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Archiv "Falsche Patientenanreize in der Ersten Hilfe der Krankenhäuser: Schlusswort" (06.08.2007)

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A2210 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 104⏐⏐Heft 31–32⏐⏐6. August 2007

M E D I Z I N

men weniger Patienten stationär auf, verweisen die Patienten häufiger zurück an niedergelassene Ärzte, haben deswegen nicht mehr Komplikationen und sind somit eindeutig kosteneffektiv (2).

Die Merkmale Ängstlichkeit und Depressivität kor- relieren hochpositiv mit Rettungsstellenkontakten un- terhalb der Notfallschwelle; für vorliegende andere Merkmale zum Beispiel chronische Erkrankungen konnte dagegen keine Korrelation mit dem Inan- spruchnahmeverhalten nachgewiesen werden (1).

Die Autoren klassifizieren Patientenanliegen unter- halb der Notfallschwelle als aus „notärztlicher Be- trachtung nicht gerechtfertigt“; hilfreicher und aussa- gekräftiger wäre es, in diesen Anliegen allgemeinme- dizinische Beratungsursachen und solche der psycho- somatischen Grundversorgung zu erkennen (3).

Für Versorgungsaufgaben unterhalb der Notfall- schwelle sind Rettungsstellen in Deutschland in der Regel nicht ausreichend qualifiziert besetzt – es feh- len oftmals allgemeinärztliche Teammitglieder als Spezialisten für effiziente Primärversorgung. So ent- steht vermeidbare Über- und Fehlversorgung zulasten des Krankenhauses, des Patienten und der Solidarge- meinschaft.

LITERATUR

1. Martin A, Martin C, Martin PB, Martin PA et al.: „Inappropriate“

attendance at an accident and emergency department by adults registered in local general practices: how is it related to their use of primary care? J Health Serv Res Policy 2002; 7(3): 160–5.

2. Murphy AW, Bury G, Plunkett PK, Gibney D et al.: Randomised con- trolled trial of general practitioner versus usual medical care in an urban accident and emergency department: process, outcome, and comparative cost. BMJ 1996; 312:1135–42.

3. Dale J, Green J, Reid F, Glucksman E: Primary care in the accident and emergency department: I. Prospective identification of patients. BMJ 1995; 311: 423–6.

Dr. med. Andreas Klement Prof. Dr. med. Thomas Lichte

Prof. Dr. med. Markus Herrmann MPH. M.A.

Institut für Allgemeinmedizin

Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg 06112 Halle/Saale

E-Mail: andreas.klement@medizin.uni-halle.de

Schlusswort

Die Vermeidung von Über- und Fehlversorgung ist ein grundsätzliches Thema im gesamten Gesundheitswe- sen, das dauerhaft diskutiert werden muss. Entschei- dend sind dabei klar formulierte Aufgaben der einzel- nen Institutionen. Hausärzte und Rettungsstellen soll- ten grundsätzlich die Patienten behandeln, für die sie konzipiert sind. Zu überprüfen bleibt aber, warum Pa- tienten eben nicht die Hausarztpraxis sondern eine Rettungsstelle aufsuchen. Hier wollten wir für unsere Klinik erste Daten erheben, völlig unabhängig von der Frage, ob Rettungsstellen mit Allgemeinmedizinern sachgerechter zu besetzen sind.

Der Blick auf die konkreten Motivationen der Patienten ist daher unvermeidlich. Auch ist es sinnvoll weitere Aspekte, wie institutionelle Anreize,

in die Betrachtung miteinzubeziehen, um die ge- samte Problematik erörtern zu können, wobei insbe- sondere im Bereich der akuten Primärversorgung vor- sichtig über eine Überversorgung diskutiert werden sollte.

Die Schaffung von Rettungsstellenteams, in denen spezialisierte „Notärzte“ gemeinsam mit den Allge- meinärzten zusammenarbeiten, ermöglicht ein gleich- zeitiges Angebot von ambulanter sowie notärztlicher Versorgung. Dies funktioniert ähnlich wie das Modell einer Rettungsstelle mit einem angeschlossenen am- bulanten Versorgungszentrum oder einer angeschlos- senen ambulanten Notfallpraxis. Welche Lösung im Einzelnen die sinnvollste ist, muss im konkreten Fall, auch nach wirtschaftlichen Aspekten, entschieden werden.

Solche integrierte Angebote schaffen nicht nur wirtschaftliche Vorteile, sondern unterstützen die Ret- tungsstellen auch bei den Versorgungsaufgaben unter- halb der Notfallschwelle, weil die Rettungsstellen adäquat mit einer ambulanten Versorgung reagieren und notärztliche Ressourcen schonen können. Prakti- sche Beispiele wie am Unfallkrankenhaus Berlin oder am Marienhospital Stuttgart zeigten hier deutliche Erfolge (1) und (2).

Wenn es gelingt Patienten konsequent einer – aus medizinischer sowie wirtschaftlicher Sicht – adäqua- ten Behandlung zuzuführen, könnte einer Über- und Fehlversorgung entgegengewirkt werden. Dies setzt allerdings eine leistungsstarke Patientensteuerung und die Schaffung entsprechender integrierter Versor- gungsangebote voraus.

LITERATUR

1. Ekkernkamp A, Warmuth R: Krankenhäuser: Integrierte Versorgung – nur Utopie? Dtsch Arztebl 2002; 99(3): A 90–2.

2. Deutsche Krankenhausgesellschaft: Das Krankenhaus als Anbieter von Leistungen in der integrierten Versorgung nach

§ 140 a bis h SGB V – Materialiensammlung, 2. Auflage.

Düsseldorf: Deutsche Krankenhaus Verlagsgesellschaft mbH 2002.

Dipl.-Wi.-Ing. Wolfgang Steffen Arendsweg 15

13055 Berlin

E-Mail: WolSteffen@web.de

Interessenkonflikt

Die Autoren aller Diskussionbeiträge erklären, dass kein Interessenkonflikt im Sinne der Richtlinien des International Committee of Medical Journal Edi- tors besteht.

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