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Angriff auf die Leber

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Academic year: 2022

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ie Hepatitis A ver- läuft bei Kindern häufig symptom- los; bei Erwachse- nen macht sie sich manchmal in Form unspezifischer gastroin- testinaler Symptome und mit einem allgemeinen „Krankheits- gefühl” bemerkbar, oft begleitet von Hautjucken. Bisweilen stellt sich eine Gelbsucht (Ikterus) ein, mit Gelbfärbung der Augen- bindehaut, der Haut und Schleim- häute. Bis zur vollständigen Ge- nesung kann es mehrere Wochen dauern. Absolut selten – in 0,01 bis 0,1 Prozent der Fälle – kommt es bei erwachsenen Patienten zu einem fulminanten Verlauf, der dann meist tödlich endet.

Vor allem Ältere und Menschen, deren Leber bereits chronisch krank ist, sind gefährdet.

Kontakt- oder Schmierin- fektion Der Übertragungsweg wird als fäkal-oral beschrieben.

Außer über engen Kontakt mit

Infizierten (sei es im Kindergar- ten oder im gemeinsamen Haushalt) steckt man sich vor allem durch kontaminierte Le- bensmittel an. Besonders ge- fährlich sind Salate und Ge- müse, die unter Verwendung von menschlichen Fäkalien ge- düngt wurden, wie dies in man- chen Ländern noch gemacht wird sowie Meeresfrüchte aus verseuchten Gewässern.

Langzeitschutz durch Imp- fung Vor Reisen in Gebiete mit hoher Hepatitis-A-Prävalenz (Verbreitung) wie tropische Re- gionen, den Mittelmeerraum und nach Osteuropa sollte man sich impfen lassen. Da schüt- zende Antikörper meist schon nach 12 bis15 Tagen entstehen – und weil die Inkubationszeit, die Zeit von der Ansteckung bis zur Manifestation der Erkran- kung, meist mehr als 20 Tage beträgt – macht die Impfung auch vor Last-minute-Reisen

Sinn (gilt nicht für Kombinati- onsimpfstoffe); sie kommt sogar noch kurz nach einer Exposi- tion in Frage. Außerdem wird die Immunisierung bestimmten Risikogruppen wie im Gesund- heitsdienst oder Kitas Tätigen empfohlen. Im Normalfall muss sie nicht aufgefrischt werden.

Oft klinisch „stumm” Nur ein Teil der mit dem Hepatitis-B- Virus (HBV) Infizierten zeigt den charakteristischen Ikterus.

Die Infektion kann Unwohlsein, Magen-Darm-Beschwerden, zum Teil auch Gelenkschmer- zen und/oder Fieber verursa- chen; bei etwa jedem Dritten bleibt sie asymptomatisch. Ex- trem selten kann es zu einem akuten Leberversagen kommen.

Die meisten Fälle heilen nach einigen Monaten ohne Folgen aus. Etwa zehn Prozent verlau- fen chronisch. Man schätzt, dass viele dieser Patienten von ihrer Infektion gar nichts wissen, da diese häufig keine Beschwerden macht oder sich nur in sehr un- spezifischen Symptomen wie großer Müdigkeit und Appetit- losigkeit äußert. Das Problem:

Bei chronischer Hepatitis B kann sich eine Leberzirrhose entwickeln, also eine irreversible Schädigung der Leber, die unbe- handelt weitere Organe in Mit- leidenschaft zieht. Eine weitere mögliche Langzeitfolge ist ein Leberzellkarzinom. Selten

ziehen sich Patienten mit Hepa- titis B zusätzlich eine Infektion mit dem Hepatitis-D-Virus zu, was zu einem schwereren Ver- lauf und rascherem Fortschrei- ten der Erkrankung führt.

Chronisch Infizierte können zudem – unabhängig von der Schwere ihrer Erkrankung –

PRAXIS HEPATITIS

88 DIE PTA IN DER APOTHEKE | Mai 2012 | www.pta-aktuell.de

Entzündungen des „Multi-Funktions-Organs”

gehen meist auf Infektionen, toxische Einflüsse oder ein Autoimmungeschehen zurück. Hier werden zwei wichtige Vertreter

der häufigen Virushepatitiden beschrieben.

Angriff

auf die Leber

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über Jahrzehnte hinweg anste- ckend sein, je nachdem, wie eng der Kontakt und wie hoch der Virustiter, also die Viruskon- zentration im Blut, ist.

Laborparameter Neben der Bestimmung von Leberenzy- men ist für die Diagnose die Se- rologie, also der Test auf Vi- rusbestandteile sowie Antikör- per gegen HBV wichtig: In Ab- hängigkeit davon, welche Virus- antigene, spezifischen Antikör- per und in welcher Menge die Erbsubstanz des Virus (HBV- DNA) im Blut nachweisbar sind, kann zwischen akuter, ausge- heilter und chronischer Infek- tion unterschieden werden. Ist das Virus-Hüllprotein HBs-Ag oder HBV-DNA im Blut auf- findbar, ist der Betroffene an- steckend.

Ansteckungswege Die Infek- tion wird oft über ungeschützte sexuelle Kontakte weitergege- ben. Eine weitere wichtige An- steckungsquelle sind nicht ste- rile Spritzen und Kanülen (i.v.

Drogenkonsum!). Auch medizi- nisches Personal trägt ein Ri- siko, sich mit infektiösem Mate- rial zu infizieren. Da dem Virus selbst kleinste Haut- oder Schleimhautverletzungen als Eintrittspforte dienen können, ist auch der gemeinsame Ge- brauch von Rasierern, Nagel- scheren und Zahnbürsten ein möglicher Übertragungspfad.

Die Transfusion von Blut und Blutprodukten dagegen wird aufgrund umfassender Sicher- heitsmaßnahmen heute als un- gefährlich angesehen.

Werdende Mütter, die das Virus tragen, können es während der

Geburt an ihr Kind weitergeben.

Um diese so genanntevertikale Infektionzu verhindern, soll- ten alle Schwangeren auf das Vorhandensein der Viren unter- sucht werden. Zeigt dieses HBs- Ag-Screeningeine aktive In- fektion, kann das Neugeborene zeitnah zur Entbindung aktiv und passiv immunisiert werden, das heißt, es erhält simultan die erste Dosis des HB-Impfstoffs und spezifische Antikörper ge- gen das HBs-Antigen (HB-Im- munglobulin).

Prävention hat hohen Stel- lenwert Durch Interferon- alpha oder die zum Teil jah- relange Gabe von Mitteln, die die Vermehrung der Viren hem- men (Virustatika), wie zum Beispiel Lamivudin oder Teno- fovir, kann die Leberentzün-

dung oft dauerhaft unter Kon- trolle gehalten werden. In den meisten Fällen ist aber keine vollständige Heilung möglich.

Deshalb ist der Impfschutz so wichtig. Die Grundimmunisie- rung gegen HBV wird als Stan- dardimpfung für alle Säuglinge und Kleinkinder empfohlen.

Wichtig ist sie auch für Risiko- gruppen, insbesondere für im Gesundheitswesen Beschäftigte.

Eine andere häufig chronisch verlaufende Virushepatitis ist die Hepatitis C. Die spontan heilende Hepatitis E, die bei Schwangeren allerdings letal sein kann, ist hier zu Lande eine Rarität.

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Waltraut Paukstadt, Dipl.-Biologin AKUTE HEPATITIS

Vor allem das Hepatitis- A-, aber auch das (nicht mit diesem verwandte) Hepatitis-B-Virus ist gegenüber vielen Umwelt- faktoren unempfindlich und auch gegenüber gängigen Desinfektions- mitteln sehr resistent.

Gegen eine akute Virus- hepatitis – ob A oder B – gibt es keine spezielle Therapie. Den Patienten wird Ruhe und Schonung und eine fettarme Kost empfohlen. Medikamente, die die Leber zusätzlich belasten, sollten gemieden werden; Alkohol ist tabu.

Übelkeit und andere Beschwerden werden gegebenenfalls sympto- matisch therapiert.

Nach einer abgeheilten Infektion sind die Betref- fenden lebenslang immun gegen das HAV bzw. HBV.

DIE PTA IN DER APOTHEKE | Mai 2012 | www.pta-aktuell.de 89

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