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SWR2 MANUSKRIPT

SWR2 Musikstunde

Pasticcio musicale 05-17 Mit Konrad Beikircher

Sendung: 20. Mai 2017 Redaktion: Martin Roth Produktion: 2017

Bitte beachten Sie:

Das Manuskript ist ausschließlich zum persönlichen, privaten Gebrauch bestimmt. Jede weitere Vervielfältigung und Verbreitung bedarf der ausdrücklichen Genehmigung des Urhebers bzw.

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SWR2 Musikstunde, 20.05.2017 Pasticcio musicale (Mai 2017)

Signet + Titelmusik

... ja, ja, ja, dritter Samstag im Monat, ich bin hier, Ihr Konrad Beikircher...

... und ich warte schon heiß darauf, endlich ans Mikrophon zu dürfen, weil ich Ihnen das eine und das andere erzählen möchte, der Mai ist ja ein recht spezieller Monat und da möchte ich gleich mit einem kleinen Mai-Juwelchen aufwarten:

Prüm: Kennen Sie Prüm? Das ist ein zauberhafter Ort in der Eifel, ohne Navi nicht zu finden, denn es liegt in einer Talsenke, obendrüber sind Brombeersträucher, da siehst du nix, wenn du da vorbeifährst, also: Navi. Nun ist Prüm aber nicht nur ein zauberhafter Ort in der Eifel, mein Gott, derer gibt es viele, nein, Prüm ist was besonderes: in Prüm gibt es eine wunderbare Barock-Basilika, aber vom Feinsten, sage ich Ihnen und in Prüm gibt es ein Benediktinerkloster, das hat die Urgroßmutter von Karl dem Großen gegründet, im Jahre 721. Ich meine: 2 Jahre nach St. Gallen.

Und das in der Eifel! Ist das nicht der Hammer? Sie sehen daran, wie alt man in der Eifel werden kann, äh... Aber da gibt es noch was: in den 82oer Jahren kam ein junger Mönch nach Prüm ins Kloster, der Wandalbert, Hobby: lustwandeln, deshalb hiess er ja auch so, der hat sich um die Gärten gekümmert, durch die er

gewandalbert ist und hat paar Gedichte geschrieben. Ja gut, und ein paar

Heiligenbiographien. In lateinischer Sprache, ich meine: für einen Bruder Gärtner schon was Besonderes, oder?!

Seine ganz große Leistung aber war folgende: er hat ein Getränk erfunden, das sich bis heute ungebrochener Beliebtheit erfreut. Er hat, wie gesagt, die Gärten betreut, und das in der Eifel. Das heißt: das erste frische Grün, auf das man hoffen konnte, kam im Mai, vorher war es zu kalt für. Das erste, was nun im Jahre 854 sich aus dem Schnee reckte, war Waldmeister, der aber noch nicht so hieß. Wandalbert

beobachtete das neue Kraut du fragte sich, was man damit wohl machen könne. Er stand nun im Garten des Klosters, hatte noch ein Glas Weißwein – den Rest von der Frühmesse aus dem Kelch, den er auf die Schnelle bei der Wandlung nicht

austrinken konnte – in der Hand. Nun hatten die Benediktiner in Prüm damals weite Verbindungen, die gingen bis in die Bretagne, also: sie hatten Weißwein von der Ahr

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im Keller und Champagner aus Reims, den die damals als Messwein hatten. Wobei:

ich meine, stellen Sie sich mal vor: morgens um halb sechs die erste Messe, dann um halb sieben, dann um halb acht die Schülermesse, da hast du doch schon gut einen Liter drin, oder?! Also da war man schon ganz gut abgerundet, bevor der Tag überhaupt losging. Also: er stand im Garten, schaute auf den Waldmeister und weil er auch Kellermeister war, dachte er sich, was wohl werden würde, wenn man diese drei Komponenten zusammenbrächte: Weißwein, Champagner und Waldmeister.

Weil er Dichter war, formulierte er es so:

"Jetzt ist es ratsam, den herben Wein mit duftigen Kräutern zu mischen und mit den Säften, die zu mancher Arznei die Fluren hervorsprießen lassen."

Und fertig war: die Maibowle! Dafür wurde er natürlich heiliggesprochen und wir haben seit 854 sein Rezept und halten es in Ehren.

Aber bitte: nehmen Sie guten Weißwein und Champagner, keine Sekt-Plörre oder so - es gibt sogar Rezepte, bei denen man Champagner durch Mineralwasser ersetzt, gesponsert by einem namhaften Sprudelhersteller, EKELHAFT!!!, nein, wir bleiben beim Echten und dem Hl Wandalbert aus Prüm in der Eifel treu!

Marc-André Hamelin:

„Nr. 3: After Paganini-Liszt h-Moll“ aus: 12 Etüden in allen Molltonarten für Klavier Marc-André Hamelin (Klavier)

Sie wissen, dass ich aus Südtirol stamme und das klassische Abitur gemacht habe.

Altgriechisch habe ich zwar nicht mit Leidenschaft, aber sehr gerne gemacht und habe es darin zu einigen schülerischen Ehren gebracht. Und in der Familie haben wir alle gerne gelacht, wenn mein Papa die Geschichte von seinem Griechisch-Lehrer in Brixen erzählte, der in den 1920er Jahren die klassische Urlaubsreise nach Athen machte, in bester Stimmung in der Plaka saß, einen Wein bestellen wollte und das – er war ja des Attischen mächtig – mit den homerischen Worten tat: „Oinon pherete!“, grad so, als ob er im Kiosk einen Kleber kaufen möchte, der gut klebt und das mit dem Merseburger Spruch tut: „ben zi bena bluot zi bluoda lid zi geliden sose gelimida sin“. Ich möchte gerne wissen, was er da angeboten bekäme! Aber zurück zum Griechischen: wissen Sie, was in meinen Augen eine der größten Leistungen des menschlichen Geistes ist? Schlacht bei Marathon. Die Griechen siegen über die Perser, eine der entscheidenden Schlachten des Abendlandes. Damit die Athener

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möglichst schnell erfahren, wie die Schlacht ausgegangen ist, macht sich in

Marathon der junge Pheidippides auf den Weg, so erzählt es uns 5oo Jahre nach der Schlacht Plutarch, der wundervolle Historiker. Er ist guter Querfeldein-Läufer und traut sich die 42 Komma Dingens Kilometer zu. Pheidippides war ein einfacher Mensch, also hat er während des ganzen Laufes darüber nachgedacht, wie das heißt: wir haben gewonnen. Ja nicht in deutsch, nee, in altgriechisch. Wissen Sie, wie schwer das ist? Altgriechisch? Wir haben gewonnen, da sind wir in der Schule wochenlang darüber gesessen, bis wir das endlich heraushatten, nikao, ich siege, Wortstamm: nik, dann kommt Perfekt und die Reduplikation und die

Silbenverdopplung und Wurzel aus 3 mal pi und was weiß ich noch alles, jedenfalls:

die Hölle, wenn man „wir haben gesiegt“ ins altgriechische übersetzen will. Und was war? Der Läufer, der hat es geschafft und das, obwohl er 42 Kilometer gelaufen ist und in Athen nur noch aus dem letzten Loch pfiff und obwohl er grad mal den Hauptschulabschluss hatte, also kein gelehrter klassischer Gymnasiast, er hat es geschafft „wir haben gesiegt“ korrekt in die Sprache Homers zu übersetzen: er kam auf der Agora, also quasi am Alter Markt von Athen an, schnauft noch ein bisschen, dann stößt er „NE-NI-KEKAMEN“ heraus, guckt noch mal und fällt tot um. Also wie ich das gehört habe, in der Schule damals, ich war platt. Nenikekamen – so, aus dem Stand quasi, ohne Wörterbuch, ohne alles – Wahnsinn! Was für eine Leistung.

Traditionell (griechisch):

Mein roter Apfel (auf Griechisch gesungen…) Maria Farantouri (Gesang) und Ensemble Dauer: 3'12

Das fiel mir nur grad ein, wo wir uns über den Hl Wandalbert und seine

mittelalterliche Erfindung unterhalten haben: die Maibowle, auch eine der großen Leistungen der Menschheit. Jetzt werfen wir aber einen kurzen Blick in den Kalender und was sehen wir? 13. Mai 1717 – Maria Theresia erblickt das Licht der Welt, wir feiern ihren 3oo. Geburtstag. Maria Theresia! Was für ein Mythos, was für eine Frau!

Mindestens so berühmt wie Katharina die Große, nur sexuell nicht ganz so aktiv wie die deutsch-russische Zarin, Obwohl: man weiß es nicht, denn: Maria Theresia hatte 16 Kinder, die wird sie ja auch nicht bei e-bay bestellt haben. Und sie hatte diese 16 Kinder mit einem Mann: ihrem Franzl, den sie zum Kaiser krönen ließ, obwohl er gar

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nicht die Voraussetzungen dafür hatte: österreichische Staatsbürgerschaft, mindestens Realschulabschluss und Grundkenntnisse in Gabelsberger und Ungarisch. Die Arbeitsaufteilung war auch ein Leben lang klar: sie regierte, er kümmerte sich ums Geld. So weit so gut, nur etwas übersah sie: wenn ein Mann 16 Kinder zeugen kann, muss er über ein Testosteron-Potential verfügen, das sich wahrscheinlich nicht nur im ehelichen Schlafzimmer austobt. Kurz: Franz I. war ein notorischer Fremdgänger, noja, seine Oma war Lieselotte von der Pfalz, mehr brauche ich wohl nicht zu sagen: wer ihre Briefe kennt, weiß, aus welchem Holz sie geschnitzt war! Maria Theresia hat aber schon sehr darunter gelitten. Neben allen Fisternöllchen, die Franz I. hatte, war eines von jahrelanger Beständigkeit: das

Verhältnis zu Maria Wilhelmina von Auersperg, einer ausgesuchten Schönheit. Maria Theresia wusste davon und sann auf Rache. Sie nutzte dafür eine ihrer ganz großen Leidenschaften: das Glücksspiel Pharao. Dieses Glücksspiel war in ihrer Zeit

unglaublich populär und weil viele Menschen darin viel Geld verloren, wurde es zu Lebzeiten Maria Theresias immer mal wieder verboten – ohne Erfolg. Die Kaiserin war berühmt und gefürchtet für ihr legendäres Glück im Spiel. Sie erspielte sich unglaubliche Summen, verlor natürlich auch schon mal, so an einem Abend 100.000 Dukaten, also wir reden hier nicht von Kleinigkeiten. Sie war allerdings auch

großzügig: sie gewann von Khevenmüller, ein Adliger aus ihrer Entourage, nicht nur Geld sondern sein Haus, das er einsetzte, schenkte es aber unverzüglich seiner Frau, worüber er sich bestimmt gefreut hat. Sie war also eine gefürchtete

Hasardeurin im Glücksspiel und genau das nutzte sie für ihre Rache an der Rivalin.

Sie lud Maria Wilhelmina von Auersperg zu einer kleinen Partie Pharao in die Hofburg ein, die musste kommen und Maria Theresia, auf ihr Glück im Spiel vertrauend, zockte sie ab, dass es nur so rauschte. Was für eine Frau!

Joseph Haydn:

1. Satz aus der Sinfonie Nr. 48 C-Dur „Maria Theresia“

Orpheus Chamber Orchestra Dauer: 7'43

Wir denken aber an Maria Theresia auch als die Kaiserin, der der kleine Mozart auf den Schoß gesprungen ist, nachdem er ihr vorgespielt hatte. Maria Theresia war zwar dem Kind Mozart gewogen und hat ihn auf dem Schoß sitzen lassen, aber das

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wars auch schon. Als ihr Sohn Erzherzog Ferdinand Mozart an seinem Hofe in Mailand (das gehörte damals zu Österreich) anstellen wollte und seine Mama fragte, was sie denn davon hielte, schrieb sie:

"Sie fragen mich, ob Sie den jungen Salzburger in Ihre Dienste nehmen sollen. ich weiß nicht wieso; ich glaube nicht, dass Sie einen Komponisten oder derlei unnütze Leute brauchen...Ich sage dies nur deshalb, damit Sie sich nicht unnütze Leute und derlei Volk auf den Hals laden... Er hat noch dazu eine große Familie." Klare Worte, oder?! Sie besagen aber auch, dass die "große" Kaiserin Maria Theresia keinen blassen Schimmer davon hatte, wer dieser Mozart eigentlich ist. No, Mozart hat seinen Weg trotzdem gemacht, auch ohne beschützende Kaiserin!

Wolfgang Amadeus Mozart:

Andante aus der Sonate für Klavier und Violine C-Dur KV 6 Rachel Podger (Violine)

Gary Cooper (Hammerklavier) Dauer: 3'52

Zeit, liebe Freunde des Pasticcio musicale, für unsere kleine Fabel von James Thurber. Sie wissen: in diesem Jahr jeden Monat eine davon, weil es Spaß macht.

Also: James Thurber, „75 Fabeln für Zeitgenossen“. Heute:

Tee kontra Kaffee

Ein jungverheirateter Ehemann wurde um fünf Uhr morgens von seiner Frau geweckt. „Was ist denn? Brennt das Haus?“ murmelte er schlaftrunken.

Die junge Frau lachte fröhlich. „Draußen wird es schon hell“, sagte sie, „und ich will einen Kuchen mit Zuckerguss backen.“

„Ich mag keinen Kuchen mit Zuckerguss“, knurrte der Mann, „ich möchte Toast und Kaffee haben.“

Du sollst doch den Kuchen mitnehmen und ihn den anderen Jungen zeigen“, erklärte seine Frau.

„Welchen Jungen?“, fragte der Mann, der noch immer nicht ganz wach war.

„Den Jungen im Büro natürlich, du Schäfchen“, sagte sie, „zeig ihnen den Kuchen und bring ihn dann wieder mit. Vielleicht essen wir ihn heute zum Abendbrot.“

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Der Mann stand auf, um sich anzuziehen.

„Ich mache jetzt für uns beide Tee“, verkündete sie, trällerte den Schlager Tea for two und fügte hinzu: „dieses Lied beweist, dass Leute, die sich lieben, Tee trinken und keinen Kaffee. Deswegen bekommst du Tee zum Frühstück.“

Der Mann hatte seine Schuhe zugeschnürt und band gerade den Schlips um, als sie in die Hände klatschte und begeistert ausrief: „Wir wollen zwei Kinder haben. Du kannst den Jungen erziehen und ich übernehme das Mädchen.“ Damit rannte sie die Treppe hinunter um den Kuchen mit Zuckerguss zu backen, den ihr Mann den

Kollegen im Büro zeigen sollte. Als der Mann allein war, schaute er auf die Uhr. Es war elf Minuten nach Fünf. Er putzte sich die Zähne, bürstete sein Haar, stieg dann aufs Fensterbrett, landete mit einem Sprung im Vorgarten und lief eilends in den grauenden Morgen hinein, auf der Suche nach einem durchgehend geöffneten Lokal, in dem ein Mann ein Frühstück nach seinem Herzen – und nach seinem Magen – bestellen konnte.

Moral: Im Leben geht’s nicht wie im Schlager zu und das ist ein Glück, denn sonst liefe so mancher Ehemann fort und käme nie mehr zurück.

Vincent Youmans:

Tea for two

Art Tatum (Klavier) und Ensemble Dauer: 3'06

Sie wissen: Ihr Konrad Beikircher lebt in Bonn, und das seit dem 19. Oktober 1965.

Ich bin damals nach Bonn gekommen aus drei Gründen:

Beethoven

Bonn hat ein wunderschönes Schloss, in dem die Uni ist und Psychologie, was ich studierte, war in Bonn bestens besetzt.

Ich erzähle oft und viel über Beethoven und freue mich immer, wenn ich das ein oder andere Klischee zurechtrücken kann. Das tue ich gerne mit Hilfe von Zeitzeugen, bei denen es ja – wie immer – solche und solche gibt. Zu den guten, solcher Zeitzeugen, was Beethoven angeht, gehören Ferdinand Ries und Franz Gerhard Wegeler, beide waren sie aus Bonner Zeiten Freunde des Komponisten und ihm ein Leben lang engstens verbunden. 1838, elf Jahre nach seinem Tod, haben sie ihr Wissen

zusammen getragen und die wundervollen „Biographischen Notizen über Ludwig van

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Beethoven“ veröffentlicht, die erste wirklich authentische Biographie, quasi, ein Steinbruch für alle späteren Biographen. Franz Gerhard Wegeler, hochdekorierter Arzt in Koblenz, berichtet in seinem Teil der biographischen Notizen über eine kleine Eigenheit des Meisters, die uns erklärt, warum er – worüber ja immer wieder

gerätselt wurde und wird – außer dem Erzherzog Rudolph eigentlich keine Schüler hatte. Ich darf zitieren: Wegeler, 1838:

„Von seiner ersten Jugend an hatte Beethoven eine außerordentliche Abneigung gegen jede Ertheilung von Unterricht. Frau von Breuning wollte ihn zuweilen dazu zwingen, in das ihrem Hause gegenüberstehende des Österreichischen Gesandten, Grafen von Westphal, zu gehen, um seine Lectionen fortzusetzen. Dann ging er, wie ein übellauniges Eselchen, da er sich beobachtet wusste, fort, kehrte aber oft am Hause selbst noch um, lief zurück und versprach dann: er wolle am folgenden Tage zwei Stunden Unterricht geben, heute aber sei es ihm unmöglich. Seine eigene bedrängte Lage trieb ihn nicht an, wohl aber der Gedanke an seine Familie, vorzüglich der an seine liebe Mutter.

Später, als Beethoven in Wien schon auf einer hohen Stufe stand, hatte sich auch ein ähnlicher, wo nicht noch stärkerer Widerwillen gegen die Aufforderung zum Spielen in Gesellschaften entwickelt, so dass er jedesmal dadurch allen Frohsinn verlor. Er kam dann mehrmals düster und verstimmt zu mir, klagte, dass man ihn zum Spielen zwinge, wenn auch das Blut unter den Nägeln ihm brenne. Allmählich entspann sich dann zwischen uns ein Gespräch, worin ich ihn freundlich zu

unterhalten und völlig zu beruhigen suchte. War dieser Zweck erreicht, so ließ ich die Unterredung fallen, setzte mich an den Schreibtisch und Beethoven musste, wollte er weiter mit mir sprechen, sich dann auf den Stuhl vor dem Klaviere setzen. Bald griff er nun, oft noch abgewendet, mit unbestimmter Hand ein paar Akkorde, aus denen sich dann nach und nach die schönsten Melodien entwickelten. O, warum verstand ich nicht mehr davon! Notenpapier, das ich einige Male, um etwas Manuskript von ihm zu besitzen, anscheinend ohne Absicht auf das Pult gelegt hatte, ward von ihm beschrieben, aber dann auch am Ende zusammengefaltet und eingesteckt! Mir blieb nur die Erlaubnis, mich selbst auszulachen. Über sein Spiel durfte ich nichts oder nur Weniges, gleichsam im Vorbeigehen, sagen. Er ging nun gänzlich umgestimmt weg und kam dann immer gern zurück. Der Widerwille blieb indessen und ward oft die Quelle der größten Zerwürfnisse Beethovens mit den ersten seiner Freunde und Gönner.“

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Ludwig van Beethoven:

2. Satz: Andante con moto aus dem Konzert für Klavier und Orchester Nr 4 G-Dur op. 58

Vladimir Ashkenazy (Klavier) Chicago Symphony Orchestra Leitung: Georg Solti

Dauer: 6'13

No und das wär’s ja schon wieder, die Stunde pasticcio geht zur Neige, um mich mal etwas altväterlich zu äußern, ich schaue aus dem Fenster, dem Juni entgegen und mir fällt eine typisch rheinische Geschichte ein, die ich vor ein paar Wochen erlebt habe: Ich will in „meine“ Bäckerei in Bad Godesberg gehen, da ruft mir eine Frau aus der Fußgängerzone zu: „Moment, Herr Beikircher, ich hab ein Geschenk für Sie“.

Neugierig warte ich, dann steht sie vor mir und sagt: „Naja, kein richtiges Geschenk, es ist ein Satz, den ich Ihnen schenke, machen Sie damit, was Sie wollen, es wird Ihnen schon das richtige einfallen, also: ‚ Mir ist egal, wer Dein Vater ist: so lange ich hier am Angeln bin, läufst Du nicht übers Wasser!“. No, ist das nicht hübsch? So ist das Rheinland: du willst Brötchen kaufen und kommst mit einer heiteren Geschichte nach Hause. Wunderbar! Also: liebe Grüße, machen Sie’s gut und seien Sie

herzlichst gegrüßt von Ihrem Konrad Beikircher

Joseph Haydn:

Presto aus dem Divertimento Nr. 3 D-Dur für Flöte, 2 Oboen, 2 Hörner, 2 Violinen und Basso continuo Hob II:35

Haydn-Ensemble Berlin

Leitung: Hansjörg Schellenberger

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