Sechs Hulaguiden-Münzen in Gold.
Beschrieben von Br. Stlokel.
Goldmünzen der II - Chane oder Hnlaguiden gehören noch
immer zu den Seltenheiten ; aus drei und dreissig Cabinetten konnte
Frähn unter 243 verschiedenen Prägen nur 9 in Gold verzeichnen.
Es war desshalb keine geringe Ueberraschung für mich, als mir
neulich aus Aleppo auf ein Mal nicht weniger als sechs Stücke
dieser Dynastie in Gold zukamen, zumeist ziemlich gut erhalten
und, soviel ich sehe, sämmtlich Inedita. Wie ihr ferneres Schick¬
sal ungewiss ist, scheint es rathsam, wenigstens ihre Existenz für
die Wissenschaft durch eine kurze Beschreibung zu constatiren.
Sie vertheilen sich auf die drei einander folgenden Prägeherren :
Ghazan Mahmud (694—703 d. H.), Oeldscheitu Sultan
(703 — 716) nnd Abu Said Behadür Chan (717 — 736.)
No. 1, Grösse 20 (nach dem Münzmesser in meinem Handbuche
z. Morgl. Münzkunde), Gewicht 12,8 Gramm. — Dreisprachig. —
I. Von einer feinen und einer dicken Kreislinie umschlossen fünf
Zeilen mongolische Schrift: Tägrin — kütschündur — Cha-
sanu — deledkegülük- — sen (durch Gottes Macht
G has a n's Münze). — Zwischen der zweiten und dritten Zeile
arabisch: o';^ Ghazan Mahmud. — Auf der linken
Seite von oben nach unten drei tibetanische Charaktere:
tscha, kra (gra), ra d. i. wahrscheinlich Tschakra-rädsch
(orbis Imperator). — In dem Segmente darüber in feiner, ver¬
schlungener Schrift : Ooij ^yij »II Gotte war die Herr¬
schaft und wird sie sein; unten: Münze von
Bagdad, rechts: iU*. links: > .1 1 -; im Jahre 701 (=
1301,2.). — Als Handsehriit dient eine bis jetzt auf Hulaguiden¬
münzen noch nicht nachgewiesene und überhaupt nur noch auf einer
Präge aus Nischabur vom Jahre 268 {Tornberg, Symbol. IV. S. 27.)
gefundene Qoränstelle (3, 25), die der Schrötling jedoch nur theil¬
weise gefasst hat: tUö' ^yi liUJt] ^JuJ! lijJL« ^*JU! Jji
Stickel, sechs Hulaguiden-Münzen in Gold. 139
'^>-^-:^-? -ä^L^iö ^ylt i3l3>-J} i-LiÖ ^ylt JJÜ; [^LwÜ ^yt-^ tälJUJt
II. Von fünf Spitzbogen in einer feinen nnd einer breiten Linie
umschlossen das sunnitische Glaubenssymbol. Ueber dem ersten
üJLlt eine verschlungene Verzierung. Rechts, oben und links : _ ^^Lo
ioJLc — iJLi!. Als Umschrift, zurRecbten beginnend: ^
»J^>-?J Q-P i}^ "j-i-^ Vjbit ^^0; ^J^b Sjy^j
^^^j^::\t\\ Qor. 9, 33.
Eine zweite, aber ältere und auch sonst mannichfacb ab¬
weichende Goldmünze des Ghan Ghazan Mahmud aus Schiraz
vom Jahre (6)98 ist verzeichnet in Pietraszewski Numi Muham¬
med. No. 464.
No. 2, Gr. 18. Gew. 7,9 Gr. — Von Oeldscheitu Sultan. —
Zweisprachig. — I. Eine vierblätterige, doppellinige Rosette auf den
Hochpuncten mit je einem Ringel und Punct darin umschliesst die
Legendej
^^j^
^^j*!! jüjj |.Lj!
^'lij liULc ^bi! jjLLiLJt
^'Uc- ^ hl». _yüL^jl iXt.^ »i>Jj!tX.i>- ^^iAJI^
«Jüt jJLi-
»jOL«
Geprägt in
den Tagen der Herrschaft des Herjn,
des höchsten Sultan, Beherrschers der Nacken
der Völker, Oeldscheitu Sultan's Ghaijas
al-dunja wal-din khodabende Muhamraed,
dessen Regierung Gott dauernd
mache!
Im obern Segmente zur Rechten : jou Js.fä -x^t »Jl! , zur
Linken mongolisch: Oeldscheitu Sultan; im untern Segmente
rechts: iU*. o!jiJtj Münze von Bagdad im Jahre,
links : B-ci^ (sic) siebenhundert und zehn {—- 1310,
11.). — Ein liniirter und ein dicker Perlkreis umschliesst das
Ganze. — II. Von einer dünnen und einer dicken Kreislinie eingefasst das scbiitiscbe Glaubenssymbol, darunter eine rankige Verzierung.
Rechts davon, oben und links [st. |.j_j=J!] ^-^aJ—«JÜI
Im Namen Gottes des Gnädigen. — Zum Schiitismus war
Oeldscheitu im Jahre 707 d. H. übergetreten. — Die Randschrift
in einem Linien- und Perlkreise enthält dieNamen der 12 Imame,
eingeführt durch _^Jlc J«^ j*^! . Eine eutsprechende Präge in
Silber s. bei Tychsen Introduct. S. 102 ff., Frähn De Il-Chanor.
No. 113. n. 117.
No. 3, Gr. 18. Gew. 8,6 Gr. — Von demselben Sultan. — I. In
einer siebenblätterigen doppellinigen Rosette mit dem Ringel anf
den Hochpuncten:
kiilxi. I UjLi_, liU'b« (Jäsii\ II ^.jUaJLJ! ^y*^^ i^jO || V_Jjö
»SIa Jl!! oli> II cW^v/i j^.jlLLv- ys^j' II o^^b L^^!. Iii den
Segmenten : iö.4.*x.w > .^I:^ _ ^j^i 'iÜM — X^ilblw
Münze von Sultania'^im Jahre 714 (=1314,5.). Der Stadt¬
name ist zwar etwas verwischt, aber doch sicher genug erkennbar.
Wenn es Frähn's (a. a.O. S. 39. Not.) Verwundernng erregte, dass
von dieser, durch Oeldscheitu im J. 705 gegründeten Stadt, in
welche ev auch seine Residenz aus Tebriz verlegte, bis jetzt nur
eine einzige Münze dieses Sultans (Frähn's No. 133) zu Tage ge¬
kommen sei, so wird uns nun zu dem zweiten vom J. 709 in III.
Lettre de Bartholomaei S. 49 durch das vorliegende Stück noch
ein drittes aus seiner Regierungszeit geboten. — Rand dicker
liniirter und Perlenkreis. — II. In sechsblätteriger Rosette das
scbiitiscbe Glaubenssymbol, darunter und über der zweiten Zeile
eine Schleife als Verzierung. Umschrift die 12 Imame, einge¬
schlossen von Linien- und Perlenkreis.
No. 4, Gr. 19. Gew. 8,2 Gr. — Von demselben Sultan. —
I. Dieselben Legenden wie auf dem vorigen Stück, mit Ausnahme
des Ortsnamens, der zwar stark abgerieben ist, aber nach der
Wiederholung auf dem Revers, jedenfalls ji-^-ii war. Links oben
am Rande ein Bruchstück von der Aufzählung der 12 Imame, das
durch einen Prägefehler hierher gekommen ist. — II. In einer
sechsblätterigen Rosette das scbiitiscbe Glaubenssymbol mit der
Schleife über der zweiten Zeile, darunter J^m d. i. S c h i r a z. —
Umschrift die 12 Imame. — Zu den von Frähn aufgeführten zwei
ältem Hulaguidenmünzen aus Schiraz kommt unser Ineditum als
dritte vom Jahre 714 hinzu.
No. 5, Gr. 18. Gew. 8,9 Gr. — Zweisprachig. — Von Oel-
dscbeitn Sultan. — I. Wie auf No. 2., nnr steht im obem
Segmente zur Rechten mongolisch Oeldscheitu Sultan, links
Juu J>as iJü , rechts unten (?) sjij! Münze
von Aberguh. Die Stelle des linken Segments ist ganz glatt,
ohne eine Spur von Schrift. Anlangend den Stadtnamen erscheinen
die Elemente allerdings nur wie »Jy!, mit diakritischem Puncte
unter j; aber entweder ist das ^ wegen Mangels an Raum weg¬
gelassen worden, oder mit dem s so eng zusammen gravirt, dass
sich die Trennung allmählig verwischt hat. Das Aberguh beschreibt
Jacnt (Geogr. Wörterb. heransgegeben v. Wüstenfeld 1. S. 85) als
eine ansehnliche Stadt in Persien : ^j^jj uoj-^ jj^r^
Stickel, sechs Hulaguiden-Münzen in Gold. 141
Ojj v_jJ> ^JoiaAs! isjj^=. Auf Hulaguidenmünzen ist diese Präge- stÄtte noch nicht gefunden worden ; wohl aber auf zwei Muzafferiden
(s. Seconde lettre de Bartholomaei ä Soret S. 33. No. 30) und
auf einem Dirhem vom Jahre 75(2), welchen Hr. von Berg¬
mann deu Indschuiden vindicirt hat (s. dess. Mzn. d. Indschuiden
S. 15. No. 5.). — II. In doppelliniirtem Kreise die sehiitische
Glaubensformel, darum ^^.Jül _ *JÜ! _ (über Jüt eine Schleife).
Zu unterst in ganz kleiner rundlicher Schrift noch eine Wortgruppe, die etwa (j«jls L=>- Ort von Persien gelesen und mit dem Ortsnamen des Adv. verbunden werden könnte als dessen nähere Bestimmung, wenn
nicht hierbei angenommen werden müsste, dass das nach links un¬
verbindbare ^ mit in einer zum gehörigen Zacke enthalten wäre.
Auch ist das erste Element als > nicht gesichert. — Diese Unter¬
schrift bleibt also vorerst, wie viele andere bei dieser Münzclasse, unerklärt.
No. 6, Gr. 18. Gew. 7,7 Gr. — Von Abu-Said Behadür
Chan. — Auf den Adv. liegen zwei verschiedene Prägungen vor:
die spätere, vollständiger erhaltene befasst in einem Sechseck, von
welchem zwei Seiten fehlen, die Legende:
i
^^LbL-üt ^yt iü^o
JyjLM._^t ^»liebst jüOL« Jüt JJLs-
Geprägt unter
der Herrschaft des Herrn, des
mächtigsten Sultan Abu-Said,
dessen Herrschaft lange dauere.
Darunter eine Schleife als Verzierung. In den hierzu ge¬
hörigen vier Segmenten : X-j'l»*..^ ^ J,^ j,L^j
Geprägt [im Jahre] 718 (= 1318,9.). Der Ortsname ist
durch die Ueberprägung unleserlich geworden. — Von der ersten
Präge ist ein kleiner Theil übrig geblieben, welcher einen Kest
der Kosette mit aufgesetzten Kingeln zeigt und in drei Segmenten:
y„-.i.n — ■ ^^^'^ -^y^. Der Ortsname beginnt mit einem deutlichen to, die übrigen Elemente bleiben ungewiss ; das auf Hulaguiden
nachgewiesene jjLswto Dameghan kann es nicht sein. — II. In
einer nur theilweise noch vorhandenen spitzbogigen Umschränkung
das sunnitische Symbolum. — Abu Said hatte sich vom Schiitismus
des Vaters wieder zur Sunnah gewendet. — Ueber der zweiten
Zeile die Schleife als Zierath und zu unterst eine Ranke. An den
Seiten der Segenspruch für Muhammed \JLc Jüt . Diese Le¬
genden gehören der Ueberprägung an, welche auch diese zweite
Münzseite erlitten hat. Von ihren Segmentinschriften sind nur
unleserliche Reste übrig. Dagegen hat sich links am Rande ein
Fragment von der Aufzählung der 12 Imame erhalten, die dem
ersten Typus als Umschrift zugehörte.
Von dem Prägeherrn Abu Said stammen die meisten der uus
erhaltenen hulaguidischen Goldmünzen; Frähn hat deren sieben
aufgezählt, zu denen ich ausser der hier beschriebenen, noch eine
hinzufügen kann, welche mir im Jahre 1869 von dem Besitzer,
Herrn Imboof-Blumer in der Schweiz, vorgelegt wurde. Ihre Auf¬
schriften stimmen mit No. 187 bei Frähn, ausser in der Localität :
(j-jia Münze von Tus. Dieses Tus, zehn Parasangen von
Nischabur entfernt, tritt hiermit ueu ein in die Reihe der hula¬
guidischen Prägestätten.
Unsere sechs Müuzstücke werden wesentlich mit in Betracht
zu ziehen sein, wenn die Untersuchung über das mongolische Münz¬
system, welche Soret in dieser Ztschr. B. XVI. S. 425. begonnen
hat, wieder aufgenommen wird. Wie das Gewicht der vorgeführten
Stücke von 7,7 Gr, zu 7,9. 8,2. 8,6. 8,9 bis zu 12,8 aufsteigt,
scheinen sie der Vermuthung Soret's günstig zu sein, dass die Mon¬
golen ein Duodecimalsystem gehabt haben.
Mit Ausnahme von No. 5, die ich für das Grossherzogl. hiesige
Cabinet erworben habe, sind die übrigen Stücke bei Hrn. J. G.
Bischoff in Augsburg (Hotel Stötter) verkäuflich. Mögen sie der
Wissenschaft erhalten werden!