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Die Werthbezeichnungen auf muhammedanischen
Münzen.
Von Ernst Meier.
Von den zahlreichen Werthbezeichnungen auf muhammedani¬
schen Münzen hatte Frähn, der gründlichste Kenner derselben und
der wahrhafte Begründer einer wissenschaftlichen muhammedanischen b "
Münzkunde, nur sehr wenige erkannt, namentlich Jj^c richtiges
Gewicht, und ebenso die häufige Abkürzung c und die Steigerung
cc d. i. JiAc JlXc; ferner gangbare, gültige Münze,
Rec. p. 463, gleichbedeutend mit dem von de Saulcy zuerst richtig
erklärten ß[s> , — Es ist vornämlicb Stickel's Verdienst , diese
Lücke bei Frähn vielfach ergänzt zu haben. Durch die richtige
., S, „, G.-
Dentung der Nota go, go g.j, des |»jU«, '^j*°> * = c.'^
und andrer Bezeichnungen ward die Wiedererkennung einer ganzen
Reihe ähnlicher Werthangaben, die theils das Gewicht, theils den
guten Metallgehalt betreffen, angebahnt, und so tauchten bald von
verschiedenen Seiten zahlreiche Aufklärungen von früher dunkeln
Worten und Buchstaben hervor, so dass Soret (Lettre ä Lelewel,
1854. p. 11) ein ganzes Verzeichniss der wichtigsten theils von
andern, theils von ihm selbst wieder erkannten Münznoten liefem
konnte.
Indess blieb immer noch etwa die Hälfte derselben, gegen 25
Bezeichnungen, unerklärt, z. B. iX-«, ^y>-^■»!, ^j^^ '■'i^i
_ji^li3,_jc, e?**^' '^***"» »->->^, -Ia>^, u~j, )•, ferner ^s,
v_as>, y, w^S'l.j, jy^4J, y^***, ^-^> ^ — ^ß'"'
suche deshalb im Folgenden eine möglichst vollständige Uebersicht
aller Werthbezeichuungen der Art zu geben und die bis jetzt noch
nicht erklärten Namen und Buchstaben zu deuten. Nur wenige Be¬
zeichnungen z. B. bei Tornberg, Numi cufici p. 228: ^^=xa- vgl.
l.-^ a p. 260, ferner p. 233: (y*i=i*3; vgl. Frähn Rec. p. 98
u. 99, entziehen sich noch einer verständlichen Erklärung. Andere
Meier, die Werthbezeichnungen auf muhammed. Münzen. 761
beruhen auf unsicherer Lesung, wie bei Tornberg a. a. 0. p. 42:
y^^rxii^; p. 52: y.*^:=aJl U. A.
Im Allgemeinen müssen wir zwei Klassen von Werthbezeich¬
nungen unterscbeiden:
A. Gewichtsbezeichnungen.
O '
1) JiAc richtiges Gewicht, vollständig auf einer Kupfer¬
münze aus Bagdad v. J. 157 in meiner Sammlung und bei Casti-
gUoni (Monete cufiche N. XIX). Ebenso auf einer Kupfermünze
Amins in m. Sammlung, und auf einem Saman.-Dirhem aus Samar¬
qand V. J. 360; Rec. p. 110, N. 316; aus Schasch v. J. 361,
N. 317. Häufiger findet es sich verkürzt: c wie schon v. J. 150.
Verdoppelt: cc steigert es den Begriff und bedeutet: vollkom¬
men richtiges Gewicht. Auch sonst wird zuweileu eine ver-
- G o -
stärkende Bezeichnung hinzugefügt, z. B. i^äjIs J^Xc vortreff¬
liches, bestes Gewicht, Frähn Rec. p. 110, N. 317. p. 112,
2 0 o .
Vgl. Sammlung kl. Abhandl. p. 155. — jc JvXc starkes, schwe-
^ ■• -
res Gewicht, wie j_c jL/c ein starker, heftiger Regen,
Ree. p. 584, N. 319 aus Schasch v. J. 362; ebenso N. 322, a, u.
G *• - Go-
322, b. — Femer Jj^ schönes =gutes Gewicht, Rec.
p. 586, N. 323, a, v. J. 367.
2) integer, vollwichtig, auf by zantinisch-arab. Kupfer-
«■
münzen. Später findet es sich verkürzt als ^, wenn diess nicht
etwa das in der späteren Zeit noch üblichere ^-J^ ist, integer, justi
ponderis numus, v. abwägen. Auch das Subst. Liy!
kommt vor : das rechte Gewicht; Soret , Lettre ä M. Lelewel
p. 4. Der Artikel jedoch ist auffallend. — Auch verdoppelt findet
sich >. ^ bei Tomberg, Numi cuf p. 203, auf einem Dirhem aus
Balkh V. J. 313 und bedeutet: sehr vollwichtig, wie c c d. i.
jjlc JAc u. % w.
o ^
3) v_Ä> Richtigkeit (des Gewichtes); Rec. p. 581, N. 298,a,
auf einer Samanid.-Kupfermünze; ebenso p. 110 N. 315; p. 118,
N. 350; abgekürzt bloss oder ^ (Stickel, Handbuch d. muh. M.
p. 60); vgl. den Spruch auf Edrisiden, Rec. p. 10*** ff. — So
erklärt sich nun auch sehr einfach das bisher dunkle _ *U _ ^ Rec.
762 Meier, die Werthhezeichnungen auf muhamnied. Miinzen.
p. 580, N. 289, d, indem lii wie Rec. p. 5. 44. 94. 424 fehlerhaft
S, s.* i.
für jJJ! steht: vjüs- »JUI oü». das göttliche Recht ist Recht,
d. h. das rechtmässige Gewicht, das gilt. Wer diesen Spruch auf
eine Münze setzte, zeigte dadurch natürlich an, dass die Münze
nach diesem gesetzlichen Fusse geprägt worden; vgl. eine ganz ähn¬
liche Bezeichnung unter Nr. 6. — Verdoppelt findet sich „ bei
Tomberg, Num. cuf. p. 221 N. 466 auf einem Stück aus Nisabur
V. J. 328.
o _
4) ^ Vollständigkeit (des Gewichtes) kommt zuerst im
J. 145 vor; Stickel a. a. 0. S. 45 f.; abgekürzt j d. i. 3, Frähn
Rec. p. 575; ferner auf einem merkwürdigen unedirten Tuluniden-
Dinar meiner Sammlung, woselbst diese Nota unten auf beiden Sei¬
ten vorkommt u. s. w. '
G . -
5) ^iL>j die Unvermindertheit, Vollständigkeit des
Gewichtes, integritas (Stickel). Ebenso das Adj. |»Li, integer. Dann
verkürzt ^J^^ wie noch auf neueren türkischen Münzen. Zuerst
findet sich (j.. = |.iL. auf einem Dirhem aus Basra v. J. 144, Rec.
o »
p. 22. Das bei j.^*- zuweilen stehende Jyo rein, lauter, z. B.
auf einem Dirhem meiner Sammlnng v. J. 177 aus Muhammedia
bezeichnet die Reinheit des Metalls. Auch eine Kupfennünze bei
Marsden N. LIII hat oben im Felde piL».
o
6) recht, richtig (eig. rein), Rec. p. 8* N. 122 auf
einem Dirhem aus Muhammedia v. J. 170, u. p. 9* N. 124 auf
einem aus Afrikia v. J. 170. Es findet sich auch die ausführlichere
Bezeichnung jJJI Jj.^ ^ richtig nach dem göttlichen Ge¬
wicht, d. i. nach dem gesetzlichen Münzfüsse, auf einem Dirhem
aus Abbasia v. J. 171, Rec. p. 10* N. 131. Ein anderes Stück
hat bloss Jyo ^ richtig nach dem Gewicht, s. Stickel,
Handb. p. 56. — Gesteigert wird der Begriff von ^ durch ein
hinzugefügtes richtig gar sehr (ausgezeichnet).
U '
7) gj nnd verdoppelt go go . Es ist Stickeis grosses Ver¬
dienst, diese Nota zuerst richtig von der Vollwiehtigkeit der
Münze erklärt und dadurch die Wiedererkennung einer ganzen Reihe
ähnlicher Bezeichnnngen angebahnt zu haben (vgl. Handb. p. 54 ff.).
Nur die später (in der Zeitschr. 1855 p. 617) gegebene Ableitung
ans dem Persischen, verwandt mit dem sanskr. bahn, viel, scheint
mir verfehlt zu sein; im Gegentheil ist das pers. g^ wie so vieles
andere wohl dem Arab, entlehnt. Hier nämlich findet sich nicht
Meier, die Werthhezeichnungen auf muhammed. Miinzen. 763
nur ein denominatives Verb, g*-^, das go aussprechen, son¬
dern auch ein ursprüngliches Verbum ^.j gross, gewichtig
. t . ^ ^"
sein; g-Ji der Fürst (eig. der Gewichtige). Das Verb, g-v^
steht femer von der rauhen, groben Stimme des Kamels, und
trifft in dieser Bedeutung zusammen mit dem nahverwandten gj
- i -e
1) bah, bah! ausrufen; 2) rauh sein; go vom Donner; goi
i .s . .u .
= a) rauh, eig. grob, dick; b) fett, dick; %s\s:^. Fülle,
*^ 0 .0 ,
Menge; vgl. gw«ft gwcsui sehr geizig, eig. dick geizig.
b -
Demnach bedeutet also die Münzmarke go ursprünglich dick,
gross, gewichtig und bezeichnet die rechtmässige Voll¬
wichtigkeit der Münzen, und zwar der Silber- wie der Kupfer¬
münzen, obwohl sie auf letzteren nur vereinzelt vorkommt. So
z. B. auf einem Fils meiner Sammlung v. J. 160 und auf einem
späteren , dessen Jahreszahl ausgelöscht ist. — Das seit dem
Jahre 154 häufig wiederholte gJ gJ bed. sehr vollwichtig.
An die Bedeutung: gewichtig = bedeutend schliesst sich
sodann die Iweitere adverbiale von gut! trefflich! wohl,
wohl! — Dichter setzen gera zwischen das verdoppelte go ein
V^ort hinein; ebenso erklärt sich Rec. p. 11* N. 135 anf einem
Dirhem aus Zereng v. J. 171 die Bezeichnung: g.j J^j^ go sehr
ausgezeichnet gewichtig. Ferner Rec. p. 19* N. 171 auf
einem Stück aus Misr v. J. 180: go g^ sehr vollge¬
wichtig, indem glücklich, gesegnet auch so viel als
reichlich bedeuten kann. — Ebenso wird der Begriff von go
noch verstärkt durch ein hinzugefügtes . d. i. vjl^ auf Münzen aus
Balkh von den Jahren 185 — 187; Frähn Rec. p. 26* No. 204.
p. 28* N. 211. p. 29* N. 217. Adler, Mus. cuf II, N. XVII.
Hier steht unten oben ^.
s . i ,
Das Adj. oder ^^^J bezeichnet ein mit der Nota go
versehenes und nach dem Münzfüsse der Bach-Münzen geprägtes Stück.
8) Diese Nota befindet sich ganz sicher auf einem Dirhem
o
aus al-Schasch bei Frähn, Numi cuf. ex var. museis selecti, p. 19,
N. 97, Tab. XVIII, N. 97. Sie ist auszusprechen g.*. und steht
764 Meier, die Werthhezeichnungen auf muhammed. Miinzen.
b '
ganz gleichbedeutend mit , bezeichnet also wie diess die V o 11 -
s ,
Wichtigkeit; vgl. g.*. dick, tibertragen: träg, thöricht.
9) und verdoppelt 0*j, auszusprechen o*.i Aj, ein
o •
zweiter synonymer Ausdruck für go und go go . Die Nota kommt
einfach vor auf mehren Münzen aus Bokhara, Rec. p. 116, N. 342—345,
geprägt in den Jahren 379—380; u. p. 578, N. 279, b., 283 a., aus
o * o «
den Jahren 352 — 353. Verdoppelt findet sich Ai aj = g^j g^
Rec. p. 582, N. 315 ebenfalls auf einer Münze Bokhara's v. J. 359,
ü
wobei noch oben im Felde ^ die Vortrefflichkeit des Metalls
angibt.
o ,
10) Ueberfluss, Fülle (wie jlj auf osman. Münzen),
vom reichlichen Gewicht. Es findet sich z. B. auf Samaniden, die
zu Enderabe geprägt worden, Rec. p. 74, N. *161, wo es unten
auf beiden Seiten steht; p. 76, N. *168; p. 82, N. *198. *199. —
Auch das fragliche ^ (?) bei Frähn, Rec. p. 12*** N. 5,e ist
2
wohl unser jJ, wobei sich unten jä rein, findet, geprägt in ».Oß
im J. 178. — Ebenso ist das ^ bei Tomberg, Num. cuf. p. 203
vielmehr unser auf einer ebenfalls aus Enderabe stammenden
9 -
Münze V. J. 311. — Abgekürzt findet sich für bei Tomberg
a. a. 0. p. 236.
2 ,
11) jJt ein Mass, übertragen wohl wie <>IÄ.., norma,
modus, das rechte, richtige Mass, das Normalmass nach Quantität
und Umfang, daher vom richtigen Gewicht; vgl. JLJ" messen, und
Münzen abwägen. Nesselmann, das Königsb. Münzkabinet,
p. 103 N. 69. Abgekürzt ist dies ^ wahrscheinlich das häufige
^, das zuweilen näher bestimmt wird durch c und durch näm-
u , i .
lich c —I», d. i. JAc A.« richtiges Mass (Gewicht), und
- * . 0 / S ,
v_sij A/« oder ^^jl^ A-« vollwichtiges Mass; vgl. Rec. p. 25.
* '
27. — Umgekehrt steht anch (•— d. i. A-« Jac Richtigkeit
des Masses, Frähn, Memoire de l'Ac. de P6tersh. X, p. 408,
anf einem Dirhem aus Samarqand v. J. 196 (vgl. Stickel, Handb.
p. 59). Auf der Vorderseite derselben Münze steht oben „, unten
Meier, die Werthbezeichnungen auf muhammed. Münzen. 765
• — -
j. , d. i. Avs (Ji> Richtigkeit des Masses, ganz synonym mit
JL. Jjcc auf der Rückseite. Schwerlich dürfte diess ^ der letzte
Buchstabe von ^ sein, wie Stickel a. a. 0. S. 60 vennuthete. —
Eine gleichbedeutende Nebenform zu A.« ist wohl (^^iX«, Rec.
Goi
p. 586, N. 323, ^_5<X^ jAc, vgl. ijj^ ein bestimmtes Mass, das
hier allgemein wie jtiX« stehen müsste. — Auch türk. Münzen
haben noch die Nota vX* und verkürzt Rec. p. 521, N. 36.
12) Das j (Re) auf manchen Münzen, z. B. Rec. p. 19*
N. *169 aus Kufa v. J. 179, auch in meiner Sammlung befindlich;
ferner Rec. p. 10** N. *283 aus Muhammedia v. J. 197; p. 596;
ferner auf den Dirhems des Khalifen al-Radhi in meiner Sammlung,
geprägt zu Bagdad in den Jahren 323, 324 u. 325, — ist sehr
wahrscheinlich das abgekürzte ^^jj schwer von Gewicht, vgl.
Rec. p. 521, N. 37—48. Später kommt es auch noch auf osman.
Münzen vor.
So erklärt sich nun auch die Bezeichnnng go ^ d. i.
^ tirU^ sehr schwer gewichtig, auf Dirhems von Bagdad
aus dem Jahr 158, Rec. p. 31, N. 66. Nesselmann a. a. 0. p. 27,
N. 54 f. bemerkt, dass das mittlere Zeichen keine blosse Ver¬
zierung, sondem ein Buchstabe, ^ oder j sein solle, und nach dem
sehr gut erhaltenen Exemplare, das aus dem Königsberger Kabinet
in meine Sammlung übergegangen, muss ich diess aufs entschiedenste
bestätigen. Das W^ort steht in der Mitte wie go iAÄa> ^ u. s. w.
vgl. No. 7.
In gleicher Bedentung hat ein Stück aus Kermän v. J. 166
unten go und oben ^ d. i. ^jjjj, was mit go zusammengehört und
bedentet: schwer gewichtig. Frähn, Rec. p. 3* N. 98.
13) >^ji=-, Frähn, Rec. p. 12* N. 139; vgl. ws>> ein be¬
stimmtes Getreidemass, eig. etwas Abgewogenes, II, er¬
proben; r*';** gewogene Dirhems. Demnach bedeutet
das Part y,U>- ohne Schwierigkeit erprobt (seiend) und steht als
Adj. zu JjÜs: erprobtes (abgewogenes) richtiges Gewicht.
Bd. xvm. 50
766 Mtier , die Werthbezeichnungen auf muhammed. Münzen.
Das Stück ist aus Muhammedia v. J. 172. Von demselben Jahre
findet sich das nämliche Stück aus Muhammedia abgebildet bei
Marsden, Taf. III, N. XXXV. Hier kann oben nur 0^1-=- gelesen
werden, nicht ^..^s- , wie Frähn ebenfalls als möglich angibt. Das
G u .
unten stehende Jac hat sein c eingebüsst und ist von Marsden
irrig gelesen wordeij.
^ ^ y
14) ii^^Ly« auf Abbasiden von Muhammedia v. J. 170-, Frähn,
Rec. p. 9* N. 126, oben L..*, unten das dazu gehörende i^^j p. 10*
N. 129. Nesselmann a. a. 0. p. 40 N. 109—110, aus den Jahren
170—171. — Der Ausdruck besagt wohl nicht allgemein: „ge¬
priesen," sondem ganz wörtlich : gesegnet, reichlich be¬
gabt, (vgl. u5Lijj felix, copia abundans, '».==> ^ incrementum, abun-
dantia) nnd kann daher sehr gut das reichliche Gewicht der
Münze bezeichnen. So heisst später noch ein Mamluken - Dinar
Rec. p. 630: «^^Lli j^^^' der reichlich (mit Gold) ausge¬
stattete (Ueberfluss habende) Dinar, nnd auf Baberiden be¬
zeichnet ebenso &£=»jL>o eine Münze von reichlichem
Gewicht vgl. A*«« N. 17, u. N. 15.
15) Sl:==jJ Zuwachs, Ueberfluss, Reichlichkeit kommt
auf mehren Kupfermünzen Mahdi's aus den 60ger Jahren vor, z. B.
sehr deutlich auf drei Stücken meiuer Sammlung. Stickel (Handb.
p. 78 f.) vermuthete den Namen eines Statthalters darin. Da aber
auf einem Fils in der Sammlung des Hrn. Staatsratb Soret vom
Jahr 167 (vgl. dessen Lettre k Mr. Bartbolomäi, I partie, Brüx.
, o -
1858, p. 9) jenes K==j mit Jjcc wechselt, so vermuthet Hr. Soret
gewiss mit Recht, dass unser Wort einen ähnlichen Sinn habe und
nicht einen unbekannten Statthalter bezeichne. Auch ein Stück bei
Adler, das wohl hieher gehört, Mus. cuf. I, N. XV, hat ebenfalls
o •
auf der Rückseite unten jAc anstatt äS=>jJ. Ferner ein Fils aus
Kufa V. J. 163 in der Sammlung des Hrn. Soret ; vgl. desseu Lettre
ä Mr. Langlois, 1854, p. 5. — Das Wort war so leicht verständlich
wie das verwandte «s^l-y«, zumal es unverkürzt vorkommt.
16) o^JÜa auf Tahiriden-Filsen bei Frähn, Rec. p. 15*** u.
in meiner Sammlung v. J. 209 aus Bokhara. Sie haben oben
Q ,,
B d. i. v-a\9 Reinheit, und nnten ein Wort, das nach meinem
sehr deutlichen Exemplare nnr y^Lb, nicht auch ^yUs gelesen
g 1 .
werden kann. Es ist offenbar zn sprechen, v. v^^JLb II,
Meier, die Werthbezeichnungen auf muhammed. Münzen. 767
numero vel mensura excessit, eine nicht seltene Substantivform, wie
, , > -
jkSb Rinderschaar, jyili Horn, tuba, ^yiii Blut, v-iyU
Staub u. s. w. und drückt eine Mass- und Gewichtsüber¬
schreitung, ein Uebergewicht aus. Dass die Form des
Subst. in unsern Wörterbüchern nicht vorkommt, spricht nicht gegen
die Richtigkeit der Lesung und Ableitung.
17) Aa**. glücklich, gesegnet, reich begabt, daher
vom reichlichen Gewicht; Aaxm. ^^X« reichliches Voll¬
gewicht, auf einem Fils bei Marsden, N. LIII. Ebenso
gj Aa«*", vgl. unter go N. 7. Die Uebertragnng wie bei
i^pL/« und iSji. — Das ^ auf einem Samaniden - Dirhem ans
Samarqand v. J. 353 bei Frähn, Rec. p. 579, und Numi cuf. selecti
p. 66, N. 42 auf einem Dirhem ebendaher v. J. 354, ist wahr¬
scheinlich das verkürzte Aa«*«.
s 5 0 o -
18) stark, schwer, vom Gewicht, ^ Jac starkes
Gewicht, Rec. p. 584, N. 319, auf einem Dirhem aus Schasch
V. J. 362. Ebenso daselbst N. 322, b.
19) ausgezeichnet, vom guten Gewicht, meist zur
Steigerung von jJU; Rec. p. 110, N. 317. p. 112. p. 584, N. 320a.
N. 322 a.
0 - - , o .
20) ^•y«>o>■ schön, gut, als Prädikat zu jAc, Rec. p. 586,
N. 323 a., anf einem Dirhem v. J. 367.
21) a1>- vortrefflich, gnt, ausgezeichnet, vom
reichlichen Gewicht, zumal das Verbum und verschiedene Ableitungen
auch bedeuten: viel, reichlich sein, Ueberfluss haben.
So auf einem Tähiriden - Fils aus Bokhara v. J. 253; Frähn, die
Münzen der Chane von Ulus Dschutschis, Tab. XIV, N. b. —
Oefters dient aIä. zur Verstärkung von ^o, aÄ> ^ ausge¬
zeichnet richtiges Gewicht.
" -
22) JiA^ augmentum, potentia, zusammen mit c d. i. (JA*
vermehrtes oder stark richtiges Gewicht, auf einer Münze
aus Arminia (d. i. Berda'a) v. J. 255, bei Tornberg, Num. cuf.
p. 92. Auf der Vorderseite unten steht c, auf der Rückseite
i ' l '' '
unten iaL» . Man wird aber am natürlichsten lesen : JA« Ja**
Vermehrung des richtigen Gewichta»--
50»
768 Meier, die Werthbezeichnungen auf muhammed. Miinzen.
23) bei Frähn, Rec. p. 23*, wahrscheinlich das ver-
^ G
kürzte «Uij abundantia, vom reichlichen Gewicht wie ^o.
24) JLc anf Münzen der Fatimiden und Aijübiden, von Stickel
(Zeitschr. 1856, p. 300) richtig auf das reichliche Gewicht
bezogen; denn das Verb. bed. propendit in alteram partem statera,
excessit justnm modum, und würde eine Gewichtsüberschreitung be-
* ^ f -
zeichnen; ebenso in der Verbindung S^Li JLc das äusserste Ziel
(Mass) überschreiten. Auf osman. Münzen steht Lc wahr¬
scheinlich abgekürzt für JLc, Frähn, Rec. p. 659 f.
> . oE
25) ^yJ^I, Frähn, Rec. p. 88, unten auf einem Samaniden.
Das Wort wäre ein Elativ von dick, gross, voll, obwohl
die Wtbb. die Form nicht angeben. Es würde das vollkommene
g
Gewicht bezeichnen, während das vorhergehende Wort Jä rein,
fehlerlos auf die Reinheit des Metalls zu beziehen wäre. Indess
da beide Worte unten auf der Vorderseite zusammen stehen, so ist
es wahrscheinlicher, dass durch ^.,AjI nur der Begriff der Reinheit
gesteigert werden soll, und es heisst dann: rein anfs vollste,
vollkommenste, wie in Bezug aufs Gewicht A*»-^ richtig-aus¬
gezeichnet oder ausgezeichnet richtig.
S .
26) ^yü^ sufßciens; so will Blau (in d. Zeitschr. Bd. VI, p. 424)
eine Nota lesen auf einem Samaniden von Nuh ben nasr , geprägt
zu Nisabur im J. 341, wofür Tornberg (Num. cuf Tab. Xll, N. 536)
yiS oder vielmehr ^ gelesen. Allein die Bezeichnung des bloss
„genügenden" Gewichtes scheint für diese späte Zeit fast zu
matt und zu bescheiden. Ich würde deshalb für ySS", was keiuen
passenden Sinn zulässt, lieber ^äj leseu (was ebenso gut angeht),
gross, stark, vollkommen, und diess auf ein starkes und
vollkommenes Gewicht beziehen.
27) ikjA^s^ Frähn, die Münzen der Chane v. Ulus u. s. w.
Tab. XIV, a; und Rec. p, 16*** N. 3, auf einem Tahiriden-Fils
aus Bokhara v. J. 211. Es steht nicht \uO<*s^- da, wie Frähn in
der Rec. angibt, freilich mit Beisetzung eines Fragezeichens, sondem
sÖArfi*, was als A4j. v. Aa^* Ehre, Ruhm gefasst werden könnte,
und von dem rühalichen d. i. vortrefflichen Gewichte
Meier, die Werthbezeichnungen auf muhammed. Münzen. 759
verstanden vrerden müsste, indem das oben im Felde befindliche
s r -
He =-^0^ die Reinheit des Metalls angibt.
28) ^M^ reichlich, vom Gewicht, anf einer osman. Münze
aus Algir v. J. 1144 bei Hallenberg, Num. or. I, p. 191.
29) vom guten Gewicht, auf Glasmünzen (Castiglioni)
» o -
und auf Metall (Soret), Sonst hat das Part, ^^y^^ diese Bedeutung.
u -
30) vom rechten Mass oder Gewicht (Castiglioni).
31) Ein sehr schwieriges Wort ist sijiJ, das man allgemein
(z. B. Frähn, Rec. p. 11* N. 134; Nesselmanu a. a. 0. p. 40) als
Eigenname „Daüd" fasst. Allein schon die damit wechselnde
Form Jolv> zeigt, dass wir hier schwerlich den Namen eines sonst
unbekannten Statthalters haben, dessen Name während der Jahre
172—195 auf Münzen aus Muhammedia und Ma'den Bachines
zugleich vorkommen würde. Ich versuche deshalb eine andere
Deutung. Zunächst kann man anstatt öjä ebenso richtig ^^{S lesen.
Diess Wort findet sich statt des oben erklärten: u^,Ly« (und zwar
ebenso getheilt, oben nnten .>,) auf Münzen von Muhammedia
aus den Jahren 172, 186, bei Frähn, Rec. p. 27* N. 209 und bei
Nesselmann a. a. 0.; femer v. J. 195, Rec. p. 6** N. 266. Die
letzten beiden Stücke bei Frähn haben zugleich unten im Felde
Syä zur Bezeichnung der Metallreinheit, wonach man um so eher
in dem oben stehenden Ojiy eine Gewichtsangabe vermuthen
darf. Wir treffen das Wort ausserdem auf einem Dirhem aus
Ma'den Bachines v. J. 194, Rec. p. 4** N. 257. Zwei andere
Stücke ebendaher aus den Jahren 192 und 194 haben oben im
Felde: „die Mutter öafars" (Subaida), unten 0^1/, Rec.
p. 2** N. 247, und p. 4** N. 258.
Ich glaube, dass das seltsame Wort abzuleiten ist von ol!
b£
beschweren, durch seine Schwere drücken, v>jl Be-
■uS
schwerung und zwar durch reichliches Gewicht; vgl. iO^! onus,
pondns. Es hiesse also li^U wie eine Beschwerung, womit
*
gesagt sein sollte, dass diese Münze gleichsam ein zu schweres
Gewicht enthielte. Es wechselt damit, wie gesagt, die Form jS\i
* *
(Muhammedia, 186, Rec. p. 27* N. 209 und p. 29* N. 215 v. J.
5 0
770 Mder , die Werthbezeichnungen auf muhammed. Münzen.
187), von JoT molestus, wie ein beschwerter (Dirhem), so
gut also wie ein übergewichtiges Stück. Somit ist deutlich, wie
diese allerdings auffallende Bezeichnung als gleichbedeutend mit
'^j^ genommen werden und damit wechseln konnte.
B. Bezeichnungen der Reinheit des Metalles.
Ü '
1) jyo rein, lauter; es steht auf der Rückseite unten,
während oben im Felde ^il*w das vollständige Gewicht an¬
gibt; s. Stickel, Handb. p. 94, N. CX, auf einem Stücke Haruns,
durch Amiu in Muhanimedia im J. 174 geprägt. Ehenso ist die
Lesung des ^:>yo ganz unzweifelhaft auf einem Stücke meiner Samm¬
lung V. J. 177, ein Jahr, das bei Frähn (Memoires de l'Ac. de
P6tersb. X, p. 498) mit einer l^ünze aus Muhaminedia noch unbe¬
legt war. Das Silber dieses Stückes ist in der That ausserordentlich
rein. Ferner bei Tornberg, Num. cuf. p. 64 aus Muhammedia
V. J. 194; Nesselmann a. a. 0. p. 44, v. J. 187 eben daher, und
Frähn, Rec. p. 16* N. 157, v. J. 176. — Das ijo auf osmanischen
Münzen ist wahrscheinlich das obige Oy^; es steht z. B. auf einem
Goldstück des Sultans Mustafa H.; Frähn, Rec. p. 519, wofür ein
o - .
anderes Exemplar * hat, d. i. «-lA*, das ebenfalls Reinheit be¬
deutet; vgl. noch Rec. p. 530, N. 96. p. 660, N. 62, d. 70,a.; 71 b.
ö
2) ^ rein, lauter, ohne fremde" Beimischung,
daher eine deutliche Bezeichnung der Reinheit des Metalls, während
das oben stehende ^ däs richtige Gewicht angibt. Allein
steht Js bei Frähn, Rec. p. 9* N. 127, und p. 599 N. 3, a.; mit
jj zusammen Rec. p. 10* N. 128, und ebenso ist p. 9* N. 124
auf einem in Afrikia, im J. 170 geschlagenen Stücke zu lesen, wo
Frähn oben ^ , unten m oder j_3 lesen wollte. Die letztere Lesung
ist offenbar die richtige. Danach wird auch auf dem Jenaer Stück
von demselben Jahre und aus derselben Prägstätte, woselbst Stickel
(Handb. p. 83, N. XCVll) den Ortsnamen Barka finden wollte,
s
wohl richtiger ebenfalls ß und ß zu lesen sein. Ebenso bei Nessel¬
mann a. a. 0.' p. 39, N. 108.
G
3) y« Vorzüglichkeit, praestantia, nämlich des reinen
Gehaltes; Frähn, Rec. p. 9** N. 277, auf einer Münze aus Arran
Meier, die Werthbezeichnungen auf muhammed. Milneen. 771
V. J. 196; vgl. ßj* ausgezeichnet, vortrefflich; ferner
p. 582, N. 315. — Auch ein Kupferstück bei Marsden, N. LII,
V. J. 208 hat oben und unten jAc, um beides, die Reinheit
des Metalls und das richtige Gewicht anzudeuten. Das auf ..^
folgeude Zeichen mit zwei Punkten darüber ist sicher nicht mit
Castiglioni N. XXXVI ^iyt zu lesen; es ist wahrscheinlich eiue
blosse Verzierung und die Punkte haben keine diakritische Be¬
deutung. — Das ^ bei Tornberg, Num. cuf. p. 37 ist wahrschein-
S-
lieh unser dazu unten j d. i. ^'s zur Bezeichnung des Voll-
gewichtes.^
4) geliebt, geschätzt, oben auf der Vorderseite,
Frähn, Ree p. 576, N. 264, c, geprägt zu Bokhara im J. 346;
ebenso N. 265,b. und N. 271b. Sodann findet sich Rec. p. 577
N. 273 oben im Felde unten c, also Jac, wodurch die
Beziehung des ersteren Wortes auf die Metallreinheit gesichert er¬
scheint. Eiufach findet sich v_,o> auch bei Nesselmann a. a. 0.
p. 105 N. 75 auf einem Dirhem, der ehenfalls zu Bokhara ge¬
prägt worden.
Auf eiuer Okailiden-Münze bei Frähn, Rec. p. 151 findet sich
oben e , also JAc und unten ^ , was eben wegen dieser Zusammen¬
stellung mit JAc unser abgekürztes ist, nicht das mit jAe
ganz gleichbedeutende was sonst ebenfalls häufig bloss durch
den Anfangsbuchstaben augegeben wird.
5) oj-^ d. i. geliebt, geschätzt wegen des reinen
Metalls, bei Tornberg, Num. cuf. p. 44, N. 162 auf einem Dirhem
ö
aus Muhammedia v. J. 180, also ganz gleichbedeutend mit
Es steht auf dem angeführten Stücke unten auf der Rückseite; obeu
steht c^*' zur Bezeichnung des vollen Gewichtes.
6) ,„A-s».L» d. i. ci'.sfcLj rein, unvermischt (seiend), von
o*.^», ^i»^- sincerus, purus, verwandt mit (jaj^ rein, unver¬
mischt, besonders von Silber. Es steht unten auf der Vorder¬
seite eines Dirhem aus Arrän v. J. 192. Frähn, Rec. p. 1** N. 244.
Das folgende Stück, N. 245, ebenfalls aus Arrän, von demselben
0 , -
Jahre hat an der nämlichen Stelle das gleichbedeutende d, i. .,jÄ»
772 Meier, die WerMezeichnuiigen auf muhammed. Münzen^
Reinheit. — Das La auf osman. Münzen '(Frähn, Rec. p. 660)
ist vielleiclit unser vi>.:>b.
7) jjL». ganghar, Kurs habend, Courant-(Münze) ,
schon auf griechisch-byzantinischen Omaijaden-Münzen bei Adler,
Mus. cuf. II. Tab. VII, N. CVI. CVII. CIX (vgl. Journal asiat.
1839, Tom. VII, p. 432 f.). Es kommt aber auch noch später vor,
z. B. auf einer unedirten Kupfennünze meiner Sammlung aus der
Zeit Amins, geprägt durch Gäbir, den Statthalter von Aegypten.
Das unten stehende und ausgeschriebene Jj-c zeigt, dass jjb>. auf
die gute und gültige Beschaffenheit des Metalls zu beziehen
ist. Ebenso weist Soret (Lettre ä Mr. Lelewel 18.54, p. 4) eine
Münze nach, die oben ^L>, unten aber auf der anderen Seite das
mit Jac gleichbedeutende li^l hat: das rechte Mass und Ge¬
wicht. Nur der Artikel, der sonst nie so steht, ist auffallend,
weshalb es sich fragt, ob Li^l nicht Eigenname ist.
Die Bezeichnung der Reinheit ist auch auf Kupfermünzen
nicht überflüssig-, denn auch das Kupfer kann bekanntlich mit un¬
edleren Metallen, besonders mit Blei und Eisen vermischt und da¬
durch im Werth verringert werden. So haben z. B. viele chinesi¬
sche Kupfermünzen einen starken Zusatz von Blei.
8) <soi,' gute und gangbare Münze (Frähn). Das Verbum
f. 0 bedeutet: die Münze ist gangbar und gültig, wird an¬
genommen und zwar wie hei ^Ls* wegen der guten Beschaffen¬
heit des Metalls. Auf einer Sefiden-Münze v. J. 1054 (d. i. 1644)
--
steht oben ^s- zur Bezeichnung des richtigen Gewichtes, und dann
von anderer Hand als neue Stämpelung zur Anerkennung des gülti¬
gen Gehaltes, gsJI^, vgl. Frähn, Rec. p. 463, N. 11, u. p. 499,
p. 220.
«Ol
9) auf einem sehr seltenen Dirhem aus Muhammedia v.
J. 173; Rec. p. 12* N. 140, und im Jenaer Kabinet; s. Stickel,
Handb. p. 93, N. CIX. Es steht unten im Felde der Rückseite,
während oben ^J'<^ sich findet. Stickel a. a. 0. fasst J^i^j als
Prädikat von Haruns Vezier Jahja, als der Herr, der alles
Gute in sich vereinigt, wie der Kam. das Wort erklärt. Ich
möchte jedoch eher eine Münzmarke darin erblicken, als ein so
allgemeines, immer sehr auffallendes Prädikat, das zudem von Geg¬
nern Jahja's auch als Verlacher und Spötter gefasst werden
konnte. Der Titel: „Inhaber beider Ministerien" ist doch
anders und bezeichnet eine bestimmte amtliche Würde. ^
Meier , tiie Werthbezeichnungen auf muhammed. Münzen. 773
Das Wort j^Jlfj bedeutet auch allgemein schön, vortreff¬
lich und diese Bedeutung kann ohne Schwierigkeit auf den guten
Metallgehalt bezogen werden. Sodann würde ich statt Jahja punk¬
tiren: ein bachirter Dirhem d. i. ein nach dem Münz¬
füsse der mit ^ bezeichneten Münzen geprägter Dirhem, wie diese
'i .',
Form neben ^^^^ zuerst Nesselmann (Ztschr. Bd. XI. p. 143) mit
Stickeis Beistimmung gedeutet hat. Danach ist auch auf Münzen
aus Gei (Stickeis Handb. p. 73, N. LXIX u. LXX) v. J. 162,
S - s .
unten auf der Rückseite zu lesen: und anstatt
in Gei; vgl. Nesselmann, das Königsb. Müuzkab. p. 35. — Auf
dem Stück aus Muhammedia ist also oben die Vollwichtigkeit
und unten die Schönheit und Vortrefflichkeit des Metalls
angegeben, wie sonst dnrch |.^!U. und Jyö u. s. w.
10) v*lb gut, rein, erlaubt, anf arabisch-griechischen
Münzen wie griech. xaXov.
11. ßj> auf einem Samaniden-Dinar, geprägt zn Muhammedia
im J. 315. Die Nota steht unter dem Namen Muhammed ben 'Ali
c *
mit kleinerer Schrift Es ist wohl nicht eine Nebenform zu ji\s>-
b '
gangbar, sondem zu lesen ist .a^ nnd das bezeichnet den besten
Gehalt, s. Stickel in d. Ztschr. 1856, p. 297.
12) bei Frähn, Rec. p. 660. Diese Nota könnte das ab¬
gekürzte vJUc sein: Vortrefflicbkeit, Schönheit (desMetalls).
3 -e 0 -e
13) |.i wahrscheinlich eine Abkürzung für oder ^^^1
rcctitudo, integritas, die Unverfälschtheit des Metalls bezeich-
O '
nend. Das unten stehende c d. i. JvXc geht auf das richtige
Gewicht und bestätigt die Deutung von ^l; Diese Nota findet
sich bei Frähn, Rec. 33* Nr. 237 u. p. 1** N. 242; ferner bei
Nesselmann a. a. 0. N. 201. Einmal steht bei Nesselmann oben
! und unten ^, was zusammengehört und dieselbe Marke ist.
14) Das He (») besonders auf Münzen Haruns v. J. 188—193
3 , .
hat Stickel unstreitig richtig als Abkürzung für pnritas, inte¬
gritas, gefasst und von der Reinheit des Metalls verstanden. Es
steht anch auf Goldstücken, z. B. bei Castiglioni, Tab. II, N. 8, auf
einem Dinar v. J. 190, und später noch auf kupfernen Tähiriden,
5 0«
774 Meier, die Wertlibezeichnungen auf muhammed. MUnzen.
z. B. von Talha, geprägt zu Bokhara in den Jahren 209 — 211;
vgl. Frän, Rec. p. 15*** auf eiuem Samaniden-Fils v. J. 304. Rec.
p. 75 auf einem Dirhem aus Nisabur v. J. 309; Rec. p. 83 aus
Schasch v. J. 325; Rec. p. 569 u. 572 aus Samarqand v. J. 335. —
Der Stamm \^S.}> bed. abschneiden, ausschneiden (z. B.
Bäume) und so reinigen, putare. Der einfache Grundstamm
aber ist Sj> secuit, verwandt mit sjAtf' amputavit, härter
id. u. s. w. Mit anr glänzen, vom Stamm nnr =3nT hat aber
oÄ?» keine Wurzelverwandtschaft. Der dritte Radikal a hat sich
in ant wie aus dem verdoppelten n verhärtet, n = i = a. —
Zu der ohigen Deutung stimmt nun sehr gut, dass bei Frähn, Rec.
p. 572 ein Samanide aus Samarqand v. J. 335 oben He und unten
£ ^ hat, um nebeu der Reinheit auch das sehr richtige Ge¬
wicht des Stückes anzudeuten. Ebenso steht Rec. p. 3** N. 253
oben He, undo unten g^j, was zugleich zur Bestätigung dient, dass
wie Jxc das volle richtige Gewicht bezeichnet.
c. * w ' )
15) L4*ay« geläutert, nachgewiesen von Soret; vgl. Ztschr.
1855, p. 833.
b •
16) .>jS und iXp^ ausgezeichnet, einzig, unvergleich¬
lich in Beziehung auf die Metallreinheit; Soret, a. a. 0.
). üC
17) von bester Beschaffenheit — des Metalls
nämlich, s. Stickel, Ztschr. 1855, p. 833.
- " *
18) i^Xs»! pass. IV, wohl eingerichtet, auf einem Stück
bei Tomberg, Num. cuf. p. III, VII, 1. Stickel a. a. 0. p. 833.
19) Auf einem Dirhem aus Samarqand v. J. 354 bei Frähn
Rec. p. 579 N. 284, c. steht auf der Vorderseite oben Li und unten
Ijj, was zusammen das Wort geben könnte. Diess hedeutet
Versucher, Prüfer, und könnte wie den Metallprüfer
bezeichnen (vgl. ^^iü erprobte, gute Münze). Wenn eiu
solcher seinen Amtsnamen auf eine Münze setzen liess, so sollte
dadurch wohl ausgedrückt werden , dass der Metallgehalt von ihm
geprüft und gut befunden worden sei, und insofern würde diese
Bezeichnung ebenfalls hierher gehören.
Tübingen, im December 1863.
Stickel, die Werthbezeichnungen auf muhammed. Münzen. 775
Nachschrift.
Von dem Herrn Verfasser der voranstehenden verdienstlicheu
und fördernden Erläuterung gewisser Wörter uud Siglen, welche
noch zu den dunkelsten Bestandtheilen der muhammed. Münzlegen¬
den gehören, veranlasst, einige etwa nöthige Bemerkungen beizu¬
fügen, beschränke ich mich zunächst im allgemeinen nur darauf,
hervorzuheben, dass auch durch diese Arbeit vou neuem uud in
gesteigertem Masse es als ein Erforderniss der heutigen Wissen¬
scbaft constatirt ist, über die verhältnissmässig sehr wenigen Deu¬
tungen dieser Art von Frähn hinauszugehen und auch in solchen
Fällen, wo dieser unsterbliche Gelehrte Anderes vorschlug, jene
uicht um seiner Autorität willen von der Hand zu weisen. Die
nützlichen Anwendungen einer Beziehung auf Schrot und Korn der
Münze von einer Menge bis dahin räthselhafter, nun aber mit einem
Male verständlicher Münzwörter sind zu zahlreich und zu evident,
als dass man diesen Weg zu ihrer Erklärung fortan als einen
unrichtigen verwerfen und statt dessen etwa zu einer Auflösung
durch cabhalistische Spielereien seine Zuflucht nehmen könnte.
Denn Wörter und Siglen dienen nach unserer Auffassung vielmehr
einem bestimmten, im Münzwesen wohlbegründeten, praktischen
Zwecke; es ist Verstand in ihrem Gebrauche, keine superstitiöse
Laune und Beiziehung von Fremdartigem.
Wie aber jetzt viele dieser Erklärungen doch nur auf den
Bedeutungen der betreffenden Wörter beruhen, wie sie das Lexikon
bietet, für manche der Siglen auch verschiedene, mit gleichem Buch¬
staben beginnende Wörter in Rücksicht kommen, erachte ich diese
Untersuchungen noch nicht für abgeschlossen. Sie müssen noch
von zwei Seiten zu grösserer Sicherheit gebracht werden.
Erstens ist der Sprachgebrauch rücksichtlich der Wörter, durch welche Schwere und Feinheit, Mischung der Metalle, und im besondern der Münzen bezeichnet worden, aus den arabischen Schriftstellern
genauer zu eruiren. Die Zusammenstellung einer durch Lectüre
gesammelten Nomenclatur hierüber wäre sehr erwünscht. Ich habe
bis jetzt fast nur verwerthet was Makrizi in seinen beiden hierher
gehörigen Schriften darbietet. Es darf vorausgesetzt werden, dass
in dem umfänglichen und reichen Vorrathe der arabischen Schrift¬
werke noch vieles hierher Gehörige, sei es als besondere Abhand¬
lung, sei es als beiläufige, einzelne Bemerkung verborgen und unge¬
nutzt aufbewahrt ist, dessen Nachweisung schon verdienstlich wäre;
wie in Zamachschari's Lexikon die Artikel qvX«^ S. 9 und (j\.c
S. 65, die nur zu dürftig sind, und Caswini's Kosmographie I.
S. 205 ff. — Da ferner für jene Werthbezeichnungen gewiss nicht
seltene, alterthümliche, poetische Ausdrücke gewählt wurden, sondern
776 Stickel, die Werthbezeichnungen auf muhamnied. Münzen.
das im gewöhnlichen Leben Gelänfigste, wie sich solches auch am
längsten im Munde des Volkes forterhält, so wird es sich förderlich
erweisen, auch die zugehörigen Ausdrücke und Formeln des Vulgär-
nnd Neuarabischen kenneu zu lernen und mit in Betracht zu ziehen.
— Für die Dentung der als einzelne Buchstaben erscheinenden
Siglen wird im allgemeinen der Grundsatz, wie er auch in vor¬
stehender Abhandlung befolgt worden, festzuhalten sein, wenn ein
gleichzeitig vollausgeschriebenes und mit gleichem Buchstaben be¬
ginnendes Wort auf Münzen erscheint, das Siglum als Abkürzung
eben dieses Wortes zu betrachten. Also wie c für JiAc^ so s-
oder ^ für wÄ=>-, ^ für olj u. s. w.
Zweitens haben wir noch von einer andem Seite zu prüfen,
ob und wie weit unsere durch Worterklärang gefundenen Werthbe¬
zeichnungen mit der Beschaffenheit der Münzstücke selbst überein¬
stimmen, nämlich mittelst Wägungen und Untersuchungen mit dem
Probirstein. Bei Beurtheilung der Ergebnisse müssen aber dann
gar vielerlei Momente mit in Ei-wägung gezogen werden, deren Er¬
kenntniss nicht ohne weiteres offen liegt. Es würde ganz irrig sein
zu fordern, dass z. B. die mit g»J oder gJ ^ bezeichneten Stücke
auch alle anderen Dirheme an Gewicht übertreffen müssten. Eine
solche Note hat zunächst eine temporell oder local relative Be¬
deutung. Wenn etwa einer früheren Mindemng des Gewichts unter
einem neuen Herrscher oder durch einen andem Münzverweser in
einer Provinz, oder in gewissen Münzstätten, oder nur für gewisse
besondere Zwecke, z. B. Tributzahlungen an den Reichsschatz, eine
Gewichtsmehmng gefolgt war, so konnten für diesen besondern
District oder Zeitmoment allerdings zwar vollwichtigere Stücke eine
solche Note erhalten, wenn sie auch in Vergleich zu andem Orten
und Zeiten dennoch leichter waren. Ja es sind Fälle denkbar, wo
gleichzeitig nebeneinander in demselben Münzhofe zweierlei Sorten
ausgeprägt wurden. Wie aber auch immer diese weitem Erörtemngen
zu verfolgen sein werden, die Forderung auf Wägungen der wohl¬
erhaltenen Münzstücke — an verbrauchten ist natürlich nichts ge¬
legen —, um durch möglichst umföngliche Vergleichungen zu einem
gesicherten Resultat zu gelangen, ist unerlässlich. Die Mühseligkeit
eines so mechanischen Geschäftes, zumal bei grössern Massen, kann
nns nicht davon dispensiren. Um diese Mühe nicht noch durch
Umrechnung verschiedener Gewichte zu vermehren, stelle ich die
Bitte, dass das französische Grammgewicht von allen Numismatikern
angenommen werden möge.
Ueber Einzelnes verstatte ich mir für jetzt nur folgende Be¬
merkungen: 1) Das Eingangs als noch unerklärlich angeführte Wort
auf einem Hamdaniden-Dirhem bei Tornberg Numi cufic. S. 260,
No. 7, welches hier LiJL« wiedergegeben wird, findet seine, wie mir
Stickel, die Werthbezeichnungen <mf muhammed. Mümen. 777
scheint, sichere Deutung dadurch, dass auf zwei andem Exemplaren
im Besitze des Herm Soret ganz deutlich Uum, mit a, nicht «.
t - > i - •
steht, also USao.* (= purgatus, die Reinheit des Metalls
(vgl. Caswini a. a. 0. S. 205) so klar als irgend zu wünschen be¬
zeichnend. Sollte nicht das bei Tomberg S. 228, No. 506
hiemach zu lesen und mit jenem identisch sein? Anch
S. 233, No. 536 könnte man an ^^^iuo denken, wenn nicht die
Zeichnung deutlich ^ als letztes Element böte. Die Abbildung
Tab. XII. Cl. IX. No. 306 scheint mir die Lesung ^jÄ^ wohl zu
gestatten; nur Münzen von Nisabur und Balkh bieten diese Aus¬
drücke. Da das ebenfalls noch nicht gedeutete ^^-^.i, wie Tora¬
berg S. 233, No. 539 es wiedergibt, auch auf einer Balkher Münze
und zweien von Bokhara Rec. S. 98, No. 266 n. S. 99, No. 270
erscheint, so kann ich mich der Vennuthung nicht entschlagen,
S - 2
dass darin ß vorzüglich rein, geläutert, eine ver¬
stärkende Synonymie , wie ^jj^ J-JÜ in Caswini a. a. 0. S. 206,
enthalten sei. Entgegen steht dem nur das vorletzte Element in
der Zeichnung, eine einfache Zacke *, die aber dem A so ähnlich
sein kann, dass der Zeichner des Abbildes leicht eines mit dem
andera vertauschen konnte. Ein Blick auf das Original wird
sogleich über die Zulässigkeit oder Unzulässigkeit jenes Deutungs¬
versuches die Entscheidung geben, gegen den allerdings Bedenken
erregen mag, dass Frähn auf seinen beiden Vorlagen auch pur ein
A zu seheu glaubte.
Gs. >
2) Zn No. 3 vermisse ich die Erwähnung des vjüt^, welches
l>. ) 5 ' I
mit folgendem Jac, also jA« «wiUls? als vollwichtig verificirt
zuerst Herr Blau auf einer Münze von Kufa 208 (?) in seinem
Besitze erkannt hat nnd das sich höchst wahrscheinlich anch in
dem von Castiglioni No. XXXVI als ^Jisy nnd von Marsden
No. LII als ijiiye gelesenen Worte verbirgt; vgl. Ztschr. d. D.M.G.
1857. XI, 3, S. 450. In diesem <JiÄ^ haben wir einen noch jetzt
in der türkischen Münzterminologie gebräuchlichen Ausdrack. —
Gegen die Erklärung des ^ »L' ^ auf einer Samaniden-Münze durch
2 . 6 - i'
<jis>- *JJI »Jü> mit Voraussetzung eines Fehlers in der Legende
muss ich Einsprach erheben; die Formel erklärt sich ohne eine
solche Annahme ganz einfach dadurch, dass das jJJ Gotte! das
auf Samaniden durchweg an dieser Stelle, oben anf dem Revers
778 Stickel, die Werthhezeichnungen auf muhammed. Mümen.
stehende abgekürzte: Preis sei Gotte! ist, dem zu beiden Seiten
5 ^
v_Äi*, ohne Verbindung mit jU beigefügt ist. Es hat bei Münz¬
legenden sein grosses Bedenken, wenn man für die Erklärung eines
noch dunkeln Ausdruckes zu der Annahme eines Schreibfehlers
seine Zuflucht nehmen muss ; denn obgleich das Vorkommen solcher
Versehen von Seiten des Graveurs unableugbar ist, so sind sie
doch schon nach der Manipulation des langsamem und bedächtigem
Stempelschneidens ungleich seltener als in Handschriften, und der
Conjectur ist dort ungleich weniger Spielraum gelassen, als hier.
3) Der Auseinandersetzung unter No. 17 folge ich gern inso¬
weit als die Möglichkeit nachgewiesen wird, das bisher als Eigen¬
name betrachtete Ju**» auch der Zusammenstellung mit und
|.X» entsprechend, als Werthbezeichnung zu fassen; nur bedünkt
mich der angenommene Bedeutungsfortgang von glücklich zu dem
reichlichen (Vollgewicht zu gewagt und bei einem sonst
so geläufigen Worte nicht hinlänglich sicher gestellt. Leichter wäre
etwa, durch die Lesung A-obw pinguis mit j.X« zu demselben
Sinn eines völlig ungeschmälerten Gewichts zu gelangen; doch sei
das nur Vermuthung.
> , cE
4) Das ^y04l No. 25 ist jedenfalls aus der Reihe der Werth¬
bezeichnungen zu streichen. Der Hr. Verf sucht mit Hinzunahme
von ^ dadurch das auf einer Samanidenmünze (Rec. S. 88. No. 226)
1 ,oE s
vorkommende q^oIjS zu erklären. Ein ^jAjI ß für volle (dicke)
\ '
Reinheit erregt schön von sprachlicher Seite grosses Bedenken,
dazu erscheint auf der Münze die Legende als ein Wort, und
endlich ist ij^>ä\ji (dies ist die richtigere Lesung) Qarategin
als Eigenname in der betreffenden Zeit völlig gesichert. Ausser
dem Petersburger Cabinet bewahrt auch das zu Rostock eine Münze,
wo jener Name zweimal, auf der Vorder- und Rückseite vorkömmt;
sie ist aus der Adler'schen Sammlung dahin gelangt und von Adler
auch im Mus. Cuf. Borg. 11, S. 60, No. XLV, aber mit falscher
Lesung des in Frage stehenden Namens, genauer dann von Frähn
(Kl. Schrft. II, S. 123) beschriebeu worden. Auch hat derselbe
Gelehrte schon bemerkt, dass von der frühern Geschichte jenes
Qarategin etwas bei Mirkhond vorkömmt. Er wird nämlich um
das J. 306 als Präfect von Dschordschan erwähnt, der von Ahmed
b. Sahl vertrieben wurde. Wenn die fragliche Münze in Enderabe
in den zwanziger Jahren geprägt worden ist, was zweifelhaft, so hat
Qarategin, wie es so oft vorkam, später eine andere Provinz zur
Verwaltung erhalteu. Noch sei erwähnt, dass auch eine Stadt
Qarategin im Khanat Badachschan genannt wird. — Völlig analog
Stickel, die Werthbezeichnungen anf muhammed. Münzen. 779
unserem Fall wird um dieselbe Zeit Rec. S. 569, No. 229, d auf
einer Samanidenmünze aus Balkh ein j^^LXlb (so ist zu lesen)
Bulkategin genannt, vielleicht derselbe Türke, welcher in der
Folge Kammerherr am Hofe Abu-Ishaq's des zweiten Alpteginiden
war und nach dessen Tode den Thron von Ghasna bestieg. — Es
wird aus diesem Beispiele erhellen, wie nothwendig neben der
Möglichkeit von Werthbestimmungen auch die andere im Auge be¬
halten werden muss, dass in den dunkeln Wörtern auch ein Personen-,
ja vielleicht Stadtname sich verberge, und dass eine hierauf ge¬
richtete historische Nachforschung jenen andern Erklärungsversuchen
vorausgehen müsse, zumal wenn die Legende auch als Personen¬
name lesbar ist.
5) Anlangend No. 31, das schwierige durch ^jLi=> und
<^ ,l<^ wiedergegebene und gewöhnlich durch Daud gedeutete Wort,
scheint mir allerdings eine appellativische Deutung durch die zwei
Momente gerechtfertigt, dass es mit «S^jL.« an derselben Stelle
wechselt und mit Oyo zusammensteht, vor allem aber durch das
substituirte j^ajL^. In der Erklärung des Hrn. Verfassers ist
aber das vorgesetzte ^ sehr auffällig, weil sonst in diesen Werth¬
bezeichnungen ohne irgend eine Analogie. Sollte eine andere Ver-
0 -
muthung gewagt werden, so dürfte vielleicht an oLo und eine davon
abgeleitete Form gedacht werden, dem zwar die Lexika die Be¬
deutung cuprum, aes, auch aurichalcum geben, was zu den
Silbermünzen, auf denen jenes Wort vorkömmt, nicht passen würde,
das aber noch eine allgemeinere Metallbezeichnung gewesen sein
muss. Denn das Derivat ^^lA-yo bedeutet auch aurum und wenn
Makrizi Hist. monet. ar. ed. Tychsen S. 4 das j^J auf eine halbe
Unze bestimmt oder zu 20 Dirhem, deren >iL*a abscheulich alterirt
worden sei, so dürfte daraus zu sehliessen sein, dass unter dem
jiLao auch das Silber mit begriffen worden sei und zwar von einer
gewissen guten Qualität. Die Richtigkeit dessen vorausgesetzt,
würde J^Lo (^ijjj^) und AjLo einen gewissen Reingehalt des Metalls
bezeichnen, was durch das beigefügte noch genauer bestimmt
wird. Auf metallische Reinheit weist der etymologisch verwandte
Stamm fjua rubiginem detersit, in welchem das Abreiben,
Abtreiben der Unreinigkeit (vgl. avertit, repulit) der
Grundbegriff ist.
6) Zu dem schon so zahlreichen Katalog der Gewichtsbe¬
stimmungen habe ich noch ein ^ auf einer Kupfermünze von
Damascus a. 192 im hiesigen Cabinet und der Sammlung der
780 Stickel, die Werthbezeichtmngen auf muhammed. Miinzen.
o >
D.M.G. hinzuzufügen, als Abkürzung etwa von ^vAS def inita
o -
quantitas und ein .A^. in Fülle, Reichlichkeit auf einer
* -
Mflnze von Andalus a. 219 in der Sammlung des Hm. von Haugk
in Leipzig, welches als Aä- anf einer Münze ebenfalls von Andalus
a. 216 in der Descript. des monnaies Espagn. par Gaillard S. 351
nochmals erscheint.
Rücksichtlich des ingeniös erklärten j^L^j sei erwähnt, dass
auch ein Häuptling dieses Namens im J. 180 in der Geschichte
Mauritaniens genannt wird, wenn dieser auch nicht selbst für das
fragliche Münzstück in Betracht kommen kann. — Im Uebrigen
werden wir bei den Deutungen des Hra. Prof. Meier, die einen
tüchtigen Schritt vorwärts leiten, beharren dürfen, bis über Einzelnes
noch mehr Gesichertes beschafft werden wird.
Jena.I Stickel.
781
Beschreibung einer alten Handschrift von Abü
'Obaid's Garib-al-hadit.
Von Dr. M. J. de Goeje.
Unter den kostbaren Handschriften, welche Warner der Lei¬
dener Universität geschenkt hat, befindet sich eine, welche alle
übrigen und, mit Ausnahme einzelner Koranbruchstücke , vielleicht
sogar alle andern arabischen Handschriften in Europa an Alter
übertrifft. Sie ist nämlich geschrieben im Jahre der Flucht 252;
der dera alten magrebinischen ähnliche Schriftcharakter hält die Mitte
zwischen Küfi und Neschi. Das hat ausser seinen obem zwei
Punkten einen Punkt unter sich: öfter aber fehlen die obern
zwei Punkte : o Unter ^ , ij£> und Ja steht zur Unterscheidung
von j , ijo und Jä ein Punkt , unter ^ und ^ zur Unterscheidung
von ^, ^ und ^ ein kleines ^ und ^; ^J>. endlich nimmt zur
Unterscheidung von u« drei Punkte in gerader Linie unter sich *).
Das consonantische Alef hat noch kein besonderes Zeichen (Hamza):
1 und I. Für frei anlautendes ä steht noch überall It, z. B.
^ , ^ >
ji^jlj ; für 1 gewöhnlich *, z. B. J«.**», doch bisweilen auch schon
t ' » - ' -
Jk, z. B. jjo; für am Ende der Wörter auch t_, z. B. Ij^J.
Man sehe übrigens das beigefügte Facsimile.
Doch nicht nur ihres Alters wegen verdient die Hdschr. be¬
sondere Aufmerksamkeit. Sie enthält den grössten Theil des be-
rtihmten Werkes des Abfi 'Obaid al-Käsim ibn Salläm
über die ungewöhnlichen Wörter in den Ausspiilchen Mohammed's
und einer Anzahl seiner Gefährten und Schüler: Garib-al-hadit,
wovon sich, so viel mir bekannt, kein anderes Exemplar in Europa
befindet. Dieser Umstand hat mich veranlasst, dem Facsimile eine
Textprobe aus dem Buche selbst beizufügen, der ich eine kurze
1) Vgl. diese Zeitschrift Bd. XVlll S. 291 Z. 27.
2) Vgl. ebendaselbst S. 289 Anm. Fl.
Bd. XVIII.
FI.
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