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Archiv "Anlagestrategie im Alter: Rendite kontra Sicherheit" (01.11.2002)

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or Eintritt in den Ruhe- stand empfiehlt sich eine konkrete Bestandsauf- nahme, also die Zusammen- stellung aller Vermögenswer- te, die für die kommenden Jah- re zur Verfügung stehen. Die Einkünfte aus dem aktiven Berufsleben fallen weg, an ih- re Stelle treten die Versor- gungsleistungen etwa aus den ärztlichen Versorgungswerken.

Hinzu kommen meist weitere regelmäßige Einnahmen, zum Beispiel aus der Vermietung von Immobilien oder aus be- reits in die Auszahlungsphase übergegangenen privaten Ren- tenversicherungen.

Entscheidend für die wei- tere Planung ist, ob die Ver- sorgungsansprüche für den gewünschten Lebensstandard im Alter ausreichen. Bewährt hat sich hierbei die Aufstel- lung eines „Haushaltsplans“:

Auf Basis der bisherigen Er- fahrungswerte wird kalku- liert, welche Beträge in wel- chen Monaten für die einzel- nen „Etatposten“ erforder- lich sind. Manche Positionen, etwa die Ausgabe für Hobbys, werden sich dabei erhöhen, andere, wie die Ausgaben für Berufskleidung, werden sich reduzieren oder wegfallen.

Deutlich zurückschrauben lässt sich in dieser Phase der Versicherungsschutz. Notwen- dige Versicherungen wie die private Haftpflichtversiche- rung sind zwar weiterhin un- verzichtbar, wohl aber kann die Berufs-Haftpflichtversi- cherung – sofern noch nicht in Zusammenhang mit der Auf- gabe der Berufstätigkeit ge- schehen – gekündigt werden.

Kaum noch sinnvoll erschei- nen auch Lebensversicherun- gen und Berufsunfähigkeits- versicherungen.

Achten sollte der Arzt dar- auf, dass bestehende Versi- cherungen möglicherweise umgeschrieben werden müs- sen.Wenn etwa das Wohnhaus mit der Praxis an Sohn oder Tochter übertragen wird, sind auch die entsprechenden Im- mobilien- beziehungsweise Be- triebsversicherungen mit zu übertragen – eine doppelte Versicherung bringt hier keine Vorteile.

Besonderes Augenmerk sollte dem Krankenversiche- rungsschutz gewidmet wer- den. Sofern nicht besondere Gründe wie etwa ein bevor- stehender Krankenhausauf- enthalt dagegensprechen, kön- nen das Krankentagegeld und das Krankenhaustagegeld mög- licherweise reduziert werden.

Denn: Es müssen keine Ein- nahmeausfälle mehr über- brückt werden.

Ebenfalls wichtig ist es, spätestens jetzt eventuell noch bestehende Verbind- lichkeiten – nach Möglichkeit – zu tilgen. Denn die Darle- henszinsen sind in aller Re- gel höher als jeder erzielbare Guthabenzins, zudem sind mit aufgenommenen Geldern im Rentenalter üblicherweise auch keine steuerlichen Vor- teile mehr verbunden.

Stellt sich beim Vergleich der Einnahmen mit den Aus- gaben heraus, dass die re- gelmäßigen Aufwendungen durch die laufenden Einnah- men abgedeckt sind, besteht nur geringer Handlungsbe- darf. In diesem Fall kann das Vermögen einschließlich Zin- sen für den Nachwuchs ange- legt bleiben.

Auf Überschaubarkeit achten Für die Daueranlage eignen sich prinzipiell jene Anlage- produkte, die auch in jünge- ren Jahren interessant waren.

Besonderen Wert sollte der Ruheständler allerdings auf die Frage der Sicherheit le- gen. Zwar kann es durchaus spannend sein, sich in größe- rem Umfang an den Aktien- märkten zu engagieren, im

Fall einer Baisse sind jedoch – dies zeigen die vergangenen Jahre – bedeutende Vermö- gensverluste nicht auszu- schließen. Sinnvoller ist daher eine Anlage in festverzinsli- chen Wertpapieren aus unter- schiedlichen Laufzeitberei- chen sowie in anderen, eher si- cheren Anlageformen. Dabei sollte man großen Wert auf die Überschaubarkeit der Fäl- ligkeiten legen. Papiere mit 30- jähriger Restlaufzeit und Be- teiligungen an Geschlossenen Immobilienfonds mit jahr- zehntelangen Bindungszeiten sollten allenfalls dann gewählt werden, wenn auch zwi- schenzeitliche Ausstiegsmög- lichkeiten ohne nennenswerte Risiken geboten sind.

Eine Sonderstellung nimmt die vermietete Immobilie ein.

Besteht kein Kapitalbedarf, kann diese Investition trotz ih-

rer Langfristigkeit durchaus beibehalten werden, sofern – und dies sollte eine wichtige Voraussetzung sein – kein Är- ger mit dem Mieter droht und die Mietzahlungen regelmäßig geleistet werden. Für die Bei- behaltung spricht insbesonde- re die steuergünstige Übertra- gung der Immobilie im Todes- fall. Denn nach wie vor wer- den Immobilien gegenüber den meisten anderen Formen der Geldanlage steuerlich be- günstigt, sodass sich gerade bei größeren Vermögen Vorteile bei der Erbschaftsteuer erge- ben können. Ohnehin sollte mit zunehmendem Alter die Frage nach der Vermögens- übertragung an die Erben ge- stellt werden, insbesondere wenn größere Geldbeträge zur Disposition stehen. Inter- essant kann auch eine frühzei- tige Schenkung sein: Da bei der Berechnung der Erb- schaftsteuer nur Schenkungen berücksichtigt werden, die in- nerhalb von zehn Jahren vor dem Erbfall vorgenommen wurden, lassen sich auf diesem Weg auch größere Kapitalver- mögen übertragen. Im Übri- gen verdoppeln sich die gel- tenden Freibeträge, wenn bei- de Ehepartner Schenkungen vornehmen.

Anders ist die Lage, wenn die gesammelten Versorgungs- ansprüche nicht ausreichen, den Lebensstandard zu si- chern. Hier stellt sich zunächst die Frage nach den vorhande- nen Erfahrungen und – im be- sonderen Maß – nach der Zeit, die für die Geldanlage aufgewendet werden kann.

Bei geringer Erfahrung und/

oder wenig Zeit sollten mög- lichst „pflegeleichte“ Produk- te gewählt werden, die kei- ne regelmäßige Beobachtung und allenfalls wenige Um- schichtungen pro Jahr erfor- derlich machen, aber dennoch eine regelmäßige Rentenzah- lung bieten.

Damit sind zwar oftmals gewisse Nachteile, zum Bei- spiel bei der Rendite, verbun- den, weil sich die Finanz- dienstleister diesen Service meist teuer bezahlen lassen.

Dafür muss sich der Anleger jedoch auch um nichts küm- V A R I A

A

A2960 Deutsches ÄrzteblattJg. 99Heft 441. November 2002

Anlagestrategie im Alter

Rendite kontra Sicherheit

Der richtige Umgang mit Geld will gelernt sein. Dies gilt gerade nach dem Eintritt in den Ruhestand, wenn aus dem angesparten Ka- pital eine zweite Rente finan- ziert werden soll.

Foto:Eberhard Hahne

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mern, vielmehr steht das er- forderliche Kapital – ähnlich wie die Leistungen aus der gesetzlichen Rentenversiche- rung – in regelmäßigem Tur- nus zur Verfügung.

Rückzahlungsmodelle

Zum Kapitalverzehr, der nur ein geringes Zutun erfordert, bieten Finanzdienstleister un- terschiedliche Modelle an:

Sparkassen und Banken offerieren Rückzahlungsplä- ne, die meist auf einem Spar- konto mit dreimonatiger Kün- digungsfrist basieren. Hierbei ist die Anlage eines Kapital- betrags von mindestens 5 000 bis 10 000 Euro vorgesehen, aus dem das Institut regel- mäßig einen bestimmten, zu- vor festgelegten Betrag als monatliche oder vierteljährli- che „Rente“ überweist. Bei Abschluss kann festgelegt werden, ob das Kapital er- halten bleiben oder inner- halb eines bestimmten Zeit- raums aufgebraucht werden soll. Verzinst werden derar- tige Rückzahlungspläne der- zeit mit zwei bis drei Pro- zent – mithin deutlich niedri- ger als zum Beispiel festver- zinsliche Wertpapiere. Dafür genießt ein solcher Sparplan aber auch den Vorteil der ein- fachen Abwicklung sowie ein hohes Maß an Sicherheit.

Versicherungsgesellschaf- ten bieten private Rentenver- sicherungen mit sofortigem oder aufgeschobenem Ren- tenbeginn an. Pluspunkt die- ser Methode ist die unkompli- zierte Verwaltung, wird die Rente doch meist lebensläng- lich gezahlt.Anleger brauchen sich also auch dann keine Ge- danken um die Zahlungen zu machen, wenn sie etwa infol- ge einer schweren Krankheit bettlägerig sind oder der Pfle- ge bedürfen. Positiv ist weiter- hin die steuerliche Behand- lung zu bewerten, unterliegt doch lediglich der niedrige Er- tragsanteil – der sich nach dem Alter bei Beginn der Rente richtet – der Einkommensteu- er. Nachteilig ist bei vielen Ta- rifen allerdings die Tatsache, dass die Rente allenfalls über fünf bis zehn Jahre garantiert

wird. Stirbt der Rentenbezie- her nach Ablauf der Garantie- zeit, ist das gesamte angelegte Kapital verloren.

Kapitalanlagegesellschaf- ten bieten Investment-Anla- gekonten mit regelmäßigen Rückzahlungsraten, die nach Belieben festgelegt, aber auch jederzeit ausgesetzt wer- den können. Hier richtet sich die Rendite vorrangig nach der gewählten Fondsart, wo- bei Rentenfonds ein hohes Maß an Sicherheit bieten, während Aktienfonds Chan- cen auf interessante Erträge beinhalten. Bedenken sollte man dabei jedoch, dass sich der in der Ansparphase vor- teilhafte Cost-Average-Effekt in der Rückzahlungsphase ne- gativ auswirkt, sodass sich die ohnehin bereits hohe Kosten- belastung einer Fondsanlage nochmals erhöht.

Die Vermögensverwaltung als neues „Hobby“

Ist hingegen ausreichend Zeit vorhanden, sich um die Geld- anlage zu kümmern, kann es interessant sein, sich mit den verschiedenen Modellen ge- nauer auseinander zu setzen.

Nicht wenige Rentner finden in der „persönlichen Vermö- gensverwaltung“ sogar ein neues „Hobby“, das allein oder zum Beispiel im Rahmen eines Investmentclubs ge- pflegt wird. In diesem Fall kann beispielsweise die Geld- anlage in festverzinslichen Wertpapieren interessant sein, die in Höhe des jeweils be- nötigten Kapitalbetrags ver- kauft werden.

Auch hier steht jedoch wie- der die Frage nach der Sicher- heit im Vordergrund. Speku- lativ, also zum Beispiel in Ak- tien, sollten stets nur solche Gelder angelegt werden, de- ren Verlust notfalls verkraft- bar erscheint. Für planmä- ßige Entnahmen sollten indes möglichst risikoarme Produk- te ausgewählt werden.

Gerade bei regelmäßigem Kapitalbedarf sollte auch die vermietete Immobilie einer kritischen Prüfung unterzo- gen werden. Sind die Miet- zahlungen im Verhältnis zu

dem hier gebundenen Wert angemessen und ist ihre re- gelmäßige Zahlung sicherge- stellt, dann spricht wenig ge- gen eine Fortsetzung dieser Anlage. Vielfach wird es je- doch günstiger sein, die Im- mobilie zu veräußern und den Erlös am Kapitalmarkt anzu- legen, da hier oftmals höhere Erträge erzielbar sind und zu- dem eine größere Flexibilität bei Entnahmen besteht.

In jedem Fall lohnt sich mit dem Ruhestandsbeginn ein ausführliches Gespräch mit dem Bankberater, der auf- grund der individuellen Ver- hältnisse prüfen kann, welche regelmäßigen Kapitalentnah- men möglich sind, ohne den Lebensstandard langfristig zu gefährden. Keinesfalls sollte man sich dabei jedoch in eine Richtung drängen lassen und zum Beispiel einen Renten- sparplan bei Bank oder Spar- kasse abschließen, sondern erst

nach Festlegung des persönli- chen Bedarfs weitere Ent- scheidungen treffen. Dies gilt im Übrigen auch in Zusam- menhang mit Offerten von Versicherungsvertretern, de- ren Aufgabe es ist, fällige Gel- der möglichst „im eigenen Haus“ zu halten.

Darüber hinaus sollte die Vermögensentwicklung in re- gelmäßigem Turnus, also alle ein bis zwei Jahre, überprüft werden. Viele Rentner gehen gerade nach Beginn ihres Ru- hestands unter Verweis auf das hohe Anlagekapital allzu sorglos mit ihren Finanzen um, ein böses Erwachen ist nach einigen Jahren program- miert. Wie auch im aktiven Berufsleben sollte man auch hier darauf achten, nur so viel auszugeben, wie man letztlich zur Verfügung hat – jede Mehrentnahme birgt schließ- lich ein nicht zu unterschät- zendes Risiko. Peter Jobst V A R I A

Deutsches ÄrzteblattJg. 99Heft 441. November 2002 AA2961

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