Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 109|
Heft 12|
23. März 2012 A 573 chen Gespräch beraten lassen. „Beider Nationalen Präventionsstrategie sollten deshalb Kinder- und Haus- ärzte eine größere Rolle spielen.“
Interdisziplinäre Kooperation Darauf dass Entwicklungsstörungen oder „soziogene“ Störungen bei Kindern auch ein gesellschaftliches Problem sind, wies Dr. med. Jan Lei- del, ehemaliger Leiter des Kölner Gesundheitsamtes, hin: „Sie verwei- gern die Schule, brechen sie häufiger ab, haben kaum Chancen auf dem Arbeitsmarkt, werden häufiger dro- genabhängig und delinquent.“ Am Kölner Gesundheitsamt hat er des- halb bereits vor Jahren eine Kinder- und Jugendpsychiatrische Bera- tungsstelle einrichten lassen. „Ärzte sollten ein Wächteramt wahrnehmen und sich vernetzen“, forderte Leidel.
Die interdisziplinäre Zusammen- arbeit mit Kinder- und Jugend - psychiatern und -psychotherapeu- ten, Sozialpsychiatrischen Zentren, der Erziehungsberatung sowie mit der Kinder- und Jugendhilfe, Kitas und Schulen hält der Münchener Kinderarzt Dr. med. Stephan Böse- O’Reilly für unabdingbar. Um all diese Vernetzungsgespräche vergü- tet zu bekommen und zudem Prä- ventionsassistenten, Psychologen oder Sozialpädagogen anstellen zu können, erachtet er eine Sozialpä- diatrie-Vereinbarung – analog zur Sozialpsychiatrie-Vereinbarung der Kinderpsychiater – mit den Kran- kenkassen für sinnvoll.
Wenn man dem neuen Morbidi- tätsspektrum nicht frühzeitig ent - gegensteuert, kann einigen Kinder nur noch mit einem stationären Aufenthalt geholfen werden. Die Leiterin der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie am Zentrum für Psychiatrie Weißenau, Prof. Dr.
med. Renate Schepker, berichtet, dass 88 Prozent aller psychischen Störungen bis zum Eintritt ins Schulalter nicht erkannt würden.
Schepker hält Prävention in Form von Elternarbeit, Suchtvorbeugung durch Behandlung von ADHS, Netzwerke für Kinder psychisch kranker Eltern und „null Toleranz gegenüber Schulverweigerung“ für
erforderlich.
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Petra Bühring
SÄCHSISCHE LANDESÄRZTEKAMMER
Note 2,4 von den Ärzten
Eine Umfrage zeigt: Die Sachsen sind mit ihrer Kammer überwiegend zufrieden.
D
ie Mehrheit der Mitglieder der Sächsischen Landesärz- tekammer ist mit dem Service der Kammer zufrieden. Bei einer Be- fragung im Herbst 2011 bewertete sie ihn insgesamt mit der Note 2,4.Die Sächsische Landesärztekam- mer (SLÄK) ist damit die erste Ärz- tekammer in Deutschland, die ein solches Meinungsbild erhoben hat.
„Die Ergebnisse sollen dazu bei - tragen, Stärken und Schwächen der Kammer aufzudecken“, erklärt Prof. Dr. med. Jan Schulze, Präsi- dent der SLÄK. Man wolle sich kri- tisch mit den Meinungen auseinan- dersetzen und Schlussfolgerungen für die künftige Arbeit ziehen.
Wie lief die Umfrage ab? 3 092 Kammermitglieder bekamen im Rahmen einer geschichteten Zu- fallsstichprobe einen Fragebogen zugesandt, in dem sie gebeten wur- den, die Serviceleistungen sowie die Kommunikations- und Informa- tionsangebote der Kammer zu be- werten. Etwa 30 Prozent der ange- schriebenen Mitglieder kamen die- ser Aufforderung nach. Ihre Ant- worten zeigen eine überwiegende
Zufriedenheit mit den einzelnen Bereichen der Ärztekammer. Inte- ressant ist, dass Ärztinnen und älte- re Kammermitglieder die Ärzte- kammer am positivsten bewerten.
Defizite und Entwicklungspoten- ziale zeigen sich für die Ärztekam- mer vor allem hinsichtlich einer flexiblen, innovativen sowie unbü- rokratischen Verwaltungstätigkeit.
Auch den Bekanntheitsgrad ein - zelner Servicebereiche sowie der Kommunikations- und Informations- wege sollte die Kammer nach An- sicht der Mitglieder steigern.
Auffällig ist, dass das „Ärzteblatt Sachsen“, die Homepage der Kam- mer (www.slaek.de) sowie die Fort- bildungsveranstaltungen in Ab- hängigkeit vom Alter der Be- fragten unterschiedlich genutzt und eingeschätzt werden. Zwar ist das am häufigsten genutzte Informationsangebot immer noch das „Ärzteblatt Sach- sen“. 84 Prozent der Befrag- ten erhalten auf diesem Weg Informationen über die Kam- mer. Allerdings nutzen nur 57 Prozent der jungen Ärz - tinnen und Ärzte bis 29 Jah- re das Blatt häufig. Mehr als die Hälfte der bis 29-Jäh ri - gen (57 Prozent) und der 30- bis 39-Jährigen (50 Pro- zent) informieren sich dage- gen über die Homepage der Kammer. Insgesamt bewerte- ten die sächsischen Ärztinnen und Ärzte das „Ärzteblatt Sachsen“
mit einer Durchschnittsnote von 2,15, die Homepage mit 2,4, die Fortbil- dungsveranstaltungen mit 2,50, die Informationsabende mit 2,76 und den Tätigkeitsbericht mit 3,02.
Inzwischen ziehen auch andere Landesärztekammern ähnliche Be- fragungen in Erwägung, so die Ärz- tekammer Nordrhein und die Ärzte-
kammer Bremen.
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Dr. med. Eva Richter-Kuhlmann GRAFIK
Wie schätzen Sie im Allgemeinen die Sächsische Landes- ärztekammer in Bezug auf die nachfolgenden Eigenschaf- ten ein? (1=trifft voll zu; 5=trifft gar nicht zu; Mittelwerte)
Innovativ
Flexibel
Freundlich
Hilfreich Professionell
Bürokratisch Mitglieder- orientiert
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Quelle: SLÄK