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Musikstunde

Bach bearbeitet (2)

Von Anette Sidhu-Ingenhoff

Sendung: 25. September 2018 Redaktion: Dr. Bettina Winkler Produktion: 2018

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(2)

SWR2 Musikstunde mit Anette Sidhu-Ingenhoff 24. September – 28. September 2018

Bach bearbeitet (2)

Musikstunde mit Anette Sidhu-Ingenhoff

„Bach bearbeitet…“ 2

Diese Woche mit dem Thema „Bach bearbeitet…“, am Mikrofon Anette Sidhu- Ingenhoff.

Unter dem Motto „Bach bearbeitet“ feiert die Stadt Tübingen vom kommenden Freitag bis 7.Okt. ein Bachfest. Einen Vorgeschmack darauf gibt die Musikstunde in dieser Woche. Auf welche Weise arbeitet denn ein Komponist um 1730 seine eigtl.

Komposition aus? Von den 5 Schritten aus der Rhetorik hatte der Musiktheoretiker Christoph Bernhard, Meisterschüler von Heinrich Schütz und ein wichtiger

Kompositionslehrer der Zeit - drei Schritte fürs Komponieren abgeleitet: inventio, elaboratio und executio. Wichtig sind für den Komponisten - neben dem Einfall - also die kreative Ausarbeitung und natürlich auch die Aufführung seiner Musik. Allerdings sind die Methoden, wie Bach seine eigenen Werke, oder auch die anderer

Komponisten um- und ausarbeitet, viel raffinierter und unverwechselbarer als alles, was seine Zeitgenossen da so leisten. Bach und sein Lebenswerk könnte man deshalb als eine Art „Werkbank“ bezeichnen: Generationen von Komponisten haben sich an ihm abgearbeitet, haben Themen, Inspiration, musikalische Techniken der Verarbeitung gefunden und viel von Bach gelernt. Bach selbst hat am allerliebsten seine eigenen Stücke bearbeitet. Nicht, weil es ihm an Originalität gemangelt hätte, im Gegenteil, das werden wir diese Woche sehen. Nein: in seinem unglaublichen Streben nach Perfektion reizt ihn nicht nur die Schönheit der musikalischen Gestalt, die unter seinen Händen entsteht, sondern ihn interessieren z.B. auch zeitliche Verhältnisse und Proportionen, musikalische Strukturen auf verschiedensten Ebenen, die Symbolik der Tonarten, eine abwechslungsreiche Instrumentierung.

Seine eigene Musik sieht er als eine Art abstrakte Größe, es sind Kompositionen, die beim Spielen klanglich auf alle mögliche Art und Weise verwirklicht werden können.

Und selbst bei der Aufführung überlässt er nichts dem Zufall! Hier das

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3 Cembalokonzert D-Dur BWV 1054, es ist eine Variantfassung des Violinkonzerts E- Dur.

Musik 1

Johann SebastianBach

Cembalokonzert D-Dur BWV 1054

eine Variantenfassung Bachs des Violinkonzertes E-Dur 3. Satz: Allegro

Bob van Asperen

Melante Amsterdam

Es spielten Bob van Asperen und Melante Amsterdam.

Was die erwähnte Perfektionierung angeht, gibt es nur einen Schönheitsfehler: Bach hat zu Lebzeiten nicht gerade für viele Druckausgaben seines Oevres gesorgt. Was wir haben sind überwiegend undatierte Handschriften! Seien es Wissenschaftler oder Musiker, bis heute wird jeder an Bach interessierte Mensch mit Quellenforschung geradezu überhäuft. Doch: mögen die Publikationen zu seiner Zeit auch lückenhaft sein, Bach verfolgt geradezu perfektionistisch sein Ziel, musikalisch auch mit wenigen Worten viel zu sagen. Bachbiograph Nikolaus Forkel: „Überhaupt scheint es, als wenn Bach um die Köthener Zeit alles habe ausprobieren wollen, was sich mit vielen und wenigen Stimmen ausrichten lässt“. Das zeigen seine Sonaten und

Partiten für Solovioline BWV 1001 bis 6 und die Cellosuiten BWV 1007 bis 12. Das bewusst restriktive Medium strotzt vor Interpretationsmöglichkeiten, die im Notentext angelegt, aber nicht alle unbedingt sofort darstellbar sind. Aufgrund ihrer

skelettartigen Form sind sie voller kleiner Zeitbomben mit harmonischem Potenzial, die den Zuhörer reizen, Vermutungen darüber anzustellen, wohin die Reise geht – anders ausgedrückt, welche Akkorde da impliziert sind. Das bedeutet, der Zuhörer wird in den kreativen Prozess, Bachs Harmoniefolge zu verstehen, einbezogen. John Eliot Gardiner vergleicht diese Stücke mit der Davidstatue von Bernini in der Villa Borghese in Rom. Der David sieht aus, als wäre er mitten im Schlachtengetümmel erstarrt. Der Zuschauer gerät ins Geschehen hinein, er kann sich den fehlenden Goliath vorstellen und mit Hilfe seines eigenen Betrachtens die Szene im Kopf vollenden. So ist das auch mit Bachs Solostücken und den darin verborgenen

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4 Harmonien. Komponisten des 19. u. 20. Jahrhunderts wie Felix Mendelssohn oder Ferucio Busoni knüpfen hier an und versuchen mit Bearbeitungen einzufangen, was da an klanglichen Möglichkeiten im Raum steht.

Musik 2

Felix Mendelssohn Bartholdy

Partita für Violine solo Nr. 3 E-Dur BWV 1006 1. Satz: Preludio aus 3 Sonaten

und 3 Partiten, BWV 1001-1006 Mayumi Hirasaki (Violine)

Christine Schornsheim (Klavier)

Mayumi Hirasaki & Christine Schornsheim mit Mendelssohns Bearbeitung der Violinpartiten.

Gestern haben wir in Kantaten Bachs reingehört. Heute würde ich gerne einen Blick auf Bachs Frühzeit als Organist in den Kirchen von Arnstadt und Mühlhausen werfen.

Er ist nach heutigen Begriffen ein Jugendlicher, 18 bis 21 Jahre alt. Das zornige Konsistorium in Arnstadt kritisiert ihn, weil er die Gemeinde mit seinem Orgelspiel irritiert. Tatsächlich war er für einige Monate nach Lübeck gereist und hatte dort dem berühmten Dietrich Buxtehude zugehört. Daraufhin spielt er – wie ein verfrühter Max Reger - mit den chromatischen Möglichkeiten des vierstimmigen Satzes. Und zwar so, dass man den Cantus firmus kaum noch erkennt. Denn Bach ist fasziniert vom

„stylus fantasticus“: einem ausschweifenden, kontrastreichen, affektgeladenen Spiel und großer Virtuosität. Ein Buxtehude spielt längst nicht mehr nur im Gottesdienst, sondern als ausdrucksmächtiger Rhapsode lockt er die Lübecker Kaufmannschaft schon morgens in seine Konzerte, VOR ihrem Gang zur Börse! Ein fantastisches Vorbild für den jungen Bach! Seine Toccata und Fuge d-moll BWV 565 gehören in diese frühe Zeit. Es ist so geniale Musik, dass Nichtspezialisten das frühe

Entstehungsdatum kaum glauben können! Hermann Keller sagt: „Es gibt kein zweites Beispiel eines so packenden Anfangs mit dem blitzartig niederfahrenden Unisono, dem lang hinrollenden Donner der gebrochenen Akkorde, den stürmisch wogenden Triolen. Vier Takte tobt Bach im verminderten Septakkord auf und nieder, bis das Pedal mit gewaltigem Ernst das Wort nimmt“. Fraglich, ob später Geborene

(5)

5 wie Leopold Stokowski mit ihrer Orchesterfassung überhaupt den gleichen Effekt erzielen können? Walt Disney fand das jedenfalls großartig, er entwickelte dazu Lichtprojektionen und war stolz auf den „Philadelphia Sound“ seines Films

„Fantasia“. Man kann das alles machen mit Bach, befand er, denn das Stück drücke nichts aus, außer der Schönheit seiner eigenen musikalischen Muster. Na dann:

Musik 3

Johann Sebastian Bach:

Toccata und Fuge d-Moll BWV 565 bearbeitet für Orchester

Philadelphia Orchestra Leitung: Leopold Stokowski

Die historische Aufnahme von 1927 mit Leopold Stokowsky am Pult.

Mancher Biograph spekuliert ja, ob Bach – wäre sein Leben in regelmäßigeren Bahnen verlaufen – vielleicht bei Großprojekten wie dem Orgelbüchlein oder dem ersten Kantatenjahrgang in Weimar weniger schnell ermüdet wäre. Hätte er Opern schreiben oder etwa besser für die Drucklegung seiner Werke sorgen können? Alles Spekulation! Jedenfalls hat er es nicht immer leicht, arbeitet sich an Widerständen ab und das fließt ist in seine Musik mit ein. Sein Orgelspiel aber beeindruckt die

Zeitgenossen außerordentlich, das entnimmt man den Berichten über zwei wichtige Vorspiele. Bei einem Improvisationswettstreit 1717 am Dresdner Hof nimmt der französische Klaviervirtuose Louis Marchand vor Bachs Eintreffen einfach Reißaus.

Bach ist der „alleinige Meister des Kampfplatzes“ und verblüfft die adeligen

Herrschaften. Später ist er in Hamburg, die Kirchenakten erwähnen Bach 1720 als Bewerber um die Organistenstelle an St. Jakobi. Er spielt vor dem Magistrat auf der Orgel der Catharinenkirche. Im Nekrolog, einem Nachruf von Carl Philipp Emanuel Bach und Johann Friedrich Agricola, heißt es „Johann Adam Reinken, der damals bey nehe hundert Jahre alt war, hörte ihm mit besonderem Vergnügen zu“. Denn Bach improvisierte aus dem Stehgreif und sehr weitläufig über „An Wasserflüssen Babylon“ und Reinken meinte dazu: „Ich dachte, diese Kunst wäre gestorben, ich sehe aber, dass sie in Ihnen noch lebet“. Ähnlich virtuos verfährt Bach in vielen Choralbearbeitungen.

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6 Musik 4

Johann Sebastian Bach:

„Der Tag, der ist so freudenreich“, Choralbearbeitung für Orgel BWV 605

Orgelbüchlein für Wilhelm Friedemann Bach BWV 599-644 Jozef Sluys (Orgel)

„Der Tag der ist so freudenreich“ aus dem Orgelbüchlein mit Jozef Sluys.

Gehen wir nochmals einen Schritt zurück. Manche Musikwissenschaftler vermuten, dass Bach unter Anleitung seines Bruders Christoph in Ohrdruf eine sehr viel größere Virtuosität im Spielen von Tasteninstrumenten erworben hat, als er seine Söhne später glauben machen wollte. Der Bruder schickt ihn im Alter von 15 Jahren nach Lüneburg, dort geht er zur Schule und erlebt noch „live“ den berühmten

Organisten Dietrich Buxtehude. Durch diese Begegnung lernt er die

Kompositionstechnik der einflussreichen norddeutschen Orgelschule kennen. Dabei spielt auch der gefeierte Virtuose Georg Böhm eine wichtige Rolle. Als die

Wissenschaft 2005 die ältesten Handschriften Bachs entdeckt, erfährt man endlich, dass der junge Bach als Schreibgehilfe Böhms Werke von Buxtehude und Johann Adam Reinken selbst kopiert und abgeschrieben hat. Nicht nur beim Hören, sondern auch beim Spielen und Schreiben lernt er das also kennen: phantasievolles

Improvisieren, eigenwilliges Registrieren, Sinn für Klangfarben, extreme

Dissonanzen in Nachahmung eines Monteverdi, Experimentieren mit der Fugenform und und und. Unter Anleitung Böhms kommt er auch mit dem französischen

Geschmack in Berührung. Als er dann 20 Jahre später (!) noch einmal in Hamburg auftaucht und zwei Stunden in der Katharinenkirche spielt, ist ein Adam Reinken sicherlich von seiner Kunst fasziniert. Die Summe dieser Erfahrungen spiegelt sich im Orgelbüchlein, von dem Albert Schweitzer sagt: „Es ist geradezu ein Wörterbuch der Bachschen Tonsprache“. Tatsächlich wirkt es wie ein Vorgriff auf die Musik des 19. Jahrhunderts: ohne einen Bach wären die Nachfolger nicht dahin gekommen, wo sie sind. Auch ein Franz Liszt nicht.

Hier ein Ausschnitt aus Liszts Präludium und Fuge über B-A-C-H.

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7 Musik 5

Franz Liszt:

Präludium und Fuge über B-A-C-H G.260 Franz Lehrndorfer (Orgel)

Franz Liszt über B-A-C-H, es spielte Franz Lehrndorfer.

Wie wichtig die Erfahrung an der Orgel war, zeigt die Geschichte einer

Choralphantasie, die ihren Platz sucht. Bach nimmt sie wieder auf am Ende des 1.

Teils der Matthäuspassion. „Oh Mensch bewein dein Sünde groß“ ist mindestens zehn Jahre früher entstanden als die Passion und wird erst neun Jahre nach der Uraufführung geschickt eingepasst.

Dass Bach für eine seiner prachtvollsten und beeindruckendsten Choralfantasien nach einer neuen Heimat sucht, an der sie möglichst gut zur Geltung kommt, ist an sich nichts Ungewöhnliches. Sie fällt trotzdem stilistisch ein bisschen aus dem Rahmen der Matthäuspassion. Vielleicht liegt es daran, dass Bach hier seine beiden Ensembles zu einem Chor und einem Orchester verschmilzt. Arthur Mendel ist der erste Bachforscher, der für diesen Satz eine Vorlage aus der Weimarer Zeit von etwa 1714 vermutet. John Eliot Gardiner ist der Meinung, dass sie noch viel früher

entstanden sein könnte.

Vielleicht zur Zeit des „Actus tragicus“, als Bach anfing, Worte Martin Luthers zu vertonen, somit als Komponist von Figuralmusik erste Schritte tat und allmählich flügge wurde. Wir stoßen hier - viele Jahre später in Leipzig - auf eine Musik, die ihre Wurzeln in einer Zeit hat, als Bach in Arnstadt angestellt war und sich um die Stelle in Mühlhausen bewarb. Dass er immer wieder frühere Erfindungen weiter verwertet, ist, wie Bachforscher Ulrich Siegele bemerkt, schon auch eine Frage der

Arbeitsökonomie.

Und sowieso gilt für ihn: ob man die Töne mit den Fingern auf Tasten spielt oder im Chor singt, das ist egal: er fordert seine Musiker immer bis auf’s Äußerste!

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8 Musik 6

Johann Sebastian Bach:

„Matthäus-Passion“ für Soli, Chor und Orchester BWV 244 Nr. 29

„O Mensch, bewein dein' Sünde groß“

Choral a 2 Chori Werner Güra (Tenor) Johannes Weisser (Bass) RIAS Kammerchor

Akademie für Alte Musik Leitung: Rene Jacobs

Die Choralfantasie „Oh Mensch bewein dein Sünde groß“ aus der Matthäuspassion mit der Akademie für Alte Musik unter der Leitung von René Jakobs.

Nach den Stellen in Arnstadt und Mühlhausen wird Bach in Weimar, wie wir gestern gehört haben, „Diener zweier Herren“. Der ältere Wilhelm Ernst, etwa 45 Jahre alt, ist tief gläubig und ein Förderer von anspruchsvoller geistlicher Musik. Der jüngere Ernst August ist erst einundzwanzig, interessiert an moderner weltlicher Musik, und zu ihm hat Bach naturgemäß ein viel herzlicheres Verhältnis. Außerdem findet Ernst August, Bach sei genau der richtige Umgang für seinen Halbbruder, Prinz Johann Ernst, der selbst ein talentierter Komponist ist. Wie war das nun mit der Bearbeitung der zeitgenössischen Komponisten, die diese Herrschaften von Bach verlangten? Wie klingt ein originaler Telemann, und wie Bachs Bearbeitung?

Hier ein Satz aus Telemanns Violinkonzert g-moll.

Musik 7 Georg Philipp Telemann:

Violinkonzert g-Moll TWV 51:g1 Elizabeth Wallfisch (V)

L'Orfeo Barockorchester Leitung: Michi Gaigg

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9 Und das hat Bach aus dem Konzert gemacht, weil die Herzöge so etwas gerne auf dem Cembalo hören wollten. Natürlich ist das Cembalo für Bach als

ausgezeichneten Tastensolisten, der er war, das bevorzugte Konzertinstrument.

Später wird er in Leipzig ausgiebig Konzerte für Cembalo entwerfen, nicht nur, um beim Collegium musicum zu glänzen, sondern auch, um seinen Söhnen Wilhelm Friedemann und Carl Philipp Emanuel ausreichend Konzertpraxis zu verschaffen.

Musik 8

Johann Sebastian Bach:

Konzert für Cembalo g-Moll BWV 985 3. Satz: Allegro aus Konzerte

nach verschiedenen Meistern BWV 972 - 987 Harald Hoeren (Cembalo)

Harald Hoeren mit Bachs Telemann-Bearbeitung.

Nach Weimar, wo er ja – mit Gefängnisstrafe belegt - ganz und gar ungnädig entlassen wird – kommt Bach 1717 als Hofkapellmeister zum Fürsten Leopold von Anhalt-Köthen. Der junge Ernst August wird sein Vergnügen daran gehabt haben, das Talent an den Hof seines Schwagers zu vermitteln. In Köthen entstehen neben Konzerten und Sonaten auch, dank eines illustren Auftraggebers, die

Brandenburgischen Konzerte, dazu morgen mehr. Aber von all den schönen

Köthener Werken für Flöte, Oboe oder Violine gibt es keine Originalfassungen mehr.

Nur aus späteren Cembalokonzerten lassen sie sich rekonstruieren. Und das zeigt, wie außergewöhnlich Bachs „Work in progress“ ist. Er bearbeitet seine Werke mit Rücksicht auf die sich wandelnden äußeren Bedingungen! Und eine solche

Verhaltensweise ist neu in der Musikgeschichte. Nicht mal Heinrich Schütz ging so vor, für neue Aufführungsbedingungen komponierte er neue Werkzyklen. Mehr als andere Komponisten nimmt Bach aber seine eigenen Werke so wichtig, dass er sie sich später immer wieder von neuem vornimmt. Das Komponieren ist nicht mehr nur eine Frage des Geschmacks, sondern es wird zur Arbeit an Problemen, für die er immer wieder neue und bessere Lösungen sucht! Das Stuttgarter Kammerorchester wird beim Tübinger Bachfest eines der frühen Köthener Konzerte spielen, es lässt

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10 sich nämlich aus der Klavierkonzertfassung rekonstruieren. Aus einem

Klavierkonzert f-moll, es ist BWV 1056, mache ein Violinkonzert g-moll!

Musik 9

Johann Sebastian Bach:

Violinkonzert g-Moll BWV 1056R Daniel Sepec (Violine)

Deutsche Kammerphilharmonie Bremen Leitung: Daniel Sepec

Das Presto aus einem rekonstruierten Köthener Violinkonzert mit Daniel Sepec und der deutschen Kammerphilharmonie Bremen. Bachs Unermüdlichkeit wird Früchte tragen, so richtig erst nach seinem Tod. Als Mozart einmal an der Thomasschule in Leipzig zu Besuch ist und der Thomaschor ihm Bach Motetten vorsingt, stutzt er schon nach wenigen Takten und ruft: „Was ist das? – das ist doch einmal etwas, woraus sich was lernen lässt“. So bezeugt es der Begründer der Allgemeinen musikalischen Zeitung Friedrich Rochlitz 1798. Damals bringt man Mozart Werke Bachs, die nicht in Form von Partituren, sondern nur in einzelnen Stimmen vorliegen.

Mozart breitet sie um sich herum aus, sie liegen auf den Stühlen, auf seinen Knien, er hält sie in den Händen hoch und liest und liest. So dass er Zitat: „…alles andere vergessend, nicht eher aufstand, bis er alles, was von Sebastian Bach da war, durchgesehen hatte“. Die Inspiration dieser Stunde kann einem kaum entgehen, wenn man in Mozarts Requiem hinein hört.

Musik 10

Wolfgang Amadeus Mozart, Franz Xaver Süßmayr:

Requiem d-Moll KV 626 für Soli, 4-stimmigen g emischten Chor und Orchester

Communio. Lux aeterna

Christine Schäfer (Sopran) Bernarda Fink (Alt) Kurt Streit (Tenor) Gerald Finley (Bass)

Arnold-Schönberg-Chor - Concentus musicus Wien Leitung: Nikolaus Harnoncourt

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11 Ein Ausschnitt aus Mozarts Requiem mit dem Concentus Musicus Wien unter

Nikolaus Harnoncourt.

Das war die SWR 2 Musikstunde mit Anette Sidhu-Ingenhoff, morgen heißt es hier:

„Bach bearbeitet…“ Teil 3.

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