker Narbenbildung gilt das orale Isotretinoin als Goldstandard der Therapie. Aufgrund der teratogenen Wirkung sollte bei Frauen bis einen Monat nach der Therapie ein sicherer Emp- fängnisschutz gesichert sein.
Die Akne während der Pu- bertät hängt oft mit einer stei- genden Androgenproduktion zusammen. Antiandrogene, wie Cyproteronacetat, Chlor- madinonacetat oder Dienogest, werden wegen ihrer Nebenwir- kungen bei Männern nur bei Frauen eingesetzt. Antiandro- gene verdrängen Androgene von den Rezeptoren, üben jedoch selbst keine androgene Wirkung aus. Die Talgpro-
duktion wird gedrosselt und Verhornungsstörungen aufge- hoben. Günstig ist diese The- rapie, wenn Frauen sowieso eine orale Kontrazeption be- vorzugen. Die Therapie sollte etwa sechs Monate fortgesetzt werden, um einen langfristigen Erfolg zu gewährleisten. ■
Dr. Katja Renner, Apothekerin TIPPS FÜR
DEN PATIENTEN + Regelmäßige Reinigung
der Haut mit milden Waschsyndets + Desinfektion der ent-
zündeten Hautregionen mit alkoholischen Lösungen
+ Feuchtigkeitsreiche, fettarme Hautcremes verwenden
+ Wöchentliches Peeling + Professionelle Aus-
reinigung alle paar Wochen durch eine Kosmetikerin