• Keine Ergebnisse gefunden

Tag des offenen Denkmals 2004 am Sonntag, 12. September 2004 hier: Eröffnungsveranstaltung

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Tag des offenen Denkmals 2004 am Sonntag, 12. September 2004 hier: Eröffnungsveranstaltung"

Copied!
61
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

S t a d t r a t

D I P L . – I N G . U L L R I C H S I E R A U Planungsdezernent der Stadt Dortmund

d

Südwall 2 - 4 l44137 Dortmund l Telefon (0231) 50-22035 und 50-22055 lTelefax (0231) 50-24150 lStadtbahnhaltestelle Stadtgarten

An die Mitglieder des Ausschusses für

Umwelt, Stadtgestaltung und Wohnen

Tag des offenen Denkmals 2004 am Sonntag, 12. September 2004 hier: Eröffnungsveranstaltung

Sehr geehrte Damen und Herren,

hiermit gebe ich Ihnen die Broschüre zum diesjährigen Tag des offenen Denkmals am Sonntag, 12.

September 2004 zur Kenntnis.

Genau 10 Jahre ist es her, dass sich die Stadt Dortmund zum ersten Mal am Tag des offenen Denkmals beteiligt hat. In diesem Jahr steht der Denkmaltag ganz im Zeichen der Archäologie.

Unter dem Motto „Eine Etage tiefer“ werden Bodendenkmäler und laufende Ausgrabungen zugänglich gemacht, um der interessierten Bevölkerung einen Blick unter die Grasnabe zu ermöglichen. Das detaillierte Programm können Sie der beiliegenden Broschüre entnehmen.

Es würde mich freuen, wenn Sie – angeregt durch das Programm – die eine oder andere Veranstaltung trotz Ihrer vielfältigen Verpflichtungen besuchen können.

Mit freundlichen Grüßen

Ullrich Sierau

Anlage

(2)

12. September 2004

TAG DES OFFENEN DENKMALS Eine Etage tiefer – Ar chäologie

(3)

Unternehmen derS Finanzgruppe

Ein Blick in Ihre Zukunft.

Mit der Sparkassen-Altersvorsorge.

Dortmund Sparkasse

Mit unseren Angeboten zur privaten und betrieblichen Altersversor- gung können Sie sich unbeschwert auf morgen freuen. Dafür sorgt Ihr maßgeschneiderter Vorsorgeplan mit starken Renditen für die Zukunft. Mehr dazu in Ihrer Sparkassen-Geschäftsstelle oder unter www.sparkasse.de. Wenn’s um Geld geht – Sparkasse

(4)

Inhalt

5 Grußwort 8 Programm

14 Verkehrsverbindungen Abenteuer Archäologie

16 Archäologische Ausgrabung eines frühmittelalterlichen Gräberfeldes Archäologische Wege durch die Geschichte 18 Zwischen Wachtürmen und Kirchen

Stadtmauer Kuckelketor Adlerturm

26 Adelssitze im Dortmunder Nordosten Haus Wenge

Haus Bönnninghausen Haus Kurl

31 Aplerbecker Kirche

Aplerbeck, ev. Pfarrkirche, ehemals Sankt Georg 34 Syburger Peterskirche und Friedhof

Syburg, ev. Pfarrkirche, ehemals Sankt Peter 37 Hörder Geschichte(n)

Burg Hörde

Auf den Spuren der Industriearchäologie 40 Steinbruch in Schüren

41 Syburger Bergbaulehrpfad 43 Bergbau im Bittermärker Wald

46 Bergbaurelikte und erdgeschichtliche Spuren 46 Spitzkegelhalden und Naturschutzgebiet Hallerey 48 Unbekannte Unterwelt der Zeche Zollern Zusätzliche Programmangebote

50 „Eine Etage himmelwärts“

Die Chorweihe der ehemaligen Dominikanerkirche und heutigen Propstei vor 650 Jahren

52 … heute back ich, morgen brau ich … 53 Das Museum BUV Kleinzeche im

(5)

Titelseite

Ausgrabung des Walzwerkes von Hermann Dietrich Piepenstock von 1840 aus Dortmund Hörde.

Freilegung einer bronzezeitlichen Urne aus Dortmund-Oespel.

(6)

Grußwort

Am 12. September ist zum ersten Mal die Archäologie Thema des Dortmunder Tag des offenen Denkmals. „Eine Etage tiefer“ lautet das Motto, das den Bürgerinnen und Bürgern in diesem Jahr Einsicht unter die Grasnabe gewährt und Bodendenkmäler zeigt, die sonst noch nicht zu besichtigen waren.

Die Bodendenkmalpflege hat für die Dortmunder Stadt- geschichte einen besonderen Stellenwert. Die Besiedlung des Hellwegraumes schon seit der Steinzeit, die Entwick- lung zur einzigen Reichsstadt auf westfälischem Boden mit einer mächtigen Befestigung und zahlreichen Adelshöfen im Stadtgebiet – zu diesen Themen hat die Stadtarchäologie Dortmund schon gewichtige Beiträge liefern können.

Dabei hat sich kaum eine Sparte der historischen Wissen- schaften so sehr der Geschichte der „kleinen Leute“, der Alltagsgeschichte, verschrieben wie die Archäologie. Denn unter der Bodenkrume findet man eben nicht die Perga- menturkunden der Kaiser und Päpste – Archäologen ste- hen vielmehr vor der Frage, was altes Mauerwerk, Kera- mikfragmente, Metall-, Holz-, Glas- oder Knochenfunde über ihre Zeit erzählen können und wie man sie zum Reden bringt. Die sonst so versteckten Bodendenkmäler zum Reden bringen – das ist das Ziel des diesjährigen Tags des offenen Denkmals in Dortmund.

Seinen Ursprung hat der Tag des offenen Denkmals in Frankreich, wo er erstmals 1984 veranstaltet wurde und auf Anhieb so großen Erfolg hatte, dass auch andere euro- päische Länder von der Idee angesteckt wurden. Selbst der Europarat griff den Gedanken auf und rief 1991 die

„European Heritage Days“ ins Leben, die sich seitdem einer ständig wachsenden Beliebtheit erfreuen. Im letzten Jahr beteiligten sich erstmals alle 48 Länder. Europaweit nutzen rund 20 Millionen Menschen – davon allein rund 4 Millio- nen in Deutschland – Jahr für Jahr die Gelegenheit, mehr als 30 000 Denkmäler zu besichtigen. Seit 1993 wird der Tag des offenen Denkmals bundesweit begangen und von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz koordiniert.

Schon seit 10 Jahren nimmt die Stadt Dortmund am Tag des offenen Denkmals teil. So konnten die Dortmunder Bürgerinnen und Bürger bisher Zeugnisse der Industrie- geschichte, Romanische Kirchen, Herrensitze, Siedlungen, historische Wirtshäuser und Verkehrswege, Architektur des frühen 20. Jahrhunderts und die Freizeitkultur unserer Groß- eltern entdecken. Unter dem Motto „Lebenselixier Wasser“

haben sich im vergangenen Jahr rund 15 000 Besucher auf

(7)

Grußwort

Denkmalschutz ebenfalls den Schwerpunkt Wasser als bundesweites Leitthema ausgerufen. Um nicht noch einmal ein ähnliches Programm wie im Vorjahr zu präsentieren, geht die Stadt Dortmund beim diesjährigen Tag des offenen Denkmals ihre eigenen Wege: Es wird die Bodendenkmal- pflege, die bisher hier noch nicht Veranstaltungsthema war, in den Vordergrund gerückt.

Mit den Bodendenkmälern hat es im Denkmalschutzgesetz Nordrhein-Westfalens eine ganz eigene Bewandtnis. Das Gesetz verpflichtet uns zum sorgsamen Umgang mit Geschichtsdenkmälern. Für die Bodendenkmäler bedeutet dies, sie zu erhalten steht an erster Stelle. Ein einmal ergrabenes und wissenschaftlich voll ausgewertetes Boden- denkmal ist durch die Bergung zerstört, da die Kultur- schichten abgegraben, die Funde entnommen, die Mauer- züge zerlegt sind. In aller Regel bleibt von den ausgegra- benen Strukturen nichts übrig.

Bodendenkmalpflege sollte sich daher, wo immer möglich, darauf beschränken, ihre Schutzobjekte unangetastet im Boden zu belassen – nicht nur, damit künftigen Genera- tionen von Archäologen noch genügend Arbeit bleibt, sondern vor allem deswegen, weil sich die Methoden der Archäologie ständig verfeinern.

Die zum Tag des offenen Denkmals ausgewählten Beispiele veranschaulichen, mit welchem Geschichtsreichtum Dortmund aufwarten kann. Lassen Sie sich also einladen zum Tag des offenen Denkmals 2004, lassen Sie sich ent- führen in eine vergangene Welt und spüren Sie selbst den Fragen nach, was uns mit den Menschen früherer Epochen verbindet, was uns von ihnen unterscheidet und was wir aus Gemeinsamkeiten und Gegensätzen lernen können.

Möglich wird der Tag des offenen Denkmals nur durch das große Engagement zahlreicher Helfer und Veranstalter.

Die Stadt Dortmund dankt allen Beteiligten, namentlich dem Aplerbecker Geschichtsverein, dem Verein zur För- derung der Heimatpflege Hörde, dem Heimatverein Lüt- gendortmund, dem Geschichtsarbeitskreis Scharnhorst, dem Museum für Kunst und Kulturgeschichte Dortmund, dem Umweltamt der Stadt Dortmund, dem dortmund.kon- gress.tourismus.service, dem Westfälischen Industriemu- seum/Landschaftsverband Westfalen-Lippe, dem Arbeits- kreis Archäologie und Denkmalpflege des historischen Vereins für Dortmund und die Grafschaft Mark, dem Berg- mann-Unterstützungs-Verein Dortmund-Mengede, dem Förderverein Bergbauhistorischer Stätten Ruhrrevier e. V.,

(8)

dem Förderverein Peterskirche, dem Naturschutzbund Dortmund e. V., der Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur, der Firma Dreier Immobilien, der Dokumentationsstelle für Dortmunder Kirchengeschichte im Katholischen Centrum, den Gemeinden der Bartholo- mäuskirche und der Kirche St. Johannes-Baptista sowie den Firmen, die sich bereit gefunden haben, den Tag des offenen Denkmals mit einer Anzeige in diesem Heft zu unterstützen.

Dipl.-Ing. Ullrich Sierau Stadtrat

(9)

Programm

Sonntag, 12. September 2004 11.00 Uhr Eröffnung

Tag des offenen Denkmals 2004:

„Eine Etage tiefer – Archäologie in Dortmund“

durch Herrn Stadtrat Dipl.-Ing.

Ullrich Sierau auf der Ausgrabung in Dortmund-Asseln, Kahle Hege Abenteuer Archäologie

Ausgrabung eines frühmittelalterlichen Gräberfeldes Ort Dortmund-Asseln, Kahle Hege Treffpunkt Baucontainer am Ende der Straße

Kahle Hege

ab 11.30 Uhr stündlich Führungen mit Erläuterungen zur laufenden archäologischen Ausgra- bung durch Mitarbeiter der Denkmal- behörde Dortmund. Festes Schuhwerk ist unbedingt erforderlich. Wir weisen ausdrücklich auf die beschränkten Park- möglichkeiten hin und empfehlen die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel.

Rahmenprogramm Leben wie in der Vergangenheit

• Kinderprogramm

• Musik und Kleinkunst

• Attraktionen für Jung und Alt Das detaillierte Rahmenprogramm entnehmen Sie bitte der Tagespresse.

Archäologische Wege durch die Geschichte Zwischen Wachtürmen und Kirchen

Ort Dortmund-Innenstadt, Hansastraße 3 Treffpunkt Museum für Kunst und

Kulturgeschichte

12.30, 15.30 Uhr jeweils ca. 2,5 stündiger Rundgang durch die Innenstadt mit Informa- tionen zu den archäologischen High- lights der Dortmunder Stadtgeschich- te durch Mitglieder des Arbeitskreises Archäologie und Denkmalpflege im Historischen Verein für Dortmund und die Grafschaft Mark.

Adelssitze im Dortmunder Nordosten

Ort von Dortmund-Kurl nach Dortmund-Lanstrop

Treffpunkt Kirchplatz der kath. Kirche St.

Johannes-Baptista, Werimboldtstraße

(10)

10.30, 13.30 Uhr jeweils Beginn des historischen Spaziergangs von der kath. Kirche über Haus Kurl und Haus Bönning- hausen durch eine malerische Land- schaft bis zum Haus Wenge in Dort- mund-Lanstrop. Die Tour dauert ca. 1,5 Stunden und endet bei Haus Wenge. Von dort besteht die Mög- lichkeit, entweder mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder zu Fuß über Wald und Wiese zurück nach Haus Kurl zu gelangen. Parkplätze befin- den sich am Bahnhof Kurl. Führungen durch den Geschichtsarbeitskreis Scharnhorst.

Rahmenprogramm Speisen und Getränke im Vereinslokal der Kleingartenanlage „Auf der Lauke“ bei Haus Wenge.

ganztägig findet in Kurl das historische Dorffest

„Gänseköppen“ statt. Um 15 Uhr startet der Reiterzug vom Gelände der kath. Kirche St. Johannes-Baptista.

Aplerbecker Ausstellung und Kirche

Ort Dortmund-Aplerbeck, Aplerbecker Marktplatz 21

Treffpunkt Amtshaus Aplerbeck

11.00 –16.00 Uhr Ausstellung „Eine Zeitreise von der Steinzeit bis ins Mittelalter – Archäo- logische Funde aus dem Stadtbezirk Aplerbeck“. Die in der Ausstellung gezeigten Originale aus verschiedenen Museen und Sammlungen werden zum ersten Mal öffentlich gezeigt.

Führungen durch den Aplerbecker Geschichtsverein.

11.30, 16.00 Uhr jeweils Führungen durch die Ausstellung.

15.00 Uhr Führung an der St. Georgs-Kirche in Aplerbeck, Ruinenstraße 37.

Syburger Peterskirche und Friedhof

Ort Dortmund-Syburg, Syburger Kirchstraße 14

Treffpunkt Kirche St. Peter

12.00 –17.00 Uhr In dieser Zeit ist die Kirche geöffnet.

Nach Bedarf Führungen in der Kirche und über den historischen Friedhof

(11)

Programm

Hörder Geschichte(n)

Ort Dortmund-Hörde, Hörder Burgstraße 17–18 Treffpunkt Hörder Burg

12.30, 15.30 Uhr jeweils Beginn eines Stadtrundgangs durch Hörde mit Besichtigung der Burg, dem Heimatmuseum und der Stiftskirche. Führung durch Mit- glieder des Vereins zur Förderung der Heimatpflege Hörde.

Adelssitze im Dortmunder Nordwesten – Radtour

Ort von Dortmund-Lütgendortmund nach Dortmund-Bodelschwingh

Treffpunkt Haus Dellwig, Dellwiger Straße 130/

Mergelkopfweg 15

10.30–14.00 Uhr In dieser Zeit ist das Heimatmuseum in Haus Dellwig geöffnet. Es können Schautafeln zum Thema

„Ausgrabungen in Lütgendortmund“

des Heimatvereins Lütgendortmund besichtigt werden.

12.30 Uhr Beginn der Radtour. Die ca. 14 km lange Strecke führt von Haus Dellwig über Haus Wischlingen, Haus West- husen bis zum Schloss Bodelschwingh.

Da das Gelände leicht bergig ist, em- pfehlen wir Räder mit Gangschaltung und eine mittlere Kondition. Die Teilnehmerzahl ist auf 50 begrenzt.

Um verbindliche Anmeldung wird gebeten unter der Telefonnummer (0231) 4 77 05 32, Frau Iserloh.

Auf den Spuren der Industriearchäologie Steinbruch Schüren

Ort Dortmund-Schüren, Erlenbachstraße Treffpunkt Tor zum Gelände des Steinbruchs in

der Erlenbachstraße

11.00, 14.30 Uhr jeweils Führungen zur Geschichte und zur Geologie des Steinbruchs durch Mitglieder des Arbeitskreises Archäologie und Denkmalpflege im Historischen Verein für Dortmund und die Grafschaft Mark und dem Umweltamt der Stadt Dortmund.

(12)

Syburger Bergbaulehrpfad

Ort Dortmund-Syburg, Hohensyburgstraße Treffpunkt Parkplatz des Casinos,

Hohensyburgstraße

Ab der Hinweistafel „Ziele in Syburg“

Beschilderung zu den Stollen.

12.00 –16.00 Uhr Führungen nach Bedarf durch Mitglieder des Fördervereins Bergbau- historischer Stätten Ruhrrevier e.V. zu den Spuren des frühen Bergbaus mit Stollenbegehung; robuste Kleidung und Taschenlampe erforderlich!

Zusätzlich wird eine Erlebnisführung angeboten zum Unkostenbeitrag von 7,00 € bzw. 3,50 € ermäßigt, inklusive CD-ROM und Foto.

Bergbau im Bittermärker Wald

Ort Dortmund-Kirchhörde, Kirchhörderstraße 101 Treffpunkt Parkplatz Augustinum

10.00 Uhr Führung zu den Spuren des Bergbaus in der Bittermark durch den

Förderverein Bergbauhistorischer Stätten Ruhrrevier e. V.

Spitzkegelhalden und Naturschutzgebiet Hallerey Ort Dortmund-Dorstfeld,

Straße Hallerey 49–51

Treffpunkt Parkplatz des Reinoldus- und Schiller- Gymnasiums

13.00, 15.00 Uhr jeweils Führungen zu den Spitzkegel- halden und im Naturschutzgebiet durch Mitglieder des Naturschutzbund Dortmund e. V. und der Stiftung Indu- striedenkmalpflege und Geschichts- kultur. Festes Schuhwerk und der Witterung angemessene Kleidung sind erforderlich. Im Anschluss an den ca. 45-minütigen Spaziergang gibt es Informationen über die Arbeit des Naturschutzbund Dortmund e. V. im Tierschutzzentrum.

Rahmenprogramm kühle Getränke Zeche Zollern II/IV

Ort Dortmund-Bövinghausen, Grubenweg 5

(13)

Programm

10.15–17.15 Uhr

(außer 13:15 Uhr) stündlich Führungen zur „Unbe- kannten Unterwelt der Zeche Zollern“.

Dauer 45 Minuten, Gruppen mit max.

12 Personen, z. T. mit Helm und Kopflampe.

Rahmenprogramm 10.00 –19.00 Uhr Umfangreiches Familienprogramm anlässlich des 25-jährigen Jubiläums des Westfäli- schen Industriemuseums mit weiteren Führungen, Mitmachaktionen, Zeit- zeugen, technischen Vorführungen, Dampflok „Anna“, Musik, Theater, Sondershow „Geierabend“.

Eintritt frei!

Zusätzlich zum Hauptprogramm werden an folgenden Orten Besichtigungsmöglichkeiten angeboten:

Bartholomäuskirche

Ort Dortmund-Lütgendortmund, Theresenstraße 1

15.00 –18.00 Uhr In dieser Zeit ist die Kirche geöffnet.

15.30 Uhr Vorstellung der Schuke-Orgel: Klang und Funktion

16.30, 17.30 Uhr jeweils kunstgeschichtliche Führung mit Erklärung der Kirchenfenster durch Mitglieder der ev. Kirchen- gemeinde Lütgendortmund.

Propsteikirche

Ort Dortmund-Innenstadt, Schwarze-Brüder-Straße

„Eine Etage himmelwärts.“ Historie und Gesang zur Chorweihe der ehem.

Dominikanerkirche und heutigen Propstei vor 650 Jahren von der Dokumentationsstelle für Kirchen- geschichte im kath. Centrum.

15.00 Uhr Gesang durch die Schola St. Urbanus, Dortmund-Huckarde, und der Schola der Propsteikirche

16.00 Uhr Gesang durch die Schola GREGORIANA B.U.V. Kleinzeche

Ort Dortmund-Mengede, Barbarastraße 7 Treffpunkt im Torhaus/Museum der B.U.V. Klein-

zeche, dem heutigen Bildungszentrum der Handwerkskammer Dortmund 10.00 –17.00 Uhr Führungen nach Bedarf über das

(14)

Gelände der ehem. Zeche Adolf von Hansemann und ihren Einrichtungen sowie im kleinen Bergbaumuseum durch Mitglieder des Bergmann- Unterstützungs-Vereins Dortmund- Mengede 1884.

Hövel’s Hausbrauerei

Ort Dortmund-Innenstadt, Hoher Wall 5 Treffpunkt Hövels Hausbrauerei

8.00 Uhr … heute back ich, morgen brau ich …, Brauseminar; Die Veranstaltung dauert 5 Stunden und kostet 69 € inkl. Frühstück und Mittagessen.

Eine rechtzeitige Anmeldung beim dortmund.kongress.tourismus.service wird empfohlen, da nur eine be- grenzte Teilnehmerzahl möglich ist:

Tel. (0231) 1 89 99-4 44

Für Fragen zum Programm erreichen Sie die Denkmal- behörde Dortmund von Montag bis Freitag unter den Rufnummern (0231) 50-2 99 77 oder 50-2 55 30.

(15)

Verkehrsverbindungen

Aufgrund der meist eingeschränkten Parkmöglichkeiten wird empfohlen, öffentliche Verkehrsmittel zu benutzen.

Nachfolgend Hinweise zu den Linien und Haltestellen von Bus und Bahn:

Museum für Kunst und Kulturgeschichte

Hansastraße 3, Dortmund Innenstadt-West

Haltestellen: DO-Hauptbahnhof; Kampstraße; Linie 403, 404, U41, U45, U47, U49

Hallerey

Straße Hallerey 49–51, Parkplatz des Reinoldus- und Schiller-Gymnasiums, Dortmund-Dorstfeld

Haltestellen: Poth; Dorstfeld Betriebshof; Linie 403, 404

Kath. Kirche St. Johannes-Baptista

Werimboldtstraße, Dortmund-Kurl

Haltestelle: DO-Kurl Bf; Linie RB41, RE1, RE3, 424, 425 Haltestelle: Kurler Krankenhaus; Linie 439

Ausgrabung eines frühmittelalterlichen Gräberfeldes

Kahle Hege, Dortmund-Asseln

Haltestelle: DO-Asseln Mitte; Linie S4, 439

Haltestelle: Asseln Aplerbecker Straße; Linie 403, 439

Steinbruch Schüren

Erlenbachstraße, Treffpunkt Tor Erlenbachstraße, Dortmund-Aplerbeck

Haltestelle: Erlenbachstraße; Linie 440

Aplerbecker Amtshaus

Aplerbecker Marktplatz 21, Dortmund-Aplerbeck

Haltestelle: Aplerbeck; Linie U47; 420, 422, 431, 438, 439, 440

Hörder Burg

Hörder Burgstraße 17–18, Dortmund-Hörde

Haltestelle: DO-Hörde Bf; Linie RB53, RB59, U41, 427, 430, 432, 433, 434, 439, 441, 442

Haltestelle: Seekante; Linie 427, 430, 439 Haltestelle: Bickefeld; Linie 430, 439, 440,

Ev. Kirche St. Peter

Syburger Kirchstraße 14, Dortmund-Syburg Haltestelle: Syburg; Linie 432, 442, 444, 544

Syburger Bergbaulehrpfad

Hohensyburgstraße, Treffpunkt Parkplatz des Casinos, Dortmund-Syburg

Haltestelle: Syburg; Linie 432, 442, 444, 544 Haltestelle: Syburg Casino; Linie 444, 544

(16)

Bittermärker Wald

Kirchhörder Straße 101, Treffpunkt Parkplatz Augustinum, Dortmund-Kirchhörde

Haltestellen: Augustinum; Olpkebach; Linie 447

Haus Dellwig

Dellwiger Straße 130/Mergelkopfweg 15, Dortmund-Lütgendortmund

Haltestelle: DO-Lütgendortmund Nord; Linie RB43 Haltestellen: Haus Dellwig; Feldgarten; Linie 470

Zeche Zollern II/IV

Grubenweg 5, Dortmund-Lütgendortmund Haltestelle: Industriemuseum Zollern; Linie 462 Haltestelle: DO-Bövinghausen Bf; RB43, 462 Zusätzliche Besichtigungsmöglichkeiten:

Hövel’s Hausbrauerei

Hoher Wall 5, Dortmund Innenstadt-West

Haltestelle: Kampstraße; Linie 403, 404, U41, U45, U47, U49 Haltestelle: Stadtgarten; Linie U41, U42; U45, U46, U47, U49

Kath. Kirche St. Johannes Baptist (Propstei)

Schwarze-Brüder-Straße, Dortmund Innenstadt-West Haltestelle: Kampstraße; Linie 403, 404, U41, U45, U47, U49 Haltestelle: Stadtgarten; Linie U41, U42; U45, U46, U47, U49

Bartholomäuskirche

Theresenstraße 1, Dortmund-Lütgendortmund

Haltestelle: DO-Lütgendortmund; Linie S4, 336, 369, 370, 462, 463, 470

Haltestelle: Theresenstraße; Linie 369, 370, 378, 462, 463, 470

B.U.V. Kleinzeche

Barbarastraße 7, Dortmund-Mengede

Haltestelle: DO-Mengede Bf; Linie RE3, S2, Sb24, 289, 470, 471, 472, 473, 482

(17)

Abenteuer Archäologie

Archäologische Ausgrabung eines frühmittelalterlichen Gräberfeldes

Schon 1999 wurden in Dortmund-Asseln bei einer archäolo- gischen Voruntersuchung, die der Erschließung eines Baugebietes diente, drei frühmittelalterliche Gräber ent- deckt. In ihnen waren ein reich mit Waffen und weiteren Beigaben ausgestatteter Krieger, ein zweiter Krieger und ein Kind beigesetzt.

Diese ersten reichhaltigen Funde ließen weitere Gräber im Umfeld erwarten. So wurde dieses Jahr (im Jahr 2004) mit einer großflächigen archäologischen Untersuchung des Geländes begonnen. Tatsächlich kamen unmittelbar neben dem 1999 entdeckten reichen Kriegergrab nach Abbaggern der Ackerkrume fünf weitere frühmittelalterliche Gräber zu Tage. Auch wenn sich nur wenige Überreste der Körper erhalten hatten, so zeigten die Orientierung der Grabgruben und die Lage der Beigaben, dass man alle Bestattungen mit dem Kopf im Westen beerdigt hatte. So war ihr Blick in die aufgehende Morgensonne gerichtet. Von den neuen Gräbern gehörte eines wohl einem Jugendlichen, der mit einer großen Lanzenspitze in einem ausgehöhlten Baum- stamm (Baumsarg) bestattet war. Im unmittelbar benach- barten Grab lag ein junges Mädchen mit einer Halskette aus schwarzen und gelben Glasperlen und einem Armband aus Glasperlen in allen Farben und Formen. Auf den Beinen hatte man u. a. einen roten Krug und ein kleines Döschen niedergelegt. Eine besondere Überraschung bildete das Grab eines Kleinkindes, das im Alter von höchstens einem Jahr verstorben war. Es trug eine Kette aus 44 Glasperlen, im Bereich der Beine lag ein Anhänger aus verziertem Glas, der eventuell als Amulett diente. Bodenverfärbungen machen es wahrscheinlich, dass das Kleinkind in seinem hölzernen Wiegekorb beigesetzt wurde.

Alle Gräber dieser kleinen Gruppe waren offenbar in ihrer Lage aufeinander bezogen. Nach ihren reichhaltigen Grabbeigaben sind sie kulturell mit den Franken zu verbin- den. Soweit die Beigaben zu datieren sind, stammen sie aus dem 6. und 7. Jahrhundert n. Chr. Viel spricht dafür, in den Bestatteten eine wohlhabende Familie zu sehen, deren Mitglieder innerhalb eines relativ kurzen Zeitraums von ein bis zwei Generationen von den Hinterbliebenen mit großer Sorgfalt bestattet wurden.

Abseits dieser kleinen Gräbergruppe wurde das Grab eines Pferdes aufgedeckt, dessen Kopf nach Norden zeigte. Man wird davon ausgehen können, dass dieses Tier getötet und

(18)

bestattet wurde, um seinen verstorbenen Besitzer in die Totenwelt zu tragen. Da dessen Grab in der bislang aufge- deckten Fläche noch nicht gefunden wurde, sind bei den laufenden Ausgrabungen noch weitere überraschende Entdeckungen zu erwarten. Sie werden uns letztlich neue Aufschlüsse über die Entstehung der Siedlung Asseln und die Geschichte ihrer Bewohner geben.

Kurzschwert und Schildbuckel (oben) sowie Gefäße aus Ton und Glas (unten) des vor 1300 Jahren bestatteten Kriegers in Dortmund-Asseln.

(19)

Archäologische Wege durch die Geschichte

Zwischen Wachtürmen und Kirchen

Stadtmauer

Altertumskundige wissen es: Wer in Westfalen alte Stadt- mauern besichtigen möchte, der sollte eine jener geschichts- trächtigen Kleinstädte aufsuchen – wie Soest oder Warburg, Blomberg oder Höxter. Wen es nicht in die Ferne zieht, der kann auch vor einem ansehnlichen Stadtmauerrest im benachbarten Unna einen Hauch von Mittelalter erleben.

Dortmund besitzt – wie die meisten Großstädte – längst keine Überbleibsel seiner einstigen Stadtmauern mehr. Bis 1874, als die Stadt im Zeichen der Industrialisierung schon rasant über ihren Mauergürtel hinauswuchs, hatte man alle Befestigungsreste abgerissen und eingeebnet. Diese Demonstration einstiger Bedeutung so vollkommen aus dem Stadtbild getilgt zu haben, reute die Stadtväter offen- bar schon bald darauf, denn als Kaiser Wilhelm II. 1899 Dortmund besuchte, veranstaltete man einen aufwändigen Mummenschanz, um die Vergangenheit wieder aufleben zu lassen: Aus Holz und Leinwand wurde das schon 1833 abgerissene Burgtor neu errichtet, damit seine Majestät – ganz mittelalterlich – in der einstigen Reichsstadt kaiserlich- triumphalen Einzug halten konnte.

Erinnert heute in Dortmunds Stadtbild nichts mehr an alte Wehrhaftigkeit? Immerhin, die Ausdehnung der alten Reichsstadt im Kranz ihrer Mauern, Tore, Türme, Gräben und Wälle ist noch recht präzise nachvollziehbar durch den Ring der vielspurigen Wallstraßen, in deren Verlauf und Namen die alte Stadtbefestigung noch weiterlebt. Die alten Stadttore muss man sich etwa dort vorstellen, wo die Hauptausfallstraßen – Hellweg, Brückstraße, Kuckelke, Hansastraße, Kleppingstraße – auf den Wallring treffen.

Doch mehr verrät uns der heutige Stadtgrundriss über Dortmunds einstige Wehrhaftigkeit nicht.

Ansicht Dortmunds von Norden aus dem Jahr 1572.

(20)

Wenn aber die verschwundenen Stadtmauern am Tag des offenen Denkmals sogar einen ganz eigenen Themenkreis bilden können – dann macht Archäologie es möglich!

In den letzten zwei Jahrzehnten führten vor allem vier große Grabungen – am Kuckelketor, im Bereich von Adler- turm (Ostwall) und Höllenturm (Burgwall) sowie am Wißstraßentor – zu einer Fülle neuer Erkenntnisse über Entstehung, Alter, Aussehen und Bautechnik des mittelal- terlichen Befestigungswerkes.

So wissen wir heute, dass die Mauer, die auf einer Länge von etwa 3,3 Kilometern die Altstadt umrundete, durch- schnittlich knapp zwei Meter dick und über acht Meter hoch war. Nach innen besaß sie zur noch besseren Stabilität eine Erdanschüttung, außen wurde sie zusätzlich geschützt durch einen zwölf bis achtzehn Meter breiten Graben, der

(21)

Archäologische Wege durch die Geschichte

seinerseits durch eine Vormauer flankiert wurde. Noch davor lag ein zweiter Graben, den eine hölzerne Palisade begleitete. – Kein Wunder, dass die Stadt Dortmund im Mittelalter als uneinnehmbar galt: „So fast as düörpm“!

Die Stadtmauer selbst war durchgängig in Zwei-Schalen- Technik errichtet, das heißt, es wurde eine äußere und innere Mauerschale sorgfältig aus Bruchsteinquadern errichtet und in den Zwischenraum, den Mauerkern, klei- neres Steinmaterial mit viel Kalkmörtel eingestampft.

Größte Akribie verwendete man dabei auf die so genannte Feldseite, die äußere Schauseite der Mauer, die durch sau- ber verfugte, dicke Sandsteinquader den Eindruck beson- derer Dauerhaftigkeit hinterlassen sollte.

In den Mauerring waren fünf große Tortürme integriert, die gleichzeitig mit der Stadtmauer errichtet wurden: das Westen- und Ostentor im Verlauf des Hellwegs, das Burg-, das Kuckelke- und das Wißstraßentor. Erst später kam im Südosten das Neutor hinzu. Im Verteidigungsfall konnten alle Tore mit Zugbrücken und Fallgattern gesperrt werden.

Dank der Archäologie wissen wir heute auch Genaueres über den Zeitraum des Mauerbaus. Der gewaltige Kraftakt fand um 1200 statt; in einer zweiten Ausbaustufe des 14.

Jahrhunderts wurden noch vierzehn Türme hinzugefügt, die vor der Mauer platziert wurden und diese als Rückwand be- nutzten. Sie trugen so Furcht erregende Namen wie Höllen-, Schlangen- oder Pockenturm. Die folgenden Epochen füg- ten besonders im Bereich der Tore noch weitere Verstärkun- gen hinzu, bis schließlich die Artillerietechnik den mittelal- terlichen Befestigungen so überlegen wurde, dass man 1802, als Dortmund seine politische Freiheit als Reichsstadt verlor, zum Abbruch der Stadtmauer schreiten konnte.

Im Folgenden seien ein Tor und ein Turm der Stadtmauer, die archäologisch besonders genau dokumentiert werden konnten, einzeln vorgestellt.

Kuckelketor

Während das Brückstraßenviertel mit seinem kleinteiligen Gewirr von Gassen als einer der letzten Altstadtbereiche noch an den historischen Grundriss Dortmunds rückerin- nert, ist im anschließenden Stadtsektor um Burgwall und Königswall – insbesondere durch die großmaßstäbliche Bebauung der letzten Jahrzehnte – jede Erinnerung an die einstigen reichsstädtischen Zeiten verschwunden.

(22)

Allerdings sind nicht alle Spuren gänzlich verwischt: Wenn man genau hinschaut, findet man im Einmündungsbereich von Kuckelke und Burgwall ein seltsames „Muster“ in der Pflasterung des Gehwegs vor dem Burgwallcenter. Breite Natursteinstreifen durchziehen den Betonboden und ver- binden sich zu zwei offenen, annähernd rechteckigen Grund- rissfiguren von einigen Metern Länge und Breite. Sie halten die Erinnerung wach an ein einst hier stehendes Stadttor.

Die Errichtung des Burgwallcenters nutzte die Stadtarchäo- logie, um 1984 in diesem Teilbereich des Altstadtrandes durch eine Untersuchung in der Baugrube Aufschlüsse über das Aussehen der alten Stadtmauer zu gewinnen. Die Ergeb- nisse lohnten den Aufwand: Neben älteren Siedlungsspuren Rekonstruktion des Kuckelketores nach den Ausgrabungsergebnissen von 1984.

(23)

Archäologische Wege durch die Geschichte

gung. Zusätzlich zum Fundament der Stadtmauer fanden sich Reste von Gräben und Palisaden und vor allem der komplette Grundriss des Kuckelketores, das in den Mauerring der Stadtbefestigung eingebaut war.

Das Tor setzte sich zusammen aus einem annähernd quadra- tischen Torturm mit Erdgeschossdurchfahrt und einem nach Norden, also stadtauswärts an der Feldseite angefügten, etwa dreizehn Meter langen Vorwerk. Dabei handelte es sich um eine dachlose Vorkammerkonstruktion, die, in zwei Bauabschnitten erstellt, sich in den Stadtgraben vorschob und feldseitig mit einer Zugbrücke verschließbar war. Im Belagerungsfall konnten die Verteidiger der Stadt ein solches Vorwerk – als vorgeschobene Verteidigungslinie – besetzen und die Angreifer wirkungsvoller unter Beschuss nehmen.

Spannendstes Grabungsergebnis war die Bautechnik von Tor und Vorwerk. Beide wurden auf einer hölzernen Bohlenlage errichtet, die ihrerseits auf Eichenpfählen ruhte, die man vor Baubeginn senkrecht in den Untergrund eingerammt hatte. Eine solche Fundamentierung war im Mittelalter bei weichem Baugrund durchaus üblich und bot von daher den Archäologen nichts Neues, aber die Verwendung von Bau- hölzern erlaubt grundsätzlich eine dendrochronologische Datierung des Gebäudes, das heißt, das aus den Jahres- ringen des Holzes durch Auszählen gewonnene Fälldatum des Baumes gibt in unserem Fall einen eindeutigen Hinweis auf die Entstehungszeit des Kuckelketores. Die Bäume im Torfundament wurden um 1206 gefällt. Weiterhin bestätig- te die Dendrochronologie die Erkenntnis der Archäologen, dass das Vorwerk zu einem späteren Zeitpunkt angebaut wurde, denn sein Dendrodatum liegt um 1577. Dazu passt recht gut eine zeitgenössische Mitteilung über Umbauten am Kuckelketor im Jahre 1589.

Westseite des Kuckelketores während der Ausgrabung: Zu sehen sind links die Fundamentmauern des Vorwerkes, das in der Mitte einen Vorsprung besitzt, sowie rechts das Fundament des Torturmes.

(24)

Um die Erinnerung an die Position des einstigen Tores wach zu halten, entschloss man sich nach Abschluss der erfolgreichen Grabungskampagne, den komplett erhalte- nen Grundriss im Bürgersteigpflaster sichtbar zu belassen und an gleicher Stelle eine Vitrine mit einem Modell des Tores aufzustellen.

Adlerturm

Der Adlerturm am Ostwall scheint zu widerlegen, was oben über die völlige Beseitigung der Stadtbefestigung zu lesen war. Hat hier doch ein Mauerturm den Abriss überlebt?

Jene, die Dortmund schon vor 1992 kannten, wissen aber noch aus eigener Erinnerung, dass der Adlerturm keinen originalen Stadtmauerrest darstellt.

(25)

Archäologische Wege durch die Geschichte

Es handelt sich hier um eine jener mutigen Rekonstruktio- nen, um die in der bundesdeutschen Denkmalpflege in den letzten Jahren viele Kontroversen ausgetragen wurden.

Erinnert sei hier nur an den Wiederaufbau der Frauenkirche in Dresden, das Knochenhauerhaus in Hildesheim oder die langen Diskussionen um einen Neubau der Stadtschlösser in Berlin oder Braunschweig.

Das Problem beim Wiederaufbau des Adlerturmes bestand nicht zuletzt darin, dass man nur wenig über ihn wusste. Er wurde vermutlich bald nach 1300 als Wehrbau über halb- rundem Grundriss vor die ältere Stadtmauer gesetzt. 1722 stürzte er ein, wurde zwar wieder errichtet, aber nur, um bis 1804 in den Obergeschossen, bis 1836 gänzlich abgeris- sen zu werden. Einzige authentische Bildquelle, die uns den kompletten Turm vor Augen führt, ist die Vogelschauansicht der Stadt von Detmar Mulher 1610. Hier sieht man das spit- ze Dach mit einem Reichsadler bekrönt, dem der Turm sei- nen Namen verdankt. Ansonsten ist der Adlerturm viel zu klein und schematisch dargestellt, um eine im Detail ver- lässliche Rekonstruktion zuzulassen.

Nur der historische Standort und Grundriss des Adlerturmes konnten auf archäologischem Wege einwandfrei bestimmt werden, denn vor dem Baubeginn wurde das Grundmauer- werk 1986 bis 1989 sorgfältig ergraben und ausgewertet.

Um an der Tatsache des Wiederaufbaus keinen Zweifel zu lassen, wurde das Originalfundament nicht benutzt, sondern der Turm mit aufwändiger Konstruktion berührungsfrei Skelettfund im Adlerturm: Zu sehen sind die Beinknochen und Teile des Oberkörpers, der Schädel ist schon entnommen; deutlich zu erkennen sind die zahlreichen Steine, die neben dem Toten liegen.

(26)

darüber aufgeführt. Das freigelegte Fundamentmauerwerk, das einen lebendigen Eindruck historischer Mauertechnik vermittelt, lädt seither nebst einer stadtgeschichtlichen Ausstellung zur Besichtigung ein.

Spektakulärster Fund bei der Grabung im Turminneren war jedoch ein verscharrtes Skelett – jahrhundertealtes Opfer einer Gewalttat? Grundsätzlich bestattete man Menschen im Mittelalter nur auf Friedhöfen, es muss mit diesem Fund also seine besondere Bewandtnis haben. Ebenso rätselhaft sind die näheren Umstände der Bestattung: Es fanden sich – bei christlichen Bestattungen unüblich – Beigaben, der Tote wurde also nicht vollständig beraubt. Seltsamster Fund war in diesem Zusammenhang eine abgetrennte Hand, die nicht zum Skelett gehörte. Hatte der Tote sich bei seiner Ermor- dung so vehement gewehrt? Oder hat er ein Leibzeichen bei sich getragen? Leibzeichen, das sind Leichenteile, wur- den im Mittelalter benötigt, um etwa bei auswärtigen juristischen Verfahren das Ableben eines Prozessbeteiligten zu belegen. – Oft plagen den Archäologen mehr Fragen, als er Antworten zur Verfügung hat!

(27)

Archäologische Wege durch die Geschichte

Adelssitze im Dortmunder Nordosten

Haus Wenge

Prächtigster alter Rittersitz in Dortmunds Nordosten ist heute Haus Wenge, nachdem die unweit gelegenen Güter Bönninghausen und Kurl längst ihrer Herrenhäuser verlustig gegangen sind. Mit komplettem Gebäudebestand konnte freilich auch Haus Wenge die Zeitläufe nicht überstehen.

Im Rahmen einer großen Sanierungsaktion wurden zuletzt noch 1962 alle restlichen Nebengebäude entfernt – die stattlichen Fachwerkscheunen ebenso wie der kleine, mit einem Türmchen geschmückte Kapellenbau des 19. Jahr- hunderts. Die Qualität solcher Architekturen vermochte man damals anscheinend noch nicht zu erkennen, dement- sprechend verfielen sie dem Abriss.

In demselben Jahr 1962 begann aber auch die gründliche Restaurierung des Herrenhauses, teilweise die Wiederher- stellung des Schlossgrabens, der so genannten Gräfte, und die Einbeziehung von Haus Wenge in einen neu geschaffe- nen Volkspark. So bedauerlich der Abriss der alten Neben- gebäude aus heutiger Sicht sein mag, das Haupthaus allein ist einen Besuch wert.

Schon zu Beginn des 14. Jahrhunderts wird die „mansio“

Wenge erstmals im ältesten Lehnbuch der Herren von Volmarstein erwähnt. Diese Bezeichnung lässt darauf schließen, dass es sich damals schon um einen befestigten Rittersitz gehandelt haben muss, nicht um einen schlichten Bauernhof, den diese alte Quelle als „curtis“ bezeichnet hätte. Die mächtigen Bruchsteinfundamente, auf denen der Bau bis heute ruht, mögen bis in diese Zeit zurückreichen.

1378 erwarben die Herren von der Wenge das Adelsgut von den Volmarsteinern und behaupteten sich dort bis 1648.

In Adelsbesitz blieb es bis 1952, dann verkaufte es Graf Wolff Metternich von Liblar an die Stadt Dortmund.

Wechselvolle Geschicke erlebte das Haus unter denen von der Wenge, so vor allem jenen denkwürdigen Überfall spa- nischer Truppen, die im Rahmen des so genannten Kölner Krieges 1583 aus den Niederlanden einmarschiert waren und sich auf Haus Asseln festgesetzt hatten. Im Jahre 1598 brandschatzten die Spanier Haus Wenge so gründlich, dass anschließend angeblich ein kompletter Neubau des Herrenhauses erfolgen musste.

Vielleicht sind diese alten Schreckensnachrichten etwas übertrieben – der Bauhistoriker wird sie zumindest anzwei-

(28)

feln müssen, denn die beiden altertümlichen, backsteinernen Treppengiebel von Haus Wenge, ihre Gesimsgliederungen und kleinen Giebelfensterchen erinnern eher noch an die spätgotische Epoche des 15. Jahrhunderts als in die Zeit nach 1598. – Sollten die spanischen Marodeure doch nicht gar so viel Schaden angerichtet haben, so dass Haus Wenge, zumindest in seinen äußeren Umfassungsmauern, damals erhalten blieb?

Auf ein bauliches Detail an der Hausrückseite sei eigens aufmerksam gemacht. Dort liegt im Obergeschoss ein Ansichten von Haus Wenge: vor 1962 (oben), heute (unten).

(29)

Archäologische Wege durch die Geschichte

Haus Bönnninghausen

Im kleinen Dörfchen Lanstrop nahe der nordwestlichen Stadtgrenze zu Lünen befanden sich einst drei Herrengüter auf engstem Raum: das Haus Wenge, der Schultenhof Lanstrop, der 1373 an die Herren von Wenge verkauft wurde, und das Gut Bönninghausen.

Als ersten Bewohner von Bönninghausen nennen uns die historischen Quellen 1313 Herrn Erembert von Foye; er war aber nicht der Eigentümer des Gutes, sondern hatte es von den Herren von Volmarstein zu Lehen erhalten, das heißt, er durfte das Gut Bönninghausen als seinen Besitz bewirt- schaften und war dafür den Volmarsteinern zur Gefolg- schaftstreue verpflichtet. 1378 traten die Herren von Volmarstein ihren Besitz Bönninghausen mit allen Rechten an den Ritter Gobelen von Budberg ab, im Eigentum seiner Familie blieb das Gut bis 1635 und wurde dann an Dietrich von der Wenge verkauft – damit befanden sich alle drei befestigten Häuser von Lanstrop in einer Hand. Im 18. Jahr- hundert wurden die Güter wieder getrennt, durch Erbgang fiel Bönninghausen an die Familie von Elverfeldt.

So gut wir aus Urkunden, Akten und Chroniken über die Eigentümergeschichte von Haus Bönninghausen informiert sind, so wenig wissen wir über sein einstiges herrschaftliches Aussehen. An das stolze Rittergut erinnert heute nur noch (auf der Vorburg?) ein so genanntes Oeconomicum, ein Ökonomie- oder Wirtschaftsbau aus dem Jahre 1733. Zwar handelt es sich dabei um ein stattliches Vierständerhaus, das auf massivem Werksteinsockel errichtet wurde und sei- nerseits bereits Denkmalwert erlangt hat – aber es ist Wirtschaftsgebäude von Haus Bönninghausen von 1733; das Herrenhaus wurde vermutlich im Dreißigjährigen Krieg zerstört.

(30)

natürlich nur ein Nebengebäude des einstigen Gutes. Das Herrenhaus lag nördlich davon in eigener Teichanlage, es handelte sich also um ein Wasserschloss. Damit aber verlas- sen uns schon unsere Kenntnisse, was das Aussehen dieses Adelssitzes betrifft – nicht einmal eine alte Abbildung hat sich über die Zeiten gerettet.

Historiker vermuten nämlich, dass Haus Bönninghausen schon im Dreißigjährigen Krieg untergegangen ist. Daran konnten offenbar auch vorzügliche Verwandtschaftsbezie- hungen seiner Besitzer nichts ändern: Selbst Lothar Dietrich von Bönninghausen, der ruhmbedeckte westfälische Held des Dreißigjährigen Krieges, der in erster Ehe mit Anna von Budberg, in dritter Ehe mit Sophia von Budberg verheiratet war und durch geschickte Frontenwechsel zum französischen Maréchal-de-camp und sogar zum kaiserlichen Oberkomman- danten in Franken und Schwaben aufstieg, hat offenbar nicht vermocht, Gut Bönninghausen wirkungsvoll zu schützen.

Schon lange zerstört und auch bildlich nicht überliefert, ist Haus Bönninghausen heute das Paradebeispiel eines Bodendenkmals: Die Fundamente von Gebäuden, Türmen, Toren und Mauern, die Hügel und Mulden von Wällen und Gräben befinden sich vermutlich noch ungestört unter der Geländeoberfläche und stellen heute die wichtigsten Zeugnisse des vergangenen Adelssitzes dar.

Haus Kurl

Westlich des alten Dörfchens Kurl verläuft der Körnebach mit eleganter Schleife und schafft so hervorragende natür- liche Voraussetzungen zur Anlage eines Wasserschlosses.

Trotzdem dauerte es in Kurl viel länger als andernorts in der Umgebung Dortmunds, bis auch die historischen Entste- hungsbedingungen eines Herrensitzes gegeben waren.

Der Schultenhof in Kurl, eher ein Bauern- als ein Adelsgut, befand sich bis ins frühe 15. Jahrhundert fest in der Hand der Grafen von der Mark. Bewegung kam in die Entwick- lungsgeschichte des adligen Hauses Kurl erst, als 1417 die Familie von Schwansbell, an die noch im benachbarten Lünen das gleichnamige Schloss erinnert, diesen Kurler Haupthof den märkischen Grafen abkaufte. 1460 wurde der Schulten- hof mit der „Gysenhowe“, einem ehemals dem Kloster Fröndenberg gehörigen Bauernerbe in Kurl, vereinigt. Damit waren die größenmäßigen Voraussetzungen für die Entste-

(31)

Archäologische Wege durch die Geschichte

jedenfalls keine Bauernstätte mehr. Seltsamerweise hatten sich die Herren von Schwansbell zu diesem Zeitpunkt aus der Geschichte von Haus Kurl bereits wieder verabschiedet.

Neuer Besitzer wurde der Amtmann von Unna, Herr Dietrich von der Recke zu Heiden, der es seinem Herrn, dem Herzog Johann von Kleve-Mark, abkaufte. Jahrhunderte lang blieb Haus Kurl im Besitz dieser Familie, stieg dabei langsam ab vom Adelssitz zur Försterwohnung – und als auch diese noch 1905 abbrannte, kaufte 1918 der Fabrikant Deilmann das Gelände und errichtete auf der Schlossinsel das dort heute noch vorhandene Gebäude.

Von einstiger Schönheit des adligen Hauses Kurl zeugt daher am Ort selber nichts mehr. Ähnlich den Gütern Mengede oder Bönninghausen ist Haus Kurl vor allem ein Bodendenk- mal, denn alle Gebäude sind zwar verschwunden, aber ihre Überreste im Boden wohlverwahrt. Was wir über ihr Aus- sehen wissen, ist alten Karten und Abbildungen entnommen, die zu einem Zeitpunkt entstanden, als der Adelssitz Kurl noch blühte. So belegt die älteste kartographische Aufnahme von 1827, das so genannte Urkatasterblatt, dass Haus Kurl sich damals als Wasseranlage noch auf zwei Inseln verteilte.

Wesentlich reizvoller noch ist der „Wahre Riß von dem freyadlichen Ritter Sitz Courl im ambte Unna“, eine Vogel- schauansicht aus dem Jahre 1761, die uns mit dem Schloss- graben, einem zweigeschossigen Hauptgebäude unter barockem Walmdach, Wirtschaftstrakt, Wehrmauern und Türmen mit geschweiften Hauben ein plastisches Bild des alten Adelssitzes entwickelt. Mag der „wahre Riß“ eine in manchem Detail recht phantasievolle Darstellung sein – wir ahnen immerhin, welche Bedeutung Haus Kurl in der Vergangenheit besessen haben muss.

Skizze von Haus Kurl im Jahre 1761.

(32)

Aplerbecker Kirche

Aplerbeck, evang. Pfarrkirche, ehemals Sankt Georg

In einem Artikel über die Georgskirche in Aplerbeck be- schreibt Siegfried Liesenberg sehr plastisch die Gefahren, denen sich Menschen vor tausend Jahren ausgesetzt fühl- ten: „Der Mensch des Mittelalters … hatte eine panische Angst vor allem Gewese, das ihn umgab und bedrohte, vor den Naturgeistern, die im Emscherbruch hausten, und vor dem molchköpfigen, froschmäuligen Wassermann, der aus den Brunnen herausglotzte, vor den bockfüßigen, bratzi- gen Faunskerlen, die im Gebüsch rumorten oder im Stall polterten, den Trollen am Fensterladen, den Irrlichtern, die über dem Sumpf und dem Teich waberten, und den Aulken, den Erdgeistern, die aus jeder Furche und jeder Torfsode grinsten …“

(33)

Archäologische Wege durch die Geschichte

Wo konnte man Schutz finden vor solchen Bedrohungen?

Nach damaligem Verständnis nur in einer Kirche. Und nicht zuletzt deswegen errichtete das Hochmittelalter trutzige, wehrhafte Kirchenbauten, hinter deren mächtigen Mauern man sich sicher fühlen konnte – nicht nur vor dämonisch- finsteren Mächten, sondern mitunter auch vor ganz realen Feinden, wenn sich in Kriegszeiten die Dorfbevölkerung in ihrer Kirche verschanzte. Von der mauerschweren Ge- schlossenheit romanischer Kirchenbaukunst zeugt noch, trotz manch späterer Veränderung, die Georgskirche in Aplerbeck, deren bestehender Bau mit einem Alter von über achthundert Jahren zu den ältesten auf Dortmunder Stadtgebiet zählt.

Wenn diese Kirche in vorreformatorischer Zeit dem Ritter- heiligen St. Georg geweiht war, scheint das zu dem burg- haften Äußeren gut zu passen. Hatten vielleicht die benach- bart wohnenden Herren auf Haus Rodenberg bei der Wahl Georgs als Kirchenpatron Pate gestanden? Der Legende nach hatte Georg gegen einen Drachen gekämpft, eine Jungfrau befreit, sogar schadlos in siedendem Blei gebadet – vielleicht auch für einen Ritter von Rodenberg nachah- menswerte Ziele.

Doch die Kirche in Aplerbeck mit ihrem Georgspatrozi- nium ist viel älter als Haus Rodenberg. Schon 899 wird in

„Afaldrabechi“ (Apfelbaumbach – ein örtlicher Name für die Emscher?) erstmals eine Kirche urkundlich erwähnt, doch wissen wir nichts von deren damaligem Aussehen, denn archäologische Untersuchungen des bestehenden Kirchenbaues 1963 und 1992 trafen zwar auf einen älte- ren Friedhof, nicht aber auf die zugehörige Kirche.

Die heutige Georgskirche präsentiert im Gemeinderaum, also in Lang- und Querhaus, noch weitgehend den Zustand des 12. Jahrhunderts: Das breite Mittelschiff wird von gang- artig schmalen Seitenschiffen begleitet, die Trennung der Schiffe besorgen abwechselnd runde und kantig-rechteckige Pfeiler. Die Seitenschiffe und das nördliche Querhaus besit- zen noch die zugehörigen romanischen Ursprungsgewölbe.

Die gotische Bauepoche überformte die romanische Kirche gründlich durch Neubauten von Turm und Chorraum und Auswechslung vieler Gewölbe im Inneren. Nach einem Blitzschlag in den Turm 1888 ließ man sie verfallen. Erst 1926 entschloss man sich, die Kirche, deren Mittelschiffs- gewölbe mittlerweile eingestürzt waren, als Gemeinde- haus mit Wohnung und angeschlossener Kaffeewirtschaft wieder zu errichten. 1961 endlich begann man mit ihrer

(34)

Wiederherstellung für den Gottesdienst. Von der Zeit des Verfalls zeugt heute noch die Adresse der Kirche an der Ruinenstraße.

Der Besucher sollte die Georgskirche nicht wieder verlassen, ohne den Taufstein aus der Erbauungszeit der Kirche etwas eingehender betrachtet zu haben. Dieses kostbare Aus- stattungsstück, lange Zeit im Dortmunder Museum für Kunst und Kulturgeschichte verwahrt, befindet sich seit 1980 wieder an seinem Originalstandort. Wie eine Bilder- bibel in Stein zeigen die urtümlichen Reliefs Christi Geburt, die Anbetung der Könige, den Kindermord in Bethlehem, die Kreuzigung und jene Szene, die auf einem mittelalter- lichen Taufstein selten fehlt – die Taufe Christi im Jordan.

(35)

Archäologische Wege durch die Geschichte

Syburger Peterskirche und Friedhof

Syburg, ev. Pfarrkirche, ehemals Sankt Peter

Die Kriege Karls des Großen, des Frankenkönigs, gegen die Sachsen unter Herzog Widukind begannen 772 mit spekta- kulären Erfolgen der Franken. So gelang ihnen 775 die Eroberung der sächsischen Sigiburg, der heutigen Hohen- syburg, hoch über dem Ruhrtal. Angeblich ließ Karl gleich anschließend in der Burg eine Kirche errichten, die damit das älteste Gotteshaus auf westfälischem Boden wäre.

Wir wissen aus zeitgenössischen Chroniken von dieser Kirche deswegen, weil ihre Errichtung in der Hohensyburg ein Wunder bewirkt haben soll. Als die Sachsen sich 776 zur Rückeroberung der Burg rüsteten, erschienen ihnen über der Kirche zwei Feuer, worauf sie unter großen Verlusten die Flucht ergriffen und von den siegreichen Franken noch bis zur Lippe verfolgt wurden.

Eine Kirchweihe auf der Sigiburg ist allerdings erst für das Jahr 799 überliefert, als Papst Leo III. auf dem Weg nach Paderborn, wo er Karl den Großen treffen sollte, in der Burg Station machte, die Kirche ihrer Bestimmung übergab und angeblich reich mit Reliquien beschenkte. Dieser erste Papstbesuch in Westfalen konnte natürlich erst stattfinden, nachdem Karl den Widerstand der Sachsen bis 797 mit aller Härte gebrochen hatte.

Peterskirche in Dortmund-Syburg in einem Stich von W. Riefstahl, 1893.

(36)

Wurde die erste Kirche auf der Hohensyburg tatsächlich schon 775 errichtet? War die von Papst Leo geweihte Kirche bereits die zweite am Ort? – Kann die Archäologie solche Fragen klären, wenn alle anderen historischen Quellen längst ausgeschöpft sind? Natürlich haben in einem Kirchenbau, der für die Ausbreitung des christlichen Glaubens in Westfalen von so zentraler Bedeutung ist, bereits archäologische Untersuchungen stattgefunden, nämlich 1950/51 und 1982.

Leider führt aber auch Archäologie nicht immer zu Wunsch- ergebnissen. Eindeutig besaß die bestehende Kirche, die in ihren ältesten Teilen immerhin schon aus der Zeit um 1100 stammt, einen noch älteren Vorgänger, denn es fand sich unter ihrem Westteil, teils auch unter dem Turm, das Funda- mentmauerwerk eines kleinen, im Grundriss rechteckigen Gebäudes. Ob es sich dabei aber um jenen karolingischen Kirchenbau handelt, den die fränkischen Eroberer hier 775 in der Burg platzierten, ließ sich aber aufgrund fehlenden sonstigen Fundmaterials nicht beantworten. Vielleicht wer- den verfeinerte archäologische Methoden der Zukunft auch diese Rätsel lösen helfen.

Das Innere der Kirche besticht nicht eben durch reiche Aus- stattung, von großem Reiz sind aber die Grabsteine, die sich in der Turmhalle befinden. Die ältesten dieser Grabplatten stammen bereits aus hochmittelalterlicher Zeit, eine der jüngeren trägt eine Inschrift von anrührendem Inhalt: das Fräulein Hanna Josina Magdalene Wrede sei, fünf Jahre alt, 1704 „jamerlich todt geschossen“ worden.

Die heute im Inneren zu bewundernden Grabsteine stam- men überwiegend von dem Friedhof, der die Kirche rings umgibt. Die wertvollsten wurden nach und nach unter Dach gebracht, um sie nicht dem Steinzerfall preiszugeben.

Der Syburger Totenhof zählt zweifelsfrei zu den geschichts- trächtigsten im Ruhrgebiet und lohnt am Tag des offenen Denkmals einen eigenen Rundgang. Lassen wir an dieser Stelle seinen besten Kenner, den Syburger Willi Kuhlmann, selbst zu Wort kommen:

„Dieser Friedhof hat derzeit noch 188 Grabsteine und 22 weitere in der Kirche, darunter ein Grabstein aus merowin- gischer Zeit (vermutlich um 650), der einem namentlich nicht genannten wandernden Priester (Missionar) gewidmet war. Er ist zurzeit der älteste bekannte christliche Grabstein Westfalens. Zwei weitere aus karolingischer Zeit um 800 stammende Steine, davon ist einer mit Inschrift, sind nach den derzeitigen Kenntnissen die einzigen Grabsteine in

(37)

Archäologische Wege durch die Geschichte

hof. Weitere Steine auf dem Friedhof, von denen u. a. zwölf Steine Bürgermeistern aus der reichsfreien Zeit des Reichs- hofes gewidmet waren, und viele zweit- und drittgenutzte Steine lassen eine kontinuierliche Belegung von ca. 800 bis zur Schließung des Friedhofes 1880 nachweisen. Der Kirchhof mit den Grabsteinen in der Kirche ist durch sein Alter und die vielen gut erhaltenen Steine einmalig im weitesten Umkreis. Leider sind durch die Verkleinerung des Kirchhofes 1865, durch Bombenschäden 1945 und einige Diebstähle ca. 60 Steine verloren gegangen.“

Vermutlich ältester Grabstein an der Peterskirche; er wurde mehrfach verwendet und zeigt frühmittelalterliche (unten) und neuzeitliche Kreuzsymbole (oben).

(38)

Hörder Geschichte(n)

Burg Hörde

Bei oberflächlicher Betrachtung wirkt der Begriff Hörder

„Burg“ reichlich hoch gegriffen. Das lang gestreckte Ge- bäude am Rande des einstigen Industriekomplexes Phoenix- Ost scheint ein dem 19. Jahrhundert entstammendes Ver- waltungsgebäude zu sein. Der dominierende Turm an der Nordflanke der „Hörder Burg“ zeugt demnach mehr von der einst Stadt beherrschenden Stellung des Industrie- Imperiums der Hoesch Stahl AG als von vergangener Ritterherrlichkeit.

Zugegeben, der Bau der Hoesch-Verwaltung präsentiert sich in durchaus mittelalterlichem Aussehen – der mit Erkern geschmückte Turm, die gotischen Treppengiebel, die Zinnen und Rundbogenfenster sind insgesamt Architekturelemente, die ein Bild von historischer Burgenromantik vermitteln können. Doch gehört all das zu dem Stilgewand, das dem Bau erst ab 1894, in der Zeit der Neoromanik und Neogotik, übergestreift wurde. Wahres Mittelalter aber befindet sich noch darunter, wie uns ein Rundgang im Inneren lehrt.

Tatsächlich ist die Hörder Burg in ihrem Kern älter als jeder andere Dortmunder Adelssitz, der zum Tag des offenen Denkmals seine Pforten geöffnet hat. Schon 1198 gibt es

(39)

Archäologische Wege durch die Geschichte

einen Herrn von Hörde im Gefolge des neu gewählten deutschen Königs Otto IV. Schon damals dürfte dieser Ritter standesgemäß auf einer Burg residiert haben und vermut- lich lag sie bereits an derselben strategisch markanten Stelle, wo sie den Übergang der Straße von Dortmund nach Iserlohn über die Emscher deckte. Rasant wurde die Entwicklung, als 1296 die Grafen von der Mark die Burg erwarben und – als Wasserburg – zu einer Festung gegen die Reichsstadt Dortmund ausbauten. Damit nicht genug, wurde das vor den Toren der Burg liegende Dorf Hörde von den Grafen zur Stadt erhoben und sollte als Konkurrenz- gründung den Dortmunder Handel an sich ziehen – hoch- fahrende Pläne, die der Entwicklung Dortmunds aber nur wenig Schaden zufügen konnten.

1614 kam nach dem Aussterben des märkischen Grafen- hauses Hörde an Brandenburg-Preußen, die Burg behielt immerhin eine Zentralfunktion als Sitz einer landesherrlichen Verwaltung, geriet nach einem Großbrand 1673 aber immer mehr in Verfall und wurde schließlich privatisiert. 1839 er- warb der Iserlohner Fabrikant Johann Diedrich Piepenstock Gebäude und Ländereien der Burg für die stattliche Summe von 11 500 Reichstalern, ließ die Wassergräben zuschütten und errichtete auf den ehemaligen Reitwiesen östlich der Burg die „Hermannshütte“, aus der 1852 der Hörder Berg- werks- und Hüttenverein, 1906 das Stahlwerk „Phoenix“

hervorging. Die ehemalige Burg übernahm erneut die Funktion eines Verwaltungsgebäudes und wurde von 1894 bis 1924 – der Expansion des Industriebetriebes entspre- chend – ständig weiter ausgebaut.

Der Turm der Hörder Burg mit Anbauten als Teil des Verwaltungsgebäudes der Stahl-Industrie von 1923.

(40)

Mit der Schließung des Stahlwerks 1999 endete für Hörde auf schmerzvolle Weise eine Ära – für Bauforscher und Archäologen eröffnete sich allerdings die Chance, den Resten der Burg Hörde auf dem ehemaligen Verwaltungs- gelände nachzuspüren. Sensationelles Ergebnis: Das Verwaltungsgebäude, abzüglich jüngerer Anbauten, ent- hält im Kern immer noch die mittelalterliche Grafenburg.

Vom gewölbten Keller bis ins zweite Obergeschoss mit ver- mauerten Fenstern und Resten alter Kamine bietet sich dem Betrachter eine Fülle alter Bauspuren, die das hohe Alter der Gemäuer belegen. Die Archäologen konnten die mittelalterlichen Schlossgräben vor der Burg samt den Resten von Brückenkonstruktionen, ebenso im Innenhof die Reste eines Vorburggebäudes von 1752 erfassen und dokumentieren.

Viele Adelssitze in Dortmunds Umgebung mögen dem Zahn der Zeit zum Opfer gefallen sein – in Hörde konnte eine mittelalterliche Burg wieder entdeckt werden.

Kaminreste im Inneren des Burgturms.

(41)

Auf den Spuren der Industriearchäologie

Steinbruch in Schüren

Mögen manche Bergbauspuren in der Bittermark wesentlich älter sein als hier – Schüren darf von sich behaupten, den

„ersten Bergmann des Ruhrgebiets“ beherbergt zu haben, denn hier wohnhaft wird 1296 ein „colculre“, ein Kohlen- gräber urkundlich erwähnt – früher, als irgendwo sonst an Ruhr und Emscher.

Dabei ist Schüren wohl erst um 1200 entstanden, siedlungs- geschichtlich betrachtet also ein Nachzügler, und es hat sich nicht mehr zum vollwertigen Dorf entwickeln können.

Es blieb eine Bauerschaft, ein „Beifang“, wie man ein durch Waldrodung gewonnenes Gebiet auch nannte. Seinen bescheidenen Wohlstand verdankte Schüren seinen Boden- schätzen, dem Sandstein, dem Zieglerton und der Steinkohle.

Davon zeugt bis heute der Steinbruch Schüren, der, wie so manches Bodendenkmal, zugleich ein hochrangiges Natur- schutzgebiet darstellt. Hier kommt also besonders – ebenso wie in der Hallerey- auch der Naturfreund auf seine Kosten.

Die Geschichte der Schürener Steinbrüche führt zurück bis ins Mittelalter, als hier jener Ruhrsandstein gebrochen wurde, dem so viele alte Dortmunder Kirchen ihre Entste- hung und ihr charakteristisches Aussehen verdanken. An der Gasenbergstraße gab es ursprünglich sogar zwei Stein- brüche, den großen der Firma Rauen und, östlich davon, kleiner und höher gelegen, den Steinbruch Lacher. In den schon vor Jahrzehnten stillgelegten Brüchen treten Schich- tungen des Oberkarbon zutage, sichtbar in den Kohleflözen

„Neuflöz“ und „Dreckbank“. Das Neuflöz trägt auch noch die Spuren der aufgelassenen Baue und Stollen der beiden Kleinzechen Gustav und Gute Hoffnung, die hier bis 1957 nach Kohle schürften. Über den Kohleflözen liegt eine etwa meterdicke Schiefertonablagerung, die dem Brand von Backsteinen diente. Darüber schließlich lagerten die dicken Sandsteinbänke, denen das Hauptaugenmerk der Steinbrecher galt.

Schüren ist insbesondere ein paläontologisches, also erd- historisches Bodendenkmal, das aus der Geschichte der Versteinerungen berichtet. Die Flöze sind Reste eines ober- karbonischen Waldes, der vor etwa 315 Millionen Jahren in einem tropischen Klima gedieh. Es war ein sumpfiger Regen- wald aus dreißig Meter hohen Baumriesen, die vielfach statt Ästen noch einen Blätterschopf trugen. Zwischen den Bäumen wuchsen gigantische Schachtelhalme und Farne.

Der Wald war vorwiegend bevölkert von Insekten, darunter 2 Meter langen Tausendfüßlern, Riesenlibellen, Asseln,

(42)

Käfern, Mücken und Fliegen, Spinnen und Skorpionen. Hier lebten auch frühe Amphibien, Molchfische und Eidechsen, die Krokodilsgröße erreichen konnten.

Vulkanausbrüche und Erdbeben begruben diese Wälder unter Schlammmassen, Ton- und Sandablagerungen deck- ten sie zu. Im Laufe der Jahrmillionen wurde im Erdinneren das Holz der Bäume in Kohle verwandelt, der Schlamm, mit Ton vermischt, zu Schiefer verbacken, der Sand zu Stein verdichtet. Sie haben die Abbilder einstigen Lebens bewahrt: Wurzelboden und Baumstämme in den Kohle flözen, eingeschlossen in Schiefer und Sandstein die Tierwelt des Oberkarbon.

Nach ihrer Stilllegung wurden die Schürener Steinbrüche als Müllkippe verwendet und erst nach deren Schließung konnte sich hier eine Idylle entwickeln, mit sieben Hektar Fläche das kleinste Naturschutzgebiet Dortmunds. Auf dem im Untergrund liegenden Müll lagerte sich eine dünne Nähr- schicht für Pflanzenwuchs ab, erstes Pioniergrün entstand.

Eine „Miniaturlandschaft“ baute sich auf: Magerrasen- gesellschaft aus Steinklee und Natternkopf, Hochstauden und Büsche, Wäldchen aus Weiden, Robinien und Birken.

An der tiefsten Stelle entstand ein kleiner Teich, an dem sich heute Berg- und Teichmolch, Grasfrosch, Erd- und Kreuz- kröte tummeln. In den Sandsteinfelsen hausen Blindschlei- chen. Selbst selten gewordene Vogelarten, wie Sperber und Kleinspecht, bauen hier ihre Nester. Eine Montanbrache und Müllkippe wurde von der Natur zurückerobert.

Syburger Bergbaulehrpfad

Auf der ruhrabgewandten Seite des Burgbergs in Dortmund-Syburg waren vom 16. bis zum 19. Jahrhundert nacheinander drei Steinkohle- Zechen in Betrieb: Beckersches Feld, Schleifmühle und Graf Wittekind. In Kuhlen sowie mit Stollen und Schächten geringer Tiefe wurde das Magerkohlenflöz Sengsbank abgebaut. Mit dem tiefer lie- genden Flöz Sengsbänksgen gehört es zu den ältesten

(43)

Auf den Spuren der Industriearchäologie

Der Bergbau in Syburg begann 1580/1582 im Grubenfeld des Schwerter Richters Mathias Beckers, wo das Flöz an die Erd- oberfläche trat. Der Abbau hielt bis etwa 1663 an. Von 1740 bis 1801 war auf beiden Seiten des Schleifmühlenbaches die Zeche Schleifmühle in Betrieb. Schließlich baute noch die Zeche Graf Wittekind zwischen 1885 bis gegen 1900 die im oberen Hang noch verbliebene Kohle ab. In Nachkriegs- zeiten holten sich die Anwohner hier ihren Hausbrand.

Der Arbeitskreis Dortmund im Förderverein Bergbauhisto- rischer Stätten Ruhrrevier e. V. machte seit 1989 mit mehr als 27 000 unbezahlten Helferstunden über 200 m Stollen, Strecken und Abbaue wieder zugängig. Der vom Verein gleichzeitig angelegte etwa 1800 m lange ‚Syburger Berg- bauweg’ führt an sechs Stollen – von denen drei begangen werden können – vier Schachtpingen (Einbruchstrichtern), am einzigen in Dortmund zugängigen Flözaufschluss und am Standort ehemaliger Zechenhäuser vorbei. Sechs Tafeln erläutern die Geologie und Geschichte des unter Boden- denkmalschutz gestellten Altbergbaugebietes.

Seit 1997 besitzen die drei begehbaren Stollen den behördlichen Status eines Besucherbergwerkes – allerdings ohne ständige Öffnungszeiten. Wer am ‚Tag des offenen Denkmals’ oder nach besonderer Verabredung die etwas beschwerliche Grubenfahrt in die ruhrgebietsweit einzigar- tigen Stollen des frühen Bergbaus unternimmt, erhält eine Verlauf des Bergbauweges mit Eintrag der Besichtigungsmöglichkeiten.

(44)

hautnahe Vorstellung, wie sich die früheren Bergleute quälen mussten, um an das damals sehr begehrte ‚Schwarze Gold’ zu gelangen. Die ‚letzten Dortmunder Bergleute’

bieten eine preiswerte Broschüre über die Hohensyburger Geschichte an. Sie freuen sich auch über eine kleine Spende für die weitere Erforschung der Grube und ihre Erhaltung.

Bergbau im Bittermärker Wald

Der Stadtforst Bittermark ist in Dortmund bekannt als Standort des Mahnmals für die Opfer des Karfreitags 1945.

Ein Besuch dieses Ehrenmals lässt sich mit spannenden bergbaugeschichtlichen Beobachtungen verbinden, denn im Bittermärker Wald verstecken sich Relikte alter Bergbaustätten aus zwei Jahrhunderten.

Der frühe Bergbau auf heutigem Dortmunder Stadtgebiet wurde dadurch ermöglicht und begünstigt, dass im Gebiet zwischen Ruhr und Emscher die Kohlenflöze – und mit ihnen Sandsteinbänke – an der Erdoberfläche zutage traten. Die recht primitiven Schürfen und Stollen der Frühzeit sind heute längst wieder getilgt und haben allenfalls noch in Waldge- bieten überdauern können. Den Bittermärker Forst durch- ziehen auf einer Fläche von etwa einem Quadratkilometer solche alten Bergbaureste. Schon seit 1743 sind hier Kohle- zechen nachweisbar; sie hießen Josua, Argus, Carlsbank, Caspar Friedrich, Gottfriedsbank und Wesselbank; später gingen sie großenteils in der Zeche Gottessegen auf, die 1963 die Förderung einstellte. Noch nach dem Zweiten Weltkrieg entstand hier die Kleinzeche Olpketal der Stadt Dortmund, die aber 1953 bereits wieder geschlossen wurde.

Die wichtigsten historischen Quellen, die uns überhaupt in die Lage versetzen, diese Bergbaurelikte, die ihr Alter nicht auf den ersten Blick preisgeben, einem Zeitraum oder einer historischen Zeche zuzuordnen, sind Karten und Risse des Oberbergamtes, die bis 1840 zurückreichen und besonders die Fleißarbeit des Artillerieoffiziers Niemayer, der von 1770 bis 1790 im Auftrag der preußischen Regierung die Bergwerke der westlichen Provinzen Preußens kartierte.

Die beeindruckendsten, denkmalwerten Bergbaureste fin- den sich heute im Verlauf des Olpkebaches. Sie erschließen sich am besten im Rahmen einer kleinen Wanderung. Wenn man der Olpketalstraße Richtung Südosten in das Wald- gebiet folgt, so sieht man schon bald hinter der Bebauungs-

(45)

Auf den Spuren der Industriearchäologie

Pingen sind jene trichterförmigen Vertiefungen im Gelände, die durch Materialabbau und nachbrechendes Erdreich ent- standen sind.

Westlich des Weges, unmittelbar am Olpkebach, tritt aus einem verschütteten Stollenmundloch eisenoxidhaltiges Wasser aus. Die Sohle des Rinnsals ist daher kräftig gelb gefärbt. Der Kartograph Niemayer nennt diese Stelle 1790

„Alter Stolln“. Hier befand sich ein Schacht der von 1779 bis 1823 betriebenen Zeche Wesselbank, die zuerst Wessel Borggrefe gehört hatte. Die Niemeyersche Karte zeigt Pingen des Abbaus von Wesselbank auf Flöz Mausegatt und am rechten Ufer des Olpkebachs Pingenzüge der Zeche Gottfriedsbank. Sie wurde seit 1754 vom Hagener Indu- Hohlwege zum Kohlentransport (oben) und Schachtpinge der Zeche Josua (unten) im Bittermärker Wald.

(46)

striellen Dr. Funcke in den Sarnsbank-Flözen betrieben und kam vor 1842 zur Zeche Niederhofen. Aus dem Gottfrieds- Stollen tritt noch heute ockerfarbenes Wasser aus.

Weiter östlich des Weges hat sich im Naturschutzgebiet Hülsenwald eine Reihe von Pingen und Schürfen erhalten, deren Alter und Zuordnung noch nicht bestimmt werden konnten.

Teils bis an den Weg reichen tiefe, schluchtartige Gelände- einschnitte mit Abraumhalden, die vor allem dem Abbau von Ruhrsandstein dienten. Sie wurden vor allem im mittle- ren 19. Jahrhundert ausgebeutet.

Bevor die Olpketalstraße in eine sanfte Rechtskurve über- geht, folgt wieder quer zum Straßenverlauf ein Pingenzug, der auf den Stollen der Zeche Josua zurückgeht. Die Zeche Josua wurde 1799 gegründet, der Abbau des „Haupt- flözes“, das hier stattliche anderthalb Meter mächtig war, erfolgte vor 1840.

Hinter der Kurve begegnet man östlich des Weges den Spuren der Kleinzeche Olpketal, die erst 1948, und nur für fünf Jahre, die Förderung aufnahm. Im Volksmund war die Zeche besser bekannt unter dem Namen „König Ludwig“, weil ihr fachlicher Leiter der Steiger König war, der Betriebs- führer aber hieß Ludwig Osthoff. Die Förderung der Zeche Olpketal erfolgte durch einen runden, zwei Meter weiten Schacht, der mit Ziegelsteinen ausgemauert war. In der Nachkriegszeit wurde die hier gebrochene Kohle dringend für die Beheizung der Städtischen Krankenanstalten gebraucht. Auf der gegenüber liegenden Bachseite sieht man die Pingen der Zeche Argus, die hier zwischen 1850 und 1875 ein Flöz abbaute.

Den Gang entlang des Olpkebaches beschließen beiderseits gelegene Steinbrüche des 19. Jahrhunderts und Schürf- öffnungen, in denen man den Kohleflözen nachgespürt hat. Das Alter auch dieser Schürfstellen ist fraglich – es gibt im Bittermärker Wald also noch einiges zu erforschen!

(47)

Auf den Spuren der Industriearchäologie

Bergbaurelikte und erdgeschichtliche Spuren

Spitzkegelhalden und Naturschutzgebiet Hallerey

Die dicht bewachsenen sieben Hügel zwischen Höfkerstraße und Bahndamm sollen also Denkmalwert besitzen? Was kann daran wertvoll sein? Nun, die Bedeutung der sieben Spitzkegelhalden in Dorstfeld besteht heute in ihrer Seltenheit – dabei prägten solche Halden noch vor wenigen Jahrzehnten das Bild des Ruhrgebiets.

Es handelt sich um Bergehalden des Steinkohlebergbaus – die Lagerung des Abraums stellte seit jeher ein großes bergbauliches Problem dar. In den Bergwerken des Mittel- alters und der frühen Neuzeit waren die Erdbewegungen noch so gering, dass man sich darauf beschränken konnte, das Bergmaterial zechennah flach abzukippen. Das Anlegen solcher Flächenhalden bescherte aber oft zusätzliche Pacht-

kosten bei den Geländeeigentümern der Umgebung und war später, bei hoch industrialisierten Montanbetrieben und angesichts riesiger Materialmengen, nicht mehr durch- führbar. Es folgte die Zeit der Spitzkegelhalden. Diese Haldengeneration wurde durch Seilschwebebahnen aufge- türmt, um viel Bergematerial auf kleinem Raum unterbrin- gen zu können. Die Bahnen endeten mit einem Mast, an dem das überschüssige Zechenmaterial von der Seilbahn abgekippt wurde. So entstand nach und nach die typische Spitzkegelform der Halden. War die Masthöhe durch den Kegel erreicht, wurde die Bahn umgesetzt. Direkt daneben entstand die nächste Halde.

Die Spitzkegelhalden am Rand der Hallerey.

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

„eine lobby für den (ur)alten schlingel“ 650 Jahre leinakanal Führung in der Leinakanal-Ausstellung und historischen Pumpanlage. • 11.00 – 17.00 Uhr Vortrag: „Die Vermessung

Geehrt werden können auch kunst- und kulturinteressierte Frauen, die in Gotha geboren wurden oder lebten und noch immer einen engen Bezug zu unserer Stadt haben..

Am 2. September wartet die Shoppingnacht, organisiert vom Gewerbeverein Gotha e.V., auf Ihren Besuch. Auf allen Märkten und Straßen der Innenstadt können Sie bis 23 Uhr

Internet verwaltet wurde, kann für die Hinterbliebenen verborgen bleiben und somit verloren gehen. Damit Sie diese Vorfälle zukünftig minimieren können, wurde ein System

Gustav Freytag Treff, Clara –Zetkin-Str. September findet ab 14 Uhr im BEST WESTERN Hotel „Der Lindenhof“ Gotha der 7. Ball der Volkssolidarität statt. Mit einem

Nunmehr steht auch der Monat bevor, wo bundesweit der Tag des Friedhofes begangen wird. Bekanntlich führt die Stadtverwaltung Gotha alle zwei Jahre aus diesem Anlass

Hierfür werden für den Zeitraum von Mai bis August 2022 im Landkreis Neustadt a.d.Aisch-Bad Winds- heim rund 220 zuverlässige Erhebungs- beauftragte (m/w/d) gesucht.. Sie werden

(6) Die Mitglieder des Verwaltungsrats erhalten für ihre Tätigkeit vom Kommunalunternehmen eine angemessene Entschädigung nach den Bestim- mungen der „Satzung über die