Karlsruher Institut f¨ur Technologie Institut f¨ur Theorie der Kondensierten Materie
Ubungen zur Theoretischen Physik F¨ SS 11
Prof. Dr. A. Shnirman L¨osungsvorschlag zu Blatt 9
Dr. B. Narozhny 24.6.2011
1. Harmonische Kette:
(a) Bewegungsgleichungen:
d dt
∂L
∂u˙n = ∂L
∂un , d dt
∂L
∂s˙n = ∂L
∂sn , T = 1 2mX
n
[ ( ˙un)2+ ( ˙sn)2]
⇒ mu¨n = −K(un−sn)−G(un−sn−1) m¨sn = −K(sn−un)−G(sn−un+1) Ansatz:
un(t) = u ei(kx−ωt)
sn(t) = s ei(kx−ωt) , x=n a Periodische Randbedingungen:
un+N =un ⇒ eikN a = 1 ⇒ k = 2π a
m
N , m = 0,±1,±2, . . .
Eindeutigkeit der L¨osung: Der Phasenfaktoreiknaist f¨ur zweik, die sich umG= 2πal unterscheiden, gleich:
eikna=ei(k+G)na , G= 2π
a l , l= 0,±1,±2, . . . Daher muß k eingeschr¨ankt werden auf
k = 2π a
m
N , m= 0,1,2, . . . ,(N −1) oder alternativ:
m = (−N/2 + 1),(−N/2 + 2), . . . ,−1,0,1, . . . ,(N/2) ⇔ −π
a < k≤ π a (b) Ansatz in Bewegungsgleichungen einsetzen:
[mω2−(K+G) ]u+ [K+G e−ika]s = 0 [K+G eika]u+ [mω2−(K+G) ]s = 0 Nichttriviale L¨osung f¨ur
[mω2−(K+G) ]2−(K+Ge−ika)(K+Geika) = 0
⇒ mω2 = (K+G)±p
K2+G2+ 2KGcos(ka)
g=1
g=0.5
ka/π
(+)
(−)
(−) (+)
0 0.5 1 1.5 2
−0.5 0
0.5 1 1.5 2
−0.5 0.5
−1 0 0.5 1
1 0
−1
Abbildung 1: Die Dispersion von optischer (+) und akustischer (−) Mode f¨ur unterschiedliche Federn G = 0.5K (unten) und identische Federn G = K (oben). F¨ur K = G verschwindet die optische Mode bzw. geht in die zur¨uckgefaltete akustische ¨uber.
Die zugeh¨origen Moden werden bestimmt durch die L¨osung des Gleichungssystems:
⇒ s
u = −[K+Geika]
mω2−(K +G) =∓ [K+Geika]
pK2+G2+ 2KGcos(ka) Interessant ist jetzt der Grenzfallk →0 :
k ≪π/a : cos(ka)≃1− 1 2(ka)2
⇒ mω2 = (K+G)±p
(K+G)2 −KG(ka)2
= (K+G)
1±
1− KG
2(K+G)2(ka)2
⇒ ω+= r2
m(K+G) , ω− =
s KG
2(K+G)ka≡c k
und s
u ≃ ∓ (K+G)
(K +G)(1− 2(K+G)KG 2(ka)2) ≃ ∓1 F¨ur kleine k unterscheiden sich also deutlich die Moden:
ka≪π :
(+) : ω+ = const. s
u = −1 gegenphasig (optisch)
(−) : ω− = c k s
u = +1 gleichphasig (akustisch)
Die Dispersion ist in Abb. 1 gezeigt, und zwar in der Form ω± = K
m
h(1 +g)±p
1 +g2+ 2gcos(ka)i1/2
, g = G
K , K m ≡1
Anzahl der Moden: Die Anzahl der erlaubten k-Werte ist gerade N, also gibt es N optische und N akustische Moden. Die Gesamtzahl 2N der Moden entspricht der Anzahl der Massen in der Kette, denn jede Masse kann in einer Richtung (x- Richtung) um die Gleichgewichtslage schwingen, tr¨agt also einen Freiheitsgrad bei.
2. Phononen:
Die Moden der Kette seien mit λ bezeichnet, also λ ≡ (k,±), (±) steht f¨ur op- tisch/akustisch, mit den entsprechenden Eigenfrequenzen ωλ. Jeder Mode λ wird nun ein harmonischer Oszillator zugeordnet,
λ : Hλ =~ωλ(a†λaλ + 1/2) , Hλ|nλi=~ωλ(nλ+ 1/2)|nλi , nλ = 0,1,2,3, . . . Dann lautet die kanonische Zustandssumme der unterscheidbaren Oszillatoren:
Z =X
α
e−βEα =Y
λ
X∞ nλ=0
e−β~ωλ(nλ+1/2)
!
=Y
λ
e−β~ωλ12 1−e−β~ωλ
!
Innere Energie:
U = −1 Z
∂Z
∂β =− ∂
∂β ln(Z) =− ∂
∂β X
λ
−β~ωλ
2 −ln 1−e−β~ωλ
= X
λ
~ωλ
1
2+g(~ωλ)
(a) Hochtemperaturlimes kBT ≫~ωλ ⇒ eβ~ωλ ≈1 +β~ωλ:
U =X
λ
~ωλ
1
2+kBT
~ωλ
=X
λ
kBT 1 + 1
2
~ωλ
kBT
= 2NkBT
1 +O ~ωλ
kBT
| {z }
≪1
In f¨uhrender Ordnung ist dies genau der Gleichverteilungssatz, der besagt, dass jeder Freiheitsgrad, der quadratisch in der Lagrange-Funktion auftritt mit 1/2NkBT zur inneren Energie beitr¨agt (2N Atome oder Moden, die jeweils in der kinetischen und potentiellen Energie quadratisch auftreten).
Die spezifische W¨arme erh¨alt man durch Ableiten nach T und wir finden CV = 2NkB. Im allgemeinen lautet das Dulong-Petit’sche Gesetz
CV =dNrkB
mit der Raumdimension d, der Anzahl der Einheitszellen N und der Anzahl der Atome pro Einheitszelle r.
(b) Annahme: ωλ =ωakustisch=ck.
Die Grundzustandsenergie ist U0 =P
λ
~ωλ
2 . Es gilt dann also
U −U0 = X
k
~ck eβ~ck−1
= V
2π Z πa
−πa
dk ~ck eβ~ck−1
= 2Na
2π
(kBT)2
~c
Z akB Tπ~c
0
dx x ex−1
kBT≪~cπa
→ 2Na 2π
(kBT)2
~c
Z ∞ 0
dx x ex−1
= Naπ
6
(kBT)2
~c
Die spezifische W¨arme ergibt sich dann zu CV = ∂U
∂T = NaπkB2 3~c T .
Man kann leicht zeigen (in einer analogen Rechnung), dass im Allgeimenen gilt CV ∝Td ,
was dann f¨urd= 3 das bekannte T3–Gesetz ergibt.
(c) Man erh¨alt mit den Annahmen vom ¨Ubungsblatt die innere Energie U =U0+ 2N ~ω0
eβ~ω0 −1 und daraus sofort die spezifische W¨arme
CV = ∂U
∂T = 2NkB
(~ω0)2 (kBT)2
eβ~ω0
eβ~ω0−12 = 2NkB
ΘE T
2
eΘE/T eΘE/T −12
mit der charakteristischen Einstein-Temperatur kBΘE =~ω0 .
Hochtemperaturlimes T ≫Θe ( exp (ΘE/T)≈1 + ΘE/T ):
⇒ U −U0 = 2NkBT und CV = 2NkB . Tieftemperaturlimes T ≪Θe ( exp (ΘE/T)≫1 ):
U −U0 ≈2N ~ω0
eβ~ω0 = 2N~ω0e−ΘE/T
CV ≈2NkB
ΘE
T 2
eΘE/T
eΘE/T2 = 2NkB
ΘE
T 2
e−ΘE/T
Sowohl U als auch CV verschwinden sind also exponentiell unterdr¨uckt im Limes T →0. Dies ist charkateristisch f¨ur ein System mit Energiel¨ucke im Anregungsspek- trum, wie Sie in Aufgabe 1 f¨ur optische Phononen bereits herausgefunden hatten.
Mit anderen Worten: Da Sie mit der Annahme ω(k) = const. (motiviert durch ihr Ergebnis f¨ur kleine k aus Aufgabe 1) begonnen haben, konnten Sie nichts anderes als einen exponentiellen Abfall in der T–Abh¨angigkeit finden.
(d) Wir setzen voraus, dass der K¨orper isotrop ist. Bekanntlich ist in einem isotropen Festk¨orper die Ausbreitung longitudinaler Schallwellen (mit der Geschwindigkeit ul) und transversaler Wellen mit zwei unabh¨angigen Polarizationen (und gleicher Ausbreitungsgeschwindigkeit ut) m¨oglich.
Die Zahl der Eigenschwingungen im Spektrum der Schallwellen mit dem Betrag des Wellenvektors im Intervaldk und mit gegebener Polarization ist
V 4πk2dk (2π~)3 ,
wobeiV das Volumen des K¨orpers ist. Im Intervaldω gibt es insgesamt die folgende Zahl von Schwingungen:
V ω2dω 2π2~3
1 u3l + 2
u3t
→V 3ω2dω 2π2~3u¯3,
dabei muss man unter ¯u = ¯u(V /N) die auf eine bestimmte Weise gemittelte Aus- breitungsgeschwindigkeit des Schalls im Kristall verstehen.
Jetzt die Gesamtzahl der Schwingungen:
3V 2π2~3u¯3
ωD
Z
0
ω2dω = 3Nν.
Dann findet man f¨ur die Debye-Frequenz:
ωD = ¯u
6π2~3Nν V
1/3
.
Die Verteilung der Frequenzen wird im Debye-Modell durch die Formel 9Nνω2dω
ωD3 , ω6ωD. Die freie Energie:
F =F0 +kBT X
λ
ln 1−e−β~ωλ
=F0+kBT9Nν ωD3
ωD
Z
0
ω2dωln 1−e−β~ω .
Integriert man partiell und f¨uhrt die Debye-Funktion ein:
D(x) = 3 x3
Zx
0
z3dz ez−1,
so kann man die freie Energie in der folgenden Form schreiben:
F =F0+NνkBT
3 ln 1−e−β~ωD
−D(β~ωD) .
F¨ur die Energie erhalten wir;
U =F −T∂F
∂T =U0+ 3NνkBT D(β~ωD), und f¨ur die W¨armekapazit¨at
CV = 3NνkB[D(β~ωD)−β~ωDD′(β~ωD)]. Bei hohen Temperaturen
D(β~ωD ≪1)≈1 ⇒ CV = 3NνkB.
(e) Alles l¨auft genauso wie in Aufgabenteil (b). Allerdings erhalten wir eine Integration
¨uber alle drei k-Richtungen anstelle von einer:
U −U0 = V (2π)3
X
s
Z
k∈1.BZ
d3k ~c|k|
eβ~ck −1 = V (2π)3
X
s
(kBT)4 (~c)3
Z ∞ 0
d3x x ex−1
= V
(2π)33(kBT)4 (~c)3 4π
Z ∞ 0
dx x3 ex−1
= V
(2π)33(kBT)4 (~c)3 4ππ4
15 = π2 10
V
(~c)3 (kBT)4
Da wir jetzt ind= 3 sind, istλ= (k, s,±), das heisst wir haben in drei Dimensionen drei akustische Phononenzweige etc. Diese Summe ¨ubers ergibt dann aber einfach nur einen Faktor 3, da wir Isotropie des k-Raums annehmen d¨urfen. Damit finden wir schließlich f¨ur die spezifische W¨arme
CV = 2
5V π2kB
kBT
~c 3
∝ T3 .
Oder findet man von (d):
D(β~ωD ≫1)≈ π4
5(β~ωD)3 ⇒ CV = 12
5 Nνπ4kB
kBT
~ωD 3
.