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Der Münzfund von Trebenow.
Beschrieben von
Jalins FrledlXnder >) und Lndwlf Storn. *)
Aaf dem Gute Trebenow bei Pribbemow, zwischen GtollnoW
und Cammin in Pommern, ist ein Silberfund gemacht worden, dessen
Untersuchung der Besitzer, Herr Baron von Sobeck, gestattet hat.
Die Mttnzen, welche wie gewöhnlich in einer Urne lagen, be¬
stehen fast gänzlich aus Dirhems, 110 ganzen, 16 grösseren Frag¬
menten und 2^/4 Kilogrammen kleiner Fragmente von Dirhems.
Fragmente von Schmuckstücken sind nur in geringer Anzahl
vorhanden ; es sind die gewöhnlichen zierlichen arabischen Arbeiten,
auch dicke gegossene Stücke, und flache gehämmerte, beiderlei mit
eingeschlagenen Punzen verziert, glatte und gewundene Drähte, kleine
Hohlkugeln und Plättchen, welche mit aufgelötheten Körnern und
Fäden verziert sind.
Die arabischen Münzen rühren, wie die so vieler ähnlicher
Fnnde in Pommern, Dänemark, Schweden und Russland, von den
muslimischen Dynastien her, welche im dritten und vierten Jahr¬
hundert der mnhammedanischen Zeitrechnung in den um das Kas¬
pische Meer gelegenen Ländern herrschten. Es sind lanter Silber-
dirheme, zum Theil wohlerhalten; der älteste derselben ist vom Jabre
181 d. H. (= 797 n. Chr.), der jüngste vom Jahre 344 d. H.
(= 955 n. Chr.); der gesammte Silberfund dürfte demnach ans
dem Ende der Regierung Ottos des Grossen stammen,
Yon den Abbasiden finden sich unter 126 erkennbaren Mttnzen
nur fünf vereinzelte Dirhem:
1) El-raäid: Bagdad 181.
2) El-mämün (198—218): Samarqand 201; Rev. unten
uäyiil; ist sehr ähnlich der bei Tornberg, Numi cufici Holmienses II, 290 beschriebenen Mttnze.
3) Kleiner, scheint demselben Mämün anzugehören; von den
1) Für die abendländischen Hünien.
2) FUr die morgenländischen Münzen,
Friedländer und Stem, der Mürafund von Trebenow. 277
Inschriften Iftsst sich our |.t5LJ! i-U>-«, der Name Bagdads, er¬
kennen.
4) El-rädi-billäh (322—329): Bagdad 324, gleich Torn¬
berg n. 509.
5) El-mntteqi-lilläh (329 — 333): unleserlich; ähnlich
Tomberg II. 518.
Von den Saffariden weist der Fund einen Dirhem auf, der
sehr bemerkenswertb und selten ist:
6) 'Amribnel-lait (265—288): Merw 269; etwas yer-
bogen und die Schrift zum Theil erloscben; die Umschriften schei¬
nen denen bei Tornberg VII. 10 zn entsprechen. Avers:
jcjjciJ!,I*JÜ! ^ OwJoail^JUt dr-j 0^\id}\ t^l iJt ^^SlULsiyJtj
Revers : |.L«tiSt5 | .» ^ ^iXJiJt jJÜ | ,i^_*«_it
Beachtenswerth, selten.
Von der Dynastie des Abu Dd'üd, welche in der zweiten
Hälfte des dritten Jahrhunderts in Chorasan bltlhte, rtlhren zwei
kleinere und dickere Dirhem her, deren Inschrift allerdings fast
ganz verwischt ist:
7) Muhammed ibn Ahmed unter dem Chalifat des Mu'¬
tamid "ala 'Hah; die Münzen von Enderaheh c. 273 bei
Tomberg X. 8. 12. 14 sind am ähnlichsten.
8) desgleichen, verwischt.
Bei weitem die meisten der vorliegenden Münzen gehören den
Samaniden in Transoxanien und Chorasan. Die Legenden sind
die bekannten und ohne Abwechselung. Avers : Id, üdha illä 'Uäh,
wahdahu, lä Särika lahu, mit einzelnen Abzeichen darüber oder
daranter; im innern Rande Ort und Datum der Prägung; am
äussem Rande die Worte aus dem Qorän, Sure 30, 3—4: lill&hi
'lamru etc. Revers: lilldhi! Muhammed rasid Aääh! darnnter
der Name des Chalifen ufid unter diesem der des Samaniden. Am
einfachen Rande die Worte des Qoräns, Sure 9, 33: Muhammed
rasül Alläh arsalahu bilhudä etc. Wo die Schrift grösser als
gewöhnlich ist, fallen einzelne Worte und Buchstaben aus. In dem
Münzfunde von Trebenow sind fünf Samaniden vertreten:
Ismail ibn Ahmed (279—295) unter dem Chalifat des
Mu'tadid nnd des Mukteß; von diesem Begründer der Dynastie
heissen die sämänidischen Dirheme bei den Arabern „die ismaili¬
schen"; hier liegen von ihm selbst acht vor.
9) El-^äs 284; Chalif JUL JuaX«J! .
p f
10) Samerra (^(^ ^y, ^) 284; kleiae Schrift, bemerkeus¬
werth, fehlt bei Tornberg.
11) El-sä^ 286.
12) El-ää^ 290.
13) Samarqand 291; Chalif »JÜb ^JsCJUll
278 Friedländer und Stem, der Mitmstfund von TVebenow.
14) El-sä^ (?) 291; dieselbe Münze wie Tornberg IX. 53.
In allen Sammlnngen samanidischer Dirheme finden sich einige,
welche sich von den übrigen dnrch grössere, ungeschlachte Schrift¬
züge, Abkürzungen und Zusammenziehungen unterscheiden, die, um
mit Frähn zu reden, rudi Minerva geprägt sind, und deren In¬
schriften sich meist nur errathen lassen, ünter den Münzen von
Trebenow sind mehrere sehr merkwürdige der Art. Die Rand¬
umschriften sind einfach und unlesbar. Von Ismä'il sind zwei
solcber :
15) wflrde etwa so za umschreiben sein, Avers:
ü u5o^ «j<j>3 jj "Jf
Revers : o ^3 iJÜb ^i^ouJi xU Sy^j xU
Am ähnlichsten scheint eine Münze bei Fräbn, Supplem. p. 38 aus
£l-iää 294.
16) Noch mehr abgekürzt, aber sonst ähnlicn;
Avers: L=>juu= |X^ty Revers: :!=ioj^|dia)7t|:£3o\i>
Es sind bei dieser und ähnlichen Inschriften von jedem Worte nur
ein oder zwei Buchstaben geblieben.
Abmed ibn Ismä'il (295—302) unter dem Chalifat des
Muqtadir: 6 Dirhem.
17) Samarqand 297.
18) Naisäbür 298.
19) El-ääÄ 299; Av. oben ^.
20—21) El-sää 29.
22) El-säs 300; Av. oben .
Nasr ibn Ahmed (301—332) unter dem Chalifat des
Muqtadir, Radi und Mutteqi, liefert hier wie überhaupt die meisten
Dirhem: 64.
23) Samarqand 303; Chalif iJÜb jJOäJi ; roh.
24) El-äää 304; mit Abzeichen wie Tornberg IX. 254.
25) Samarqand 308.
26) El-sas 309.
27) Süq-el-ahwäz? 310.
28) El-^äs 311 (oder 314?); bemerkenswertb; die Orand-
striche dick, die senkrechten dünn.
29) Samarqand 311.
30) Samarqand 321.
31) Samarqand 325; Chalif tüli ^yo\jL
32) Samarqand 326.
33) desgleichen, mit geringem Schriftunterschiede.
34) —35) Samarqand 327; zwei Exemplare.
36) El-basrah 328; selten, fehlt bei Tornberg.
37) Naisäbür 328; bemerkenswertb, Tornberg IX. 466.
Friedländer und Stern, der Münzfund von Trebenmv. 279
38) ? 328; ziemlich verwischt.
39) El-^äs 329.
40) El-säs 330; Chalif üJU j^iiUJ!,
41) Samarqand 330; Avers unten ^ = Tornberg IX. 475.
42) Samarqand 331; Av. unten ^ ^.
43) Samarqand 32.
44) El-^ä^ 32.
45) Samarqand 3. . ; Chalif El-muqtadir, ungeschickt, Rand
unleserlicb, besonders gross und dünn ; Av. unten I- : Rev. . . .
46) Barbarischer Dirhem mit sehr verkürzter Schrift; Av,
AiaLjX I oLii jXLX »■^ iXXäJ! i3^j i^.«.^ jJÜ ;
äusserlich dem folgenden ähnlich.
47) Sehr merkwürdig; Av. id}\\iiSy^j Cs^.^^, \ idl, Rev. |iJU
iJLi jJOäJt I «Ji SjMj darunter zum Theil verwischt:
J"»j;i(j=i... und das Zeichen J, Der Name wäre etwa JobCyi
jäjisi- ^ zu lesen; derselbe kehrt häufig auf Münzen dieser
Epoche wieder und ist seither eine crux interpretum gewesen.
Schon Tychsen (introductio p. 77) machte auf das räthselhafte
Wort aufmerksam , das ihm bald wie S^iJut , bald wie JOJ^ er¬
schien; Frähn las zuerst ^y> sprach die Ver¬
mulhung aus, dieser Mann möge ein Samanidischer Statthalter
gewesen sein, der die Wirren der ersten Regierungsjahre des noch
sehr jugendlichen Nasr II. benutzt habe, um sich unabhängig zu
machen (s. Bull, hist.-phil. de St. Pfetersbourg T. I S. 18 ff.).
Tornberg gab mehrere Münzen mit diesem Namen und las ebenso
IX. 272. 273. 274. 309. 310; Nesselmann (die orientalibchen
Münzen in Königsberg p. 120, 9) beschrieb einen ähnlichen Dir¬
hem und las den Namen jJL:>- ^ ^ jX^o — er hatte ohne
Frage denselben Namen vor Augen, welcher uds aufs neue auf
den beiden folgenden Münzen entgegentritt, welche alle übrigen
durch barbarischen Charakter sowie Abkürzung und Zusammenziehung der Schrift übertreffen.
48) und 49) Zwei wohlerhaltene starke Dirhem, auf denen
ich den Namen des Muqtadir zu erkennen glanbe ; sie würden also in
/ ^^UXl^ i^aUUoS
den Zeitraum von 295—320 fallen. Avers (tifaiUio Revers üntäi»
V . y \aUbM\
VvJUaÜe/
Das erste Feld dürfte zu transscribieren sein: »lXs>5 "i
.... *J (i^^-ii ^, das andere »Jü ^jü^iJ! aJ »JÜ . Ob
aber jl-J^y oder J^xu oder dergleichen zu lesen ist , und ob dies
den Namen eines sämänidischen Vasallen darstellt, lässt sich nicht
entscheiden; die einzige sichere Beobachtung über die Münzen
2 2 *
280 Friedländer und Stem, der Münz/und von Trebenmv.
dieser Art scheint die zu sein, dass sie unter dem Chalifate Muq-
tadirs geprägt wurden.
50)—52) Dem Fürsten Nasr scheinen gleichfalls drei bar¬
barische Münzen zu gehören, auf denen die Buchstaben theils roh
angedeutet, theils vollkommen unkenntlich ausgeführt sind, doch
in kleiner und sehr feiner Schrift, deren Striche in Punkte aus¬
laufen. Auf dem Revers der besterhaltenen derselben steht:
|4lIIlxffc£jliII£uuj|.2=»o( o worin vielleicht der Name des Rädi-billäh
zu finden ist. Auch unter den Fragmenten befinden sich viele von
ähnlichem gezwungenem, hakigem, eckigem, ersparendem Schrift¬
charakter.
58)—86) 34 Stück desselben Fürsten, unleserlich; den ge¬
wöhnlichen ähnlich.
Nüb ibn Nasr (331—343) unter dem Chalifat des Mu-
stakfi-billäh ; 32 Dirhem von gröberer Arbeit.
87) El-sä^ 33; Av. oben :.
88) —89) Samarqand 333; cf. IX. 493 bei Tornberg; Av.
nnten ^ eine zweite sehr abgegriffen.
90) Samarqand 333; dick und grob; Av. nnten c c.
91) El-säs 334; = Tomberg IX. 494.
92) El-säs 335.
93) —94) Buhärä 336; zwei Exemplare.
95)—97) Samarqand 337; drei Exemplare.
98) Buhärä 338.
99) —100) Samarqand 338; Av. unten und oben; nnr
eine gnt erhalten.
101) Samarqand 339.
102) Samarqand 340.
103) El-säs 340; Av. oben Jo» == Tomb. IX. 523.
104) Samarqand 341.
105) —118) 14 Stück den angeführten ähnliche, nnleserliche.
'Abdolmalik ibn Nüb (343—350) nnter dem Chaliftt
des Mostakn billah; ein Dirhem.
119) Samarqand 344.
Nächst den Samaniden liefera die Buwaihiden die meisten
Mttnzen jener Epoche ; dieselben sind nur wenig kleiner nnd dicker.
Von den Söhnen des Buwaih, welche um 322 in Schiraz, Fars
und Mesopotamien zu Macht nnd Ansehen kamen: 'Ali (f 338),
Abmed (t 356) nnd Ilasan (t 366), war der erste der bedentend¬
ste, daher man seinea Namen oder Beinamen «JjiAJt oUc oder
Familiennamen q>*JI ^jt auf den Münzen mitunter neben den
Namen seiner Brüder findet.
120) 'Ali: äiräz 326; gleich Tornberg XIV. 3.
121) "Ali: «^UJaJ 333; Av. ^.y Rev. xJÜ ^yixjt
2 2 *
Friedländer und Stem, der Münz/und von Ti-ebenoio. 281
122) 'Ali: Siräf nach 33[5]; Av. ^^y^ iüjjJt oUc Rev.
^ iJÜ j^^! ; fehlt bei Tornberg.
123) Hasan: ? 328; Av. »j^y ^ Rev. jJÜb
sjy ^^ Cr*^; ^^^^^ Tornberg.
124) Ein Dirhem der Beni Wagih, die in 'Omän herrschten,
den Buwaihiden sehr ähnlich, gutes Gepräge, wenig abgegriffen.
Die eine Seite zeigt den Namen des Chalifen Mustakfi-billah,
darunter «-o»^; die andere den Namen des Fürsten Mnhammed
ibn Jüsuf (ihn Wa^ih) und: 'Omän 335. In der Sammlung
des Colonel Guthrie befindet sich ein gleiches Exemplar, und das
Kgl. Münzcabinet zn Berlin besitzt noch ein Bruchstück eines
Dirhems dieser Dynastie: 'Omän, aus dem Jahre 332 — woranf
mich Herr Professor Pertsch freundlichst aufmerksam machte unter
Hinweis auf Tornberg, Symbolae ad rem numariam Muh. III. p. 43
IV. p. 47.
Nach dieser Münze, deren Heimat uns am fernsten liegt,
kommen wir zu zweien, die uns am nächsten geprägt wurden uod
die uns eine Andeutung geben, wie wohl alle diese Münzen in den
entlegenen Norden gekommen sind. Es sind zwei Dirhem der
Bulgaren , die an der Wolga sassen in ihren Städten ^LiJu , Jy*,
nnd Jw..t ,') nnd einige wenige Dirhem nach samanidischem Muster
prägten.
125) Tälib ibn Ahmed: Suwär, vielleicht^(j*,!, 338. Av.
Ous»! »«Jib *JÜL? ^^iJC;Cw.JI; gross, dünn und blank; iden¬
tisch mit Frähn suppl. p. 50, Tornberg XI. 1 nnd Nesselmann
p. 107, 1.
126) Aeusserlich dem vorhergehenden sehr ähnlich ist ein
ungeschickter Dirhem, dessen Inschriften von unkundiger Hand
herrühren; von dem Namen ist nur übrig, was schwerlich auf
Mansür ibn Nüh gedeutet werden kann ; im übrigen ist dieser Dir¬
hem dem bei Nesselmann p. 107 beschriebenen dnrchaus ähnlich;
die Stadt scheint El-^äs zu sein und statt der Jahreszahl stehen
sinnlose Zeichen. Vgl. Frähn a. a, 0. S. 27.
Was nun diesen Beutel mit Dirhemfragmenten betrifft — es
sind Hälften, Viertel, Sechstel, Achtel —, so ist er ein anschau¬
licher Commentar zu einer Nachricht der ältesten arabischen Geo¬
graphen, wonach die Münzen Samarqands aus Ismailischen und zer¬
brochenen (äjZjJi) Dirhem beständen. So berichten übereinstim-
1) So werden dieselben geschrieben in einer persischen nach Selmftni's gleichnamigem Werke verfassten Kosmographie der Berl. Bibl. (Acc. 10,073) fol. 168, betitelt: 'Agk'ib el ma^lüqftt und beginnend:
tJ^ ^^jxJL«J! V_J, )ÜlJ Jc»il.
Bd. XXX. 19
282 Friedländer und Stem, der Münzfund von Trebenow.
mend Abu Ishaq el-Istahri (p. 323 ed. de Goeje) und Abulqäsim
Ibn Hauqal (p. 374 ed."de Goeje). Es gehören diese Fragmente
gleichfalls zu sämänidischen Münzen.
Sehr viel Neues Iftsst sich von orientalischen Münzfunden wie
dem zu Trebenow nicht mehr erwarten; denn auf einem Gebiete,
dessen Grenzen im Osten Kasan und im Westen Christianstadt in
Norwegen, im Norden Angermanland in Schweden und im Süden
Frankfurt a/0. und Mainz und die Krim bilden, — auf so weitem
Gebiete haben sich solche Münzfunde so häufig wiederholt, und die
Beobachtungen, die man über die Heimat und das Zeitalter der
Münzen machte, deuteten so beständig nach den Ufern des Kaspi¬
schen Meeres und in das zehnte Jahrhundert, dass schon 1843
von Minutoli die allgemeinern Schlüsse darans zu ziehen suchte.
In seiner Schrift: „Topographische Uebersicht der Ausgrabungen
griechischer, römischer, arabischer und anderer Münzen und Kunst¬
gegenstände, wie solche zu verschiedenen Zeiten in den Küsten¬
ländern des baltischen Meeres statt gehabt" hebt er unter ver¬
schiedenen Annahmen zur Erklärung so weiter Verbreitung arabi¬
scher Münzen als die wahrscheinlichste die hervor, dass russische
Handelskarawanen dieses samanidische Silber für ihre Verkaufs¬
gegenstände zugewogen erhielten und mit sich in die Heimat nah¬
men; durch die slawischen Stämme kam es tief nach Deutschland
hinein; durch die als Handelsleute und Seeräuber berühmten Wa¬
räger nach Skandinavien und Dänemark. Der weitere Handelsver¬
kehr mit den westlichen Ländern erklärt es, dass auch ver¬
einzelte andere, selbst englische, mit diesen arabischen Münzen
zusammengefunden werden. Dass aber die Russen schon im zehnten
Jahrhundert vieles an die benachbarten Muslimen verhandelten,
wie Bernstein, kostbares Pelzwerk und selbst Sklavinnen, bezeugt
ausdrücklich Ibn Fadlän. Vergl. Jäqüt 2, 836. —
Abweichend von verwandten Funden, finden sich hier unter
der grossen Masse arabischer Münzen nur wenige occidentalische,
12 ganze und einige Fragmente.
1) Köln, Karl der Dicke.
KVD-OL VrU (RE)X statt KAROLVS; im Felde das Kreuz
* i
mit den vier Kugeln in den Winkeln. Rev.: COLONIA.
Ä
2) Ein Fragment einer Kölner Münze mit derselben Kehr¬
seite; von der Umschrift der Vorderseite sieht man nur ein rück¬
läufiges D, welches wohl zu ODDO gehört hat.
3) Regensburg, Herzog Heinrich, wahrscheinlich der erste, voa
Baiern.
t HIMRICVi/? DVX. Im Felde das Kreuz mit den vier Ku¬
geln in deu Winkeln. Rev. : REGINA CITAS. Im Kirchengebäude
OZI. Von etwas roher Arbeit.
Friedländer und Stem, der Mümfund von Trebenow. 283
4) Sechs wendische Münzen, gross und gnt geprägt. Fünf
davon haben zwischen den Strichen, welche die Umschrift nach¬
ahmen, je zwei Kreuzchen und ein o; im Felde das Kreuz mit
den vier Kugeln in den Winkeln. Auf der Kehrseite das karo-
lingische Kirchengebäude mit vier Säulen, in deren Mitte ein Kreuz¬
chen. Zwischen den Strichen, welche die Umschrift nachahmen,
ist bald ein Kreuzchen, bald zwei oder drei. Bei einigen Exem¬
plaren ist das grosse Kreuz im Felde der Vorderseite schwach ver¬
tieft auf der Kehrseite sichtbar. Die sechste, ähnliche hat auf der
Kehrseite MDCCICI t ICITV. was an Moconcia eivitas erinnert.
Auch vier Fragmente solcher Münzen finden sich.
5) Eine Münze mit ähnlichen Typen, u'^'entlich nnd, wie es
scheint, barbarisch.
6) Zwei der bekannten uud häufigen Halbbracteaten , welche
gewöhnlich für polnische gehalten werden, und vielleicht Nachah¬
mungen karolingischer Münzen sind. Die Zeichen der Vorderseite
sind ungefähr wie ^fp^' Und vier Fragmente. .
7) König Edmund von England, 941—946.
EADMVND EEX, im Felde ein kleines Kreuz. Rev.:
ELFR t t J_
EDMO (Elfred Monetarius.)
• •
Von den beiden Münzen deren Zeit sich sicher bestimmen
lässt, No. 1 und No. 7, reicht keine bis an das Jahr 1000. Das
neueste Stück ist das Fragment der Kölner Münze eines Otto, wahr¬
scheinlich des ersten, 936—973. Die jüngste orientalische Münze ist
von 955 n. Chr. Die orientalischen Münzen reichen in diesen Funden
niemals in so späte Zeit hinab als die occidentaliscben, was sich
durch den weiten Weg erklärt, welchen sie bis in unsere Länder
zurückgelegt haben.
19*
284
Inschriftliche Mittheilungen Von Julias Eutin;.
IVl).
Neop. 130. (Inschrift von Scherschel).
(Hit einer lithogr. Tafel.)
Die Inschrift wurde im Februar 1875 auf der Strasse voa Tenes
bei Scherschel gefunden, gelangte zunächst in den Besitz eines Bäckers
zu Scherschel und befindet sich heutigen Tages im Lonvre. Sie
ist eingemeisselt auf einem weissen MarmorwUrfel von 0,17" Höhe
und 0,24 m Breite, und hat nur in der letzten ihrer 6 Linien eine
Beschädigung davon getragen, wodurch fünf oder sechs Buchstaben
zerstört sind. Ich gebe zuerst eine Transscription, wobei dnrch
den schrägen Keil ^ das unterschiedslose Zeichen für a, "i, 1 aus¬
gedrückt wird.
n? ?Ta?
nj^ffl>r>23i2nnfi»3L3n"»naDüy33>KVK^^'»5& i.
n?
3yi''2^yDtDN^n«n:i?n^«üx!5^j^sy3^2üJDK>^5 2.
5?
3^pfflny^?y^^n^ffi^V''n'?y^^T3'N^fflffiNni]''nn^5 3.
3?
n>r53n^nt3^^^iDn^i<^affiünn3ffln^ffl'?N23Ä 4.
n*«fflyü>t^J3''V6<"n''6<i»<3p''S3nK^N>affi3i 5.
?
nüJüiaffin^Sfflsnxbye 23bfflüs e.
1) Vgl. S. 132 ff.