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SWR2 Oper

Paul Dessau: „Die Verurteilung des Lukullus“

Sendung: Sonntag, 20. März 2022, 20.03 Uhr Redaktion: Bernd Künzig

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2 Heute „Die Verurteilung des Lukullus“ von Paul Dessau und Bertolt Brecht in einer aktuellen Produktion der Staatsoper Stuttgart. Man könnte geneigt sein, der Staatsoper Stuttgart ein gewisses prophetisches Gespür zuzubilligen, als sie am 1. November 2021 Paul Dessaus mittlerweile nahezu in der Versenkung verschwundene Oper „Die Verurteilung des Lukullus“

von 1951 auf das Programm setzt. Denn es geht hier keineswegs um die Verurteilung der lukullischen Genüsse, sondern um jene Grundbedingungen, die sie ermöglichen. Dieser Lukullus war ein historisch überlieferter römischer Kriegsgeneral, der mit seinen brutalen Eroberungen zu einem Multimillionär wurde, was ihm erst seine Luxusbauten und -gelage ermöglichte. In Brechts Worten und Sichtweise: ein brutaler Kriegsverbrecher, dem hier nicht auf Erden, sondern erst nach seinem Ableben in der Unterwelt der Prozess gemacht wird.

Das Urteil ist vernichtend und lautet am Ende schließlich auch: „Ins Nichts mit ihm und ins Nichts mit allen wie er!“ Welch prophetische Worte im Jahr 1951, gesungen im November 2021 mit Zukunftsblick auf das Kriegsdesaster eines Gewaltherrschers in der Ukraine im März 2022.

So weit so schlecht. Selbstverständlich hatten weder Bertolt Brecht noch Paul Dessau mit ihrer Oper einen wiederbelebten Stalinismus im Fokus, sondern den soeben

untergegangenen Faschismus. Schon zu Beginn des zweiten Weltkriegs schreibt Brecht 1939 sein Hörspiel „Das Verhör des Lukullus“ im schwedischen Exil. Am 12. Mai 1940 sendet es das Radio Beromünster in Bern. Nach dem Ende des Kriegs und Brechts Rückkehr in die DDR, fasst er mit Paul Dessau, dem bewährten Komponisten von

Bühnenmusik seiner Stücke, den Plan, das Hörspiel in eine Oper umzugestalten. Am 17.

März 1951 wird die erste Fassung der Oper an der Staatsoper in Berlin uraufgeführt und prompt verboten. Sie löst eine heftige Diskussion mit den beiden Autoren aus, unter anderem sogar mit dem Präsidenten der DDR Wilhelm Pieck. Der Vorwurf: das Stück sei formalistisch und bediene sich westlich dekadenter Kunstmittel. Damit bricht auch in der DDR die bereits 1949 in der Sowjetunion begonnene zweite Formalismusdebatte aus. Zum zweiten Mal werden nach den Säuberungen von 1936 Künstler gemaßregelt. Brecht und vor allem Dessau nahmen Änderungen vor. Die Anklage gegen Angriffskriege wurde dabei sogar verschärft. Diese zweite Fassung wird am 12. Oktober 1951 in Berlin uraufgeführt.

Und seitdem ist „Die Verurteilung des Lukullus“ das vielleicht meistgespielte Opernwerk Dessaus geblieben. Nach 1989 verschwindet es zusehends von den Bühnen. Vielleicht zu Unrecht, wie die Staatsoper Stuttgart zeigt.

Über die Stuttgarter Produktion und das Stück hat sich SWR2 Opernredakteur Bernd Künzig mit Bernhard Kontarsky, dem Dirigenten unserer Aufführung unterhalten.

O-Ton: Bernhard Kontarsky zu "Die Verurteilung des Lukullus" (11:01)

Soweit der Dirigent Bernhard Kontarsky im Gespräch über „Die Verurteilung des Lukullus“

von Paul Dessau und Bertolt Brecht. Die Oper hebt an mit dem Trauerzug für den

verstorbenen Feldherrn Lukullus. Verordnete Staatstrauer, der der ungerührte Alltag folgt.

Nach der Beisetzung geben sich auch die Offiziere lieber den diesseitigen Vergnügungen hin. Ein Lehrer trichtert den Schülern die Daten der lukullischen Eroberungen ein. In der Unterwelt hingegen muss sich der große Feldherr gedulden. Er ist ziemlich verärgert, weil man ihn warten lässt.

Die Mitwirkenden sind:

Lukullus, römischer Feldherr: Gerhard Siegel Der König: Friedemann Röhlig

Die Königin / Erste Aufruferin: Alina Adamski

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3 Erster Legionär: Jorge Ruvalcaba

Zweiter Legionär: Gerald Farreras

Lasus, Koch des Lukullus: Torsten Hofmann Der Kirschbaumträger: Elliott Carlton Hines Das Fischweib: Maria Theresa Ullrich Die Kurtisane: Deborah Saffery Der Lehrer: Philipp Nicklaus Der Bäcker: Heinz Göhrig Der Bauer: Jasper Leever

Tertullia, eine alte Frau: Cheryl Studer Zweite Aufruferin: Laia Vallés

Dritte Aufruferin: Clare Tunney Der Totenrichter: Simon Bailey

Sprecher des Totengerichts: Thorbjörn Björnsson

Eine kommentierende Frauenstimme: Gina-Lisa Maiwald

Es singen der Staatsopernchor Stuttgart und Solistinnen des Kinderchors und Kinderchor der Staatsoper Stuttgart

Das Staatsorchester Stuttgart wird von Bernhard Kontarsky geleitet.

Musik: Paul Dessau: Die Verurteilung des Lukullus (Teil 1) M0680173 (26.10)

Lukullus ist also in der Unterwelt angekommen. Bevor wir mit dem Verfahren um seine Kriegstaten fortfahren und das Urteil über ihn gesprochen werden kann, hören wir den Dramaturgen der Aufführung an der Staatsoper Stuttgart Miron Hakenbeck im Gespräch mit SWR2 Opernredakteur Bernd Künzig über Paul Dessaus und Bertolt Brechts Oper „Die Verurteilung des Lukullus“.

O-Ton: Miron Hakenbeck zu "Die Verurteilung des Lukullus" (11:48)

Soweit Miron Hakenbeck, Dramaturg der Stuttgarter Aufführung von Paul Dessaus und Bertolt Brechts „Die Verurteilung des Lukullus“ im Gespräch mit SWR2 Opernredeakteur Bernd Künzig. In der Unterwelt braucht der große Feldherr, den die Plebejer Lakalles

nennen, einen Fürsprecher. Doch keiner findet sich. Auch der herbeigeschleppte Fries seiner Taten zeigt nichts Maßgebliches. Ein König klagt über die Zerstörung seines Reichs, die Königin, dass sie Lukullus Horden vergewaltigt hätten. Alles sei zur Größe Roms geschehen.

Doch das Volk hat nichts von dieser Größe abbekommen. Im Gegenteil: die Söhne der Mütter sind aus den fürchterlichen Kriegen nicht mehr zurückgekehrt. Nur der Koch lobt Lukullus: er hätte ihn zum Künstler seines Fachs gemacht. Wichtig sei vor allem die

Überführung eines Kirschbaums aus Asien gewesen. Doch das Gericht erkennt: dafür hätte es eines Mannes bedurft und nicht der 80 000 Geopferten. Selbst die Legionäre erkennen den Missbrauch. Das Gericht spricht sein Urteil: „Ins Nichts mit ihm und ins Nichts mit allen wie er.“

Musik: Paul Dessau: Die Verurteilung des Lukullus (Teil 2) M0680173 (69:49)

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4 Im SWR2 Opernabend hörten Sie „Die Verurteilung des Lukullus“, Oper in zwölf Szenen von Paul Dessau und Bertolt Brecht. Die Mitwirkenden waren:

Lukullus, römischer Feldherr: Gerhard Siegel Der König: Friedemann Röhlig

Die Königin / Erste Aufruferin: Alina Adamski Erster Legionär: Jorge Ruvalcaba

Zweiter Legionär: Gerald Farreras

Lasus, Koch des Lukullus: Torsten Hofmann Der Kirschbaumträger: Elliott Carlton Hines Das Fischweib: Maria Theresa Ullrich Die Kurtisane: Deborah Saffery Der Lehrer: Philipp Nicklaus Der Bäcker: Heinz Göhrig Der Bauer: Jasper Leever

Tertullia, eine alte Frau: Cheryl Studer Zweite Aufruferin: Laia Vallés

Dritte Aufruferin: Clare Tunney Der Totenrichter: Simon Bailey

Sprecher des Totengerichts: Thorbjörn Björnsson

Eine kommentierende Frauenstimme: Gina-Lisa Maiwald

Staatsopernchor Stuttgart

Solistinnen des Kinderchors und Kinderchor der Staatsoper Stuttgart

Es spielte das Staatsorchester Stuttgart Der Dirigent war Bernhard Kontarsky

Sie hörten den Mitschnitt der Aufführungen vom 15. und 20. November 2021 aus der Staatsoper in Stuttgart.

Wir bleiben in der Unterwelt und dem Reich des Gedenkens. 1979 war der Komponist Paul Dessau in Ost-Berlin gestorben. Im Jahr danach widmet ihm der mit Dessau auch politisch sympathisierende Hans Werner Henze seine Orchesterkomposition „Barcarola“. Als

Barkarole ist es eine Musik zur Überführung auf einem Fluss. In diesem Orchesterbild ist es der Styx, der Fluss im altgriechischen Totenreich. Am Ende schimmert die Insel der Seligen auf. Am Beginn zitiert Henze den „Eton Boating Song“ aus seiner dem Lukullus in mancher Hinsicht verwandten politischen Antikriegsoper „We come to the river“. Wir hören die

„Barcarola“ mit dem City of Birmingham Symphony Orchestra. Der Dirigent ist Simon Rattle.

Musik: Hans Werner Henze „Barcarola“ Archiv-Nr. 3363814 (21:16) City of Birmingham Symphony Orchestra; Simon Rattle, Dirigent

Das City of Birmingham Symphony Orchestra spielte unter der Leitung von Simon Rattle Hans Werner Henzes dem Gedenken an Paul Dessau gewidmete „Barcarola“. Mit „Die Verurteilung des Lukullus“ waren nicht nur Dessau und Brecht Opfer der stalinistischen Kulturpolitik in der DDR geworden. Den Vorwurf des Formalismus handelte sich auch Dmitri Schostakowitsch in der Sowjetunion mit seiner 9. Sinfonie ein. Unmittelbar nach dem Kriegsende und dem Sieg der roten Armee über Nazideutschland weigerte er sich die von ihm erwartete große Siegessinfonie zu liefern. In gewisser Hinsicht streckte er Stalin und dem sozialistischen Realismus mit musikalischem Sarkasmus und Traurigkeit die Zunge heraus. Es sollte bis zum Tod des Gewaltherrschers Stalin 1953 dauern, bis

Schostakowitsch sich wieder an ein sinfonisches Werk machte. Das Philharmonische

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5 Orchester Oslo spielt unter der Leitung von Mariss Jansons Dmitri Schostakowitschs

Sinfonie Nr. 9.

Musik: Dmitri Schostakowitsch „Sinfonie Nr. 9“ M0055545.W02 (23:26) Philharmonisches Orchester Oslo, Mariss Jansons, Dirigent

Der SWR2 Opernabend ging zu Ende mit der neunten Sinfonie von Dmitri Schostakowtisch.

Mariss Jansons dirigierte das Philharmonische Orchester Oslo.

Redakteur des Opernabends war Bernd Künzig.

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