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Jugendliche ohne Werte? Der Beitrag der Kirche zur Wertebildung von Jugendlichen. Diplomarbeit. Zur Erlangung des akademischen Grades eines

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Jugendliche ohne Werte?

Der Beitrag der Kirche zur Wertebildung von Jugendlichen

Diplomarbeit

Zur Erlangung des akademischen Grades eines Magisters der Philosophie

vorgelegt von Thomas PABST

Begutachter: Univ. Prof. Mag. Dr. theol. Leopold Neuhold

Institut für Ethik und Gesellschaftslehre

an der Kath.-Theol. Fakultät der Karl-Franzens-Universität Graz

Graz, Dezember 2019

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2 Eidesstattliche Erklärung

Ich erkläre hiermit an Eides statt, dass ich die vorliegende Arbeit selbstständig und ohne fremde Hilfe verfasst, andere als die angegebenen Quellen nicht benutzt und die den Quellen wörtlich oder inhaltlich entnommenen Stellen als solche kenntlich gemacht habe. Die Arbeit wurde bis- her in gleicher oder ähnlicher Form keiner anderen inländischen oder ausländischen Prüfungs- behörde vorgelegt und auch noch nicht veröffentlicht. Die vorliegende Fassung entspricht der eingereichten elektronischen Version.

Graz, am 19.12.2019

Thomas Pabst

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Inhaltsverzeichnis

1.Einleitung ... 4

2.Werte ... 5

3.Christliche Werte ... 9

3.1Gerechtigkeit ... 12

3.1.1Soziale Gerechtigkeit ... 14

3.1.2Chancengerechtigkeit ... 16

3.1.3Leistungsgerechtigkeit ... 21

3.1.4Bedarfsgerechtigkeit ... 22

3.1.5Generationengerechtigkeit ... 24

3.2Gemeinwohl ... 27

3.3Subsidiarität ... 30

4.Menschenrechte ... 34

5.Wertebildung bei Jugendlichen ... 39

5.1Wertebildung in der Schule ... 42

5.2Werteerziehung im Religionsunterricht ... 45

5.3Wertebildung im Lehrplan des RU ... 48

6.Jugendliche und Religion ... 51

7.Empirische Forschung ... 54

7.1Hypothese und Überlegungen ... 54

7.2Forschungsmethodik und Konzeptualisierung ... 54

7.3Umfragedesign ... 55

7.4Empirische Studie Auswertung ... 57

7.5Interpretation der Auswertung ... 83

8.Conclusio ... 85

Literaturverzeichnis ... 86

Abbildungsverzeichnis ... 89

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1. Einleitung

Das Thema Jugendliche und Werte etablierte sich in den letzten Jahren zu einem viel disku- tierten und beliebten Forschungsthema. Besonders ich, als zukünftiger Religionslehrer, werde viel mit dem Begriff Werte und Jugendliche zu tun haben. Die Jugendlichen im 21. Jahrhun- dert wachsen in einer pluralistischen und vielfältigen Gesellschaft auf und erfahren dadurch eine Vielzahl an verschiedenen Werten.

Daher werde ich im ersten Teil dieser Diplomarbeit den Begriff Werte definieren und genauer erläutern. Danach liegt der Fokus auf den christlichen Werten, denn diese sind nicht nur in der Politik ein ständiges Diskussionsthema, sondern auch in unserer christlich geprägten österrei- chischen Kultur tief verwurzelt und daher für unsere Gesellschaft von Bedeutung. Genauer eingehen werde ich hier auf den Wert der Gerechtigkeit, da dieser Wert für mich und vor al- lem in Bezug auf Jugendliche von besonders großem Interesse ist. Die christlichen Werte werden danach fortgeführt mit dem Wert Gemeinwohl und Subsidiarität. Denn hinter diesen beiden großen und allgemeinen Werten verstecken sich eine Vielzahl an Werten. Abgeschlos- sen wird dieses theoretische Kapitel mit den Menschenrechten, die an sich kein Wert für sich sind, sondern die Realisierung vieler Werte mit sich bringen sollen. Diese aufgeführten Werte werden versucht besonders unter dem Einfluss für Kinder und Jugendliche zu betrachten.

Im zweiten Teil werde ich mich der Werteildung von Jugendlichen widmen. Denn wie Ju- gendliche zu Werten kommen und diese bilden ist besonders für den letzten, den empirischen Teil, von Bedeutung. Daher werde ich die Wertebildung in der Schule genauer betrachten, um den Wert der Schule hier genauer zu definieren. Denn oft steht die Schule im Mittelpunkt der Wertebildung von Jugendlichen, da sie hier die meiste Zeit verbringen. Besonders im Religi- onsunterricht ist das Thema Werte und deren Bildung Teil des Lehrplans. Mit dem Kapitel 6 Jugendliche und Religion schließe ich den zweiten Teil dieser Arbeit ab.

Im dritten und letzten Teil meiner Arbeit versuche ich den Beitrag der Kirche zur Wertebil- dung von Jugendlichen auszumachen. Anhand einer Online-Umfrage von Jugendlichen soll die aufgestellte Hypothese, dass Jugendliche bei ihrer Wertebildung von der Kirche nicht be- einflusst werden, überprüft werden. Abschließend werden die Ergebnisse dieser Auswertung analysiert und in einer Conclusio inhaltlich zusammengeführt.

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2. Werte

Im ersten Teil meiner Diplomarbeit möchte ich den schwierig definierbaren Begriff „Werte“

genauer erläutern. Was sind Werte? Brauchen wir überhaupt Werte? Warum sind allgemein gültige Werte überhaupt wichtig?

Wert ist ein Begriff, den jeder Mensch kennt und schon oft gehört hat. Doch beim genaueren Betrachten, fällt erst die Komplexität und Vielseitigkeit von Werten auf. Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, dass bereits Platon1 sich mit der Frage nach einem glücklichen Leben und den dazugehörenden Notwendigkeiten beschäftigt hat. Aristoteles2 widmete sich in seinen Schriften auch diesem Thema, er verwendete dabei jedoch den Begriff der Tugend.

„Die Tugend ist also ein Verhalten (eine Haltung) der Entscheidung, begründet in der Mitte in Bezug auf uns, einer Mitte, die durch Vernunft bestimmt wird und danach, wie sie der Verständige bestimmen würde.“3

Schon Aristoteles erkennt, dass Werte etwas verkörpern, das uns Menschen zu Grunde liegt, eine Entscheidung, die wir selbst treffen können, die aus uns kommt. Doch nicht nur die Ver- nunft, sondern auch das Gegenüber ist in Bezug auf Tugend eine entscheidende Komponente.

Daher ist Tugend zwar zuerst subjektiv, danach ist sie aber immer im Wechselspiel mit dem Gegenüber, mit der Gemeinschaft, in der man lebt. Ziel ist bei Aristoteles wie bei Platon die Glückseligkeit des Menschen.

Werte und ihre Bedeutung sind, seit Menschen sich der Philosophie zugewandt haben, ein zent- rales Thema. Viele Philosophen und Sozialwissenschaftler beschäftigen sich zurzeit damit. Ein- fach ausgedrückt, sind Werte alles, was uns in unserem Leben wichtig ist oder wichtig sein sollte. 4Es zeigt sich hier ein schwer einzugrenzender Begriff, der einen großen Pluralismus an Definitionen mit sich bringt. Dies wird auch bei Brezinka klar, der den Begriff breit gliedert:

„Alles was für Menschen subjektiv oder objektiv wichtig ist, wird heutzutage Wert genannt;

alles, was sie motiviert, was sie anstreben, woran sie sich tatsächlich orientieren, ebenso wie das, woran sie sich orientieren sollen“. 5

1 Vgl. Platon Symposium 204e-205a

2 Vgl. Aristoteles Nikomachische Ethik Kapitel 1

3 Aristoteles: Nikomachische Ethik 1106b36–1107a2

4 vgl. Krobath, Hermann: Werte: ein Streifzug durch Philosophie und Wissenschaft, 2009, S. 13

5 vgl. Brezinka, Wolfgang: Glaube, Moral und Erziehung, 1992, S.144.

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Brezinka erweitert den Begriff im Vergleich zu Krobath noch und fügt auch die wichtigen Komponenten der Motivation, des Strebens danach, und der Orientierung hinzu. Entscheidend ist für mich das Verb „sollen“, dass er bei seinem Zitat verwendet. Werte sind kein Muss und keine Verpflichtung, der Mensch soll nach seiner Vernunft handeln, das Sollen sowie das Wol- len sind zwei signifikante Punkte bei Werten.

Eine der Bekanntesten Definitionen stammt vom Psychologen Clyde Kluckhohn:

“A value is a conception, explicit or implicit, distinctive of an individual or characteristic of a group, of the desirable which influences the selection from available modes, means, and ends of action.” 6

Ein Wert ist also ein Konzept oder besser gesagt eine Leitidee, explizit oder implizit für ein einzelnes Subjekt oder für eine ganze Gruppe, eine ganze Gemeinde und eine Gesellschaft.

Diese Idee soll im Idealfall den Einzelnen und die Gruppe, in ihrer Gesinnung und ihrer Ziel- setzung des Handelns beeinflussen. Es ist also auch ein Appell an die Persönlichkeit des Men- schen, er kann so handeln, muss es aber natürlich nicht. Oft gibt es verschiedene Wege und Mittel das Ziel zu erreichen. Im eigenen Handeln, wie man mit den jeweiligen Situationen um- gehe, sollen diese verbindenden Werte zur Geltung kommen.

Dieses Sollen zeigt sich auch bei Hans Joas, einem der bedeutendsten Wertetheoretiker. Für ihn ist die Unterscheidung zwischen restriktiv-obligatorischen und dem attraktiv- motivierenden Werten keineswegs sekundär. 7

Werte sollen also, so Joas, nicht als selbstverständlich, also restriktiv-obligatorisch, gesehen und nur am Rande der Handlungen beachtet werden, sie sind attraktiv-motivierend. Werte sol- len den Menschen dazu anregen, nach diesen Werten zu handeln, denn durch dieses Handeln kann der Mensch sinnhaft und angemessen leben. Erlebnisse und Ereignisse, in denen nach diesen Werten gelebt wird, und dadurch Schönes erfahren wird, sollen motivieren, weiter nach dieser Leitidee zu agieren und auch andere Menschen dafür zu gewinnen.

Das Streben nach Werten, die verbinden, ist ein Vorgang, der schon lange anhält und uns immer begleiten wird. Werte werden auch als dauerhafte Ziele bezeichnet. Die Gesellschaft verändert

6 Kluckhohn, Clyde: “Values and Value-Orientations in the Theory of Action: An Exploration in Definition and Classification”. In: Toward a General Theory of Action, Ed. by Talcott Parsons and Edward A. Shils.

Cambridge: Harvard University Press, 1951, S. 395

7 vgl. Joas, Hans: Die Entstehung der Werte, 1999, S. 288

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und wandelt sich zwar, doch grundsätzliche Werte bestehen seit jeher. Werte können nur positiv sein. 8Pöge greift hier Michael Hechter auf der sich gezielt mit dem Begriff Werte beschäftigt, für ihn gelten Werte als Bewertungskriterien, die die Zeit überdauern und auf der ganzen Welt gelten. 9

Werte sind zeitlos und haben Bestand. Natürlich spielt die Gesellschaft dabei eine große Rolle, mit ihr wandelt sich auch das Verständnis von Werten und ihre Bedeutung für die jeweilige Zeit. Besonders in unserer Gesellschaft des 21. Jahrhunderts betont Fenner, die entscheidende Rolle jedes Einzelnen Menschen:

„Die Verantwortung des einzelnen Handelnden löst sich keineswegs dadurch auf, dass auch eine Institution Verantwortung für die Folgen kollektiven Handelns übernehmen kann und muss. Vielmehr trägt jeder Einzelne weiterhin die Verantwortung für seine persönliche Hand- lungsabsicht.“ 10

In der heutigen Gesellschaft glauben viele Menschen, dass sie als Einzelner nicht viel bewirken können. Dies zeigt sich in vielen Lebensbereichen, wie z.B. dem Problem der Klimakrise, viele Menschen sind der Meinung, dass wenn nur sie allein ihr Verhalten ändern, dies keinen Unter- schied mit sich bringt. Doch auch bei Werten und deren Vermittlung bedarf es, wie oben er- wähnt, der Verantwortung jedes Einzelnen. Das Verlassen auf andere oder auf den Staat, der das richtige Handeln möglicherweise verpflichtend vorschreibt, ist bei Werten nur bedingt möglich. Jeder Mensch muss hier, wie Aristoteles sagt, in seine Mitte hören und nach der zu Grunde gelegten Vernunft handeln, aber in Abstimmung mit anderen und mit Werten gestützt.

Vor allem für Jugendliche ist dies ein wichtiger Aspekt, in einer derart schnellen und digitali- sierten Zeit, gehen oft einzelne Jugendliche in der Masse „verloren“, sie glauben keinen Unter- schied zu machen und zweifeln an ihrem Wert für die Gemeinschaft.

Das grundsätzliche Verständnis von Werten ist durch die verschiedenen genannten Erläuterun- gen klar und deutlich. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts beschäftigten sich viele, auf- bauend auf dem Verständnis von Kluckhohn, mit dem Thema, da seine Definition von Werten viel Interpretationsspielraum ließ. Vor allem Soziologie-, Psychologie und Erziehungswissen-

8 vgl. Pöge, Andreas: Werte im Jugendalter, 2017, S.2

9 vgl. Joas, Hans: Die Entstehung der Werte, 1997, S.30

10 Fenner, Dagmar: Einführung Angewandte Ethik, 2010, S.7

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schaftler widmeten sich sehr intensiv dem Werteverständnis und dem System von Werten. Be- sonders bekannt ist hier Rokeach mit seiner Natur der menschlichen Werte, Inglehart und der Wertewandel, Klages und die Wertesynthese, sowie Schwartz und der Wertekreis. 11

11 vgl. Pöge, Andreas: Werte im Jugendalter, 2017, S.2

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3. Christliche Werte

In der Politik wird oft von christlichen Werten gesprochen, die wir uns erhalten und schützen müssen. Doch meistens werden diese nur benutzt, um den anderen schlecht zu machen oder sich selbst bzw. die eigenen Qualitäten und Ideologien hervorzuheben. In der Gesellschaft zeichnet sich dadurch ein negatives Bild der Politik im Allgemeinen. 12 Besonders die Migra- tion hat das Wort christliche Werte wieder stark gemacht. Viele Menschen fühlen sich durch den Grundsatz des Christlichen miteinander verbunden. Er steht für diese Werte, mit denen wir aufgewachsen sind, die die Elterngeneration lehrt und die uns durch verschiedene Institutionen wie Schule, Vereine und natürlich die katholische Kirche vermittelt werden. Da die Kirche in den letzten Jahrzehnten immer öfter in der Kritik steht und die Abwendung vieler Menschen von der Kirche Realität ist, stellt sich auch die Frage, wie Menschen sich mit christlichen Wer- ten identifizieren können, wenn sie mit dem Christentum bzw. der katholischen Kirche nicht übereinstimmen und diese ablehnen. Was sind diese christliche Werte? Was ist so christlich daran?

Um christliche Werte genauer definieren zu können, führt kein Weg an der Bibel vorbei. Die berühmteste Stelle, die auf der ganzen Welt verbreitet ist, sind die zehn Gebote, die Mose am Berg Sinai von Gott überliefert bekam. Von diesen abgeleitet, zeichnen sich im Christentum viele Werte ab. Ein zentraler Wert, der für Christen im Zentrum des Lebens stehen sollte, ist, dass du deinen Nächsten lieben sollst wie dich selbst. Jesus selbst sprach von einer Liebe, die Christen von anderen Religionen und Gemeinschaften differenziert, „dass ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe untereinander habt“. 13

Jesus postuliert hier eine neue Denkweise der Liebe. Das Christentum hebt sich durch die Lehre Jesu stark von allen anderen Religionen ab, denn er fordert von seinen Anhängern nicht nur die Nächstenliebe, er radikalisiert diese Liebe hin bis zur Feindesliebe. 14

Dies zeigt sich besonders im Neuen Testament bei Matthäus. Dort spricht Jesus zu seinen Ver- trauten:

12 vgl. Joas, Hans: Entstehung der Werte, 1999, S.16

13 Joh 12, 34-35

14 Rommelspacher, Birgit: Wie christlich ist unsere Gesellschaft? 2017, S 73

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„Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst deinen Nächsten lieben und deinen Feind hassen. Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen, damit ihr Kinder eures Vaters im Himmel werdet; denn er lässt seine Sonne aufgehen über Bösem und Gutem und er lässt regnen über Gerechte und Ungerechte. Wenn ihr nämlich nur die liebt, die euch lieben, welchen Lohn könnt ihr dafür erwarten? Tun das nicht auch die Zöllner? Und wenn ihr nur eure Brüder grüßt, was tut ihr damit Besonderes? Tun das nicht auch die Heiden? Seid also vollkommen, wie euer himmlischer Vater vollkommen ist!“ 15

Jesus formuliert mit diesem Zitat ein neues Verständnis der Liebe im Christentum. Liebe deinen Feind, bete für ihn. Die Kunst ist es, diese Zitate und Lehren Jesu in den Konsens des 21. Jahr- hunderts zu bringen und zu verstehen versuchen was Jesus damit gemeint hat. Denn mit dieser Aussage, den Feind bzw. den Fremden, den Neuen, den Unbekannten zu grüßen und für ihn zu beten, deckt er eine große Zahl an Werten ab, die heute im Christentum von Bedeutung sind, die Liebe zum Nächsten sowie meinen Feinden. Ein Alleinstellungsmerkmal des Christentums, denn von vielen wird diese Feindesliebe als ein fundamentaler Grundsatz des Christentums gesehen. 16

Alfons Auer, der hier moraltheologisch ein Vorreiter ist, stellt jedoch klar, dass all diese For- derungen und Lehren erst richtig verstanden werden können, wenn man diese in Zusammen- hang mit der eschatologischen Botschaft und das Kommen des Reiches Gottes setzt.17 Denn wie schwer ist es, seinen Feind zu lieben? Jemandem, den man hasst, der einem Schlechtes getan hat, nicht nur zu verzeihen, sondern ihn zu lieben. Dies erscheint auf den ersten Blick unmöglich und nicht angebracht, aber wie Auer anmerkt, steht dies immer in Verbindung zu einer eschatologischen Moral. 18

Abschließend formuliert Auer hier gewisse Grundvorstellungen, die das Neue Testament her- vorbringt, ein Ethos der Hoffnung, ein Ethos der Wahrheit, ein Ethos der Liebe, ein Ethos der Freiheit, ein Ethos der Koinonia. (Gemeinschaft durch Teilhabe). 19Aus dem Neuen Testament gehen diese christlichen Werte hervor. Diese dauerhaften Ziele waren schon zu Zeit Jesu Ge- sprächsthema und wurden in die Mitte der Gesellschaft gestellt, ein Leben in Liebe, in der dem Gegenüber kein Hass entgegengebracht wird, in dem das Miteinander in Respekt und Toleranz

15 Matthäus 5,43-48

16 vgl. Rommelspacher, Birgit: Wie christlich ist unsere Gesellschaft? 2017, S. 73

17 vgl. Auer, Alfons: Autonome Moral und christlicher Glaube 1971, S.93

18 vgl. Rommelspacher, Birgit: Wie christlich ist unsere Gesellschaft? 2017, S.75

19 vgl. Auer, Alfons: Autonome Moral und christlicher Glaube 1971, S.96

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wichtig ist. Ein Leben, das aufgebaut ist auf eine glückliche und lebenswerte Zukunft. In dem es Hoffnung auch in schwierigen Zeiten gibt, im Vertrauen auf Gott. Ein Leben in dem Freiheit gegeben ist, in dem jeder Mensch sein kann, wie er will. Die Freiheit des einzelnen Menschen und die Unantastbarkeit der menschlichen Würde müssen immer an erster Stelle stehen. Das Ethos der Koinonia bedeutet die Teilhabe am Gemeinwohl. Dieser Aspekt der Teilhabe ist her- vorzuheben, denn in einer christlichen Gemeinschaft sollte es Usus sein, dass die Stärkeren den Schwachen helfen und zur Seite stehen.

Im nächsten Teil der Arbeit werde ich mich mit einigen dieser christlichen Werte befassen und versuchen sie in Beziehung mit Jugendlichen zu setzen und ihre Probleme vor allem in der postmodernen Gesellschaft dazu zu erläutern.

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3.1 Gerechtigkeit

Dieser Terminus ist nicht nur im Christentum und allen Religionen ein Bestandteil des Denkens und Lebens, jeder Mensch dieser Welt sollte nach Gerechtigkeit streben. Der Begriff Gerech- tigkeit betrifft jeden. Situationen oder Entscheidungen können von einer Seite der Partei fair und positiv gesehen werden, gleichzeitig aber von der anderen Partei als ungerecht gesehen werden. Wie schon bei den einleitenden Worten über Werte, bringt auch die Gerechtigkeit ein scheinbar unendlich wirkendes Konstrukt an Möglichkeiten mit. Eine Welt, in der Gerechtig- keit für alle herrscht, ist ein nahezu unmögliches Szenario. Hier möchte ich einen kurzen Aus- schnitt zu Gerechtigkeit darstellen bevor ich mich dem großen Problem der sozialen Ungerech- tigkeit widme, die viele Jugendliche betrifft.

Man kann den Begriff Gerechtigkeit grundsätzlich in einer allgemeinen Weise und einer spezi- fischeren Weise definieren. Im Allgemeinen ist die Gerechtigkeit die Gesamtheit der Anforde- rungen und Pflichten, vor allem im moralischen Sinn, die die Menschen untereinander haben.

Dadurch ist Gerechtigkeit zwingendermaßen ein Gebot für den Menschen, richtig und sozial zu handeln. Im spezifischeren Aspekt der Gerechtigkeit wird noch genauer die zwischenmensch- liche Komponente hervorgehoben. Besonders wenn das soziale Zusammenleben in einer Ge- sellschaft betrachtet wird und Konflikte in Bezug auf Güter und Laster der verschiedenen Men- schen. Jeder Mensch hat demnach unterschiedliche Voraussetzungen, Gerechtigkeit soll dafür sorgen, dass jeder das bekommt, was ihm zusteht. Es gibt viele Attribute, die der Mensch nicht planmäßig erhält, wie z.B. Gesundheit, Glück oder Intelligenz. Daher muss man bei der Ge- rechtigkeit diese Dinge ausblenden und sich nur auf die beeinflussbaren Dinge konzentrieren.

Das soziale und moralische Handeln zwischen den Menschen steht dabei stets im Mittelpunkt.

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Aristoteles versucht in seiner nikomachischen Ethik den Begriff Gerechtigkeit mit Tugend zu verbinden. Die Gerechtigkeit soll als Wert dargestellt werden nach dem bewusst gehandelt wird. Er definiert: „Näher hin ist die Gerechtigkeit jene Tugend, kraft deren der Gerechte nach freier Wahl gerecht handelt und bei der Austeilung, handele es sich nun um sein eigenes Ver-

20 Vgl. Koller, Peter: Soziale Güter und soziale Gerechtigkeit, in Theorien der Gerechtigkeit, Hg. Koch, Köhler, Seelmann, 1992, S. 79

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hältnis zu einem anderen oder um das Verhältnis weiterer Personen zu einander, nicht so ver- fährt, dass er von dem Begehrenswerten sich selbst mehr und den anderen weniger zukommen lässt und es beim Schädlichen umgekehrt macht, sondern so, dass er die proportionale Gleich- heit wahrt, und dann in gleicher Weise auch einem anderen mit Rücksicht auf einen Dritten zuerteilt.“21

Wie Aristoteles bereits bei den Tugenden erläutert, ist auch hier der freie Wille bzw. die freie Wahl des Handelns wichtig. Außerdem betont er das Verhältnis unter den verschiedenen Par- teien. Ein Gerechter soll so handeln, dass keiner auch der Dritte nicht benachteiligt wird oder weniger erhält. Die Rücksicht und Umsicht werden hier von Aristoteles hervorgehoben, da diese Eigenschaften essenziell für die gerechte Verteilung sind.

Ein weiterer wichtiger Wissenschaftler für das Thema Gerechtigkeit ist Immanuel Kant Mit seinem kategorischen Imperativ setzt er die Weichen für eine neue Erkenntnistheorie.

„Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allge- meines Gesetz werde.“22

Dies beschreibt noch deutlicher die Verantwortung des einzelnen Handelns, wenn durch dieses ein Gesetz entstehen soll, das gültig für alle ist. Diese Aufforderung zum rechten Handeln könnte man auch ganz einfach mit den Worten der Goldenen Regel ausdrücken: „Was du nicht willst, dass man dir tut, das füg auch keinem andren zu." 23 Dabei ergibt sich die Verbindung zum höchsten Gebot der Christen, die Nächstenliebe. Es ist also etwas, das wir durch die Ver- nunft, die in uns liegt, entscheiden können. Wobei wir bei diesem Handeln immer berücksich- tigen müssen, dass wir die Verantwortung selbst tragen. Es beeinflusst immer auch Menschen in meiner Umgebung und meinem Umkreis. Daher sollte dieses Handeln immer mit Rücksicht bzw. Weitsicht auf diese gewählt werden.

21 Aristoteles, Nikomachische Ethik, V9 1134a 2-8

22 kategorischer Imperativ, in: Brockhaus Enzyklopädie Online: NE GmbH | Brockhaus 2019.

23 Büchmann, Georg: Geflügelte Worte, 32. Auflage, Haude & Spener, Berlin 1972, S. 54f

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3.1.1 Soziale Gerechtigkeit

Um das Thema der Gerechtigkeit auf Jugendliche auszubreiten, widme ich mich nun der sozi- alen Gerechtigkeit, denn diese ist besonders bei Jugendlichen oft diskutiert. Soziale Gerechtig- keit kann man überbegrifflich auch mit dem Begriff Fairness innerhalb einer Gesellschaft ver- gleichen. Diese spielt auch in der Politik eine große Rolle, denn auf vielen Wahlplakaten wird diese immer wieder zum zentralen Slogan für Wahlen genutzt. Die FPÖ forderte auf ihrem Wahlplakat aus dem Sommer 2017 Fairness für alle. Besonders die Partei „Die Grünen“ setzte im Wahlkampf für die Nationalratswahl 2017 auf Gerechtigkeit und Solidarität, soziale Ge- rechtigkeit als wichtiger Punkt in unserer Gesellschaft, der zu einem Miteinander in Respekt und Fairness führt. 24

Und obwohl der Wert der Gerechtigkeit von der Politik und der Gesellschaft als essenziell be- trachtet wird, fehlen oft Lösungsvorschläge und Handlungsmuster, wie man dem Problem der

sozialen Gerechtigkeit begegnen kann. 25

Weiters darf nicht außer Acht gelassen werden, dass der Staat Österreich in seinen Grundrech- ten festgelegt hat, ein sozialer Staat zu sein. Daher ist es auch seine Pflicht, danach zu handeln.

Was bedeutet also soziale Gerechtigkeit? Was wird unter diesem Begriff verstanden?

Der Begriff der sozialen Gerechtigkeit beschäftigte viele katholische Autoren und war Teil ihrer Arbeit. Ein Autor, der hier besonders interessant erscheint, ist Taparelli, er gilt als einer der Ersten, die im Jahre 1840 diesen sozialethischen Begriff in Umlauf gebracht haben. Er schafft es, dieses schwierige Thema auf den Punkt zu bringen. Für ihn basiert soziale Gerechtigkeit, nicht wie bei Thomas von Aquin auf der Grundlage des Gemeinwohls, sondern setzt den Men- schen in den Mittelpunkt. Wichtig ist, dass Gerechtigkeit zwischen den einzelnen Menschen herrscht. Diese Gerechtigkeit fordert eine Gleichsetzung zwischen allen Menschen, wie es auch der Schöpfer getan hat, indem er jedem Menschen die gleiche Natur zu Grunde legte. Taparelli stellt hier einen bemerkenswerten Ansatz zum Verstehen der sozialen Gerechtigkeit und beein- flusst signifikant die Katholische Soziallehre. Denn er inkludiert nicht nur die Menschenrechte, sondern setzt die soziale Gerechtigkeit als entscheidenden Grundsatz für den Staat und die Ge- sellschaft. 26

24 Vgl. https://www.gruene.at/kampagne2017 (abgerufen am 20.07.2019)

25 vgl. Joas, Hans: Entstehung der Werte, 1999, S.16

26 vgl. Küppers, Arnd: Soziale Gerechtigkeit im Verständnis der Katholischen Soziallehre, Handbuch der Kath Sozial Lehre, Hg. Anton Rauscher, 2008, S. 165-167

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Wenn man beachtet, dass Taparelli um 1840 bereits die Verantwortung des Menschen hervor- hebt, zeigt die Entwicklung des letzten Jahrhunderts, dass der Mensch die Aufgabe der Herstel- lung sozialer Gerechtigkeit nicht erfüllt hat. Denn die Entwicklung der sozialen Gerechtigkeit zeigt sich auch in einer ihrer Definitionen:

Die soziale Gerechtigkeit ist, „auf die Verteilung von Einkommen, Vermögen, Gütern, Rech- ten, Freiheitsspielräumen und Verwirklichungschancen innerhalb einer Gesellschaft ausgerich- tet.“27 Soziale Gerechtigkeit deckt sehr viele Teile des Lebens ab und kann vom einzelnen Men- schen nur schwer beeinflusst werden. Daher stellt sich die Frage, wie es möglich ist, in all diesen verschiedenen Teilbereichen der Gesellschaft soziale Gerechtigkeit zu schaffen?

Zuallererst muss man die Verantwortung und Rolle des Staates hervorheben, der den durch die Verfassung gegebenen, doch sehr weiten Interpretationsrahmen für diese Aufgabe hat. Durch Gesetze und Richtlinien soll soziale Gerechtigkeit geschaffen werden. Daher haben sich für den Staat einige Parameter herausdifferenziert, die bei der richtigen Verteilung helfen. Nie außer Acht gelassen werden dürfen die institutionellen Rahmenbedingungen, wie etwa im Bildungs- bereich am Arbeitsmarkt oder im Finanzwesen. Denn die Politik und die Menschen entwickeln sich jedes Jahr weiter, neue Gesetze werden beschlossen und neue Förderungen gewährt. Auch die Probleme und Sorgen der Gesellschaft verschieben sich. Dies hat auch immer eine Auswir- kung auf das derzeitige Wertesystem. In Österreich hatten wir im Herbst 2019 erneut National- ratswahlen, auch nach diesen wird es wieder zu Veränderungen von Maßnahmen und Schwer- punkten kommen. Vor allem wenn man das letzte Jahrzehnt betrachtet, hat sich durch Zuwan- derung und Globalisierung erneut vieles verändert. Dies lässt einen neuen Fokus auf das Bil- dungswesen und die Chancengerechtigkeit darin erkennen. Weiterhin bleibt dem Staat hier viel Freiraum und individuelle Gestaltungsmöglichkeit. Nur einmal musste der Bundesverfassungs- gerichtshof eingreifen, indem er das System der Familienbeihilfe im Vergleich zu familienlosen Steuerzahlern signifikant verbessert hat. Die Politik hat also doch nicht absoluten Freiraum. 28

Um die soziale Gerechtigkeit in einem Lebensalter genauer zu definieren, gibt es drei Teilbe- reiche, die hier zu berücksichtigen sind. Diese werden in mikroanalytischer Betrachtung erläu- tert, das bedeutet Gerechtigkeit zwischen Mann und Frau bzw. zwischen Jung und Alt, einer

27 vgl. Becker, Irene; Hauser, Richard: Soziale Gerechtigkeit - ein magisches Viereck: Zieldimensionen, 2009, S.

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28 vgl. Becker, Irene; Hauser, Richard: Soziale Gerechtigkeit - ein magisches Viereck: Zieldimensionen, 2009, S.

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Generation, in einer sogenannten Querschnittsperspektive. Die Gerechtigkeit zwischen ver- schiedenen Generationen wird erst danach in einer Makroebene genauer untersucht. 29

3.1.2

Chancengerechtigkeit

Der erste und wesentlichste Aspekt der Chancengerechtigkeit ist die Chancengleichheit, gleiche Chancen für alle, die dazu führen sollen, dass jeder Mensch die Möglichkeit eines selbstbe- stimmten Lebens hat. Ein Leben, wo jeder alles erreichen kann, wenn er es will, und in dem jeder gleichbehandelt wird. Oft wird bei Chancengleichheit der Start ins Leben zur genaueren Beobachtung genommen. Wie stehen die Bildungs- und Ausbildungschancen, welche Möglich- keiten gibt es bei der Berufswahl. Dies kann am besten und effektivsten am Anfang des Lebens verglichen werden. 30

Um Chancengleichheit herzustellen, muss die Politik dort aktiv werden, wo Menschen und vor allem Jugendliche ihre eigenen Vorstellungen von einem angemessenen Leben nicht mehr ge- nügend verwirklichen können. Vor allem Jugendliche sind davon stark betroffen, da sie in ihrer Lebensphase grundsätzlich auch noch aufgefordert sind, einen für sie ansprechenden Platz in unserer Gesellschaft zu finden. 31

Kinder und Jugendliche wachsen heute so unterschiedlich auf wie nie zuvor, daher ist es sinn- voll, die Startchancen vor dem Einstieg ins Berufsleben einzubeziehen.

Die Auflistung der Ungleichheiten zeigt die verschiedenen Einflüsse, die bei der Chancen- gleichheit von Bedeutung sind:

a) Jedes Kind hat unterschiedliche angeborene Fähigkeiten

b) Der ökonomische Status der Eltern, ihre Beziehungen, durch die es zu sozialen und ge- sellschaftlichen Vorteilen der Kinder kommt

c) Die verschiedenen Ausbildungs- und Bildungswege

d) Leider kommt es auch im 21. Jahrhundert oft zu Diskriminierung, bezüglich der Her- kunft, aber auch in Hinsicht auf das Geschlecht

e) Die geschlechtsspezifische Rollenverteilung

29 vgl. Becker, Irene; Hauser, Richard: Soziale Gerechtigkeit - ein magisches Viereck: Zieldimensionen, 2009, S.

27

30 vgl. Becker, Irene; Hauser, Richard: Soziale Gerechtigkeit - ein magisches Viereck: Zieldimensionen, 2009, S.

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31 vgl. Flecker, Kurt: Chancengleichheit und soziale Gerechtigkeit, in Jugend und soziale Gerechtigkeit, Hg.

Pojer Klaus, 2008, S. 231

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f) Erbe von Eltern oder Großeltern, welches sehr ungleich verteilt ist32

Der erste Punkt dieser Auflistung zeigt, dass eine hundertprozentige Chancengleichheit unmög- lich ist. Denn die angeborenen Fähigkeiten kann der Staat oder der Mensch nicht unmittelbar beeinflussen. Sie sind jedem einzelnen von Gott bei der Geburt gegeben.

Da jedes Kind und jeder Jugendliche andere Talente hat, ist der Staat hier gefordert dement- sprechende Förderprogramme zu schaffen. Besonders wichtig ist hier die Zeit vor dem Eintre- ten in die Schule. Kindergartenplätze sowie Kindergrippenplätze sind aus eigener Erfahrung sehr begehrt und umkämpft. Denn sie sind die Voraussetzung dafür, dass Eltern, die es sich nicht leisten können, für zwei bis drei Jahre bei ihren Kindern zu bleiben, wieder in die Arbeits- welt einsteigen können. Damit sie den Anschluss in der Arbeitswelt nicht verlieren oder gar ihre Anstellung riskieren. Denn der Ausbildungsstand der Eltern ist für viele Kinder Motivation und Anstoß, diesen auch zu erreichen oder sogar zu übertreffen.

Auch bei den familiären Rahmenbedingungen kann der Staat nicht viel ändern, außer von öko- nomisch gut situierten Familien, durch Erbschaftsteuer und andere Steuern, Geld für den ge- meinschaftlichen Topf zu lukrieren. 33

Diese Rahmenbedingungen müssen vom Staat aber besonders für Kinder und Jugendliche aus Familien mit vielen Kindern sowie aus alleinerziehenden Haushalten geschaffen werden, so- dass sie ein Leben führen können, wie sie es sich wünschen. Denn diese Kinder und Jugendliche gelten laut dem österreichischen Armutsbericht als besonders armutsgefährdet. 34

Auch bei den Bildungs- und Ausbildungswegen, die bei Kindern und Jugendlichen sehr unter- schiedlich sind, spielen die angeborenen Fähigkeiten sowie die Ungleichheit bei den finanziel- len Möglichkeiten der Familie eine große Rolle. In einer Familie mit einem geringen Einkom- men und hohen Fixkosten durch Miete oder Rückzahlungen ist der Ausbildungsweg der Ju- gendlichen oft eingeschränkt. Diese Jugendlichen tendieren aus finanziellen Gründen oft zu einem schnellen Einstieg in das Berufsleben, damit die Abhängigkeit von den Eltern, die selbst finanziell eingeschränkt sind, schnell überwunden wird. Daher wählen diese oft einen kurzen Bildungsweg. Ein Studium, für das ein Auszug in eine andere Stadt, mit wieder verbundenen

32 vgl. Becker, Irene; Hauser, Richard: Soziale Gerechtigkeit - ein magisches Viereck: Zieldimensionen, 2009, S.

28

33 vgl. Becker, Irene; Hauser, Richard: Soziale Gerechtigkeit - ein magisches Viereck: Zieldimensionen, 2009, S.

28

34 vgl. Flecker, Kurt: Chancengleichheit und soziale Gerechtigkeit, in Jugend und soziale Gerechtigkeit, Hg.

Pojer Klaus, 2008, S. 231

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Miet- und Lebenserhaltungskosten notwendig ist, wird deswegen nicht absolviert, da es auch einfach nicht möglich ist. Jugendliche, die sich über diese finanziellen Faktoren keine Sorgen machen müssen, nehmen eher den Weg einer zeitintensiven und vielfältigen Bildung, in der auch Auslandspraktika oder Aufenthalte an verschiedenen Ausbildungsorten notwendig sind.

Diese Erfahrungen beeinflussen in weiterer Folge natürlich auch die Chancen im Berufsleben, den guten Einstieg sowie einen schnellen Aufstieg. Der Staat muss diesen gegebenen Tatsachen entgegenwirken, und er tut dies auch. Durch gebührenfreien Zugang zu Schulen und Hochschu- len, durch Beihilfen und Mietzuschüsse für Studierende versucht der Staat dieses soziale Un- gleichgewicht zu beseitigen. Hier haben wir in Österreich schon viel geschafft, wenn man unser System, mit dem in den USA vergleicht, wo an vielen Unis unglaubliche Summen für Studien- gebühren eingefordert werden. 35

Bildung ist für Jugendliche die Chance in der heutigen so komplizierten und fortgeschrittenen Welt die Orientierung nicht zu verlieren. Bildung erweitert Jugendlichen die Möglichkeiten neue Handlungsräume kennen zu lernen, und macht sie so vernünftig und kritikfähig für die kommenden Aufgaben in ihrem Leben. Nicht umsonst hat sich Bildung in den letzten Jahren zum noch stärkeren Thema in unserer Gesellschaft entwickelt. Sie bestimmt über das zukünf- tige Berufsleben und damit auch über das Einkommen. Erschreckend ist hier auch, dass vor allem Menschen, die im unteren Bildungsbereich angesiedelt sind und dementsprechend nur ein geringes Einkommen haben, wesentlich stärker von Erkrankungen und zeitigem Sterben betroffen sind als jene, die bei diesen Faktoren im obersten Abschnitt zu finden sind. Daher ist es auf jeden Fall sinnvoll, Jugendliche für ein Studium oder eine gute Ausbildung zu begeistern.

Besonders wenn man die Akademikerrate in Österreich näher betrachtet, zeigt diese, dass hier im internationalen Vergleich eine Steigerung notwendig ist. Dabei zeigt sich wieder die oben genannte Theorie, denn ob Jugendliche in Österreich studieren, hängt stark von ihrer sozialen und ökonomischen Herkunft ab. 36

Diskriminierung am Arbeitsplatz und im Bildungsweg beeinflussen den Arbeitsmarkt noch im- mer. Diese erfolgen auf Grund ethnischer Herkunft oder wegen des Geschlechts. Obwohl es mittlerweile nationale und europäische Richtlinien und Gesetze gegen Diskriminierung gibt, ist dies oft noch schwer zu kontrollieren. Diskriminierung findet bei Einstellungsentscheidungen

35 vgl. Becker, Irene; Hauser, Richard: Soziale Gerechtigkeit - ein magisches Viereck: Zieldimensionen, 2009, S.

29

36 vgl. Kurt Grünewald, Hochschulzugang und soziale Gerechtigkeit, in Jugend und soziale Gerechtigkeit, Hg.

Pojer Klaus, 2008, S. 151-152

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19

oder Beförderungen statt, dies bringt eine Chancenungleichheit für Menschen mit anderer eth- nischer Herkunft bzw. zwischen Mann und Frau, wegen Behinderung, Religion usw. 37

Vor allem Jugendliche mit Migrationshintergrund müssen hier bereits in der Schule mit Be- nachteiligungen rechnen, besonders dann, wenn sie keine sprachliche Vorbereitung für den Ein- stieg in die Schule bekommen haben. Generell kann jedoch behauptet werden, dass in österrei- chischen Pflichtschulen den Kindern und ihrer Mehrsprachigkeit sehr offen und positiv entge- gengekommen wird. Dies bezieht sich jedoch nur auf Pflichtschulen, Probleme, die sich in den letzten Jahren an Schulen ergeben haben, betrafen oft Jugendliche, die bereits in höhere Schulen eingestiegen sind. Hier wurde durch integrative Maßnahmen von Seiten der Schule dafür ge- sorgt, dass auch diese Schüler dem Unterricht folgen können und als Teil der Klasse anerkannt werden, um auch diesen Schülern eine angemessene Möglichkeit auf Bildung zu bieten. Sprach- förderung bleibt damit eine wichtige Ressource, die wir benötigen, um diese Schüler zu integ- rieren. Dass diese Maßnahmen mit hohen Kosten verbunden sind und nicht in ein bis zwei Jahren erledigt sind, sollte den dafür verantwortlichen Personen bewusst sein. Es ist wichtig, dass auch an der Ausbildung der Lehrenden gearbeitet wird und diese den gesellschaftlichen Gegebenheiten angepasst und adaptiert wird. Denn eine große Diversität innerhalb einer Schule und damit auch in den Klassen führt bei Lehrenden oft zur Überforderung. Schüler mit Migra- tionshintergrund dürfen den Deutschunterricht in der Schule nicht nur als Mittel zum Zweck sehen, sondern müssen mit Hilfe von geeigneten Kursen und Förderungen sowie eigenem En- gagement Deutsch als eigenständige Sprache erlernen. Nur so kann es hier zu Gerechtigkeit am Bildungsweg kommen. 38

Die Chancenungleichheit zwischen Mann und Frau lässt sich auf die starke Rollenverteilung zwischen Frau und Mann im Berufsleben zurückführen. Hier ist vor allem die Rolle in der Fa- milie zu berücksichtigen. Da Frauen, früher oder später, wegen der familiären Situation eine Unterbrechung oder eine Reduktion ihrer Einkünfte erfahren müssen, kommt es hier zu einer klaren Ungerechtigkeit. Um dies für Frauen und auch Männer zu verbessern, muss der Staat indirekt entgegenwirken. Das Zusammenspiel von Familie und Beruf bedarf einer wesentlichen Verbesserung. Dies ist leider nur über einen längeren Zeitraum zu realisieren, da es auch zu

37 vgl. Becker, Irene; Hauser, Richard: Soziale Gerechtigkeit - ein magisches Viereck: Zieldimensionen, 2009, S.

29

38 vgl. Mayer, Werner: Migration und Bildung, in Jugend und soziale Gerechtigkeit, Hg. Pojer Klaus, 2008, S.

161-166

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20

einem geschlechterspezifischen Umdenken kommen muss. Die Folge davon wäre, dass auch Männer öfter bei ihren Kindern zu Hause bleiben und sich um den Haushalt kümmern. 39

Diese Rollenverteilung bei Jugendlichen lässt sich vor allem bei der Berufswahl deutlich er- kennen. Technische Berufe gelten für Frauen noch immer als Seltenheit und werden von der Gesellschaft oft skeptisch betrachtet. Dies beginnt bereits im kindlichen Alter, in dem Buben fast automatisch mit technischen Geräten wie Lego Technik oder Autos spielen. Frauen, die ein Interesse für technische Studien oder Berufe haben, werden oft als Außenseiterinnen skizziert.

Permanenter Druck durch männliche Kollegen und der ständige Zweifel an der Kompetenz sind die Folge. Daher ist es wichtig hier neue Rahmenbedingungen zu schaffen, in denen Frauen ihre Talente und ihr Interesse für technische Berufe angemessen verfolgen und durchsetzen können. Auch hier bedarf es einer politischen Steuerung, die technische Berufe für Frauen at- traktiver macht. 40

Als letzter Punkt der Chancengerechtigkeit wird der Aspekt der ungleichen Vermögensvertei- lung skizziert. Natürlich ist es für Jugendliche einfacher, eine Zukunft zu planen bzw. einen Bildungsweg einzuschlagen, wenn Gewissheit über einen finanziellen und ökonomischen Rückhalt gegeben ist. Dies wirkt sich auf den Wohnraum aus, aber auch auf die individuelle Lebensgestaltung, die hier einen höheren Standard zulässt. Der Staat kann diesem Ungleichge- wicht durch diverse Steuern oder Förderungen entgegenwirken, diese ganz zu kompensieren ist aber nicht möglich. Soziale Gerechtigkeit durch Chancengleichheit herzustellen, klingt uto- pisch und bleibt es leider auch, da diese nur teilweise realisierbar ist. Wichtig ist es, den Ar- beitsmarkt für alle Menschen offen zu halten, da die Erwerbstätigkeit für jeden Grundstein für ein Leben in Wohlstand ist. Der Staat muss hier mit Arbeitsprojekten und Beschäftigungspro- grammen Chancengerechtigkeit fördern versuchen. 41

39 vgl. Becker, Irene; Hauser, Richard: Soziale Gerechtigkeit - ein magisches Viereck: Zieldimensionen, 2009, S.

30

40 vgl. Peinhaupt, Gertrude: Frauen und Technik, in Jugend und soziale Gerechtigkeit, Hg. Pojer Klaus, 2008, S.

197-200

41 vgl. Becker, Irene; Hauser, Richard: Soziale Gerechtigkeit - ein magisches Viereck: Zieldimensionen, 2009, S.

30-31

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21

3.1.3 Leistungsgerechtigkeit

Die bei der Chancengerechtigkeit geforderte Gleichheit findet in der Leistungsgerechtigkeit ih- ren Gegenspieler. Denn sie ist ausgerichtet auf ungleiche Fähigkeiten und Leistungen sowie eine ungleiche Ausgangslage. Bei der Leistungsgerechtigkeit wird die Gleichbehandlung for- ciert. Dies zeigt sich auch in dem traditionellen Slogan „Gleiche Arbeit für gleichen Lohn!“

Denn jeder Mensch leistet in seinem Beruf etwas Anderes, hat eine andere Aufgabe und damit verbunden auch eine minder bis große Verantwortung, die er tragen muss. Einkommensunter- schiede zwischen den jeweiligen Leistungen sind daher mehr oder weniger gerecht und sollen so zu einem Anreiz führen, dass mehr Verantwortung und mehr Leistungseinsatz auch dement- sprechend entlohnt werden.

Das Ziel der Leistungsgerechtigkeit ist schwer zu konkretisieren, da es fast unmöglich erscheint individuelle Leistungen und deren gerechte Entlohnung festzulegen. Vor allem die Bewertung der erbrachten Leistung und deren Quantifizierbarkeit, um auf einen einheitlichen Schlüssel zu kommen, der so einen Anhaltspunkt geben kann, wie viel die jeweilige Leistung wert ist, ist schwierig. Diese Informationen stehen den Jugendlichen zur Verfügung und können bei der Berufsauswahl eine entscheidende Rolle spielen. 42

Besonders schwer ist es an Leistungsgerechtigkeit zu denken, wenn man die unglaublichen Differenzen in der heutigen Gesellschaft berücksichtigt. Ob in Sport, Politik, Film, Musik oder Wirtschaft, in all diesen Sparten gibt es horrende Unterschiede bezüglich des Einkommens. Im Sommer 2019 wechselte Marko Arnautovic von West Ham nach China zum Fußballclub in Schanghai. Auf die Ablösesumme von ca. 25 Millionen Euro möchte ich nicht eingehen, da es nur schwer nachvollziehbar ist, dass ein Mensch so viel wert sein kann. Sein Einkommen lässt hier in Bezug auf die Leistungsgerechtigkeit viel Diskussionsbedarf aufkommen, denn bei ihm wird von einem Wochengehalt von 200.000 Euro ausgegangen. 43 Dies soll nur ein kleines Beispiel sein, den enormen Rahmen der Leistungsgerechtigkeit etwas näher zu bringen.

42 vgl. Becker, Irene; Hauser, Richard: Soziale Gerechtigkeit - ein magisches Viereck: Zieldimensionen, 2009, S.

31-32

43 https://www.spox.com/at/sport/fussball/international/england/1907/Artikel/so-viel-casht-marko-arnautovic- bei-shanhgai-sipg-ab.html

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22

Am Ende wird die Leistungsgerechtigkeit vom Markt und der ökonomischen Leistung, die da- hintersteckt, festgelegt. Dies fordert wiederum den Staat auf, hier Monopole oder Täuschungen zu verhindern und so eine soziale Marktwirtschaft zu schaffen. Durch gesetzliche Festlegungen in Arbeitsverträgen und anderen Maßnahmen, wie Schutz des Eigentums, wird versucht Ge-

rechtigkeit herzustellen.

Eine leistungsgerechte Arbeitswelt bleibt aber im Endeffekt sehr problematisch, da Leistung nur schwer einheitlich bewertet werden kann. 44

3.1.4 Bedarfsgerechtigkeit

Der für die soziale Gerechtigkeit bedeutende dritte Teil ist die Bedarfsgerechtigkeit.

Durch diese wird, vereinfacht gesagt versucht mit finanziellen Mitteln des Staates Angebote zu schaffen, dass auch Menschen, die teilweise oder stark eingeschränkt sind, alles Notwendige für ein angemessenes und lebenswertes Leben haben. Ein Beispiel ist hier die Sozialversiche- rung, die es möglich macht, dass jeder Mensch in Österreich Zugang zu medizinischer Versor- gung hat. Noch viel wichtiger bei unserem Sozialversicherungssystem ist aber die Absicherung, die Menschen erhalten, die durch Krankheit oder einen Unfall pflegebedürftig sind und Ausga- ben zu leisten haben die weit über das Normale hinausgehen. Dies gilt darüber hinaus für Bür- gerinnen und Bürger, die keine Arbeit haben, oder Erwerbstätige, die nur einen Mindestlohn beziehen, mit dem die Grundbedürfnisse nicht adäquat abgedeckt werden können. In diesen Situationen ist es notwendig, dass der Staat durch finanzielle Interventionen den Bedarf dieser Menschen deckt, damit die Bedarfsgerechtigkeit nicht verletzt wird. Dieser Grundsatz, dass der Mensch, wenn er es nicht mehr allein schafft, genug für Essen oder medizinische Versorgung zu erhalten, von der Gesellschaft getragen wird, ist in unserer Verfassung niedergeschrieben.

Denn wenn nicht mehr genug für diese lebenserhaltenden Ressourcen aufgebracht werden kann, ist die Würde des Menschen in Gefahr. Dieser Artikel richtet sich hier nicht nur auf die Be- darfsgerechtigkeit, sondern auch auf die davor besprochenen Teilbereiche der sozialen Gerech- tigkeit. Dieser Artikel 2 aus dem Visions-Verfassungsgesetz 201145 lautet folgendermaßen:

„Die Würde des Menschen ist unantastbar. Alle Menschen sind gleich, unabhängig von Ge- schlecht, der Hautfarbe, der ethnischen oder sozialen Herkunft, der genetischen Merkmale, der

44 vgl. Becker, Irene; Hauser, Richard: Soziale Gerechtigkeit - ein magisches Viereck: Zieldimensionen, 2009, S.

32

45 http://www.polipedia.at/tiki-index.php?page=Die+%C3%B6sterreichische+Verfassung%3A+Visions- Verfassungsgesetz+2011

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Sprache, der Religion oder der Weltanschauung, der politischen oder sonstigen Anschauung, der Zugehörigkeit zu einer nationalen Minderheit, des Vermögens, einer Behinderung, des Al- ters oder der sexuellen Ausrichtung.“

Was hier besonders hervorsticht ist die Würde des Menschen, egal was passiert, egal welche Leistungen oder Fähigkeiten der Mensch in die Gesellschaft mit einbringt. Vor dem Gesetz ist jeder Mensch gleich und hat das Recht auf ein angemessenes Leben. Dieser Leitsatz ist auch im Christentum von großer Bedeutung. Dazu mehr im Kapitel 4 mit dem Thema Menschen- rechte. Daher besteht die Notwendigkeit einer Bedarfsgerechtigkeit, wenn auch nur zu einem Minimum, damit das soziokulturelle Existenzminimum gedeckt wird. Diese Unterstützung des Staates macht nicht reich und lässt auch keinen finanziellen Spielraum zu. Diese in Österreich genannte Mindestsicherung steht oft zur Diskussion, bezüglich der angemessenen Höhe. Auch über das Wie der Unterstützung herrscht oft Unklarheit, da ein Ziel darin besteht, einen Leis- tungsanreiz zu schaffen. 46

Diese drei Teilbereiche haben gezeigt, welche Faktoren bei sozialer Gerechtigkeit mitwirken.

Dabei zeigt sich ein schier unlösbares Problem, denn gleiche Vorrausetzungen und Möglich- keiten scheinen außer Reichweite. Nur der Staat kann hier mit Unterstützung der Verfassung, für ein Gleichgewicht sorgen, damit die sogenannte „Schere“ in Österreich nicht weiter ausei- nander geht. Für einen sozialen und für einen Staat, der sich an christlichen Werten orientiert, muss es das Ziel sein, dass kein Mensch auf Grund von Behinderung oder Krankheit existenzi- elle Sorgen hat. Nur so können wir auch in vielen Jahren zurückblicken und sagen, dass der Mensch nie seine Würde verloren hat.

46 vgl. Becker, Irene; Hauser, Richard: Soziale Gerechtigkeit - ein magisches Viereck: Zieldimensionen, 2009, S.

35-36

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24

3.1.5 Generationengerechtigkeit

Da bei den oben genannten Teilbereichen immer nur eine Generation berücksichtigt wurde, lohnt sich nun noch ein Blick auf die Generationengerechtigkeit. Auch heute leben meist drei Generationen nebeneinander. Oma und Opa, Mama und Papa, und deren Kinder. Damit werden auch drei verschiedene Lebensphasen bedient, die Großeltern, die sich bereits im hohen Alter befinden und bereits Pension beziehen und die Arbeitswelt hinter sich gelassen haben, die El- tern, welche sich in der mittleren Lebensphase befinden und daher auch mitten im Berufsleben stehen. Und zu guter Letzt die Jugendlichen, die ihre Zeit gerade in der Schule oder in einer Lehre verbringen und auf ihrem Ausbildungsweg den Start ins Berufsleben forcieren. Pro Ge- neration rechnet man mit ca. 25 Jahren, diese verschiedenen Generationen werden sich daher in den nächsten Jahren verschieben. Die Jungen werden zur mittleren Generation, die mitten im Berufsleben stehende Generation wird zur alten und verabschiedet sich ins Pensionsleben. An- statt der alten Generation entsteht eine neue junge Generation.

Zwischen diesen Generationen herrscht ein reges Wechselspiel an Transfers diverser Güter.

Dies können dauerhafte oder einmalige Übertragungen zwischen den Generationen sein. Wich- tig hierbei ist, dass für diese Transfers zwischen den jeweiligen Parteien keine unmittelbare Gegenleistung verlangt wird. Was natürlich klar ist, denn die junge Generation hat noch nicht die Mittel dazu diese Leistung auszugleichen. Die mittlere Generation ist dabei entscheidend, denn sie finanziert mit ihren Steuerabgaben den größten Teil des Sozialtopfs. Junge Generatio- nen profitieren durch Bildung oder verschiedene Jugendförderungen. Die ältere Generation pro- fitiert, da die Elterngeneration den Großteil der Pensionsmittel aufbringt. Die mittlere Genera- tion hat am meisten aufzubringen, sie wird aber in dieser Phase des Lebens oft mit Erbschaften unterstützt. Daraus gibt sich das Wechselspiel zwischen den Generationen, wichtig ist hier die Gerechtigkeit, die bei den Transfers zwischen den Generationen wie auch dem Staat zu beach- ten ist. 47

47 vgl. Becker, Irene; Hauser, Richard: Soziale Gerechtigkeit - ein magisches Viereck: Zieldimensionen, 2009, S.

40-42

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ABBILDUNG 1:STRÖME GENERATIONENGERECHTIGKEIT 48

In dieser Abbildung sieht man wie Geld bzw. auch das Erbe zwischen den Generationen trans- feriert wird, und die Rolle des Staats, als Steuerempfänger wie auch als Unterstützer für die mittlere und ältere Generation. Vor allem für alte Menschen ist ein gerechtes Pensionssystem überlebenswichtig, mittlere Generationen profitieren hier durch Familienbeihilfen oder andere Steuerentlastungen. Daher sind hier die drei obengenannten Teilbereiche Chancengerechtig- keit, Leistungsgerechtigkeit und Bedarfsgerechtigkeit zu berücksichtigen.

Wichtig ist ein gerechter Verteilungsschlüssel bei der Umverteilung der finanziellen Mittel, denn die mittlere Generation arbeitet für Jung und Alt. Dabei darf die Bedarfsgerechtigkeit nie außer Acht gelassen werden, da sie für die Sicherung der Mindestexistenzverhältnisse von Be- deutung ist. Ein weiterer spannender Blick lässt sich auf die Gerechtigkeit zwischen den Gene- rationen in Bezug auf Chancengerechtigkeit in der Jugend werfen aber auch auf die Nachhal- tigkeit, die besonders in Zeiten des Klimawandels in die Mitte der Aufmerksamkeit rückt. Die Bildungswege und Ausbildungen für die ältere Generation unterscheiden sich von der derzeiti- gen Situation Jugendlicher immens. Auch die Leistungsgerechtigkeit kann hier zur Hilfe gezo- gen werden. Wenn sich die alte Generation ein Vermögen aufbaut und auch die nötige Leistung dafür bringt, wäre es nicht gerecht, wenn die mittlere Generation auf Kosten der Erbschaften

48 vgl. Becker, Irene; Hauser, Richard: Soziale Gerechtigkeit - ein magisches Viereck: Zieldimensionen, 2009, S.

42

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und der finanziellen Unterstützung dieser Generation lebt und diesen ökonomischen Status nicht erweitern versucht. 49

Hauser und Becker formulieren hier einige wichtige qualitative Elemente, die eine Generatio- nengerechtigkeit enthalten muss:

a) „eine Mehrung des technischen und organisatorischen Wissens“

b) „die Aufrechterhaltung der demokratischen Institutionen, des Rechtsstaats, der Wirt- schafts- und Sozialordnung sowie der Solidarität der Gesellschaftsmitglieder“

c) „die Erhaltung des Umweltvermögens“50

Für Jugendliche im 21. Jahrhundert ist in Bezug auf die Generationengerechtigkeit vor allem das Pensionssystem ein viel diskutiertes Thema. Viele zweifeln daran, dass dieses System auch in vierzig bis fünfzig Jahren noch so funktioniert, wie wir es derzeit in Österreich vorfinden.

Dies liegt vor allem an den Prognosen für die nächsten Jahrzehnte, die einen Anstieg der Pen- sionsbezieher und im gleichen Zug eine Abnahme der Geburten sowie der Menschen, die er- werbsfähig sind, prognostiziert. Skepsis und Angst machen sich dadurch bei den Jugendlichen breit, da von Kürzungen und einem Anheben des Pensionsalters die Rede ist. Für viele Jugend- liche scheint der Sinn des Sozialstaates nicht immer klar, daher ist es wichtig den Jugendlichen ein Modell und eine Absicherung zu präsentieren, die auch in der Zukunft realistisch ist. Lu- xuspensionen alter Bankmitarbeiter oder Ex-Politiker unterstreichen hier die Notwendigkeit ei- ner Veränderung. Die Gerechtigkeit zwischen den Generationen ist gefragt und benötigt ein Entgegenkommen aller Generationen. Dadurch kann unser gewohnter Wohlstand aufrecht- erhalten werden, und das nicht nur für die nächste Generation. 51

Für mich wird hier klar, dass viele Probleme, die Entwicklung und Globalisierung mit sich bringen, nur dann gelöst werden können, wenn wir, damit ist die Gesellschaft innerhalb eines Staates gemeint, zusammenhalten und jeder seinen Beitrag dazu leistet. Gerechtigkeit ist dabei in allen Bereichen des Zusammenlebens von großer Bedeutung.

Daher möchte ich in meinem nächsten Kapitel das Thema Gemeinwohl bearbeiten.

49 vgl. Becker, Irene; Hauser, Richard: Soziale Gerechtigkeit - ein magisches Viereck: Zieldimensionen, 2009, S.

43-44

50 vgl. Becker, Irene; Hauser, Richard: Soziale Gerechtigkeit - ein magisches Viereck: Zieldimensionen, 2009, S.

46

51 vgl. Schützenhöfer, Hermann: Sozialsystem und Generationengerechtigkeit, in Jugend und soziale Gerechtigkeit, Hg. Pojer Klaus, 2008, S. 225-226

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27

3.2 Gemeinwohl

Das allgemeine Wohl, wie man Gemeinwohl vereinfacht ausdrücken kann, ist als Wert schon immer Teil der Gesellschaftslehre.

Jost Herbigs zeigt in seinem Buch „Am Anfang war das Wort – Die Evolution des Menschli- chen“ ein neues Verständnis der Evolution auf. Die Entstehung der Natur und aller Lebewesen, bis hin zum Menschen war und ist das Ergebnis eines Zusammenspiels, Kommunikation zwi- schen allen und jedem, sowie Kooperation für das Wohl der Gemeinschaft sind die Schlüssel- punkte unseres Entstehens. Wichtig dabei ist die konsequente und fortdauernde Entwicklung des Wohles des Einzelnen. 52

Um den Begriff Gemeinwohl genauer zu bestimmen, bedarf es einer Differenzierung zwischen den Begriffen Gemeinwohl und Gemeinsinn, denn es sind zwei Konzepte, die sich immer wie- der aufeinander beziehen. Während das Gemeinwohl ein festgelegter Anhaltspunkt in einer Ge- sellschaft für richtiges bzw. soziales Verhalten ist, ist der Gemeinsinn noch enger auf das Ver- halten des einzelnen Menschen ausgerichtet. Denn niemand kann den Menschen zwingen nach einem gewissen Ideal, das für das Wohl der Allgemeinheit von Bedeutung, ist zu handeln. Die Bereitschaft und der Wille für ein soziales Miteinander sind wichtig.

Dabei stellt sich die Frage, ob Gemeinwohl in unserer heutigen pluralistischen Gesellschaft überhaupt noch möglich ist.

Denn vorbei sind die Zeiten, in denen die Kirche oder andere große Institutionen über großen Einfluss verfügen und so definieren, was denn als Gemeinwohl zu verstehen ist. Daher versu- chen immer mehr Menschen festzulegen, was ihre Vorstelllungen des Gemeinwohls ausmachen und so zum Wohl der Allgemeinheit führen. In Politik und Wirtschaft wird dadurch versucht einzelne Menschen von Ideen und Ideologien zu überzeugen. 53

Daraus ergibt sich die Frage, welche Fähigkeiten und Einstellungen benötigt werden, um das Gemeinwohl zu stärken. Ist es wie oben genannt eine Ideologie, die für die Allgemeinheit zum Wohl führt, oder benötigen wir doch etwas Anderes, um unser Gemeinwohl zu erhalten und zu stärken. Zwei Begriffe der katholischen Soziallehre scheinen hier grundlegend für unser Wohl zu sein. Solidarität und Nächstenliebe, zwei Grundwerte der christlichen Lehre, die das Wohl der Gemeinschaft fördern und entscheidend voranbringen. Es sind auch zwei Werte, die bei

52 vgl. Alt, Franz; Spiegel, Peter: Gerechtigkeit - Zukunft für alle - die Grundsatzerklärung, 2017, S.178

53 vgl. Münkler, Herfried; Fischer, Karsten: Rhetoriken des Gemeinwohls und Probleme des Gemeinsinns, in Gemeinwohl und Gemeinsinn, Herausg Münkler, Fischer, 2015, S.9

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Jugendlichen oft in den Hintergrund rücken. Zuwanderung und soziale Medien tragen dazu bei, dass diese beiden zwischenmenschlichen Werte immer schwerer zu verstehen bzw. nachzuvoll- ziehen sind. Denn es fehlt am Gemeinschaftsgefühl. War dieser gemeinsame Nenner in den 1950er Jahren noch die Kirche, so ist es jetzt, im 21. Jahrhundert schwer, hier eine Gemein- samkeit zu finden die alle Menschen miteinander verbindet. Denn Gemeinschaft soll ein Gefühl des Miteinanders verbreiten, daraus entwickelt sich Geborgenheit und Verständnis für den Nächsten. Es ist also ein Zusammenleben in Vertrauen, oft von Geburt an, aber auch im späteren Leben. Leben mit Menschen die die gleichen Vorstellungen und Einstellungen haben. Dass Solidarität und Nächstenliebe in diesen Kreisen wesentlich leichter zu realisieren sind liegt auf der Hand. 54

Wir müssen zurück auf eine Basis in der Solidarität und Nächstenliebe gelebt werden, ansons- ten gerät die Würde des Menschen in der Gemeinschaft in Gefahr.

Solidarität spielt dabei eine wichtige Rolle, denn sie hat eine immense Bedeutung nicht nur für die katholische Soziallehre, sondern auch für das Handeln der Menschen untereinander. Denn als einzelner Mensch kann sie nicht ausgeübt werden. Eine auf christlichen Werten bauende Gesellschaft ist ohne Solidarität nicht möglich. Schon Jesus betonte die Gemeinschaft in den Gemeinden und in den kleinsten Gemeinschaften. Hier wird diese Solidarität in die Praxis um- geformt und wird als Nächstenliebe zu den Mitmenschen transferiert. Da es diese solidarischen Zusammenschlüsse in heutiger Zeit immer weniger gibt, steigt die Sorge, dass es in der Zukunft zu einer egoistischen Gesellschaft kommt, in denen das Gegenteil passiert. Nicht wie in der katholischen Soziallehre verkörpert, dass der Stärkere dem Schwachen hilft, und das auch noch als Erfüllung und Bestätigung seiner selbst sieht, sondern, dass Einkommensschwache oder Menschen mit Lebenskrisen, von der Gesellschaft vernachlässigt werden und im Sog der Plu- ralität und Bedeutungslosigkeit verschwinden. Dies ist auch darauf zurück zu führen, dass im- mer weniger Menschen sich mit dem Christentum identifizieren können. 55

Um dieses Gemeinwohl zu erhalten, braucht es auch Prinzipien und Gesetzmäßigkeiten die als Orientierungspunkt dafür gelten. Im nächsten Kapitel werde ich daher auf ein Prinzip eingehen, das tragend für den Erhalt unseres Sozial bzw. Wohlfahrtsstaats ist.

54 vgl. Horster, Detlef: Jürgen Habermas und der Papst, 2006, S.16

55 vgl. Tancsiti, Walter: Solidarität – Die künftige Grundlage des gesellschaftlichen Zusammenhalts? in Was bleibt an sozialer Gerechtigkeit, Hg. Tschirf, Wohnout, Klein, 2000, S.93-94

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3.3 Subsidiarität

Für Laien ist dieses Wort wahrscheinlich ein Fremdwort, doch hat diese Subsidiarität und das gesellschaftliche Prinzip, das dahintersteckt, eine sehr wichtige Rolle in unserer Gesellschaft.

Der Begriff kommt aus dem Lateinischen und hat die Bedeutung Hilfe, im Kontext des Subsi- diaritätsprinzips wird der Begriff oft als Hilfestellung verstanden. Es ist ein Terminus, der in der Sozialpolitik nicht wegzudenken ist, denn er steht dafür, dass in unserer Gesellschaft alle Menschen ihren Platz finden und sozial darin integriert werden. 56

Weiter steht das Prinzip dafür, dass übergeordnete Gruppen in einer Gesellschaft erst dann in das der kleineren Gemeinschaften eingreifen, wenn es keinen anderen Ausweg mehr gibt. Ein wichtiger Slogan, der hier entscheidend ist, lautet „Hilfe zur Selbsthilfe“. Das bedeutet, dass es wichtig ist, auch den kleineren Solidargemeinden Verantwortung und Selbstbestimmung zu ge- währen und nicht über sie hinweg Entscheidungen zu treffen. 57

Diese Differenzierung zwischen den Gemeinschaften geht zurück bis zum einzelnen Menschen.

Dass dieses Prinzip für eine funktionierende Gesellschaft, für einen Staat und auch für die ganze Welt von großem Wert ist, versucht die katholische Soziallehre zu vermitteln.

Die katholische Soziallehre geht aus sozialphilosophischer Sicht auf den berühmten Theologen Thomas von Aquin zurück. Er vergleicht das Subsidiaritätsprinzip mit der uns Menschen gege- benen göttlichen Ordnung. Das Zusammenleben, besonders das vernünftige Handeln und Le- ben in Harmonie mit dem Nächsten, bezieht sich im praktischen Sinne auf die Zehn Gebote sowie das Evangelium. Thomas betont hier die Teilhabe an der durch Gott gegebenen Ordnung, die wir auch im Leben mit unseren Mitmenschen beachten sollen. Daher ist für ihn auch klar, dass das Gemeinwohl der Gesellschaft immer über dem Interesse des Einzelnen steht. 58

Schwierig wird es hier eine Grenze zu ziehen, wie weit soll und darf der Staat in die Freiheit des Einzelnen Menschen eingreifen, indem er zum Beispiel ordnend in das Wirtschaftsgesche- hen eingreift und so versucht, ein Gleichgewicht zu schaffen. Andererseits stellt sich die Frage, welche öffentlichen Einrichtungen und Eigentümer vom Staat notwendig sind und gebraucht

56 vgl. Mayer, Cornelia: Solidarität auf Österreichisch: Es darf ein bisserl mehr sein! In was bleibt an sozialer Gerechtigkeit? Hg. Tschirf,Wohnout, Klein, 2000, S. 126

57 vgl. Waschkuhn, Arno: Was ist Subsidiarität? 1995, S.9

58 vgl. Waschkuhn, Arno: Was ist Subsidiarität? 1995, S.19-20

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werden, um das Gemeinwohl zu fördern. Johannes XXIII. versucht die Soziallehre, die auch seine Vorgänger mitbestimmt haben, zusammenzuführen, indem er eine Brücke baut, zwischen dem einzelnen Menschen, seiner Freiheit und den Anforderungen des Gemeinwohls. 59

Auch Johannes Paul II. und Benedikt XVI. kritisieren die Rolle und Ausführungen der Staaten.

Denn beide sind der Meinung, dass der Staat nicht nach dem Subsidiaritätsprinzip handelt, son- dern einen oder mehrere Schritte zu weit geht und versucht den Menschen in seinem Tun ein- zuschränken, nur um soziale Gerechtigkeit herbei zu führen. Der Sozial bzw. Wohlfahrtsstaat entwickelt sich unter ihrer Kritik zu einem Versorgungsstaat, der dem Menschen die Energie nimmt. 60 Papst Pius XI. fasst dies in eigenen Worten treffend zusammen:

„Das, was der Einzelmensch aus eigner Initiative und mit seinen eigenen Kräften leisten kann, darf ihm nicht entzogen und der Gesellschaftstätigkeit zugewiesen werden. Das, was kleinere Gemeinschaften selber zu leisten imstande sind, soll ihnen nicht von übergeordneten Gemein- schaften, zum Beispiel vom Staat, abgenommen werden.“ 61

Grundsätzlich kann man sagen, dass der Mensch nicht zum Leben als einzelne Person auf der Welt geschaffen wurde. Trotzdem muss der Mensch seinen eigenen Weg gehen, durch seinen eigenen Einsatz Leistungen erbringen, die ihn in seinem Selbst weiterbringen und er sich so weiterentwickeln kann. Denn was der Mensch aus sich selbst heraus schaffen kann darf ihm nicht weggenommen werden. So zieht sich dieses Schema weiter über kleine soziale Gemein- schaften bis zu den übergeordneten Institutionen. Betont wird hier die Selbsthilfe, die prolon- giert wird, bis sie nicht mehr möglich ist, erst dann soll es zu einer Fremdhilfe aus einer höheren oder stärkeren Schicht kommen. 62

Wie hier bereits klar wird, lässt der Subsidiaritätsbegriff viele verschiedene Auffassungen be- züglich der Interpretation zu. Vor allem inhaltlich lässt der Begriff viele verschiedenen Ansätze zu. Was jedoch bei den meisten Auffassungen berücksichtigt wird, ist die Eigenverantwortung in möglichst uneingeschränkter Freiheit des einzelnen Menschen in seinem Handeln in der Ge- sellschaft. Dies passt auch zur Entwicklung des 21. Jahrhunderts in der das liberale und das

59 vgl. Kistner, Peter: Das göttliche Recht und die Kirchenverfassung 2, Subsidiarität als Reformgebot, 2010, S.77

60 vgl. Nothelle- Wildfeuer, Ursula: Christliche Sozialethik und soziale Marktwirtschaft, in Christliches Handeln in Verantwortung für die Welt, Hg. Clauß Peter Sajak, 2000, S.205

61 Pius X1.: Quadragesimo anno. Citta del Vaticano 1931, Nr79

62 vgl. Waschkuhn, Arno: Was ist Subsidiarität? 1995, S.29

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