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Archiv "Künstler und ihre Krankheitsbilder: Schmerzhaft genial" (28.11.2008)

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A2594 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 105⏐⏐Heft 48⏐⏐28. November 2008

I

m Dezember 1911 hatte ich ei- nen Krankheitsanfall auszuhal- ten, der mich dem Tode nahe brach- te. Oft in der Nacht erschienen mei- ne Verstorbenen und schienen mir zuzuwinken, während von oben her- ab eine Gewalt auf mich nieder- drückte, immer tiefer“, schrieb Lo- vis Corinth über seinen rechtshe- misphärischen Schlaganfall, den er in seinem 54. Lebensjahr erlitten hatte. Dieses einschneidende Ereig- nis führte bei ihm jedoch nicht zu nachlassender Schaffenskraft, son- dern er produzierte nach wie vor großartige Kunst. Im Katalog zu der Ausstellung „Schmerzhaft genial – Künstler und ihre Krankheitsbil- der“, die zurzeit in der WGZ-Bank in Düsseldorf zu sehen ist, heißt es:

„Mit den Augen des Neurologen er- schließt sich eine erstaunliche Viel- falt von teilweise subtilen Auswir- kungen des Schlaganfalls, die ein-

deutig über rein psychologische Prozesse hinausgehen und im We- sentlichen mit einem linksseiti- gen Neglect zu erklären sind.“ Von Corinth sind in Düsseldorf unter anderem mehrere Selbstporträts zu sehen.

Die Ausstellung solle, so Thomas Ullrich, Vorstandsmitglied der WGZ- Bank, nicht die „Schreckensbilder der Krankheit zeigen, sondern den kreativen Umgang damit. Die Kunst verbindet sich mit den Wissen- schaften, nicht in einer akademi- schen Form, sondern im assoziati- ven Spiel. Vom 15. Jahrhundert bis zur Gegenwart treffen wir auf Wer- ke, Biografien, literarische Zeug- nisse und Selbstzeugnisse, die ein thematisches Zentrum haben: das Leiden an sich selbst und der Welt, kurz gesagt, das Kranksein“. Durch die Darstellung der Krankheit wer- de ein Umgang mit der Krank-

heit nahegelegt, der neue Wege öffne.

In der Ausstellung sind Kunst- werke aus sechs Jahrhunderten ver- sammelt. Sie beginnt mit Werken Dürers, der Naturdinge so darstellen wollte, wie sie „wirklich“ sind. So schickte er beispielsweise im Jahr 1510 seinem Arzt ein Selbstporträt mit der Anmerkung: „Da, wo der gelbe Fleck ist und worauf ich mit dem Finger deute, da tut es mir weh.“ Mit Francisco de Goya macht die Ausstellung einen Schritt ins 19.

Jahrhundert. Der Künstler zeigt, so der Katalog, „in den Selbstbildnis- sen durchaus den an sich selbst, an der Krankheit, an seiner Zeit leiden- den Menschen“. Mit Corinth ist die Ausstellung dann bei der „wirken- den Gegenwart“ angelangt. Es wer- den Werke von Ernst Ludwig Kirch- ner und von Anton Räderscheidt ge- zeigt. Horst Janssens Werk „Auge, Gedicht und Märchen“ aus dem Jahr 1990 entstand, nachdem er sich bei einem Unfall die Augen so stark verätzt hatte, dass er den größten Teil seiner Sehkraft einbüßte. Be- sonders schonungslos zeigt Katar- zyna Kozyra die Wirkungen der Chemotherapie auf den eigenen Körper auf, und Giovanni Manfre- dini „vom Feuer fast vernichtet, lei- tet seine Kunst und auch seine Mal- technik von dieser Erfahrung ab. Es entstehen eindrucksvolle Bilder, die so stark sind, dass sie einen Kom- mentar provozieren. Ein aufkläreri- scher Akt“, heißt es im Katalog.

Beim Gang entlang der Ausstel- lungswände werden die Besucher aufgefordert, sich der künstleri- schen Reflexion zum individuellen körperlichen Zustand am Beispiel von neun Künstlern zu stellen. n Gisela Klinkhammer

KÜNSTLER UND IHRE KRANKHEITSBILDER

Schmerzhaft genial

Eine Ausstellung, die zurzeit in Düsseldorf zu sehen ist, zeigt Werke vom 15. Jahrhundert bis zur Gegenwart, in denen sich Künstler mit ihrer eigenen Krankheit, aber auch dem Leiden an der Welt beschäftigen.

Die Ausstellung „Schmerzhaft genial – Künstler und ihre Krankheitsbilder“ ist bis zum 12. Dezember in der Veranstal- tungshalle der WGZ-Bank, Ludwig-Erhard-Allee 20 in Düs- seldorf zu sehen. Zur Ausstellung ist im Damm-und-Lindlar- Verlag ein Katalog erschienen (Preis: 28 Euro). Öffnungszeiten:

montags bis freitags von neun bis 17 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Albrecht Dürer:„Der kranke Dürer“

(Selbstbildnis mit gelbem Fleck), 1510, 11,8 × 10,8 cm, Bremen, Kunsthalle

Abbildung:Katalog

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