sundheitskarte (eGK) erhebli- che Mehrkosten für die Pra- xen bringen, der Zeitaufwand für Arzt und Mitarbeiterinnen wesentlich steigen wird und dass der Datenschutz nicht durchzu- halten ist. Eine Verbesserung der medizinischen Versorgung erwarten lediglich zehn Pro- zent. Interessanterweise gehen fast alle Teilnehmer davon aus, dass „die Politiker“ nicht un- bedingt die eGK durchsetzen wollen, sondern dass die eGK in allererster Linie ein Projekt der EDV-Industrie ist. Insge- samt kann man sicherlich da- von ausgehen, dass die Ge- sundheitskarte von den nie- dergelassenen Ärzten und de- ren Praxismitarbeitern sehr kritisch beurteilt wird.
Dr. med. Steffen Fimpel,
Schlechtbacher Straße 2, 74417 Gschwend
Arbeitssituation
Zu dem Beitrag „Arbeitssituation der niedergelassenen Ärzte: Keine Freu- de mehr am freien Beruf in eigener Praxis“ von Heike Korzilius und Josef Maus in Heft 19/2005:
Was soll ich tun?
Aufhören! Weitermachen!
Weggehen! Seit sieben Jahren bin ich jetzt ein immer noch junger, niedergelassener All- gemeinmediziner, habe eine ländlich gelegene, herunterge- wirtschaftete Hausarztpraxis mit viel „Herzblut“ und Geld wieder aufgebaut und betrei- be diese seit drei Jahren mit meiner Kollegin als Gemein- schaftspraxis. Die „goldenen Zeiten“ habe ich nicht mehr erlebt und dachte am Anfang dieser „Karriere“, es könne nicht viel schlimmer kommen.
Was wir in den letzten Mona- ten jedoch mitmachen, grenzt an einen gesundheitsökono- mischen und bürokratischen Wahnsinn. Stichworte, wie Kollektivregress, Einzelre- gress, Wirtschaftlichkeits- und Plausibilitätsprüfungen, DMP, Qualitätsmanagement, EBM 2000plus, Hausarztverträge, praxisökonomische Unsicher- heit et cetera, sind uns allen leider nur zu geläufig. Hinzu kommt immer häufiger das
Auge des Gesetzes, welches in allen Ärzten nur potenzielle Straftäter sieht, sowie viele Medien, die die gesamte Mise- re im Gesundheitssystem sehr plastisch überwiegend der ge- samten Ärzteschaft anlasten.
Ob ein eventueller Regie- rungswechsel eine einschnei- dende positive Veränderung bringt, steht angesichts der vagen beziehungsweise an Unwissenheit grenzenden ge- sundheitspolitischen Aussagen der Parteien sicherlich in den Sternen. Wie soll unter den ge- gebenen Gesichtspunkten ei- nem jungen, noch so enthusia- stischen Kollegen die Weige- rung zum Dienst am Patien- ten, sei es im Krankenhaus oder in Niederlassung, übel genommen werden? Auch ich kann mir nicht vorstellen, un- ter diesen Bedingungen hier noch weitere 30 Jahre, je nach Rentenzustand sogar noch länger, als Hausarzt zu arbei- ten! Es gibt Länder auf dieser Welt, in welchen die Arbeit am Patienten Spaß macht, oh- ne von Bürokratie erstickt zu werden, mit gutem, geregel- tem Verdienst und geregelter Arbeitszeit. Länder, die eine Kombination aus guter deut- scher Ausbildung und den weitläufig bekannten „deut- schen Tugenden“ zu schätzen wissen. An dem Tag, an wel- chem ich hier keine Freude mehr bei der Behandlung von Patienten empfinde oder
„draufzahle“, um arbeiten zu dürfen, werde ich gehen. Wo- hin, weiß bereits meine Frau!
Dr. med. Thomas Becker, Ringstraße 33, 65346 Eltville-Erbach
Wahlprogramm
Zu dem Beitrag „Wahlprogramm der FDP: Keine Trippelschritte“ von Sabi- ne Rieser in Heft 31–32/2005:
Lob für die FDP
. . . Dass die FDP das anonyme Sachleistungs- durch ein trans- parentes Kostenerstattungs- prinzip ersetzen will, ist nach meiner Ansicht sowohl für Pa- tienten als auch insbesondere für die Ärzteschaft ein Vorteil.
Kostenerstattungsprinzip be- A
A2464 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 102⏐⏐Heft 37⏐⏐16. September 2005 B R I E F E
deutet dann auch feste Preise für bestimmte ärztliche Be- handlungen. Dass ein definier- ter Katalog von Regelleistun- gen vom Versicherungsschutz abgedeckt werden soll, ist ebenfalls ein nachvollziehba- res Muss. Dass darüber hinaus verschiedene Leistungsoptio- nen (zum Beispiel Chefarztbe- handlung) zusätzlich versi- chert werden können und die Wahl über eine Selbstbeteili- gung bestehen soll (die dann die monatlichen Beiträge min- dert), ist nur zu begrüßen.
Auch dass die FDP den Auf- bau von Alterungsrückstellun- gen verlangt, ist gut. Alte- rungsrückstellungen – die in der PKV von Anbeginn Usus waren – sind auch in der GKV längst überfällig, um der de- mographischen Entwicklung zu begegnen . . .
Dr. med. Rainer Hakimi, Schickhardtstraße 33, 70199 Stuttgart
Bereitschaftsdienst
Zu dem „Status“-Beitrag „Hausärztli- cher Bereitschaftsdienst: Kritik an Praxisgebühr“ von Dr. med. Birgit Hibbeler in Heft 26/2005:
Gut ausgelastet
Der hochverehrte Kollege Hautzer berichtet dem DÄ, er habe im ärztlichen Bereit- schaftsdienst vorwiegend Pati- enten mit Obstipation, LWS- Beschwerden, Magen-Darm- Verstimmungen sowie Medi- kamentenabhängigkeit zu be- handeln sowie einige Patienten mit fadenscheinigen Gründen für ein Rezept. Ich selbst bin seit 1983 im ärztlichen Bereit- schaftsdienst sowohl in Kiel als auch vertretungsweise in ei- nem großen ländlichen Be- reich Schleswig-Holsteins tätig. Im Laufe des vergange- nen Wochenendes, von Freitag
18.00 Uhr bis Montag 8.00 Uhr, hatte ich Patienten mit folgen- den Diagnosen zu behandeln:
Scharlach, Hypertonus, Lumb- algie, HWS-Syndrom, Hyper- tensive Krise, S.-A.-Syndrom, Sinusitis frontalis und maxilla- ris, allergisches Exanthem mit Luftnot, V. a. Koronarinfarkt, Asthma bronchiale, Ischialgie, Zeckenbiss mit Borreliosever- dacht, Exsikkose bei Demenz, Herzinsuffizienz, Pyelonephri- tis, Koxarthrose, Gallenkolik, Insektenstich mit beginnender Anaphylaxie, Erysipel, Otitis ext. Bds., V. a. tiefe US-Throm- bose, Apoplex, Hypotonus mit Bradykardie, Pulmonales Ödem, Z. n. Schilddrüsenextir- pation, Präfinalstadium, Rhini- tis allergica mit pulmonaler Spastik, Gastroenteritis, Angi- na tonsillaris, Compartment- syndrom n. Tibiaprellung, Oti- tis med. mit Tubenkatarrh, all- ergische Medikamentenreakti-
on, Seitenstrangangina, Hyper- tonus bei Gravidität, V. a. Ge- stose, akutes Abdomen bei Leistenbruch, Sonnenbrand mit Verbrennungen Stad. II, Thrombophlebitis, Lippenher- pes, Intercostalneuralgie, Pharyngitis, Chalazion linker Augenwinkel. Diese Zusam- menstellung von Diagnosen an einem Wochenende ist signifi- kant für alle anderen Bereit- schaftsdienste, wobei natürlich die Menge und die Zusam- mensetzung variieren. Zielt die Darstellung des Kollegen Hautzer, der nach seinen An- gaben gerade einmal zwei Pro- zent dieser Diagnosen zu be- handeln hat, darauf ab, den Sinn des ärztlichen Bereit- schaftsdienstes an sich infrage zu stellen oder gar für über- flüssig zu erklären, um dann die Patienten in kommunale Einrichtungen, wie Anlaufpra- xen oder MVZ, verweisen zu B R I E F E