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Genügen auch niedrigere Statindosen?

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Eine Kohortenstudie aus den Niederlanden hat bei Individuen mit familiärer Hypercholesterin - ämie das Risiko für kardiale Ereignisse unter Statinbehandlung untersucht.

BRITISH MEDICAL JOURNAL

Bei familiärer Hypercholesterinämie (FHC) besteht ein massiv erhöhtes Ri- siko für eine koronare Herzkrankheit (KHK). Statine gelten daher bei diesen Patienten als Therapie der ersten Wahl.

Aus ethischen Gründen wurden bei der seinerzeitigen Einführung der Statine mit diesen Risikopatienten keine plaze- bokontrollierten Studien mit harten kli- nischen Endpunkten durchgeführt. Zwei Beobachtungsstudien bei FHC-Patienten liessen auf eine Halbierung des KHK- Risikos schliessen. Diese Untersuchung

wollte hier mehr Klarheit schaffen und aus Beobachtungsdaten Ergebnisse lie- fern, die diese Zahlen aus einer klini- schen Studie imitieren.

Methodik

Zwischen 1989 und 2002 wurde an 27 Lipidambulatorien in den Niederlanden eine Kohorte von 2400 Patienten mit FHC rekrutiert und phänotypisch einge- hend untersucht. Für ihre jetzige Daten- auswertung setzten die Autoren den 1. Januar 1990 als Anfangspunkt, weil da- mals das erste Statin (Simvastatin [Zo cor®

oder Generika]) verfügbar wurde. Ferner schlossen sie Patienten aus, die zu die- sem Zeitpunkt schon eine bekannte KHK aufwiesen. Die mittlere Beobachtungs- zeit der Kohortenstudie betrug 8,5 Jahre.

Einerseits wurden neu aufgetretene kar- diale Ereignisse (Myokard infarkt, per - kutane Koronarinterventionen, Bypass, Angina pectoris) bei Patienten unter Sta- tinen und solchen, die ein Statin erst mit Verzögerung erhielten, verglichen, ande- rerseits setzten die Autoren das Risiko für einen neu auftretenden Myokard - infarkt bei über 55-jährigen Patienten zu demjenigen in einer altersgleichen Stich- probe der Allgemeinbe völkerung aus der Rotterdam-Studie in Beziehung.

Resultate

Nach Ausschluss wegen vorbestehender KHK oder unbekannter Lipid- oder The- rapielage verblieben 1950 Patienten für die Analysen. 413 waren von Anfang an mit einem Statin behandelt worden, 1294 erhielten die lipidsenkende Thera- pie erst im weiteren Verlauf nach einer Verzögerung von im Mittel 4,3 Jahren.

Die meisten Patienten nahmen Simva- statin (n = 1167; 33 mg/Tag) oder Ator-

vastatin (Sortis®; n = 211, 49 mg/Tag).

Die Autoren beobachteten eine Gesamt- risikoverminderung von 76 Prozent (Ha- zard Ratio [HR] 0,24, 95%-Konfidenzin- tervall [KI] 0,18–0,30, p < 0,001). Das Risiko für einen Myokardinfarkt war in dieser besonders gefährdeten Gruppe von FHC-Patienten unter Statintherapie

ARS MEDICI 9 2009

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S T U D I E R E F E R I E R T

Genügen auch niedrigere Statindosen?

Langzeitbeobachtung bei familiärer Hypercholesterinämie

Merksätze

In einer Langzeit-Beobachtungsstudie reduzierten tiefere Statindosen als heute empfohlen das KHK-Risiko bei familiärer Hypercholesterinämie um nahezu 80 Pro- zent.

Über 55-jährige Patienten, die mit Statinen behandelt wurden, hatten ein ähnliches Herzinfarkt risiko wie die gleichaltrige All- gemein bevölkerung.

Sind niedrigere Statin- dosen, gerade auch bei

dringlichs tem Bedarf, sinnvoll?

Die Kohortenstudie aus Holland über die Langzeitwirkung von Statinen bei Indivi- duen mit familiärer Hypercholesterinämie ist ein Augenöffner. Sie beweist erstmals, dass die kardiovaskuläre Ereignisrate signi - fikant gesenkt wird. Wenn man von 76 Pro- zent Risikoverminderung spricht, ist das eindrücklich. Noch eindrücklicher wird es, wenn man sich vergegenwärtigt, dass es sich dabei zwar um relative Prozente han- delt, die reelle Riskoverminderung aber ebenfalls 50 Prozent beträgt. Dies setzt allerdings eine zwölfjährige Behandlung voraus.

Die Tatsache, dass die in den früheren Jah- ren üblichen niedrigen Dosierungen der Statine diese Wirksamkeit erreichten, be- rechtigt nicht dazu, nun bei diesen schwer gefährdeten Individuen vorzugsweise die niedrigeren Dosierungen anzuwenden. Lo- gischerweise müsste dann auch bei den weniger gefährdeten Patienten mit nicht familiärer Hypercholesterinämie die nie- drigere Dosierung empfohlen werden. Die Studie zeigt aber immerhin, dass man of- fenbar bereits mit niedrigeren Dosierun- gen den Grossteil des Schutzeffekts er- reicht. Mithin sind die aus den jeweiligen Studien bekannten hohen Dosierungen zwar nach wie vor anzustreben, aber nicht um jeden Preis. Ein zufriedenstellender (wenn auch nicht optimal ausgereizter) Ef- fekt ist offenbar auch mit niedrigeren Dosen erreichbar, und das gilt generell für

alle Patienten.

K O M M E N T A R

Prof. Bernhard Meier Direktor und Chefarzt Universitätsklinik für Kardiologie, Inselspital Bern

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nicht signifikant grösser als in der gleich- altrigen Stichprobe aus der Allgemeinbe- völkerung (HR 1,44, 95%-KI 0,80–2,60, p = 0,23).

Diskussion

In dieser Beobachtungsstudie reduzier- ten relativ niedrige Statindosen das KHK- Risiko bei familiärer Hypercholesterin - ämie um nahezu 80 Prozent. Dies über- trifft die aus früheren Studien abgeleitete Erwartung. Unter statinbehandelten über 55-Jährigen näherte sich sogar das Myokardinfarktrisiko demjenigen der Allgemeinbevölkerung an. Die Risiko - reduktionen fielen bei Frauen und Män- nern ähnlich aus.

Die Autoren weisen ausdrücklich auf die Schwächen einer Beobachtungsstudie hin, die Resultate aus randomisierten Studien nicht einfach ersetzen können.

So ist denkbar, dass in den Frühzeiten

der Statinbehandlung vor allem bei einer Subgruppe mit besonders hohem Risiko eine Therapie initiiert wurde. Denkbar ist auch, dass die Patienten mit Beginn einer Statineinnahme auch ihren Le- bensstil in günstiger Richtung änderten, die Berücksichtigung von Rauchstopps änderte am beobachteten Therapieeffekt jedoch nichts.

Heutige Therapieschemata operieren mit deutlich höheren Simvastatin- oder Ator- vastatindosen (von bis zu 80 mg täg- lich). In dieser Studie wurden Fälle mit bekannter KHK ausgeschlossen. Es han- delte sich also um eine Primärprävention und die Resultate können nicht auf die sekundärpräventive Therapie extrapo- liert werden, die möglicherweise aggres- siver sein muss. Die Autoren sehen als praktische Konsequenz, dass eine ag- gressive Lipidsenkung mittels Statinen bei Kindern mit heterozygoter FHC zur

Senkung des KHK-Risikos nicht unbedingt früh einsetzen muss (wie derzeit von der American Academy of Pediatrics gera- ten), ausser wenn vorzeitige Koronar - erkrankungen bei Verwandten ersten Grades vorgekommen sind. Jedoch spre- chen diese Ergebnisse dafür, bei Dia - gnose einer FHC unmittelbar mit einer Statintherapie zu beginnen, da so das KHK-Risiko nahezu normalisiert werden

kann.

Jorie Versmissen (Department of Internal Medicine, Erasmus University, Medical Centre, Rotterdam/NL) et al.: Efficacy of sta- tins in familial hypercholesterolaemia: a long term cohort study.

BMJ 2008; 337a: a2423. DOI:10.1136/bmj.a2423.

Interessenlage: Die Studie wurde von der Netherlands Heart Foundation finanziert. Die Autoren deklarieren keine Interessen - konflikte.

Halid Bas

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ARS MEDICI 9 2009

S T U D I E R E F E R I E R T

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