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Archiv "Literaturrecherche: Anachronismus" (19.07.1999)

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A-1866 (6) Deutsches Ärzteblatt 96,Heft 28–29, 19. Juli 1999

S P E K T R U M LESERBRIEFE

Deutscher Ärztetag

Zu dem „Seite eins“-Beitrag „Dich- tung und Wahrheit“ von Heike Korzili- us in Heft 24/1999:

Hoher Aufmerksam- keitsgrad sicher

Ein Absatz beschäftigt sich mit verteilten Postkarten

„mit dem nicht gerade schmei- chelhaft ge- zeichneten Por- trait der Mini- sterin“. Sie schließen sich dem Urteil der FAZ, die Gren- zen des guten Geschmacks sei- en nicht einge- halten, an und kommen zu dem Schluß, es hand- le sich um eine persönliche Dif- famierung, die der Sache, um die es gehe, nicht förderlich sei.

Ich – weder Arzt noch sonst- wie im Gesund- heitswesen tätig

– bin da ganz und gar anderer Ansicht. Meiner Meinung nach hätte die monierte Kar- tenaktion im folgenden Ab- satz zur Sprache kommen müssen als Paradebeispiel dafür, wie „in der Bevölke- rung . . . ärztliche Argumen- tation besser verstanden“

wird, gar auf ein „positives Echo stößt“, und das alles oh- ne großartige „Medienkam- pagne“.

Freilich muß man wissen:

Die beanstandete Karte ist Teil einer professionell durch- geführten Aktion der Ärzte im Altkreis Ahaus. In den bildlichen Motiven lehnt man sich dabei an Vorbilder der Pop-art an, bei den Über- schriften werden vorgelernte Wendungen aus Werbung und Alltagssprache abgewan- delt. Dieser Linie folgen kon- sequent alle Aktionsmittel, vom Demonstrationstrans- parent über Argumentati-

onsplakate bis hin zu eben jener Fischer-Karte. Ein ho- her Aufmerksamkeitsgrad ist mit solch plakativer Ge- staltung sichergestellt, und durch die stilistische Ein- heitlichkeit ergibt sich der erwünschte Erinnerungsef- fekt . . .

Dr. phil. Heinz B. Wiggers, Kerssenbrockstraße 37, 48691 Vreden

Wo ist das Referat von Ministerin Fischer?

Heike Korzilius beklagt, daß die Medien einseitig und verfälscht berichtet hätten.

Persönlichen Eitelkeiten und schwieriger Chemie zwi- schen Ministerin Fischer und Ärztevertretern würde zu- viel Raum gewidmet; tat- sächlich nehmen in der Be- richterstattung zur Gesund- heitsreform Darstellungen und Analysen von inhaltli- chen Fragen viel zuwenig Platz ein. Nach dieser Klage von seiten des DÄ darf man vom Organ der Bundesärzte- kammer besseren Journalis- mus erwarten, als ihn taz, FAZ, Süddeutsche Zeitung etc. demonstriert haben.

Mehr Information, Gegen- überstellung von Fakten und Argumenten, auf daß sich der mündige Leser eine fun-

dierte Meinung bilden kann.

Und die Inhaltsangabe des DÄ mit den vielen Punkten zur Dokumentation und Be- richterstattung vom Ärztetag verspricht eine bessere, sach- lichere und informativere Darstellung – wo aber ist das Referat von Ministerin Fi- scher? Die Dokumentation auch ihrer Rede ist nicht nur ein Gebot der Fairneß ge- genüber dem politischen Gegner von (laut Korzilius) 95 Prozent der Delegierten des Ärztetages, sondern auch unabdingbar für die Le- ser, die sich tatsächlich über die Diskussion zur Gesund- heitsreform und über den Ärztetag informieren möch- ten. Deshalb: wenn Sie Ihren eigenen journalistischen An- sprüchen gerecht werden wollen, dann drucken Sie auch die Rede von Frau Fi- scher in einer Ihrer nächsten Ausgaben.

Dr. med. Roland Lang, Kohl- straße 4, 80469 München

Einmal mehr das Messer geschärft

Der Deutsche Ärztetag und die von Frau Korzilius beklagte Pressereaktion zei- gen einmal mehr die tiefe Kluft zwischen den Ärzten und der Gesellschaft. Die Ärzte haben offensichtlich ih- re Position in der Gesellschaft immer noch nicht gefunden, sie faseln immer noch von einem imaginären ärztlichen Ethos, welches dann noch mit der gebotenen Sorgfalts- pflicht und dem ärztlichen Humanismus verquickt wird.

Die Ärzte werden inzwischen insbesondere von der jungen und mittleren Generation längst als Dienstleister ange- sehen, und wir werden und müssen die Stellung in der Gesellschaft akzeptieren.

Wenn der neue Ärzte- kammerpräsident, Kollege Hoppe, eine Unterwerfung der Medizin unter ein ökono- misches Diktat anprangert, so meint er Globalbudget und andere Formen der Regle- mentierung, ohne jedoch die

positiven Elemente einer ökonomisch ausgerichteten Medizin, die sich unter Be- rücksichtigung sozial schwa- cher Randgruppen nach den Gesetzen der freien Markt- wirtschaft regelt, zu erkennen und zu fordern. Sein Partei- freund Seehofer hat nach zahlreichen Irrungen und Wirrungen letztlich erkennen müssen, daß es zwischen staatlich reglementierter Zu- teilungsmedizin à la Fischer oder DDR einerseits und ei- ner freiheitlichen Medizin, in der jeder den Umfang seiner medizinischen Versorgung selbst bestimmen kann, in der der Arzt als freier Dienst- leister dem Patienten gegen- übertritt, andererseits keinen Mittelweg gibt. Nur wer be- dingungslos anerkennt, daß auch die Medizin allgemein sich nach betriebswirtschaftli- chen Elementen „rechnen“

muß, daß der freiberufliche Arzt und auch das Kranken- haus mindestens genauso viel Unternehmer wie Arzt be- ziehungsweise Wirtschaftsbe- trieb ist, was im übrigen bei jedem anderen freien Beruf ohne Vorbehalte anerkannt wird (Rechtsanwälte, Archi- tekten usw.), kann zukünftig die medizinische Versorgung der Bevölkerung sichern.

Wer sich Kassen und Kosten- dämpfung unterwirft, bewirkt letztlich Rationierung der Le- benszeit (Vilmar)! Und so ist es exemplarisch und er- schreckend zugleich, daß auf dem Ärztetag zwar eine Wei- terbildung von 150 Stunden in drei Jahren beschlossen wurde, was bei Zugrundele- gung einer uns Ärzten übli- cherweise in Rechnung ge- stellten Handwerkerstunde von angenommen eher nied- rigen 80 DM einem Volumen von 12 000 DM (!) entspricht.

Kein Kammervertreter er- klärt, wer die Kosten des Pra- xisausfalls übernimmt. Auch sucht der Arzt vergeblich nach betriebswirtschaftlichen Weiterbildungsangeboten und dahingehenden Beschlüssen, sieht man von der eher schwach formulierten Auf- forderung zur Punktwertan- hebung der GOÄ ab.

So sieht (verkleinert) die „umstrittene“ Postkarte aus.

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Die Ärzte verkennen völ- lig, daß Politik und Kassen das sogenannte ärztliche Ethos als Keule zur Ein- schüchterung der Ärzte hem- mungslos und massiv in der Öffentlichkeit mißbrauchen, sie aber in kasseninternen Schriften und Wirtschaftszeit- schriften genauestens die wahren Gründe für die Situa- tion des Gesundheitswesens in Deutschland zu analysie- ren imstande sind.

Die Kollegen auf dem Ärztetag und allen voran

„unser“ neuer Kammerpräsi- dent haben einmal mehr das Messer der Guillotine selbst geschärft, mit der man uns über kurz oder lang den Kopf abschlagen wird!

Dr. med. Heiner Loos, Ul- menallee 30, 16356 Ahrens- felde

Literaturrecherche

Zu den abgedruckten Literaturver- zeichnissen der Beiträge:

Anachronismus

Beinahe jede Woche ärge- re ich mich über den Zusatz- aufwand, den es erfordert, die Literaturliste für einzelne Beiträge vom Internet herun- terzuladen (wenn sie denn überhaupt dort angeboten werden). Nun hat das Deut- sche Ärzteblatt zwar endlich auch damit begonnen, Ansät- ze von Abstracts mitzuveröf- fentlichen, hinkt aber auch hier den Organen der Ärzte- schaft in anderen Ländern noch weit hinterher, bei de- nen „strukturierte Abstracts“

schon lange selbstverständ- lich sind.

Finanziert durch die Pflichtbeiträge aller Ärzte (das stimmt nicht, die Red.), stünde es dem DÄ gut an, sich mehr um die ärztliche Fortbil- dung zu kümmern (zu der wir als Ärzte verpflichtet sind!) als um die Zerstreuung.

Dafür gibt es genügend Al- ternativen auf dem Markt.

Reisebeiträge, Freizeit-Tips und Schachturniere haben im DÄ solange nichts verloren, so lange deshalb der Platz für

den Abdruck von Literaturli- sten nicht reicht.

Wie Sie den Beispielen aus den „Schwesterjournalen“

JAMA und BMJ entnehmen können, passen locker 60 Li- teraturstellen auf eine Seite, bei einem geschätzten Mittel von 30 Zitaten, also in der Re- gel eine halbe Seite pro Ori- ginalarbeit (Die redaktionel- le Vorgabe der Beschränkung auf 15 Stellen, damit es abge- druckt wird, ist ein Anachro- nismus und kontraproduk- tiv!). Der schnelle Blick auf Ursprung, Aktualität, Her- kunft beziehungsweise Auto- renvielfalt ist eine wichtige zusätzliche und essentielle In- formation, die man sich nicht erst mühsam besorgen muß!

Wenn sich da nichts än- dert, brauchen wir uns nicht zu wundern, wenn wir internatio- nal nur Mittelmaß bleiben, da wir als „wissenschaftliche An- alphabeten“ Neues erst mit zehn Jahren Verzögerung ei- nem dann „aktualisierten“

Lehrbuch entnehmen. Unse- ren Patienten tun wir damit erst recht keinen Gefallen.

Priv.-Doz. Dr. med. Karl- Ludwig Resch, Forschungs- institut für Balneologie und Kurortwissenschaft, Linden- straße 5, 08645 Bad Elster

Vollkasko

Gedanken zur Teil- oder Vollkaskover- sicherung in der Medizin:

Unfug

Immer wieder hört oder liest man Vorschläge, das Teilkasko- beziehungsweise Vollkaskoversicherungs-Sy- stem für Autos analog auch in der Medizin einzuführen.

Ich halte derartige Über- legungen für blanken Unsinn.

Begründung:

Bei einem Auto kann man sich aussuchen, ob man sich ein Auto kauft oder nicht und wie teuer das Auto und damit dessen Versicherung sein darf. Davon hängt dann ja auch die Höhe der Versiche- rungsbeiträge ab.

Bei einer Krankheit hin- gegen kann man sich weder A-1868 (8) Deutsches Ärzteblatt 96,Heft 28–29, 19. Juli 1999

S P E K T R U M LESERBRIEFE

In der neuen Folge der Sendereihe „WISO“ im ZDF am 26. Juli, ab 19.25 Uhr,geht es um das Thema „Geld auf Vor- rat – das Geschäft mit der Sicherheit“.

In der Sendung geht es um die Kosten der Umschuldung bei langfristigen Krediten und Darlehen. Erörtert wird die Alternative des sogenannten Vorratsdarlehens. Damit kann man sich das niedrige Zinsniveau von heute für einen späteren Zeitpunkt sichern. Die Banken fordern in diesem Fall monatliche Bereitstellungszinsen in Höhe von 0,25 Prozent der Darlehenssumme. Andere Institute berechnen sofort einen monatlichen Aufschlag von etwa 0,02 Prozent- punkten bis zur Abnahme des Kredits. In der Sendung wird an Beispielen klargelegt, ob es sich lohnt, die Geldreservie- rung vorzunehmen oder nicht doch eine sofortige Umschul- dung des Altkredits zu veranlassen. EB

TV-Tip

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A-1869 Deutsches Ärzteblatt 96,Heft 28–29, 19. Juli 1999 (9)

S P E K T R U M LESERBRIEFE

aussuchen, ob man sie be- kommt oder nicht, und man kann sich auch nicht aussu- chen, ob man eine schwere oder leichte Krankheit be- kommt. Krankheit ist unent- rinnbares Schicksal, Auto- kauf ist freiwillige bewußte Entscheidung.

Schon allein daher ist es Unfug, das Versicherungssy- stem für Kraftfahrzeuge in die Medizin übernehmen zu wollen.

Dr. med. Uwe Kerner, Am Walkgraben 31, 09119 Chem- nitz

Bürokratie

Eine Lesermeinung:

Lesehilfe

Im Rundschreiben der KV-Südwürttemberg wird ein Kurs angeboten. Thema:

„Wie lese ich meine Honorar- unterlagen“.

Braucht es dazu noch ei- nen Kommentar?

Dr. med. C.-P. Hammerle, Ehlersstraße 19, 88046 Fried- richshafen

Rehabilitation

Zu dem Beitrag „Neue Aufgaben in der Rehabilitation“ von Prof. Dr. h. c.

J. F. Volrad Deneke in Heft 21/1999:

Weiterführende Gedanken

. . . Unterscheidungen sind, soweit nötig, von der Schwe- re des Krankheitsbildes ab- hängig, und entsprechend können Patienten mit leich- ten posttraumatischen Bela- stungsstörungen durchaus in psychosomatischen Abteilun- gen von Reha-Kliniken be- handelt werden. Patienten mit schweren posttraumati- schen Belastungsstörungen werden in vielen Fällen das therapeutische Angebot, die Halt-gebende Funktion psy- chosomatischer Abteilungen in Reha-Kliniken überfor- dern. Die Halt-gebenden Strukturen solcher Einrich- tungen, die Möglichkeiten,

Patienten vor autoaggressi- vem Verhalten zu schützen, und nicht zuletzt auch eine adäquate Pharmakotherapie werden von diesen Einrich- tungen nicht immer geleistet werden können.

Insofern halte ich auch die Aussage in dieser Aus- schließlichkeit für nicht zu- treffend, daß „Therapiepläne für diese Krankheitsbilder nicht in Abteilungen von Großkliniken entwickelt und durchgeführt werden können, weil in diesen die entspre- chenden Krankheitsbilder sel- tener sind, als daß entspre- chend fachkundig psychothe- rapeutische Teams ausgela- stet wären“. Mit Sicherheit ist es bei entsprechender Mo- tivation und Intention der Klinikleitung und der ent- sprechenden Ausbildung der entsprechenden Therapeuten möglich, auch in einer Groß- klinik eine entsprechende Be- handlungsstruktur zu schaffen.

Ebenso ist die Aussage,

„daß ,normale‘ psychiatrische Kliniken noch weniger geeig- net sind, insbesondere wenn sie geschlossene Abteilungen enthalten“, so nicht stehenzu- lassen, ebensowenig die, daß

„für die genannten Kran- keitsbilder solche Kliniken wegen der Nähe zu massiv und chronisch psychiatri- schen Kranken kontraindi- ziert seien“. Eine solche Aus- sage geht an der Realität der sehr schwer gestörten Men- schen vorbei, die durchaus auch den Schutz der „norma- len“ psychiatrischen Klinik benötigen. Inwiefern die Nähe zu massiven chronisch psychiatrischen Kranken kon- traindiziert sein soll, ist schwer verständlich, da diese weder ansteckend sind, noch die obengenannte Patienten- gruppe negativ beeinflussen könnten.

Unbestritten ist sicherlich, daß spezialisierte Fachklini- ken nötig sind und daß ein freundliches, therapiebegün- stigendes Milieu förderlich ist. Die notwendige Flexibi- lität des zeitlichen Rahmens der Therapie posttraumati- scher Belastungsstörungen läßt sich – wenigstens zur

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A-1870 (10) Deutsches Ärzteblatt 96,Heft 28–29, 19. Juli 1999

S P E K T R U M LESERBRIEFE/BÜCHER

Zeit – leichter bei Patienten der gesetzlichen Krankenver- sicherungen erreichen. Pati- enten, die über die Renten- versicherungsträger in Reha- Verfahren behandelt werden, sind hier in engeren Zeitrah- men eingebunden.

Dr. Christoph Smolenski, Dr. v. Ehrenwall’sche Klinik, Walporzheimer Straße 2, 53474 Ahrweiler

PKV

Zu dem „Seite eins“-Beitrag „Ablen- kungsmanöver“ von Renate Hess, BÄK, in Heft 25/1999:

Vermittlungsvergütung von sechs

Monatsbeiträgen

Wenn der Aufwand für die PKV-Abschlußkosten, für die laufende Verwaltung und ge- legentliche Umstellung der Verträge und für die Werbung annähernd eine Größenord- nung erreicht, die dem gesam- ten Honoraraufkommen in der ärztlichen Ambulanz der PKV entspricht, so hat dies in der Tat vornehmlich etwas mit der Höhe der Vertreterprovi- sionen in dieser Versiche- rungssparte zu tun. So gilt in Insiderkreisen neben der Ka- pitallebensversicherung die private Krankenvollversiche- rung und die Krankenhaus- zusatzversicherung mit als das attraktivste Provisionsge- schäft. Hier fallen Vermitt- lungsvergütungen von durch- schnittlich bis zu sechs (!) Mo- natsbeiträgen an. Da kommen schon einmal schnell dreitau- send Mark zusammen. Ge- messen an der unzureichen- den Beratungsleistung der Verkäufer, die keineswegs sel- ten ist, erscheint eine derartige Provision auch im Vergleich vollkommen unangemessen.

Das interne Branchenblatt PKV-Publik vom 15. Juni 1999 beklagt in Anlehnung an den PKV-Rechenschaftsbericht demgegenüber den Anstieg der ambulanten Kosten und unterstellt den Ärzten pau- schal, daß sie Honorarein- bußen in der GKV offensicht- lich bei der PKV kompensie-

ren wollen. Vor der eigenen Tür wird in der Assekuranz al- lerdings seltener gekehrt.

Peter Burkard, Versiche- rungsberater (RBerG*), Ka- stanienallee 16, 64839 Mün- ster

PKV-Finanzgebaren durchleuchten

Sehr begrüße ich Ihren Artikel. In der Tat wäre es sehr wichtig, einmal das Fi- nanzgebaren der Privatversi- cherungen, insbesondere der DKV, zu durchleuchten . . . Die Privatversicherungen ver- teilen an ihre Versicherten Chip-Karten, auf denen groß- zügig steht, daß ein hundert- prozentiger Versicherungs- schutz bestehe. Es wird aber nicht angegeben 100 Prozent wovon.

Die älteren Patienten sind den Privatversicherungen hilflos ausgeliefert, weil sie zu alt sind, um bei schlechtem Service der Versicherung in eine andere Versicherung wechseln zu können.

Rechtfertigt eine schwie- rige Diagnostik oder Operati- on eine Überschreitung der Regelsätze der GOÄ, werden die Begründungen für diese Überschreitung von der Ver- sicherung nicht anerkannt und dies dem Patienten mit- geteilt. Dabei gehen die Be- gründungen die Versicherung gar nichts an, denn weder kennt die Versicherung den Patienten noch sein Krank- heitsbild. Deshalb sieht § 12 Abs. 2 der GOÄ ja auch aus- drücklich vor, daß Begrün- dungen für den Patienten ver- ständlich und nachvollzieh- bar sein müssen.

Kommt die Versicherung mit diesem Argument nicht zum Zuge, behauptet sie, die Honorarvereinbarung sei un- gültig. Dieser Kleinkrieg führt dazu, daß ein Keil zwischen Patient und Arzt getrieben wird, der sich nachteilig auf das Vertrauensverhältnis aus- wirkt.

Prof. Dr. med. Martin Vogel, Augenklinik der Universität Göttingen, Robert-Koch- Straße 40, 37075 Göttingen

Rolf Legler: Sternenstraße und Pilgerweg. Der Jakobs-Kult von Santiago de Compostela.

Wahrheit und Fälschung, Gustav Lübbe Verlag, Bergisch Glad- bach, 1999, 418 Seiten, 32 Abbil- dungen, gebunden, 49,80 DM

Die Bedeutung der Wall- fahrten im Mittelalter als christliche Pilgerziele ist hi- storisch offenkundig und hat das Alltagsleben bis heute nachhaltig beeinflußt. Dies gilt auch für den Jakobs-Kult, der Gegenstand der Neuer- scheinung des Historikers und Soziologen Rolf Legler ist.

Der Autor beweist mit sei- nen Studien zwei hochinter- essante Befunde: Der Heilige Jakobus d. Ä. war nie in Spa- nien, und es gab zu keiner

Zeit ein Grab des Apostels in Galizien. Am Ende der For- schungen steht die kulturge- schichtlich bedeutende Er- kenntnis, daß es sich bei der Wallfahrt nach Santiago de Compostela um eine kirchen- und machtpolitische Kon- struktion des damaligen Bi- schofs Theodemir handelt, die aber, nach Meinung des Autors, der Wallfahrt als sol- cher an Bedeutung nichts nimmt.

Der Leser dieses Buches kann sich ruhig auf sein Fahr- rad schwingen oder sich in sein Auto setzen und diesem zuverlässigen Kompaß ver- trauen. Er wird damit sein Pilger-Ziel erreichen.

Hannes Sauter-Servaes, Singen

Wallfahrt

Zuverlässiger Kompaß

Ernst R. Petzold, Walter Pöldinger (Hrsg.): Beziehungs- medizin auf dem Monte Verità.

Springer-Verlag, Wien, New York, 1998, IX, 78 Seiten, karto- niert, 39 DM

Der vielleicht mißver- ständliche Titel meint die Arzt-Patient-Beziehung. Die- se bildet das jahrzehntelange Forschungsthema des in As- cona am Fuß des „Berges der Wahrheit“ ansässigen Süd- schweizer Landarztes, Klinik- leiters und Psychosomatikers Boris Luban-Plozza. Er hat, ursprünglich in Zusammenar- beit mit dem Namensgeber, die Balintgruppen weiterent- wickelt in dem Sinn, daß nicht nur Ärzte über die Beziehung zu ihren Patienten diskutie- ren und reflektieren, sondern in diesen Prozeß auch Stu- denten, Pflegekräfte, Sozial- arbeiter und nicht zuletzt die Patienten selbst einbezo- gen werden. Die erweiter- ten Balintgruppen werden als

„Monte-Verità-Gruppen“ be- zeichnet. Die Ziele, die prak-

tische Arbeit und der Einfluß des Ganzen auf die Einstel- lung und Entwicklung der Ärzte werden in der Neuer- scheinung vorgestellt. Zwölf Kasuistiken (auch aus der Volksrepublik China!) bele- gen den Nutzen dieses Ansat- zes, und eine Medizinstuden- tin referiert über die positi- ven Seiten der Gruppen- arbeit.

Das geschilderte Kern- stück des Bandes wird um- rahmt von einem Abriß der geistesgeschichtlichen Bedeu- tung des Monte Verità, einem Vortrag des Psychoanalyti- kers und Philosophen Erich Fromm über das Undenkba- re, das Unsagbare und das Unaussprechliche anläßlich des zehnten internationalen Ascona-Gespräches sowie ei- nem Porträt von Boris Luban- Plozza, dessen erfrischender Leitspruch dem Büchlein vor- angestellt ist: „Frech denken und vorsichtig handeln!“

Wolfgang Schweizer, Neuenmarkt

Arzt-Patient-Beziehung

Vorsichtig handeln

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