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b in Ämtern oder Fir- menbüros – eine neue Geheimsprache macht sich breit. Da wimmelt es von Insider-Kürzeln, die natürlich alle in Englisch sind. Früher hieß es „zu Ihrer Informati- on“, heute textet man kurz und knackig „FYI“ – For Your Information. Wenn man einst nach einer Besprechung eine kurze Notiz mit „MfG“(Mit freundlichen Grüßen) zeichnete, so kürzt man jetzt nach dem Meeting mit „BW“
(Best Wishes). Wer seinen Mitarbeitern für eine Aufga- be einen endgültigen Termin setzt, fixiert heutzutage seiner Task Force die Deadline.
Auch Krankenhausverwal- tungen oder Arztpraxen kön- nen sich diesem neuen Trend nicht entziehen. Wenn die Arzthelferin, die „DA“(Doc- tor-Assistant) dem Labor im
Basement eine Order gibt, so vermerkt sie auf ihrem Flyer nur „Asap“ – das heißt: so schnell wie möglich (As soon as possible). Überhaupt: Wer wen zu „briefen“ hat, regelt der „Workflow“, er gibt die Arbeitsabläufe vor. Und wenn eine E-Mail mit dem Kürzel „Kiss“ abschließt, ist das für die DA keine erotische Mitteilung. „IC“ (In Con- trary), der Absender bittet, kurz und bündig zu antworten (Keep it short and simple).
Oft steht die DA vor einem Adress-Problem: Schreibt sie nun „Sehr geehrter Professor X“ oder „Prof. Dr. med. X“?
No fear, sie faxt seiner „OM“
(Office-Managerin) eine In- fo, wie das „wording“ geht.
Das wording „ruled“ die An- rede – es sei denn, sie wird vom „CD“ (Chief-Doctor)
„overruled“.
Ganz schlimm, eine „Clinic- DA“ kennt sich mit dem neuen PC nicht aus, sie mailt Asap um Hilfe – und erhält eine SMS, auf der nur „RTFM“ steht, will sagen: Read The Fucking Manual, lies das verdamm- te Handbuch (. . . bevor du mich nervst). Da ist dann ein
Brainstorming angesagt. Viel- leicht funktioniert die Online- Communication mit einem, der beim „KOM“ (Kick-off- Meeting) dabei war? Wenn dieser really geholfen hat, be- dankt man sich in der E-Mail mit einem knappen „THX“
(Thanks). Bernd Ellermann
H
ans Eichel, der Herr der Löcher, kann für sich selbst angedachte Ne- bentätigkeiten sowohl als Märchenonkel wie auch als rettender Prinz getrost abha- ken, mangels Effizienz. Seine neuesten Pläne zur Besteue- rung von Kursgewinnen wur- den vom Markt bis jetzt be- stenfalls mit Schulterzucken zur Kenntnis genommen.Der Deutsche Aktienindex DAX tendierte nach Be- kanntgabe der rot-grünen Ideen zur Schröpfung der An- leger jedenfalls nur leicht schwächer, obwohl böse Zun- gen vor einer möglichen mas- siven Steuerflucht warnten, Stichwort Kontrollmitteilun- gen an die Finanzämter gegen böse Schwarzgeldbuben.
Dass die Börse als Reakti- on auf die Steuernews nicht so richtig abschmierte, wird vom Bundesfinanzminister indes bereits als Erfolg gefeiert. Da-
bei übersieht der Bundeshans geflissentlich, dass der Takt- stock für das Wohl und Wehe des Deutschen Aktienmark- tes derzeit eher von New York aus geschwungen wird. Die jüngst veröffentlichten Quar- talszahlen deutscher Gesell- schaften jedenfalls waren bis- her nicht in der Lage, den DAX nach oben zu hieven, al- lerdings zogen sie den Index auch nicht nach unten.
Dabei stehen die Zeichen für höhere Kurse durchaus gar nicht so schlecht. Immerhin dürften die meisten DAX-Ge- sellschaften nächstes Jahr stei- gende Gewinne erwirtschaf- ten, und die Zinslandschaft bleibt anhaltend günstig. Vor allem sind die Pläne zur Be-
steuerung, sollen sie denn wie angekündigt kommen, durch- aus nicht so übel, vor allem verglichen mit den Horrorplä- nen zuvor, da sollten ja alle Kursgewinne mit dem persön- lichen Satz versteuert werden, und das übelverstärkend auch noch zurückwirkend.
Für steuerehrliche Aktien- sparer sind „nur“ 7,5 Prozent Kursgewinnversteuerung je- denfalls fast schon ein Ge- schenk. Noch besser: Nach der alten Regelung waren Verluste, die nach mehr als 12 Monaten erlitten wurden,
„wertlos“. Jetzt aber könnte man diese vor sich herschie- ben und bei günstiger Gele- genheit mit Gewinnen ver- rechnen.
Aber Vorsicht. Bei jedem Kasperletheater gibt es ur- plötzlich Überraschungen. Mal kommt wieder einer aus der Versenkung, der einem mit dem Knüppel (Fondsbesteue- rung!) auf den Kopf haut, dann auch wieder verbales Zuckerbrot reicht. Die Auf- führung ist erst dann zu Ende, wenn der Vorhang fällt. Erst wenn das alles im Bundesge- setzblatt steht, ist es wahr.
Davor nur Märchen, Traum, Albtraum, je nachdem. ) S C H L U S S P U N K T
[80] Deutsches ÄrzteblattJg. 99Heft 496. Dezember 2002
Kiss für die DA
Über die neue Büro-Kommunikation
zu Steuerplänen
Flieht das Kapital?
Börsebius
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Post Scriptum