Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 109|
Heft 29–30|
23. Juli 2012 505M E D I Z I N
Schlusswort
Es ist sicher sinnvoll, wie der Kollege Kuklinski vor- schlägt, bei der Bewertung des Aortendurchmessers die Größe des Patienten in Betracht zu ziehen (1). Die ein- fache und praktikable Indexierung auf die Körperober- fläche hilft zur individualisierten Beurteilung einer Aortendilatation. Beispielsweise kann bei Patienten mit geringer Körpergröße das Komplikationsrisiko anhand der alleinigen Betrachtung des absoluten Durchmessers unterschätzt werden. Da nur wenige klinische Daten zu der Indexierung existieren, hat diese bisher keinen Ein- zug in die Leitlinien gefunden. Die Definition entspre- chender Norm- und Grenzwerte durch klinische Studi- en ist wünschenswert. Hinweise zu einem möglichen praktischen Vorgehen basierend auf der momentanen Evidenz haben wir beschrieben (1).
Die vom Kollegen Kuklinski angesprochene fehlen- de Standardisierung der Diametermessung ist ein bis- her ungelöstes Problem, da mehrere Leitlinien mit un- terschiedlichen Empfehlungen existieren (2, 3). Die ak- tuellen amerikanischen Leitlinien empfehlen die innere Wandbegrenzung in der Echokardiographie und die äu- ßere bei computertomographischen (CT) und kernspin- tomographischen (MRT) Untersuchungen zu vermes- sen (2). Die Echokardiographie wird durch die be- grenzte Einsehbarkeit der Aorta ascendens sowie die Variabilität des Diameters mit der Schallebene limitiert.
CT- und MRT-Untersuchungen erlauben eine bessere Reproduzierbarkeit, wobei beachtet werden muss, dass der Durchmesser zwischen Systole und Diastole vari- iert. Bei jüngeren Patienten mit repetitiven Untersu- chungen ist ein MRT aufgrund der fehlenden Strahlen- belastung zu bevorzugen (1).
Die Prognose von Aneurysmen der Aorta ascendens wird nicht nur von dem Diameter, sondern wesentlich auch von weiteren Risikofaktoren, dem Progress und der Ätiologie bestimmt (1). Wir stimmen den Kollegen Schmidtke und von Kodolitsch voll und ganz zu, dass die Betreuung von Patienten mit angeborenen Bindege-
webserkrankungen eine wichtige Thematik darstellt.
Trotz des erheblichen Wissenszuwachses in der letzten Dekade sind viele Details der genotypischen und phä- notypischen Veränderungen unbekannt. Daher können aktuell nur schwache Empfehlungen zum Umgang mit angeborenen Bindegewebserkrankungen gegeben wer- den. Ein Screening der Aorta ascendens wird für alle Verwandte ersten Grades von Patienten mit angebore- nen Aortenerkrankungen, das heißt Bindegewebser- krankungen, bicuspide Aortenklappe et cetera, empfoh- len (2). Eine genetische Diagnostik ist sinnvoll, wenn sich für die Patienten eine therapeutische Relevanz, beispielsweise die Intensität der Überwachung, der Zeitpunkt eines operativen Aortenersatzes oder die Pla- nung von Nachwuchs, ergibt.
Abschließend bleibt der erhebliche Forschungsbe- darf bei Aneurysmen der Aorta ascendens zu betonen.
DOI: 10.3238/arztebl.2012.0505
LITERATUR
1. Lavall D, Schäfers HJ, Böhm M, Laufs U: Aneurysms of the ascen- ding aorta. Dtsch Arztebl Int 2012; 109(13): 227–33.
2. Hiratzka LF, et al.: ACCF/AHA/AATS/ACR/ASA/SCA/SCAI/SIR/STS/
SVM guidelines for the diagnosis and management of patients with aortic disease. Circulation 2010; 121: e266–e369.
3. Vahanian A, Baumgartner H, Bax J, et al.: Guidelines on the manage- ment of valvular heart disease: The Task Force on the Management of Valvular Heart Disease of the European Society of Cardiology. Eur Heart J 2007; 28: 230–68.
Dr. med. Daniel Lavall Prof. Dr. med. Michael Böhm Prof. Dr. med. Ulrich Laufs
Klinik für Innere Medizin III – Kardiologie, Angiologie und Internistische Intensivmedizin
Universitätsklinik des Saarlandes, Homburg/Saar daniel.lavall@uks.eu
Prof. Dr. med. Hans-Joachim Schäfers
Klinik für Thorax- und Herz-Gefäßchirurgie, Universitätsklinik des Saarlandes, Homburg/Saar
Interessenkonflikt
Die Autoren erklären, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Berichtigung
In Heft 24 des Deutschen Ärzteblattes vom 15. Juni 2012 wurde im Diskussionsbeitrag von Dr. rer. nat. Sieg- fried Throm zum Artikel „Neue Arzneimittel: Verfügbarkeit von Daten zum therapeutischen Stellenwert bei Markteinführung“ aufgrund eines redaktionellen Versehens der Name falsch und die Affiliation sowie die Er- klärung zum Interessenkonflikt nicht angegeben. Herr Dr. Throm ist Geschäftsführer Forschung, Entwick- lung, Innovation beim Verband Forschender Arzneimittelhersteller e.V. MWR